Beiträge von Iulia Corona

    "Gut möglich, dass es so war." stimmte Corona der anderen Römerin zu und lächelte leicht. "Ich danke dir, für dein Beileid, Calvena. Ich werde nicht die letzte Frau sein, die einen toten Mann beklagt. Sei es Vater oder Ehemann." meinte sie weiser, als man es von einer Frau ihres Alters vielleicht erwarten würde. "Ich glaube, ich lasse Wonga nicht noch länger warten, sonst kommt er bald rein und glaubt, ich wäre entführt worden. - Falls er soweit denken kann..."


    Damit schenkte sie Germanica Calvena auch schon ein letztes Lächeln und wandte sich der ägyptischen Schneiderin zu. "Ich werde meinen Cousin bitten, so bald wie möglich das Kleid holen zu lassen. Vale!" grüßte sie und dann war sie schon zur Tür hinaus.

    "Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns wieder sehen würden, Calvena." sagte Corona und lächelte die Germanica an. Sie nahm die Rechnung entgegen und blickte dann die junge Frau irritiert an.


    "Ich glaube, ich habe mich unklar ausgedrückt. Ich hätte ihn danach heiraten sollen, sollte ihm aber vorgestellt werden und er ist gestorben, bevor das geschehen konnte. Ich weiß gar nicht wie alt der Kerl war oder wie er hieß. Mein Vater hat gerade erst angefangen, mit dem Kerl zu verhandeln, als das passiert ist. - Na ja, und kurz darauf ist dann auch mein Vater verstorben."


    Sie besah sich die Tafel. 245 Sesterzen. Da würde Centho sich wahrscheinlich nicht gerade mit Begeisterung darauf stürzen, aber wenn er verhandeln wollte, konnte er dies sicherlich auch tun und außerdem war es ja nicht so, dass er nichts davon hatte, wenn seine Cousine ordentlich angezogen war.


    "Ich glaube, der war kurz davor... ähm... also er hatte seinen Dienst beinahe abgeleistet, glaub ich. Deswegen fing mein Vater dann auch an. Ich weiß nicht mehr zu welcher Familie der gehörte..."

    "Ich hoffe ja, dass ich vorher ein paar Kontakte knüpfen kann, damit ich mich in Rom nicht mehr ganz so allein fühle, wenn ich es erlebe." meinte Corona und lächelte die Germanica freundlich an.


    Als die Ägypterin sie nach einer Rechnung fragte, sah sie die Schneiderin nachdenklich an. "Ich glaube nicht, dass Centho sehr erfreut wäre, wenn ich ihm sage, dass ich ein Kleid möchte und er nicht einmal weiß wieviel es kosten soll. Also werde ich wohl besser eine mitnehmen." sagte die Iulia und blickte den Sohn der Ägypterin an, der ihr anscheinend im Laden unterstützend zur Seite stand.


    "Mein Vater hatte mal jemanden für mich, aber der ist gestorben, bevor ich ihn kennen lernen konnte. Irgendein Legionär war das..."

    "... du wirst, wenn du verheiratet bist, ganz andere Kleider tragen, Corona. Es macht keinen Sinn, jetzt noch großartig Garderobe einzukaufen. Du hast schon genug Kleider und in spätestens zwei Jahren wirst du ja wohl hoffentlich geheiratet haben. - Du wächst doch nicht mehr. Du brauchst nichts neues mehr. Lass uns lieber etwas für deine Aussteuer kaufen."


    Corona hatte ihrer Mutter kaum zugehört, als sie von Marktstand zu Marktstand gingen und sich die Auslagen ansahen, aber beim Thema Eheschließung verfärbten sich ihre Wangen rötlich, weil sie zornig wurde. Sie atmete tief durch und versuchte die Wut hinunter zu schlucken. Hier auf dem Markt wollte sie nun sicherlich nicht mit ihrer Mutter zu streiten beginnen.


    Diese beschäftigte sich gerade mit ein paar Dingen, die eher für sie anscheinend für sich selbst erwerben wollte. Also sah Corona sich einfach einmal das Getümmel auf dem Markt an. Es waren so viele Leute unterwegs und sie kannte hier niemanden.


    Für den Einkauf hatte sie heute ein helles, nicht zu kräftiges Kleid gewählt und damit auf den Rat der ägyptischen Schneiderin und von Calvena Rücksicht genommen. Die sanfteren Farben schmeichelten ihr tatsächlich weniger mehr als die ganzen kräftigen. So sah sie jetzt, mit ihrer kunstfertig aussehenden, aber eigentlich ganz einfach zu steckenden Haarfrisur regelrecht elegant und keinesfalls gewöhnlich aus.


    Es musste sich doch irgend jemand finden, mit dem sie ins Gespräch kommen konnte, damit sie ihre Mutter nicht mehr alleine ertragen musste. Mit Sklaven reden, war gerade nicht in ihrem Interesse. Wonga war ohnehin dumm wie Bohnenstroh. Ein Gespräch mit diesem dunkelhäutigen Sklaven zu beginnen, hatte also herzlich wenig Sinn.

    Corona blickte Calvena an und seufzte. "Erst muss es einen Kandidaten geben, dann wird geheiratet." meinte sie beinahe tonlos. Sie war das Thema beinahe leid, aber es war eben das wichtigste für Frauen in ihrem Alter. "Centhos Frau ist 22 Jahre alt. Da mache ich mir jetzt noch keine Sorgen, dass ich niemanden mehr finde. Immerhin bin ich ja nicht gerade vollkommen abstoßend oder zu gar nichts als Ehefrau zu gebrauchen."


    Sie lächelte die Schneiderin an. "Ich werde meinen lieben Cousin Centho fragen, damit er einen Sklaven schickt, um das Kleid für mich zu holen. Centho wird wahrscheinlich Wonga oder so schicken. - Ach herje, der steht ja noch draußen und wartet auf mich!"


    Kaum war ihr das eingefallen, hastete sie auch schon hinter den Paravant, um sich wieder ihr eigentliches Kleid anzuziehen. Sie beeilte sich, wieder in ihre eigentliche Tunika zu schlüpfen, und kam dann nach vorne, um der Schneiderin den Traum aus wasserblaugefärbter Seide zu übergeben. "Je nachdem, wann ich ihn antreffe, wird dies wohl morgen oder übermorgen der Fall sein."

    Mit großen Augen betrachtete Corona das, was sie von ihrem Standpunkt aus vom Palast erkennen konnte. Sie überließ ihrem Cousin Centho das Sprechen mit der Palastwache. An ihr war es ohnehin nicht, diese Anmeldung zu machen. Er hatte sie immerhin eingeladen, mitzukommen und sie war dieser Einladung nur zu gerne gefolgt.


    Sie wusste im Augenblick weder, dass sie nicht auf der Einladung stand, noch wer dieser Aelius Archias war, aber das würde sich schon alles irgendwie geben.


    Sie trug das wasserblaue Kleid, dass sie neulich noch in der Schneiderei der Ägypterin bewundert hatte. Centho hatte die Einladung für einen optimalen Anlass gehalten, ihr das Kleid zu finanzieren und sie fühlte sich im Augenblick beinahe wie eine Patrizierin in diesem edlen Seidenkleid mit dieser schmeichelndne Farbe.

    Corona schüttelte entsetzt den Kopf. "Nein! Mein Vater hatte einen Kandidaten für mich ausgesucht, aber der starb, bevor ich ihn überhaupt kennen gelernt habe." erklärte die junge Römerin der Frau ihres Cousins. "Du arbeitest in der Schola? Die würde ich mir auch gerne einmal ansehen!"


    Ihre Augen begannen zu leuchten, aber sofort kam wieder ein Querschlag von ihrer Mutter. "War ja klar, dass du dich wieder nur darauf konzentrierst. Bücher werden dich niemals ernähren können, Corona." murrte ihre Mutter und aß weiter.


    Die junge Römerin nippte betreten an ihrem Kelch mit Saft, während ihre Mutter weiter dem Wein fröhnte. "Früher warst du netter." sagte sie schließlich leise zu der Frau, die sie vor 16 Jahren zur Welt gebracht hatte. "Ich kann auch nichts dafür, dass Papa gestorben ist."


    Ihre Mutter leerte ihren Becher und sah Corona aufgebracht an. "Habe ich das mit einer Silbe gesagt, Kind?" fragte ihre Mutter sie aufgebracht.


    "Nein, aber du klingst andauernd so. Alles was du zu mir sagst, klingt für mich wie ein Vorwurf. Nichts kann ich dir recht machen."

    Corona war begeistert, als sie sich im Spiegel sah. Das Kleid war einfach bezaubernd und auch das andere Kleid, das Calvena ihm zeigte, war einfach wunderschön.


    "Ich bin 16 Jahre alt und Centho sowie Calliphana unterstützen mich gegen meine Mutter, was übereilte Hochzeiten angeht." erklärte sie der jungen Römerin aus der Gens Germancia. "Wie alt bist du, Calvena? - Und wen hast du geheiratet?" fragte sie nach und betrachtete sich ein wenig mit dem Kleid im Spiegel.


    "Kann ich mir das zurücklegen lassen? Ich habe leider kein Geld dabei und will erst Centho fragen, bevor ich Geld für Kleider ausgebe... Ich will ihn ja nicht arm machen, nur weil er jetzt für mich die Verantwortung hat." meinte die junge Iulia und strich begeistert an dem seidenen Stoff entlang. "Es ist wirklich ein Traum. Solche Stoffe habe ich in Germania nie bekommen... Ich wünschte, ich könnte selbst ein wenig irgendwo arbeiten, um mir ein wenig eigenes Geld zu verdienen. Dann müsste ich auch nicht den ganzen Tag durch Läden bummeln, wenn ich gerade nicht lesen mag."

    Ihre braunen Augen sahen dankbar zu Centho. Diees Mal schien er ein Einsehen zu haben und ihr ein klein wenig gegen ihre Mutter helfen zu wollen. Seine Worte bauten die junge Römerin tatsächlich ein klein wenig auf und deswegen lächelte sie ihren Cousin auch leicht an.


    "Ich möchte dieses Mal wenigstens den Kandidaten vorher sehen und einmal mit ihm sprechen. Das wird sicherlich möglich sein, oder? Wenn es schon nicht eilt, meine ich..." sagte sie leise und aß noch einen Happen von der Vorspeise.


    "Corona, Centho wird das schon so machen, dass es passt." meinte ihre Mutter nüchtern und trank von ihrem Wein. "Du kannst sehr gut nähen und Blumen binden, aber in der Küche bist und bleibst du eine Katastrophe. Die Frage ist, ob du einen Mann findest, der damit klar kommt, dass du nicht gerade die optimale Ehefrau bist. Es würde dir nämlich nicht schaden, etwas mehr Zeit mit Hausarbeit anstatt mit Lesen zu verbringen!"


    Die junge Römerin ließ den Kopf hängen. Das war wirklich sehr verletzend. "Und an deine Haare solltest du vielleicht einmal jemanden anderes lassen, anstatt es immer selbst zu machen." fuhr ihre Mutter fort. Irgendwie wurde diese Witwe langsam aber sicher sehr garstig. "Du beschäftigst dich einfach mit den falschen Dingen. Du bist im heiratsfähigen Alter und solltest alles tun, eine gute Hausfrau und Mutter zu werden, anstatt deine Nase ständig in Schriftrollen zu stecken."


    "Mutter, es reicht!" sagte Corona schließlich, weil es in Wahrheit ihr zu viel würde.

    Corona sah die ägyptische Schneiderin erstaunt an. "Germanien hat mir im Prinzip auch meinen Vater genommen. Ich glaube nicht, dass er in Rom so schnell gestorben wäre." meinte Corona und sah dann das Kleid mit großen Augen an. "Oh, das ist ja himmlisch! So eine schöne Farbe." sprach sie fasziniert und nahm die wasserblaue Seidentunika nur zu gerne entgegen.


    Bevor sie hinter den Paravant trat, sah sie Calvena ernst an. "Bitte fang mir nicht mit heiraten an. Auf dieses Thema reagiere ich momentan sehr empfindlich. Meine Mutter spricht tagein tagaus davon, weil sie meint, ich würde meinem Cousin zur Last fallen. Lucius Iulius Centho ist mein Tutor, seit mein Vater verstorben ist und ich in Rom angekommen bin. Er kümmert sich wirklich gut um mich, während sie mir ständig Vorhaltungen macht, ich solle endlich heiraten." erklärte sie den gleichaltrigen Römerin ernst. "Dieses Kleid hatte eigentlich auch heller werden sollen. Ich habe wohl etwas zu viel Farbe erwischt... Seit dem färbe ich nicht mehr selbst. Ich kann das einfach nicht." sagte sie noch schnell, ehe sie hinter dem Paravant verschwand und eilig in das Kleid schlüpfte. Dass da ein wartender Sklave vor dem Laden stand und sich wohlmöglich Sorgen machte, wo die junge Iulia so lange blieb, kam ihr gerade nicht in den Sinn. Sie war abgelenkt von Calvena, der Schneiderin und den vielen schönen Kleidern.


    "Steht mir das?" fragte sie, als sie wieder hervortrat und sah dann selbst an sich herab. Das Kleid war leicht und umschmeichelte ihre Haut. Es fühlte sich einfach herlich an und es sah auch wundershcön aus, wie sie fand.

    Corona blickte zwischen der ägyptischen Schneiderin und der jungen Römerin hin und her. "Solche Farben bekam ich in Germania leider nicht." sagte sie und merkte selbst, dass es sich anhörte, als wolle sie sich rechtfertigen. "Hast du vielleicht etwas in dieser Farbe da? Ich würde mir gerne einmal etwas in dieser Farbe ansehen. Mein Cousin wird mir bestimmt nicht böse sein, wenn ich etwas von seinem Geld dafür ausgebe. Immerhin will er ja, dass ich mich wohl fühle."


    Sie schmunzelte, als Calvena erzählte sie könne sich nicht einmal in der Nähe der Küche aufhalten, ohne dass das Kochen des Essens misslang. "Meine Mutter meint immer, ich koche alles falsch. Ungenießbar finde ich persönlich es nicht, aber sie hält alles was ich koche für misslungen." erklärte sie der Gleichaltrigen. "Auf so ein Frühlingsfest würde ich gerne einmal gehen, aber dazu bräuchte ich wohl erst einmal eine Einladung und die geeignete Mode." meinte sie und erwiderte das Augenzwinkern.


    Dann sah sie die Ägypterin noch einmal an. "Grün wird wahrscheinlich nicht gerade meine Farbe sein, oder? In Dunkelgrün sah ich zumindest immer grauenvoll aus."

    Corona sah zu ihrer Mutter hinüber und blickte sie vielsagend an. "Hörst du, Mutter? Ich bin kein hoffnungsloser Fall, der dringend verheiratet werden muss!" sagte sie zu ihr und ihre Mutter schüttelte nur entrüstet den Kopf.


    "Ich will nur das Beste für dich, Kind. Corona, du hast keinen Vater und keine Brüder und du sollst deinem Cousin nicht zur Last fallen! Er hat jetzt die Verantwortung für dich und er hat sich um viel mehr zu kümmern, als nur um seine Cousine, die keinen Vater mehr als Vormund hat." meinte ihre Mutter streng.


    Corona zog einen Schmollmund. Das konnte ja wohl nicht ihr Ernst sein! "Fall ich dir zur Last, Centho?" fragte sie ihren Cousin ernst und man sah der jungen Römerin an, dass die Äußerungen ihrer Mutter sie schwer getroffen hatten. Auch wenn diese Frau, die sie geboren hatte, momentan eine verbitterte Witwe war, war es schon sehr gemein zu behaupten, sie würde Centho nur zur Last fallen.

    Die junge Römerin lächelte, als das Essen hereinkam und nahm lieber nur einen Becher mit Traubensaft. Sie hasste es, wenn ihr Gesicht zu glühen begann, wenn sie Wein getrunken hatte. Allerdings schien ihre Mutter beinahe ihre Gedanken gelesen zu haben, denn sie ergriff sofort das Wort, nachdem sie nur einen Fischhappen gegessen hatte.


    "Sie kann so reizend sein, Centho. Das glaubst du gar nicht. Corona errötet so, wie nur eine Jungfrau erröten kann. Vor allem wenn sie Wein trinkt, bekommt sie eine so rosige Farbe. In Germania waren viele junge Frauen neidisch auf ihr schönes Gesicht. Sie muss nichts tun dafür. Venus hat sie mit dieser natürlichen Schönheit gesegnet. Da müsste sich doch ein wunderbarer Mann für sie finden lassen, meinst du nicht auch?" meinte sie nüchtern und trank von ihrem Wein.


    "Mutter!" sagte Corona zu eben jener. "Wir sind gerade einmal ein paar Stunden hier und du willst schon, dass Centho einen Mann für mich findet! Das kann ja wohl kaum dein Ernst sein, oder? Lass mich doch erst einmal die Stadt und die Gens hier kennen lernen, bevor du glaubst, mir einen Mann aussuchen zu müssen. - Mein Cousin wird das schon so machen, wie er es meint!"


    Das ging ihr nun wirklich zu weit. Sie hatten noch nicht einmal eine Nacht hier verbracht und sie sprach schon von Coronas Vorzügen für irgendeinen fiktiven, noch gar nicht vorhandenen Ehemann. "Ich muss doch jetzt noch nicht sofort heiraten. - Calliphana, wie alt bist du eigentlich? Doch sicherlich keine 16 mehr, oder? Verstehst du, was meine Mutter es so eilig hat?"

    Corona lächelte kurz, als Calvena meinte, sie hätte einige ihrer Verwandten auf einer Verlobungsfeier kennen lernen können. "Unsere Reise hat leider zu lange gedauert, um davon noch etwas mitzubekommen. - Ich habe erst kurz vor Roma erfahren, dass Centho geheiratet hat." erzählte sie der etwa gleichaltrigen Römerin etwas betrübt. "Die Feiertage fielen in Germania etwas schmucklos aus. Meine Mutter meinte immer, in Roma wären sie viel sehenswerter und festlicher. Ich würde mich freuen, demnächst einmal ein solches Fest besuchen zu können, um dort einige Eindrücke zu erwerben."


    Sie wandte sich kurz der Schneiderin zu. "Kann ich damit noch unters Volk gehen oder ist mein Schnitt schon aus der Mode?" Die Tunika, die sie trug, hatte die Farbe von rotem Sandstein und war lang genug, um sie Kleid nennen zu können. Die Stola, die sie dazu gewählt hatte, war einige Nuancen dunkler und deshalb schon durchaus rot zu nennen.


    "Meine Mutter hält mich für eine katastrophale Köchin. Mit Gesang und Instrumenten bin ich nicht so bewandert. Ich lese lieber. Meine Mutter meint, ich lese zu viel, aber ich meine, dass meine Familie durchaus belesene Frauen haben darf." sagte sie zu Calvena. "Nähen und Blumengestecke zusammenstellen sind wohl meine einzigen wirklichen Talente. - Die Floralia werde ich allerdings wohl eher weniger schaffen, anzusehen. Meine Mutter ist heute Morgen beinahe ausgeflippt, als ich sie gefragt habe, ob sie mit mir hingeht und alleine mag ich nicht. - Sind die wirklich so... morallos wie meine Mutter mir heute Morgen weis machen wollte?"

    Die junge Römerin folgte der Sklavin mit dem Blick, als diese auf Centho und seine Frau zukam, um diesen zu erklären, dass Cara wohl nicht kommen würde, weil sie eingeschlafen war.


    "Mein Name ist Corona und das ist meine Mutter. - Mama, es gibt gleich etwas zu essen. Schau doch der Sklavin nicht so vorwurfsvoll hinterher." stellte Corona sich vor und wandte sich dann an ihre Mutter, die das Vorstellen einfach einmal vergaß, weil sie anscheinend geglaubt hatte, sie bekomme nun etwas zum Essen.


    "Unsere Reise war lang und anstrengend, aber nun sind wir ja endlich angekommen." berichtete Corona der Frau ihres Cousins. "Ich bin noch nie gereist, von daher war dieser lange Weg schon ziemlich heftig."

    Corona lächelte. "Nicht direkt aus dem Boden. Germania spuckt uns langsam aber sicher alle wieder aus." scherzte die junge Römerin. Wenn Celvena schon meinte, sie müsste sich amüsieren, dass immer mehr Iulia in die Stadt kämen, würde sie dies sicherlich verkraften. Immerhin wusste sie ja von Cara, dass diese auch aus Germania stammte.


    "Mir scheint, es heiraten in letzter Zeit mehrere Leute. Centho ist ja auch noch nicht all zu lange verheiratet." äußerte sich Corona. "Ich nähe sehr gerne und lasse mich gerne von einer erfahrenen Schneiderin beraten. - Mein Cousin würde es vermutlich nicht allzugerne sehen, wenn ich beginne, in einer Schneiderei zu arbeiten, allerdings liebäugliche ich manchmal ernsthaft mit der Idee, mein Hobby zum Beruf zu machen. - Meine Mutter würde dann jedoch sehr wahrscheinlich platzen vor Zorn."


    Auch an dieser Stelle übertrieb sie scherzend ein klein wenig, aber ihre Mutter würde sicherlich nicht besonders begeistert sein, wenn sie zu ihr käme und ihr sagen würde, sie wolle Schneiderin werden.

    Etwas enttäuscht war die junge Römerin schon, als sie erfuhr, dass es hier eigentlich keine Stoffe gab. "Ich bin Iulia Corona." stellte sie sich selbst selbst höflich vor. "Also, ich nähe mir meine Kleidung seit einiger Zeit eigentlich immer selbst, weshalb ich Stoffe benötige, aber vielleicht schadet es auch nicht, sich etwas die Schnitte anzusehen, die aktuell verwendet werden. Vielleicht gibt es da noch ein paar Dinge, die ich dazu lernen kann."


    Aufmerksam sah sie Germanica Calvena an. "Ich bin neu in Roma und kenne deswegen kaum einen. Ich bin immer froh, eine Frau meines Alters anzutreffen." ging sie freundlich auf die Dame zu. "Kaufst du oft hier ein?"

    "Sehr schön." meinte Coronas Mutter und setzte sich. "Setz dich zu mir, Kind." Die junge Römerin seufzte lautlos und nahm bei ihrer Mutter Platz.


    Als Calliphana hereinkam und sofort auf ihren Mund zuging, verfolgte Corona die junge Frau aufmerksam mit ihren braunen Augen. Sie war zweifellos wunderschön und wie die beiden miteinander umgingen, machte sie beinahe eifersüchtig. Dieser Umgang war so liebevoll und vertraut. So etwas wollte sie auch gerne einmal haben. Centho schränkte seine Frau sicherlich niemals in ihrem Tun ein. Wenn sie etwas gerne tat, dann durfte sie es sehr wahrscheinlich auch. Er würde niemals an ihr herumkritteln und ihr Vorschriften machen, so sehr wie er sie offensichtlich liebte.


    Corona wartete, bis sie wieder das Gefühl hatte, Aufmerksamkeit zu haben. Unter so vielen Fremden würde sie garantiert nicht einfach das Plaudern anfangen.

    Iulia Corona hatte beschlossen, den Markt etwas zu erkunden und auch die Läden darum herum. Was sie dringend benötigte, war ein Überblick über das Warenangebot, ehe sie großartig an Einkaufen dachte. Immerhin würde sie Centho um Geld bitten müssen, wenn sie etwas einkaufen wollte. Dieser würde sich zwar sicherlich nicht lumpen lassen, solange sie es nicht für nutzlosen Tand ausgab, aber bevor sie überhaupt einkaufen konnte, wollte sie einmal wissen, wo es etwas von guter Qualität zu einem angemessenen Preis gab.


    Zu ihrer Liste an Gütern des Interesses gehörte unter anderem Schneiderbedarf. Sie wollte sich wieder einige neue Kleider nähen und dafür würde sie Stoffe benötigen. Sie hatte ein wenig in der Casa herumgefragt und eine der Sklavinnen hatte ihr dann einen Tipp gegeben, bezüglich der Schneiderei einer Ägypterin auf dem Mercatus Urbis.


    So ging sie nun gefolgt von einem Sklaven, der sie begleitete, um ein Verirren oder einen Überfall zu vermeiden, zu eben dieser Schneiderei und öffnete die Tür, um einzutreten.


    "Salve." sagte sie ein wenig schüchtern, als sie entdeckte, dass die vermeindliche Besitzerin des Ladens gerade mit einer Römerin ihres Alters im Gespräch war. "Ich möchte mir ein wenig das Angebot an Stoffen ansehen."