Wulfgar wurde ordnungsgemäß nach Waffen untersucht. Nachdem man bei ihm aber keine fand, konnte er Antonius folgen und gelangte so in die Epsotale der Kaiserlichen Landvilla.
Dort verfolgte er das Gespräch zwischen dem Scriba und Antonius. Der Scriba meinte er solle den Brief nach Rom schicken, während Antonius darauf beharrte, das der Brief ja schon hier war. Wenn Wulfgar das vorher gewusst hätte, wäre das natürlich nicht so gekommen und der Brief wäre in Rom, anstatt hier in Misenum. Aber war der Kaiser wirklich so eine abgeschottete Person, das man nichteinmal Post direkt an die Villa schicken durfte? Das hätte Menecrates doch eigentlich wissen müssen und dennoch hatte er ihn nach Misenum gesand. Also musste er darauf vertraut haben, das der Brief hier abgegeben werden durfte.
Zum großen Glück für Wulfgar gewann Antonius die Diskusion, ob der Brief erst nach Rom gebracht oder gleich hier abgegeben werden durfte. Er würde Menecrates davon berichten, damit dieser die Arbeit von Antonius würdigen konnte. Als Antonius eine Geste machte, wusste er, das er den Brief übergeben durfte. Also nahm er diesen aus seiner Tasche und überreichte ihn den Scriba.
Ad
Imperator Caesar Augustus
GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS
Misenum, Italia
Ave, mein Kaiser!
Ich betrachte die Berufung zum Legatus Legionis der Secunda Germanica als Ehre und möchte mich für das entgegengebrachte Vertrauen bedanken. Ich werde mich mit ganzer Kraft dem Schutz der Grenzen und Roms Sicherheit widmen.
Es ist mir ein Bedürfnis, mich für das in mich gesetzte Vertrauen erkenntlich zu erweisen. Und zwar über den Rahmen der reinen Pflichterfüllung hinaus. Aus diesem Grund möchte ich dein Augenmerk, mein Imperator, auf deinen Sohn Publius Ulpius Maioranus richten. Wenn du beabsichtigst, ihn in Vorbereitung auf seine politische Karriere militärische Erfahrungen sammeln zu lassen, versichere ich, könnte er nirgends eine bessere Schule erhalten, als in der Legio II, als Tribunus Laticlavius und unter dem Kommando eines seit vielen Jahren dir treu Ergebenen. Du hast mich einst zu deinem Adjutanten erwählt. Kaum jemand weiß mich, meine Qualitäten, meine Loyalität zu dir besser einzuschätzen als du. Die vorbereitende Schule für deinen Sohn würde zudem nicht irgendwer, sondern ein Claudia übernehmen. Er könnte in Germanien unter der Anleitung eines erfahrenen Lehrers zum Mann reifen, um danach gestärkt nach Rom zurückzukehren und seiner Bestimmung zu folgen, selbst einmal Feldherr und späterer Kaiser Roms zu sein.
Ich würde mich freuen und sehr geschätzt fühlen, wenn ich dir auch darin zu Diensten sein kann.
Die Götter mit dir!
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gez. H. Claudius Menecrates
"Ich danke, das ich den Brief gleich hier abgeben darf. Hätte ich gewusst, das ich ihn in Rom abgeben soll, hätte ich das getan. Aber mein Auftrag war es, das ich ihn hier abzugeben hatte." Wulfgar lächelte entschuldigend.