Beiträge von Sextus Aurelius Lupus

    Oh ja, dass eine Frage in diese Richtung von Claudius falsch aufgefasst wurde, konnte Sextus sich lebhaft vorstellen. Macht abgeben, Kompetenzen teilen, und sei es auch nur theoretisch, oh Olymp hilf! Dann könnte ja vielleicht jemand rangniedrigeres für irgendetwas Lob erhalten und nicht man selbst. Es könnte irgendjemand besser in irgendetwas sein! Und wenn der Claudier mit irgendetwas Probleme hatte, dann damit, potentiell überflügelt zu werden.


    “Ich denke nicht, dass es ein Fehler in der Etikette war. Eher ein Fehler des Gesprächspartners“, begann Sextus also.
    “Du musst verstehen, die Senatorenschaft teilt sich dahingehend in... vier verschiedene Gruppen ein. Da gibt es den Teil der Senatoren, mit denen kannst du über jedes Thema diskutieren, sei es auch noch so theoretisch. Hierzu gehören beispielsweise Consular Purgitius oder Senator Iulius Dives. Die würden mit dir vermutlich auch noch dann diskutieren, solltest du über die theoretischen Möglichkeiten sinnieren, Kaninchen taktisch im Krieg einzusetzen. Einfach, weil sie gerne diskutieren.


    Dann gibt es den Teil der Senatoren, die durchaus konstruktiv diskutieren wollen, aber nicht über jedes Thema und die durchaus auch mal ein Thema zu einem sinnigen Ende führen wollen. Hierzu zähle ich mich auch selbst, oder auch Consular Flavius.
    Wenn hier ein Thema nun aber irrelevant, unlogisch oder nicht praktikabel ist, kann es passieren, dass du genau dies zu hören bekommst, wenn du ein solches Thema anschneidest.


    Dann gibt es die Senatoren – und dazu zähle ich die meisten – die schlicht gar nicht diskutieren wollen und sich am liebsten aus allem heraushalten wollen, die höchstens nach Gefälligkeiten oder allenfalls nach Bauchgefühl abstimmen, darüber hinaus an einer Debatte aber kein Interesse hegen.“


    Sextus nahm noch einen Schluck Wein, der mittlerweile gute Trinktemperatur hatte. Nicht mehr lange, und er würde kalt sein, wie die gesamte kalte Herbstwelt.
    “Und dann gibt es den vierten Teil. Diejenigen, die zwar diskutieren und mitreden wollen, es aber schlicht nicht können. Nicht, weil sie generell keine Ahnung hätten – wobei auch davon einige zu finden sind – sondern, weil sie einfach nicht diskutieren können. Dies ist manchmal schwächer ausgebildet, wie bei Consular Decimus beispielsweise. Bei ihm kommt es sehr auf das Thema und die Tagesform an, und... häufig bemüht er sich.
    Aber es gibt eben auch Personen, die nur solange diskutieren können, solange man ihrer Meinung ist, weil jede Gegenmeinung ja nur aufgrund Feindseligkeit zustande kommen kann, jede Warnung zur Machbarkeit ein persönlicher Angriff und jede Alternative pure Gehässigkeit ist.
    Und auf so einer Grundlage lässt sich schlicht nicht diskutieren, Etikette hin oder her.


    Daher lag der Fehler sicherlich nicht an fehlenden Umgangsformen, sondern hier schlicht am falschen Gesprächspartner.“ Oder am falschen Mann an einem wichtigen Posten, der seine Pfründe schützen würde wie ein zähnefletschender Wachhund an der Kette.
    "Doch herauszufinden, welcher Senator in welche Gruppe gehört, bedarf mitunter jahrelanger Erfahrung und einiger Fehlgriffe. Nimm es also nicht zu schwer." Sextus selbst hatte sich auch schon einige Male täuschen lassen.

    Das Kompliment bezüglich des Gewürzweins nahm Sextus als die übliche Schmeichelei zu Beginn eines Gespräches. “Wenn du möchtest, kannst du gern einen Bediensteten zu meiner Köchin senden“, stimmte er also zu, ohne anzunehmen, dass das tatsächlich passieren würde. Und wenn doch, war es ebenso von keinem Belang.


    Danach setzte Valerius Flaccus zu einem Bericht an, der wohl alles auf einmal unterzubringen versuchte, was den jungen Mann gerade so umtrieb. Sextus versuchte zu folgen, und war am Ende kaum mehr erleuchtet, als zu beginn. Offenbar oblag ihm nun die Reihenfolge der Gesprächsthemen, denn es war wohl kaum möglich, auf alle drei Punkte vollumfassend einzugehen, ohne den Faden zu verlieren.


    “Ich denke, Annaeus Florus Minor ist mir schon bekannt. Wenn ich mich nicht täusche, hat er sich kurz vor seiner Wahl kurz vorgestellt. Eine erneute Vorstellung ist daher nicht unbedingt nötig“, begann Sextus mit dem einfachsten und hoffte, damit diesen Punkt auch vielleicht abschließen zu können. Er merkte sich natürlich nicht alle Besucher, aber solche, die ihm einfach eine Tafel mit ihrem Anliegen in die Hand drückten, stachen doch ein wenig aus der Masse heraus. Zudem hatte der Junge einen traditionsreichen Namen und würde wohl irgendwann im Senat sitzen, da konnte man ihn sich schonmal merken. Allerdings bezweifelte Sextus, dass der Annaeer unbedingt zu einem seiner Verbündeten werden würde, schon allein, weil er sich Decimus Livianus zum Patron erwählt hatte.


    “Aber kommen wir zurück zu deinem Besuch bei Claudius. Du verstehst sicherlich, dass ich nun nicht unbedingt mit meiner Meinung über ihn hausieren gehen werde. Aber ich denke, ich spreche kein Geheimnis aus, wenn ich bestätige, dass Claudius sich sehr schnell und sehr leicht in seiner Ehre gekränkt fühlt und jede auch vermeintliche Kränkung mit einer Leidenschaft verfolgt, die... ungewöhnlich ist, was mitunter zu seltsamen Blüten führt.“ Beispielsweise in mitten in der Nacht verfassten Gesetzesinitiativen, die keinerlei Hand noch Fuß haben, nur weil eine Frau es wagte, ihm zu widersprechen, oder weil sich Wagenlenker von ihm nicht erpressen ließen. Oder – in Sextus Fall – weil sein nichtsnutziger Neffe keinen Sitz in seiner Wunsch-Sodalität bekommen hatte und Sextus einer von vielen Mitgliedern war, die eben gegen diesen gestimmt hatten.


    “Aber was genau wolltest du denn von ihm wissen, weshalb er sich in deinem Fall hätte gekränkt fühlen können?“ fragte Sextus dann einmal nach. An einer rechtlichen Betrachtung eines Amtes konnte er an sich erst einmal keinen Grund für persönliche Ressentiments ausmachen. Aber vielleicht war er da auch einfach weniger gefühlsbetont als andere Mitbürger.

    Sextus machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand, fast so, als würde er eine Fliege verscheuchen. “Sollte ich einmal zu schwach sein, zuzuhören, bereitet mein Begräbnis vor.“ Es wäre mehr als widersinnig, den Valerier erst herein zu bitten, nur, um ihn gleich wieder heimzuschicken, weil man sich nicht so fühlte.
    Dennoch musste man auf der anderen Seite nicht gleich in Hektik verfallen. Gemächlich ging Sextus also zu einer Sitzgruppe, die gegen die Kälte mit dicken Kissen ausgelegt war. Eigentlich bevorzugte Sextus das nackte Holz oder den blanken Stein, aber angesichts der Kälte und seiner Gesundheit ließ er sich auf diese Bequemlichkeit notgedrungen ein und lud den Valerier mit einer Geste ebenso ein, Platz zu nehmen. Eine Sklavin eilte sofort herbei mit zwei dampfenden Krügen: Heißes Wasser und ebenso heißer, gewürzter Wein. Ohne, dass Sextus etwas sagen musste, schenkte sie ihm einen Becher in seiner bevorzugten Mischung ein und fragte auch den Valerier stumm mit kleinen Handzeichen, ob er etwas haben wollte.


    “Dann berichte mir doch einmal der Reihe nach, was dich herführt“, eröffnete Sextus also das Gespräch und nahm einen kleinen Schluck heißen Weines. Er schmeckte Zimt und andere Gewürze aus dem Osten. Vermutlich war dieser Wein hier das teuerste an sämtlichen Lebensmitteln des heutigen Tages. Aber sein Arzt hatte sich unnachgiebig gezeigt, und Sextus war seine Gesundheit dann doch dieses bisschen Luxus wert.

    Kurz zögerte Reunan. Sein Herr empfing eigentlich gerade keinen Besuch, er erholte sich noch von einer recht unangenehmen Erkältung. Allerdings wusste Reunan ja auch, dass sein Herr den jungen Valerius durchaus schätzte und dieser wohl nicht um ein unangekündigtes Vier-Augen-Gespräch bitten würde, wenn es nicht wirklich um etwas wichtiges ging.
    “Ich werde fragen, ob Dominus Aurelius dich empfängt. Warte doch bitte hier drinnen.“ Bei den frischen Temperaturen musste man niemanden vor der Türe stehen lassen, hier drinnen war es viel angenehmer.


    Reunan parkte Valerius Flaccus also im Vestibulum und ging dann los, seinen Herrn zu suchen. Nach einer Weile kam er mit einem Sklavenjungen im Schlepptau zurück. “Senator Aurelius empfängt dich im Garten. Der Junge bringt dich hin“

    Einer der Sklavenjungen geleitete Tiberius Valerius Flaccus von der Prota in den Garten, wo der Hausherr sich gerade aufhielt.


    Trotz der frischen Temperaturen stand Sextus in ruhiger Betrachtung an eine Säule angelehnt am Rand des Gartens und betrachtete diesen scheinbar gedankenversunken. Das herbstliche Wetter hatte Raureif auf den welkenden Pflanzen hinterlassen, die kunstvoll angelegten Büsche und Bäume, die im Sommer prachtvolle Blüten trieben und kühlenden Schatten spendete, verloren mehr und mehr ihr Laub, das gelb und rot auf dem Gras verstreut lag und vom Wind raschelnd verweht wurde, während einige Sklavenmädchen gerade dabei waren, es aufzusammeln und in Jutesäcke zu packen, um so scheinbar wieder Ordnung in dieses von der Natur hervorgerufene, sterbende Chaos zu bringen.


    Als Sextus den Valerier näherkommen sah, löste er sich von seiner Säule und wandte seinen Blick vom herbstlichen Idyll ab. “Salve, Valerius“, begrüßte er den jüngeren Mann mit leicht kratziger Stimme. Das elende Herbstleiden war zwar bereits wieder weitestgehend abgeheilt, das in den letzten Wochen vorherrschende Husten hatte allerdings noch immer leichte Spuren an seiner Stimme hinterlassen, weshalb Sextus es aktuell vermied, öffentlich viel zu reden. Hier in privatem Rahmen mit seinem ehemaligen Tiro würde sich wohl aber kaum jemand daran stören.

    Und wieder einmal öffnete Reunan die Türe. Gerade wollte er zu seiner üblichen Begrüßung ansetzen, als er den Mann vor der Türe erkannte. Immerhin war der Valerier hier monatelang als Tiro ein- und ausgegangen. Allerdings war dies auch schon wieder eine Weile her, und Reunan wusste nichts von einem Termin oder ähnlichem.
    “Salve, Valerius. Kann ich dir irgendwie behilflich sein?“ fragte der Ianitor also nun doch einfach mal nach.

    Noch immer war Sextus nicht gerade euphorisch bezüglich des Gesprächsverlaufs mit ihrem Kaiser. Er konnte sich des anhaltenden Eindruckes einfach nicht erwehren, dass Aquilius recht wenig Ahnung vom eigentlichen, religiösen Geschehen hatte und daher diesbezügliche Fragen gerne von sich schob.
    Dieser Eindruck wurde auch nicht gerade besser, als Flavius Gracchus nun mit ihm das Gespräch suchte und eigentlich nur bestätigte, dass ihm desöfteren kultische Angelegenheiten in der Gänze überlassen wurden. Vielleicht war es ein Zeichen der Zeit, denn äußerst selten traf Sextus jemanden, der in Fragen der Religion noch so bewandert war wie sein Freund hier oder er selbst. Die meisten hatten eher eine vage und recht verdrehte, von Aberglauben und Halbwissen durchsetzte Meinung.


    “Es böte sich an, weitere Haruspices zu involvieren. Meine Idealvorstellung einer Lösung wäre ja noch immer, einen astronomischen Experten hier nach Rom einladen zu können, um eventuelle kalendarischen Besonderheiten in allen Einzelheiten abklären und durch Rückfragen aufklären zu können. Doch nehme ich nicht an, dass der parthische Hof ohne weiteres einem solchen Unterfangen zustimmen würde. Allerdings könnte man es als eine Art Austausch formulieren und im Gegenzug ein paar Haruspices zeitlich begrenzt nach Seleukia entsenden, um dem parthischen König zur Seite zu stehen. Vielleicht könnte dies sogar dabei helfen, den momentan wackeligen Frieden ein wenig zu festigen.“ Sextus zuckte die Schultern. “Doch bin ich mir etwas unschlüssig, was unser Kaiser sich insgesamt vorstellt, oder ob er überhaupt eine Vorstellung hat.“

    “Salve, Tiberius!“ begrüßte Sextus den Tiberius, als dieser an der Reihe war bei der heutigen Salutatio.Heute würde es sogar ein wenig mehr geben als das übliche Blabla, das sich in ereignislosen Wochen eben so ergab, denn heute hatte Sextus tatsächlich auch Neuigkeiten für seinen Klienten. Sofern dieser sie nicht schon durch den Aushang oder anderweitig erfahren hatte, hieß das, aber dies würde Sextus wohl in den nächsten Minuten erfahren. Und überdies hatte wohl auch Tiberius Caudex etwas mitgebracht, wobei noch offen war, ob die mitgebrachte Schreibtafel einem hiesigen Zweck diente, oder nur für spätere Verwendung pro forma mitgenommen worden war. “Wie geht es dir?“ fing Sextus also mit dem üblichen Smalltalk erst einmal an und gab seinem Klienten so die Möglichkeit, erst einmal auf die Dinge zu sprechen zu kommen, die ihm möglicherweise auf der Seele lagen.


    Sex Aurelius Lupus Tib Valerio Flacco s.d.


    Es freut mich, einmal wieder von dir zu hören und ebenfalls finde ich es beneidenswert, dass dein kleiner Einblick in das entwerfen eines Gesetzes deinen Elan, was die Juristerei angeht, keinesfalls zu schmälern vermocht hat.
    In der Tat werde ich die Prätur anstreben, nur der genaue Termin einer entsprechenden Kandidatur hängt noch von externen Faktoren an, die ich heute noch nicht genau überschauen kann. Nichts desto trotz nutze ich die Zeit in der Tat auch zur Vorbereitung auf dieses Ziel.


    Daher sind deine Gedankengänge hierzu sehr willkommen, auch wenn sie mich zu aller erst mit einer Frage zurücklassen: Inwiefern spielen die verschiedenen Arten der Klage, wie sie zu Zeiten der Republik gebräuchlich waren, heutzutage wirklich noch eine Rolle? Kaum ein Anwalt nutzt eben jene alten Formeln oder beruft sich auf spezielle Verfahren. Soweit mir bekannt ist, regelt der Paragraph 25 des Codex Iuridicalis die Klagearten und unterscheidet hierfür lediglich drei verschiedene Arten, die zuletzt alle Gültigkeit besaßen und nicht eingeschränkt wurden, von keinem Prätor seit Generationen.
    Sicherlich ist eine Überarbeitung des Codex Iuridicalis ein Ziel, welches ich selbst schon ins Auge gefasst habe, welches allerdings wegen seiner immensen Fülle wohl weit mehr als eine Amtszeit in Beschlag nehmen und die Mithilfe vieler Stellen in Anspruch nehmen würde. Gefallen, die ich so einzufordern nicht zu Gänze momentan imstande bin, vom zeitlichen Aufwand ganz zu schweigen.


    Insofern sehe ich die von dir vorgestellte Problematik zwiespältig. In der Tat wäre so ein Machwerk sicherlich eine bemerkenswerte und erstrebenswerte Leistung, dennoch bin ich von dessen Notwendigkeit angesichts der schon getroffenen Regeln des Codex Iuridicalis nicht gänzlich überzeugt.
    Insofern du noch weitere Argumente hast, die für einen solchen Katalog sprechen, oder meine Gedanken einen Fehler beinhalten oder ihnen die nötige Einsicht in die juristische Praxis fehlen, wäre ich erfreut, dies in einem richtigen Gespräch zu erörtern.

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    Vale bene.

    Reunan hörte den Ruf schon durch die Tür. Kurz zögerte er, ob er jetzt irgend etwas bestimmtes zu tun hatte. Immerhin war er erst seit einigen Monaten Ianitor, und von einer Brandschutzkontrolle hatte nie irgend jemand etwas gesagt. Er hatte doch keine Ahnung, ob er da jetzt etwas bestimmtes machen musste. Die Vigiles vor der Tür als Übung löschen oder so?
    Naja, er würde es wohl oder übel herausfinden. Er öffnete die Tür, und musste seinen gewohnt nach unten gehenden Blick erst einmal aufrichten. Da stand doch tatsächlich ein Bursche vor der Tür, der ähnlich groß war wie er selbst. Reunan taxierte den Vigilen in seiner Rüstung von oben nach unten und schätzte ihn ab. Großer Hund an seiner Seite. Na, wenigstens war das diesmal kein Wolf, sondern wirklich ein Hund.
    “Salve. Die Herrschaften sind nicht da. Worum genau geht es denn?“ Vielleicht half es, sich einfach mal blöd zu stellen. 'Brandschutzkontrolle' hatte er zwar verstanden, aber was hieß das überhaupt genau? Sollte der Vigil und sein Anhang ruhig denken, er sei etwas minderbemittelt. Das störte ihn nicht, solange er hier seine Pflicht ordentlich machen konnte. Und die hieß einfach nur, diese Tür zu bewachen.

    “Ich fürchte, auch mit diesem ist er eher weitläufig verwandt“, antwortete Sextus auf die Rückfrage des Kaisers. Kurz überlegte er, ob er sagen sollte, dass der Bruder seines Klienten bei den Prätorianern war, allerdings hielt Sextus weder von dem Mann noch von dessen Laufbahn besonders viel und er fürchtete, dass es dem Kaiser da ähnlich gehen würde. Sextus wollte nicht riskieren, dass dieser Verrückte die Karriere seines Bruders mehr als ohnehin schon behinderte. Doch mit ein wenig Glück erlag dieser noch seinen Verletzungen.


    Also schwieg Sextus zu dieser Causa und fügte lediglich ein “Aus seinem Zweig der Familie wäre er der erste seit vielen Generationen, der wieder durch eigenes Tun zum Ruhm der Familie beiträgt. Nichts desto trotz ist er ehrgeizig und gewillt genug, eben jenes zu tun. Andernfalls würde ich mich nicht für ihn einsetzen.“
    Auch über Sextus konnte man viele Dinge sagen. Aber nicht, dass er ein Spielercharakter war, der sich auf sein Glück verließ. Nein, er war sehr berechnend, und so rechnete er auch den Nutzen eines Klienten aus, bevor er sich für diesen Einsetzte.


    Sofern der Kaiser aber nicht noch weitere Nachfragen hatte, würde Sextus es damit auch gut sein lassen. Mehr tun konnte er ohnehin nicht, und eigentlich waren Gracchus und er ja aus einem anderen Grund hergekommen. Und sie würden wohl noch das ein oder andere im Anschluss zu besprechen haben.

    Bei der Nachfrage des Brautvaters am Tisch nach der Hochzeitszeremonie versteckte sich Sextus wohlweißlich hinter seinem Trinkbecher und hielt sich zurück. Regen an und für sich wäre vielleicht unter wohlmeinender Interpretation noch hinnehmbar. Aber es hatte geblitzt und gedonnert. Unter diesen Vorzeichen wurden Gerichtsverhandlungen vertagt und Senatssitzungen abgebrochen. Ein Blitz war die höchste Unmutsäußerung, die Iuppiter als Schwurgott so von sich geben konnte. Noch schlimmer konnte es wohl nur sein, wenn der Blitz in unmittelbarer Nähe einschlug.
    Da Sextus auch die anderen Zeichen gelesen hatte, passte dies wohl leider ins Bild. Sollte er etwas sagen? Ehen waren Politik, lange vorbereitet, keine gefühlsduseligen Kleinigkeiten. Sich hier hinzustellen und allzu dunkle Vorzeichen zu propagieren, die am Ende noch in einer Auflösung des Bundes resultierten, würde ihm am Ende noch als versuchte, persönliche Einflussnahme ausgelegt. Schlimmstenfalls als Eifersucht, auch wenn Sextus wirklich nicht wusste, auf was man bei dieser Braut eifersüchtig sein sollte.


    Nein, er hielt seine Lippen geschlossen und gab sich für diesen Themenpunkt des Gespräches als unaufmerksam, während Claudius und Flavius Gracchus einige aufbauende Worte fanden und auch der Flamen Dialis in die gleiche Kerbe schlug. Obgleich sie es eigentlich besser wissen sollten – zumindest hoffte Sextus dies angesichts ihrer Ämter und Stellungen. Vom Lügen hielt Sextus recht wenig. Nicht, dass er es nicht bisweilen tat, nur erforderte es einen nicht unerheblichen Anteil am Gedächtnis, um sich besagte Lügen zu merken, so dass er diese Kapazität lieber für die wirklich wichtigen Lügen aufhob. Daher beließ er es hier und jetzt einfach beim Schweigen.

    Einen Augenblick lang war Sextus sich nicht ganz sicher, ob der Kaiser überhaupt verstanden hatte, was sie von ihm wollten. Wenn es möglich wäre, völlig unauffällig zum parthischen Hof und dessen Astronomen Kontakt aufzunehmen, hätte Sextus dies ja auch allein bewerkstelligen können und den Kaiser gar nicht erst zu fragen brauchen. Aber gut, er interpretierte die Zusage des Kaisers jetzt einfach einmal in seinem Sinne als 'so diskret, wie das eben möglich ist' und würde sich mit Gracchus über ein offizielles Schreiben beraten. Viel anderes blieb ihm angesichts der vorliegenden Tatsachen auch nicht übrig.


    Da der Kaiser die Verabschiedung schon einläutete, nutzte Sextus den Moment, um noch eine andere Kleinigkeit anzubringen. Dies war einfacher, als möglicherweise wochenlang auf einen neuen Termin zu warten und außer einer Kleinigkeit nichts weiter zu einem Gespräch beizutragen zu haben.
    “Wenn ich die Gelegenheit, mit dir zu sprechen, noch für ein kleines Anliegen nutzen darf? Es geht um einen meiner Klienten, Nero Tiberius Caudex, ein junger Mann aus patrizischem Hause und – leider etwas entfernter – Verwandter der Senatoren Tiberius Durus, Tiberius Maximus und Tiberia Livia. Er leistet gerade ein Tirocinium Fori bei Consular Purgitius ab und engagiert sich ansonsten bei den Augustales. Doch unglücklicherweise besitzt er nicht den nötigen Ordo senatorius, um auch die politische Laufbahn seiner Verwandten einschlagen zu können. Wenn du geneigt wärest, dieses Hindernis zu beseitigen, bin ich mir sicher, dass er ein großer Gewinn für Roms Zukunft sein wird.“

    Sim-Off:

    Huch, sorry, hatte den letzten Beitrag glatt übersehen



    Ob die Information, dass ein Saeculum endete, taktisch genutzt werden konnte, war wohl ähnlich philosophisch wie die Frage nach Huhn und Ei. Ein Saeculum endete üblicherweise mit einer Phase der Unruhe, wie beispielsweise einem Krieg oder Aufstand. Endete es also, weil diese Umstände eintrafen, oder trafen diese Umstände ein, weil es endete? Als Etrusker und Haruspex glaubte Sextus natürlich an das Schicksal und nicht daran, dass Menschen tatsächlich in diese großen Ereignisse wie das Ablaufen der Saecula ernsthaft eingreifen könnten.
    “Dem römischen Reich wurden insgesamt zwölf Saecula vorausgesagt, wir befinden uns jetzt im neunten. Es wird daher eine Herausforderung für einige Generationen nach der unseren sein, dies zu erleben. Wie viele Saecula die Götter den Parthern zugedacht haben, weiß ich nicht. Ich fürchte allerdings, dass auch deren Ende wohl nicht in unsere Lebenszeit fallen wird.“ Anderes anzunehmen wäre wohl reichlich euphemistisch. Wenngleich auch das etruskische Reich bis kurz vor seinem Ende noch in voller Kraft und Blüte erstrahlte, gab es keinen Grund, anzunehmen, dass Parthien demnächst zerfallen könnte.

    Vielleicht musste Sextus doch noch ein wenig mehr präzisieren und weiter ausholen. “Ja und nein. Nach der etruskischen Lehre hat jedes Ding auf der Welt eine zuvor ihm bestimmte Anzahl an Saecula zugewiesen, die je nachdem, worum es sich handelt, unterschiedlich lang ausfallen. Danach wird dieses Ding vergehen und sterben. Bei einem Menschen umfassen so alle ihm zugeteilten Saecula im Idealfall sechzig bis einhundert Jahre, bei einem Schmetterling sind sie allesamt in einem Sommer verbraucht. Und ebenso hat auch ein Reich eine ihm zugeteilte Lebenszeit. Und wie Pontifex Flavius schon richtig sagte, beginnt ein neues Saeculum alle einhundert Jahre und wird dabei jeweils durch eine Reihe besonderer Ereignisse eingeläutet.
    Das etruskische Reich hatte von den Göttern zehn Saecula erhalten. Danach wurde Etruria von Rom erobert. Und ebenso hat Rom von den Göttern eine bestimmte Anzahl an Saecula zugeteilt bekommen. Ebenso das parthische Reich, oder das indische, oder die, die hinter Indien liegen mögen. Aber sie starten jeweils zu anderen Zeitpunkten.
    Für Rom sind also nur die Zeichen relevant, die auch von hier aus beobachtet werden können und innerhalb unseres Reiches stattfinden.
    Allerdings – und deshalb habe ich Pontifex Flavius auch gebeten, die Bitte um Kontaktaufnahme an dich heranzutragen – verfügen die parthischen Astronomen über weit präzisere Methoden der Zeitbestimmung als wir hier in Rom. Daher wäre es eine große Hilfe zur Einschätzung der momentanen Lage, deren Expertise hinzuzuziehen.“

    Das war soweit zwar nicht unbedingt normal, doch auch nicht übermäßig ungewöhnlich. Es waren im Gegenzug auch schon in den vergangenen Jahrhunderten mehrfach Haruspices vom Ordo Haruspicum ins parthische Reich gereist, um den parthischen Herrscher bezüglich Divination zu beraten und ihm in besonders heiklen Situationen die Zeichen zu lesen.

    Dankenswerterweise fasste Flavius Gracchus schon das wichtigste zusammen, insbesondere die kleinen Details, wann die letzten Saecularsfeiern gewesen waren und welche Korrekturen es in der Vergangenheit an den Berechnungen schon gegeben hatte. So gab es für ihn nur noch wenig zu ergänzen bezüglich der Frage des Kaisers.
    “Augustus, ich will auch ehrlich sein, bislang ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fehler in den Berechnungen vorliegt, verschwindend gering. Auch wurde bislang nicht von größeren Unregelmäßigkeiten berichtet, wie die Geburt zweiköpfiger Tiere oder ähnlich unglückbringende Zeichen. Doch wollen wir – gerade wegen der schon stattgefundenen Korrekturen der Vergangenheit – lieber sicherstellen, dass uns nichts entgangen ist. Ebenso wäre es möglich, dass der Aufstand nur das erste Zeichen ist und daher zeitnah weitere folgen könnten. Wenn dies frühzeitig erkannt würde, könnte man sich selbstverständlich auch dementsprechend besser vorbereiten.“
    Sextus war definitiv nicht hier, um dem Kaiser Hoffnungen auf eine gewaltige Saecularsfeier in den nächsten zwei Jahren zu machen. Am wahrscheinlichsten war es, dass das Saeculum wie geplant in über zehn Jahren zuende gehen würde und keinen Tag früher. Doch schadete es sicher nichts, dies so genau wie möglich zu prüfen. Und hierfür wären die parthischen Astronomen eine unschätzbare Hilfe.

    Sextus hatte wirklich nichts sagen wollen. Dieses Thema war bestenfalls lächerlich und begründete sich nur auf der Eitelkeit eines einzelnen Mannes, nichts weiter. Daraus eine Senatsdiskussion zu machen und die Entscheidungsfähigkeit des Kaisers in Zweifel zu ziehen war der Gipfel der Dekadenz. Aber bitte, wenn der Kaiser auf dieses Possenspiel bestand, würde er eben auch seinen Beitrag dazu leisten als braver Schauspieler in dieser Komödie.


    “Eigentlich wollte ich zu diesem Thema nichts sagen, da es mir dem Grunde nach schon höchstgradig fragwürdig erscheint, einer einzelnen Frau, die nachweislich zum Zeitpunkt des Aufstandes schon seit Monaten nicht mehr in Rom war und keine Kontakte pflegte, sondern sich um ihre Kinder kümmerte, der Frau eines Senators, der derselbe Respekt entgegengebracht werden hätte müssen, wie jedem Mitglied dieses Hauses hier selbst, durch ihre nach dem Aufstand stattgefundene Aussage gegenüber einem Mann, der sie nicht mit dem ihr gebührenden Respekt behandelt hat, der ihr entgegen der Sitten nicht den Beistand ihres Mannes oder ihrer männlichen Verwandten gewährte, sondern sie allein vernahm und sie von Prätorianern hierfür vorführen ließ, die Schuld an eben jenem Aufstand zuzuweisen. Alle Welt weiß, dass Frauen sehr viel mehr den Emotionen verhaftet sind, ebenso wie der Eitelkeit. Wen wundert da tatsächlich, wenn eine Frau eine ihr gegenüber stattfindende Kränkung mit einer weiteren Kränkung beantwortet?
    Doch genug davon, ist die Sergia doch verstorben, und ist es ebenfalls Sitte, über die Toten nur gutes zu sprechen oder andernfalls zu schweigen.


    Wenn der Kaiser aber so sehr darum bittet, die Meinung jedes Einzelnen hier im Senat zu hören bezüglich der Mos Maiorum und der Frauen, will auch ich reden. Und dazu erst einmal die Fakten darlegen:
    In unserem großartigen Imperium leben etwa siebzig Millionen Menschen. Davon besitzen nur etwa ein Drittel das römische Bürgerrecht. Doch sind dies alles wirklich Quiriten? Nein, es sind Männer und ihre Familien, die das Bürgerrecht erworben haben durch Dienst bei den Auxiliaren, in der Verwaltung und andere Dienste. Dazu die Nachfahren freigelassener Sklaven aus aller Herren Länder, die nach unserem Recht römische Bürger werden können. Dann noch die Nachfahren der ehemaligen socii des römischen Reiches in den Kriegen der frühen Republik oder der Königszeit, die es aus Dankbarkeit erhalten haben. Und natürlich jene Menschen, die es ebenfalls aus Dankbarkeit erhalten haben, da sich ihre Herren und Könige freiwillig dem römischen Reich angeschlossen haben und dies vertraglich als Anerkennung erhalten haben.
    Wirkliche Römer, echte Quiriten, die sich auf die Mos Maiorum berufen können, machen im Bestfall – im BESTfall – zwei Prozent unserer Bevölkerung aus.
    Und von diesen zwei Prozent, wieviele davon können sich darauf zurückziehen, ihre Frauen nicht ebenfalls zur Arbeit hinzuzuziehen? Und bei wievielen Quiriten stehen ihre Frauen an ihrer Seite, sind ebenso wie sie Schuster, Bäcker, Müller, Metzger? Stehen ebenso wie sie und flechten Körbe, flechten Netze, helfen bei der Feldarbeit und versorgen das Vieh, bestellen den Acker?


    Es war und ist immer römische Sitte gewesen, eine neue Provinz durch einen zum Gesetz erhobenen Vertrag an das Reich zu binden. So die Übernahme der Provinz friedlich vonstatten ging oder mit Hilfe einheimischer Stämme, wird in diesen Verträgen üblicherweise festgelegt, dass die neue Provinz ihre Gebräuche, Feste, Götter und Herrscher behält, ebenso wie ihre Truppen – gleichgültig, ob es sich dabei jeweils um Männer oder Frauen handelt. So diese Herrscher Frauen in ihren Armeen dulden – wie einige germanische Stämme und auch einige Stämme des Ostens – so sei es ihnen unbenommen, diese zu unterhalten.
    Um fremdländische oder unbekannte Gottheiten nicht zu verärgern, haben wir hier in Rom das Pantheon errichtet, um sie zu ehren.


    Es war stets römischer Brauch, von Besiegten oder befreundeten Völkern das anzunehmen, was als gut und nützlich erachtet wurde, und ihnen anzubieten – freiwillig! Ohne Zwang! - das anzunehmen, was wir schon wussten.
    Niemals allerdings war es römischer Brauch, uns über andere Völker aufzuschwingen und ihnen unsere Gebräuche, unsere Sitte und unsere Eitelkeiten aufzuzwingen.


    Und nun also sollen die Sitten ein paar hundert Glücklicher den siebzig Millionen unseres Imperiums per Gesetz aufgezwungen werden?


    Wir werden dafür nicht in den Osten gehen müssen, die die Rechte ihrer Vorfahren und ihre Sitten verteidigen werden, weil Frauen dort weit höhere Stellungen einnehmen können. Weil Frauen dort ganz selbstverständlich in den Städten, Gemeinden und Provinzen auch hohe Ämter einnehmen können, oder die gar von einer Königin regiert werden.
    Wir werden auch nicht in den Norden gehen müssen, wo wilde Frauen Seite an Seite mit ihren Männern sich schreiend in die Schlacht stürzen, um andere, Rom feindlich gesinnte Stämme zu bekämpfen.
    Nein, wir werden Krieg haben gleich hier in Rom, wo sich die Peregrinen und die armen Bürger um ihre Freiheit und ihre Selbstbestimmung betrogen sehen werden, wo ein solches Gesetz, welches die Mos Maiorum zum allgemeingültigen Recht erhebt, nur als weitere Eitelkeit einer weltfremden Oberschicht gesehen werden wird, die sich nicht um die Sorgen und Nöte der unteren Bevölkerungsschichten schert.


    Bezüglich der Frage, wem der Kaiser seine Gunst einer Stellung in seiner unmittelbaren Nähe zutraut und wem nicht, möchte ich es so halten, wie ich es auch mit meinem eigenen Hausstand zu halten pflege: Der Herr des Hauses ist der Herr des Hauses. Und er allein entscheidet, wen er in seiner Nähe wissen will und wen nicht. Und wenn unser Kaiser also einer Frau zutraut, seine Post zu bearbeiten, seine Empfänge zu planen oder gar seine persönlichen Finanzen zu verwalten, wer bin ich, ihm das zu verwehren? ICH muss ja nicht jeden Tag mit dieser theoretischen Person verbringen.“


    Damit war wohl klar, wo Sextus stand. Nein, seine Verwandten würden den Teufel tun und irgendwelche Karrieren anstreben. Dafür würde er schon sorgen. Aber er war nicht so dumm, so kurz nach einem Aufstand in Rom einen reichsweiten Aufstand zu provozieren, nur weil Claudius Menecrates eine Kränkung selbst nach dem Tod von Sergia Fausta einfach nicht vergessen konnte. Und Sextus würde sich für diese kleinliche Rache auch sicher nicht einspannen lassen.

    Ein wenig irritiert nahm Sextus die Tafel entgegen. Noch irritierter war er, als er sie las und daruaf schlicht nur das stand, was der junge Mann vor ihm auch verbal vortrug. Wenn es um eine Gesetzesinitiative gegangen wäre oder ähnliches, hätte Sextus ein Schriftstück verstanden. Aber einen Namen und eine Absichtserklärung konnte er sich noch gerade so eben ohne schriftliche Gedächtnisstütze merken.
    Ohne sich etwas von seiner Skepsis anmerken zu lassen, wandte sich Sextus dem jungen Mann zu und reichte gleichzeitig die Tafel an den hinter ihm stehenden Sklaven weiter.
    “Nun, das sehr löblich und eine durchaus kluge Vorgehensweise. Doch gestatte mir die Frage: Warum kommst du dafür zu mir?“ Soweit Sextus wusste, hatte seine Familie noch nie engere Verbindungen zu den Annaeern unterhalten, und die paar Male, dass er ein Mitglied der Gens getroffen hatte, waren eher negativ behaftet.

    Sim-Off:

    Musstest nun leider trotzdem warten, da ich grade nur begrenzt Zeit und Motivation aufbringen kann :)


    Der Strom der Klienten und angehenden Klienten, Nachbarn und sonstiger bittsteller war für heute vorüber und Reunan hatte die letzten gerade noch hinauskomplimentiert und auf den nächsten Tag verwiesen, als der Annaeus vom Vortag noch einmal dastand. Diesmal allerdings allein.
    “Der Senator ist noch im Tablinum und wird dich empfangen. Einfach geradeaus durch“, erwiderte Reunan die Begrüßung und lotste den Jungen Mann auch gleich in die richtige Richtung. Natürlich hatte er seinen Herrn am Vortag schon vorgewarnt und war daher sicher, dass er so vorgehen konnte. Von allein traf er solche Entscheidungen nicht, wenn ihm sein Rücken lieb war.

    Im Tablinum saß der Hausherr noch auf seinem Stuhl, den er während seiner Salutatio als Sitzgelegenheit nutzte, und trank ein wenig Posca aus einem Becher. So eine Salutatio war immer eine Angelegenheit, die die Stimme beanspruchte, da die allermeisten Klienten ja auch eine Antwort auf ihre Fragen erwarteten. Und je nach Sachverhalt fiel die auch schon einmal etwas länger oder auch lauter aus. Da tat ein Schluck zu trinken gut.


    Die Pflichten eines Senators wuchsen jeden Tag aufs Neue, wie ihm mitunter schien. Doch er hatte genau diesen Weg gewählt und beklagte sich nicht darüber. Auch nicht, als nun noch ein Nachzügler zu ihm vorgelassen wurde. Sextus musterte den jungen Mann kurz, ehe er befand, ihn nicht zu kennen. Auch der Nomenclator erwies sich als reichlich nutzlos und schwieg zu dieser Causa, weshalb Sextus es zur Begrüßung bei einem freundlichen “Salve“ beließ. Zwar hatte er ein paar Vermutungen, nicht zuletzt, da ihm der eine oder andere Nachzügler angekündigt worden war, aber man gab sich schlicht nicht die Blöße einer falschen Begrüßung. Der junge Mann würde schon von selbst darauf zu sprechen kommen, wer er war und was er wollte.