Unsicher schlich sie durch die Villa, immer auf der Hut. Niemand durfte sie sehen, vor allem nicht, wenn sie ging. Vor der Tür zögerte sie, klopfte vorsichtig, auch wenn man ihr in der Küche versichert hatte, dass Faustina noch nicht zurück war. Nachdem niemand antwortete, öffnete sie die Tür einen Spalt. Alles leer. Sie schlüpfte hinein und schloss die Tür hinter sich. Schnell packte sie alles, was ihr wichtig war, in eine Tasche, besonders sorgsam die grüne Tunika, die sie von Aretas geschenkt bekommen hatte. Auch die blaue, dessen edleres Gegenstück Faustina trug. Bei jedem Stück, das sie einpackte, wurde ihr schwerer ums Herz. Sie wollte nicht weg, aber nun gab es kein zurück mehr. Und wenn sie sich schon nicht verabschieden konnte, eine Nachricht war das Mindeste, das sie ihr hierlassen konnte. Sie nahm ein Stück Pergament und schrieb: Bitte verzeih mir. Ich liebe dich. Viel zu wenig, um etwaszu erklären, oder ihre Gefühle auszudrücken.
Die Zeit drängte. Schnell versteckte sie das Papier unter ihrer Zudecke auf der Liege. Faustina sollte die Nachricht erst finden, wenn sie bemerkte, dass sie nicht mehr hier war. Daneben legte sie ihren Kamm, ein besonders wertvolles und reich verziertes Stück. Er bedeutete ihr viel, Faustina sollte ihn haben, als Andenken. Noch ein letzter Blick durch den Raum, Tränen liefen ihr über die Wangen. Chio wischte sie schnell weg, bevor sie ebenso leise verschwand, wie sie gekommen war. Vor der Küche wäre ihr fast noch die Köchin über den Weg gelaufen. Chio konnte sich gerade noch rechtzeitig hinter eine Ecke ducken. Dann war es geschafft. Die Tasche über der Schulter ging sie schnell, aber unauffällig.