Beiträge von Quintus Flavius Flaccus

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    Original von Aulus Flavius Piso


    Auf das unverständliche Begrüßungsgebrummel seines Onkels antwortete Flaccus mit einem freundlichen Nicken, war er doch durchaus erfreut, angemessene Gesellschaft in der Menschenmasse gefunden zu haben. Zwar betrachtete Flaccus selbst das Haruspizieren durchaus mit kritischen Augen, akzeptierte es jedoch als uralte, etruskische Praxis, mit grundsätzlicher kultischer Berechtigung. Denn der junge Mann empand es zwar in ästhetischer Hinsicht um einiges ansprechender, den Willen der Götter durch den Orakelspruch aus dem Munde einer benebelten Priesterin denn jenem brauen fleckigen Klumpen, welchen eine frische Leber nun mal darstellte, zu erfahren, doch musste er diese Praxis glücklicherweise nicht selbst durchführen, sondern ihr lediglich beiwohnen. Und eben dieses Beiwohnen der kultischen Handlungen würde durch Pisos Anwesenheit wohl deutlich angenehmer sich gestalten. "Gerne.", meinte Flaccus also auf das Angebot seines Onkels, der bereits einen, aus einem mitgebrachten Weinschlauch gefüllten, Becher schwenkte. Wieso nicht die Wartezeit auf diese Weise etwas versüßen?

    Freundlich lächelnd nahm Flaccus das Wasser entgegen. "Vielen Dank." Dann lauschte er gespannt den knappen Ausführungen des Germanicers, immer wieder bedächtig nickend. "Ah, die Blauen.", meinte er mit einem vielsagenden Blick, in der Hoffnung ein Wissen über den Rennbetrieb zu suggerieren, welches er nicht im Geringsten besaß, und fügte hinzu: "Ich fürchte ich bin, was die letzten Rennen angeht, momentan nicht am neusten Stand der Dinge, ich hoffe es sieht gut aus für die Veneta ...?", erkundigte er sich in ehrlichem Interesse. Eine kleine Notiz in die mitgebrachte Wachstafel ritzend, den Einsatz des Germanicers bei den Blauen betreffend, folgte Flaccus nun umso gespannter noch Sedulus' Worten. "Magister der Germanitas Quadrivii, eine nicht nur notwendige, sondern durchaus ehrenhafte Position ...", meinte der junge Flavier sodann, wenngleich er nicht wusste in welchem Ausmaß die Obsorge der Schreine für die Laren an den Kreuzungen Roms auch mit tatsächlicher Arbeit verbunden war.

    Von der Betrachtung der durchaus netten floralen Gestaltung des helvetischen Atriums durch die Stimme des Senators selbst weggerissen, wandte Flaccus sich um und erwiderte den Gruß freundlich lächelnd: "Salve, Senator. Ich danke dir, dass du dir ein wenig Zeit nehmen möchtest ..." Begann er höflich und kam, da die Spannung des Helvetiers ob des unerwarteten Besuches jenem durchaus anzumerken war, schnell auf den Grund seiner Anwesenheit zu sprechen. "Ich bin gewissermaßen im Auftrag des Consuls Purgitius Macer hier. Er möchte, dass ich ein Bild über das Engagement der ehrwürdigen Senatoren in öffentlichen Bereichen gewinne. Dieser Auftrag hat mich auch zu dir geführt, der du dem Imperium ja schon seit längster Zeit im Senat dienst.", begann er das Gespräch in allgemeiner Weise einzuleiten, jedoch kontinuierlich zu fokussieren, "Nun möchte ich mich erkundigen, ob es Dinge gibt, die dich in besonderer Weise beim Volk in Erscheinung treten lassen, etwa die Patronanz für gewisse Städte oder etwa die Priesterwürde ..."

    "Doch sehr natürlich, es gibt kaum einen Ort der Villa, den ich lieber mag ... mal abgesehen von der Bibliothek natürlich.", erklärte Flaccus seiner jüngeren Verwandten freimütig. Vor allem an lauen Sommerabenden, würde hier im üppigen Grün des Gartens wohl die eine oder andere Stunde in fröhlichem Beisammensein verbracht werden können, jedenfalls stellte der junge Mann sich das so vor. Noch eine kleine Bemerkung Domitillas über den Garten ihrer Mutter in Aquileia folgte, ehe sie dieses Thema anscheinend für erschöpft erachtete und auf Flaccus und sein Dasein in der flavischen Villa den Fokus des Gesprächs richtete. "Nein, ganz und gar nicht. Ich bin selbst erst ein paar Monate ... naja, es mag schon fast ein Jahr sein ...", unterbrach er sich selbst, denn tatsächlich war die Zeit seit seiner Ankunft in der Villa wie im Fluge verronnen, womöglich wäre es langsam angebracht, wieder einmal seine Mutter zu besuchen, oder jedenfalls einen Brief zu schreiben - ja, ein Brief würde wohl reichen. "... hier in Rom. Geboren bin ich auf dem Landgut meines Vaters bei Paestum, oder wie ich es eigentlich lieber nenne, Poseidonia. Vor einigen Jahren hat mich mein Weg dann nach Athen geführt, und im letzten Jahr schließlich kam ich hierher nach Rom ..." Vielleicht sollte er doch wieder mal nach Kampanien, um wenigstens nach dem Rechten zu sehen ... wer konnte schon ahnen, auf welch abartigen Ideen seine Mutter in ihrer Langweile kommen würde. Flaccus hatte sie stets verachtet, weil sie es zuließ, dass die Sklaven - junge Männer, die sie aus den entlegensten Winkeln des Imperiums zusammengekauft hatte - große und dadurch potentiell gefährliche Macht über ihre Gefühle ausüben konnten. Man konnte fast meinen, sie liebte diese strohdummen Schönlinge. Dass sie jene zur Befriedigung gewisser Bedürfnisse, welche der alte Cnaeus Flaccus schon lange nicht mehr erfüllen konnte oder wollte, gebrauchte, wäre ja weiter nicht ehrenrührig gewesen, doch dass sie ihre Abhängigkeit von jenen Dingen so offensichtlich zur Schau stellte, war, zumindest in den Augen des jungen Flaccus, welcher durchaus an Ehre und Moral glaubte, ungeheuerlich. Solange der ältere Flaccus noch am Leben - und einigermaßen bei Sinnen - gewesen war, hatte wenigstens jener Mutter und Sklaven in Schranken gewiesen, denn wenn er auch sein Interesse an der jungen Aemilia Flava schon längst zugunsten der Vogelzucht verloren hatte, so war ihm doch wenigstens ein Funken an Rechtschaffenheit und Anstand geblieben, um dem allzu bunten Treiben Grenzen zu setzen. Nicht in den kühnsten Träumen mochte sich der junge Flavier jedoch vorstellen, welche Ausmaße das Liebestreiben seiner verwitweten Mutter mittlerweile angenommen haben könnte.

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    Original von Aurelia Flora


    Das Funkeln der smaragdgrünen Augen Floras entging dem feinfühligen jungen Flavier keineswegs, führte jedoch nur dazu, sein Lächeln noch geheimnisvoller werden zu lassen. "Der Sieger der Wette soll den Einsatz bestimmen...", erwiderte er knapp, im völligen Bewusstsein des Risikos, welches mit dieser verwegenen Ansage untrennbar verknüpft schien. Ungewissheit und Glück waren Dinge, die im Leben des jungen Mannes an und für sich keinen, oder zumindest keinen allzu großen Stellenwert einnahmen, jedenfalls war jener bemüht, diese gefährliche, da nicht steuerbare Komponente seines alltäglichen Lebens auf ein Minimum zu reduzieren. Dennoch glaubte er gerade in diesem persönlichen Rahmen das angenehme Nervenkitzel sich durchaus gönnen zu dürfen. "Wenn du damit einverstanden bist, brauchst du eigentlich nur noch deinen persönlichen Favoriten zu küren...", sprach er weiter, den einnehmenden Blick seiner dunklen Augen beständig auf jene der Aurelia gerichtet. Dass er der jungen Dame an seiner Seite den Vortritt bei der Wahl ihres Gladiators ließ, verstand sich natürlich von selbst, wodurch sich natürlich das gesamte, nicht sonderlich komplizierte Gerüst der Wette auf einen Schlag würde festlegen. Dann bräuchte der junge Flavier selbst eigentlich nur noch auf die Unterstützung der Unsterblichen zu bauen, wobei er sich gar nicht so sicher war, ob er den einen oder anderen Ausgang der Dinge erhoffen sollte. Angenehme Seiten hatten womöglich beide.

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    Original von Aurelia Flora


    Die Ägypterin war klar unterlegen gewesen und somit war es eigentlich nur gerecht, wenn sie ihr Leben lassen würde. Dennoch schien sich langsam eine Mehrheit des Volkes auf ihre Seite zu schlagen, oder zumindest Gnade für die Unterlegene zu fordern. Auch Flora hatte offensichtlich keinen Gefallen an sinnlosem Blutvergießen und sprach sich für die Ägypterin aus. Lächelnd nickte Flaccus: "Du hast recht, mutig war sie allemal...", und auch er drückte seinen Willen nach Gnade für die Verliererin bereitwillig durch eine entsprechende Geste aus. Der Claudier kam dem Wunsch des Volkes nach, und schenkte der Unterlegenen das Leben, der Jubel von den Rängen schien sein Urteil zu bestätigen, wenngleich auch einige Buh-Rufe sich in den Applaus mischten. Doch selbst jene verstummten bald wieder, als der Editor der Spiele mit einer großen Gruppenvorführung einen der Höhepunkte des Nachmittags ankündete, in welchem auch die blutlüsternen Zuschauer zweifellos auf ihre Kosten kommen würden. Etliche Kämpfer sanken im Lauf der Kämpfe dahin, vom Schwert im Nacken getroffen, und hauchten ihr Leben im blutgetränkten Sand der Arena aus, als Claudius schließlich den Abschluss des Tages ankündete. Zwei Barbaren wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten, betraten nun das Rund der Arena, und ließen Flaccus wieder zu seiner bezaubernden Begleitung sich beugen. "Wollen wir eine kleine Wette wagen?", meinte er mit einem verleitenden Lächeln.

    Die sichtlich höfliche Ergebenheit des dunkelhäutigen Sklaven, mit welcher jener die illustre Schar der Ankömmlinge aus Rom begrüßte, machte gepaart mit dem prächtigen Anblick des Praetoriums an sich, einen durchaus imponierenden Eindruck auf den jungen Flavier, hatte er doch nicht ernsthaft damit gerechnet, einem solchen Maß an Kultiviertheit und Geschmack in einem Heereslager zu begegnen. Und so machte er selbst einen kleinen Schritt seiner mit zierlichen elfenbeinernen Halbmondspangen bestückten tiefroten Schnürschuhe, hin zur Tür des Praetoriums, und richtete ganz entgegen seiner Angewohnheit, solche Türgespräche durch seine Sklaven abwickeln zu lassen, selbst seine Worte an jenen fremdländischen Ianitor von durchaus beeindruckender Statur. "Salve. Ich bin Quintus Flavius Flaccus und möchte zu dem Legaten Titus Aurelius Ursus.", formulierte er seine Worte so schlicht und klar als möglich, konnte er doch nicht wissen, bis zu welchem Grad jener Sklave der lateinischen Sprache mächtig war, schließlich mochte es gut möglich sein, dass sein Vokabelschatz nicht weit über jene Worte, die er wohl jeden Tag unzählige Male zu wiederholen gezwungen war, hinausging.

    Erfreut über die freundliche Begrüßung des Senators, folgte der junge Flavier jenem zunächst durch das Officium seiner scribae hindurch und nahm dann nach der Aufforderung des Germanicers in dessen persönlichem Arbeitsraum Platz. Seine Einladung, etwas zu trinken, erwiderte Flaccus mit einem höflichen: "Einen Schluck Wasser vielleicht ....", um dann, auf Sedulus' Nachfrage hin, zur Sache zu kommen: "Purgitius Macer hat mich damit beauftragt, mir ein Bild über den öffentlichen Einsatz der virorum clarissimorum unserer res publica zu machen. Dieser, zugegebenermaßen sehr umfangreiche Auftrag hat mich in den letzten Wochen zu einem beträchtlichen Teil der Senatoren geführt, so auch heute zu dir. Nun möchte ich dich fragen, ob es Dinge gibt, abgesehen natürlich von deinem Amt als Curator operum publicorum, die dich beim Volk in Erscheinung treten lassen, etwa die Patronage für gewisse Städte oder Einsatz in diversen Priesterkollegien?", begann Flaccus das Gespräch und brachte eine kleine Wachstafel zum Vorschein.

    Glücklicherweise schien das Thema um die abstrusen und in den Augen des jüngeren Flaviers auch in Hinsicht auf die guten alten Traditionen durchaus gefährlichen Ideen des Collegii Septemvirorum nun erschöpft, sodass die in dieser Hinsicht wohl doch grundsätzlich unterschiedlichen Auffassungen der beiden Verwandten nicht weiter aneinander prallen mussten. Im Grunde würde es wohl auch ein mittleres Wunder oder aber eine mittlere Katastrophe brauchen, um zwei Flavier zu finden, die in einer Sache gleicher Meinung waren, schien doch eine gehörige Portion Individualismus einen ebenso gravierenden Bestandteil flavischen Charakters auszumachen, wie etwa der obligate Knacks in der Birne (im flavischen Weltbild wohl eher die Genialitätskomponente, doch das mag hier nicht genauer betrachtet werden...). Potitus Vescularius Salinator etwa war wohl eine solche Katastrophe, über welche Flaccus und Piso (und nicht nur sie) wohl ungefähr die gleichen Ansichten hatten, doch war jener bisher noch nicht Teil ihrer, ohnehin nur sehr spärlich gesäten, Unterhaltungen seit der Ankunft des Jüngeren in der Villa gewesen, sodass jener auch noch nicht als gemeinsames Feindbild und somit Faktor zur Verbrüderung dienen konnte. So würden wohl die Bande des Blutes genügen müssen, um die zwei Welten gleichsam aneinander zu binden. Vorläufig.


    Denn schon einige Augenblicke später tat Piso einige Worte, die einerseits Flaccus aufhorchen ließen, andererseit aber auch den Großteil der vorangegangenen Zeilen dieses kurzen Textes überflüßig machten, denn wie auf dem Silberteller präsentierte ihm jener zwei Namen, welche wohl prädestiniert schienen, den Zorn beider Flavier gleichermaßen auf sich zu ziehen und jene dadurch etwas näher zusammenrücken zu lassen. Die vor Hass funkelnden Augen seines Gegenübers vermochten es, selbst Flaccus einen Schauer den Rücken hinunterzujagen. Es dauerte einige Momente, bis der Zornausbruch des Älteren einigermaßen abgeflaut war, und Flaccus es wagte, selbst wieder das Wort zu ergreifen, wenngleich es nur zu einer simplen Frage reichte: "Wer ist Duccius Vala?" Mit dem Risiko, durch diesen Namen den Ärger Pisos wieder auflodern zu lassen, schien der jüngere Flavier leben zu können, im Moment wog sein Interesse an jenem Mann (und vor allem seiner Beziehung zu Axilla) alle Bedenken auf.


    Glücklicherweise kam Piso in seiner spendablen Laune, in der er sich offenbar gerade befand, nicht auch noch auf die Idee, seinem jüngeren Verwandten wirtschaftliche Unterstützung, etwa in Form von Betrieben anzubieten (welche jener, warf seine Kleintierzucht im Süden ja nur äußerst dürftige Gewinne ab, zwar in finanzieller Hinsicht durchaus hätte brauchen können), hätte Flaccus sich in jenem (rein hypothetischen) Fall wohl genötigt gesehen, auch jenes großzügige Angebot anzunehmen, dadurch gleichsam die Last der Verwaltung eben jener Betriebe zusätzlich auf seine Schultern zu bürdend, und somit die ohnehin nur noch äußerst knappe freie Zeit des Studiums weiter zu beschneiden.

    Erfreut nahm Flaccus zur Kenntnis, dass ausgerechnet Manius Gracchus, jener Verwandter, für den er selbst ein nicht unbeträchtlich Maß an Admiration empfand, welches sich im Grunde auf die, für das Empfinden des Jüngeren unerschütterlichen, Grundfesten der gravitas und auctoritas seiner Person als Pontifex sowie Senator Roms stützte, seinen Vorhaben nicht nur wohlgesonnen war, sondern jene gar durch persönlichen Einsatz zu unterstützen anbot. Diese entgegenkommende Hilfsbereitschaft vermochte jenes durchwegs positive Bild, das Flaccus in der beschränkten Zeit seines Daseins in der flavischen Villa von Gracchus gleichsam skizziert hatte, gar zu verstärken und ihm gleichsam schillernde Farben und klare Konturen zu verleihen. Es mochte ein durchaus verklärtes Bild altrömischen Charakters sein, das der Jüngere in Gracchus verwirklicht glaubte, wusste er doch nicht um etwaige Mängel in der Person oder dem Charakter des Gracchen, welche er, hätte er davon Kenntnis gehabt, wohl auch geflissentlich in die düsteren Gründe tiefen Vergessens versinken hätte lassen. So jedoch gab es nicht die geringste Trübung seiner Bewunderung des Älteren, und dessen Angebot, gleichsam mit seiner persönlichen Wirkmacht dem Jüngeren den Weg zu ebnen, ließ jenen in unverhohlener Dankbarkeit strahlen. "Es wäre mir gleichermaßen Freude und Ehre, könnte ich meine Hoffnungen in dieser Angelegenheit auf dein gewichtiges Wort stützen.", tat Flaccus nun endlich seine Freude auch verbal kund, als die Ankunft eines weiteren Familienmitglieds das stockende Gespräch zwischen Onkel und Neffe abermals unterbrach. "Bona Saturnalia, Domitilla!", erwiderte er den Gruß, und prostete der Eintretenden leicht zu.

    Gerade, als Flaccus zu einer weiteren Klopf-Salve gegen die Tür des Officiums ausholen wollte, trat Germanicus Sedulus, der Curator operum publicorum höchstselbst auf den jungen Flavier zu.


    "Salve, Senator.", erwiderte Flaccus, erfreut, so wenigstens direkt auf Sedulus selbst zu treffen und nicht etwa erst mit einem seiner scribae sich herumschlagen zu müssen. "Völlig richtig. Ich bin Quintus Flavius Flaccus und im Auftrag des Consuls Purgitius Macer hier. Es wäre ausgesprochen erfreulich, wenn du einen kleinen Moment deiner kostbaren Zeit für ein kurzes Gespräch erübrigen könntest.", erklärte er seine Anwesenheit, und wartete dann ab, ob der Germanicer ihn in sein Officium bitten, oder aber die kurze Unterhaltung gleich hier zwischen Tür und Angel hinter sich bringen wollen würde.

    Litatio. Natürlich. Tosender Jubel im Rund des Amphitheaters. Langsam ließ Flaccus sich zurücksinken und konnte sich erst jetzt richtig entspannen. Als allerdings der Claudier das erste Paar der Spiele vorstellte wanderte eine der Augenbrauen des jungen Mannes in flavischer Manier nach oben. Das versprach nun ja, völlig abgesehen von seiner bezaubernden Begleitung, ein ganz außergewöhnlicher Tag zu werden. Kämpfende Frauen - hatte es das schon mal gegeben? Flaccus selbst hatte es jedenfalls noch nie erlebt, und prompt musste er sich fragen, ob diese Abweichung von den alten Sitten nicht auch die Götter noch mehr würde verärgen können, nur um sich sofort wieder ins Bewusstsein zu rufen, dass das ja eigentlich nicht seine Sorge musste sein. So konnte er also seine Aufmerksamkeit nun völlig auf die Geschehnisse im Rund der Arena richten. Gerade rechtzeitig, denn schon zogen die beiden, äußert spärlich bekleideten und nach konventionellen Gladiatorengattungen bewaffneten, etwas exotisch aussehenden Frauen ein. Dem generellen Tenor der männlichen Begeisterung konnte Flaccus sich nur bedingt anschließen, da er selbst das Bild der Frauen in Rüstung nicht sonderlich anregend, eher etwas "falsch" empfand. Es würde schließlich auch niemand auf die Idee kommen, einem Mann eine Stola umzuhängen, doch vermutlich war das eine andere Sache. Dennoch fesselten ihn die tänzelnden, schleichenden, katzenhaften Bewegungen der Kämpferinnen schlussendlich in solcher Art und Weise, dass er Flora an seiner Seite einen kleinen Augenblick lang schlichtweg vergaß. Und so blickte er auch etwas ertappt zu ihr, als jene ihn plötzlich, die Spannung steuerte gleichermaßen dem Höhepunkt zu, hing das Schicksal der unterlegenen Amazone nun ja an einem seidenen Faden, fragte, ob der Claudier seine Sklavin wohl tatsächlich in den Tod schicken würde. Das Volk tobte und Flaccus konnte unzählige in verschiedene Richtungen gerichtete Daumen entdecken, sodass er auf den ersten Blick nicht ausmachen konnte, wie der allgemeine Wille der Menge über das Leben der Ägypterin aussah. "Wenn das Volk ihren Tod verlangt, wird er, glaube ich, keine Sekunde zögern ...", meinte er dann, aus den Augenwinkeln immer noch die beiden Frauen beobachtend, welche nun auf das Urteil des Claudiers warteten. "Was meinst du, hat sie den Tod verdient?", stellte Flaccus nun seinerseits eine Frage an Flora und blickte dabei, seine Aufmerksamkeit nun völlig auf sie richtend, in ihre smaragdgrünen Augen.

    Erfreut nahm der junge Flavier zur Kenntnis, dass sogar, oder vielleicht auch gerade die Torwache, über seine bevorstehende Ankunft informiert worden war, sodass das Procedere offensichtlich erfrischend unkompliziert verlaufen würde. Eine marginale Handbewegung genügte um den zwei stämmigen Germanen klar zu machen, dass sie ihre Bewaffnung den herantretenden Soldaten auszuhändigen hatten, eine Aufforderung, welcher jene auch ohne Umschweife nachkamen. Ein Stirnrunzeln gepaart mit einem etwas intensiveren Blick an den alten Griechen brachte auch jenen dazu, reichlich widerwillig zwar, und unter grummelndem Protest in seinen Bart, aber schließlich dennoch bereitwillig, einen zierlichen Dolch, welchen jener aus seiner Tunika zum Vorschein brachte, an die Soldaten abzugeben. Zwar mochte dieser in den Augen der Legionäre eher in die Kategorie "Küchengeräte", denn Waffen fallen, doch stellte jener Dolch ein nicht zu unterschätzendes Instrument dar, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Tod zu bringen.

    Der junge Flavier wurde mitsamt seiner Begleitung ins Atrium der helvetischen Casa geführt, die einen durchaus netten, wenngleich verglichen mit dem flavischen Atrium, doch einen eher schlichten und bescheidenen Eindruck machte. Auf die Worte des germanischen Sklaven nickte er nur, sagte aber nichts weiter, sondern musterte eine der besonders schönen Pflanzen, die hier im Atrium wuchsen, und von der er erst vor kurzem in der Naturalis Historia des älteren Plinius gelesen zu haben glaubte.


    Sim-Off:

    Der Anlass besteht natürlich noch, ich bin nur momentan selbst ziemlich im Stress.

    Weitere Literatur



      [*]ALFÖLDY, G., Römische Sozialgeschichte, Wiesbaden 1975.
      [*]Barrington Atlas of the Greek and Roman World (ed. by R. TALBERT), Princeton 2000.
      [*]BLANCK, H., Einführung in das Privatleben der Griechen und Römer, Darmstadt 1976.
      [*]BROWN, P., The World of Late Antiquity from Marcus Aurelius to Muhammad, London 1971. (auch als Paperback)
      [*]BÜHLER, J., Die Kultur der Antike und die Grundlegung der abendländischen Kultur, 2 Bd.: Das Römertum. Antike und abendländische Kultur, Stuttgart 1948.
      [*]CLASSEN, C.J., Die Stadt im Spiegel der Descriptiones und Laudes urbium in der antiken und mittelalterlichen Literatur bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts, Hildesheim-New York 1980.
      [*]Geschichte des privaten Lebens I: Vom Römischen Imperium zum Byzantinischen Reich (hrsg. v. P. ARIÈS, G. DUBY & P. VEYNE), Augsburg 1999. (auch als Paperback)
      [*]JACQUES F. & F. SCHEID, Rom und das Reich in der Hohen Kaiserzeit 44 v. Chr. - 260 n. Chr., Bd I: Die Struktur des Reiches. Aus dem Franz. übers. v. P. Riedelberger, Stuttgart-Leipzig 1998.
      [*]KAMM, A., The Romans. An Introduction, London-New York 1995; ²2008.
      [*]KÖNIG, I., Vita Romana. Vom täglichen Leben im alten Rom, Darmstadt 2004.
      [*]MARQUARDT, J., Das Privatleben der Römer, 2 Bde., Leipzig ²1886 (Nachdruck: WBG Darmstadt 1964)
      [*]Mensch und Landschaft der Antike. Lexikon der Historischen Geographie (hrsg. v. H. SONNABEND), Stuttgart-Weimar 1999.
      [*]NEUBURGER, A., Die Technik des Altertums, Leipzig 1919. (Nachdruck: Leipzig 1996)
      [*](!) NEUMEISTER, CH., Das antike Rom. Ein literarischer Stadtführer, München 1991.
      [*]POMEROY, S.B., Frauenleben im klassischen Altertum. Aus dem Engl. übers. v. N.B. Mattheis, Stuttgart 1985. (Original: Goddesses, Whores, Wives, and Slaves. Women in Classical Antiquity, New York 1984)
      [*]STAMBAUGH, J.E., The Ancient Roman City, Baltimore-London 1988.
      [*]THUILLIER, J.-P., Sport im antiken Rom, Darmstadt 1999. (Original: Le sport dans la Rome antique, Paris 1996)

    Also, damit dieser Thread hier nicht verkommt, weil er ja ziemlich wichtig ist:


    Die wichtigsten "Römischen Kulturgeschichten"



      [*]CARCOPINO, J., Rom. Leben und Kultur in der Kaiserzeit, Stuttgart 1977. (Original: La Vie quotidienne à Rome à l'apogée de l'Empire, Paris 1939; rev. Neuaufl. 1975)
      [*]CHRIST, K., Die Römer. Eine Einführung in ihre Geschichte und Zivilisation, München 1979.
      [*]FRIEDLÄNDER, L., Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms in der Zeit von Augustus bis zum Ausgang der Antoninen, 10. Aufl. v. G. WISSOWA, 3 Bde., Leipzig 1922-23.
      [*]GRIMAL, P., Römische Kulturgeschichte, München-Zürich 1961. (Original: La Civilisation Romaine, Paris 1960)
      [*]KAHRSTED, U., Kulturgeschichte der römischen Kaiserzeit, Bern 1958.
      [*]MÜLLER, R. (HRSG.), Kulturgeschichte der Antike, 2 Bd.: Rom, Berlin 1978.
      [*]PAOLI, U.E., Das Leben im alten Rom, Bern-München 1979. (Original: Vita Romana, Firenze 1958)
      [*]WILKINSON, L.P., Rom und die Römer. Porträt einer Kultur, Gladbach 1979. (Original: The Roman Experience, New York 1974)

    Die Stirne des Jüngeren der beiden Flavier legte sich in tiefe Furchen, als er an der Schulter gepackt wurde, und doch streckte er sein Rückgrat durch, sich auf diese Weise einerseits zu seiner durchaus außergewöhnlichen Größe aufrichtend, andererseits allerdings auch, um ein noch eindrucksvolleres Bild, quasi der gravitas in Person, zu zeichnen. Als Personifizierung eben jener sowie der alten Sitten kam er sich im Moment auch vor, und so war er durchaus verwundert, dass gerade sein Onkel sich offenbar deutlich gegen ihn positionierte. Im Grunde war das Ganze hier wohl auch eine Verkettung unglücklicher Zufälle, denn Flavius Flaccus war in der Tat ein äußerst schlechter Verlierer, wenngleich sich sein Unmut darüber für gewöhnlich in weitaus subtilerer Weise zu manifestieren pflegte. Mit noch tiefer gerunzelter Stirn folgte er sodann gezwungenermaßen den Worten Pisos, als jener das Gesetz gleichermaßen zugunsten Domitillas auszulegen begann.


    Als Piso sich daraufhin mit leicht säuerlichem Gesichtsausdruck zu ihm umwandte, verschränkte der jüngere die Arme vor der Brust. "Nun gut. Es mag nach den Gesetzen durchaus möglich sein, doch es widerspricht den alten Sitten, ja es zieht den mos maiorum in den Dreck ...", erwiderte er, ebenfalls in deutlich gesenkter Lautstärke, sodass nur sein Verwandter ihn hören konnte, mit gleichermaßen ernstem Gesichtsausdruck. "Gerade du müsstest doch darauf erpicht sein, dass sie den väterlichen Sitten treu bleibt, du bist schließlich ihr Bruder.", fügte er hinzu, "Und als Mitglied des amplissimum collegium septemvirorum, müsste dir doch die Wahrung des mos maiorum in der gesamten civitas ein gewichtiges Anliegen sein." Die Zeiten waren bedrückende, wenn anscheinend selbst die höchsten Priester nicht mehr auf die Wahrung von rechtschaffenem Anstand und Sitte wertlegten. Dann wurde sich der Flavier jedoch erst der unverblümt ausgesprochenen Drohung bewusst, mit der sich Piso ja direkt an ihn gewandt hatte. "Der Ruf meiner gravitas und dignitas wird die höchsten Collegia zu gegebenem Zeitpunkt für mich gewinnen. Doch diese Frage wird sich ohnehin erst in zehn Jahren stellen." Schließlich durften dem ehrwürdigen Collegium der Epulonen ohnehin lediglich Konsulare angehören. Dann jedoch wandelte sich die Miene seines Gegenübers mit einem Schlag in eine freundliche um, und Flaccus hatte redlich Mühe diesem urplötzlichen pisonischen Sinneswandel zu folgen. Es dauerte also einige Augenblicke, bis auch jener sein ernstes Gesicht einigermaßen gelichtet hatte und das einladende Lächeln Pisos erwiderte. "Klar lass' ich ihr den Spaß...", meinte er also, denn gegen Domitilla hatte er ja rein gar nichts, nach ihrem Gespräch vor längerer Zeit im Garten der flavischen Villa, hielt er sie sogar für ein durchaus aufgewecktes Mädchen, lediglich die Umstände der letzten Minuten hatten seine pflichtbewusste, rechtschaffene, seine römische Seele getroffen. Dann formte sich sogar Stück für Stück ein breites Grinsen auf den Zügen des Flaviers. "Dann sind wir jetzt wohl quitt.", stellte er pragmatisch fest, nun jedoch bereits bis über beide Ohren grinsend, "Du weißt schon, für die Sache bei Nigrinas Sponsalia ..." Klar würde er es wissen. Dann wandte Flaccus sich auch noch an Domitilla, wobei er sich ein kleines Stück nach unten beugte, "Nichts für ungut ...", meinte er lächelnd, "Viel Spaß mit den Sklaven..." Und schließlich noch an den Händler gewandt. "Guter Mann, hier hat alles seine Richtigkeit. Ich bedauere, durch mein forsches Auftreten einige Aufregung hervorgerufen zu haben, doch ein kleiner juristischer Irrtum hatte sich hartnäckig in meinem Geist festgesetzt." Tatsächlich drückte Flaccus durch diese euphemischen Worte das direkte Gegenteil seiner persönlichen Meinung aus, in der Hoffnung, seine Verwandten würden das zu schätzen wissen, um nicht eben jene, und dadurch implizit auch die gesamte flavische gens als Verachter der alten Sitten zu deklarieren, was nun wirklich ganz und gar nicht in seinem Sinne lag.


    Dann wandte er sich wieder zu seinen beiden Verwandten um und bedachte auch jene nochmals mit entschuldigenden Blicken. Somit hatte er wohl gerade in einer ziemlich unkomplizierten Weise einen Weg aus seinem eingens fabrizierten Debakel gefunden, indem alle Beteiligten ihr Gesicht wahrten, und hoffentlich auch kein allzu großer Unmut entstanden war. Im Grunde war die Situation auch paradox - eine Gens sollte wohl in solchen Angelegenheiten noch näher zusammenrücken, als gerade das Gegenteil zu tun. Dennoch sah er sich mit der seltsamen Tatsache konfrontiert, dass er, wiewohl nach Minimus der jüngste Träger der Toga in der flavischen Villa, doch am stärksten den alten Sitten und Traditionen verhaftet schien. Ob das dem deutlich konservativen Landleben, in welchem Flaccus groß geworden war, oder eher dem Studium der alten Schriften etwa eines Cato, oder aber einer grundsätzlich sehr konservativen Charakterprägung zuzuschreiben war, sei dahingestellt. Eines stand jedoch fest, auf den Sklavenmärkten würde man Flavius Flaccus in nächster Zeit wohl nicht mehr antreffen.


    [SIZE=7]EDIT: kleine aber fatale Auslassung korrigiert[/SIZE]

    In der grex togata des amtierenden Konsuls befand sich auch niemand Geringerer als Quintus Flavius Flaccus, politischer Schützling desselben und bis vor kurzem auch selbst noch als discipulus im Dienst an den Göttern engagiert. Gespannt erwartete er bereits den Ausgang der heutigen Opfer, die dazu dienen sollten, den Willen der Götter zu erkunden, um endlich geeignete Sühnemaßnahmen zu treffen. Seiner bescheidenen Meinung nach, hatten sich die Verantwortlichen ohnehin bereits viel zu viel Zeit damit gelassen, und dadurch die nahezu untragbare Verantwortung, im Empfinden des Flaviers etwas leichtsinnig, auf ihre Schultern geladen, den Zorn der Götter durch ihre Trägheit noch anzuschüren, anstatt ihn durch rasche Handlungen zu besänftigen.

    S. 102 "... allerdings kamen zu diesen Personen - wie unter Vespasian und dann, ständig seit Domitian - auch ehemalige Ritter hinzu, die im Rang eines gewesenen Vigintivir oder Quästor oder in einem höheren Rang in den Senatorenstand aufgenommen wurden, sodass die Zahl der Senatoren seit dem Ende des ersten Jahrhunderts leicht gewachsen sein dürfte." Hiermit ist, denke ich, deutlich belegt, dass die adlectio principis, weil das anscheinend auch ein Anlass zu zweifeln war, durchaus eine gängige Praxis darstellte. (Vor allem auch, um besonders loyale (i.e. kaisertreue) Männer in den Senat zu befördern)


    S. 107 "Die einzelnen Laufbahntypen (Anm.: im Senat) waren verschieden; sie spiegeln deutlich die innere Schichtung des Senatorenstandes wider. Am deutlichsten sind diese Laufbahntypen in der Antoninenzeit zu unterscheiden, nachdem sie - nach einer langen Entwicklung mit verschiedenen Experimenten - eine ziemlich feste Gestalt angenommen hatten. Eine kleine Spitzengruppe, bestehend aus den Nachkommen der älteren, in der Republik oder unter den frühen Kaisern geadelten Familien und aus den näheren Verwandten des regierenden Herrschers, verfügte über patrizischen Rang, der wichtige Privilegien sicherte: Der Patrizier begann seine Laufbahn normalerweise in der vornehmsten Klasse der vigintiviri als Münzmeister (triumvir monetalis), erhielt die Quästur und die Prätur sehr häufig durch kaiserliche Kommendation, brauchte die grundsätzlich plebejischen - und kostspieligen - Ämter des Volkstribunen oder des Ädils nicht zu übernehmen, stieg schon mit 32 oder 33 Jahren zum Consul auf und konnte auf die oft mühevolle Ausübung prätorischer und konsularer Ämter in den Provinzen, die er für sein Sozialprestige nicht nötig hatte, verzichten. Andere Senatoren (Anm.: also keine Patrizier), unter ihnen insbesondere die sich schon früh als tüchtig erweisenden homines novi, wurden von den Herrschern in ihrer Laufbahn ebenfalls stark gefördert, aber ..."


    Und jetzt will ich noch versuchen, das römische Denken ein bisschen zu skizzieren, um zu beweisen, dass ein patrizischer homo novus undenkbar ist. (Ich meine damit einen Patrizier der sozusagen als homo novus zunächst das ius honorum bekommt und dann in den Senat aufgenommen wird. Der umgekehrte Fall ist natürlich zweifellos möglich - man denke nur an Vespasian.)


    In der frühesten Zeit Roms, der dunklen Geschichte der Könige, waren wohl alle Senatoren patricii. Denn noch im XII Tafelgesetz, durch welches das Conubium der Patrizier mit den Plebejern verboten wurde, werden erstere als "patres" bezeichnet. Vgl. Cicero rep. II 63: "conubia ... ut ne plebi et patribus essent;" und Liv. IV 4,5: "ne conubium patribus cum plebe esset." Die Bestimmung stand auf einer der beiden letzten Tafeln, Cic. rep. II 63, Dionys. X 60, 5, welche Gaius nach allgemeiner Ansicht im 6. Buch seines Kommentars zu den XII Tafeln behandelt. Dort aber sagt er: "plebs est ceteri cives sine senatoribus." Patricii und Senatoren waren also für ihn gleichbedeutende Begriffe. Das Patriciat ist ferner, doch ich denke, darüber stimmen wir ohnehin alle überein, kein Recht der Person, sondern der Gens.


    Tatsächlich mochte es, zumindest habe ich auch Ansätze solcher Annahmen in der Literatur gefunden, auch patrizische Ritter gegeben haben, doch das widerlegt keinesfalls, dass die Patrizier grundsätzlich dem senatorischen ordo angehörten. Ich hoffe, zumindest in Ansätzen, demonstriert zu haben, dass das Konzept des Patriziats als solches eng mit dem Senat und dem senatorischen ordo verflochten ist. Dass jedoch ein Abkömmling einer patrizischen Familie, egal ob einer aus ältester Zeit, oder einer erst durch die Kaiserwürde (oder die Bestimmung des Kaisers) geadelten, als "homo novus" in den Senat eintritt, obwohl er also einer Familie angehört, die entweder bereits seit längster Zeit den Senat bevölkert, oder aber sogar einen Kaiser in ihrer Ahnenreihe aufweist, ist für einen Römer des ersten und beginnenden zweiten nachchristlichen Jahrhunderst meiner Meinung nach undenkbar.


    Wie ihr seht, bin ich grundsätzlich noch nicht von meinen ursprünglichen Ansichten abgewichen, und werde jene auch noch durch weitere Literaturstellen untermauern, wenngleich es tatsächlich patrizische Ritter (aus welchen Gründen auch immer) gegeben haben dürfte (trotzdem konnte ich in der Literatur noch keinen Namen eines patrizischen Ritters ausfindig machen, warte aber momentan auf ein weiteres Buch, das vielleicht noch mehr Licht in die Sache bringen könnte: H. H. Pistor, Prinzeps und Patriziat in der Zeit von Augustus bis Commodus (Freiburg, 1965) ).


    Hat vielleicht irgendjemand Zugang dazu:


    E. Groag, "Zur Ämterlaufbahn der Nobiles in der Kaiserzeit", Strena Buliciana (Zagreb, 1924)


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