Beiträge von Servius Obsidius Antias

    Die Frage war berechtigt. Wohin? Er überlegte und kam immer wieder zum gleichen Schluß , es blieb ihnen nur zwei Möglichkeiten. " Es bleiben uns nur die Subura oder die Stallungen." Das war nicht viel. In der Subura war ihr Leben keine Sesterze wert. In den Stallungen...., das wäre nicht das Problem, es ließe sich arrangieren. " Was hast du für eine Auswahl? Die Casa ? ...geht nicht." Es waren wirklich keine rosigen Aussichten. Sein Freude auf den Abend war fast am Nullpunkt. Er hatte so gehofft, dass Caelyns Anwesenheit den Nachmittag vergessen machte und jetzt scheiterte es an so einer Kleinigkeit. Einem Ort an dem sie sich treffen konnten, ohne sofort entdeckt zu werden und ohne sofort mit Sanktionen rechnen zu müssen." Was meinst du ? Oder hast du eine bessere Idee?" Seine Finger wanderten ihren Hals hinab. Er fühlte am Hals ihren Puls, das Blut wie es im Rhythmus des Herzschlages durch die Halsschlagader gepumpt wurde. Hauchte ihr einen Kuss auf die Stelle an der eben noch sein Finger waren, sah sie an. Sie konnten nicht die ganze Nacht draußen verbringen. Der Sommer ging seinem Ende entgegen, es wurde kühler.

    Mehr im Reflex fing er das Geldstück auf. Das war das erste Geldstück, was er als Sklave in die Hände bekam. Was ausschließlich ihm gehörte, mit dem er machen konnte was er wollte. Ihr Dank, verursachte einen erstaunten Gesichtsausdruck bei ihm und der Kuss von Domina Faustina auf die Wange, ihr Lächeln, verwirrte ihn vollends. Seine Gesichtsfarbe schlug in rot um. Wie er das hasste so überrollt zu werden. Es kam nur noch ein leises, stockendes " Danke..., Domina's." über seine Lippen.


    Er sah auf das Geldstück und dann den drei Domina‘s hinterher. Was hatten sie gesagt „bis zum nächsten Mal“? Das nächste Mal durfte ruhig auf sich warten lassen. Das es heute ohne Zwischenfälle abgegangen war sicher nur einer dieser Tage, die man nicht zu oft heraufbeschwören sollte. Alle Götter außer Fortuna hatten ihre Augen zugedrückt. Sie soll ja was mit Glück zu tun haben. Er hielt sich da an Bendis. Die hatte heute scheinbar ihren guten Tag, sonst wäre das alles nicht so glimpflich abgegangen.
    Und was sagte Domina Faustina?" Wir sehen uns bestimmt wieder."


    Ausgeschlossen war es nicht, als Tochter ihres Vaters. Wenn Dolabella ein mitfühlender Mensch, dann verhinderte er, dass seine Tochter wieder in die Stallungen kam. Andererseits konnte Aretas ihm nichts sagen, er hing voll in der Sache drin. Da hatte er sich auf etwas eingelassen, nein, er wurde dazu gezwungen. Das war ein kleiner Unterschied. Zwang den man entlohnt? Weiter zerbrach er sich nicht den Kopf darüber. Er war zu verwirrt. Außerdem musste er den roten Kopf wieder los werden. Ein Bad und eine Massage, genau das brauchte er jetzt.

    Was gab es schöneres, als bei drei jungen Dominas zu stehen und ihrer Unterhaltung zu folgen ? Sehr, sehr viel. Aber man konnte auch Vergleiche anstellen, um immer wieder zu einem Resultat zu kommen. Gut, dass Pferde nicht reden können. Es reichte, dass die Stuten den Frauen an Eitelkeit in nichts nachstanden. In seine Betrachtungen versunken, störte es ihn nicht mehr, dass er wie bestellt und nicht abgeholt bei den Dominas stand.


    Das war sicherlich auch das erste und letzte Mal, dass er sich das antun musste. Obwohl sie ihn mit der ganzen Aktion auch in der Hand hatten. Wenn Dolabella etwas davon erfuhr. Er wollte sich nicht ausmalen, was dann passieren würde. Wie die Sache mit ... Wie hieß er noch gleich? Gutta, genau. „ Gutta dieser Ochsenkutscher..“ murmelte er vor sich hin.


    Zum Glück war Tiberius Dolabella sein Dominus und hatte ihn hier in den Stallungen untergebracht und war so außer Reichweite von Tiberia Faustina. Wer weiß mit was er sich im Haus hätte abgeben müssen. Hier hatte er bis zum frühen Nachmittag die Pferde und dann konnte er tun und lassen was er wollte.


    Immer noch in seine Überlegungen vertieft, entging ihm die Musterung durch Tiberia Faustina. Den heutigen Tag legte er unter nur schnell vergessen ab. Bis auf ein paar Einzelheiten, die wollten da nicht so recht reinpassen.

    Die Pferde schnaubten, Schaum an den Hälsen. Sie mussten abgerieben werden. " Kauft einen mit Fahrer. Lasst ihn für eine Factio fahren, ich warte auf richtige Gegner." sagte er beim reinfahren des Wagens in die Stallung. Vor den Boxen half ihm einer der Stallburschen beim Ausspannung und wegfahren des Wagens.
    Er sollte fragen ober noch gebraucht wurde. Zurück bei den Dominas stellte er sich schräg hinter Tiberia Faustina und wartete bis sie ihre Unterhaltung kurz unterbrachen. " Brauchst du mich noch Domina Faustina?"


    Ein kurzer Blick zu den Zwillingen. Die eine, die wie das weiße makellose Blatt an einer Kirschblüte ist....sanft vom Wind getragen...NEIN

    Da musste er nicht viel sagen. Sie stand und hielt sich fest. Die Antwort , war ein kurzes Schnalzen, die Zügel klatschen auf dem Rücken der Pferde. Los ging die Fahrt. Sie war die mutigere Hälfte. Er gab den Pferden gleich die Zügel, schwang die Peitsche und ließ sie laufen. Sie hatten richtig Fahrt bekommen. Er fuhr von weit außen in die Wende und zog den Wagen in der Wende nach innen, nahm das Tempo kaum zurück. " Hee..heee," wieder klatschten die Zügel, die Peitsche knallte. Die Pferde hatten ihr Renntempo erreicht.


    Seine Augen glänzten , er sah nach Flora. Die Wende würde sie so nicht stehen bleiben, wenn er sie genauso hart fuhr wie im Rennen. Kurzerhand griff er nach ihr, holte sie zu sich,zog sie zwischen seine Arme."Festhalten!" wo war ihm in dem Moment egal er hatte zu tun, die Wende war da. Er stemmte sich mit dem rechten Fuß in den Wagen, hatte die Zügel schnell um seine Arme geschlungen und zog daran, dass ihm Schweißperlen auf der Stirn standen. Aischa zog nach links, Die drei anderen folgten ihr, Darius kam aus dem Tritt , drängte gegen Telos und Aischa. Aischa zog weiter nach links um dem Gedränge aus dem Weg zu gehen und das mitten in der Wende.


    Er vesuchte das Tempo weiter raus zu nehmen. Der Wagen kippte, das linke Rad war in der Luft. Ihm blieb nichts anderes übrig, er griff Flora fest um die Taille und verlagerte sein Gewicht nach links, zog sie dabei mit. Der Wagen setzte mit Poltern wieder auf. Erleichtert, ließ er Flora los." Entschuldige Domina Flora." Sie ist genauso wie..... vegiss es und fange nie wieder davon an. -.^ Die Pferde liefen ruhiger. Aber ausruhen gab es noch nicht. Er schwang die Peitsche, sofort zogen sie wieder an, die letzte Gerade, vor der Ausfahrt brachte er den Wagen wieder aus voller Fahrt zum Stehen,die Hinterhände der Pferde gruben sich in den Sand, Artax stieg und warf den Hals zurück. Er sprang vom Wagen und hielt Flora die Hand hin. Bei Tiberia Fustina fiel ihm sofort auf , dass sie wieder ihre lange Tunika an hatte. Die Kurze hatte etwas. Vielleicht wollte sie ja wieder mal fahren.

    Ihn amüsierte es, wie sie ihre Gesichtsfarbe wechselte. Ihr fester Griff nach seiner Hand, sagte ihm, dass sie sich bis zur letzten Minute nicht ganz schlüssig war ob sie fährt. Er war kein Unmensch, hielt sich auf Abstand, sah nicht nach ihren, doch ganz passablen Beinen. Vermied jedes Wort, was sie hätte falsch verstehen können. Er hatte die Zügel in den Händen und war bereit, als ihre Frage zu ihm vordrang. Leise und mit einem Unterton den er gar nicht mochte. Irritiert sah er zu ihr. „ Ich wollte nicht das ...“


    He, du bist doch sonst nicht so zimperlich. Instinktiv faßte er nach seiner Narbe an der Augenbraue.Es sind Frauen und ich ? Du bist Sklave, wann begreifst du das endlich. Du hast den Krieg gegen die Römer verloren. Es sind Römerinnen, du willst überleben und irgendwann wieder frei sein ? Dann mach keine Dummheiten.


    „ Ich halte dich fest Domina Narcissa.“ Vom Aussehen her gleich, charakterlich so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Er hatte sie genau beobachtet. Besonders.....


    Römerinnen, lass es....


    Widerstrebend legte er seinen Arm um Narcissa, hielt sie in der Taille fest, schnalzte und der Wagen setzte sich in Bewegung. Er ließ sie laufen. „ Heeee....“ Spornte sie an, gab ihn mehr Freiheit. Sie zogen durch. Das war es was er mochte. Die Wende nahmen sie in einer großen Kurve. Der Wagen wurde langsamer. Er ließ Narcissa für einen Moment los, wickelte die Zügel ab. Ohne sich darüber Gedanken zu machen, stellte er sich fast hinter Narcissa, hatte sie zwischen seinen Armen, links und rechts die Zügel. „ Nimm die Zügel. Halte dich daran fest.“ rief er, gab den Pferden wieder Freiraum. Sie griffen aus und wurden schneller. Die nächste Wende nahm der Wagen enger.


    Es war schwer die Pferde nur mit den Händen zu dirigieren. Er hielt die Zügel zusammen in der linken Hand. Machte die Peitsche vom Gürtel und schwang sie über den Pferden , ließ sie knallen. Artax spitzte die Ohren und war nicht mehr zu halten.
    Das ist es. Er lachte, er war da wo die Zeit der Gefangenschaft am süßesten war. Mit den Pferden auf der Bahn.


    Die letzte Wende, dann hatten sie 2 Runden weg. Ein großer Bogen, ohne viel an Geschwindigkeit ein zu büßen. Die Peitsche knallte und sein Pferde liefen. „ Halt dich fest.“ Mehr sagte er nicht, sie waren fast an der Ausfahrt. Er riss na den Zügeln , die Pferde gingen in die Hinterhand , warfen die Köpfe zur Seite und stiegen vorn hoch. „ Wir sind da.“ Er ließ links die Zügel los und bot ihr die Hand zum Absteigen an. Was er dachte ließ er mit keiner Regung nach außen dringen. Sie würde sicher nie wieder mit ihm fahren wollen. Denke daran, es sind Römerinnen.

    Er glaubte nicht richtig gehört zu haben. Sie bedankte sich und dann ...ausgerechnet vor den Zwillingen lief er knallrot an, wusste nicht was er sagen sollte.


    Halte einfach deine Klappe und genieße ihn. Sie ist im Rausch, nochmal wird dir das nicht passieren.Eher hast du dir eine Ohrfeige eingefangen oder bekommst die Peitsche zu spüren.


    Wer will als nächstes mit ?"Er hielt der Zurückhaltenderen der Zwillinge provokativ die Hand hin. nach der zweiten Runde mit Domina Faustina, hatte sie sicher tausend Ausreden um nicht mit zu fahren.
    So langsam ging seine Gesichtsfarbe wieder in den Normalzustand zurück. " Deine Tunika solltest du ein Stück hoch nehmen. Ohne dir damit zu nahe treten zu wollen." Er nickte ihr mit ernster Mine zu.

    Damit hatte er nicht gerechnet. Also noch eine Runde." Festhalten." Diesmal hielt er sie nicht fest. Er fuhr auf die äußere Bahn und gab den Pferden die Zügel. " Los! Hee.. , Hee..." Sie zogen richtig an. Artax hing sich ins Geschirr, griff aus. Die Wende kam. Durch den großen Kurvenradius war es nicht schwer die Pferde in der Bahn zu halten. Aretas musste die Geschwindigkeit nicht merklich drosseln. Auf der Geraden feuerte er sich nochmal an und im letzen Drittel der Bahn, zog der die Zügel sanft aber stetig zurück und ließ sie auslaufen. Der Wagen kam neben den Zwillingen zum Stehen.

    Wenn das Dolabella das sehen würde, ich wäre geliefert. Er nickte Faustina zu. Dem Lächeln konnte man nun wirklich nichts abschlagen. Wieso nicht ? ... Er schnalzte mit der Zunge und gab den Pferden die Zügel. Sie zogen den Wagen mit einem Ruck an. " Aischa ruhig. " Sie war heute sehr nervös. Eifersüchtig ? Er grinste . Stuten und Frauen sie waren sich ja soooo ähnlich. Langsam ging es zur Bahn. Als die Pferde die Bahn witterten, zogen sie an. Er hatte Mühe sie weiter ruhig laufen zu lassen. " Halt dich fest an den Riemen oder dem Gürtel. Entschuldige, wenn ich fester zugreife." Er legte den Arm etwa fester um sie. Die Zügel von Darius und Artax hatte er fest in der Hand. Aischa reagierte auf Zuruf, Telos richtete sich nach der Stute. Es konnte los gehen. Sie aren auf der Bahn. "HEEEE. " Die Zügel klatschten. Das Zeichen für Artax, der Hengst zog an. Darius folgte ihm. Die Stute und Telos hielten mit. Für sie war es wie das Auslaufen. Artax wollte mehr. Die Zügel strafften sich. Das gefiel dem Hengst nicht sonderlich, er schnaubte. Aretas Blick ging zu Faustina, war sie immer noch mutig? Die Wende kam in Sicht. " Halt dich mit beiden Händen richtig fest, ich lass dich los." rief er ins Rumpeln des Wagens und dem Schnauben der Pferde. Er ließ Faustina los und griff mit beiden Händen in die Zügel, bremste die Pferde ab und ging langsam in die Kurve. Nach der Wende, dachte er nicht dran sie wieder fest zu halten. Der Wagen fuhr nicht so schnell und zwei gesunde Hände nannte sie auch ihr eigen. Er ließ die Pferde an der Ausfahrt halten. " Noch eine Runde, Domina Faustina?"

    Autsch. Zweimal Autsch. Ihm wurde ganz anders bei dem Anblick und dann gleich zwei. Sein Mund wurde trocken. Er musste unweigerlich husten, sah Tiberia Faustina an. Nein, Frauen durfte man nie Wagenrennen fahren lassen, das stand fest. Es gäbe keinen Sieger mehr, hinterherfahren wäre da viel interessanter.
    Sein Blick ging zum forschen Zwilling. Der Anblick war nicht schlechter und hätte er nicht die Zügel umgebunden gehabt, er wäre glatt vom Wagen gefallen. Der verschärfte Tonfall, des anderen Zwilling, holte ihn wieder zurück. " Keine Angst, ich bin nicht auf der Suche. Aber Schönheit ist kein Makel und sollte dementsprechend mit einem wohlwollenden Blick gewürdigt werden."
    Seine Hand hielt er Faustina immer noch entgegen, widmete ihr schnell wieder seine volle Aufmerksamkeit. Einmal tief Luft holen, es wird alles gut. Nur nicht weiter denken. "Du stehst, die Göttin möge mir verzeihen, Artemis in nichts nach. Steige auf. Stell dich so, dass du dich gut festhalten kannst."

    Ach, sieh da. Erst vorpreschen wie eine übermütige junge Stute und wenn es ernst wird, die Ohren anlegen und das Weite suchen. Von der freundlicheren der Beiden hatte er nicht erwartet, dass sie zuerst oder überhaupt mitfährt. War das Flora oder Naricassa ? Egal, die forschere der Beiden machte einen eleganten Rückzieher und schickte Tiberia Faustina vor. Uhh, und die sah ihn richtig mutig an. Ob es hinter dem mutigen Blick auch weiter so mutig zuging. Die Fahrt würde es zeigen.
    Ihre Frage unterbrach seine Betrachtungen.
    Sehr viel kürzer.... :D . Er sah auf ihre Tunika, auf die der Zwillinge und dann auf seine." Ein kleines Stück kürzer, wäre besser." Wieviel kürzer, das überließ er ihr, sonst fing sie wieder an. Zickende , bockige Frauen gab nur Ärger. Er konnte es doch nicht lassen. " Ich habe hinten eine frische in den Farben der Factio, wenn du willst." natürlich ohne Hintergedanken. :] Seine Mine verriet nicht was er dachte.
    Die Pferde wurden unruhig, langes Stehen vor den Boxen waren sie nicht gewohnt. " Es wäre gut, wenn du dich schnell entscheidest."

    Er sah aus der Nische. " Bis jetzt hat keiner was gemerkt." Aretas hatte sich vor sie gestellt, sah sie an. Seine Finger fuhren zärtlich über ihre Wange. " Es ist eine Frage der Zeit, Morgen, Übermorgen und ob überhaupt. Aber das ist heute Abend nicht so wichtig. Du bist hier." Er zog sie zu sich und legte die Arme um sie. Ein Kuss folgte. "Ich habe die ganze Nacht Zeit." raunte er ihr zu." Mich wird keiner vermissen, bis es hell wird." Die Pferde waren da die ersten. Sie wurden unruhig, wenn es ihr Futter nicht zur festgesetzten Stunde gab." Wie sieht es bei dir aus?"

    Entweder hatte sie der Alte verpfiffen oder sie hatte keine Zeit . Es konnte auch sein, dass sie es vergessen hatte. Lange wollte er nicht mehr hier stehen. Es fiel zu sehr auf. Die Tür..., er bleib an die Wand gelehnt stehen. Es musste ja nicht jeder mitbekommen, dass er nur darauf gewartet hatte. Erst als Caelyn heraus kam rührte er sich.
    Ihre Umarmung und der Kuss kam überraschend, hier mitten auf der Straße. Ein Überfall. Ein sehr angenehmer Überfall, der aber genau vor der Casa gefährlich war." Ich warte schon viel zu lange auf dich." und ein freches Grinsen waren seine Antwort auf ihre Frage. " Lass uns ein Stück gehen." Ihm war egal wohin nur ein Stück von der Casa weg. Es musste ja keiner spitz kriegen, dass sie sich trafen.

    Was er vermutet hatte und was ihm gar nicht gefiel. Seine Blicke blieben an den langen Tuniken der Drei hängen. Das wird was werden. Vorher wollte er sich aber umziehen. Musste er dazu was sagen? Besser er tat es, wer weiß was ihnen sonst noch einfiel. " Ich gehe mich umziehen, bin gleich wieder da."
    Erst ging er zu einem Eimer, zog sich die Tunika aus und wusch sich. Dann verschwand er in seinem Raum. Die dreckige Tunika flog in die Ecke. " Dreck, muss das sein ?" murmelte er ud zog sich seine purpurne Tunika an, das Lederriemen-Korsett. Das Messer und die Peitsche lagen in der Nische. Sollte er sie mitnehmen, ohne wäre leichtsinnig. Mit beidem in der Hand ging er zurück. Die Peitsche am Gürtel festknüpfend blieb er bei Tiberia Faustina stehen. " Welche der Dominas will zuerst ?" sah Tiberia Faustina an, schmunzelte, ging zum Wagen und stieg auf. Nahm die Zügel und wickelte sie um seine Taille. Die Pferde wollten anziehen. Seine Hände griffen hart in die Zügel. Er drehte sich um ,hielt auffordernd eine Hand hin und nickte.

    Hätte er sich bei Aischa beeilt,wäre er längst auf der Bahn. Ausgerechnet heute hatte er sich Zeit gelassen. Lief den jungen Patrizierinnen in die Fänge und sagte wieder da was er dachte ohne auf die Konsequenzen zu achten. Er war in einer Zwickmühle, passierte den Pferden etwas, saß im Dominus Dolabella im Nacken. Sträubte er sich jetzt zu tun, was die jungen Patrizierinnen verlangten, bekam er es auch mit ihm zu tun und war seine Freiheiten, die er bis jetzt genoss, los.
    Was sollte er tun. Seine Aufmerksamkeit galt wieder den Patrizierinnen. Was sagte die eine da? "Freiwilliger und zur freien Verfügung?" sein Training fiel damit aus. Die Pferde...


    " Von freiwillig kann keine Rede sein." murmelte er.
    Kannst du nicht einmal dein Schnauze halten. Ist ja schon gut.


    "Was kann ich euch zeigen? was wollt ihr sehen? Eine Führung durch die Factio? Domina Tiberia Faustina" widerwillig und mit einem leichten bissigen Unterton sagte er dazu. " Du kannst frei über mich Verfügen."

    Wenn sie wüssten was sich hier manchmal abspielte. Ihnen schienen die Gepflogenheiten der Fractionen untereinander nicht geläufig zu sein. Jeder versuchte an Informationen über den anderen heranzukommen um diese zum Vorteil seiner Factio zu nutzen. Mitteln und Wegen waren dabei keine Grenzen gesetzt. Jetzt könnte er den jungen Damen auch noch einen Vortrag über Ehrlichkeit halten. In den obersten Schichten gab es mehr Lug und Betrug als unter den Dieben in der Subura Roms. Aber das würde zu weit gehen und ihre heile Welt durcheinander bringen. " Aretas , mein Herr ist Tiberius Dolabella."

    He, die Kleine hatte es faustdick hinter den Ohren. Wie der Vater ? Könnte hinkommen. Sie ließ sich nicht so einfach abschütteln, wie die anderen feinen Damen, die auf der Tribüne umfielen, wenn ein Auriga unter die Hufe kam. Er sah an ihr vorbei zu den Zwillingen. Die waren fast aus dem selben Holz geschnitzt, die eine von beiden auf alle Fälle. Was sollte er tun, den Besserwisser konnte er so nicht stehen lassen. Dazu schien sie wirklich die Tochter Dolabella's zu sein. Moment, wenn sie es war, dann konnte sie ihm auch eine ganz simple Frage beantworten. " Erst will ich wissen, welche Plätze die Factio zu den Ludi Victoriae Augusti belegte. Für die Tochter Dolabellas ein Kinderspiel. Er lebt schließlich für die Factio."

    " Die Tochter von Tiberius Dolabellla. Aha, ich kann Tiberius Dolabella nur nirgends sehen. Er läßt es sich selten nehmen hierher zu kommen, wenn jemand zu den Pferden will." Er sah sie nochmals an. "Patrizierin? Hier im Stall ? Recht ungewöhnlich ohne Herrenbegleitung." Er drehte sich zum Wagen. " Ihr könntet unter die Hufe kommen oder ein Wagen überrollt euch, so wie beim letzten Rennen, dieser Verrückte da. Sein Blut klebt immer noch am Wagen." grinzend rückte er das Geschirr zurech, legte die Zügel nach hinten in den Wagen. Da mischte sich die dritte junge Dame auch noch ein.
    " Wer ich bin? Ein Stallbursche beim Anspannen der Pferde für einen Auriga der sehr ungemütlich werden kann, wenn nicht alles fertig ist." Dabei zog er die letzten Riemen straff und klopfte gegen den Wagen. " Fertig."

    Das Geschirr saß, Aischa stand ruhig. Als hinter ihm ein Salve erklang. Die Stimme klang anders, freundlicher, so hörte sich das wesentlich besser an und war eine Beachtung wert. Er drehte sich um. Verdutzt sah er in zwei gleiche Gesichter. "Ähm,....Salve..." Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er von einer zur anderen. Zwillinge. Einer gut, der andere Böse, fiel ihm prompt dazu ein. " Ja, ich mache sie für's Training fertig und was macht ihr hier? Kommen noch mehr von euch ?" Mit der Frage drängte er sich an ihnen vorbei und öffnete die Box von Telos." Komm,lass Aischa nicht warten." Das Geschirr angelegt, stellte er Telos neben Aischa. Ein Stallknecht hatte den Wagen bereit gestellt und holte die zwei anderen Hengste aus ihren Boxen." Wer hat euch überhaupt hier rein gelassen ? Wer seid ihr und was wollt ihr hier?" fragt er beim Einspannen weiter. Musste man den beiden alles aus der Nase ziehen? So richtig traute er dem Frieden nicht über den Weg.