Beiträge von Ricus Gotunus

    "Du hast vollkommen recht, ein wahrlich herrlicher Anblick. Die Pferde sprühen ja nur so vor Energie und Leben",


    pflichtete Ricus Gotunus Apollonius sofort bei, als auch er seinen Blick über die Koppel schweifen ließ. Diese Pferde waren wirklich in einem guten Zustand. Ricus zeigte auf eine Gruppe von Pferden und fragte Apollonius:


    "Sind diese dort die Neuzugänge, von denen du gespochen hast? Sie scheinen mir noch etwas scheu, als müssten sie erst richtig eingewöhnt werden. Die Neuzugänge, sind sie schon für Kampeinsätze trainiert, wenn sie zur Ala kommen, oder übernehmen wir von der Ala diese Aufgabe? Scließlich wäre ein untrainiertes Pferd für gefährliche Kampfeinsätze wenig zu gebrauchen. Die Gefahr wäre viel zu groß, dass sie scheuen, ihren Reiter abwerfen oder aus der Formation ausbrechen. Woher bezieht die Ala eigentlich ihre Pferde? Besitzt die Legion ein eigenes Gestüt zur Pferdezucht, von dem die Ala ihre Pferde bezieht oder hat die Ala Lieferverträge mit ansässigen Gestüten und Pferdezüchtern?"

    Nachdem Scarpus geendet hatte schulterte Ricus den Schild, das Schwert hing ja sowieso schon an seiner Seite, und begann die fünf Runden zu laufen, die ihm der Ausbilder geschenkt hatte.


    Dabei kamen ihm folgende Gedanken. Jetzt verstehe ich das Sprichwort: "Fürchte die Danaeer, selbst wenn sie mit Geschenken kommen!"
    Beim Laufen dachte er bei sich: Wenn die Herren Offiziere und Ausbilder wollen, dass wir unsere gesammte Aufmerksamkeit auf die Übung verwenden, sollen sie uns mehr tun lassen als diese dämlichen Spielchen "Schlag links, Schlag rechts, Stich mitte". Das ist doch Kinderkram. Ich weiß ja nicht, wie es bei den Römern ist, aber bei uns Germanen lernen das schon die ganz Kleinen, lange bevor sie Männer sind. Aber lass sie mich doch diese fünf Runden laufen. Was mich nicht umbringt macht mich härter.

    "Natürlich helfen wir dir gerne, die Pferde auf die Koppel zu bringen",


    antwortete Ricus Gotunus und seine Augen strahlten dabei vor Freude. Wie die anderen nahm er zwei Pfered am Halfter und folgte Apollonius zur Pferdekoppel.

    Ricus Gotunus begab sich wieder zu den Ställen, um dort erneut zu helfen.


    Als er dort ankam, war Stallmeister Apollonius jedoch noch nicht da. Ricus Gotunus hörte von den wenigen Arbeitern am Stall, die jedoch eher mit dem Stall selbst als mit den Pferden beschäftigt waren, etwas von "Arbeitseinsatz" und "Holzbeschaffen". Nichts desto trotz begann Ricus jedoch mit seiner Arbeit und mistete die besetzten Pferdeboxen aus.


    In einer hinteren Ecke des Stalls fand Ricus ein par besonders heruntergekommene Boxen mit verwarlosten Pferden. Diese Pferde taten ihm leid. Er wusste ja nicht, was Stallmeister Apollonius mit Männern anstellte, die ihre Pfered so verwarlosen ließen, aber wäre so etwas auf seinem heimatlichen Hof passiert, wären die Verantwortlichen ziemlich hart bestraft worden. Ricus konnte diese Pferde nicht einfach so stehen lassen. Da auf dem väterlichen Hof auch Pferde gezüchtet wurden, merkte Ricus schnell, was dem einzelnen Tier fehlte und machte sich mit kundiger Hand ans Werk: Einigen gab er etwas frisches Futter oder Wasser und anderen striegelte und bürstete er das Fell bis wieder glänzte. Mal sehen was Stallmeister Apollonius dazu sagen würde...

    "Wie du weist bin ich Gote und stamme aus Gotiskanza, wo mein Vater, ein Than, einen Hof besitzt. Doch der Hohe Norden und der Weite Osten speihen immer neue Völkerscharen aus; Slaweni, Rugier und Ubier bestürmen uns Goten und versuchen uns aus unseren Stammlanden zu verdrängen. Es hat schon erbitterte Gefechte gegeben, in einigen habe ich sogar mitgekämpft. Da drang durch Händler der Ruhm des römischen Heeres an unsere Ohren, das sich rühmt die beste Armee der Welt zu sein und schon so viele Gegner bezwungen hat. Ich brach auf um mir die römische Kriegskunst anzueignen und zu lernen wie, Rom seine Feinde in die Knie zwang. So bin ich zur Ala gekommen, um meinem Volk zu helfen."


    Nun war es wieder an Ricus zuzuschlagen. So wie Answald bei der Übung zuschlug und parierte war auch ihm der Umgang mit der Spatha nicht fremd, dachte sich Ricus und beschloss nun mit den Spielereien aufzuhöhren. Seine nächsten Hiebe und Stiche kamen wesentlich härter und in schnellerer Folge...


    "Und du, wie bist du hier gelandet?"

    "Nun, ich bin hier um zu lernen, wie die Römer kämpfen",


    begann Ricus Gotunus,


    "in meiner Heimat werden die Goten von immer neuen Völkerscharen aus dem Norden und dem Osten bedrängt und es wird immer schwerer für sie, sich zu behaupten. Die Römer haben die beste Armee, dies ist auch an unsere Ohren gedrungen. Ich möchte hier lernen, was die Römische Armee so stark macht und hoffe so meinem Volk zu helfen. Dies ist mein Grund Rom zu dienen."

    Ricus Gotunus ergriff Schwert und Schild und stellte sich gegenüber seinem Kameraden Answald auf, mit dem er besonders gut verstand. Die Spatha war für ihn keine ungewohnte Waffe, hatten die Römer dieses Schwert doch von den Germanen abgekupfert, auch war ihm der Umgang mit der Klinge nicht fremd.


    Insgeheim ärgerte er sich jedoch darüber, dass er hier nun mit so einfachen Grundübungen, wie dem Ochsschlag links- und rechtsausgeführt und dem geraden Hieb beginnen musste. Er hatte sich so auf das Anwenden von schnellen Kombinationen und Paraden gefreut. Nun musste er sich mit den einfachsten der sechs Grundschläge begnügen, er der nicht nur Übungskämpfe auf seinem heimatlichen Hof bestanden hatte, sondern auch schon in verschiednen bluternsten Gefechten mitgekämpft hatte:
    Einmal hatten Slawenische Räuber den Hof überfallen; sie kamen in Morgengrauen, konnten jedoch nach erbitterter Gegenwehr in die Flucht geschlagen werden. In diesem Gefecht hatte er seine Blutweihe als Krieger bekommen, indem er seinen ersten Gegner töte.


    Ricus Gotunus begann die Übungen, wie er es mit jedem neuen Trainingspartner tat. In die ersten Hiebe und Stiche der Übung legte er nicht seine ganze Kraft, sondern führte sie fast spielerisch aus um das Können seines Gegenübers Answalds einschätzen zu können...

    Ricus Gotunus blickte von der Klinge seiner Spatha auf, die er gerade pflegte, und sah in das Gesicht eines neuen Probaten. Etwas belustigt über die Steife Vorstellung des Neuen antwortete er:


    "Salve Dracus Ompus, mein römischer Name ist Ricus Gotunus, aber zu Hause nennt man mich Thiudarajik. Hier bei uns unter Kameraden geht es etwas lockerer zu. Du kannst dir also dein steifes "Dracus Ompus meldet sich zum Dienst" getrost schenken. Heb dir das mal hübsch für unsere Offiziere und Ausbilder auf. Unter uns Kameraden genügt doch ein einfaches "Salve Kamerad" oder wenn du germanische Wurzeln hast auch ein "Heilsa Waffenbruder". Die anderen Mitglieder unserer Ausbildungsturma wirst du auch noch kennen lernen: eigentlich alles nette Kerle. Nun erzähl mal, wie hat es eigentlich dich in die Armee verschlagen?"

    Speere werden geworfen, Lanzen bilden eine Wand; und auf die von mir erwähnte Sichelwaffe geht er nicht ein, nun ja, weder auf die eine noch auf die andere Frage geht er ein, der Herr Ausbilder. Was darf ich daraus folgern? Zumindest er hat für diese Probleme keine Lösung, oder ob Rom keine weiß, nun ja, ob das wirklich so ist, werde ich ja wohl noch herausfinden, ich bleibe ja länger.
    Ich werde schon herausfinden, wie hier die Pferde gegen auf ihren Bauch geworfene Speere geschützt werden. Und auch die slavische Taktik der Beinsichel scheint er nicht zu kennen...


    Aber ruhig Blut, ich lass mir meine Gedanken nicht anmerken. Sei aufmerksam Thiudarajik...

    Ricus folgte seinem Kameraden zu den Thermen.


    "Die Sauna und das Bad werden uns jetzt bestimmt gut tun, nach so einem langen Tag."


    Innerlich grollte er noch etwas über seinen Ausbilder, der ihm das Ausmisten aufgebrummt hatte: Es war doch nur allzu verständlich, dass ein Gote wie er, der von klein auf mit Pferden und Reiten großgeworden war, wieder in den Sattel wollte und das Gefühl brauchte, auf dem Rücken des Pferdes dahinzufliegen. Der Ausbilder hätte doch etwas mehr Verständnis für ihn haben können. Vor allem, da ihm sein eigenes Pferd während der Dienstzeit bestimmt auch schon ans Herz gewachsen war und das, wo Griechen nicht gerade als die besten Reiter bekannt sind. Die Pferderücken der Griechen sind wohl eher die Schiffsplanken. Immerhin kam er so schon mal den Pferden näher und konnte sich mit ihen vertraut machen. Äußerlich ließ sich Ricus von diesen Gedanken jedoch nichts anmerken.

    Nach getaner Arbeit meldete sich Ricus, wie geheißen, wieder beim Stallmeister.


    "Salve Duplicarius Apollonius, Stallmeister unserer Ala,


    Die Aufgetragene Arbeit ist erledigt, die Pferde haben wieder saubere Boxen. Was nun?"

    Probatus Ricus Gotunus:


    Ich habe doch noch eine Frage zur Panzerung der Pferde. Schützt die Panzerung nur Kopf, Brust und Flanken oder auch den empfindlichen Bauch? Wenn der Bauch nicht ausreichend geschützt ist, werden die Feinde mit ihren Speeren nicht auf die Reiter zielen, sondern von unten auf den Bauch der Pferde und so Ross und Reiter zu Fall bringen. Zumindest tun dies die Feinde der Gutonen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier anders sein soll. Was tut Rom, damit wir als Reiter genau dies verhindern können?


    Eine weitere Frage gilt dem Schutz der Pferdeferse:


    Die Slaweni in östlicher Nachbarschaft zu Gotunheimun benutzen seit Neuestem Sicheln an langen Stangen um im Gefecht die Versen der Pferde zu durchtrennen. Das bedeutet nicht nur für die Tiere sondern auch für die Reiter das sichere Aus, denn die zweite Attacke gilt nun den "frischen Füßlingen". Wie schützen wir im Gefecht uns und unsere Pferde davor?


    Zuhause haben wir dafür noch keine Lösung und in Rom?


    Ricus Gotunus sah seinen Ausbilder an und wartete auf Antwort.

    Ricus Gotunus reihte sich neben seinen Kameraden in die Marschformation ein, wobei er den vom Ausbilder geforderten Abstand genau einhielt. Er wollte nicht schon wieder Schellte riskieren und wollte versuchen sich zur Abwechslung mal etwas diszipliniert zu zeigen, wie es doch scheinbar das A und O in der römichen Armee ist. Getreu seinem neuen Motto: " Man sollte immer denken, was man sagt, nicht aber immer alles sagen, was man denkt und der Ausbilder muss erst recht nicht allse wissen" begnügte er sich damit still zu marschieren und sich eben seinen Teil zu denken...
    Zuhause in Godiszkanza wurde die Situation immer schwieriger. Jahr um Jahr spieh die Völkerinsel Skannia mehr Boote mit mehr Leuten aus, die sich genau da niederlassen wollten, wo sie die Gotunen schon saßen, es kamen Leute die sich Gepiden nannten oder Rugier. Es wurde langsam eng. Und er hatte seinem Vater versprochen zu lernen, wie Rom es macht, Rom zu sein. So konnte er den Gotunen helfen, zu bleiben, wo sie waren...
    Er durfte hier nicht scheitern...

    Ricus Gotunus ergriff eine Schaufel und warf auch seinem Kamerad Answald eine zu.


    "Na dann wollen wir mal. Je eher wir anfangen desto eher werden wir fertig. Warum ich hier bin wirst du ja wissen. Immerhin kommen wir so schon einmal mit den Pferden in Kontakt und machen uns mit ihnen vertraut. Auf dem Hof meines Vaters hieß es zur Stallarbeit immer: Zuerst die Pferde und dann die Reiter; also lass uns das besste aus unserer Situation machen."


    Ricus und Answald begannen mit dem Ausmisten. Die Arbeit war zwar nicht gerade leicht, ging den beiden kräftigen Burschen jedoch nicht allzu schwer von der Hand und so ging die Arbeit schnell voran. Drei Eques meinten zwar ihnen spöttische Blicke zuwerfen zu müssen als Ricus und Answald mit einer Fuhre Pferdemist an ihnen vorbeizogen, zogen es jedoch vor ziemlich rasch zu verschwinden, als sie die grimmigen Blicke der Germanen bemerkten. Ricus schmunzelte darüber.

    Salve,


    wie schon gesagt, mein Name ist Ricus Gotunus und ich diene zur Zeit als Probatus in der Ausbildungsturma. Mein Ausbilder gab mir die Order mich bei den Stallungen zu melden und dort dem Stallmeister zur Hand zu gehen. Ich warte nun auf Anweisungen.

    Ricus Gotunus betritt die Stallungen sieht sich um, sieht aber auf den ersten Blick niemanden, deshalb ruft er:


    Salve, Ricus Gotunus, Probatus des Ausbildungsturma meldet sich zur Stelle! Ich habe von meinem Ausbilder den Auftrag hier für Ordnung zu sorgen. Alles, was hier Mist ist, soll ich wegschaffen!


    In Gedanken versunken, war ihm klar, keiner durfte merken, wie er über seinen Ausbilder dachte. Schließlich sollte er Disziplin lernen, mittlerweile fing er an zu begreifen, was damit gemeint sein könnte...


    wer will schon gleich im ersten Monat bei der Ala aufgehängt oder gar
    gekreuzigt werden...


    Also gehorche und halte die Klappe, Denken ist eine Sache im Kopf, die gefälligst leise, das heißt unhörbar von statten zu gehen hat...

    Gotunus war froh, dass er diesmal nicht die Ursache für die nicht gute Laune des Ausbilders war, er war gespannt, was jetzt folgen würde. Er schaute auf seine Täfelchen und schaute nach, was er bisher alles aufgeschieben hatte. Eines war im klar, die Szene, die er die Chance gehabt hatte, zu erleben, war kein Ausbildungsalltag.

    In den Stall gehen, bei den Pferden sein; eine gute Idee, dass er nicht von allein daruaf gekommen ist, sich darum zu kümmern bei den Pferden zu sein, er als Sohn eines Thanes hatte schon viel zu viel Zeit damit verbracht, ohne ein Pferd zu sein, so dachte er sich.


    Aber er musste vorsichtiger sein: Kurz ist Gotunische Geduld und lang der Gotunen Schwert! durfte hier nicht sichtbar werden. Du musst das Gesicht eines Würfelspielers aufsetzen, sinnierte er weiter...