Beiträge von Sextus Aurelius Lupus

    Und da traf auch schon Flavius Gracchus zusammen mit Prisca ein. Ein freundschaftlicher Handschlag wurde getauscht, ebenso wie einige Komplimente. “Wenn es so wäre, könntest du es mir wirklich übel nehmen?“ fragte Sextus auf die wohlmeinende Unterstellung hin, dieses Abendessen sei für Prisca.
    In der Tat war es eine ganze Weile her, dass Prisca in der Villa Aurelia gewesen war. In der Tat ein bedauerlicher Umstand, wenngleich Sextus nicht ernsthaft mit einer Wiederholung ihres letzten Treffens gerechnet hatte. Dafür wussten sie beide viel zu gut um die Risiken, und der Nutzen hatte sich auch mit dem einmaligen Ereignis erfüllt.


    “Du weißt, dass du hier jederzeit willkommen bist“, erwiderte Sextus Priscas Gefeixe ehrlich und ohne Unterton. Dies war viel länger ihr zuhause gewesen als das seine. Daran änderte auch die Heirat nichts. Wäre sie keine Frau, wäre sie wahrscheinlich nun der Herr hier. Oder tot, denn da, wo Venus die Frauen der Aurelier segnete, nahm sie als Venus Libitina den Männern frühzeitig ihr Leben. Nur seines nicht. Ihn liebte die Göttin wohl.


    Als letztes kam noch Corvina herein. Sextus hatte sie schon früher wieder zuhause erwartet, aber er verlor kein Wort der Kritik darüber. “Ah, und da ist auch die dritte Grazie!“ führte er nur das Gleichnis weiter und lächelte Corvina fröhlich an. Wenn es eine Person gab, die er außer sich selbst aufrichtig gern hatte, dann wohl seine Nichte. Er wusste, dass dies eine mögliche Schwäche war, doch war er bereit, dieses Risiko weiter bestehen zu lassen.
    “Dann sind wir alle beisammen. Setzt euch doch“ lud Sextus alle Gäste ein. Immerhin war die Einladung als Abendessen ausgesprochen worden.


    Da nur drei Herren anwesend waren und ebenso viele Damen, hatte Sextus anstelle der großen Klinen drei Einzelliegen aufstellen lassen und drei Korbsessel für die Damen. So konnte sich jeder mit jedem gut unterhalten, oder die Damen sich unter sich einfach austauschen, während die Männer über Politik redeten. Durch den symmetrischen Aufbau gab es auch keine explizite Ehrenposition, so dass sich jeder setzen konnte, wie es ihm opportun erschien, ohne damit einen Fauxpas zu riskieren.


    “Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich dir damals, als wir über die Lex Mercatus gesprochen haben, meinen Klienten Valerius Flaccus schon vorgestellt habe“, stellte Sextus sicherheitshalber seinen Klienten seinem Freund noch einmal indirekt vor. “Damals hat er einige Ideen beigetragen und mir einige Arbeit abgenommen.“ Noch ein wenig Werbung für den jungen Mann. Immerhin ging es ja darum, ihn am Ende des Abends zum Pontifex Minor zu erheben.

    Entschuldigung an alle, die auf mich warten. Es war eine unvorhergesehen durchwachsene Woche, und am Wochenende stehen auch einige Termine an. Ich versuche, jetzt alles offene zu beantworten, und dann geht es Montag hoffentlich in alter Frische weiter.

    Der zweite Vorlauf war wohl der bei weitem spannendere für die Zuschauer. Wäre der Würfel etwas anders gefallen, hätte man diese Konstellation wohl durchaus auch im Finale erwarten können. Doch das Schicksal hatte entscheiden, nur sehr starke Fahrer hier fahren zu lassen. Ähnliches meinte auch der Kommentator, als das zweite Rennen startete.


    “Bei diesem Rennen ist wohl alles offen! Die Praesina ist gleich mit zwei starken Fahrern dabei, ebenso die Purpurea. Albata, Aurata und Russata haben jeweils nur einen Fahrer im Feld, aber dafür sind sie alle schon mit Rennerfahrung gesegnet. Tanco kann mit drei öffentlichen Rennen aufwarten, ebenso Lusorix und Amasis sogar mit deren sechs! Da ist die zahlenmäßige Übermacht der anderen Rennställe dann nur ein kleiner Vorteil.


    Und da gibt Aurelia Corvina, die Nichte von Senator Aurelius Lupus, auch schon das Startsignal! Wie erwartet versuchen auch gleich alle Wagen, einen Vorsprung herauszuarbeiten und auf die begehrte Spur in der Mitte der Rennbahn zu gelangen. Den besten Start hat hierbei Tanco von der Aurata erwischt,doch Lusorix von der Albata folgt ihm dichtauf. Danach Syennesis von der Praesina, Amasis von der Russata. Die Purpurea mit Pheidon und Menekles dahinter. Zum Schluss Rianorix von der Praesina. Doch zu diesem Zeitpunkt kann wohl selbst Fortuna nicht bestimmen, wie es am Ende der Doppelmeile gleich aussehen wird!“




    “Und da geht es auch schon los! Syennesis schiebt sich Stück für Stück nach vorne! Erst vorbei an Lusorix, jetzt auch an Tanco! Der versucht gegenzuhalten... und touchiert den anderen Wagen! Unglücklich, sehr unglücklich. Jetzt ist auch Lusorix an Tanco vorbei.
    Dahinter hat Menekles von der Purpurea jetzt sein Tempo gefunden und schiebt sich nach vorne, vorbei an seinem Vereinskollegen Pheidon und auch Amasis von der Russata, und auch vorbei an dem zurückfallenden Tanco. Ja, der hat ein ordentliches Tempo nun und wird auch dem momentan zweitplatzierten Lusorix gefährlich.
    Amasis auf Platz vier vor dem unglücklichen Tanco, der eben noch geführt hatte. So schnell kann es gehen. Das zeigt aber, wie dicht beisammen dieses Rennfeld tatsächlich ist!
    Pheidon nur knapp hinter den anderen, Rianorix bildet das Schlusslicht.


    Als erstes kam Drusilla ins Triclinum. Sextus hoffte sehr, dass ihr Aufenthalt auf dem Land den Kopf der jungen Dame wieder zurechtgerückt hatte. Vor ihrer Abreise hatten sie beide ein etwas unschönes Gespräch über die Verwendung von Rauschmitteln im Haus und passende Gesellschaft für eine patrizische Dame gehabt, und wollte Drusilla jemals standesgemäß heiraten, würde sie die Ratschläge von damals sicher beherzigen.
    Jetzt war sie etwas älter und hatte hoffentlich Rom und seine Annehmlichkeiten und Perspektiven hinreichend vermisst, um mehr an ihre Zukunft zu denken.


    “Ah, salve, Drusilla. Du siehst hinreißend aus. Ich hoffe, die eingeladenen Herren werden nicht zu sehr abgelenkt, denn immerhin geht es darum, meinen Klienten möglichst zum Pontifex zu machen“, verteilte Sextus ein paar Komplimente und klärte Drusilla gleich auch noch über den Sinn und Zweck der heutigen Gastgesellschaft auf.


    Besagter Klient trat auch just in diesem Moment ein. Er hatte wohl seinen Ratschlag befolgt und sich ein wenig neu eingekleidet. “Ah, Valerius! Schön, dass du da bist. Du kennst schon meine Cousine Drusilla?“ übernahm Sextus dann auch den vorstellenden Teil in etwas salopperer Art und Weise. Er war sich ziemlich sicher, dass sein Klient und seine Cousine sich nicht kannten, allein schon, weil Drusilla das letzte Jahr nicht hier gewesen war. Aber das Privileg, höhergestellt zu sein, hatte den Vorteil, dass es nicht als unhöflich gelten konnte, nicht zu förmlich zu sein, während es andersherum nicht möglich war.

    Auf den letzten Doppelschritten des Rennens überschlugen sich die Kommentatoren beinahe, aber einiges ging wohl in den allgemeinen Anfeuerungsrufen nun endgültig unter:


    “Die letzten Fuß! Die Fahrer holen alles aus ihren Pferden raus! Vorne immernoch Sotion vor Proteneas und Braecus. Der greift jetzt an, der grüne Fahrer gibt seinen Pferden die Peitsche, die anderen wollen ihn nicht vorbeilassen, nicht so kurz vor dem Ziel, aber Braecus ist nicht zu halten, Braecus prescht nach vorne! Braecus ist Erster! Sotion direkt dahinter und Proteneas auf Platz 3!


    Und jetzt geht es um Platz vier, hinten ist noch alles offen. Jetzt preschen Athenodorus und Hermippus den anderen davon! Mastanabal und Archytas bemühen sich, können aber nicht mehr aus ihren Pferden rausholen und bleiben zurück. Hermippus und Athenodorus Kopf an Kopf! Wer hat jetzt noch Reserven, wer kann jetzt noch eine Schippe drauf legen?


    Da! Athenodorus geht nach vorne, und Hermippus kann nicht mit! Jetzt ist er eine halbe Wagenlänge vorne! Und im Ziel! Platz vier geht an die Albata, vor Hermippus. Und dahinter noch Mastanabal und Archytas!


    Glückwunsch an alle Sieger. Jetzt erstmal eine schöne Cervisia, bevor es zum zweiten Vorlauf geht. Salute.“


    Es hatte eine Weile gedauert, bis sich ein Termin gefunden hatte. Erst kam Krankheit dazwischen, Saturnalien, die ein oder andere Beerdigung, Parentalia und schließlich die Unmöglichkeit, im Winter irgendetwas zu bekommen, das nicht in Essig ersäuft wurde, um es haltbar zu machen. Doch jetzt, trotz Wahlkampf, war endlich alles bereit. Das Essen war vorbereitet, alle Parteien waren soweit bei Gesundheit, und auch die Omen für diesen Tag standen gut – wenn man denn soetwas bei der Auswahl berücksichtigen mochte.


    Und so wartete Sextus auf seine Gäste: Seinen guten Freund Manius Flavius Gracchus, seine Cousine Prisca und seinen Klienten Valerius Flaccus. Seine eigenen, im Haus wohnenden Verwandten würden natürlich auch dazustoßen. So konnte man das Angenehme mit dem Praktischen am einfachsten verbinden.


    Sim-Off:

    Begebt euch in diesen Thread. Geht direkt dorthin. Geht nicht über die Porta. Zieht keine 2000 Sesterzen ein ;)

    “Man könnte meinen, es geht um den Endlauf und nicht nur ums weiterkommen. Braecus, Proteneas und Sotion schenken sich nichts! Kopf an Kopf rennen die Pferde! Jetzt sieht es so aus, als hätte Braecus ganz knapp die Nase vorn, aber Proteneas und Sotion sind direkt dahinter!


    Und oh, dahinter wird es jetzt auch spannend! Hermippus und Archytas haben zu den anderen aufgeschlossen! Jeder der vier möchte gern den begehrten vierten Platz für das Finale ergattern, und alle liegen jetzt innerhalb einer einzigen Wagenlänge, Mastanabal nur eine Nasenlänge vor Hermippus. Athenodorus hat sich so lange auf dem begehrten Platz gehalten, schwächelt aber grade ein wenig. Dafür hat sein Albata-Kollege Archytas direkt zu ihm aufgeschlossen.“



    “Vorne weiter unverändert! Sotion scheint jetzt ganz knapp vor Proteneas und Braecus, die ihren Vorsprung weiter ausbauen.
    Dann die Lücke und der Rest vom Feld. Hermippus scheint entschlossen, sich den vierten Platz zu holen, denn er prescht nun nach vorne und treibt seine Pferde zum Endspurt an. Athenodorus, der so lange den begehrten vierten Platz gehalten hat, bleibt an ihm dran auf Platz fünf. Mastanabal direkt dabei im Kampf um Platz vier, und das Schlusslicht bildet der Neuling Archytas.



    Hier und da boten etliche Verkäufer ihre Waren feil. Natürlich waren die üblichen Leckereien wie Otternasen und Lerchenzungen genauso zu haben wie gebratene Haselmaus oder einfach nur Nüsse und Trockenfrüchte. Ein Verkäufer gab sich besonders rhythmisch und tanzte fast, während er beständig verkündete “Greift nach dem Snack! Greift nach dem Snack!“


    Unterdessen waren die Kommentatoren weiterhin vollauf damit beschäftigt, das Renngeschehen zu dokumentieren.


    “Jetzt hat Sotion aber einen Lauf! Offenbar ist die Spur, die er gewählt hat, gerade vorteilhafter als die seiner Konkurrenten, denn jetzt zieht er auch an Proteneas vorbei! Braecus weiter vorne, aber nur noch knapp vor dem Goldenen. Es ist klar, dass die drei den Sieg unter sich ausmachen wollen.


    Ah, und dahinter wird Mastanabal von einer Welle erwischt! Nein, das mögen seine Pferde gar nicht. Er verliert noch einen Platz gegen Athenodorus.


    Weit abgeschlagen dahinter immernoch Archytas und Hermippus. Da dürfen wir wohl keine Wunder erwarten.“



    “Und jetzt will Sotion es wissen! Er schließt immer mehr zu Braecus auf, versucht vorbei zu kommen! Braecus will sich den Sieg aber nicht so einfach nehmen lassen! Noch ist die Hälfte zu fahren. Jetzt versucht Sotion, auf der Meerseite vorbeizukommen! Braecus steuert dagegen, macht die Lücke zu... und verschätzt sich! Oh, das ist bitter. Sotion zieht auf Landseite vorbei, Proteneas gleich hinterher. Braecus versucht, seinen Fehler wieder gut zu machen und zieht mit beiden fast wieder gleichauf!


    Dahinter eine große Lücke. Noch immer Athenodorus vor Mastanabal, und so langsam schließen Archytas und Hermippus auf. Da geht es nun darum, wer den vierten Platz und damit ins Finale einzieht. Auf Sieg darf hier wohl keiner hoffen.“



    Die Schwierigkeit für die Wagenlenker bei diesem Wettkampf war es, auf ungewohntem Untergrund zu fahren. In der Arena war die ideale Linie klar: möglichst weit auf der Innenbahn, um die Kurven möglichst eng nehmen zu können. Hier am Strand war es schwieriger. Der Sand war dort am besten, wo er noch nass war, aber nicht von den Wellen überspült wurde. Zu nah am Wasser, und die Pferde mussten durch die Wellenausläufer rennen, zu weit vom Wasser entfernt, und der Sand wurde tief und steiniger. So gab es keine vorbestimmte Ideallinie, sondern diese änderte sich mit jedem Auftreffen des Wassers auf den Strand.


    Und so machten sich die Zweiergespanne nun donnernd auf den Weg, während die Sklaven an der Anzeigetafel die kleinen Figuren beständig rückten und die Kommentatoren ihr bestes gaben, das Geschehen für alle anwesenden zu protokollieren.


    “Und da sind sie gestartet! Ein sehr gemischter Vorlauf mit einigen klaren Favoriten und ein paar Außenseitern.
    Braecus, Proteneas und Sotion zählen ganz klar zu den starken, Albata und Purpurea dagegen eher mit schwachen Fahrern. Aber jetzt am Start ist davon wenig zu merken!
    Vorneweg Braecus, der einen fabelhaften Start hingelegt hat. Kräftige Pferde, gute Linie! Direkt dahinter Proteneas von der Russata.
    Mastanabal von der Purpurea aber scheint sich von seiner Rolle als Außenseiter nicht abhalten zu lassen, souverän ist er an Platz 3. Direkt dahinter der zweite Außenseiter, Athenodorus von der Albata. Sotion von der Aurata hat wohl einen schlechten Start erwischt, zu nah am Wasser. Die Pferde mögen die Wellen wohl nicht. Hinter ihm noch Archytas von der Albata ein Neuling auf dem Feld. Und als Schlusslicht Hermippus von den Goldenen, ebenfalls noch recht neu auf dem Feld.“


    Die Sklaven schoben und schoben:


    “Jetzt setzt Proteneas zum Angriff an! Immer näher rückt er auf Braecus auf, jetzt sind die beiden fast Kopf an Kopf! Keiner scheint dem anderen den Sieg zu gönnen!
    Doch was passiert denn dahinter?! Sotion ist aufgewacht! Jetzt knüpft er sich zuerst Athenodorus vor, drängt ihn Richtung Wasser... und ist vorbei! Jetzt noch den purpurnen Mastanabal... Kopf an Kopf... und auch hier eine halbe Länge nach vorne! So wollen wir das sehen von einem erfahrenen Wagenlenker!
    Archytas und Hermippus weiter hinten.


    Am Meeresstrand außerhalb Roms, nur einen Steinwurf entfernt von Ostia, war in den letzten Wochen fleißig gebaut und gezimmert worden. Ein paar Landvermesser hatten genau den Stand von Ebbe und Flut beobachtet und kartographiert, während Zimmerleute und Baumeister gesägt, gehämmert, getüftelt, verzargt, geschweißt und gebaut hatten.


    So stand nun am dritten Tag des Martius eine Rennanlage, die es so wohl noch nie gegeben hatte, und für die Sextus Aurelius Lupus einiges an Geld unters Volk bringen musste. Doch nur so konnte er sicherstellen, dass dieses Rennen hier überhaupt stattfinden konnte, denn innerhalb Roms hätte der Praefectus Urbi die Bedingungen diktiert – eine Tatsache, mit der Sextus in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Aber hier, außerhalb der Mauern beim Ruf der Seeschwalbe, hier war er frei.


    Und so stand eine stabile Absperrung in einiger Entfernung zum Wasser, um die Zuschauer zu schützen und von der Rennbahn fernzuhalten, ebenso wie drei Tribünen, wo die begehrten Sitzplätze zu finden wären: Am Startpunkt des Wettkampfes, genau in der Mitte und die größte Tribüne am Ziel, wo wohl die meisten Zuschauer sich einfinden würden.
    Ebenfalls war am Zieleinlauf eine große Tafel mit beweglichen, bunten Wagenfigürchen aufgerichtet worden, die von zwei Sklaven bedient wurde und so den Rennverlauf für all jene graphisch darstellten, die nicht so gute Augen hatten. Ebenso hatte Sextus drei Ausrufer angestellt, die den Rennverlauf jeweils bei den Tribünen kommentieren würden, um so die Stimmung weiter anzuheizen.
    Zur Sicherheit waren etliche Veteranen angeheuert und strategisch platziert worden. Bei Unruhen oder Versuchen, das Rennen zu stören oder zu manipulieren, würden sie entsprechend eingreifen und Aufstände im Keim ersticken.
    Aufgrund der Örtlichkeiten gab es nicht die wie sonst abgetrennte Logen für die reichen Familien. Diesen Umstand hatten einige findige Fischer dafür genutzt, ihrerseits ein wenig Geld mit Exklusivität zu verdienen. So boten sie ihre Fischerboote zur Vermietung am heutigen Tag an und fuhren damit auf dem von Wellenbrechern geschützten Meerteil entlang.



    Doch jetzt am Morgen vor dem Rennen stand erst einmal die Eröffnung an.


    In der Mitte der Strecke, so dass es von allen Punkten gesehen werden konnte, war ein beweglicher Altar aufgebaut worden. Kohlepfannen ließen feine Rauchfäden gen Himmel emporsteigen. Die Priester des Neptun waren anwesend und trugen eine große Statue des Gottes die Rennstrecke einmal entlang, begleitet von Lautenspielern und Flötenklängen, und brachten mit ihrem Singsang das anwesende Volk langsam zum Verstummen. Neptun war ja nicht nur der Herr der Gezeiten und des Meeres, an dessen Strand der Wettkampf stattfinden würde. Obendrein war er der Gott der Pferde.
    Sextus stand am Altar und wartete darauf, dass die Statue auf einen Sockel gehoben wurde. Dann intonierte er ein Gebet an die Gottheit.


    “Neptunus! Herr der Tiefen Wasser! Sieh auf diesen Tag!


    Herr der schnellen Pferde! Dir geweiht sei dieser Wettkampf, dir zu Ehren sollen die Pferde laufen über deinen Strand! Deine Wellen sollen ihnen den Weg weißen, deine Gischt ihre Flanken benetzen!


    Großer Neptunus, segne diesen Tag und diesen Wettkampf!
    Dafür sei dir dieser Weihrauch!“
    Besagter Weihrauch ging in den Kohlepfannen in Flammen auf und waberte als weißer Rauch über die Strecke und das Meer.
    “Dafür sei dir dieser Wein!“
    Sieben Opferdiener traten mit je einer Amphore Wein barfuß in die Wellen und leerten gut sichtbar den Inhalt ihrer Gefäße ins Wasser.
    “Und dafür sei dir dieser Widder!“
    Das vorbereitete Tier wurde vorgebracht. Hörner des Schafes waren vergoldet und blitzten in der Morgensonne, das Fell war makellos weiß. Es wurde mit Meerwasser dem Gott geweiht und mit einem schnellen Stich in die Kehle geopfert. Blut floss reichlich auf den hellen Strand, und schließlich verkündete Sextus auch die “Litatio!“


    Der Rest des Tieres wurde mit reichlich trockenem Holz und Reisig in ein einfaches Boot geladen und von einem zweiten Boot hinauf aufs Meer gezogen. Dort wurde es angezündet, so dass das Feuer bis zum Strand zu sehen war, während die einsetzende Ebbe das Gefährt langsam immer weiter ins offene Meer zog.


    Sextus schwang sich auf ein bereitstehendes Pferd und ritt damit zur Ziellinie, wo er die jeweiligen Sieger in Empfang nehmen und am Abend auch den Gesamtsieger krönen würde.
    Am Startpunkt wiederum hatte er seiner Nichte Corvina die Ehre zuteil werden lassen, das Startsignal für die Rennen zu geben. Natürlich war das Mädchen nicht allein, er hatte ihr sowohl einen bedrohlich aussehenden Custos Corporis als auch eine Entourage aus treuen Klienten zur Seite gestellt, die ihre Sicherheit gewährleisten würden. Und so nahm Sextus an seinem erhöhten Platz als Ausrichter der Spiele Platz und verkündete so zur Eröffnung:


    “Möge Neptun seine Gunst dem besten Gespann schenken!“

    Ein Bote brachte eine Schrifttafel mit der vorläufigen Einteilung vorbei



    Da sich insgesamt 14 Fahrer zum Wettkampf angemeldet haben, wird es Vorrennen geben. Diese finden nacheinander am Morgen statt.
    Die erste Gruppe setzt sich zusammen aus den Fahrern:
    Braecus (prae), Athenodorus (alb). Archytas (alb), Sotion (aur), Hermippus (aur), Proteneas (rus) und Mastanabal (pur)


    Die zweite Gruppe setzt sich zusammen aus den Fahrern:
    Syennesis (prae), Rianorix (prae), Lusorix (alb), Tanco (aur), Amasis (rus), Menekles (pur) und Pheidon (pur).


    Über die Zuordnung entschied der Würfel.


    Die besten 4 Fahrer jeder Gruppe werden am Nachmittag um den Sieg beim Wettkampf fahren.


    Ich wünsche allen Fahrern viel Glück.



    Sim-Off:

    Sofern noch nicht geschehen, bitte ich alle Factiones, mir die Setzdaten für die jeweiligen Vorrennen zukommen zu lassen.


    Ein Bote brachte eine Schrifttafel mit der vorläufigen Einteilung vorbei



    Da sich insgesamt 14 Fahrer zum Wettkampf angemeldet haben, wird es Vorrennen geben. Diese finden nacheinander am Morgen statt.
    Die erste Gruppe setzt sich zusammen aus den Fahrern:
    Braecus (prae), Athenodorus (alb). Archytas (alb), Sotion (aur), Hermippus (aur), Proteneas (rus) und Mastanabal (pur)


    Die zweite Gruppe setzt sich zusammen aus den Fahrern:
    Syennesis (prae), Rianorix (prae), Lusorix (alb), Tanco (aur), Amasis (rus), Menekles (pur) und Pheidon (pur).


    Über die Zuordnung entschied der Würfel.


    Die besten 4 Fahrer jeder Gruppe werden am Nachmittag um den Sieg beim Wettkampf fahren.


    Ich wünsche allen Fahrern viel Glück.



    Sim-Off:

    Sofern noch nicht geschehen, bitte ich alle Factiones, mir die Setzdaten für die jeweiligen Vorrennen zukommen zu lassen.


    Ein Bote brachte eine Schrifttafel mit der vorläufigen Einteilung vorbei



    Da sich insgesamt 14 Fahrer zum Wettkampf angemeldet haben, wird es Vorrennen geben. Diese finden nacheinander am Morgen statt.
    Die erste Gruppe setzt sich zusammen aus den Fahrern:
    Braecus (prae), Athenodorus (alb). Archytas (alb), Sotion (aur), Hermippus (aur), Proteneas (rus) und Mastanabal (pur)


    Die zweite Gruppe setzt sich zusammen aus den Fahrern:
    Syennesis (prae), Rianorix (prae), Lusorix (alb), Tanco (aur), Amasis (rus), Menekles (pur) und Pheidon (pur).


    Über die Zuordnung entschied der Würfel.


    Die besten 4 Fahrer jeder Gruppe werden am Nachmittag um den Sieg beim Wettkampf fahren.


    Ich wünsche allen Fahrern viel Glück.



    Sim-Off:

    Sofern noch nicht geschehen, bitte ich alle Factiones, mir die Setzdaten für die jeweiligen Vorrennen zukommen zu lassen.


    Ein Bote brachte eine Schrifttafel mit der vorläufigen Einteilung vorbei



    Da sich insgesamt 14 Fahrer zum Wettkampf angemeldet haben, wird es Vorrennen geben. Diese finden nacheinander am Morgen statt.
    Die erste Gruppe setzt sich zusammen aus den Fahrern:
    Braecus (prae), Athenodorus (alb). Archytas (alb), Sotion (aur), Hermippus (aur), Proteneas (rus) und Mastanabal (pur)


    Die zweite Gruppe setzt sich zusammen aus den Fahrern:
    Syennesis (prae), Rianorix (prae), Lusorix (alb), Tanco (aur), Amasis (rus), Menekles (pur) und Pheidon (pur).


    Über die Zuordnung entschied der Würfel.


    Die besten 4 Fahrer jeder Gruppe werden am Nachmittag um den Sieg beim Wettkampf fahren.


    Ich wünsche allen Fahrern viel Glück.



    Sim-Off:

    Sofern noch nicht geschehen, bitte ich alle Factiones, mir die Setzdaten für die jeweiligen Vorrennen zukommen zu lassen.


    Ein Bote brachte eine Schrifttafel mit der vorläufigen Einteilung vorbei



    Da sich insgesamt 14 Fahrer zum Wettkampf angemeldet haben, wird es Vorrennen geben. Diese finden nacheinander am Morgen statt.
    Die erste Gruppe setzt sich zusammen aus den Fahrern:
    Braecus (prae), Athenodorus (alb). Archytas (alb), Sotion (aur), Hermippus (aur), Proteneas (rus) und Mastanabal (pur)


    Die zweite Gruppe setzt sich zusammen aus den Fahrern:
    Syennesis (prae), Rianorix (prae), Lusorix (alb), Tanco (aur), Amasis (rus), Menekles (pur) und Pheidon (pur).


    Über die Zuordnung entschied der Würfel.


    Die besten 4 Fahrer jeder Gruppe werden am Nachmittag um den Sieg beim Wettkampf fahren.


    Ich wünsche allen Fahrern viel Glück.



    Sim-Off:

    Sofern noch nicht geschehen, bitte ich alle Factiones, mir die Setzdaten für die jeweiligen Vorrennen zukommen zu lassen.


    Erfreulicherweise hatten fast alle Factiones zugesagt. Lediglich von der Veneta war kein Bote eingetroffen, und da die Sonne bereits untergegangen war, erwartete Sextus auch keinen Boten mehr.
    Da die Russata nur zwei Fahrer angemeldet hatte, hatten sie eine gerade Teilnehmerzahl. Drei von der Albata, drei von der Aurata, drei von der Praesina, drei von der Purpurea und zwei von der Russata ergaben also insgesamt vierzehn Fahrer. Das hieß, es würde ein Vorrennen geben, mit zwei Gruppen zu je sieben Fahrern.


    Natürlich hätte Sextus jetzt irgendwelche Konstruktionen und Gedankenspiele spielen können, wie er die Fahrer zusammenstellen sollte. Aber er nahm einfach einen Würfel zur Hand und überließ den Göttern die Entscheidung. Bei einer geraden Augenzahl kam der Fahrer in die eine, bei einer ungeraden Anzahl in die andere Gruppe, bis eine Gruppe 7 Fahrer hatte.
    Und so setzte sich die erste Gruppe zusammen aus: Braecus (prae), Athenodorus (alb). Archytas (alb), Sotion (aur), Hermippus (aur), Proteneas (rus) und Mastanabal (pur).
    Die zweite Gruppe setzte sich zusammen aus Syennesis (prae), Rianorix (prae), Lusorix (alb), Tanco (aur), Amasis (rus), Menekles (pur) und Pheidon (pur).


    Dementsprechend diktierte Sextus seinem Sekretär auch folgende Information an die Factiones.



    Da sich insgesamt 14 Fahrer zum Wettkampf angemeldet haben, wird es Vorrennen geben. Diese finden nacheinander am Morgen statt.
    Die erste Gruppe setzt sich zusammen aus den Fahrern:
    Braecus (prae), Athenodorus (alb). Archytas (alb), Sotion (aur), Hermippus (aur), Proteneas (rus) und Mastanabal (pur)


    Die zweite Gruppe setzt sich zusammen aus den Fahrern:
    Syennesis (prae), Rianorix (prae), Lusorix (alb), Tanco (aur), Amasis (rus), Menekles (pur) und Pheidon (pur).


    Über die Zuordnung entschied der Würfel.


    Die besten 4 Fahrer jeder Gruppe werden am Nachmittag um den Sieg beim Wettkampf fahren.


    Ich wünsche allen Fahrern viel Glück.



    Sim-Off:

    Sofern noch nicht geschehen, bitte ich alle Factiones, mir die Setzdaten für die jeweiligen Vorrennen zukommen zu lassen.


    Es gab Dinge, die Sextus gut konnte, und es gab Dinge, die er weniger gut konnte. Oder zumindestens sehr ungerne machte. Einstudierte Reden zu halten gehörte hierbei ganz klar dazu.
    Eine treffende oder bissige Erwiderung aus dem Stegreif zu halten, war selten ein Problem. Sich einer konkreten Fragestellung anzunehmen und diese zu beleuchten ebensowenig. Aber dazustehen und Lobeshymnen auf sich selbst zu geben widersprach einfach Sextus' Naturell. Nicht, dass er unter zu geringem Selbstwertgefühl litt, aber man musste sich ja dennoch nicht selbst den Lorbeer aufsetzen.


    Nichts desto Trotz gehörte eine Rede zur Kandidatur dazu, und so trat auch dieses Mal Sextus wieder vor die versammelten Senatoren und tat, was die Pflicht eben gebot.
    “Patres Conscripti!
    Den allermeisten von euch sollte ich bekannt sein. Ich bin Sextus Aurelius Lupus, Enkel des Aurelius Crassis, der lange Jahre Princeps Senatus war und ebenso Proconsul von Syria, Legat für Germania und viele weitere ehrenvolle Ämter. Als sein Enkel stehe ich also in der Pflicht, in sehr großen Fußstapfen zu wandeln.
    Heute möchte ich einen weiteren Schritt gehen mit meiner Kandidatur zum Praetor Roms. Aber ich will ihn nicht nur gehen, wie es meine Pflicht als Erbe dieses großen Namens ist, ich will ihn gut gehen.


    Wie schon bei meiner Kandidatur vor wenigen Jahren zum Aedil habe ich also darauf gewartet, diesen Schritt mit Bedacht – und wichtiger – einem Konzept gehen zu können. Einige von euch werden vielleicht schon von meiner Rede auf der Rostra gehört haben, was ich plane. Und auch hier möchte ich es noch einmal bekräftigen: Meiner Meinung nach bedarf der Codex Iuridicalis einer Überarbeitung. Es kann nicht sein, dass einfache Fehler beim Marktrecht härter bestraft werden als Körperverletzung, Raub oder üble Nachrede. Es ist nicht gerecht, wenn eine Strafe sich nur nach der Tat richtet, nicht aber auch nach dem Täter. Eine Strafe sollte immer die gesamten Umstände der Tat widerspiegeln und aussühnen, und hierzu gehören auch Täter und Opfer. Hierzu sollten wir unseren Richtern vertrauen und ihnen endlich die passenden Instrumente in die Hand geben, wie sie die Aedile schon seit Jahrzehnten in ihrem Bereich haben.


    Natürlich ist dies nicht mein einziges Ansinnen, sollte ich als Praetor gewählt werden. Selbstverständlich sollte auch Rom wieder zu glücklicheren Zeiten zurückfinden, weshalb ich gedenke, diverse Spiele auszurichten, um die Menschen so teilhaben zu lassen an Roms Großzügigkeit.


    Als drittes und letztes Anliegen ist eigentlich eher eine kleine Korrektur zu sehen: Unsere momentane Gesetzgebung bezüglich Sklaven. Die Lex Germanica Servitium wurde sicherlich im besten Wissen und gewissen der damaligen Zeit geschlossen, ist für mich allerdings in Teilen ein Gesetz an der Wirklichkeit vorbei. Insbesondere der Saturnalienparagraph zählt für mich hierzu, da dieser eher ein Gewohnheitsrecht und einen Brauch beschreibt, als ein wirkliches Gesetz, zumal er bei Nichtbefolgung auch schließlich ohne Konsequenzen bleibt. Ebenso unterscheidet das Gesetz bislang nicht zwischen verschiedenen Arten von Sklaven, beispielsweise als Sklaven geborene versus Freigeborene, die aufgrund einer Bestrafung wie Krieg zu führen gegen Rom zum Sklavendasein verurteilt wurden, oder jene, die nur für eine festgesetzte Zeit sich selbst als Sklave verkaufen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
    Hier würde ich gerne eine umfassendere und an der Wirklichkeit unseres Lebens näher liegende Lex erarbeiten und den Senatoren vorstellen.


    Abgesehen von diesen Plänen und Vorhaben hoffe ich, als Praetor im Namen unseres Imperators und Iuppiters als oberstem Schwurgott Recht und Gesetz in unserer wundervollsten Stadt gerecht und weise sprechen zu können, wie es die Pflicht und das Privileg eines jeden Praetors ist.“


    Es hatte sicherlich schon bessere Reden im Senat gegeben, aber sicherlich auch schlechtere. Mit sich selbst zufrieden beendete Sextus daher diese Rede und wartete auf Fragen, oder – so hoffte er – Unterstützungsbekundungen von dem ein oder anderen Senator.

    Natürlich wusste Reunan über die zu erwartenden Ereignisse und Termine bescheid, so auch über den anstehenden Wettkampf am Strand von Ostia. Daher musste er auch niemanden fragen oder auf Rückantwort warten, sondern konnte das gleich selbständig abhandeln.
    “Zwei Fahrer für die Russata. Ich werde es weiter geben und die Russata wird dann, wenn die Anmeldefrist vorüber ist, noch eine Benachrichtigung über das Startfeld et cetera erhalten.
    Kann ich sonst noch etwas für dich tun? Noch einen Schluck zu trinken?“

    So von niederem Gesinde zu niederem Gesinde half man sich natürlich.

    Ein weiterer Teil der Pflichtreise durch Roms Innenstadt zur Präsentation seines Wahlwillens und seiner Tugendhaftigkeit war ein Besuch des Tempel. Vor Tagen hatte er einen Termin besorgt, so dass er heute mit Pomp und Gloria hier herziehen und möglichst öffentlichkeitswirksam opfern zu können. Direkt nach den Parentalia, wenn alle noch in der Erinnerung an ihre Vorfahren schwelgten und die Tempel wieder geöffnet waren, war dies der ideale Zeitpunkt. Besser noch, es waren Terminalia, und Iuppiter in seiner Eigenschaft als Terminus war heute ohnehin der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.


    Natürlich konnte man so ein großes Opfer nicht einfach so abhalten. Es bedurfte schon ein wenig Ankündigung, damit es auch genügend Zuschauer gab. Und so war es auch hier: Eine feine, kleine Pompa, der sich nach und nach die Schaulustigen (und Hungrigen) anschlossen. Vorneweg liefen ein paar Trommler, die auf ihren kleinen Handtrommeln den nötigen Lärm machten, um alle Leute auf der Straße auf den Zug aufmerksam zu machen, so dass diese ausweichen konnten. Diejenigen, die dabei Hilfe brauchten, wurden von großen, starken Rutenträgern zur Seite gebracht. Dahinter kam eine Reihe Ministri: Jungen und Mädchen, die mit Blumenkörben bewaffnet den Weg der Prozession mit Blütenblättern bereiteten. Danach schritt auch schon der Opferherr, Sextus Aurelius Lupus, seine Toga als Kopfbedeckung über sein Haupt gezogen, die Hände leicht in Gebetshaltung erhoben. Langsam und würdevoll ging es voran. Hinter Sextus kam eine Flottille an Flötenbläsern und Lautenspielern, die ihre verschlungenen Melodien lieblich über den Alltagslärm der Stadt erhoben.
    Danach kam der eigentliche Hingucker der Prozession: Der Stier. Es war ein weißes Tier, das mit jeder Menge beruhigender Kräuter gefüttert worden war, so dass es entgegen seines eigentlichen Naturells äußerst entspannt und friedlich dahertrottete und sich gehorsam am goldenen Nasenring von zwei Sklaven durch die Straßen führen ließ. Seine Hörner waren bis an die Spitzen mit abwechselnd roten und weißen Bändern eng umwickelt. Sein Fell war gebürstet worden und sicherheitshalber mit etwas Kalk noch weißer gefärbt. Die Hufe waren vergoldet. Auf dem Rücken prangte eine breite Wolldecke.
    Hinter dem Stier schließlich kam der victimarius mit einem beeindruckenden Opferhammer. Ihm folgte ein ebenso breit gebauter Opferhelfer mit einer ansehnlichen, vergoldeten Axt. Es folgten noch weitere Opferhelfer – Sextus war nicht knauserig gewesen bei der Organisation dieses Opfers – und schließlich Familie und einige Klienten.


    Während der Zug musizierend durch die Straßen zog, schlossen sich nach und nach mehr Menschen an. Bis so also das Capitol erreicht war, hatte sich eine ansehnliche Traube gebildet, die nun das Spektakel bis zu seinem Ende zu beobachten gedachte.


    Sextus trat an das Becken und ließ sich von einem der Opferhelfer mit einem in das Wasser getauchte Myrtebüschel bespritzen und so rituell vor der Zeremonie reinigen.
    Ein beweglicher Altar war auf dem Außengelände des Tempels aufgebaut worden, so dass sich Sextus für die ersten Opfergaben und Gebete nicht ins Innere des Tempels zurückziehen musste, während hier draußen alle warteten. Er trat also an jenen Altar, während der Stier an seinem Nasenring an einem im Boden eingelassenen Sockel festgebunden wurde und seinem weiteren Schicksal harrte.


    “Favete linguis!“ erschallte die Stimme eines der Opferhelfers über den Platz, um so den Anfang der Gebete zu verkünden.


    Mit verhülltem Haupt begab sich Sextus also in die perfekte Gebetspose und fing möglichst öffentlichkeitswirksam an, zu beten.


    “Iuppiter Optimus Maximus! Höchster Gott und König aller anderen Götter! Iuppiter Optimus Maximus, gerechtester aller Götter und oberster Richter! Iuppiter Optimus Maximus, Vater Roms!
    Dein sei dieser Weihrauch!“


    Eine gehörige Menge der goldgelben Körnchen fanden ihren Weg in die zwei rechts und links vom Opferherren, so dass gut sichtbar weißer Rauch aufstieg und als feiner Duft über der Örtlichkeit schwebte.


    “Iuppiter Optimus Maximus! Ich, Sextus Aurelius Lupus, Sohn des Numerius Aurelius Fulvius, danke dir für dein bisheriges Wohlwollen mir gegenüber! Stets habe ich deinen Namen hoch gehalten und die von dir den Menschen geschenkte Gerechtigkeit als höchste der Tugenden verehrt! So sei dir zum Dank auch dieser Wein und dieses Gebäck!“
    Auch diese Dinge wurden den gierigen Flammen überantwortet.


    “Iuppiter Optimus Maximus! Ich möchte dich bitten, mich auch in Zukunft zu unterstützen! Hilf mir, dass, wenn ich als Praetor gewählt werde, dieses Amt auch gerecht erfülle! Überzeuge die Senatoren von meiner Befähigung hierfür! Gib mir stets guten Rat, auf dass ich die Gesetze des römischen Reiches zu deiner Zufriedenheit verbessern kann!“


    Eine kurze, dramaturgische Pause, während der nur der liebliche Flötenklang der Musiker weiterhin ertönte, um eventuelle Geräusche aus der Masse zu übertönen.


    “Hierfür gebe ich dir diesen prächtigen, weißen Stier und gelobe, auch weiterhin deinen Namen zu ehren und dir zu opfern. Do, ut des!“
    Und mit einer Drehung nach rechts war das Gebet beendet.


    Sextus ging zu dem festgebundenen Stier, der noch immer berauscht von den Kräutern ruhig dastand und ihn mit leerem Blick ansah. Sextus nahm einen kleinen Krug mit mola salsa von einem der ministri entgegen und goß das Gemisch großzügig über den Kopf des Tieres, um es der Gottheit zu weihen. Danach wurde ihm ein schön geschwungenes Opfermesser auf einem Kissen entgegen gereicht. Fleißige Dienerhände nahmen die roten und weißen Bänder von den Hörnern ab und entfernten zuletzt die Wolldecke vom Rücken des Tieres. Sextus ging nun an dem Stier entlang, das Messer in der Hand, und strich damit knapp über der Haut des Tieres von der Stirn über den Rücken bis zum Schweifansatz, ehe er sich wieder auf seine erhöhte Position am Altar begab.


    Düster und bestimmt traten Hammerträger und Axtträger hervor und postierten sich beidseitig neben dem Stier. Wie aus einem Mund fragten sie “Agone?“
    Kurz und knapp war die Antwort des Opferherren. “Age!“


    Der Hammer traf die Stirn des Stieres, die Axt grub sich mit genau entgegen gesetztem Schwung fast zeitgleich in die gewaltige Kehle des Tieres. Blut spritzte, und mit einem Stöhnen brach der Stier tot zusammen, als die Beine unter seinem Gewicht nachgaben.
    Ein Diener fing Blut in einer Schale auf, andere rollten den Stier leicht zur Seite, damit dessen Bauchraum geöffnet werden konnte.
    Sextus überließ das Öffnen des Bauches und das Herausschneiden der Leber einem kundigen Untergebenen und ließ sich das große Organ auf einer noch größeren Patera einfach anreichen, um zu sehen, ob der Göttervater ihm etwas mitzuteilen gedachte.
    Unterdessen wurde der Stier bereits fachmännisch abgehäutet, von seinen Innereien befreit und in handliche Portionen zerteilt.