Als der Schildwall den Legionären genügend Deckung zu bieten schien, nickte Sophus zufrieden.
"Legionäre,
während der Zeit eurer Grundausbildung habt ihr einige Formationen kennengelernt. Darunter die Schildkröte, die offene und die geschlossene Formation. Heute wurdet ihr mit den Vorzügen des geschlossenen Kreises vertraut gemacht, welcher sowohl defensiv als auch offensiv ausgerichtet sein kann, wobei uns die offensive Ausrichtung im Moment nicht interessiert.
Wie ihr alle wisst, ist die Infanterie das Rückgrat der römischen Armee. Reitereieinheiten beispielsweise spielen lediglich bei der Sicherung von Flanken, der Verfolgung bereits geschlagener Feinde und der Aufklärung eine Rolle.
Das römische Reich allerdings sieht sich Gegnern gegenüber, bei denen die Reiterei eine weitaus größere Rolle spielt und teilweise sogar Bestandteil der Hauptstreitmacht ist.
Der römische Soldat muss also immer und überall auf Angriffe solcher Einheiten gefasst sein. Besonders gefährlich sind solche Attacken, weil sie oft unvorhergesehen geschehen. Der Hauptvorteil der Reiterei ist ihre unerreichte Schnelligkeit. Auch verfügen Reiter über bessere Waffen, haben mehr Übersicht über das Kampfgeschehen und können weitaus kräftigere Schläge als ein Legionär der Infanterie führen, da sie die übrigen Soldaten weit überragen.
Unser heutiges Training soll dazu dienen, auf die Möglichkeiten hinzuweisen, wie man solche Angriffe abwehrt.
Das Gladius mag eine gute Stichwaffe im Kampf Fußsoldat gegen Fußsoldat sein - im Einsatz gegen Reiter ist es allerdings schier wirkungslos!
Der Legionär verlässt sich bei der Abwehr angreifender Reiter einzig und allein auf sein Pilum als aktive Waffe, während der Schild Deckung bietet! Merkt euch das!
Jetzt zur eigentlichen Formation:
Die erste Reihe von euch geht etwa hier in die Hocke. Der Schild soll euch dabei nahezu ganz in Deckung nehmen. Gut. Nun richtet ihr die Pila in etwa diesem Winkel auf."
Sophus machte die Bewegung vor.
"Ja, noch etwas höher, Titus. Gut so."
Der Centurio nickte zufrieden.
"Wie ihr sehen könnt, haben es die Reiter schon einmal schwer, durch dieses Gewirr an Speeren zu kommen.
Nun stellt sich die zweite Reihe von euch dahinter auf. Ihr geht nicht in die Hocke, sondern steht ganz normal hin und haltet den Schild über euch und eure Kameraden - ähnlich wie bei der Schildkröte. Ja, genau. Der Schild kann bei fehlendem gegnerischen Pfeilbeschuss auch normal gehalten oder ganz abgelegt werden. Jetzt nehmt die Pila und richtet sie waagrecht über die Deckung der ersten Reihe. Jawohl, gut!
Während die erste Reihe eine Barriere aus Speeren bildet, um die Reiter am Vordringen zu hindern, ist es Aufgabe der zweiten Reihe, den Feind aus mittlerer Distanz zu vernichten. Ihr schleudert also eure Pila von dieser Position aus und versucht, Reiter oder Pferd zu treffen.
Die dritte Reihe bilden in der Regel die Bogenschützen. Ähnlich wie beim defensiven Kreis sind sie durch die Schilde ihrer Kameraden geschützt und nehmen die schnellen Feinde auf den Pferden auch aus großer Distanz präzise auf's Korn.
Ja, so muss das aussehen, Legionäre!"