Beiträge von Iulia Corona

    Corona war ebenfalls auf dem Markt unterwegs und sah sich ein wenig um. Man hatte ihr gesagt, der Sklavenmarkt wäre immer sehr interessant, weswegen sie sich mit den beiden Sklaven ihres Vaters, die sie schon aus Germania kannte, genau dorthin auf den Weg gemacht hatte, um sich ein wenig umzusehen. Sie hatte zwar nicht die Absicht, irgendeinen Sklaven zu ersteigern, aber es war sicherlich sehenswert.


    "Das arme Ding. Die ist doch wohl kaum älter als ich, was meinst du?" meinte sie ernsthaft mitleidig. "Domina Corona, jemand mit ihren Qualifikationen findet bestimmt eine gute Herrin." antwortete der Sklave. "Hätte ich das Geld, würde ich sie gerne ersteigern, aber wenn ich sie ersteigere und dann zu Centho renne, ist dieser bestimmt nicht sehr begeistert." meinte sie, aber der Sklave sagte natürlich nichts dazu. Was hätte er auch sagen sollen? Es stand ihm nicht frei, irgend etwas über die Familie der Iulier zu sagen.

    "Mein Vater, Tiberius Iulius Marius, war in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium, also in Germania Inferior, stationiert." erklärte Corona der entfernten Verwandten. "Ich war von daher leider niemals nach Mogontiacum, einmal abgesehen von unserer Reise nach Roma, wo wir wenigstens eine Rast auf diesem langen Weg nach Italia dort einlegten."


    Sie lächelte Iulia Cara gequält an. "Ich hoffe inständig, hier bald richtig angekommen zu sein. Ich war ja noch nie in Roma und es ist hier so viel wärmer als in Germania. Mein Vater fehlt mir sehr und meine Mutter ist nicht mehr sie selbst. - Geschwister habe ich ja leider keine." meinte die junge Römerin ernst. "Wir sollen irgendeinen Wonga oder so mitnehmen, glaube ich. - Dann nehmen wir uns Roma gemeinsam vor. Das könnte heiter werden!"


    Der Gedanke erfreute die junge Frau sichtlich. Es schien ihr beinahe so, als hätte sie eine Verbündete gefunden, was diese Unternehmung anging. Sie nahm die Schriftrolle von der etwa Gleichaltrigen entgegen und ihre Augen wurden groß. "Das klingt wirklich sehr interessant. Meine Mutter will mir ja immer gar nichts erzählen und wenn es so etwas bei uns im Haus gegeben haben sollte, hat sie es erfolgreich vor mir versteckt. Sie meint, ich wäre viel zu neugieriug für eine Frau." sagte sie augenrollend. "Das sagt sie nur, weil ihr Horizont nicht besonders groß ist. Sie meint ja, es reicht eine Ehefrau und Mutter zu sein und dass eine Frau sich nicht mit Philosophen, Literatur oder dergleichen beschäftigen sollte. - Oha... Kann ich das haben, wenn du es gelesen habe?" Letzteres sagte sie, nachdem sie die ersten Zeilen der Schriftrolle gelesen hatte. Ihre braunen Augen leuchteten regelrecht auf, auch wenn sie ein klein wenig errötete. Diese Schriftrolle war wirklich sehr interessant.


    Sie sah auf, als Cara jemanden begrüßte, rollte schnell die Rolle wieder auf und gab sie ihrer weiblichen Verwandten. Aufmerksam sah sie Marcus an und wartete, wie dieser reagierte. Immerhin kannte sie diesen Mann überhaupt nicht, ging aber davon aus, dass es sich um einen Iulier handelte.

    Tendenziell hätte ich zumindest Interesse an einem gebildeten Sklaven. Die Frage ist nur:
    - Wie alt ist der Sklave?
    - Wie gerne schreibst du?
    - Wie stellst du dir deinen Charakter vor?

    Corona lächelte sie freundlich an. "Wir sind aus Germania angereist, nachdem mein Vater starb. Wir waren wirklich lange unterwegs. Also.. .Meine Mutter und ich. Centho ist jetzt als nächster männlicher Verwandter für mich... naja... zuständig." erklärte sie der anderen, jungen Frau. "Er ist mein Cousin. - Er hat dich glaub ich erwähnt, Cara. Er meinte, dass du mir vielleicht ein wenig Rom aus der Frauensicht zeigen könntest."


    Sie sah sich die Schriftrollen in diesem Bereich an. "Gibt es hier eigentlich auch irgend etwas... interessantes?" fragte sie ein wenig verunsichert und nahm eine Rolle in die Hand. "Ich habe die ganzen Philosophen und poetischen Hymnen auf irgendwelche Landschaften langsam satt. Es ließt sich alles gleich, wenn man erst mal einige gelesen hat. Ich bin neugierig, was man hier so alles finden kann."

    Corona folgte ihrer Mutter ins Triculum. Das Bad im Balneum hatte einfach gut getan und wunderbar erfrischt. Während ihre Mutter in ihren Trauergewändern zu Tisch kam, trug Corona eine schlichte, aber elegante Tunika, die sie selbst gefertigt hatte. Die Tunika selbst war cremeweiß, aber die Stola, die sie dazu gewählt hatte, war hellrot und unterstrich damit ihren broncefarbenen Hautton und ihr dunkelblondes Haar.


    "Guten Abend, die Herren. Wo dürfen wir Platz nehmen?" fragte Coronas Mutter, während sie selbst verhältnismäßig ruhig blieb. Sie hatte ihr Haar wie so oft zu einem Knoten zusammengefasst, während ihre Tochter sie doch ein wenig kunstvoller hochgesteckt hatte.


    In ihren dunkelbraunen Augen war ein goldbrauner Ring um die Pupille, ähnlich der Krone, die bei einer vollkommenen Sonnenfinsternis um die schwarze Scheibe herumzusehen war, der nicht gerade zufällig den gleichen Namen trug wie sie selbst. "Guten Abend." grüßte sie die beiden Männer, von denen sie nur Centho kannte. "Sind wir zu früh?" fragte sie achtsam, da außer den beiden Herren noch niemand anwesend war.

    Corona hatte ihre Mutter sehr leicht gefunden und mit Hilfe eines Sklaven hatten sie dann auch das Balenum zusammen mit den frischen Kleidern für das Abendessen erreicht.


    Eine Sklavin leistete ihnen beim Baden gesellschaft und brachte ihnen, alles was sie brauchten, um sich für den Abend herzurichten.


    "Ach, ist das schön hier. Ich fühle mich ja beinahe wie neu geboren." meinte ihre Mutter, während Corona ihr ein wenig den Rücken wusch. "Du kannst so ein liebreizendes Mädchen sein. Bitte versuche, heute Abend nicht zu viel über Literatur zu sprechen. Lass Centhos Frau sprechen. Du musst erst einmal richtig ankommen und es wäre schlecht, wenn du gleich einen schlechten Eindruck bei den Frauen hier hinterlässt."


    "Mutter, bitte. Hältst du mich für so unbedarft, dass ich das nicht hinbekomme, Mutter?" fragte sie ihre Mutter pikiert. Das war wirklich nicht sehr nett von der Frau, die sie geboren und zumindest zum Teil aufgezogen hatte. "Ich weiß, wie man sich bei Tisch benimmt. - Wir sollten übrigens langsam fertig werden, damit wir Centho und seine Frau am Ende nicht beim Abendessen warten lassen."

    Die junge Römerin hörte Centho aufmerksam zu und begann zu strahlen. "Das ist eine wunderbare Idee. Ich werde gerne mir gerne die Bücherei ansehen und die Bibliothek, in der deine Frau Curator ist, werde ich mir auch sehr gerne ansehen." sagte sie begeistert. "Da gibt es bestimmt einige Autoren, die ich noch gar nicht kenne. Ich lese so wahrscheinlich gerne, da werde ich wahrscheinlich gar nicht mehr herauskommen, außer man trägt mich hinaus."


    Centhos Worte irritierten Corona kurz, dann lächelte sie. "Ich dachte, es wäre vielleicht irgendein besonders wichtiger Besuch da. Wenn es ein ganz normales Abendessen ist, wähle ich auch ganz normale Gaderobe. Ich fühle mich ohnehin wohler, wenn ich mich heute nicht auch noch übermäßig mit meiner Frisur und meinem Gesicht beschäftigen muss." erklärte sie ihrem Cousin lächelnd.


    "Ich freue mich sehr, deine Frau kennen zu lernen, Centho. Ich habe bei unserer letzten Einkehr vor Rom gehört, dass du geheiratet hast. Mehr nicht. Sie ist bestimmt ganz reizend. Immerhin hast du sie dir ja ausgesucht und Iulier nehmen ja nicht irgendwelche langweiligen, dummen und reizlosen Frauen zur Ehefrau, sondern immer ganz besondere Geschöpfe." meinte sie mit einem Augenzwinkern. "Bis später dann, Cousin. Ich gehe einmal meine Mutter suchen. - Das Balneum werde ich bestimmt finden. Ansonsten kann ich ja fragen."

    Corona sah ihn erstaunt an. "Ägypten? Ist nicht wahr. - Nun ja, an und für sich, eigentlich nach vollziehbar. Die Iulier waren eine Zeit lang ja sehr gut unterwegs. Von daher ist es nicht ungewöhnlich, dass es hier und da noch einige in höheren Rängen gibt." meinte die junge Römerin ernst. "Wir mögen momentan nicht die beliebteste Familie in Rom sein, aber ich werde mein bestes tun, unseren Ruf ein wenig zu verbessern." versprach sie ihrem Cousin mit einem gewinnenden, herzlichen Lächeln. "Ich lese sehr gerne und beschäftige mich auch, wenn meine Mutter es nicht versteht, sehr mit Philosophie und Poesie. Ich bin wohl deswegen nicht so gut mit den gleichaltrigen Mädchen in Germania zurechtgekommen. Die interessierten sich eher für Mode und irgendwelche Legionäre, die sie anbetungswürdig fanden. - Das war nie mein Interesse. Ich nähe mir meine Kleider nach meinem Geschmack und will wissen, was die Welt bewegt, damit ich verstehe, von was gesprochen wird, ohne ständig nachfragen zu müssen, was eh meistens nur als lästig von den Männern empfunden wird, wenn man bei irgendwelchen Gelagen anwesend ist. Sie wollen reden und ich höre zu. Die meiste Zeit denke ich mir einfach nur meinen Teil dazu, aber gelegentlich stimme ich anerkennend zu, wenn jemand meine Ansichten teilt." klärte sie Centho unverblühmt auf und zeigte damit deutlich, dass sie durchaus ein wenig durchtrieben sein konnte, was diese Sachverhalte anging. Sie ließ sich ihre Bildung allerdings an und für sich selten anmerken, so viel war klar.


    "Ich freue mich schon darauf, neue Menschen kennen zu lernen, aber ich denke, ich hole jetzt doch einmal meine Mutter, um mit ihr ins Balneum zu gehen und erkunde dann ein wenig die Casa. - Ist der Anlass sehr feierlich? Ich möchte nur wissen, wie ich meine Garderrobe wählen soll. - Und die Thermae Agrippae werde ich aufsuchen, sobald ich richtig angekommen bin. Ich danke dir für diesen Hinweis. - Wer ist eigentlich Calliphana?"

    Corona stolperte er zufällig in die Bibliothek, als sie bei dem Versuch, die Casa kennen zu lernen, in die Räumlichkeiten gelangte. Allerdings laß sie ja sehr gerne, weshalb sie es nicht all zu schlimm fand, sich hier hinein verirrt zu haben.


    "Das ist ein echt bemerkenswerter Fundus." murmelte sie und besah sich die Schriftrollen aus Pergament und Papyrus sowie die gebundenen Werke. "Das ist ja der schiere Wahnsinn." staunte sie, als sie die zahlreichen schriftlichen Niederlegungen der vergangenen Geschichte und Schriften ihrer Lieblingsphilosophen und -poeten entdeckte.


    "Ob die vielleicht auch... - Oh, hallo." sagte sie, als sie feststellte, dass sie hier gar nicht alleine war. Sie entdeckte eine junge Frau mit flammendrotem Haar, die selbst gerade eine Schriftrolle in den Händen hielt. "Ich bin Iulia Corona. Ich bin erst vor Kurzem mit meiner Mutter hier angekommen." stellte sie sich vor.

    "Na ja, hätte ja sein können, dass sie deine Schwester ist. Wir sind ja eine große Familie." meinte Corona und ließ damit keinen Zweifel daran, dass sie eigentlich nur nachgefragt hatte, um dies zu wissen, und nicht, weil sie eventuell ansonsten nicht mit ihr Einkaufen gehen wollte.


    "Ich brenne darauf, die Familie kennen zu lernen. Ich kenne ja eigentlich niemanden, Centho." sagte die junge Römerin zu ihrem Cousin. "Hier ist alles so neu für mich! Ich bin neugierig auf Rom! Ich will Leute kennen lernen, Kontakte knüpfen und die Stadt kennen lernen. Vielleicht finde ich ja sogar bald richtige Freundinnen."


    Bislang hatte Corona eher wenig Kontakt zu gleichaltrigen Frauen gehabt. In Germania war das alles so schwierig gewesen, was dies anging. In Rom war dies sicherlich alles viel leichter möglich, da es in Rom einfach sehr viele römische Familien mit gleichaltrigen Töchtern gab, die sie kennen lernen konnte.

    Corona sah ihren Cousin mit einem verständnisvollen Nicken an. Natürlich wusste sie, dass ihr Vater für ihre Mutter sehr wichtig gewesen war. Immerhin war er der Mittelpunkt ihres Lebens gewesen, genauso wie sie es nun als ihre Tochter war. Mehr hatte sie einfach nicht mehr.


    "Wie alt ist Cara denn? Ich kenne sie ja noch gar nicht, aber es wäre sicherlich eine ausgezeichnete Idee, eine Frau dabei zu haben, die sich in Rom schon auskennt. Vielleicht wollen ja sogar beide mit. Deine Frau und Cara. Ist Cara deine Schwester?" Ihre Neugierde war geweckt und sie sah Centho begeistert von dieser Idee an. "Vielleicht kann ich meiner Mutter eine Freude machen, wenn ich ihr ein bisschen was mitbringe." überlegte sie dann laut.


    Ihre Mutter brauchte dringend ein wenig Abwechslung und vor allem eine Aufheiterung, sonst würde sie noch ganz krank vor Trauer werden.

    Centhos Worte beruhigten Corona nun doch ein wenig. Wenn ihr Cousin es nicht eilig hatte, sie los zu werden, konnte sie doch gar keine so große Last sein. Außerdem würde sie dann auch nicht mit dem nächst besten Kandidaten verheiratet werden. Das war ihre größte Sorge.


    "Ich denke, ich gehe jetzt einmal... Ich... Corona, wir sehen uns ja gleich, nicht wahr?" damit wandte sie sich an einen Sklaven. "Zeig mir doch bitte den Weg zum Balneum!"


    Damit entfernte die aufgelöste Mutter sich auch schon aus dem Atrium.


    "Seit dem Tod meines Vaters ist sie irgendwie sehr... verändert. - Sie ist auch etwas kränklich. Ich verstehe noch nicht so wirklich, was ihr wirklich fehlt. Sehr innig waren die beiden eigentlich nicht miteinander. Sie wurden ja damals aus eher familienpolitischen Gründen verheiratet, so weit ich das verstanden habe." erklärte Corona ihrem Cousin, ohne dass es ernsthaft entschuldigend klang. Sie glaubte nur, ihm zu verstehen geben zu müssen, dass ihre Mutter nicht immer so gewesen war. "Ob ich morgen mit meiner Mutter einkaufen gehen kann, wird sich zeigen, wenn sie morgen ausgeschlafen und gespeißt hat. Ich denke, sie wird erst einige Zeit brauchen, um anzukommen und sich von den Strapazen der Reise zu erholen. Sie kommt langsam in die Jahre, glaube ich."

    Da ihre Mutter mit schluchzen beschäftigt war, nippte Corona an ihrem Wein, während Centho ihnen mitteilte, dass es ihm sehr leid täte, dass es keinen Heiratskandidaten mehr gab.


    "Ich bin 16." antwortete sie mit ruhiger Stimme. "Es wäre also langsam aber sicher wirklich an der Zeit. Ich bin mir dessen bewusst, Cousin. Nur werde ich mir wohl schwerlich selbst einen Mann suchen."


    Man hörte ihr an, dass sie auch überhaupt nicht vor hatte, dies selbst zu tun. Zumindest so weit war sie sich mit ihrer Mutter einig: Den Mann würde sie sich nicht aussuchen. Nur hatte dies bei ihr andere Gründe, als bei ihrer Mutter. Ihre Mutter wollte nur das beste für sie und die Familie und Corona wollte einen Mann, der sie nicht zu sehr beschränkte und ihr einige Freiheiten ließ und nicht nur an sich und seinen Ruf dachte. Sie wollte nicht einzig und allein ein Schmuckstück und Mutter von Kindern sein. Nein, Corona wollte auch selbst ein wenig erreichen. Sie wollte Kleider nähen und Blumengestecke binden, denn das konnte sie am besten und sie liebte es.


    "Ich möchte demnächst so gerne Stoffe auf dem Markt kaufen gehen." erklärte sie ihrem Cousin verschwörerisch leise, aber ihre Tochter bekam das natürlich mit. "Sie hat so ein Talent für's Nähen. Es ist kaum zu glauben, was sie mit Stoffen zaubern kann. Von wem sie das nur hat? Von mir auf jeden Fall nicht, aber ich bin Stolz darauf, dass sie das kann. Wenn ich nicht wüsste, dass sie mein Kind ist... Das Talent für den Umgang mit Pferden hat sie von ihrem Vater, aber das Nähen... Die Götter haben sie mit diesem Talent wahrlich gesegnet." schniefte ihre Mutter. "Was sie gerade trägt, hat sie auch gemacht. Extra für die Reise..."


    Die Tunika war schlicht, aber elegant und auch ansonsten hatte sie gedeckte Farben gewählt. Sie hielt es nicht gerade für ihre beste Arbeit, aber ihre Mutter war davon anscheinend sehr begeistert. So viel Lob auf einmal war sie von ihrer Mutter nicht gewohnt, weshalb sie eben diese doch ein wenig ernsthaft schockiert ansah. Was war denn mit dieser los? Verlor sie den Verstand?

    "Mein Mann hatte da schon jemanden in die engere Wahl gefasst, aber ist leider gefallen." erklärte die Mutter von Corona gerade. "Irgendwo in Gallia oder Germania... Ich weiß es nicht mehr. Ist schon ein Jahr her. Oder doch zwei? Corona, sag doch was! Wann war das?"


    Die junge Römerin sah ihre Mutter ernst an. "Vor 18 Monaten in..." "Ah ja, genau, vor 18 Monaten. Nun ja, sind ja fast zwei Jahre. Seit dem gibt es keinen Kandidaten mehr. Ich hab leider vergessen wie er hieß. Mein Mann hat das alles gemacht. Wir haben ja leider keinen Sohn und..." Erneut brach sie in Tränen aus. "Ja, ich glaube, ich sollte mich wohl wirklich ein wenig ausruhen."


    Corona wusste natürlich, was ihrer Mutter gut tat. Sie kannte sie und auch wenn sie sich oft uneinig waren, liebte sie ihre Mutter, die seit dem Tod ihres Vaters, zwar nerviger als sonst schon war, aber sie war auch ein wenig kränklich und das gefiel ihr gar nicht.


    "Ich denke, wir ziehen uns jetzt wirklich erst einmal ins Balneum zurück. Ich persönlich würde mich freuen, wenn mir dann jemand etwas die Räumlichkeiten der Casa zeigen würde, während meine Mutter sich ausruht. Sie ist zur Zeit immer sehr schnell sehr müde." erklärte sie ihrem Cousin und legte ihrer Mutter fürsorglich eine Hand auf die Schulter.


    Bei ihnen galt wirklich: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Sie stritten wohl wirklich so viel miteinander, weil sie nur sich hatten und sich liebten, ansonsten würden sie sich kaum beachten.

    Coronas Mutter nickte Beifall und sie selbst wurde immer kleiner. Na prima. Jetzt war sie an so einen konservativen Kerl geraten, der anscheinend der festen Überzeugung war, dass Frauen für nichts anderes bestimmt waren, als "Ja" zu sagen und Kinder zu bekommen.


    Sie nahm das Glas entgegen und es war ihr eigentlich egal, dass sie als letztes das Glas begann. Das war sie immerhin auch nicht anders gewohnt.


    "Sie ist sehr eigensinnig und hat immer ihren eigenen Kopf. Nähen kann sie ja wirklich ganz gut und mit Blumen kann sie auch so einige Wunder vollbringen, aber mit Küchenarbeit will sie sich einfach nicht beschäftigen, obwohl ich ihr schon so oft gesagt habe, dass das wichtig wäre. - Nicht war, Corona! Ich sage es dir dauernd!"


    "Ja, Mama, und ich kann auch kochen, nur habe ich keine Lust, ständig deine Kritik zu hören, nur weil ich etwas anders mache als du! Ich schneide das Gemüse eben wie ich meine und nicht wie du meinst! Wenn ich jemals heirate, richte ich mich nach meinem Mann und nicht nach meiner Mutter..." "Wenn du jemals heiratest?! Kind, also bitte! Du bringst mich noch ins Grab!" unterbrach ihre Mutter sie sofort und ihre Stimme unterschlug sich fast. "Wenn du jemals heiratest?! Zum Glück muss dein armer Vater das nicht mehr hören!"


    Dies schien der geeignete Zeitpunkt zu sein, wieder in Tränen auszubrechen, denn dies tat ihre Mutter jetzt.


    "Mutter, bitte! So hab ich das doch gar nicht gemeint! Ich meinte, wenn ich dann verheiratet bin, dann richte ich mich nach meinem Mann und nicht nach dir... - Jetzt hör doch mal auf zu weinen! Bitte! Mutter! - Centho, ich glaube, es wäre ganz gut, wenn meine Mutter sich hinlegt... Wo wäre denn ihr Zimmer?"

    Sim-Off:

    Corona, nicht Cara. ;)


    Beide Damen folgten der Aufforderung, wobei Corona sich am liebsten in Luft aufgelöst hätte, nachdem ihr Cousin sie fragte, warum sie es nicht tat, wenn sie es konnte und ihre Mutter sie schon so häufig dazu aufforderte.


    "Meine Mutter und ich sind selten einer Meinung, Centho. Vor allem dann, wenn es darum geht, wieviel Respekt wer verdient." erklärte sie ihm und ihre Mutter machte sofort einen verärgerten Laut.


    "Kind, so kannst du nicht reden! Vor allem nicht mit ihm! Er ist dein Cousin!" wies sie ihre Tochter zurecht.


    Corona seufzte und blickte Centho ernst an. "Ich bin wohl doch ein wenig erschöpft von der Reise. Es war ein langer Weg bis nach Rom. - Ich hoffe, die Hochzeit war angenehm, Cousin." wechselte sie dann elegant das Thema. "Es waren sicherlich viele Gäste auf diesem Fest anwesend, nicht wahr? Ich wäre zu gerne dabei gewesen..."

    "Siehst du, Corona, dein Cousin weiß, wie man sich benimmt. - Sie ist unser eigenes Kind und ich fürchte manchmal, mein Mann hat sie etwas verzogen." erklärte die Mutter Centho und Corona seufzte.


    "Es wird gut sein, den Schmutz der Reise los zu werden. - Corona zieht es nämlich - ich weiß, es ist nicht damenhaft, aber sie sieht es nicht ein... - Sie zieht es vor zu reiten, anstatt auf einem Wagen zu sitzen. Vielleicht könntest du ihr das abgewöhnen, Centho. So findet man ja keinen Mann für sie! Ich persönlich fühle mich momentan etwas schwach und müde. Corona hat die Reise erstaunlich gut weggesteckt. In ihrem Alter war das für mich aber alles auch noch viel einfacher..."


    Ihre Mutter redete wie ein Wasserfall und Corona schaltete ab. Sie war um genau zu sein, dass einzige Kind, dass sie groß bekommen hatten. Ihre Geschwister waren alle sehr früh gestorben. Theoretisch hätte sie nämlich noch zwei Brüder haben sollen. Der eine starb im Alter von fünf Jahren an einer Krankheit und der andere starb während der Geburt. Auch ihre Mutter hatte nur knapp überlebt. So war das eben.


    "... ich hoffe ja, dass wir für Corona einen Platz finden können. Sie braucht eine strenge Hand, einen Mann und eine Beschäftigung. Außer Nähen und Gartenarbeit interessiert das Mädchen nämlich leider überhaupt nichts... Sie benimmt sich nur, wenn sie es will. Sie kann es also!"


    Damit sah sie ihre Tochter auch schon an wie die perfekte Matrone, obwohl sie dies sicherlich nicht war. "Ja, Mutter, ich kann es." sagte sie ergeben, weil sie wusste, dass jeder Widerspruch ihr mehr Aufmerksamkeit verschaffte, als sie im Augenblick hätte verkraften können.

    "Salve, Neffe. Du musst dich doch nicht entschuldigen. - Corona ist nur etwas ungestüm. Die Jugend ist einfach auch nicht mehr was sie war. Die Reise war lang und anstrengend. Sie ist etwas müde und vergisst ihre Manieren."


    "Mutter, bitte..." sagte Iulia Corona und wandte sich dann ihrem Cousin zu. "Es ist mir eine Freude und eine Ehre, dass du meine Mutter und mich in deinem Hause aufnimmst, Lucius Iulius Centho."


    Sie sprach mit allem Liebreiz, den sie noch zusammenbekam, bei der nervlichen Leistung, die sie bezüglich ihrer Mutter auf der langen Reise vollbringen hatte müssen. Dass sie eventuell doch ein wenig nach Pferd roch, war ihr hierbei vollkommen einerlei.

    Der Weg vom Stadttor zur Casa Iulia war an und für sich nicht besonders lang, aber Corona war trotzdem etwas entnervt, als sie endlich an der Porta ankamen. Ihre Mutter unterhielt sie die ganze Zeit ziemlich ausdauernd mit irgendwelchen Geschichten über irgendwelche Verwandten, die Corona nicht einmal kannte. Deswegen hörte sie ihr auch nicht wirklich zu.


    "Erzähl mir lieber einmal etwas über meinen Cousin, bei dem wir jetzt wohnen werden." meinte sie zu ihrer Mutter, als sie schon längst da waren. Früher war sie einfach nicht zu Wort gekommen.


    Nun würde sie, einmal mehr, selbst herausfinden müssen, was sie eigentlich wirklich wissen musste. Ihre Mutter war ihr mit praktischem Wissen noch nie wirklich eine große Hilfe gewesen, wenn es über die Haushaltsführung hinausging.


    Sie wollte warten, bis man ihr von diesem furchtbar schaukelnden Wagen herunterhalf. Am Ende würde sie sich an dem hölzernen Ungetüm nur die Tunika zerreißen oder sich unnötig beschmutzen.

    Die mangelnde Begeisterung bei den Worten des Maiordomus war Iulia Corona wahrlich anzusehen, als er meinte, es wäre ihrem Cousin sicherlich lieber, sie neben ihrer Mutter auf dem Wagen zu sehen. Unsicher sah sie zu ihrer Mutter, die gerade versuchte, wieder die ehrbare Witwe darzustellen, die sie nicht wirklich war, weil sie bei jeder Gelegenheit zu klagen begann.


    "Nun, wenn du meinst, mein Cousin sähe dies lieber." meint sie dann doch ein wenig unsicher, gibt dem Sklaven die Zügel zurück und lässt sich von Phocylides auf dem Wagen helfen. "Mutter, unter deinem rechten Auge hast du da einen... Streifen... ja genau da."