Meine Situation schien ich augenscheinlich vergessen zu haben. „Warum lassen sie mich nicht erklären? Ich kann das besser, überzeugender.“ Noch leise vor mir her redend kam es aus meinem Mund. Zum ersten mal schien dieser Plato endlich so etwas wie geist erkennen und seine übliche Sturheit leuchtete auf. „Plato, Plato“, kam es lauter fordernder beim zweiten mal von mir. Danach eher flehentlicher, aber mutiger. Der Kerl der mich hielt, schien mich gewähre zu lassen, wenigstens hoffte ich es. „Plato ich muss dir etwas sagen. Erklären!" fügte ich schnell hinzu. Hörte er mich nicht? Oder überhörte er mich, weil er mich nicht hören wollte. Es war ja nur der lästige Linos der da redete. Er war doch so froh gewesen ihn für eine Weile los zu sein. Vielleicht aber hörte Chari mich und vermittelte mal wieder zwischen uns beiden.
Beiträge von Linos
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Es hatte schon einige Situationen in meinem Leben gegeben in denen ich es zu tiefst bereut hatte, meine Familie verlassen zu haben, um meine Bildung zu erweitern, gleichgesinnte zu treffen. Gelehrte wollte ich kennen lernen, ihre Vorträge hören und mit ihnen debattieren. Gleichgesinnte kennen lernen um vorhandenes Wissen zu ergänzen, später vielleicht anderen, das Wissen vermitteln oder sie überzeugen. Dieser Jugendtraum war zerplatzt in dem Moment, als mich Sklavenhändler aufgriffen und nach Rom brachten, um mich dort zum verkauf anzubieten. Immer wieder hatte ich mich meinem Schicksal ergeben und versucht mich der Situation anzupassen. Das hier heute, übertraf bei weitem allem erlebten. Sonst konnte ich wenigstens im vorhinein absehen was kommen würde. Heute, seit dem verlassen der Impetus, geschah nur unberechenbares. Jede Situation zog eine andere hinterher, die Chari’s und meine Lage nur noch verschlimmerte. Es war vielleicht für einen außenstehenden Zuschauer, wie ein Theaterstück in dem sich die Handlung in jeder Szene steigerte, weil unberechenbares hinzugefügt wurde, um das Stück zu dramatisieren. Ungewollt hatte ich manchmal die Hauptrolle, wurde aber oft zu einem Statisten.
Jetzt war ich der Statist der gerade den Boden des Schiffsdecks küsste. Hilfe war keine in Sicht. Der Kapitän wäre bestimmt der Letzte der mir helfen würde, eher würden er sich den Kerlen gegenüber dankbar zeigen. Schließlich gelang es ihnen mein Schweigen zu erzwingen. Ein Aufbäumen von mir wurde mit einem stärkeren Druck der Pranken belohnt.
Die Geräusche verrieten mir, es kamen noch mehr schwere Schritte an Bord. Die Worte des Tiberiers bestätigten mein gehörtes. Was mich in diesem Augenblick interessierte ob ich die Fahrt in diesem erniedrigen Zustand verbringen musste. Da war die fahrt auf dem Sklavenschiff ja regelrecht gemütlich gewesen. Wo war eigentlich der Kistenmann geblieben? Fragte ich mich, dabei hatte ich die Antwort doch schon vor der Frage gewusst. Natürlich, es wäre ja auch äußerst dumm von ihm gewesen, die Gelegenheit nicht zu nutzen, um dem hier zu entkommen. Hilfe war von ihm bestimmt nicht zu erwarten.
Selbst wenn er gewollt hätte, bei dieser Situation am Hafen wäre es kaum möglich gewesen. Wohin mochte die Reise gehen? Von welcher Fracht war die Rede gewesen? -
Pitholaus Plato ist sein Name“, rief ich, da ich die Not meines Freundes sah und hörte. Jetzt da mir der
Tiberier den Knebel raus gezogen hatte war das möglich. Gleichzeitig erwartete ich mindestens, dass ich niedergeschlagen oder sonst wie gemaßregelt wurde. Mit meinem lauten rufen wollte ich den Kapitän auf mich aufmerksam machen, wusste ich doch wie er auf mich reagierte.Was interessierte mich welche Mission dieser angebliche Prätorianer noch zu erfüllen hatte. Seit wann waren Chari und ich ein Teil von dieser. Ja der Teil, an dem er mit uns ,seine Wünsche durch setzte um uns anschließend wie einen nassen Lappen zu entsorgen.
Gut, er hat jetzt Chari zu dem Kapitän geschickt, dabei hatte er ein gutes Händchen, weil er ihn wählte und nicht mich. Charislaus kam gut mit dem Kapitän aus und dieser würde nicht dulden, dass ihm im Gegensatz zu meiner Person etwas geschah.
Ich spürte wie sich langsam Resignation in mir breit machte und mein Widerspruchsgeist allmählich erlahmte. Nein, das wollte ich einfach nicht zulassen. So ohne weiteres konnte ich doch nicht von meinem Ziel, meinen Freund zu retten ablassen. Außerdem war da der der Auftrag meines Herrn, Verus egal ob lebend oder Tod zu finden und ihn zu bringen. Der würde sich freuen wenn er von meiner inneren Not wüsste. Gleich kam mir, der weißt das schon längst.
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Manchmal fragte er sich, warum die Menschen immer wieder die gleichen Fragen stellten und immer wieder die gleiche Antwort erhielten. Erhofften sie sich in der Wiederholung etwas oder war es schlicht Ignoranz gegenüber ihrer eigenen Realität? Die Selbstgerechtigkeit mit der viele Menschen agierten, war nicht mehr überraschend für Verus. Glaubte dieser Mensch wirklich, dass er daran nicht gedacht hatte? Glaubte er wirklich etwas besser zu wissen, als die Menschen, die Tag aus und Tag ein, genau jenes taten, was sie gerade getan hatten? Selbst im Angesicht eines drohenden Untergangs war das Rechthaben, das unsägliche Besserwissen, wichtiger als ein Moment des Innehaltens und des Schweigens, des stillen Ertragens, einer unausweichlichen Situation. Dieser Linos war beeindruckend naiv aber gleichzeitig aus diesem Punkt heraus, unglaublich selbstgerecht und beurteilte eine Handlung fern jeder Vernunft; denn jeder andere hätte sich in diesem Augenblick fügsam und folgsam gezeigt, um nicht weiteres Ungemach oder Schmerzen zu erhalten. Verus rollte mit den Augen, da ihm dieser Sklave wirklich zuwider wurde. Er musste ihm keine Erklärungen abgeben. Seine Selbstgerechtigkeit konnte für sich stehen, wie auch Verus Gleichgültigkeit gegenüber Grausamkeit für sich stand. Beide Männer waren durch Erfahrungen und Lebenswege weit voneinander getrennt und ihre Lebenswirklichkeiten waren so gegensätzlich, dass jede Grenze zwischen ihnen ein Segen war. "Fesseln," forderte Verus ein. Er wollte kein weiteres Wort hören, bis die Sache mit dem Schiff geklärt war. Diese selbstgerechte Moral ließ Verus innerlich würgen. "Wenn du gegen Gewalt bist, ist es noch besser, dann wehrst du dich wenigstens nicht, wenn wir dein vorlautes Maul stopfen," sagte der eine Soldat mit einem hämischen Grinsen, während er die Fessel verbrachte und Charislaus von Linos zu trennen gedachte.
"Ich muss garnichts rechtfertigen. Nicht hier und nicht zu dieser Zeit. Du hast einfach nicht verstanden, wie die Dinge fallen," erklärte Verus nun doch. Sie verstanden das Spiel der Angst einfach nicht. Zu keinem Zeitpunkt hatte Verus die klare Absicht gehabt, sie ohne Grund oder aus Jähzorn zu töten. Sie waren ja immerhin in seinem Gewahrsam, damit schutzlos und vorerst keine Bedrohung für diese Angelegenheit, die er hier noch zu erledigen hatte. Nur verstanden sie nicht, dass ihre Rolle eine völlig andere war. Verus brauchte Sicherheiten und Informationen, die sie mitunter geben konnten. Als Zeugen taugten die beiden ohnehin nicht, da beide leicht durch ungezielte Fragen zu verunsichern waren und man Sklaven ohne Folter in dieser Region sowieso nichts glaubte, sofern keine Beweise für ihre Aussagen sprachen. Ihre Position war also gänzlich ausgeliefert aber das konnte sie nicht sehen, denn ohne Wunsch hatte sie Claudius Menecrates in eine reale Hölle geschickt, die nun auch Gestalt in rauchigen Schwaden und brennendem Feuer annahm. Das Feuer breitete sich aus und erfasste bereits ein Getreidelager, unweit der kleinen Traube um Tiberius Verus. Dieser Sklave, wohl Charislaus genannt, hatte wohl Veirrungen. Sein Name war bis jetzt nicht genannt worden. Verus konnte sich nicht daran erinnern und wertete dessen Ausruf als spontane und panische Verirrung im Angesicht eines Gegners. Viele Menschen versuchten durch falsche Behauptung von sich abzulenken oder Verwirrung zu erzeugen, um sich selbst zu schützen; manchmal auch um etwas Handlungsmacht zu illusionieren.
"Charislaus," wiederholte Verus und machte sich gedanklich eine Notiz. Scheinbar mochte dieser Linos diesen Charislaus sehr, was man durchaus für sich nutzen konnte. Freunde gegeneinander auszuspielen, war eine leichte Übung für einen Speculator, wie Verus einer war. Noch ein paar weitere Fragen, die man gegen sie richtete und ein paar Drohungen, und schon arbeiteten sie gegeneinander für seine Sache. Man musste sie nur trennen und unabhängig behandeln, um sie dann später wieder unter geheimer Beobachtung zusammen zu führen. Viele waren so im Kerker der Prätorianer zusammengebrochen und hatten das Vertrauen von Freunden verraten, nur um der drückenden Angst und dem Horror des Trecenarius zu entkommen. Das Geheimnis lag ja nicht allein in der Anwendung der Gewalt, sondern in der Furcht vor ihrer Anwendung, dem unbekannten Schrecken, der noch kommen kann und mit jeder kalten Frage und dem nicht ausgesprochenen Horror dahinter, wurde die Furcht immer größer und mit ihr das Gift und der Drang zum Verrat am Freund. Verus wusste, dass Charislaus oder Linos zusammenbrechen würden; insbesondere der vorlaute und selbstgerechte Stolz des Linos waren Tore für Verrat, denn seine Moral war das Gewicht an seinem Hals. "Charislaus," sagte Verus mit dunkler Stimme, als er den Dolch zurückzog. "Magst du uns zum Schiff führen? Ich denke, dass es hier bald ungemütlich heiß wird." Verus deutete hinter sich zum brennenden Getreidelager, was bereits Funken und Glut schlug. "Wenn ihr beide unsere Weisungen und Wünsche ohne weiteres Murren ausführt, garantiere ich für euer Leben," meinte Verus zumindest halbwahr. Garantieren konnte er nie etwas aber er würde sie nicht ohne Grund töten. Doch die Lüge war Gewohnheit für einen Trecenarius, so dass er es einfach so sagte und nicht einmal merkte, dass er eigentlich log.
„Sicher habe ich verstanden was dein Beweggrund ist. Du möchtest uns einschüchtern, weil wir deine Mordtat beobachteten. Durch mich hast du erfahren, wie du eventuell eine günstige Gelegenheit für eine Rückreise nach Rom erhältst. In dem du uns Angst einflößt, möchtest du uns zur Mitarbeit zwingen. Wirst dich am Ende aber unserer entledigen.“ Dies kam jetzt doch unwillig von mir. Hielt der uns wirklich für so einfältig. Sein Ärger kam nur daher weil ich einfach nicht aufhörte zu reden.
Inzwischen war ich gefesselt, bevor der Knebel eingeschoben wurde, stieß ich ein wütendes „Malakka“ aus.
Bestimmt war dieser, für mich so untypische Fluch, dem Einfluss der Heimatnähe zu verdanken.Während man mich so Mundtot gemacht hatte, wurde der arme Chari dazu gebracht ihnen den Weg zum Schiff bereitwillig zu zeigen. Ich war froh, dass man ihm keine Schmerzen bereitet hatte und hoffte, dass es auch so blieb. Wovon ich aber nicht überzeugt war.
Was sollte ich nun machen, einfach weigern zu gehen? Die Kerlen zögerten dann aber bestimmt nicht, wie befohlen, mir den rechten Arm zu brechen, um mich zu zwingen. Scheinbar fürchteten sie auch nicht, dass einer von der Bevölkerung gegen ihr Tun einschritt. Sie wusste ja, die Menschen in der Umgebung waren verständlicherweise zu sehr mit der Flucht vor dem Feuer beschäftigt.
Im Geiste begann ich langsam Abschied von meinem Herrn zu nehmen. Mir kam gar nicht in den Sinn darüber nach zudenken, was wäre gewesen, wenn. Wenn ich die Flucht aus Tolosa genutzt hätte um nach Kreta zu gelangen. Wenn ich hier das nächste Handelsschiff zur Flucht in die Heimat genutzt hätte. Nein mit Wehmut dachte ich an Menecrates, wie sehr er sich in seinen Freund getäuscht hatte. Dieser Verus würde bestimmt nicht dulden, dass wir dem Claudier, von seinen Taten berichteten.
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Meine Enttäuschung über diesen angeblichen Prätorianer wuchs. Trotzig kam meine Antwort, auf seine Frage *"Spreche ich etwa nicht Latein?"*, kam von mir „Sicher, so gut wie ich Griechisch“. Bald schon verließ mich
erneut mein Mut, es tauchten noch weitere von seiner Sorte auf. Hatte der etwa eine ganze Cohorte hier um sich versammelt. Wie feinsinnig, einer redete ihn mit Magister an. Natürlich fühlten sie sich stark uns gegenüber. Nicht nur weil sie in der Überzahl waren, nein sie waren uns, jeder Einzelne von ihnen, rein körperlich überlegen. Auch wenn ich viel redete, hörte ich zu, auch auf die Untertöne. Hatte ich das jetzt richtig verstanden? Nicht nur vom hören her, nein auch den Sinn. Die jetzt angekommen waren, hatten die Stadt in Brand gesteckt um ihre Spuren zu verwischen. Was hatten sie den für ein Unheil in Themiskyra angerichtet, damit sie damit sie ihre Spuren vernichteten mussten und so rechtfertigen konnten? Nichts, rein gar nichts, konnte solch eine Tat entschuldigen. Abermals konnte ich meine Gedanken einfach nicht für mich behalten. „Ihr alle solltet weniger auf Muskeln und mehr auf Gehirn setzen. So eine Tat wird untersucht werden, es wir immer mindestens einer da sein der etwas gesehen hat und vielleicht sogar bezeugen kann.“Wie als Ansage kam schon fast gleichzeitig von diesem Magister, *"Fessele diesen da und verpasse ihm einen Knebel. Wenn er sich wehrt, breche ihm einen Arm, dass dürfte ihn besser führbar machen."* „Nicht nötig, ich gehe auch so mit. Ihr wisst, ich bin gegen jede Gewalt. Nur nochmals meine Bitte last meinen Freund in Ruhe“. Natürlich war mein Gerede sinnlos. Der Gürtel erschien und ich wusste, das war mein letzter Gang. „Wie willst du unser verschwinden jemals vor Claudius Menecrates rechtfertigen?“ War das jetzt meine letzte Waffe um ihn zum Umdenken zu bringen, gar zum Einhalt zu bewegen? Ich glaubte es nicht mehr. Langsam verließ mich meine Hoffnung.
Lügen war nicht meine Sache, fast schon hätte ich Chari geraten, verschweig deinen Namen, nenne eine falschen. Danach würde ich nochmals zu sterben, weil er mich bei einer Aufforderung zum Lügen erwischte, fürchtete ich nicht, es würde aber auch meinem Freund schaden.
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„Ist gut Cari, bitte lass mich nur einen Augenblick an dich lehnen. Wenn es dir möglich ist lauf weg, nimm keine Rücksicht auf mich, vielleicht kannst du Hilfe holen.“ Mühsam hatte ich es meinem Freund zu geflüstert. Seufzend rieb ich mir den Nacken, das zog von den Haarspitzen bis zu den Zehen. Zuerst hatte ich gedacht, ich könnte mich gar nicht mehr bewegen, dann kam langsam der Schmerz. Wie aus der Ferne hörte ich die Worte des Kistenmannes. Trotz allem hegte ich die Hoffnung, dessen Gesinnung hätte sich geändert, er wolle uns helfen. Doch wie zu erwarten, der Tiberier wurde richtig wütend auf ihn. Wenn das so weiter ging würde gleich hier auf der Stelle einer von uns umgebracht. Der trieb sich selber an und brachte sich auf diese Art zu einer kalten Wut. Ganz so als ob er die Menschheit hassen würde. Ob er einem seltsamen Orden, Kult oder einer sonstigen dunklen Gemeinschaft angehörte? Ich versuchte mich zu erinnern, was waren noch mal die finsteren Götter der Römer? Richtig, Orcus und Pluto, es konnten aber auch die Totengeister die Manen, Larven und Lemuren, an die sie glaubten, von ihm Besitz ergriffen haben. Wenn ja, dann würde ich auch anfangen daran zu glauben.
*Treue ohne Gehorsamkeit und Kontrolle ist wertlos*, hörte ich. Was redete der da, was wusste der schon? In den Augen meines Herrn, war ich ungehorsam gewesen und stand trotzdem treu zu ihm. Eine Ladung Staub landete in meinem Gesicht, dieses mal spuckte ich aus, mit der Hoffnung es würde auf seine Füße landen. Langsam brachte der eine Seite in mir hoch, die ich bis jetzt niemals in mir vermutet hatte. Wann hätte ich jemals einem vor die Füße gespuckt? Nicht genug damit er trat in unsere Richtung, wir konnten froh sein, das dieser Tritt uns nicht getroffen hatte.
Ruckartig riss ich meinen Kopf hoch, was einen unglaublichen Schmerz in meinem Kopf hervorrief. Es war das, was vom Meuchler gesagt wurde. *"Du! Pack diesen da,"* „NEIN“ kam es schrill von mir. „Lasst ihn. Mach mit mir was du willst“, das würde er sowieso machen. „Aber BITTE lasst meinen Freund einfach hier. Er wird keinem Menschen etwas sagen, aber bitte lasst ihn einfach hier."
Brandgeruch stieg mir in die Nase. Schwerfällig erhob ich mich, ein Blick genügte, gerne hätte ich mich wieder in eine sitzende Position begeben, denn ein Dolch blitzte in seiner Hand auf. Gelassen, wie ich meinte fast hämisch, kam aus seinem Mund: *Dann wollen wir mal,* Wie war das bei den Christen?, fragte ich mich. Die glaubten nicht an die Unterwelt, bei ihnen kam das Böse aus der - und ging in die Hölle, einem Ort ewiger Verdammnis. Der Fürst dieses Reiches war, Luzifer, der gefallene Erzengel, kurz Teufel genannt. Der hier war bestimmt aus dem Höllenschlund entkommen. Warum riefen oder holten sie ihn nicht zu diesem Ort zurück?
Noch immer spürte ich den Staub zwischen den Zähnen und im Mund, der Brandgeruch wurde stärker. Rauch waberte ebenso in unsere Richtung. Es schien sich um ein größeres Feuer zu handeln.
Plötzlich war die Umgebung mit, sich auf der Flucht vor dem Feuer, befindenden Menschen bevölkert. Sie rannten in Panik unkontrolliert herum. Vielleicht hatten wir Glück kamen in solch ein Gedränge, so dass Chari in dem Menschenstrom unbemerkt verschwinden konnte. -
Seinen Namen durfte ich wohl nicht aussprechen, dachte ich leicht keuchend. Der Faustschlag hatte mich zum Glück nur leicht erwischt, da ich noch rechtzeitig ein wenig zurückweichen konnte, doch so leicht war das nicht mit Chari an meinem Arm. Dabei war ich so dankbar, dass der Kistenmann sich noch nicht gerührt hatte. Der stand nur da und hörte uns interessiert zu. Hatte der den Auftrag seines neuen Herrn oder was
immer der jetzt für in war, nicht gehört?Es blieb mir aber keine Zeit über diesen länger zu denken denn schon ging es weiter. Ich konnte es nicht fassen was Tiberier gerade sagte. Dabei hatte Chari doch versucht ihm klar zu machen, dass er Chari nicht
wirklich etwas mit der Suche zu tun hatte. Das stimmte doch auch, alles war wirklich meine Schuld. Ich war egoistisch und hatte mir eine Begleitung für die Reise gewünscht. Nun wäre es meine Schuld wenn ihm etwas geschehen würde, dass ging eindeutig zu weit. Das war kein wirklicher Tiberier da vor mir. Im Grunde glaubt ich nicht an böse Geister, Dämonen und so einen Kram, doch der war wirklich besessen. Er war nicht mehr er selber. „Ich lüge nicht und ich lüge nie! Geh doch einfach hin, den Namen des Schiffes habe ich dir genannt, lesen kannst du bestimmt oder du fragst den Kapitän Pitholaus Plato ist sein Name.“
Trotz allem Ärger hier, freute ich mich schon fast auf das Zusammentreffen von den Beiden. „Uns brauchst du dafür nicht. Nimm das Schiff und segle los. Wir kommen schon irgendwie nach Rom zurück. Warum soll mein Freund sterben, wenn ich lüge. Nur weil er zufällig in meiner Gesellschaft ist? Davon hast du nichts. Das wäre doch dann das, was mir zusteht. Doch gib zu, du willst uns umbringen und suchst jetzt einfach einen Grund, um es uns plausibel zu machen. Du bist böse, von Grund auf nur böse.“Ich musste es einfach loswerden, auch wenn es bestimmt ein riesiger Fehler war. So wie der veranlagt war, würde er mich sofort umbringen.
Dann geschah das, was ich unbedingt verhindern wollte und musste. Der Kamerad dieses Meuchelmörder
erfüllte seinen Auftrag. Schnell drehte ich mich heftig, damit Chari mitgerissen wurde, bekam dabei den Handkantenschlag, in leicht abgeminderter Wucht, in meinem Nacken zu spüren, torkelte nach vorne, konnte mich nicht mehr halten und landete auf meinen Knien. Chari wurde mitgerissen Ich aber musste erst mal selber zu Atem kommen, rieb mir den schmerzhaften Nacken, danach würde ich feststellen wie es meinem Freund ging. -
[....] "Der Praefectus Urbi. Ein schöner römischer Begriff. Ein schöner Amtstitel. Du hast es gut gelernt, Sklave," erklärte Verus und spuckte vor Linos in den Sand, da dieser fürchterliche Geschmack wieder anwesend war. Er schmeckte Schwefel und Salz. "Lass' uns ein Spiel spielen," erhob Verus seine Stimme. "Nenne mir den Namen des Praefectus und seine besonderen Eigenheiten und ich lasse dich leben, wenn ich dir glaube und du darfst uns dann mit zu diesem Schiff nehmen, weil ich gerne sehen würde, warum du wirklich hier bist." [....]
Es war ein seltsames Gefühl das mich ergriff, wie eine eiserne Hand versuchte sie mein Inneres zu umklammern. Ich spürte das etwas böses, von dem Mann da vor mir, Besitz ergreifen wollte oder sogar
schon ergriffen hatte. Ich hatte jetzt wirklich Probleme damit Menecrates zu verstehen, denn ich hatte plötzlich keinen Zweifel mehr, er war den wir suchten.
Mein Herr, von dem ich bis zu dem Augenblick hier vermutet hatte, die Menschen gut zu durchschauen, betrachtete diesen Mann da, als seinen Freund. Er vermisste ihn schmerzlich. Wie er sagte brauchte er ihn, er vertraute ihm, brauchte seinen Rat seine moralische Unterstützung. Was war also mit diesem da geschehen?
Ich glaubte nicht mehr daran, dass der da im Auftrag des Kaisers unterwegs war. Er verfolgte, von einer bösartigen Unrast getrieben, eigene Ziele. Zweifel regten sich in mir, ob er uns, selbst wenn er es uns versprach am Leben lies. Auf jeden Fall musste ich es schaffen, dass sie Chari in Ruhe ließen. Was sagte er, ich würde prahlen, womit denn? Was hatte ich denn, außer dem Vertrauen meines Herrn? Ich musste reden,
anderes konnte wieso nicht machen.„Ich will dir sagen warum ich meinem Herrn, Herius Claudius Menecrates, so willig gehorchte. Obwohl gehorchen kann man das eigentlich nicht nennen. Er befahl mir nicht die Reise mit der Suche anzutreten. Er
bot es mir an, weil er es mir zutraute und Hoffnung in mich setzte. Wir haben schon ein eigenwilliges Verhältnis. Wenn du der Gesuchte bist, warst du bestimmt oft in der Villa Claudia, dort bist du mir
aber nicht begegnet. Der Grund ist einfach, zu der Zeit war ich verschleppt in Tolosa, von dort gelang mir die Flucht und bin erst kurz wieder in Rom. Einfach so, weil es in der Natur der Sklaven liegt bin ich nicht geflohen, nein, ich hatte Heimweh nach der Villa Claudia, nach dem Claudier. Einst musste ich mit ihm nach Germanien gehen, er schickte Marco, ein anderer Sklave und mich nach Rom, in Familienangelegenheiten. Wir waren auf dem Rückweg, als es geschah, was auch immer. Unversehens erwachte ich in Ketten auf dem Weg nach Tolosa. Lange Zeit war ich dort. Du wirst jetzt fragen warum ich nicht die Gelegenheit nutzte und irgendwo untertauchte. Ja das hätte ich machen können. Ich hätte mich weiter zu meiner Heimat Kreta durchschlagen können. Als Sohn eines reichen Händlers wäre das dann kein Problem gewesen mich dort zu verstecken. Einst in Germanien hatte ich dem Claudier mein Wort gegeben, nur das hatte er verlangt, als er mich eigentlich hätte schwer bestrafen müssen. Mein Wort niemals zu fliehen und ich halte mein Wort, genauso wie meine inneren Vorsätze. Von diesen Vorsätzen zeugen die Narben, in Form eines römischen Adlers auf meinem Rücken. Diese verpasste mir ein Offizier, der mich auspeitschen ließ, weil ich mich weigerte eine Waffe anzufassen.“Meine Kehle fühlte sich kratzig an, was hätte ich jetzt nicht für einen Becher, des kühlen erfrischenden Quellwasser der Villa Claudia gegeben. Mit einem Schluck abgestanden Wasser wäre ich aber auch schon zufrieden gewesen. So blieb mir nur ein ausgiebiges Räuspern, nur auszuspucken wagte ich jetzt doch nicht. Was konnte ich noch sagen, ah richtig Eigenheiten von Menecrates.
„Du fragst nach Eigenheiten des Suchenden. Er trinkt, ich glaube fast immer, nur Wasser pur. Er lässt sich nicht mit einer Sänfte durch die Gegend tragen, er geht, eher ist es oft ein Laufen. Wie oft schmerzten meine Füße, als ich in als Scriba, mit ihm durch Rom rennen musste. Sein Schiff die Impetus liegt im Hafen.“
Jetzt hoffte ich er wüsste das dieses Schiff dem Claudier gehörte. „ Aulus Tiberius Verus, er wartet sehnsüchtig auf deine Rückkehr.“
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„Das mit dem Blutbad glaube ich dir ungesehen. Befriedigt dich das so, dass du damit auch noch prahlst?“ Diese Worte waren schon raus ehe ich sie zu Ende gedacht hatte. Ich musste aber was tun, er konnte
doch nicht Chari umbringen, der mit all dem nichts zu tun hatte. Er war nur meinen Verlockungen erlegen, um sich einen Wunsch zu erfüllen. Er wollte Reisen. Mit den Schiff unterwegs sein, reiten, fremde Länder und Menschen kennen lernen. Vielleicht auch nur mich begleiten. Ich war so froh ihn bei mir zu haben und nun das. Gegen brutale Gewalt konnte ich nicht ankommen, nicht nur weil ich keine Waffe hatte und auch keine haben wollte, da ich gegen sie war, nein ich war ihm auch rein körperlich unterlegen.„Du kannst es dir bestimmt denken, ich bin ein Sklave, dem Herr großes Vertrauen schenkt, bestimmt lässt er nach mir suchen wenn wir nicht zurückkommen, mein freund und ich. Nicht weil er denkt ich wäre geflohen, nein er weiß dann mir ist etwas geschehen. Ja, nun wie soll ich dir das beweisen? Vielleicht indem ich dir erzähle, dass er uns extra, für die Suche sein Schiff zur Verfügung stellte. Es liegt noch im Hafen, wir können sofort los segeln. Oder reicht dir die Auskunft, er ist Senator und nach dem Kaiser, die höchste Persönlichkeit in Rom. Wie nennt er sich noch mal? SU? Chari wie heißt es?... Achja richtig PU oder ehm...richtig Praefectus Urbi. Entschuldige bitte mit dem Militär habe ich es nicht so und die Aufregung. Du verstehst? Ich nenne ihn ja auch immer nur Dominus.“
Natürlich hatte ich in eben dieser Aufregung das Wichtigste vergessen, den Namen meines Herrn zu nennen. Oder war da mein Unterbewusstsein am Werk und wollte uns dadurch eine Frist geben? Ihm da, dem Messermann, Bedenkzeit geben? -
Erleichtert spürte ich, wie sich Charislaus schmerzhafter Griff an meinem Arm lockerte, dennoch vermisste ich ihn, denn so wusste ich genau, ich war nicht alleine. Zum Weglaufen, bestimmt wäre dies auch zwecklos gewesen, fehlte mir der Mut. Doch da war noch etwas was mich da hielt. Noch wusste ich es nicht genau. Da hörte ich Charis furchtsames, bittendes leise, Stottern. Das war, was in mir die Wut hoch kommen lies und damit bestimmt alle ratsame Vorsicht.
„Hör zu mein Freund“, wie albern von mir, den Kerl als Freund zu bezeichnen. „Als erstes steckst du, nein,
am besten wirfst du, das Messer weg. Dann sagst du uns wie deine Name lautet und wie wir dir helfen können. Bestimmt, auch wenn ich überhaupt nicht danach aussehe, aber dir ist wohl auch bekannt, man soll nicht immer nach dem Aussehen gehen, kann ich etwas für dich tun. Du musst es nur sagen. Ich muss dir aber auch nicht sagen, dass was du eben gemacht hast, nicht richtig ist. Was war denn der Grund? Bestimmt ist das nicht das womit du dir dein Brot verdienst. Und der da“, damit zeigte ich mit einer Kopfbewegung auf dem Mann von hinter den Kisten, „der will bestimmt auch nur helfen. Oder?“ Kurz ruckte mein Kopf zu dem Kistenmann, bevor ich dem Messermann weiter im Auge behielt. „So ein Blutbad willst du gar nicht anrichten.“
Dann kam mir eine ganz verrückte Idee. „Sag mal“, begann ich trotz Charis Hand und meinem wahnsinnigem
Herzklopfen, „mir scheint du kennst dich hier gut aus. Wir, mein Freund und ich, wir suchen nämlich jemanden. Dummerweise habe ich ihn noch nie gesehen und würde ihn also auch nicht erkennen wenn er
vor uns stände. Das gute daran ist, der für den wir ihn suchen, kann dir auch vielleicht weiterhelfen, denn sein Einfluss in Rom ist recht groß.“Fast hätte ich mir, vor Erleichterung, meine vorwitzige Haarsträhne von der Stirn gepustet. Rechtzeitig hielt ich mich zurück, der Kerl sollte nicht an meinen Mut zweifeln, auch wenn ich ihn nur mit meinem Geplapper
vortäuschte. -
Bei dem Gerenne und Gepoltere war ich umgefahren und schon kam einer auf mich zu gerannt. Ich spürte Charis Hand sich an meinem Arm sich klammerte und dann... und dann,... dann kam der Flüchtende auch noch auf mich zu. ....Was tat der? Der packte wirklich meine Schulter, stammelte etwas von wem der kommen würde. Ehe ich wirklich verstand was er meinte und den Mund auf bekam, tauchten die beiden anderen auf. Vorweg einer mit einem Messer. Das entdeckte ich erst, als es fast schon zu spät war.
Er hatte das Messer benutzt. Nein, nein, das darfst du nicht, wollte ich noch rufen. Ich wollte nicht das getötet wurde. Es war zu spät.
Waren wir nun dran? Charislaus und ich? Charis zittern spürte ich, doch ich war nicht fähig ihm etwas tröstendes zu sagen. Ich war Schuld das er nun sein Leben verlieren würde. Nicht fähig den Kopf zu schütteln oder die Worte des Messerstechers irgendwie zu bestätigen, sah ich ihn nur an. Warum hatte er das nur gemacht? Er würde nicht scheuen es nochmal zu machen. Nimm mich, lass Chari laufen, wollte ich sagen, aber es ging nicht. Ich der ewig quasselnde war nicht fähig zu sprechen.Oh Menecrates wenn du wüsstest wo unsere Suche endet, dachte ich.
Entgeistert starrte ich dann in Richtung der Kistenstapel. Das war also der, den ich für einen Bruchteil gesehen hatte. Zu wem gehörte der nun wieder?
Nein hier war es mir eindeutig zu unheimlich. Wir sollten zurück auf’s Schiff und eine andere Stadt aufsuchen, wenn wir dem Ganzen mit heiler Haut entkamen.
Wem nun wollte der helfen? Uns oder lieber den anderen? Wollte er Lohn für seine Hilfe? Ob er sich bewusst war, wenn er uns helfen würde, stände er ganz alleine da. Wir beide würden ihm bestimmt keine Hilfe sein und Waffen trugen wir schon gar nicht.
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„Natürlich nach der Zimmersuche kommt gleich das Wichtigste, Eeessen“. Gut gelaunt hatte ich das Essen lang hingezogen, es sollte die Wichtigkeit betonen.
„Ich hoffe in der Innenstadt gibt es einen vernünftigen Markt mit guten und freundlichen Händlern.“ Bei uns auf Kreta war das wenigstens so, oder war es so, weil mein Vater auch ein Händler war. Das hier war jedenfalls eine typische Hafenstadt und man musste auf alles gefasst sein. Schon schaute ich mich aufmerksam um, man konnte ja nie wissen. Außerdem hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden. Auf meiner langen Flucht von Tolosa nach Rom hatte ich ein Gespür dafür bekommen.
„Sag mal“, wandte ich mich an Chari, „hast du das auch, so ein merkwürdiges Gefühl? Mir ist als ob wir beobachtet würden.“ Ich hielt inne, tat so als ob ich eine Pause brauchte, wischte mir umständlich und ausgiebig den Schweiß von der Stirn, dabei nutzte ich diese Zeit um mich genauestens umzuschauen.
Im Augenwinkel zur Rechten, war mir als ob da etwas hinter einem der Stapel Kisten gehuscht wäre. „Da rechts hinter den Kisten sitzt einer“, raunte ich Charislaus zu.
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RE: [Schiff] Impetus Gut gelaunt, mit geschultertem Gepäck ging es los. „Am besten suchen wir uns eine Taberna nicht gerade im Hafengebiet, mehr in der Innenstadt. Zuviel seltsames Volk lungert hier herum oder was denkst du?“ Natürlich ahnte Charislaus auch von den gefahren solch einer Gegend. Plötzlich begann ich zu kichern. „Merkst du es auch? Die Beine haben noch den Seegang, an den Landgang müssen sie sich erst wieder gewöhnen. Ist schon ein eigenartiges Gefühl nach längerer Zeit auf See.“
Aufmerksam betrachtete ich unsere Umgebung. Zum Glück waren in der Mittagszeit angekommen, am Abend wäre mir schon etwas mulmig geworden. Jetzt hatte ich ich schon einige Häfen gesehen, doch hier fühlte ich mich trotz der Nähe an Griechenland nicht so ganz wohl. Die Menschen wirkten fremdartiger, obwohl das Blödsinn war. Wo war denn der Schmelztiegel der Welt, in Rom natürlich.
Aber wie das so ist, im Hafen trifft man auf die seltsamsten Gestalten. Händler, Seeleute, Lupas, Spielern und die Vielzahl von Arbeitern, Packern und Schleppern. Ich mochte nicht wissen was hier an Diebesgesindel und sonstigem finsteren Gestalten hier so herumschwirrte.
Nur gut, das ich alles wichtige fest an meinem Körper trug und gerade wohlhabend wirkten wir auch nicht. Den Sklaven sah man uns bestimmt an, was meist auch ein guter Schutz sein konnte.
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Ich konnte nur zustimmend nicken und stellte wieder einmal fest, Charislaus gehörte zu den Menschen, die in jedem nur das gute sahen. Seltsam überlegte ich, eigentlich ich auch, wieso bei ihm nicht.
Meine Einstellung zu ihm musste ich wohl überdenken. Doch nun beginnt das große Spiel. Die Aufgabe war ernst und ich nahm sie auch ernst, dennoch es war wie ein Rätselspiel. Nachforschungen anstellen, Spuren aufnehmen und verfolgen. So etwas lenkte mich hoffentlich von meinem Heimweh ab, denn daran litt ich zur Zeit ganz bestimmt.Eilig schulterte ich ebenfalls mein Gepäck. „Du hast Recht und ich streite nicht ab, dass er immer ein guter Schiffsführer war, sonst würde mein Dominus ihn auch nicht im Dienst behalten. Zuerst besorgen wir uns ein
Unterkunft und dann etwas warmes zum anziehen. Vielleicht bekommen wir dabei schon ein paar Hinweise.“Wichtig war dabei der Name des gesuchten, Aulus Tiberius Verus. So viele Tiberier liefen bestimmt nicht in Cappadocia herum, es sei denn, nun wen das der Fall war, wurde es wirklich schwierig.
Es sei denn, er hatte wegen seines eventuellen Auftrages oder weil er sich verbergen wollte, einen anderen Namen angenommen. -
„So ein Anlegen in einem fremden Hafen ist schon sehr interessant“, meinte ich zu Chari. „Aber nicht nur da, generell“, ergänzte ich. „Jetzt ist Schluss mit dem faulenzen, nun heißt es wieder die Füße benutzen und das wird mein größtes Problem sein. Habe ich dir schon erzählt, dass ich schon immer mit Fußschmerzen geplagt
wurde? Von Anfang an in Rom.“ Abrupt war mein Reden zu Ende. Die bissige Stimme des Alten ertönte. Der schmiss uns quasi von Bord und bezeichnete unser Gepäck als Dreck. „Hörst du seine höfliche und freundliche Aufforderung?“ Das konnte ich mir nicht verkneifen, da mein Freund ja wie es mir schien gut mit dem Kapitän auskam. -
Ein wenig erschrak ich doch, als ich da plötzlich die Stimme meines Freundes so nahe bei mir hörte.
„Träume mein Freund, Träume von zu Hause und meiner Familie. Je näher ich der Heimat komme, um so
heftiger sind sie. Besonders der Letzte, doch ich möchte diesen Traum nicht erzählen. Zu beunruhigend
ist er gewesen, wenn du verstehst.“Dankbar zog ich die Schultern hoch, zog mich in die Decke zurück und spürte wohlige Wärme in mir hochsteigen. „Ob wir nahe bei Kreta sind?“ Leise sprach ich es vor mir hin, doch es klang gleichzeitig , wie ich fand, wie ein Wunsch.
Nein ich hatte mein Wort gegeben, damals vor langer Zeit und Linos brach nicht sein Wort. Ich hatte einen Auftrag zu erfüllen, dass alleine zählte.
„Ja lass uns zu unserer Ecke gehen und noch ein wenig schlafen. Vielleicht erfahren wir dann morgen, ob wir bald da sind.“
Sehnsüchtig warf ich noch einen letzten Blick zum Meer, ehe ich mich niederließ und fest gegen Charislaus drückte. Seine Nähe beruhigte mich langsam, ehe ich weg dämmerte.
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Natürlich nahm ich dankbar das dargebotene köstliche Brot von Chari. Wir redeten viel und erzählten uns einige Geschichten unseres Lebens. Die Zeit schien im Fluge zu vergehen. Die Dunkelheit brach dann ein
und wir nahmen schweigend mit dem Steuermann unser Mahl ein. Zu meiner Freude, wie schon auf meiner Fahrt mit Macro, war der alte Griesgram gezwungen auch uns beide mit zu versorgen.
Scheinbar hatten alle auf dem Schiff Redeverbot, denn keiner machte den Mund auf, wenn wir ihn ansprachen.
Für die Nächte versorgten wir uns mit Decken, die Gott sei's gedankt reichlich vorhanden waren, so das wir nicht froren. In den Nächten wachte ich immer wieder auf, von Träumen aus dem Leben der Vergangenheit geplagt. Seltsamerweise waren es meist Träume aus meiner Kindheit, die ich schon Jahre nicht mehr hatte. Oft stand ich dann auf, suchte den Himmel ab nach den Sternen die ich schon früher gerne betrachte hatte.
Wieder einmal war ich aufgewacht, in der Gewissheit ich läge im Bett meines Elternhauses. Ein Sklave war gerade eingetreten und hatte mir mitgeteilt, meine Mutter wäre verstorben. Ich spürte die Tränen über meine Wangen laufen, als ich darüber wischte, stellte ich fest sie waren sehr feucht. Erschrocken hörte ich mein eigenes Schlurzen.
Um Charislaus, der dicht neben mir schlief, nicht zu wecken stand ich leise auf und glitt über das vom hellen Mondlicht beleuchte Deck zum Bug des Schiffes. Wie lange ich da schon stand wusste ich nicht. Den frischen Wind ignorierte ich. Selten in all den Jahren war der Wunsch meine Eltern zu sehen so groß gewesen. -
Ich prustete los, „Ganz schön dumm würde ich sagen. Mit einem kleinen Messerchen oder Messer verstehe ich es ja noch aber mit einem großen Messer, Dolch oder Schwert kann ich mir das aber nicht so leicht
vorstellen.Weißt du was mich interessieren würde?“, fuhr ich nachdenklich fort. „Ob dieser Fluch den Besitzer von Caelyn, so war nämlich der Name der Sklavin, getroffen hat. Sie hatte ihm Schmerzen gewünscht, Schmerzen von Kopf bis Fuß. Wenn das so einfach wäre könnte man auf diese Art und Weise Kriege
verhindern. Man droht dem gegnerischen Machthaber und schon schrickt der vor Schmerzen zurück und Schluss ist.“Schon war ich aufgesprungen, kaum das wir saßen. „Ich bin gleich zurück“, rief ich, als ich los spurtete. So war es dann auch, zurück kam ich mit einer Decke aus dem unteren Bereich und legte sie um Charislaus. „Besser so?, fragte ich. "An Land besorgen wir dir dann etwas wärmeres. Das geht ja gar nicht das mein Begleiter friert“.
Während ich mich neben Chari niederließ blickte ich ihn traurig an. "Das tut mir leid für dich, dass mit dem Griechen, meine ich. Mir erging es ähnlich, ehe eine Freundschaft enger wurde, änderten sich unsere Wege.“ Am schlimmsten war dabei der Gedanke an Corona und Phaeneas ein. Die guten Gespräche mit ihm und der rege Austausch unserer Gedanken. Gerade zu diesem Thema hatte er deutlich seine Meinung vertreten.
Zögerlich setzte ich zu der nächsten Frage an. „Zu Frauen hast du keinen wirklichen Zugang? Bei mir ist es so, das mich das Geschlecht nicht interessiert. Für mich ist einzig alleine der Mensch dahinter wichtig.“
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"Ob mein Herr etwas gegen Frauen hat, kann ich nicht sagen, schließlich ist er ja verheiratet und hat einige Kinder. Ich persönlich habe nichts gegen sie, genauso wenig wie gegen Männer“, lächelte ich Chari an. Er bestimmt auch nicht, dachte ich.
„Von Waffen führen hatte mein Herr nichts gesagt. Lass ,ich kurz überlegen.“ Nachdenklich fruchtete ich die Stirn, rieb mir aber dann darüber. Eine selten dumme Angewohnheit. dachte ich ärgerlich. „Nein es war nicht bei dem Gespräch nach der Flucht“, murmelte ich vor mir her. „Stimmt das weiß du ja nicht lächelte ich Chari an. Ja ich hatte in Germanien eine Sklavin kennen gelernt. Nicht so wie du jetzt vielleicht denkst. Es war eine Sklavin in großen Nöten. Sie wurde wohl von ihrem Herrn brutal misshandelt und immer wieder gegen ihren Willen genommen. Zunächst suchte ich mit ihr einen Tempel auf. Wir kauften Fluchtäfelchen, doch damit nicht genug. Sie war schwanger und wollte ihr Kind in Freiheit bekommen. So entschloss sie sich zu fliehen
und bat mich mit ihr zu kommen. Natürlich nicht zu den Barbaren sondern nach Westen, sondern nach Belgica. Wir schafften es, mehr schlecht als recht über die Berge und die Grenze. Unterwegs gebar sie das Kind, es war tot. Sie selber verstarb dann auch.
Auf dem Rückweg wurde ich gefangen. Mein Herr hatte mir Legionäre zur Sklavenjad los geschickt".
Mmh überlegte ich, gemütlich machen? Bei meinen Fahrten mit Macro saßen wir doch da hinten in der windgeschützten Ecke.
„Wenn wir auf offener See sind ist außer Wasser nichts zu sehen. Wir können uns dort drüben in der Ecke niederlassen, sie ist windgeschützt und nicht so schnell einsehbar.“
Mir war eine Frage in den Sinn gekommen: „Sag mal hast du eigentlich einen Freund oder eine gar Freundin?“ Letzteres bestimmt nicht dachte ich, nachdem war er vorhin über Frauen sagte.
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„Aber nein, schlagen wäre dem Senator nie in den Sinn gekommen. Ich habe auch nie davon gehört, dass er andere Sklaven geschlagen hat.“ Kauend schaute ich sinnierend auf das Wasser. Wir hatten uns inzwischen aus dem Hafenbereich entfernt und glitten hinaus auf die offene See.
„Wem in der Villa ab und an die Hand ausrutschte war die Tochter, ihrer Sklavin hatte manches bei ihr auszuhalten, wenn sie üble Laune und ihre sogenannten Kopfschmerzen hatte. Auch mir verpasste sie damals als der Claudier nach Germanien versetzt wurde eine schallende Backpfeife.“
Denn Rest meines Brotes schaute ich leicht wehmütig an ehe ich es auch in meinem Mund verschwinden ließ. „Apropos Germanien da bekam ich später dann meine erste Prügelstrafe. Mein Herr war über mich verärgert, weil ich zu langsam war aber mal wieder meinen vorlauten Mund, ein Leiden von mir“, grinste ich Chari an. Er schickte mich mit auf einen Übungsmarsch, der Legio. Das musst du dir vorstellen, mich armen
Fußkranken auf einen Marsch. Nun gut den Marsch habe ich überstanden aber weniger den Zorn des Centurio. Er hatte nämlich überhaupt kein Verständnis für meine Weigerung, eine Waffe zu berühren. Der Erfolg meiner Standhaften Weigerung war, er peitschte mich aus. So das die Peitschenhiebe die Form eines Adlers annahmen. Du siehst der Kerl hatte Fantasie. Ich aber auch meinen Stolz, ich habe zu keiner Zeit eine
Waffe angefasst. Schon immer war ich gegen Waffengewalt, außerdem lautete der Befehl meines Herrn nur marschieren. Wegen meiner Weigerung hat er mich auch nie direkt gerügt. Er weiß ich stehe egal was kommt zu meinem Wort. Aus diesem Grund floh ich auch unter anderem aus Tolosa, weil ich ihm versprochen hatte nie zu fliehen.Selber ein Herr? Ja nur indirekt, natürlich hatten meine Eltern Sklaven, doch die jüngeren waren meine Freunde. Einer wuchs wie ein Bruder mit mir auf, wurde mit mir unterrichtet und bewahrte mich vor manch
einem Unsinn. Jetzt habe ich genug geredet und schon Durst.“Es waren nur ein paar Schritte bis zum Wasserfass und ich ergriff die Kelle. Noch schmeckte das Wasser frisch, was sich aber bald ändern würde.
An der Reling gelehnt schaute ich Charislaus an und hörte ihm zu.