Beiträge von Servius Obsidius Antias

    In Reihe ging es dem optio carerum hinter her. Sixtus sah zwei kleine Knopfaugen im schummrigen Licht der Fackel aufleuchten und verschwinden. Er schüttelte sich und flüsterte. „ Hier stinkt es wie in der Subura in Rom.“ Marius brummte was in seinen Bart, als der optio seinen Namen nannte. Er blickte zu seinen Kameraden zurück und verschwand in der Zelle. Drinnen hörte man ein lautes Fluchen, das quietschen eines Tieres, knirscheln. Der leblose, zertretene Kadaver eines Nagers flog am optio vorbei an die Wand.


    Sixtus riss die Augen auf und machte vor Schreck einen Schritt zurück, trat Antias auf die Füße. „ Pass doch auf ! Angst vor ner toten Ratte oder was?“ zischte Antias ärgerlich. „ Man, das ist doch hier nicht zum Aushalten.“ flüsterte Sixtus zerknirscht. „ Glaub mir, es gibt schlimmeres.“ versuchte Antias die Tatsachen zu mildern. Sixtus ging zögerlich in seine ihm zugewiesene Zelle. „ Scht...scht.“ trieb er die unsichtbaren Nager vor sich her.


    Antias ging ohne Kommentar in seine Zelle, das Stroh war der einzige Komfort. Antias schob es mit dem Fuß zusammen. Es raschelte, ein Maus verschwand in einem Spalt in der Wand. Na das wird eine Nacht. Ihm machte es nicht viel. Wie Sixtus und Marius sie überstanden, der Morgen würde es zeigen.

    Jetzt krochen sie wohl alle aus ihren Löchern dachte sich Antias. Ein Tempelbesuch mit einem kleinen Opfer war überfällig. Es ging nicht so weiter. War er die einzige Torwache, die Besucher, Boten und Bittsteller zum Legaten durchließ, dass sie immer nur dann kamen, wenn er Dienst hatte? Na ja, Dienst war Dienst. Er besah sich das Siegel flüchtig. Seine obligatorischen Fragen bekam der Bote, wie die anderen Boten ohne Ausnahme, zu hören. „ Hast du Waffen dabei ? Gib sie gleich ab, das spart Ärger. Hast du keine bei dir, muss ich dich trotzdem durchsuchen.“





    Sim-Off:

    Bin ich der einzige Torsklave, ähm Tiro, Miles ?...ach ihr wisst schon .... :D

    Wie hieß das ? Misstrauen. Und diese entwickelte sich von Tag zu Tag mehr. Ausgerechnet heute erwischte es ihn wieder eiskalt. In Antias Mine zeigten sich deutliche Zweifel am Wahrheitsgehalt der Worte dieses Mannes. Seine Angaben schwammig. Könnte ja jeder irgendeinen Verwandten des Legaten vorschieben. Sein lachsige Art, für wichtige Botschaften zu lachsig. Wie ein Bote kam er Antias im Endeffekt nicht vor.„ Um welchen von den vielen Verwandten des Legaten geht es?“ Dem konnte die Nachricht von einem der Legionäre übermittelt oder zugestellt werden.

    Ein ganz cleveres Bürchschen. Antias nahm seinen Gladius entgegen, salutierte vor dem cornicularius und schob den jungen vor sich aus der Tür. " Abmarsch..." Draußen hielt er den jungen Aurelier zurück, stellte sich vor ihn und stemmt die Fäuste in die Seiten, in der einen den Gladius. " So....., ein Legionär ohne Gladius.... das geht mal überhaupt nicht." Er gab Titus das Schwert zurück. " Lass dich ansehen... Sehr gut. Du bist jetzt Torwache. State." Antias agierte zum Befehl. "Torwache Titus Aurelius zum Tor, pergite." Er ging los, machte kleinere Schritte, dass der Junge hinterher kam. Beim Marschieren zum Torüberlegte er was der Knirps machen könnte. Heute waren wieder die Händler fällig. Getreide, Gemüse, was für die Küche des Legaten gebraucht wurde. Genau das Richtige und nicht zu gefährlich. Ein Abenteuer und Beschäftigung für den Jungen, hoffte er.

    Lange hatte es nicht gedauert und sie standen im Officium. " Cornicularius, die zwei ....die zwei Personen, mit denen der Legat sprechen will." Antias blieb an der Tür stehen. " Soll ich warten?" Lange brauchte der Legat sicher nicht mit den Beiden. Antias würde es eine Genugtuung sein, sie hochkant aus der castra zu schmeißen.

    Das er seiner Pflicht als Torwache nachkam. Das musste er diesem heruntergekommenen Kerl nicht auf die Nase binden. Er begriff es sowie so nicht. Antias tastete ihn flüchtig ab, da war nichts.
    Bei der Alten zögerte er. Anfassen? Er durchsuchte sie mehr als flüchtig. Irgendwas sträubte sich in ihm sie genauer abzutasten. " Keine Waffen."


    Antias nahm Abstand. " Folgt mir ich bringe euch zum Legaten. Ihr zwei, die da bleibt hier am Karren." Ohne weiter abzuwarten ging er los zur Principia.

    Der Befehl war deutlich und laut, dass ihn Antias nicht überhörte. Schwer atmend senkte er scutum und gladius. Der centurio lobte den Kampf. In Antias Augen leuchtete es für einen kurzen Moment auf. Er hatte es über die Jahre in Rom nicht verlernt. Die Frage schreckte ihn auf. Sein Eifer hatte ihn verraten. Außer Atem zögerte er mit der Antwort. " Ja und nein centurio. Mit scutum und gladius das erste Mal. Auf der Weide haben wir Stöcke benutzt." Das stimmte, Waffen waren teuer und ein Stock richtig geführt war genauso gut. Für einen Hirten wesentlich praktischer, als ein Schwert. Später dann im Heer .....


    Die Arme schmerzten. Der Schweiß brannte. Er sah dem Centurio fest in die Augen, nahm die Grundstellung ein. Die Luft strich kühl über die, durch den Schweiß, feuchte Haut. Für ihn nicht ungewohnt, er kam aus einer bergigen Region, in der es im Winter noch kälter war. Trotzdem fröstelte ihn.

    Missgestimmt und mit ungutem Gefühl ging Antias zum Tor zurück. Einfach wegschicken, mit der Begründung, sie sollten froh sein nicht wegen Diebstahl im carcer zu landen. Das war die Idee. Dem cornicualius konnte er erklären, dass sie sich aus dem Staub gemacht hatten. Es gab da nur das Problem, er war nicht alleine am Tor.


    Der Karren war von weitem nicht mehr zu sehen. Antias atmete erleichtert aus. Am Tor angelangt zuckte er innerlich zusammen. Sie waren nicht weg. Neben dem Tor das Gefährt, die Alte stand beim Ochsen. " Heeee, du da. Der Legat will euch sprechen. Habt ihr Waffen dabei? " Sein Kamerad ging zum Karren und begann ihn zu durchsuchen.


    " Ich muss euch auf Waffen durchsuchen. Los Beeilung. Der Legat hat nicht ewig Zeit." Eine nicht zu erklärende Unruhe hatte Antias ergriffen. Er wollte das alles schnell hinter sich bringen und hoffte auf ein noch schnelleres Verschwinden der zwei.

    "Ja du sagst es. Ich komme nicht dazu. Der Dienst ..." Er hatte seine Götter wirklich sehr vernachlässigt. Aber er hatte sich vorgenommen sobald er aus der castra konnte, ein Opfer zu bringen. " Die Alte hatte das Sagen auf dem Karren, nicht er." Antias grinste und nickte dem cornicularius zu. Er wartete. Seine Mine wurde ernst. Was hatten die beiden mit Aurelia Flora zu schaffen? Hatte sie die zwei geschickt? Er wollte nicht so recht dran glauben.


    Der cornicularius kam wieder. Ohne das Kettchen und mit einem beunruhigenden Befehl. " Jawohl ich bringe sie her." Antias machte kehrt und verließ das Officium.

    In sauberer Tunika und cingulum militare betraten die drei die Principia. In dem Teil war bisher keiner von ihnen gewesen. Wie es hier aussah. Jeder zweite Legionäre von denen die je hier gedient hatten, musste mindestens einmal eine Strafe abgesessen haben.


    „ Tiro Obsidius Antias, Tiro Patrobius Marius und Tiro Tantasius Sixtus, IV. Centurie, IX. Cohorte, melden sich auf Befehl des Centurio. Verhängte Strafe, eine Wochen Arrest.“


    Was auf sie zu erwarten hatten? Unvorstellbar für Marius und Sixtus. Sie hatten bis zu dieser Bestrafung nie mit Arrest zu tun gehabt. Antias wusste was ihn erwartet. Eingesperrt, in einer engen kleinen Zelle. Vielleicht ein bisschen Stroh und ein Eimer für die Notdurft. Mit einem bisschen Glück ein kleines Fenster durch das Licht in die Zelle fiel. Die Narben auf seinem Rücken erinnerten ihn an seinen letzten Aufenthalt in einem carcer.

    Ihre Blicke trafen sich, als der centurio die Stube verlassen hatte. Cato murmelte etwas vor sich hin und begann mit aufräumen. Sixtus wischte sich über die Tunika, es staubte. Cato sah mit funkelnden Augen zu ihm und knurrte ihn an. " Raus! Mach dich sauber und wehe du bringst nur ein Stäubchen wieder mit rein!" Marius und Antias warfen sich erstaunte Blicke zu. So kannten sie cato gar nicht. Antias zog die Mundwinkel nach unten und zuckte mit den Schultern. " Ich habs euch gesagt. Eine Woche. Jetzt das ganze contubernium und einen Monat." Er schaffte die Hocker nach draußen. " Alles raus räumen und dann wischen. Wir haben nicht viel Zeit." bemerkte Marius und packte mit an.


    Gewischt und wieder eingeräumt. Alles stand an seinem Platz, kein Mehl mehr zu sehen. Alles blank geputzt. " Wir machen uns dann mal zum Arrestlokal. Sag dem Rest Bescheid. Ich mach das wieder gut. " instruierte Antias cato. Die Zeit wurde knapp, sie mussten los.

    Immer noch weiß wie eine Kalkwand betrat er das Officium. Geräuschvoll atmete Antias aus. "Ich ziehe sie magisch an." waren seine ersten Worte an den cornicularius. Der wusste mit Sicherheit wen er vor sich hatte, so oft wie er die letzten Tage hier ein und ausgegangen war. In seiner Faust hielt Antias das Kettchen. Er nahm Haltung an, zögerte. Wohin sollte er das Ding verfrachten? " Salve cornicularius, Torwache Obsidus Antias, IV. Centurie, IX. cohorte. Vorm Tor sitzen eine Alte und ihr Mann auf einem Karren und behaupten eine Botschaft von Verwandten des Legaten zu haben. Übergeben haben sie mir keine, als ich sie verlangt habe, um sie zu überbringen." Dann schoss es ihm durch den Kopf. Unterschlägst du das Kettchen, machst du dich verdächtig. " Nur das hier gab mir der Mann. Vielleicht haben sie es gestohlen, wollen sich eine Belohnung ergaunern." Antias gab dem cornicularius das Kettchen. Mit gemischten Gefühlen sah er ihm nach.

    Mehr war es nicht? Nur dieses Kettchen?....Euch empfangen, pah, dachte sich Antias. Sollten sie hier am Tor warten bis er zurück kam. Sie bekamen eh nur eine Abfuhr. Aber wenn sie unbedingt warten wollten, oder hofften sie auf eine Belohnung? " Ihr blockiert das Tor. Stellt euch zum Warten da an die Seite."


    Gemächlich ging Antias mit dem Kettchen in der Hand den altbekannten Weg zur Principia. Unterwegs wurde er neugierig. Und sah sich das Kettchen näher an. Eiskalt lief es ihm über den Rücken. Sein Gesicht wurde zur Kalkwand. Einen Augenblick blieb er stehen und las die Buchstaben ein zweites, ein drittes mal. Auf der Vorderseite das Zeichen der Aurelii. "FLORA." murmelte er, setzte mehr automatisch seinen Weg fort. Überlege, lass dir was einfallen. Das durfte nicht sein. War die Frau unter dem Mantel Flora? Sie hatte das Kettchen getragen. Aber die Namen! Es alles so verworren. Was tun? Das Kettchen verschwinden lassen? Er war an der Principia angelangt.

    Zu langsam! schrie es in ihm auf. Schmerzhaft drückte sich die beschlagene Kante in die Unterseite seinen Unterarmes. Schürfte die Haut vom Ellbogen bis zum Handgelenk auf, als er ihn zurück zog. Es brannte wie Feuer. " Bei Bendis! verflucht sei meine Trägheit." schimpfte Antias leise vor sich hin, biss die Zähne zusammen. Die crista pah ! Armselig! Mehr hast du nicht auf dem Kasten !? schimpfte er mit sich. Verdammt brannte das. Weiter hatte es ihn nicht gebracht. Keinen einzigen wirkungsvollen Treffer hatte er anbringen können. Ja, er hatte anders kämpfen gelernt. Mit einem Falx oder einer Romphaija in der Hand ..... Du bist Römer, kein Thraker! Antias fiel es schwerer sich zu konzentrieren, der Schweiß ließ seine Arme glänzen, bahnte sich einen Weg unter seinem Helm zum Kinn, tropfte auf den Boden.


    Er presste den Unterarm gegen die Lorica, das kühlte. Den centurio ließ er nicht aus den Augen. Was konnte er unternehmen, dass er wenigstens einen Treffer landete. Bedrängen und eine Lücke suchen. Einen Moment der Unaufmerksamkeit abpassen. Er ging auf den centurio zu, mit Schwung und ganzem Körpereinsatz drückte Schild gegen Schild. Stemmte sich dagegen, passte auf seinen Stand auf, gegen böse Überraschungen abgesichert. Und dann stach er rechts oben, rechts Mitte, über die Oberkante des scutum, mit den Gladius schräg nach unten stechend. Immer wieder wechselnd, in zufälliger Reihenfolge. Der Schweiß brannte am aufgeschürften Arm, stachelte ihn an. Er musste nur auf seine Deckung achten, auf die Bewegungen des centurio. Schön hinter dem scutum bleiben.

    Ein Wagen mit zwei heruntergekommenen Gestalten und wo wollten sie hin? Zum Legaten, wohin auch sonst. Es waren Fremde, die eine Botschaft der Verwandten des Legaten überbringen sollten. Die Frau hatte ihre Kapuze sehr weit ins Gesicht gezogen. Was hatte sie zu verbergen, sicher ein potthässliches Gesicht, Warzen oder .....Äh, sie sollte sie nur so lassen. Er wollte sich den heutigen Tag mit so einem Anblick nicht verderben. Vielleicht hatte sie dazu die Krätze. Die feinen Härchen an seinen Armen stellten sich auf. Der cornicularius würde ihm eine saftige Strafe verpassen, wenn er die zwei nur einen Schritt hier in die Castra herein ließe. Um allem Ärger vorzubeugen entschied sich Antias für eine ihm angemessene Variante." Salve, eine Botschaft von seinen Verwandten? Gib sie her. Einer von uns wird sie zum Legaten bringen. Ihr könnt gleich weiter ziehen und müsst euch hier nicht unnötig aufhalten. Am Stadtrand kommt ihr für 2 oder 3 As die Nacht unter."

    Sie betraten das Officium des Legaten. " Stell dich da hin." Antias wies zur Seite, neben die Tür. " Salve cornicularius, Torwache Tiro Obsidius Antias, IV. Centurie, IX. Cohorte. Ich bringe dir einen Boten aus Rom, Decimus Maxentius. Er will zum Legaten.Es geht um den Tod des Kaisers, hat er gesagt." Antias winkte den Boten zu sich.