Beiträge von DIVUS IULIANUS

    Der Kaiser lauscht den Ausführung von Senator Aelius Quarto bis zum Ende, auch wenn er sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass sie zumindest zum Teil an der Frage vorbei gehen.


    "Natürlich werde ich Edessa vor diese Wahl stellen, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie diese Wahl haben und ob wir sie überhaupt wählen lassen wollen. Ihr Heer empfängt uns zwei Tagesmärsche vor der Stadt und es wird diesen Kampf nicht gewinnen, dessen bin ich mir sicher. Der Weg nach Edessa wird frei sein und die Stadt wird keine Kraft haben, sich lange zu verteidigen. Eine Belagerung wäre kurz, aber selbst diesen Zeitverlust will ich nicht eingehen. Du hast nämlich vollkommen Recht, dass sich der Krieg nicht an Edessa entscheiden wird. Die Frage ist, wie man es in Edessa sieht. Wird man eine parthische Niederlage auf dem Schlacht dort als eigene Niederlage akzeptieren oder wird man mit uns verhandeln wollen, als wären wir einfach so zu ihnen gekommen?"


    Die Gesichtszüge des Kaisers machen deutlich, dass sein persönliches Interesse an langwierigen Verhandlungen gering ist.

    Während die Legio I im Zentrum die Schlachtformation einnimmt, zieht sich der Kaiser von seiner Position relativ weit vorne wieder ein Stück zurück. Auf dem linken Flügel dauert der Aufmarsch noch etwas länger, auch wenn dort einige Einheiten im Laufschritt agieren. Die parthische Seite scheint dort aber auch etwas langsamer zu sein. Ganz anders auf dem rechten Flügel, dem der Kaiser seinen Blick zuwendet. Eine parthische Gruppe von nicht unerheblicher Größe prescht vor und es ist kaum noch von einem weiteren Plänklerangriff auszugehen. Bei der Legion auf dieser Seite formiert sich in der vorderen Reihe ein Schildwall, doch die Truppen bleiben stehen. Zwei einsame Katapultbolzen fliegen in hohem Bogen von hinten heran und über die Köpfe der Legionäre hinweg. Sie testen wohl mehr die Reichweite aus, als dass sie wirklich Schaden anrichten. Kaum wenden sich jedoch die Parther wieder ab, löst sich außen eine teilberittene Kohorte der Hilftruppen aus der Formation und setzt den Angreifern auf deren Rückweg entschlossen nach.

    Stunden nach dem morgentlichen Opfer erreicht das Heer das Schlachtfeld. Der Zeitpunkt ist gut, die Parther sind es, die nutzlos in der Sonne warten mussten, wenn sie schon früher dort waren. Ein römisches Heer kommt nie zu spät, auch nicht zu früh, sondern immer genau dann, wenn es einzutreffen gedenkt. Sich den Ort der Schlacht diktieren zu lassen, gefällt dem Kaiser zwar nicht, aber der Ort ist auch nicht ungünstig.


    Schon bevor die Soldaten den Gegner sehen können, weitet sich die ohnehin breite Marschformation und schwenkt langsam in die vorher festgelegte Schlachtaufstellung. Kampfbereite Auxiliare sichern den Aufmarsch und stoßen hier und dort bereits auf vorgeschobenen parthische Plänkler. Der Kaiser reitet selber ein Stück voraus, um die bisher nicht festgelegten Positionen der Auxiliarreiter und Fußtruppen festzulegen. Der Kaiser verteilt sie gleichmäßig auf beide Seiten, denn weder Richtung Wald noch Richtung Hügel wäre eine Art im klaren Vorteil.


    "Wir müssen abwarten, wo Panzerreiter zum Einsatz kommen und wie viele. Darauf reagieren wir mit Verschiebungen."


    Während der Aufmarsch weiter geht, lassen sich kleine Teileinheiten aller Legionen zurückfallen und errichten unter Aufsicht eines Praefectus Castrorum eine minimale Verteidigungslinie am Rande des Schlachtfeldes. Der Praefectus Castrorum der Legio X ist indes gar nicht mitgekommen, sondern sichert mit Teilkontingenten mehrerer Einheiten das zurückgelassene Marschlager.

    Der Kaiser hört weitere Meinungen zur Ernennung des Praefectus Urbi. Auch Bedenken sind dabei, doch meist nur formeller Natur. Schließlich beendet der Kaiser die Debatte.


    "So sei es. Dann ernenne ich Senator Vinicius Hungaricus zum neuen Praefectus Urbi. Wenn er nicht will, soll er persönlich herkommen und mir seine Gründe nennen. Und wenn es jemand anderem nicht passt, soll er erst recht herkommen. Meine Herren, danke bis hierher. Nun haben wir einen Krieg zu gewinnen. Aelius Quarto, dich wollte ich ohnehin noch sprechen."


    Der Kaiser wartet, bis die anderen Männer das Zelt verlassen haben.


    "Es war dein Anliegen, den diplomatischen Weg nicht völlig außer acht zu lassen und ich hätte dich nicht mitgenommen, wenn ich diesem Ansinnen nicht zustimmen kann. Nun stehen wir vor Edessa und man möchte uns offenbar in einer Feldschlacht entgegen treten. Wohlbemerkt, weit vor den Toren der Stadt. Was meinst du? Ist dies ein Zeichen dafür, dass sich Stadt und Heer uneins sind? Sollten wir die Stadt nach einem Sieg auf dem Feld wieder diplomatisch an uns zu binden versuchen?"

    Im schwachen Licht des Morgens betrachtet braucht der Augur lange, um zu einem Ergebnis zu kommen. Schließlich wendet er sich mit einem positiven Ergebnis an den Kaiser und dieser gibt das Ergebnis wenig später bekannt.


    "Die Götter haben ihre Zustimmung gegeben, uns heute der Schlacht zu stellen. Mögen sie uns in der Schlacht zum Sieg führen und wir ihnen anschließend angemessen dafür danken."


    Mit wenigen weiteren Handlungen ist das Opfer abgeschlossen und der Kaiser begibt sich zurück in sein Zelt. Dort holt er die Kommandeure zu sich.


    "Wir marschieren mit reduziertem Gepäck und brechen dieses Lager hier nur teilweise ab. So sind wir etwas schneller und beweglicher. Bei einer erfolgreichen Schlacht kann der Tross dann noch bis zum Einbruch der Dunkelheit hinterherziehen. Dauert die Schlacht länger, können wir ohnehin nicht mehr schanzen."


    Während er weitere Anweisungen im Detail gibt, wird seine Rüstung bereit gelegt.


    "Macht euren Männern klar, dass dies eine wichtige Schlacht ist, aber sie noch nicht den Feldzug beenden wird. Wir stehen vor Edessa, nicht mehr und nicht weniger. Es ist nicht das gesamte parthische Heer, das uns hier entgegen tritt! Führt eure Trupen besonnen. Wir brauchen einen Sieg, aber keinen teuer erkauften.


    DIe Legio I bilder das Zentrum der Schlachtaufstellung, die Legio X links und die Legio XII rechts. Dazwischen jeweils eine Cohors equitata, ebenso auf den Flügeln zusammen mit weiterer Auxiliarinfanterie. Den Rest stellen wir auf, wenn wir das Gelände und den Gegner selber gesehen haben."

    Am Morgen des neuten Marschtages auf feindlichem Gebiet, dem Tag, an dem die römischen Truppen möglicherweise auf ein parthisches Heer treffen werden, erhebt sich der Kaiser früh am morgen von seinem Nachtlager. Er lässt sich seine priesterliche Kleidung anlegen und tritt beim ersten Licht des Tages an den Feldaltar, der auf einer freien Fläche in der Nähe des Lagerzentrums errichtet ist. Leichtes Flötenspiel begleitet den Kaiser, denn auch im Feld kann man nicht auf bestimmte Riten verzichten. Der Kaiser ist selbstverständlich auch nicht ohne einen Auguren gereist, der mit ihm zusammen an den Altar tritt.


    Der Kaiser spricht ein Gebet, dankt für den Beistand auf dem Weg bis hierher und für die schützende Hand über die Späher, die ihn rechtzeitig unterrichten konnten. Dann spricht er von der kommenden Schlacht und bringt das Opfer dar. Die Männer warten, welche Zeichen ihnen die Götter senden, während rings herum das Lager langsam zum Leben erwacht.

    Einer der Berater im Zelt des Kaisers ergänzt gerade, dass Vinicius Hungaricus auch schon einmal regulär das Amt des Praefectus Urbi inne hatte, als ein weiterer Tribun das Zelt betritt und von den Beobachtungen der Späher berichtet, die das parthische Heer aus Edessa ausgemacht haben.


    Der Kaiser unterbricht sofort die politische Besprechung und lässt die Kommandeure rufen, um sie zu unterrichten.


    "Meine Herren, das parthische Heer von Edessa wird die heutige Nacht weniger als einen Tagesmarsch entfernt von hier verbringen. Es ist erfreulich, dass sich die Truppen aus der Stadt hinaus begeben haben und uns eine Belagerung ersparen. Es ist weniger erfreulich, dass wir bei dieser Distanz wieder mit unliebsamem Besuch im Morgengrauen rechnen müssen. Falls dieser nicht erfolgt, schlagen wir morgen wohl eine Feldschlacht. Bereitet die Truppen entsprechend darauf vor. Weitere Befehle ergehen, sobald uns weitere Erkenntnisse über die Stärke des Gegners und das Gelände vorliegen."


    Dann widmet er sich nach einem Schluck aus seinem Becher wieder den politischen Geschäften, um diese Angelegenheit noch vor der Schlacht zuende zu bringen.

    Die ersten Einheiten haben den Lagerplatz schon verlassen, als dem Kaiser die letzten Berichte vorgelegt werden und er auch für diese Einheiten den Abmarsch befehlen kann. Nachdem schon zuvor erste Eilmeldungen in Richtung Versorgungslager und Zeugma das Lager verlassen hatten, folgt wenig später der offizielle Bericht zu diesem nächtlichen Überfall, der allen relevanten Stellen mitteilt, wie es um die Truppe steht und welche Verletzten zurückverlegt werden.


    Auch der Kaiser und sein Stab verlässt das Kommandozelt und reiht sich mit den Abteilungen der Garde in die Marschkolonne ein.

    Der Kaiser hört Aelius Quarto aufmerksam zu, auch wenn dieser zu Beginn nur laut zu denken scheint.


    "Ein guter Gedanke, zumal er unsere Auswahl einschränkt und uns somit schneller zu einer Entscheidung kommen lässt."


    Nur noch wenigen Namen fallen und selbst bei denen ist immer irgendeiner der Berater skeptisch, ob die zugehörige Person gerade zur Verfügung steht oder ob sie nicht besser erst einmal gefragt werden müsste. Schließlich steht der Name von Senator Vinicius Hungaricus im Raum. Der Kaiser fasst seine Pluspunkte zusammen.


    "Consular und ehemaliger Praefectus Praetorio, hatte in dieser Eigenschaft schon einmal übergangsweise das Kommando über die Cohortes Urbanae inne. Meinungen dazu?"

    Ob von den senatorischen Offizieren alle beim Lageraufbau benötigt werden oder einige noch zu der Besprechung stoßen, weiß der Kaiser nicht. Trotzdem beginnt er.


    "Meine Herren, wie ihr heute morgen von mir oder im Laufe des Marsches untereinander erfahren habt, habe ich mich dazu entschieden, den Praefectus Urbi nach dem Attentat auf seine Person abzulösen. Wenn die Götter uns übel mitspielen, ist er möglicherweise ohnehin schon zu den Ahnen gegangen, was wir natürlich weder ihm noch seiner Familie wünschen. Wir werden später sicherheitshalber zu seiner Genesung noch ein Opfer darbringen."


    Da der Kaiser ohnehin jeden Abend den Göttern aus verschiedensten Gründen ein Opfer darbringt, lässt sich das leicht in die Wunschliste mit aufnehmen.


    "Aber wen ernennen wir nun an seiner Stelle? Welche Vorschläge von heute morgen sind nicht in der Hitze des Tages verdunstet?"

    Noch bevor das Lager fertig errichtet ist, lässt der Kaiser seine politischen Berater kommen. Beim Aufbau können sie ohnehin nicht helfen und stehen den Soldaten eher nur im Weg herum. Die Tagesmeldungen der Kundschafter sind noch nicht eingegangen, so dass dem Kaiser Zeit bleibt, an Rom zu denken.


    "Wir sind noch nicht vollzählig? Aelius Quarto fehlt noch."


    Er schickt einen Boten aus, nach ihm zu schauen. Mit ihm muss er später sowieso noch einmal sprechen.

    "Krummsäbel also. Die Parther sind ein noch wilderer Haufen, als wir bisher dachten. Vielleicht waren es auch Söldner, die sie für diesen Überfall angeworben haben. Beim nächsten Mal seit ihr besser vorbereitet."


    Der Kaiser wünscht dem Tribunen eine rasche Heilung seiner Wunden und lässt ihn wegtreten. Ersatz für die Reiterei wird alles andere als leicht sein. Nicht bei den Reitern, aber bei den Tieren.

    Nicht alle Berichte fallen so glimpflich aus wie die der Legio XII und der ersten Auxilia. Nicht die Höhe der Zahlen ist es, sondern das Verhältnis zur Sollstärke.


    "10 Gefallene in der Reiterei der Legio I, Tribun? Das kommt ja fast einer Dezimierung gleich."


    Der Tribun wurde selber offenbar auch verletzt.


    "Wo wart ihr im Einsatz? Was macht parthische Überfalltruppen zu Fuß und mit Bogen auch gegen die Reiterei so gefährlich?"


    Dass die Ala Miliaria Batavia noch weitere 21 Tote beisteuert, erstaunt den Kaiser dann schon kaum mehr. Obwohl er gehofft hatte, die kostbare Reiterei wenigsten nur dann opfern zu müssen, wenn es darum ging, die berüchtigte feindliche Kavallerie abzuwehren. Verglichen zu den bisher gemeldeten toten Parthern war das eine kostspielige Nacht gewesen. Auch wenn die Zahl der Toten bei insgesamt 20.000 Mann nicht einmal ansatzweise ins Gewicht fiel.

    Allzu zahlreich und wervoll scheinen dem Imperator die Informationen noch nicht zu sein. Andererseits werden fünf willkürlich Gefangene aus einem Überfalltrupp wohl kaum die gesamte parthische Kriegstaktik kennen.


    "Merkt euch alle Namen von Anführern, die hier erwähnt werden. Sie werden uns auf dem Schlachtfeld kaum helfen, aber vielleicht sind sie bei anderen Verhören ein gutes Druckmittel."


    Er bemerkt, dass seine Anwesenheit zumindest auf die eigenen Soldaten Eindruck zu machen scheint.


    "Weitermachen. Auch ich bin nur ein Soldat."

    Erst zwei Tage nach dem Überfall kommt der Kaiser dazu, sich wieder der Verwaltungsarbeit zu widmen, die per Post an ihn heran getragen wurde. Gleich am morgen lässt er sich Briefe vorlesen, während er das einfache Frühstück einnimmt. Die Meldung des Prätorianerpräfekten lässt ihm auch den wenigen Appetit vergehen.


    "Bei allen Göttern, was sind das für Zeiten für Rom. Erst wird ein Consul ermordet und die Tat scheint noch immer nicht aufgeklärt. Jetzt ein Attentat auf den Praefectus Urbi."


    Der Kaiser grübelt vor sich hin.


    "Ich war mir nicht bewusst, Rom mit harter Hand geführt zu haben. Aber scheinbar ist seit meiner Abreise Rom eine ebensolche abhanden gekommen. Wie gut, dass wenigstens Präfekt Caecilius noch dort geblieben ist. Er wird hoffentlich intelligent genug sein, nicht auch noch einem Attentat zum Opfer zu fallen."


    Langsam kaut der Kaiser auf einem Stück hartem Käse herum und lässt Berater aus seinem Stab rufen.


    "Wir können nicht warten, ob der Stadtpräfekt überlebt oder nicht. Bis wir darüber sichere Meldung haben, können Wochen vergehen. Zumal ich mit seinem Verhalten nach dem Attentat auf den Consul nicht in vollem Umfang einverstanden war. Wir lösen ihn ab. Vorschläge?"


    Sein Blick schweift von einem zum nächsten, Name fallen, werden kommentiert und verworfen oder verteidigt. Der Kaiser isst ein weiteres Stück Käse. Aus der Ferne fällt eine Entscheidung nicht leicht. Schließlich unterbricht der Kaiser die Debatte.


    "Wir entscheiden heute abend, nach dem Marsch."


    Die Tagesetappe verläuft ohne besondere Ereignisse. Zum ersten Mal haben Späher innerhalb eines Tages einen Blick auf die Mauern von Edessa werfen können und noch vor Sonnenuntergang darüber Meldung machen können. Der abendliche Lagerplatz liegt an einem kleinen Bach.

    Gegen Mittag des siebten Tages verlassen die ersten Truppen nach dem nächtlichen Überfall den Lagerplatz und ziehen weiter Richtung Edessa. Es steht nur eine halbe Tagesetappe auf dem Plan, um die morgentliche Verzögerung auszugleichen. Gefangene werden nur mitgenommen, sofern sie sich als nützlich erwiesen haben und kooperativ sind. Niemand hat Lust, sturköpfige Parther durch die Gegend zu zerren und ihnen auch noch Nahrung geben zu müssen.


    Die Anspannung unter den Soldaten ist spürbar, man rechnet jeden Augenblick mit neuen Überfällen. Doch im hellen Licht der Sonne sind keine Parther zu sehen, die zuletzt den Schutz der Dunkelheit gesucht hatten. Aufmerksam klärt die Reiterei wieder an den Flanken auf und sorgt für Sicherheit. Ohne Zwischenfälle erreicht der Zug den ausgesuchten Lagerplatz und errichtet sorgfältig ein Lager. Die Ausmaße werden noch etwas größer gewählt als beim letzten Mal, um noch mehr Raum zwischen Wall und Zelten lassen zu können und mögliche Schäden bei weiteren Bogenschützenüberfällen zu minimieren.


    Doch in der siebten Nacht bleibt es ruhig und am achten Tag führt die nächste Etappe wieder ein Stück näher an Edessa heran.

    Wie angekündigt lässt der Kaiser die Soldaten am Morgen des siebten Tages nicht sofort das Lager abbrechen, sondern zunächst noch das Vorfeld absuchen. Zahlreiche Speere und Lanzen werden so im Laufe des Vormittags zurück gebracht und können weiter verwendet werden. Auch die Munitionskörbe der Artillerie füllen sich wieder ein wenig. Der Kaiser sitzt derweil in seinem Zelt und wartet auf den Eingang der Zahlen über Verletzte und Gefallene der Legionen und der Hilfstruppen.


    Der Legio XII meldet als erste und verbucht sechs Tote und 17 Verletzte, die nicht weiter marschieren können. Die Zahl der leicht verletzten, die weiter marschierne können, beachtet der Kaiser nicht weiter. Zahlen über die von dieser Legion getöteten Gegner an der Nordseite des Lagers liegen noch nicht vor. Allerdings wäre auch fraglich, wie viele davon tatsächlich auf das Konto der Legion gehen, denn zwei Hilfstruppenverbände waren dort ebenfalls aktiv. Ihre Meldung beläuft sich auf 10 Tote und 22 Verletzte, womit sie offenbar stärker in den Kampf involviert waren als die Legion.


    "Dann macht die Legio XII heute die Vorhut. Lager abbrechen und Abmarsch vorbereiten."

    Nach den kurzen Gesprächen auf den Verbandsplätzen erreicht der Kaiser die Stelle, an der die Gefangenen verhört werden. Mit einer knappen Geste grüßt der Kaiser die anwesenden Offiziere. Im Angesicht der Gefangenen soll sein Auftreten weder überheblich noch nachlässig wirken.


    "Meine Herrn! Wieviele Gefangene haben wir hier? Konntet ihr schon etwas nützliches aus ihnen heraus bringen?"

    Der Angriff ist zurückgeschlagen, die Truppen sind weitgehend im Lager zurück. Der Kaiser wendet sich an die anwesenden Offiziere.


    "Der Wachdienst wird regulär fortgesetzt. Die vierte Nachtwache ist noch nicht vorbei. Bei Tagesanbruch soll die Reiterei die Umgebung gründlich aufklären. Von jeder Legion geht eine Kohorte raus und sucht das Vorfeld ab. Sammelt Tote, Waffen und sonstiges ein. Wir brechen erst gegen Mittag auf und machen nur eine halbe Tagesetappe. Sucht mir aus den Meldungen eine entsprechenden Lagerplatz heraus. Schwerverletzte schicken wir zurück zum gestern errichteten Versorgungslager. Je nachdem, wie lange wir vor Edessa brauchen, können sie dann später wieder zu uns stoßen."


    Der Kaiser schlägt seinen Mantel zurück, um bequemer gehen zu können.


    "Ich mache jetzt einen Rundgang zu den Verbandsplätzen und schaue mir auch die gefangenen Parther an. Wenn ich zurück bin, will ich erste Listen über Gefallene und Verschollene vorfinden. Und bitte nur klare Daten, keine Spekulationen."


    Mit festem Schritt marschiert er los, einige Gardisten folgen ihm, während einige der Offiziere sich auf den Weg machen, die Befehle weiter zu geben. Bald erreicht der Kaiser den ersten Verbandplatz auf einer der großen Lagerkreuzungen.


    "Keine Unterbrechungen der Versorgung! Weitermachen."


    Er schaut sich die Verletzungen an, es sind viele Pfeilwunden und einige Schnitte dabei. Ein Mann schreit, als ein Arzt seinen Arm bearbeitet. Ein anderer hockt mit blutverschmiertem Kopfverband am Rand und wartet auf weitere Behandlung. Der Kaiser spricht ihn an.


    "Wo wurdest du verletzt? Was war dein Eindruck von den Parthern?"

    Immer mehr und genauere Meldungen über die Art des Angriffs, die bereits ergriffenen Gegenmaßnahmen, die angerichteten Schäden und langsam auch die ersten Erfolge treffen am Hauptquartier beim Kaiser ein. Ebenso wie einige hochrangige Offiziere.


    "Salve, Legatus Decimus Livianus. Die Parther haben sich ganz schön viel Zeit gelassen, bis sie sich zeigen. Und dann kommen sie im Schutze der Dunkelheit. Halten sich für die Herren des Landes und stehlen sich durch die Nacht wie eine Bande verirrter Strauchdiebe."


    Der Kaiser macht eine verächtliche Handbewegung und nimmt Meldungen von der Nordseite des Lagers entgegen. Dann spricht er weiter mit dem Legaten.


    "Wer leitet in deinem Lagerbereich den Gegenangriff?"