Marcus fing Calvenas Blick auf, weil er alles in sich aufsaugte, was die Situation gerade hergab. Er musste wissen, was als nächstes kommen würde, um sich gegebenenfalls aus dem Griff des Sklaven loszureißen und Reißaus zu nehmen. Schon wieder. Scheinbar ahnte der Sklave das und lockerte seinen Griff gar nicht erst.
Bia schien ihn gar nicht gehört zu haben. Sie starrte immer noch düster, sodass er missmutig seinen Mantel und die Händchen fallen ließ, als just sein Bruder das Atrium betrat und ob der Familienversammlung zuerst etwas irritiert aussah, aber recht schnell den Ernst der Lage erkannte. Schließlich heftete sich auch noch der Blick der alten Dame auf ihn.
“Ich war draußen spielen und spazieren,“ antwortete er Bia, die momentan das schlimmste Übel im Raum war. Er spürte, wie unter ihrem zornigen Blick sein sonst so verlässlich Pläne schmiedender Kopf langsamer arbeitete und mit einer Notlösung auf sich warten ließ. Verunsichert sah der Knabe den Praetorianer an und entschied sich, dass jeder Geschichte ein Deut Wahrheit gut zu Gesicht stand. “Dann habe ich einen Trupp Soldaten gesehen und bin ihnen nachgeschlichen. Sie sind marschiert, weißt du? Sie waren ganz schön schnell, aber ich habe mich nicht abschütteln lassen und bin ihnen immer weiter gefolgt.“ Dem Kind wich die Anspannung aus dem Leib, ohne dass es das wusste, während es erzählte. “Wusstest du, dass es einen Geheimdienst gibt? Ich glaube, die Soldati gehörten zu diesem. Sie sahen sehr wichtig aus.“ Ein schiefes Grinsen zeigte sich auf dem Kindergesicht, das seine eigenen Gesten beobachtet hatte. Doch als es nun den Blick wieder hob, schmolz es wieder dahin.
Schnell sah Marcus seinen Bruder an und beeilte sich den Kopf zu schütteln. “Nein, es gibt nichts. Ich habe nichts gestohlen!“ beteuerte er rasch. Er war sich sicher, dass die Zeit mehrerer Soldaten, die er gestohlen hatte, nicht zählte. Ergo log er nicht.
Dann huschte sein Blick zu der Alten. Er kannte sie noch nicht, hatte aber ein paar Dinge über sie erfahren. Dennoch hegte er die Hoffnung, dass sie vielleicht auf seiner Seite stehen würde. Mochten alte Frauen kleine Jungen nicht immer besonders gerne? Die Erfahrngen hatte er zumindest gemacht. Unterwegs hatten ihn alte Damen immer gerne mit Leckereien vollgestopft, wenn er sie nur lieb genug angesehen hatte.
Das Kind straffte sich und setzte sein höflichstes Lächeln auf. “Ich bin Marcus Germanicus Pius und dem sein Bruder.“ Er deutete auf Aculeo. “Mein Papa war Germanicus Impavida, aber er ist tot und so bin ich jetzt hier zu Hause.“