Beiträge von Linos

    „Danke, woher wusstest du das ich Hunger habe?“ Dann musste ich über meine Frage selber lachen. „Eigentlich muss man mich nicht fragen, denn ich bin dafür bekannt, dass ich immer Hunger habe. Was denkst du wie oft ich mir früher, einen Klaps auf die Finger, in der Kulina der Villa zugezogen habe.“

    Heftig kauend meinte ich: “Das schmeckt einfach köstlich, hast du das zubereitet? Bestimmt“. Wie immer quasselte und genoss ich.

    „Weiß du, sie besuchen wäre wirklich schön. Vor allem möchte ich gerne wissen wie es meinen Eltern und den anderen in der Familie geht. Ansonsten, nun ja ich wollte immer die Welt bereisen. ....Nur eben nicht als Sklave“, fügte ich nach einer Pause hinzu.

    „Wie ist das mit dir? Du sagst du kennst die Freiheit nicht. Kennst du denn deine Eltern? Wenigstens deine Mutter? Warst du schon bei vielen Herren?“ Ich fand es entsetzlich wenn Sklaven erzählten, sie hätten ihre Eltern nie kennengelernt. Für Charislaus wünschte ich mir, er hätte wenigstens eine gute Kindheit gehabt.

    Ich konnte mich nur noch wundern, wie selbstverständlich Charislaus mit dem bärbeißigen Kapitän umging. Wieder kamen mir die Erinnerungen an Marco. „Ach ja dieser freundliche Kerl hier ist Pitholaus Plato unser Kapitän“, stellte ich spitz den Alten vor. Er wird uns hoffentlich sicher zum Hafen von Themiskyra bringen.

    Verdattert schaute ich Chari an, aus dem die Fragen nur so heraussprudelten. „Öhm nein, nicht wirklich, ich war immer nur Passagier und habe das genossen. Außer meiner ersten Fahrt als Sklave eingepfercht unter Deck. Das war kein gutes Erlebnis, das kannst du mir glauben. Die Fahrt hatte ich natürlich nicht geplant, ich wollte nach Athen um dort zu studieren.“ Mein eigentliches Vorhaben teilte ich natürlich nicht mit. Das musste auf ewig mein Geheimnis bleiben.

    „Ja schauen wir aufs Wasser. Hast du schon einmal auf einer Brücke gestanden, auf das unter dir fließende Wasser geschaut, um dann bald das Gefühl zu bekommen du würdest wegschwimmen? Ich kann oft nicht genug davon bekommen und denke dann, ich triebe meiner Heimat entgegen."

    „Chari“, stieß ich erleichtert aus. "Ich hatte solche Angst du könntest wieder nach Hause gehen, weil ich selten dummer Kerl doch vergessen hatte dir den Namen des Schiffes zu nennen. Es hätte aber auch sein können, dass du doch keine Erlaubnis von deinem Herrn bekommen hättest. Doch nun komm gehen wir an Bord.“



    Endlich es war geschafft wir waren auf der Impetus. Schnell warf ich einen Blick auf mein Gepäck, alles lag noch an Ort und Stelle. „Wie können dann“, grinste ich den Kapitän an.

    „Komm wir bringen unseren Kram unter Deck und genießen dann das Auslaufen aus dem Hafen“, wandte ich mich an Charislaus.

    Ich konnte es noch immer nicht fassen, der Chari und ich auf großer Fahrt. Noch konnte ich das hier genießen, die Sorgen würden früh genug kommen.

    "Hoffentlich wirst du nicht Seekrank", kam es besorgt von mir, denn plötzlich musste ich an Makro denken, der immer hier auf dem Schiff grün im Gesicht wurde.

    Kaum merklich zuckte ich zusammen, hatte da nicht wer hinter mir meinen Namen gerufen? Ich blieb stehen, schaute mich um, reckte mich, doch sehen konnte ich natürlich nichts. Fortuna wäre mir auch mehr wie gut gesonnen gewesen, hier den Rufer zu sehen. Nicht nur die Menschen verdeckten mir die Sicht, sondern auch das womit sie beladen waren. Kisten, Ballen, Krüge, in allen Farben und Größen. Ich schaute mich um und entdeckte sorgfältig aufeinander gestapelte Kisten, die wohl noch auf den Abtransport warteten. Schnell war ich nach oben geklettert und schaute in Richtung der Impetus. In weiter ferne konnte ich sieh erkennen, doch dort einen einzelnen Menschen
    herauszusehen, das war unmöglich.

    Kurz entschlossen kletterte ich wieder von dem Stapel hinunter und marschierte in Richtung Schiff. Jetzt hieß es aufpassen. Irgendwann fing ich mit dem Rufen an. Mal war es ein „Charislaus“, dann ein „Chari“. Bald erschien mir, dass man ein langgezogenes Charislaus am besten heraushören könne. Einen wiederholten Versuch startete ich.

    Chaaariiislaauus“

    Ich konnte es kaum fassen, der Kerl grummelte nur. So schnell es mir möglich war, ehe ich noch einen absuchenden Blick von oben auf das Gewusel am Landungssteg warf, machte ich das ich runter von dem Schiff kam. Was wäre wenn Chari das Hafengebiet, nachdem er mich nicht gesehen hätte, wieder verlassen würde? Von hinten würde ich ihn kaum wieder erkennen, so lange und so gut kannten wir uns ja noch nicht. Ihn hatte der Mut verlassen, oder sein Herr hatte ihm doch nicht die Erlaubnis gegeben. Warum hatte ich Dummkopf aber auch nur vergessen, ihm den Namen des Schiffes zu nennen? Wie blöd konnte man nur sein, schließlich war der Hafen ja kein kleines Gebiet und sie nicht die einzigen Menschen die dort anwesend waren.

    In immer größerr Aufregung, alle Männer aufmerksam betrachtend machte ich mich auf zum Hafeneingang.

    Von weitem schon hörte ich das Gebrüll des Alten. Voller Sorge schaute ich zur Impetus und dann den Landungssteg entlang. Das meine Gepäck im Wasser landete war ihm glatt zuzutrauen. Das ich Charislaus verpasste wenn ich kurz an Bord ging wäre aber auch möglich.

    Tief einatmend beeilte ich mich an Bord zu kommen. „Freut mich auch dich wieder zusehen. Das ist mein Gepäck. Ich warte auf einen Freund der mich begleiten wird. Bitte lass das Gepäck da liegen ich räume es später weg, sonst könnte ich ihn verpassen.“

    Jetzt konnte ich nur beten das ich gleich wieder an Land konnte.

    Natürlich hatte ich in der Nacht vor Aufregung kaum ein Auge schließen können. Trotz meiner Müdigkeit stand ich gut gelaunt und voller Erwartung vor der Impetus. Bei jedem anderen hätte der Kapitän Pitholaus Plato einen von der
    Mannschaft geschickt, da wir beiden einander nicht verknusen konnten, war es selbstverständlich, ich musste meinen Kram alleine hinaufschaffen. Ich warf mein Gepäck einfach in eine Ecke und verließ das Schiff wieder, ohne ihn eines Blickes geschweige denn Wortes zu würdigen. Langsam steigerte sich meine Nervosität, während ich aufgeregt am Landungssteg auf und ab rannte. Hoffentlich sahen wir einander, Charislaus und ich.

    Nickend antwortete ich: „Ich werde das Schreiben wie meinen Augapfel, schließlich kann es meine Lebensversicherung sein.“ Bei dem Namen Chrislaus schaute ich unsicher, wollte er mir jetzt für immer so meinen Fehler aufzeigen? Aber gut wenn er sich den Namen Charislaus nur so merken konnte oder es ihm Freude machte, dann war es eben so.

    „Ich danke dir Dominus für die gute Vorsorge, die du für uns getroffen hast. Ja bei Problemen oder Verzögerungen werde ich umgehend einen Boten schicken. Ein guter Anlaufpunkt ist ja auch die Impetus.“
    Bei der Erwähnung des Schiffsnamens durchfuhr mich ein heißer Schrecken, denn ich hatte vergessen den Namen Chari zu sagen. Hoffentlich fand er mich in Ostia.

    „Danke für die Wünsche, dir Dominus wünsche ich Gesundheit“. Damit nahm ich das Schriftstück, den Lederbeutel mit den Münzen und verließ das Officium.

    Schnell hatte ich alles für meine Körperpflege, die Tuniken zusammen getragen und in meinem Reisebeutel verstaut. Legte die paenula bereit und machte einen Abstecher in die Küche, bat um die Bereitstellung eines Reiseproviants für den nächsten Morgen und machte mich auf zum Arbeitszimmer des Senators. Ich klopfte an, obwohl die Türe offen stand. In der Hand hielt ich einen Brustbeutel. Einen weiteren Beutel würde ich an einem Gürtel unter meiner Tunika tragen, damit ich das Reisegeld aufteilen konnte. Nach meiner Meinung wäre es so sicherer. Dominus , ich wäre dann so weit.“ Ein dumpfes Gefühl schlich sich an. Gerne hätte ich es mit einem Kopfschütteln vertrieben, verkniff es mir aber hier.

    Völlig verwirrt starrte ich Menecrates an. „Chrislaus? Wieso Chrislaus?“ Endlich begriff ich, mir war da ein Fehler unterlaufen. „Oh da ist mir ein Versprecher passiert. Ich habe einfach einen Buchstaben übersprungen. Nein doch, sein Name ist Charislaus. Ich weiß auch ein ungewohnter Name, aber wie heißt es andere Länder andere Sitten.“

    Noch immer verwirrt wegen meines Fehlers, was den Namen betraf, überlegte ich kurz. Richtig Packen. „Ja Dominus ich werde packen gehen.“ Was hatte ein Sklave schon zu packen, er würde keinen Tross mit Gepäck hinter sich herziehen, zumal meine Besitztümer, nach der Rückkehr in die Villa, noch lange nicht den alten Stand hatten. „Ich werde mein bestes geben um dir den Gesuchten nach Rom zu schaffen“. Zuversichtlich sprach ich diese Worte aus, obwohl es mir noch immer schleierhaft war, wie ich dies erreichen sollte. Langsam drehte ich mich um und verließ den
    wunderschönen Garten.

    Mit lauerndem Blick betrachte ich den Claudier. Würde er gleich wieder losrenne? „Jaaa Dominus,“ kam es langezogen von meiner Seite. „Ich wollte dir nur mitteilen ich könnte, wann immer du es wünschst,kann ich mich auf den Weg machen. Mein Begleiter wird der Sklave deines Optios, hm da war noch was hinter dem Optio, du wirst es selber wissen, Manius Purgitius Lurco ist sein Name. Er, also Chrislaus, so ist sein Name, wird ihn um Erlaubnis bitten, und auch darum, dass er ihm eine Reiseerlaubnis ausstellt.
    Wir haben vereinbart uns in Ostia, am Hafen, zu treffen.“ Nach kurzem Überlegen fügte ich noch hinzu: „Ja das war es eigentlch, vielleicht kann ich jetzt noch etwas für dich tun. Mir scheint wirklich gut geht es dir nicht.“ Eine Sorgenfalte bildete sich auf meiner Stirn. Ich spürte es, seltsam die hatte ich doch noch nie. Um mich zu vergewissern, strich ich mit der flachen Hand darüber, um festzustellen, da war wirklich eine Falte.

    Zuerst nahm ich noch an, es ging zum Arbeitszimmer, aber nein es musste der Hortus sein, auch gut, dort saß ich gerne. Nein mein Dominus rannte los als ob er aus Sparta käme und ich musste mit.

    „Dominus...“ setzte ich an, doch schon war er weiter gerannt. Wie sollte ich so mit ihm reden? Er war doch schon ein alter würdevoller Herr und nun führte er sich auf wie sein Enkel. Sollte er nicht besser auf der Bank sitzen und den Sonnenuntergang genießen? An meine Füße dachte er mal wieder nicht, dabei wusste er doch wie schnell sie mir schmerzten. Lange würde es nicht mehr dauern und er überrundete mich. Ich hatte wirklich keine Lust mehr und blieb einfach keuchend stehen. Sollte er doch seinen Ärger bei anderen loswerden, denn etwas anderes konnte es nicht sein, was ihn so aufbrachte.

    Die Zeit schlich nur so dahin, während ich einen Trampelpfad in den Boden der Villa Claudia austrat. Ab und an fuhr ich mit gespreizten
    Fingern durch meinen Haarschopf und murmelte unverständliches Zeug vor mir her. Wenn sich etwas in meiner Nähe bewegte fuhr mein Kopf neugierig in die Richtung und mein Blick senkte sich danach gleich wieder enttäuscht auf den Boden. Ein lauter Seufzer entfur mir:
    „Warum kommt er denn ausgerechnet heute so spät?“

    Nach meiner kam Claudius Menecrates heute viel später als üblich nach Hause.

    Meine Freude musste ich einfach weiter zeigen und so lächelte ich Charislaus glücklich an. „Danke freut mich, dass dir der Wein auch schmeckt. Schon in meiner Heimat lernte ich einen guten Tropfen zu schätzen. Mein Vater handelte unter anderem mit Wein.“ Einen Augenblick senkte sich Traurigkeit auf mein Gemüt. Wie mochte es

    meinen Eltern gehen? Ob sie noch lebten? Waren sie sehr enttäuscht von mir, weil ich einfach nicht nach Hause kam.

    Mit einem Kopfschütteln versuchte ich die Gedanken zu vertreiben. „Langsam muss ich mich sputen ich habe noch einiges zu erledigen. Falls ich es nicht mehr schaffe hier vorbei zu kommen treffen wir uns im Hafen von Ostia?“

    Er muss einfach die Erlaubnis seines Herrn bekommen, sprach ich mir selber Mut zu. „Ja richtig, wie war nochmal der Name deines Herrn?“ Diese Frage stellte ich während ich mich erhob. „Danke für Wein und Brot.“

    Nachdem ich Charislaus besucht hatte beeilte ich mich Diocles in der Taberna Palindromos aufzusuchen. Das mindeste was ich für Diocles tun konnte, nachdem ich ihm versprochen hatte ihn in dieser Taberna wieder zu treffen, ihm eine Nachricht hinterlassen. Unterwegs hatte ich mir Tafel und Stift besorgt, setzte mich kurz hin und schrieb.



    Salve Diocles,


    ich muss dringend, im Auftrage meines Herrn, eine lange Reise

    unternehmen. Es ist eine Schiffsreise. Da dir vor einer solchen Reise

    schaudert, dachte ich mir, du würdest dann doch lieber bei deinem

    Herrn bleiben.

    Sobald ich zurück bin melde ich mich hier.

    Bleib gesund und stark.


    Linos




    Ihn mitzunehmen wäre für bestimmt eine einzige Strapaze, so sehr der sich vor allem fürchtete.

    Die Tafel gab ich dem Bediensteten und bat sie Diocles auszuhändigen wenn er vorbei käme und auf mich warten würde.

    Jeder der mich sah konnte sehen wie sich mein Lächeln bei Charislaus Antwort mit jedem Wort sich zu einem Strahlen entwickelte. Ich ein Grieche konnte die oft seltsame Zurückhaltung der Römer, was Gefühle betraf, oft nicht verstehen. Ich für meinen Teil hätte den guten Chari liebend gerne auf der Stelle herzlich umarmt. Doch leider wir waren in Rom und ich noch dazu der Sklave von so einem hohen Tier. Gut mich störten zeitweise solche Konventionen nicht, trotzdem irgendetwas sagte mir, hier war es nicht angebracht.

    So strahlte ich Chari nur dankbar an. „Deine Antwort hatte ich mir so erträumt, mehr noch, von Herzen gewünscht. So wie du es sagst, scheinst du deinen Herrn gut zu kennen und mehr als nur Hoffnung auf sein Einverständnis zu haben. Bestimmt gibt er dir dann auch eine Reiseerlaubnis mit, denn er möchte seinen Besitz doch sicherlich
    beschützen."

    Plötzlich musste ich grinsen, ich hatte einen Einfall. „Sag mal wie genau war nochmal Dienstgrad und Name deines Herren? Indem ich meinen mitteilen wer mich begleitet, wird ihm vielleicht ein paar Pluspunkte einbringen“. Obwohl bei Menecrates konnte man es nie so genau wissen, bei bestimmten Sachen wirkte er immer so undurchschaubar. Versuchen würde ich es aber auf jeden Fall.

    Zufrieden mit Gott und der Welt lehnte ich mich zurück. „Zur Feier des Tages ist mir nach einem guten Schluck Wein.“ Ich schaute mich um: „Es ist noch ruhig, denkst du du kannst wenigstens einen winzigen Schluck mit trinken?“

    Hach, wie gut ich mich fühlte und auf die Reise freute, trotz des des schwierigen Auftrages, bei dem mir es schon sehr mulmig wurde.

    Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, solch ein Gefühl hatte ich schon seit Jahren nicht mehr. Zufrieden lächelte ich Charislaus an. Ich glaube es war mehr ein strahlen. „Oh danke“ kam dann doch nur trocken von meiner Seite. "Ob es mir gut geht, weiß ich nicht so recht. Zuerst muss ich ein Problem lösen, dann kann ich es dir sagen. Damit komme ich zum Kern der Sache, dafür bist nämlich du zuständig aber wir haben allerhöchstens zwei Tage Zeit dafür. Deshalb muss jetzt alles sehr schnell gehen.“

    Ich schaute ihm in seine treue Augen, seufzte und wünschte mir inständig es würde gehen. „Komm setz dich zu mir und höre zu. Du hast mir gesagt du würdest gerne etwas unternehmen, jetzt bekommst du die Gelegenheit dazu. Im Auftrag meines Herrn muss ich eine Reise nach Themiskyra in die Provinz Cappadocia machen. Ich habe die
    Erlaubnis dich mit zunehmen. Wir würden mit dem Schiff meines Herrn dorthin kommen. Einen Haken hat die Sache, ich weiß nicht wie lange wir unterwegs sind. So und nun ist es raus und du bist dran.“

    Zuerst schaute ich den guten Chari aufmerksam an, dann kam mir der Gedanke, dass er vielleicht besser denken konnte wenn ich ihn nicht so anstierte. Also betrachtete ich aufmerksam die Brote, wählte das mit Fleisch gefüllte und biss herzhaft hinein. Andere konnten bei Aufregung nichts essen, ich gehörte zu der Sorte die dann Hunger bekamen.

    Selbst wenn er wollte, das wichtigste war sein Herr musste wollen. Selbst wenn er einen guten Herrn hatte, war es vor allem eine Frage des Vertrauens. Abgesehen davon, dass er in der Taberna fehlen würde, davon schien er ja das Herz zu sein. Da half nur eins, beten.

    Über das Lob, von wegen der Eignung als Kundschafter freute ich mich, leider verging mir diese bald.

    *Verus' Ausstrahlung ist einzigartig. In dem Moment, wo du dich über die Maßen unwohl fühlst, vielleicht Angst um dein Leben oder deine Gesundheit hast, DANN stehst du Verus gegenüber - kalte Augen, Todesverachtung.* hörte ich.

    Ich stand da, vergaß Gott und die Welt und starrte ein Loch in die gegenüberliegende Wand. Das konnte Menecrates nicht wirklich meinen was er da sagte. Er lieferte mich tatsächlich so einem Ungeheuer aus. Wie sollte ich den denn nach Rom schaffen? Mehrmals musste ich schlucken ehe ich begann: „Er hat“ , krächzte ich, räusperte und begann wieder: „Er hat keine Narbe oder Tätowierung, an der er zu erkennen ist?"

    Ich wartete auf ein ja oder nein als Antwort auf meine Frage, um danach möglichst schnell das Atrium zu verlassen. Mir ging einfach nicht Menecrates Lächeln aus dem Sinn. War er jetzt stolz auf sich, weil ihm diese Beschreibung eingefallen war oder auf Verus, weil der so ein irrer Kerl war?

    Ich hatte mich bei Charislaus für die Wegzehrung bedankt und stand nach zwei Tagen wieder in der Taberna. Zuerst etwas verunsichert, ich konnte Charislaus nirgendwo entdecken. So setzte ich mich an den von den Gästen entferntesten Tisch und wartete. Immer mit der Ruhe ermahnte ich mich, bestimmt ist er nur in der Küche und kommt gleich.

    Sicher,was sollte ich auch anders machen als mich mit dem Kerl arrangieren, schließlich war ich auf ihn angewiesen und nicht umgekehrt. "Praefectus Urbi, darüber gibt es nur noch den Kaiser“, sinnierte ich vor mich hin. Was soll mir da also passieren?

    Trecenarius war der also, er gehörte zu den Schwarzen, wie wir unteren sie nannten. Gehörte der dann nicht zu den gemeinen Fieslingen der Praetorianer, den Speculatores? Herje was hatte mein Herr nur für Freunde, und ich musste für so, einen durch die halbe Welt reisen. Auf das Zusammentreffen war ich jetzt schon gespannt.

    Hoffentlich sah mir Menecrates meine Gedanken nicht gleich an, der hatte ja bekanntlich einen Blick für so etwas. Deshalb nickte ich hin und wieder Bedeutungsschwer zu seinen Ausführungen. Man hatte ihn, den Tiberier also zerstört, bedeutete das jetzt etwa, er war schwachsinnig oder noch schlimmer verrückt geworden? Wie jetzt, der Kaiser schickt so einen für Sonderaufträge los? Was hatte ich doch für ein Glück ich konnte die ganze Kraft meiner Gebete zu einem Gott schicken und nicht wie die Römer auf hunderte von Göttern verteilen. Er der wahre würde mir schon beistehen.

    „Dominus wenn ich kurz zusammenfassen darf. Den Reiseweg hast du soweit es geht für mich abgesichert. Alles was nach der Schiffsanlandung geschieht ist meine Sache. Und da gibt es auch keinen weiteren Punkt an den ich mich noch orientieren könnte. Außer das er möglicher Weise in Themiskyra ist und dort meine Suche beginnt.“

    Ausgerechnet als Speculator ist er unterwegs, da kann er ja alles und jeder sein.

    Vorsichtig begann ich: „Wenn keiner weiß in welchem Zustand er ist woran kann ich ihn denn erkennen?“

    Bisher hatte ich immer versucht meine Ziele irgendwie zu erreichen, doch das hier schien mir eine fast unlösbare Aufgabe zu sein.

    Schwer atmete ich ein. „Wann geht es los? Bleibt mir noch Zeit einen Freund zu fragen ob er mitkommt?“ Inständig hoffte ich das Charislaus mitkommen würde, so einen wie ihn brauchte ich jetzt. Sein Herr war Optio noch was, bei meinem Herrn, konnte dieser den Befehl geben das der Gute mit kam? Das wusste ich leider nicht, also musste ich vorerst abwarten. Auf jeden Fall würde ich die Taberna aber noch aufsuchen, denn verabschieden war schließlich das mindeste was ich machen konnte.