Beiträge von Helvetia Aviana

    Chrysea musterte Gytha etwas skeptisch, als diese die Äußerung bezüglich Mann und Familienleitung von sich gab. Sie schüttelte energisch den Kopf. "Nein, nein, sie leitet die Familie nicht. Das Oberhaupt ist immer noch ihr Vater, aber er ist mittlerweile im Ruhestand und hat sich, rein öffentlich, aus vielem zurückgezogen, sodass sie dem Haushalt eben vorsteht." erklärte die müttlerliche Sklavin geduldig. "Und dass du fragst ist doch gar kein Problem, musst du ja. Sonst findest du dich hier ja niemals richtig zurecht." wischte sie Gythas Bedenken beiseite.
    Sie verdrehte, als Gytha wieder so unsicher daherstammelte, leicht die Augen. "Nein, das ist nicht schlimm. Du sollst ja nur schneiden, das ist ja nicht so schwer. Hör einfach auf soviel Angst zu haben, das wird ja langsam nervig." brummte Chrysea. Sie musste einfach selbstsicherer werden, sonst würde sie als Leibwache nicht viel nützen. Angsthasen konnten niemanden schützen.

    Aviana musterte Tarasios Gesicht, das kaum Regungen beim Lesen zeigte. Erst als er geendet hatte, ließ er verlauten, was er davon hielt. Sie sollte ganz ruhig bleiben. Wie denn, wenn sie eine hohe Geldforderung ins Haus bekommen hatte und keine Ahnung hatte, was es damit auf sich hatte? Hierbei ging sogar ganz sein Kompliment unter, dass sie für gewöhnlich zu einem schüchternen Lächeln gebracht hätte.
    >Hach, warum muss sowas aber auch immer zu den blödesten Zeitpunkten passieren.< beklagte sich Aviana und verzog das Gesicht. Sie hatte keine Lust sich um solche stressigen Sachen zu kümmern. Andererseits hatte sie auch gelernt, langsam mal Verantwortung übernehmen zu können. Würde sie das nun eben anwenden. Sie atmete einmal tief durch und sah dann zu Tarasios.
    >Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung. Vermutlich Vaters Sekretär aber der ist gemeinsam mit Vater in Misenum. Da wird heute und die nächsten Tage oder Wochen nichts rumkommen.< meinte sie niedergeschlagen. Aviana selbst wäre auch sehr gern umarmt worden, aber in diesem Moment war ihr der Zustand nicht ganz klar. Und es war eigentlich auch egal wer - nur Trost hätte sie gut gebrauchen können. Sie wollte nicht mit den Finanzen ihres Vaters hantieren.

    Chyrsea schmunzelte nur still, als Gytha ihr Wohlgefallen bekundete. "Du wirst dich schnell einleben. Als Leibwächterin wirst du vermutlich sehr viel herumkommen, Aviana ist hier diejenige, die alle Fäden in den Händen hält und alles organisiert. Manchmal frage ich mich wirklich, wie sie das schafft. Sie ist doch selber noch so jung und unerfahren." seufze die dickliche Sklavin und legte, nachdem sie fertig war, das Messer zur Seite. Das Waschen schien Gytha ziemlich gut alleine erledigen zu können und so ließ sich Chrysea auf einen Schemel nieder, um der jüngeren Sklavin noch ein wenig Gesellschaft leisten zu können. "Nun ist aber genug gedankt. Kommt auch noch genug Arbeit auf dich zu. Heut ruh dich mal noch etwas aus, aber morgen wirst du schön mit anpacken, wenn die Domina dich nicht gerade selber braucht." kündigte sie an. "Du kannst mir beim Fleisch schneiden helfen - und beim Backen. Ich kümmere mich hier nämlich um die Küchenarbeit weißt du. Und so wenig hungrige Mäuler wir auch zu stopfen haben, sind diese Mäuler doch sehr gutes Essen gewöhnt. Hast du denn noch Fragen?" erkundigte sie sich.

    Auf die Frage Tarasios' war Aviana nicht weiter eingegangen, die Anwesenheit Silanas hatte sie zu sehr aus der Routine gebracht. Irgendwie schämte sich die junge Helvetia, dass sie von Silanas Ankunft überhaupt nichts mitbekommen hatte. Aber sie wirkte auch etwas unscheinbar, im Gegensatz zu Aviana. Zwar war Aviana nie besonders hergerichtet, aber allein durch ihren munteren Geist stach sie vielen schon ins Auge. Sie ging immer fröhlich und lachend umher.
    >Das tut mir aufrichtig leid, dass ich dich bisher so vernachlässigt habe. Dein Schlafzimmer oben hast du sicher schon bezogen? Haben die Sklaven dir alles hergerichtet und dir die wichtigsten Räumlichkeiten schon gezeigt?< Solange war es noch gar nicht her, da war Aviana selbst noch vollkommen neu in der nun heimischen Casa. Darum bemühte sie sich, der eigenen Unsicherheit zum Trotz, der "Neuen" fröhlich zuzulächeln.

    Als sie Tarasios endlich kommen sah, ging sie mit großen Schritten auf ihn zu und musterte ihn. Sie hatte beinahe sehnsüchtig auf seine Ankunft gewartet und gehofft - und nun, da er da war, wusste sie nicht recht wo sie anfangen sollte. Viel Zeit gönnte sie sich allerdings nicht, denn innerlich war sie noch immer völlig aufgewühlt.
    >Tarasios, das nächste Mal bitte schneller. Aber egal, das tut jetzt nichts zur Sache. Ich habe ein Schreiben bekommen, das besagt, dass wir keine Steuerurkunde übergeben haben. Ich weiß überhaupt nicht, was ich jetzt machen soll... Vielleicht.. Vielleicht sollte ich einfach mal hingehen, meinst du nicht auch?< sah sie ihn aus fragenden Augen an. Irgendwie war es skurril, dass die Herrin den Sklaven um Hilfe erfragte, in Angelegenheiten, die er eigentlich überhaupt nicht kennt und nachvollziehen kann. Sie reichte ihm einfach das Pergament herüber, damit er sich etwas näher besehen konnte. Das Geld, um das es ging, war ganz gewiss kein Pappenstil.

    Chrysea gab ein bestätigendes Grunzen von sich. Jaja, so waren viele Herrschaften. Sie hatte bisher immer Glück gehabt, außer über solche kaputten Sklaven von verkorksten Herren hatte sie noch keine tragischen Geschichten gehört oder erlebt. Ihre eigene Haut war sehr gut erhalten und auch ihr Geist ungebrochen. Sie war immer zufrieden in ihrem Sklavendasein gewesen, wurde immer gut behandelt und ihre Meinung hatte stets etwas gewogen. "Na, hier wirst'n gutes Leben haben. Für 'nen Sklaven ist das hier fast das Leben einer Made in den besten Speisevorräten!" lachte Chrysea herzlich auf und griff währenddessen zu einem gut geschärften Messer. Mit diesem machte sie sich daran, die Haare der Sklavin zu stutzen. Langes Haar,d as wusste Chrysea, war in vielen Kulturen bei Männern und Frauen ein Zeichen der Freiheit. Hier in Rom war es eher schick, aber kein Muss. Darum war sie recht überrascht, dass Gytha das Schneiden der Haare widerstandslos duldete. Stück für Stück fiel die lange Pracht ab, gnadenlos wurde das Haar auf Schulterlänge gestutzt. Sie würden nachwachsen und es würde ihr auch gestattet sein, das Haar lang zu tragen. So würde es nur ein kurzweiliger Verlust sein. "Was sollst'n hier machen? In der Küche helfen?" fragte die ältere Sklavin dann munter weiter, um Gytha ein wenig zu unterhalten. Ohnehin war Chrysea sehr gesprächig, schon immer gewesen.

    Aviana war in heller Aufregung. Eben gerade wurde ihr durch den Ianitor eine Schriftrolle in die Hand gedrückt, die von äußerster Brisanz war. Ihr Vater*, noch einmal für kurze Zeit in Misenum um verbleibende Schriften zusammenzusuchen, war keine Option um mit ihm Rücksprache zu halten. Viele der Sklaven hatten ohnehin keine Ahnung, konnten die meisten doch nicht einmal lesen. Eigentlich konnte ihr hierbei ohnehin niemand helfen, Silana war erst seit kurzem da, Milo war viel zu jung. Aber mit irgendjemandem musste sie sich beraten, also hatte sie nach Tarasios rufen lassen. Er sollte schließlich in Verwaltungsdingen als Ansprechpartner dienen.
    >Tarasios, wo bleibst du...< murmelte sie ungeduldig und ging ein weiteres Mal im Kreis. Die Haare waren diesen Tag nicht gemacht und fielen komplett auf ihre Schultern herab. Eine einfache Tunika diente hausintern als Kleidungsstück, entsprechend war sie also nicht so verhüllt wie die letzte Zeit, da sie viel Besuch empfangen hatte. Abermals warf sie einen nervösen Blick auf das Schreiben in ihrer Hand. Was konnte ihr alles passieren? Sie schien ein Schreiben bislang komplett versäumt zu haben, konnte man ihr das als bösen Willen anrechnen? Oder käme es nur zu der Geldsumme, die aber ja schließlich auch absolut beträchtlich war? Davon konnte man mehr als zehn Sklaven kaufen! Verzweifelt raufte sie sich die Haare...


    An die Gens Helvetia
    Casa Helvetia
    Roma


    Betreff: Steuerurkunde


    Der Procurator a Memoria lässt mitteilen.


    Da bis jetzt keine Erklärung durch die Gens erfolgt ist, ebenso wenig ein Brief meinen Arbeitstisch erreicht hat, setze ich nun eine Frist, in der eine Erklärung oder die Überstellung der Steuerurkunde erfolgen muss. Wenn diese nicht erfolgt, verlangt der Staat von der Familie 3192 Sesterzen Steuernachzahlung.


    Die Frist endet am PRIDIE KAL MAR DCCCLXI A.U.C. (28.2.2011/108 n.Chr.).


    T. Decimus Verus






    Sim-Off:

    *Ich spiele das mit Geminus mal so aus, weil er aktuell keine Zeit zu haben scheint.

    Chrysea nickte zufrieden und griff wenig zögerlich nach den Haaren von Gytha und begann grobe Vorarbeit mit der Hand zu leisten und die härtesten Knoten auf diese Weise aufzuzubbeln. Was für Haare, das reinste Chaos! Immer musste sie mit so schwierigen Aufgaben betraut werden und das Unmögliche Möglich machen. Trotz der wenig sanften Art verstand sie es, einige Schmerzen bei Gytha zu vermeiden, denn sie fasste die Haare am Ansatz, sodass die Kopfhaut nicht bei jedem Ziepen mit hochgezogen wurde. "Die ha'm dich aber nicht gerade wie eine Königin behandelt, was?" meinte sie und griff nun zur Bürste um Feinarbeit zu leisten. "Ich muss dir ein paar deiner Haare abschneiden, die sehen sonst unmöglich aus. Ich hoffe du hängst nicht zu sehr an ihnen?" gab Chrysea der Britin noch die Gelegenheit, sich gegenteilig zu äußern.

    Aviana hatte etwas irritiert gewirkt, als Tarasios nach den Verwaltungsarbeiten ihres Vaters fragte. Ja, was hatte er eigentlich genau gemacht? Das, was jeder Politiker in seiner Laufbahn absolvierte, wäre die richtige Antwort gewesen. Aber vermutlich könnte Tarasios damit nicht viel anfangen.
    >Naja, er hat eben den Cursus Honorum durchlaufen, ist nun Senator und hat viele Aufgaben am Kaiserhof bewältigt.< schilderte sie also das, was ihr bisher bekannt war. Nicht sehr viel. Dabei redete sie so viel mit ihrem Vater, aber all das betraf nunmal eher Philosophie und nicht Poliitik.
    >Sicherlich gibt es Essen, es gibt immer Essen. Hier muss niemand verhungern. Aber ich würde vorschlagen, wir gehen erstmal ins Atrium und beenden die Führung ganz offiziell. Dann werde ich mich gleichmal erkundigen, wo die Köchin gerade unterwegs ist, denn einfach an ihre Vorräte beigehen kannst du ja auch nicht.< meinte Aviana munter und verließ also in der Gewissheit, dass Tarasios ihr folgen würde, wieder die Küche um in Richtung Atrium zu wandern. Sie mochte die langen Wege in der Casa, sie gaben Gelegenheiten um sich immer wieder umzusehen. Wann es wohl nichts mehr zu sehen geben würde? Im Atrium stehen bleibend wandte sie sich wieder an Tarasios, nicht merkend, dass sich eine weitere Person näherte.
    >Ich denke jedenfalls, du wirst dich hier sicher bald zurechtfinden. Die Villa ist zwar groß, weist aber keine unüblichen Strukturen auf.< plauderte sie also, als sie die zaghafte Stimme vernahm und sich überrascht Silana zuwandte. Es verging ein plumper Moment des Schweigens, in dem Aviana etwas überrumpelt war. Helvetia Silana? Sie hatte den Namen mal irgendwann vernommen, als sie mit ihrem Vater über die Familie gesprochen hatte.
    >Hallo, ich bin Helvetia Aviana und das ist Tarasios.< deutete sie auf den Sklaven. Wie komisch diese Situation war, einer fremden Verwandten gegenüberzustehen. Nein, sie störte nicht, aber sie wusste nicht ganz, wie sie in dieser Situation handeln sollte.
    >Seit wann bist du denn hier?< fasste sie sich also ein Herz und eröffnete ein Gespräch.


    Sim-Off:

    Wir sind mittlerweile in die Küche gewandert, aber ich bin mal aufs Atrium eingegangen :)

    Sie war noch immer ziemlich verlegen und begann dann schließlich wieder langsam Richtung Treppe zu laufen. Küche und Sklavenunterkünfte fehlten noch und das kleine, hauseigene Bad. Sklaven allerdings nutzten normale Holzzuber, um sich darinnen zu waschen. Aber das war wohl auch für Tarasios selbstverständlich. Das angenehme Rieseln beim Duschen war ihnen damals leider noch nicht vergönnt.
    >Ja du wirst ihn sicherlich noch kennenlernen. Er war einmal ein großer Politiker und der engste Vertraute des Divus Iulianus, unseres gottgewordenen, verstorbenen Kaisers. Heute widmet er sich lieber seiner Philosophie, aber er hat ein großes Herz.< erzählte sie Tarasios also schnell, um sich ein wenig von den Komplimenten abzulenken. Lächelnd ging sie zaghaften Schrittes wieder die Treppe hinunter, die schlanken Beine unter den leicht angehobenen Stoffbahnen hervorblitzend.
    >Ja, ich möchte demnächst mal wieder ein paar Kleider kaufen, dann können wir gerne gemeinsam losziehen.< bestätigte sie ihm seinen Wunsch. Praktisch, dann könnte sie ihn direkt noch ein wenig aushorchen, er konnte ihre Einkäufe tragen und sie könnte vor Allem sprechen, das stellt sich mit der Britin ja noch etwas schwierig dar. Einkäufe tragen würde allerdings nicht viele, denn sie war niemals, der riesige Einkäufe tätigte. Mit leichten Schritten ging sie auf die ziemlich große Küche zu, in der auch beinahe immer irgendein Sklave anzutreffen war, arbeitend, pausierend, essend. Sie öffnete die Tür und meinte nur:
    >Ich denke das ist selbsterklärend.< und lächelte dem neuen Sklaven zu. Tarasios. Sie hatte seinen Namen unmittelbar drauf.

    Aviana hingegen nahm seinen Körpergeruch kaum wahr. Sie selbst war zwar immer sehr gepflegt, aber zu jenen Zeiten gab es eben noch nicht für jedermann eine gut erreichbar Pflege. Da war Avianas Nase ganz gut abgehärtet. Tarasios machte allgemeinhin jedenfalls einen deutlich gepflegteren Eindruck als so manch anderer Sklave den sie auf den Märkten gesehen hatte. Als er dann so offenherzig auf ihre Bemerkung zu sprechen kam, blieb sie wieder stehen und sah ihn etwas berührt an. Sie wusste nicht recht, ob es ihr peinlich war, dass er sie so auf dem Fuß erwischt hatte. Oder ob es ihr unangenehm war, so unverhohlene, freundliche Worte zu empfangen. Sie war nicht sonderlich erprobt in Schmeicheleien, war sie selbst doch bislang immer in einem eher einfachen Leben untergekommen.
    >Nein, das wollte ich wirklich nicht damit sagen. Ich glaube dir, dass du nicht weglaufen wirst. Und.. Danke für das Kompliment.< erwiderte sie mit einer leichten Rötung auf den Wangen. Sie biss sich etwas geistesabwesend auf die Unterlippe, ehe sie sich dann mit langsamen Schritten aus dem Schlafzimmer begab. Irgendwie hatte sie den Faden verloren. Sie deutete fahrig auf eine weitere Tür.
    >Naja und dort.. dort ist das Arbeitszimmer meines Vaters. Er hängt viel über seinen Schriften und du wirst mit ihm wohl nicht soviel zu tun haben. Er hat sich ziemlich von allem abgeschottet.< erzählte sie, warf aber immer wieder einen scheuen Blick zu Tarasios. Gütig und herzlich war sie? Sie selbst hatte sich immer eher als kindisch und unreif angesehen und war stets bemüht, dies zu ändern.

    Soviele Fragen. Die junge Helvetia wusste aber wenigstens auch auf alles eine Antwort. Es war für sie noch ungewohnt, weisungs- und entscheidungsbefugt zu sein, erfüllte sie doch die Pflichten einer römischen Matrone - ohne überhaupt eine zu sein. Aber allmählich wusste sie wenigstens wie man sich zu entscheiden hatte. Und wenn sie Fehler machte, wusste sie, würde ihr niemand das Handwerk legen.
    >Sobald du Hunger hast, sag einfach Bescheid. Dann zeige ich dir die Küche. Meine Leibsklavin, von der ich dir erzählt habe, hat auch als erstes ein Bad bekommen. Wenn dir grade irgendetwas besonders dringend erscheint, lass es mich wissen.< meinte sie mit einem freundlichen Lächeln. Dann entschied sie sich, schonmal wieder das Speisezimmer zu verlassen. Sie näherten sich einer Treppe, die sie auch sogleich hinaufstiegen. Währenddessen gab sie ihm eine Antwort auf seine Frage.
    >Wenn es um kleine Gefälligkeiten geht spricht ja nichts dagegen, wenn du diese eben erledigst. Lediglich wenn dich jemand außer Haus schickt würde ich darüber schon gerne informiert werden, damit ich weiß, wo du bist. Also... nicht um sicherzustellen dass du nicht davonläufst, vielmehr damit ich eben einfach Bescheid weiß.< erklärte sie. Sie würde dem Sklaven vertrauen, alles andere würde ohnehin nichts helfen.
    >Hier oben sind die Schlafzimmer. Einige stehen leer. Die Familienmitglieder sind teilweise auf Reise oder ganz verzogen.< meinte sie und öffnete eine Tür zu einem verlassenen Zimmer. Abgesehen davon, dass es kaum persönliche Note hatte, merkte man kaum, dass es ungenutzt war. Bett, Schreibtisch, Korbsessel, Truhe - alles war vorhanden.

    Aviana ließ also, wie besprochen, nach Chrysea schicken und verabschiedete sich ihrerseits von Gytha. Sie würde nun erst einmal ihren eigenen Gedanken nachhängen und sich einen Plan zurechtlegen, wie sie mit der Sklavin weiterverfahren würde. Es war noch vieles zu tun, aber das ging eben alles nur nach und nach und nicht auf einmal. Sie hoffte, dass es sich um einen Rohedelstein handelte, den zu formen man noch in der Lage war. Nicht um ein Stück Stein, das bröckelte, wenn man es schliff.
    Als Chrysea kam, eine Sklavin mittleren Alters, recht moppelig - steckte sie ihre Finger doch gerne öfter in den Honig als es ihr eigentlich zustand - warf sie erst einen kritischen Blick auf Gytha, um zu prüfen, was alles gemacht werden musste. "Ja grüß dich, ich bin Chrysea. Ich soll dich gesellschaftstauglich machen. Lass dich ansehen." kündigte sie sich also sicherheitshalber an, ehe sie in die Haare von Gytha griff und vorsichtig mit den Fingerspitzen hindurch fuhr. Fettig und knotig, da würde auch das Messer ranmüssen, mit Bürsten würde es nicht getan sein. Das eigene, dunkelbraune Haar war kurz geschnitten und nicht besonders dicht. Nach einigen Wochen Pflege würde das Haar von der britischen Sklavin sicher auch wieder menschenwürdig aussehen.
    "Na komm mal mit." wies sie die Jüngere an und führte sie in eine kleine Kammer, in der ein großer Zuber stand in welchem schon ein wenig heisses Wasser eingegossen worden war. Im Sitzen würde es Gytha bis zum Bauch reichen, völlig ausreichend um sich ordentlich zu reinigen. "Dann mal raus aus den Klamotten und rein in den Zuber. Wir werden die den Dreck schon von der Haut schrubben, notfalls mit Haut." grinste Chrysea schief und drehte sich um, damit Gytha sich in Ruhe ausziehen konnte. Es gab zwar nichts, was sie nicht schon gesehen hätte, aber es waren ohnehin schon genügend neue Eindrücke.

    Ja, Aviana war ein Mensch. Aus Sicht der Gepflogenheiten war Tarasios dies allerdings nicht. Aber welcher Herr konnte in der Praxis auch damit handhaben, dass er einen Gegenstand vor sich hatte und keinen Menschen? Für Aviana war dies nur sehr schwer vorstellbar. Sie konnte sich damit abfinden, dass das Recht es anders sah - aber nicht der Mensch.
    >Ja, da hat Großvater seinerzeit einen sehr guten Innenarchitekt beauftragt, das ist wahr.< schilderte sie die Herkunft der hübschen Ausstattung. Nagut, mit den Pflanzen an sich hatte sogar sie selbst einiges zu tun.
    Das Lächeln wich allerdings als Tarasios fragte, wo er speisen würde. Ja, wo speisten denn die Sklaven überhaupt? Sie hatte noch nie gesehen, dass ein Sklave gegessen hatte. Mit den Herrschaften speisten sie dementsprechend nie. So äußerte sie ihre Vermutung:
    >Du wirst mit den anderen Sklaven in der Küche speisen, denke ich.< Wie unangenehm. Sie war ausschließlich auf die Bedürfnisse als Herrin eingegangen, an die eines Sklaven hatte sie gar nicht gedacht. Ob er vielleicht sogar gerade ein wenig Hunger hatte?

    Moin zusammen,


    ich möchte mich bei meinen Mitspielern für vergangene und kommende Verzögerungen entschuldigen, aber mich hat die Grippe jetzt auch besucht und ich bin einfach nur noch Matsch. Mehr als sachliche Dreizeiler würde ich im Moment nicht zu "Papier" bringen.


    Die Mitspieler meiner Tochter-IDs dürften Bescheid wissen, denke und hoffe ich.


    Danke für euer Verständnis, ich lass mich wieder sehen sobald ich mich auch nur etwas fitter fühle. :)

    Aviana hatte überhaupt nicht das Gefühl, als Herrin hier zu stehen - das war genau das, was sie mochte. Er betonte nicht mit jedem Wort, dass sie die Herrin war, auch wenn es sich so eigentlich gehörte. Sie deutete also einmal durchs gesamte und recht große Atrium und erklärte:
    >Dies ist also das Atrium, aber ich denke das hast du dir ohnehin schon gedacht. Hier führen wir meistens immer die Gäste für Gespräche herein, hier findet viel des Alltags statt.< Sie lächelte ihn fröhlich an und ging anschließend mit kleinen, schnellen Schritten einen Säulengang entlang und verließ den Bereich, der durch das Sonnenlicht beschienen wird. Sie näherten sich einer Tür, hinter der ein weiterer, größerer Raum lag und von dem aus das Peristylium erreichbar war - ein schöner großer Garten.
    >Hier ist also das Triclinium in dem wir mit Familie und mit Bedarf auch poltischen Freunden speisen.< Die Clinen waren klassisch römisch angeordnet und in einer anderen Ecke standen Korbstühle, in denen sich sittlicherweise die Frauen aufhielten. Wenn die Familie unter sich war, saß Aviana aber selbst gerne auf einer der Liegen und speiste mit der Familie von dort aus. Die Wände waren mit schönen Fresken verziert, in der Mitte auf dem Tisch stand eine üppige Schale mit frischem Obst. Äpfel und Weintrauben.

    Sie betrachtete ihn eingehend und ließ einige Schweigeminuten vergehen. In ihr ging - wieder einmal - die Fragestellung über Stand und Anstand durch ihr Gewissen. Aber sie entschied sich wieder einmal gegen Sitte und Usus um sich anschließend anzubieten:
    >Ich kann dich einmal durch die Villa führen, wenn du möchtest. Normalerweise würde ich das ja durch einen anderen Sklaven machen lassen, aber ich hab gerade ohnehin ein wenig Zeit übrig und dann kann das ebenso gut auch ich machen. Gibt mir wenigstens die Gelegenheit, die einen oder anderen Dinge etwas näher zu erläutern.< Ihre Augen blitzten munter auf. Das Haar, das sich nie so recht bändigen lassen wollte, umrahmte mittlerweile wieder ihr hübsches Gesicht. Ja, Aviana war in der Tat noch sehr quirlig. Innerlich grinste sie breit, bei der Vorstellung, dass Milo sich irgendwann einmal mit einem resignierten Kopfschütteln für sie würde entschuldigen müssen. Na, soweit würde es schon nicht kommen, außerhalb der eigenen vier Wände wusste sie sich natürlich schon entsprechend zu benehmen.
    >Du wirst dir deine Nachtstatt übrigens mit zwei anderen Sklaven teilen. Der eine ist für die Küche als Küchenhelfer eingeteilt und noch ein Jugendlicher, der andere ist ein gemütlicher, alter Mann, der ganz gerne erzählt. Wenn er dich zu sehr nervt, sag es ihm nicht ganz so direkt, er ist schnell beleidigt.< grinste Aviana. Für sie war völlig in Vergessenheit geraten, dass es sich hier um Herrin und Sklave handelte.

    Wie lobenswert. Aviana musste leicht grinsen. Irgendwie wirkten seine Worte fast schon wieder schleimig - 'Eine Chance zur Weiterentwicklung.' Er sollte schließlich keine Reden schwingen, sondern sich schlichtweg nur beweisen. Aviana war sich allerdings noch nicht völlig sicher, ob seine ganzen gesprochenen Worte auch seiner ehrlichen Meinung entsprachen oder eher dem dienten, dass sie ein gutes Bild von ihm erhielt und ihm nicht misstraute. Einen Moment lang zögerte sie noch, aber dann warf sie die Bedenken wieder hinfort. Wenn er keine guten Absichten hatte, könnte sie es ohnehin nur rückwirkend bestrafen. Von vornherein wäre hochgradig ungerecht.
    >Er ist vor kurzem zwölf Jahre alt geworden. Aber man kann mit ihm schon wie mit einem Erwachsenen reden. Meistens jedenfalls.< nahm sie dann Tarasios lächelnd die Nervosität. Er würde schon noch sehen, wie Milo war. Manchmal hatte Aviana den Eindruck, dass er noch reifer war, als sie selbst manches Mal. Er dachte häufig genauer und nüchterner über Entscheidungen nach, während sie diese oftmals nach dem Bauchgefühl fällte.
    >Ach und wir haben noch vor kurzem vierbeinigen Zuwachs bekommen. Milo und seine Freundin haben versprochen sich rührend um ihn zu kümmern. Wenn es ihm einmal an etwas fehlt, dann sorge bitte dafür, dass die Kinder das Tier selbst versorgen. Ich möchte dass sie die Verantwortung, die sie wollten, auch wirklich tragen. Und wie gesagt... Versuch ab und an dem Kleinen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, er hatte keine allzu schöne Vergangenheit und musste allzu früh erwachsen werden.< forderte sie den Sklaven mit einem warmen Lächeln auf. Wenn er sagte, er könne Wunden heilen, wer weiß, vielleicht konnte er auch wenigstens ab und zu das Kind aus Milo öfter herauskitzeln, als er es normalerweise zeigte.

    Auch wenn Aviana sich niemals selbst als Sklavenmeisterin bezeichnen würde - sie wusste dass sie eigentlich eine Vorbildfunktion gegenüber dem Sklaven einnahm. Immerhin befehligte sie ihn, instruierte ihn, gab ihm Arbeit, aber auch Unterkunft, Speis und Trank. Wie immer vergaß sie dies alles und sprach freundschaftlich und warm mit Tarasios.
    >Vieles wird dir hier natürlich erstmal fremd vorkommen, das würde mir auch nicht anders gehen. Aber solang du lernwillig und fleißig bist wird es sowieo keine Probleme geben - die sind mit mir ohnehin eine Seltenheit.< lächelte sie ihn an und stand sogleich wieder auf. Sie musterte ihn genau. Sie brauchte nicht lange, um zu beschließen, dass sie den Sklaven gern hatte. Er war gutaussehend, konnte sich prima ausdrücken, schien fleißig zu sein und zudem eine echte Erleichterung im Haushalt. Sie hasste es mit Zahlen zu jonglieren.
    >Oh, er ist aufmüpfig-alt.< grinste sie nur geheimnisvoll, um zu ergänzen: >Mach dir am Besten erstmal ein Bild von ihm und staune dann, wie reif er für sein Alter ist. Ich will mal noch nicht vorweggreifen.< Sie strich sich fix eine nervige Strähne aus dem Gesicht - und ohja, diese Locken waren wirklich nervig - ehe sie sich wieder dem Sklaven zuwandte.
    >Ich bin sicher, dass du mich nicht enttäuschen wirst. Solang du hier alle Anweisungen befolgst und dir die größtmögliche Mühe dabei gibst, ist alles in bester Ordnung. Bring mich nur bitte nicht in die unangenehme Lage, dass du in irgendeiner Weise Ärger machst oder versuchst wegzulaufen, dann bin ich leider gezwungen dies zu melden und die Strafe ist dann sicherlich nicht sehr rosig.< erklärte sie nüchtern und sah ihn direkt an. Sie war ehrlich, ja, aber eher deshalb, weil sie es hasste, ihre Rechte als Herrin heraushängen zu lassen.