Beiträge von Aulus Iunius Seneca

    "Nun, es war durchaus eine interessante Diskussion, ich hoffe doch es ist wieder einigermaßen in Ordnung?", fragte Seneca der Höflichkeit halber, auch wenn er nicht glaubte dass nach dieser kurzen Zeit irgendetwas in Ordnung war, aber das würde Avianus mit Sibel ausmachen müssen..
    "Das habe ich in der Tat ja, der besagte Centurio ist unter bisher nicht geklärten Umständen verstorben. Nichts mysteriöses und wir planen keinerlei Ermittlungen, aber sein Tod wurde gemeldet soweit ich das in den Akten gesehen habe. Er war Primus Pilus, dementsprechend war sein Name recht bekannt in der Legio. Warum wolltest du Informationen über ihn?", hakte Seneca nach, nicht dass er sich was hatte zu schulden kommen lassen, oder selbst ein Opfer geworden ist.

    "Herein!", hallte es nur von innen heraus und Seneca wartete dass Avianus, wer sollte es sonst sein? Eintrat.
    Hoffentlich hatte sich die Situation etwas beruhigt, wenn er solche Dramen sehen wollte ging er für gewöhnlich ins Theater, und er hoffte dass sie sich nun ein wenig unter vier Augen unterhalten konnten.

    Seneca hockte einfach nur da.. Was war da gerade passiert? Etwas verwirrt und sichtlich irritiert blieb Seneca in seinem Sessel sitzen und blickte Avianus nach als er aus der Casa stürmte.. Was blieb ihm auch anderes übrig?
    In einem Zug leerte er seinen Becher Wein und blickte die ebenfalls verdutzte Hausdienerschaft an.. Er erhob sich und machte sich auf den Weg in sein mittlerweile hergerichtetes Cubiculum, das mussten und sollten die beiden unter sich ausmachen, er war Tribun, und Vater, und vor allem waren ihm solche Szenen auf der Straße immer furchtbar peinlich, weshalb er das Haus sicherlich nicht verlassen würde.

    Die Stimmung kippte, und Seneca ahnte dass dies wohl eine längere Auseinandersetzung werden würde. Sibel weinte und spielte die 'Ich opfere mich'-Karte aus, und Avianus war wütend und in einer Sackgasse. Der Tribun wünschte er hätte eine Lösung für das Problem, doch außer dem Vorschlag sich eine Frau anzulachen die sonst nicht an den Mann zu bringen war, und Sibel als Liebschaft und heimliche Mutter der Kinder im Hause zu behalten viel ihm nicht wirklich was ein, schließlich würde sie niemals im selben Stand sein wie Avianus.
    Auf der anderen Seite war ihm dieser ganze Streit momentan etwas unangenehm, und Avianus und Sibel hatten ihn ja zu dieser Aussage gedrängt, sodass er nun etwas peinlich berührt in seinen Becher starrte.. Ach Seiana, wärest du jetzt hier, wie schön könnte man die Zeit verbringen? Auch dieses Thema würde er noch mit Avianus besprechen müssen, vielleicht wenn sich die Lage beruhigt hatte.

    Seneca lauschte den Worten seines Cousins und ihm wurde klar dass Avianus wesentlich nüchterner an die Sache ranging als er gedacht hatte.. Sein Blick wurde ernster, auch als er Sibel sah, weinend, und er stellte seinen Becher beiseite..
    "Nun, dann hast du dir die einzige Lösung ja schon aufgezeigt.", sagte er nüchtern und zog kurz die Augenbrauen hoch, "Solltest du planen Eques zu werden darf nichts von euch je öffentlich werden." erklärte er sachlich und wartete gespannt die Reaktion ab. Letztlich war es nicht seine Angelegenheit, und doch saß der Stachel tief, auch wegen seiner Worte bezüglich Axilla und Silanus, schließlich hatte er keine Ahnung was vorgefallen war.

    "Natürlich wird es das nicht.", entgegnete Seneca ruhig und ein wenig sarkastisch.. Er hatte am eigenen Leibe erfahren was reichte und was nicht, nur dass in seinem Fall er nicht reichte..
    "Aber dein Vater, deine Mutter und dein Bruder sind bereits bei den Ahnen Avianus, wer hätte noch das Recht dir in deine Angelegenheiten hineinzureden?", fragte Seneca nun etwas lauter, was keineswegs Wut auf Avianus oder Sibel andeuteten sollte, sondern die Wut über seine eigenen Situation, "Du bist Centurio mein lieber Cousin, nicht mehr wirklich Teil der Mannschaften, aber auch kein Teil des Stabes, momentan hast du so viele Freiheiten wie nie in deiner Laufbahn.", gab er seinem Cousin zu bedenken. Was natürlich passieren würde wenn er weiter aufsteigen sollte wusste er nicht, die Freigelassene und der Tribun? Das wäre eine denkbar schwierige Kombination..
    Seneca blickte Sibel an, trank einen Schluck und grinste dann wieder..
    "Zur Flotte werden wir dich ja kaum schicken können." stellte er fest, schade, so würde ihr das Bürgerrecht wohl verwehrt bleiben..

    Seneca hörte gespannt den Ausführungen von Sibel zu und schnappte doch noch die ein oder andere Information auf, die er so noch nicht wusste.. So so, sie war also immer schon Sklave gewesen und dann auch noch geflohen. Kurz stutze er, sein römisches Gewissen appellierte an ihn, doch er spülte sie mit einem kräftigen Schluck Wein hinunter..
    "Nun, die Wirren des Bürgerkrieges, ich denke wir alle können ein Lied davon singen.", erklärte Seneca und wandte sich dann Avianus zu, "Naja Verständnis hin oder her, es ist eure Entscheidung, mir wurde zu oft hineingeredet als das ich mir dieses Recht nehme." entgegnete Seneca seinem Cousin und fuhr fort, "Sollte das mit euch von Dauer sein, und versteht mich nicht falsch, das Schicksal führte euch ja scheinbar zusammen, sollten wir über Möglichkeiten nachdenken Sibels Stand zu verbessern." gab er zu bedenken, denn so war die Beziehung in den Augen der Gesellschaft nicht akzeptabel.

    "Nun, ich selbst habe genug Erfahrung. Schließlich bin...war... ich auch einmal in einer ähnlichen Situation, wenn wir auch beide römische Bürger waren.", erklärte Seneca, und stockte dabei kurz, aber es musste neben Avianus ja nicht auch noch seine Begleitung von seiner noch immer anhaltenden, und ernster werdenden Beziehung erfahren.
    "Naja Sibel, dann erzähl doch mal was über dich, Avianus hat zwar schon einiges berichtet, aber aus erster Hand ist es dann doch immer etwas interessanter.", hakte Seneca nach, immerhin wusste er nichts über ihre Herkunft und so weiter.. Wobei es ihm hätte egal sein können, aber da es Avianus ernst schien, wollte er nun doch mehr wissen.
    Während er sich also in seinem Sessel zurücklehnte und einen Becher Wein in der Hand hielt, lauschte er gespannt den Worten der Unbekannten vor ihm.

    "Ich kann nicht klagen. Mantua ist ein langweiliges Nest, aber ich halte die Truppe bei der Stange so gut es geht.", erklärte der Iunier und und klopfte Avianus auf die Schulter, "Aber tatsächlich habe ich Rom vermisst." erklärte er noch im umdrehen bevor er sich Sibel zuwandte..
    "Sibel, ein interessanter Name." befand mit einem Grinsen und stellte sich dann selbst selbst vor, "Mein Name ist Aulus Iunius Seneca, Tribun der Legio Prima in Mantua, und Cousin dieses Burschen, der scheinbar sein Glück gefunden hat.", erklärte der Tribun und grinste dann die beiden an.. Letztlich musste sich Avianus einen Plan für die Zukunft einfallen lassen, es war schließlich unschicklich eine Beziehung zu Sklaven zu unterhalten, aber wer weiß, vielleicht fiel ihm ja was sein, Seneca würde sich dort nicht einmischen, als Soldaten konnten es die beiden sowieso etwas lockerer nehmen..
    "Nun, ich komme mir seltsam vor euch darum zu bitten, schließlich weilte ich länger nicht hier, aber setzt euch doch bitte, etwas zu trinken oder zu essen?"

    Seneca freute sich sichtlich auf seinen Vetter, es war gefühlt ewig her, und so viel war geschehen. In einer gut passenden Tunika bekleidet betrat Seneca das Atrium, als ob er nie weg gewesen wäre, und diese Casa noch immer gänzlich die seine war..
    "Avianus! Vetter! Wie schön dich wiederzusehen." begrüßte er ihn mit weit offenen Armen und einem breiten Lachen, "Komm her! Wie geht es dir?", fragte Seneca bevor seinen Cousin umarmte, nur um ihn dann wieder loszulassen und sich Beroe zuzuwenden, "Wo bleiben meine Manieren?", immer noch lachend blickte er Avianus' Begleitung an, "Und du musst die Frau sein von welcher er mir stets berichtet. Wie war noch gleich dein Name?" fragte der Iunier nun während seine Augen die unbekannte Frau erfassten..

    Der Iunier dachte kurz nach.. Vermutlich würde Avianus einen guten Auftakt bilden, immerhin hatten die beiden keinen Krach und nach seinem letzten Schreiben hatte Seneca so oder so noch das ein oder andere zu besprechen, immerhin hatte er nun eine Mitbewohnerin, wenn man sie als solche bezeichnen konnte, und Seneca war gespannt darauf sie kennenzulernen, oder anders gesagt, mehr über sie zu erfahren..
    "Lasse nach Avianus schicken, er wird sich nach seiner Schicht sicherlich die Zeit nehmen können." gab Seneca dem Sklaven zu verstehen, während er weitere Anweisungen für das Hauspersonal bereithielt, "Und lass mein Cubiculum herrichten, sowie ein Mahl zubereiten."


    Er war wieder Zuhause! Wie gut es tat mal aus dem Lagerleben herauszukommen, und einfach ein wenig Ruhe genießen zu können. Für heute. In den kommenden Tagen wollte er Rom erleben, den Puls der größten Stadt, Kultur, Spektakel, Feste... Das würde er genießen bevor es wieder in die Mantua'sche Tristesse zurück ging.

    Seneca trat ein, und betrat sogleich eine alte, und sehnlich vermisste Welt. Die gemütlichen Hallen der Casa Iunia, so vertraut und mit Erinnerungen verbunden, und doch hing auch die ein oder andere traurige Erinnerung an diesem Ort..
    "Also.. Ist ein Verwandter im Haus?", fragte Seneca freundlich aber doch mit dem antrainierten militärischen Zack.. Der Ausblick auf ein Wiedersehen mit Axilla oder Silanus machte ihn ein wenig nervös, immerhin hatten sie lange kein Wort gewechselt, aber auch mit Avianus gab es eine Menge zu besprechen.

    Es war sehr sehr lange her seitdem Seneca das letzte Mal in Rom weilte. Er hätte vielleicht vorher schreiben sollen, allen voran Avianus, aber mit dem neuen Kaiser gab es ein paar Tage Urlaub, zumindest hatte sich die Prima ein wenig Urlaub gegeben, auch weil es noch Dinge in Rom zu erledigen gab, und Seneca hatte sich schnell auf einen Gaul geschwungen, und hatte sich auf den Weg gemacht..


    Wie immer nach so langer Zeit etwas unsicher klopfte Seneca an die Porta..

    "Nie von ihm gehört Praefectus.", entgegnete Seneca knapp, aber was kümmerte ihn das schon? Bisher hatte er noch jedem Kaiser gedient, ob gut ob schlecht, gerecht oder Tyrann, so war das nun einmal, schlimmer als Vescularius konnte es nur schwer werden..
    "Ich bin jedoch sicher dass wir bald Nachrichten von ihm erhalten werden.", befasste der Tribun und blickte auf die Centurien die abmarschierten, "Nun, wie gedenkst du deinen Abend zu verbringen Praefectus?"

    Ad Centurio Aulus Iunius Avianus
    Cohortes Urbanae
    Castra Praetoria, Roma


    Salve lieber Cousin,


    Es wird dich freuen zu erfahren dass die Sklaven der Legio keinerlei Schäden haben zufügen können und das ich auch nur mit den von den Göttern gegebenen Körperöffnungen gesegnet bin, und die Sklaven mir keinerlei neue hinzufügen konnten. Mehr noch, der Widerstand war schnell gebrochen..
    Aber genug des Kampfes mein Freund, du wirst mich auch noch Wiedererkennen sollte ich bald einmal wieder in Roma sein, in Mantua gibt es weit und breit keine Taverne in der ich mich Mästen könnte, wenn man die römische Qualität gewohnt ist, ist die Provinz kulinarisches Niemandsland.


    Natürlich werde ich dir meine Angebetete einmal vorstellen, sobald es offiziell ist natürlich, und Axilla oder Silanus uns keinerlei Dolche (ich spreche hier von echten Dolchen) in den Rücken rammen können. Aber es freut mich dass du deine Liebste wiedergefunden hast, auch wenn ich gespannt bin, wie du nun weiter verfahren willst.


    Ich hoffe du erfüllst deine Pflicht als Offizier weiterhin tugendhaft, auch wenn ich es irgendwie vermisse dich in meiner Einheit zu wissen, immerhin haben wir viel erlebt. Aber ich bin sicher dass du eine sehr gute Arbeit leistest, und ich freue mich auf unser nächstes Wiedersehen.


    Weißt du, eine Zeitlang außerhalb Roms kann auch ganz aufschlussreich sein. Man legt weniger Wert auf die Gesellschaft, seinen Stand, und konzentriert auf das was man wirklich will. Erzähle mir doch ein wenig über deine Herzdame und wie du weiter vorgehen willst, eventuell finden wir ja eine Lösung.


    Ich hoffe wir sehen uns bald wieder, mach uns keine Schande, und wenn du was brauchst, sag Bescheid, ich werde zusehen was ich tun kann.


    Beste Grüße aus dem Norden, und mögen die Götter dich behüten.


    Vale bene Seneca