Seine Trauerorgie unterbrechen? Nein. Er hatte keine Ahnung, was es bedeutete seine Freiheit zu verlieren, seine Familie, seine Kinder, Eltern, Verwandten. Jemandem auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein. Er wurde in die Sklaverei hinein geboren.
Sie blieb ruhig. „ Bei dir kann jeder nur das, was er gerade macht und will nur darüber reden. Weil ich hier koche, heißt das noch lange nicht, dass ich mich nur über Kochrezepte unterhalten will und kann. Du hast keine Ahnung, Delon. Du kennst keinen von uns, du hast nicht einmal versucht uns kennenzulernen. Du hast keinen Schimmer von dem, was die Sklaven in diesem Haus betrifft. Alles was du sagst dreht sich nur um dich. Wir sollen dir zuhören, deine Ängste teilen und was ist mit uns? Das war vielleicht bei deinem ehemaligen Dominus so. Dort hast du nie zu Leiden gehabt. Hier lernst du die Peitsche kennen, die jeder von uns schon mehrmals zu spüren bekommen hat. Hier bist du ein Ding mit Namen, was man nach belieben benutzen kann. Füge dich in die Gemeinschaft ein. Wir helfen dir, so gut wir können. “ Die Gemüsebrühe kochte. Sie schüttete die Muscheln dazu, ließ alles aufkochen und stellte den Topf an den Rand des Feuers, dort konnten sie ziehen. „ Du, lass was an der Rübe und gesalzen werden sie beim Kochen.“ Sie seufzte. „ Delon, du kannst nichts daran ändern, aber das beste daraus machen. So haben wir es bisher alle hier gehalten.“ Der Teig war gut gegangen. Sie formte kleine Brötchen schob sie in den Ofen.
Beiträge von Mansuri
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Man wollte sich heute präsentieren. Ein Dutzend Sklaven wuselte um die zwei Sänften herum, machte Platz und landete mit den Herrschaften auf dem Sklavenmarkt und bei Tranquillus dem Halsabschneider. Heute hatte er seinen Billigangebote-Tag oder wie war das mit den 250 Sesterzen? Den angebotenen Sklaven musste sie sich unbedingt näher ansehen. Ein taubes Ei oder ein verstecktes Schnäppchen.
Claudius Felix's Aufforderung Tranquillus zu fragen was der angebotene Sklave alles konnte, kam gerade recht. Selbstbewußt trat Mansuri neben die Sänfte von Claudius Felix und rief zu Tranquillus.
" Wie heißt der Sklave, wie alt ist er, was spricht er für Sprachen und was sind seine Stärken."
Mansuri ging ein Stück auf das Podest zu, um ihn besser in Augenschein nehmen zu können. Bis jetzt stand er nur gut da und rührte sich nicht. Ein kleines Muskelpaket. Sie beugte sich zu Morrigan und flüsterte. " Ob er auch so einen knackigen Hintern hat ?" Sie sah Morrigan schmunzelnd an. " Krieg ich raus. " Sie wandte sich an Tranquillus. "Er soll sich drehen."
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Das gewisse Thema. Er hatte seit er hier war, nur dieses eine Thema im Kopf. Das ging nicht so weiter. Er machte sich damit regelrecht fertig. "Ich will nicht um den heißen Puls herum reden." Mansuri walkte den Teig durch. "Könntest du dieses eine Thema nicht einmal aus deinem Kopf verbannen. Du eckst hier unter den anderen Sklaven nur damit an. Sie zeigen alle Verständnis für deine Lage, weil es jeder hier in der Villa weiß, aber du musst es nicht ständig zum Gesprächsthema machen. Es gibt so viele Dinge über die man reden kann. Du kommst mir dadurch auch reichlich verkrampft vor." Der Teig musste Ruhen. Mansuri stellte ihn warm und deckte ihn ab. " Fast jeder hier von uns hat einen Schicksalsschlag hinter sich, aber keiner geht damit Hausieren." Sie nahm die Muscheln und begann sie in einem Eimer Wasser mit einem Schwamm zu reinigen. Die offenen Muscheln sortierte sie aus. " Du kommst aus Iberien? Von wo genau?"
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Aufatmend betrat Mansuri die culina. Heute gab es kein Wunder, Delon hatte es mit seiner Anwesenheit verhindert. Sie konnte sich an kaum einen Tag in den letzten Wochen erinnern, an dem sie alleine in der culina war. Alleine in der culina, konnte sie sich nicht mehr vorstellen. Nutzte sie diesen Umstand, um ein bisschen Arbeit an die Anwesenden zu verteilen. Sie war damit schneller erledigt und keiner konnte sagen, es wurde gefaulenzt. Delon konnte sich glücklich schätzen, er war ihr heutiges Opfer bei der Küchenarbeit.
" Sieh an Delon. Du sucht eine Beschäftigung nicht wahr?" Sie schmunzelte bei ihren Worten. " Hier, Rüben putzen oder Muscheln waschen und aussortieren. " Mansuri fing an Teig zu kneten. Es sollte süße Brötchen zur cena geben. Während des Arbeitens hatte Mansuri sich nie unterhalten. Seit sie hier in der culina immer mindestens einen Helfer hatte, änderte sie ihre Gewohnheiten. " Weißt du schon, was du hier für Aufgaben hast? Hat sich Claudia Livineia darüber geäußert? Falls nicht, ich finde was für dich. Es gibt ausreichend Arbeit für jeden." Sie sah über die Schulter zu Delon. -
" Du kaufst Gebäck. Einmal beim Naschen ist das genau das, um was du dich heute kümmerst." Mansuri lächelte. " Vergiss aber übers Naschen das Einkaufen nicht. " Sie wandte sich an Antoninus. " Denke daran, Iuno hat immer ein wachsames Auge auf das, was sich auf der Erde zwischen Liebenden im Verborgenen abspielt." Ihre Mimik sagte nichts darüber, was sie dachte und empfand. Wo sie am liebsten wäre und wen sie am liebsten bei sich hätte. Ein Wunschtraum , der niemals wahr werden würde.
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Mansuri begann aufzuräumen. " Ihr könnt vorgehen. Ich räume hier auf und komme nach." Sie griff sich das beiseite gelegte Parma und die Rudis, räumte sie in den Verschlag. " Bis zur nächsten Übungsstunde." sagte sie leise, so dass es nur Antoninus hörte. Sie überzeugte sich , dass alles im Verschlag verstaut war und ging in die culina um dort nach dem Rechten zu sehen, danach konnte sie sich ins Gewühl der Märkte stürzen.
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Während seiner Unterhaltung mit Morrigan, hatte sie das Parma beiseite geräumt. Viel zu schnell war er wieder Kampfbereit und wollte Morrigan wirklich so stehen lassen? Mansuri machte das, was sie für sich nie tun würde.." Dominus Iulius Antoninus, könntest du das Training für heute beenden? Mein Arm ist schwer und tut weh, ich bekomme keinen sauberen Schlag mehr zustande." Mansuri tat mal richtig wehleidig und hielt sich ihren rechten Arm. Stimmte er zu, konnten sie gleich auf den Markt gehen und Morrigan musst da nicht sinnlos wie ein Häufchen Elend warten.
" Eine Bitte habe ich an dich, du kannst Morrigan, während ihr auf dem Markt unterwegs seit, Latein beibringen. Die ersten einfachen Begriffe. Sie soll Latein lesen und schreiben lernen." Dafür war ein Marktbesuch wie geschaffen. Es gab vieles zu sehen, was leicht zu merken war. Eine Wachstafel lag in der culina, darauf konnte Iulius Antoninus die ersten Worte schreiben und Morrigan sie hier üben.
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Sie lief wieder voran. " Man kann es auch so sehen. Singt eine Vogel nicht um der Liebe Willen und kehrt ein Fisch nach seinem Sprung aus dem Wasser nicht immer wieder dorthin zurück. Ist er dem Wasser nicht treu, weil er ohne es nicht Leben kann?" Das war ihre Sichtweise der Dinge. Sie waren angelangt."Danke, Dominus, für das Gespräch."
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" Deine Berufung. Gehört dann nicht auch ein Quäntchen Liebe dazu, diese Berufung in die Tat umzusetzen und ihr Treu zu bleiben?" Sie konnte sich nicht vorstellen, dass man nur aus Berufung, die Strapazen dieses Berufes auf sich nahm. " Wie lange bist du schon Medicus. Du hast die Jahre nicht gezählt oder? Die Zeit spielt bei dir keine Rolle. Dir ist es wichtiger zu helfen." Sie waren an der Villa angekommen. Mansuri klopfte, man ließ sie sofort ein.
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" Was hast du erwartet? Du bist Sklavin. Unser Dominus lässt sich nicht Blicken. Ich habe das Kochen und die Einkäufe übernommen, weil ich sonst nichts zu tun hätte. Die Einkäufe sind die einzige Möglichkeit hier raus zu kommen. Ein bisschen vom Leben da draußen zu sehen und zu hören." Mansuri überlegte. Morrigan konnte doch in die Stallungen gehen." Warum gehst du nicht in die Stallungen? Die Pferde müssen auf die Weide, brauchen Auslauf." Sie legte ihr einen Bimsstein hin." Das macht den Unterschied zum Freien. Er kann hingehen wohin er will, tun was er will. Du kannst den Tisch schruppen."
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"Hast du ihn darauf angesprochen? Für sein Ansehen wäre es doch auch von Vorteil, wenn er einen Verwandten in der Position eines Centurio bei den Prätorianern hätte." Sie schlug zu, egal wie sie traf sie schlug einfach zu. " Du bist Prätorianer, man wird dir niemals erlauben eine Freigelassene zu heiraten, hast du auch daran gedacht. Ein Prätorianer, der Stolz Rom's...."
Warum sie immer wütender wurde, konnte sie nicht richtig einordnen. War es die Ausweglosigkeit in der diese Beziehung steckte. Morrigan konnte man keinen Vorwurf machen, der Iulier hätte es wissen müssen und dementsprechend handeln. Es hätte nicht soweit kommen dürfen.
Hinter ihr bewegte sich etwas. Mansuri unterbrach ihre Attacken, ließ das Rudis sinken, drehte sich um. Morrigan, sie hatte sicher die letzten Worte mitbekommen.
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" Hier schert sich niemand um die römischen Götter. Die wenigsten sind aus Regionen, die die römischen Götter als ihre Götter ansehen. Ich bin mit ihnen aufgewachsen, sie gehören zu meinem Leben. Nur mein Verhältnis zu ihnen hat sich geändert seit...." Mansuri nahm Morrigan's Schüssel und räumte sie zum dreckigen Geschirr. " Ich werde nicht gehen. Es sieht mir so aus, als ob es hier wichtigeres gibt." Sie setzte sich zu Morrigan. " Du kannst mir aus dem Weg gehen. Das nützt nicht viel. Du riechst förmlich nach Traurigkeit. Was ist los mit dir? "
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Angriff ist die beste Verteidigung. Sie nutzte die Gelegenheit und schlug so zu, wie sie es bei ihm gesehen hatte. Ihr fiel es zunehmend schwerer, das Rudis akkurat zu führen. Sie ging vorwärts, schlug so fest zu, wie sie konnte. Sie presste ihre Lippen bei jedem Schlag vor Anstrengung aufeinander. Um Kraft zu schöpfen, ging sie zwei Schritte zurück. Schwer atmend sah sie ihn an.
„ Hast du keine Beziehungen, einflussreiche Freunde, die dir unterstützend unter die Arme greifen könnten?“
Mansuri wischte sich flüchtig mit dem Arm über die Stirn. Was ging sie diese ganze Geschichte zwischen ihm und Morrigan eigentlich an. Ändern konnte man nichts mehr, zu viel war schon geschehen. Aus der Misere musste sie alleine heraus finden, da konnte Mansuri am wenigsten helfen.
Sie schlug wieder zu, von oben und von unten, von rechts und von links. „ Warum hast du ihr das angetan? Ihr werdet nie glücklich, egal wie du es drehst.“ Wütend schlug sie zu. Wütend darüber, einen Mann vor sich zu haben, der die Augen vor der Wirklichkeit verschlossen hatte, als er sich Morrigan nahm.
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Langsam kam sie aust der Puste. Es war zwar wie bei schwerer Arbeit, wenn man zwischendurch Anweisungen geben mussste oder Fragen beantwortete. Anders als Küchenarbeit oder das Tragen von schweren Körben alle Mal. Er schlug schneller zu. Mansuri mühte sich die Schläge abzuwehren. Der rechte Arm wurde schwer und schwerer. ihr blieb nichts anderes übrig als zurück zu gehen um nicht getroffen zu werden. Sie musste sich bewegen.
" Sie wird dir ein paar gute Händler zeigen. Sind die Waren gut, gehst du wieder hin, mit der Zeit kennt der Händler dich und macht dir auch gute Angebote." Urplötzlich wechselte sie das Thema. " Wie lange, meinst du geht das noch gut, mit Morrigan und dir? Lepidus ist nicht das Problem. Die Götter wissen wo er steckt. Du weißt nur zu gut, dass es in jedem Haus einen gibt, der sich gerne wichtig macht um zu Vergünstigungen zu bekommen." Auf ihrer Stirn zeigten sich die ersten Schweißperlen." Ich werde euch nicht ewig Decken können. Und es sieht so aus, als ob der ein oder andere etwas ahnt. "
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Es blieb keine Zeit am nächsten Morgen. Die Claudier gingen zur Entsühnung. Die Arbeit machte sich nicht alleine. Mansuri bedauerte es, nicht gehen zu könnnen. An einem anderen Tag, wenn sie die Möglichkeit hatte, wollte sie es nachholen und den Göttern opfern.
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Es strengte an. Nicht das Training, die Schläge von ihm, die sie ohne Pause abwehren musste. Dazu unterhielt er sich , als ob das nichts wäre. Sie kam ins Schwitzen. Eine Strähne ihres Haares hatte sich selbständig gemacht und hing ihr im Gesicht.
"Dort wird nicht alles angeboten. Die Ware ist nicht unbedingt von bester Qualität. Uns bleibt der Weg durch die Subura nicht erspart um zum Forum zu kommen. Ich nutzte meist die breiteren Straßen, meide die Gassen. Es ist gefährlich. In den Foren gibt es mehr Auswahl, ein größeres Angebot. Mit der Zeit kennt man einige Händler und bekommt einen guten Preis. Ich werde heute nach Gemüse, Käse und Fleisch sehen. Morrigan soll Gebäck kaufen."
Mansuri hatte es schon so eingeteilt , dass sie ihre Einkäufe erledigte und Morrigan mit Antoninus Zeit hatte. Das Gebäck war nicht so wichtig. Es war nur das Mittel zum Zweck.
Sie blies die störrische Strähne weg und zuckte zusammen, als sie so gegen das Rudis Antoninus schlug und ein unangenehmes Kribbeln durch die Finger ging. -
Mansuri war über die Frage erstaunt. Morrigan konnte es nicht wissen, sie hatten sich noch nie über die römischen Götter im einzelnen unterhalten.
" Die Götter sollen besänftigt werden. Es geht um den Frevel, der im Hain der Diana stattgefunden hatte. Hauptsächlich um Diana's Besänftigung geht es. Außerdem soll dem Frevler der Prozess gemacht werden." Sie sah in die Runde, hatte noch einer eine Frage dazu? Nein " Bis Morgen früh, wer mitkommen will." -
Auf dem Markt hatte sie es gehört, man hatte es ausgerufen. Eine Neuigkeit die wichtig für alle war.
Sie schickte einen der jungen Sklaven los es sollten sich alle im Atrium versammeln. Als der größte Teil aller im Hause befindlichen Skalven versammelt war teilte sie das Gehörte mit.
"Morgen wird beim Tempel der Diana die Entsühnung statt finden. Es ist frei. Es steht allen frei so wurde es ausgerufen. Wer nicht mit geht, verrichtet seine täglichen Aufgaben. Die mit wollen, treffen sich Morgen früh hier im Atrium. Wir gehen gemeinsam zum Tempel der Diana auf den Aventin." Das hieß nicht, dass es den ganzen Tag frei gab. Die Arbeiten im Haus wurden nach dem Besuch des Tempels erledigt. -
Unterhalten und kämpfen verlangte einiges von ihr ab. Sie konzentrierte sich auf seine Hiebe. parrierte sie. Der gerade Stoß überrumpelte sie fast. Sie versetzte sich in Gedanken in eine übervolle culina, in der man Töpfen, Krügen und Spießen ausweichen musste. In der Unruhe und Hektik herrschten. Sie wich sich zur Seite drehend aus und antwortete.
" Ich weiß. Es ist gefährlich, aber in der Villa ist seit der Abreise Dominus Claudius Menecrates kein Mann mehr, der uns begleiten könnte. Ich lege deshalb unsere Einkäufe auf den Vormittag oder den Mittag. Es wäre schön, wenn wieder einer der Männer da wäre." Wer? das ließ sie dahin gestellt. Menochares war der custos coporis Claudia Livineia's und nur für ihre Sicherheit zuständig. Die anderen Sklaven waren zu jung oder zu alt. Von Anton hielt sie sich fern.
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Was war an der Frage verwerflich, dass er sie regelrecht aufspießte mit seinem Blick? Sie hatte nur nach den Kräutern gefragt, ihre gingen zur Neige. Ob sie auch Opium hatten? Sie fragte lieber nicht, er war nicht sonderlich erbaut von ihren Fragen. " Griechenland, Alexandria, das Museion, die Bibliothek, die Arena." flüsterte Mansuri. Gute und schlechte Erinnerungen. Heimlich musterte sie ihn. "Liebst du deinen Beruf ?" Wie einer der nur Geld damit verdienen wollte sah er nicht aus. Mochte er seinen Beruf, dann half er seinen Patienten nach bestem Wissen und Gewissen, drehte ihnen nicht irgendwelchen Schund an und stellte keine überhöhte Kosten in Rechnung. Nur eins gefiel ihr nicht, er war so abweisend. Nicht gleichgültig oder freundlich ihr gegenüber. Es konnte ihr von der Sache her eigentlich egal sein, sie musste nur einen Medicus zur Domina Claudia bringen. " Entschuldige, wenn ich dich mit meinen Fragen belästigt habe. Wir sind gleich da."