Beiträge von Neriman Seba

    "Und woher kommst du?" Lalas Neugier kannte keine Grenzen und von Zurückhaltung schien sie noch nie gehört zu haben. Das war wohl nur mit ihrem kindlichen Übermut zu erklären. Immerhin heiterte das Gespräch Neriman auf und mit einem Lächeln auf den Lippen verließ diese die Garküche für einen Moment durch die Hintertür, die in einen kleinen Garten führte. Dort wuchsen einige der einheimischen Kräuter, die sie für die Zubereitung der Speisen benötigte. Mit einem kleinen Messer schnitt sie einige Büschel, während sich drinnen die Unterhaltung fortsetzte.


    Die Frage nach den Namen beantwortete Lala bereitwillig. "Ich bin Lala und das... " Lala drehte sich um und wollte auf Neriman deuten, doch der Raum hinter ihr war leer. "Ähm.. meine Freundin heißt Neri." Zuerst hatte Lala ein mulmiges Gefühl, doch dann wurde ihr klar, dass diese nur im Garten sein konnte. Das war schließlich nichts ungewöhnliches. Und so entspannte sie sich wieder und setzte ihre Antwort fort. "Die Garküche ist ja nicht unsere. Wie lange es sie schon gibt, weiß ich nicht. Ich bin schon... " Lala zählte ihre Finger und zuckte dann mit den Schultern. "...eigentlich immer hier. Und Neri seit es anfing, kalt zu werden." Damit meinte sie wohl den Herbst. "Aber dich habe ich, glaube ich, noch nie bei uns gesehen. Vielleicht warst du in einer, die so ähnlich aussieht?" Garküchen gab es viele in Rom, da war sicher eine dabei, die dieser ähnlich war.

    Meine Lieben...


    Im Moment kann ich nicht so, wie ich gerne möchte und das Osterfest rollt unaufhaltsam auf mich zu ;)


    Ich melde mich erstmal über die Feiertage ab und hoffe, danach wieder voll und ganz hier zu sein.


    Allen ein schönes Osterfest und ruhige Feiertage :)

    Noch Wein.. hörte sie rufen und ihr Blick ging in die Richtung der dunklen Gesellen. Der dritte kam zurück. Siegessicher. Dieses Grinsen und das Verhalten der anderen beunruhigte Neriman noch mehr. Im starken Gegensatz dazu Varus warmes Lächeln. Lala´s Wesen belustigte ihn und das lenkte sie ein wenig ab. Nichtsdestotrotz musste sie ihrer Arbeit nachgehen und den Gästen den verlangten Wein bringen. Mit Krug und einem dritten Becher bewaffnet, ging sie um die Theke herum auf den Tisch zu, bekam dadurch nicht mehr mit, wie Varus ins stocken geriet.


    Lala hatte es wohl bemerkt. Auch, dass er Neriman mehr Beachtung zu schenken schien als ihr. "Das freut mich." Fieberhaft überlegte sie, wie sie seine Aufmerksamkeit wieder auf sich lenken könnte. Kennt ihr euch? wäre eine Frage gewesen, deren Antwort Lala brennend interessiert hätte. Das würde aber genau das Gegenteil bewirken. Da sie ihn noch nie hier in der Garküche gesehen hatte, war ihre Frage die naheliegendste, um ein Gespräch zu beginnen. "Bist du neu in der Stadt?"


    Neriman unterdessen platzierte den Becher vor dem neuen Gast, füllte alle auf und nickte den Dreien mit einem freundlichen Lächeln zu. Selbstbewußter, als sie sich fühlte, drehte sie sich um und ging mit erhobenem Kopf an ihren Arbeitsplatz zurück. Dort bekam sie Lala´s Frage gerade noch mit. Mit einem Schmunzeln stellte Neriman den Krug ab. Dabei blieb sie in der Nähe der beiden, ein wenig Neugier hatte noch nie geschadet. Die Blicke der unangenehmen Gäste entgingen ihr dabei nicht. Was sollte sie nur tun? Wenn man sie doch erkannt hatte? Wenn der eine gegangen war, um Herodorus bescheid zu geben? Vielleicht sollte sie weglaufen, unter einem Vorwand zum Markt? Ohne das gesparte Geld kam sie nicht weit. Massa einholen? Unmöglich. Es wimmelte von Menschen in den Gassen. Nein, sie musste zumindest bis zum Abend warten.


    Nachdem der Entschluss gefasst war, ging es ihr tatsächlich besser. Selbst als sie einen der Blicke einfing, hielt sie dem stand. Sollten sie ihm doch sagen, dass sie hier war. Er würde sie nicht kriegen, dessen war sie sich sicher. Vorerst.







    Sim-Off:

    Das hatte ich vermutet. Danke !

    Die Beiden arbeiteten nebeneinander her, ein jeder in seine Gedanken vertieft. Lala grübelte darüber, was mit Neriman los war, so dass sie sogar vergaß, sich um die Gäste zu kümmern. Neriman wurde immer unbehaglicher, wenn sie an die dunklen Gesellen dachte, die an einem der Tische saßen. Glücklicherweise wurden sie beide abgelenkt, als Varus zu ihnen kam. Alles in Ordnung? Neriman hätte fast gelacht und war doch den Tränen nahe. Anmerken lassen wollte sie sich jedoch nichts. Da fiel ihr plötzlich wieder ein, woher sie ihn kannte. Er wollte ihr schon einmal helfen. Ein kurzes Gespräch, wenn sie sich richtig erinnerte, dann kam dieser Grobian dazwischen. War es Schicksal, dass er hier war? Und er sorgte sich. Wenn sie ihm nur die Wahrheit sagen könnte. Es war keine gute Idee, deshalb nickte sie nur mit einem leichten Lächeln.


    Lala dagegen war kaum zu halten. "Danke, es ist wieder alles in Ordnung. Meine Freundin ist umgekippt, wahrscheinlich die Hitze hier am Feuer. Da wird mir auch manchmal ganz schummrig. Manchmal vergisst man, etwas zu essen oder zu trinken, da kann das schnell passieren. Aber du musst dir wirklich keine Sorgen machen." Dabei versuchte sie sich an einem verführerischen Lächeln, dass Neriman sich zusammenreißen musste, nicht loszulachen. Die Kleine war manchmal wirklich süß. Lala aber war noch nicht fertig. "Kann ich dir denn noch etwas bringen? Etwas Brot vielleicht? Oder Wein? Etwas Süßes?" Neriman legte ihr die Hand auf die Schulter, um sie ein wenig zu bremsen. Dem Gast schenkte sie derweil ein entschuldigendes Lächeln.

    Lala blickte verwundert. Die Bestellung war nur für zwei? Sicherheitshalber wiederholte sie es noch einmal, der Gast konnte sich schließlich vertan haben, oder sie falsch verstanden. Nachdem aber keine Einwände kamen, dankte sie und ging zu Neriman zurück. "Geht es wieder?" Lala drückte ihrer Freundin die Hand und war in großer Sorge. Es waren viele Fragen, die sie stellen wollte, doch es war nur die Bestellung der beiden, die sie schließlich weitergab. Leise flüsterte sie Neriman zu: "Die drei dort sind mir unheimlich, und nur zwei wollen etwas essen." Da stand der eine auf und ging. Auch Neriman war das nicht entgangen.


    Kannst du ihnen das Essen bringen? gab Neriman dem Mädchen mit ein paar kleinen Zeichen zu verstehen. Lala nickte und warf noch einen prüfenden Blick auf Nerimans Gesicht. Das Puder war an einigen Stellen verwischt, dazwischen zogen sich schwarze Spuren über die Wange bis zum Kinn. "Du siehts fürchterlich aus." Mit einem schiefen Grinsen nahm sie ihre Hand und zog sie in eine uneinsehbare Ecke. Dort wischte sie Neriman erst einmal die unschöne Farbe aus dem Gesicht, trug neuen Puder auf und zog die Augen mit schwarzer Farbe vorsichtig nach. "So, besser." nickte sie zufrieden, nachdem sie ihr Werk begutachtet hatte und räumte sämtliche Utensilien wieder weg.


    Die beiden gingen zurück an die Töpfe und Pfannen und Neriman schöpfte Puls auf zwei Teller. Lala goß den Wein ein und brachte ihn an den Tisch. "Erzählst du mir heute abend, was passiert ist?" war die erste Frage, als sie wieder zurück war, um die Teller zu holen. Natürlich wollte Neriman das tun und nickte ihr mit einem entschuldigenden Lächeln zu. Lala nahm die Teller und brachte auch diese an den Tisch der beiden zwielichtigen Gestalten. "Bittesehr, lasst es euch schmecken." Schneller als nötig ging sie wieder zurück. Das Gemüse war ihr die liebere Gesellschaft.


    Neriman war beunruhigt. Zwar kannte sie die beiden Männer nicht, auch den nicht, der wieder gegangen war, doch das musste nichts heißen. Sicherheitshalber zog sie das Tuch weiter ins Gesicht und drehte sich so, dass ihr Gesicht kaum zu sehen war. Unterdessen überlegte sie, wie sie am schnellsten hier herauskam, falls Herodorus oder einer seiner Männer hier auftauchen würde.

    Neriman - wie schön es war, ihren Namen aus seinem Mund zu hören, seine Stimme, überhaupt, dass er hier war. Es war so schwer zu ertragen, nicht mit ihm zu gehen und sehnlich erhoffte sie, er würde nicht auf sie hören. Doch als sie sich nach ihm umdrehte, war er weg. Ihr Blick fiel auf die Tafel, dort lag noch etwas. Neriman wischte sich die Hände an der Schürze ab und ging nachsehen. Fassungslos starrte sie auf das Amulett, das er zurückgelassen hatte. Der Anblick versetzte ihrer Hoffnung den Todesstoß. Wieso hatte er es zurückgegeben? Es war doch seins, es sollte ihn beschützen. Neriman hatte es nur für ihn gefertigt. Vorsichtig nahm sie es in ihre Hände. Er wollte selbst die Erinnerung an sie aus seinem Leben streichen. Tränen flossen nun unaufhaltsam und mischten schwarze Farbe mit weißem Puder. Der Boden unter ihren Füßen begann, sich aufzulösen...


    Lala starrte unterdessen fassungslos auf die Münzen in ihrer Hand. Das war viel zuviel. Und gegessen hatte er auch nichts. Sie wollte dem Mann hinterherrufen, doch der war schneller weg als ihre Überraschung anhielt. Gerade wollte sie anfangen, sich darüber zu freuen, als sie ein Rumpeln hörte. Es kam von der Theke. "Bitte entschuldige..." meinte Lala nur knapp zu Varus, dann lief sie schnell zu Neriman. Die lag am Boden und rührte sich nicht. "Neri? Was ist los? Wach auf." Lala kniete sich neben sie, schüttelte sie an den Schultern, strich ihr sanft über die verfärbte Wange. Panik lag in ihrer Stimme, die immer lauter wurde. "Wach doch bitte wieder auf. Neri!" Endlich öffneten sich die Augen, blickten verwirrt in ein ängstliches Gesicht. Fragend, was denn passiert war, bis sie sich wieder erinnerte. Das Amulett. Neriman richtete sich mit Lala`s Hilfe zum Sitzen auf. "Was ist passiert?" Lala war noch immer schockiert. Eine Antwort bekam sie nicht, Neriman schüttelte nur den Kopf und hielt das Amulett fest.


    In der Zwischenzeit hatten drei Männer das Lokal betreten. Lala stand auf und beäugte die zwielichtigen Gestalten skeptisch. Bedienen musste sie sie trotzdem, auch wenn ihr etwas unwohl dabei war. Bevor sie zu ihnen ging, bemerkte sie noch die Tafel und den seltsamen Griffel. Bevor beides in falsche Hände geriet, steckte sie es in die Tasche unter ihrer Schürze und setzte dann ihr gewohnt freundliches Lächeln auf. Am Tisch angekommen, sagte sie ihr Sprüchlein auf. "Salve, es freut mich, dass ihr zu uns gefunden habt. Was dürfen wir euch bringen? Wir haben puls mit Gemüse, Grünkohl mit Würstchen, Thunfisch und Gemüse und als Nachtisch Äpfel oder Aprikosen mit Honig." Während sie auf die Bestellung wartete, warf sie einen besorgten Blick zur Theke.


    Neriman hatte sich soweit wieder gefangen, dass sie aufstehen konnte. Immer noch hielt sie das Amulett in Händen. Auch, wenn sie ihn vertrieben hatte, er musste es wiederbekommen. Nur wie? Er würde sicher nicht noch einmal hierherkommen. Und die Stadt war groß. Dass er ihr seine Adresse hinterlassen hatte, wußte sie nicht. Seufzend strich sie über den Anhänger, ließ die Kette dann unter ihrer Schürze verschwinden. Sie hatte hier etwas zu tun. Energisch wischte sie sich das Farbgemisch von der Wange und rührte in den Töpfen, die schon zischend köchelten. Die Arbeit hier war wichtig, nachdenken konnte sie später.

    Ein dickes Entschuldigung an alle, die auf mich warten.


    Nach dem Besuch sämtlicher Viren, die gerade unterwegs sind, hat mich nun auch noch der schlimmste erwischt. Weihnachtsfieber ;)


    Ich wünsche allen ein ruhiges, besinnliches Weihnachtsfest und werde im neuen Jahr wieder voll da sein. Einen guten Rutsch dorthin wünsche ich euch natürlich auch :]



    :wink:

    Seine Berührung war kaum zu spüren, und doch zog sie sich bis in die Zehenspitzen. Seine Worte brachten sie vollends durcheinander. Diese Worte, in ihrer Sprache gesprochen, schienen so unwirklich hier in Rom. Neriman blickte auf die Hand, die sie hielt. Und dann stellte er eine Frage, die sie vor langer Zeit hätte hören wollen. Wieso jetzt? Was war heute anders? Oder damals? Verständnislos starrte sie ihn nur an und gleich darauf stellte er alles in Frage. Neriman aber spürte ein Zögern und er sah ängstlich aus. Als er dann das Amulett hervorzog, schossen ihr Tränen in die Augen. Unwillkürlich hob sie die Hand an ihre Brust, doch da war nichts mehr. Der Ring war verloren, sein Ring, nur die Sterne blieben ihr als Halt, als Erinnerung. Jeden Nacht, wenn alles schlief, suchte sie danach. Und nun stand er vor ihr und Neriman wußte nicht, ob sie ihm vertrauen konnte.


    Lala unterdessen übernahm die beiden Herren, die zahlen wollten. "Es freut mich, dass es geschmeckt hat und wir freuen uns natürlich immer über einen erneuten Besuch." Mit einem Lächeln zählte sie das Geld ab und bedankte sich für das Trinkgeld, welches sie gleich in ihrer Schürze verschwinden ließ. Seiner Begleitung schenkte sie ebenfalls ein freundliches Lächeln und wünschte den beiden noch einen schönen Tag. Inzwischen waren neue Gäste gekommen. Lala kümmerte sich darum, nahm die Bestellung auf und seufzte, denn Neriman war immer noch mit dem einen Gast beschäftigt, der aussah wie ein Römer, jedoch in einer seltsamen Sprache sprach. Die beiden schienen sich zu kennen. Hoffentlich nicht der Kerl, von dem Neriman erzählte, er würde sie suchen. Lala warf immer wieder einen prüfenden Blick auf die Situation, während sie nun das Essen zubereitete.


    Neriman hatte ihre Pflichten längst vergessen. In ihrem Gedankenkarussell tauchte Herodorus auf, wie er mit dem netten Mann auf dem Markt umgegangen war, der nur harmlos mit ihr geplaudert hatte. Kurz blickte sie zu Varus, er war wohlauf, doch das war ganz und gar nicht ihr Verdienst. Neriman wollte sich nicht vorstellen, was Herodorus tun würde, wenn er wüßte, dass Massa sie mitnehmen wollte. Er hatte seine Männer überall, es war Glück, dass noch keiner hier aufgetaucht war. Natürlich wollte sie mit ihm gehen, hätte ihn am liebsten nie mehr losgelassen, doch sie durfte ihn nicht in Gefahr bringen. Seine Hand - so wohlig warm. Traurig entzog sie ihm ihre. Neriman wagte nicht mehr, ihn anzusehen und schüttelte den Kopf. Dann holte sie ihre Tafel hervor. Was sollte sie schreiben? Ich kann nicht mit dir kommen? Das würde Fragen aufwerfen. Ich muss hierbleiben? Dafür galt das selbe. Neriman wollte ihn so gerne um Hilfe anflehen. Mit dem Griffel, den sie aus dem einen Büro mitgenommen hatte, ritzte sie schließlich vier einfache Worte in seiner Sprache in das Wachs - Ich möchte hier bleiben. Mit Mühe schluckte sie erneut die aufsteigenden Tränen herunter. Alles begann sich zu drehen, sie brauchte dringend frische Luft, nur konnte sie hier nicht weg. Neriman legte die Tafel auf die Theke, deutete auf Massa´s Nachspeise und ging zu ihrer Arbeit zurück, um vielleicht wieder klar denken zu können.


    Dass Neriman wieder beim Feuer war, nahm Lala zum Anlass, das Essen an den Tisch zu bringen. Nebenbei bemerkte sie noch den einsamen Mann, der alleine essen musste, während die Mahlzeit seines Tischnachbarn allmählich kalt wurde. Nachdem sie auf dem anderen Tisch alles abgestellt hatte, trat sie zu ihm. "Ist alles in Ordnung, benötigst du noch etwas?" Obwohl Lala noch nicht ganz im heiratsfähigen Alter war, wurden Männer allmählich interessant und er gefiel ihr. "Vielleicht noch etwas Wein?"

    Neriman richtete noch den Nachtisch an, stellte alles auf ein Tablett und hielt aprupt in der Bewegung inne, als sie ihren Namen hörte. Er hatte sie doch erkannt. Wenn er es konnte, würde es auch Herodorus. Die Hoffnung, von hier wegzukommen, schwand. Und Massa? Würde er ihr glauben, wenn sie so tat, als kannte sie den ausgesprochenen Namen nicht? Was sollte sie nur tun? Zeit, zu überlegen, blieb ihr keine. Das Essen musste an den Tisch, bevor es kalt wurde. Neriman nahm es auf und ging an Massa vorbei ohne ihn anzusehen. Völlig durcheinander wäre sie beinahe mit Lala zusammengestoßen, die gerade zurückkam. Im letzten Moment konnte sie das Tablett ausbalancieren und stellte es schließlich vorsichtig am Tisch ab. Die Speisen servierte sie dem schon wartenden Gurox und nickte ihm gezwungen lächelnd zu, bevor sie wieder zu Massa zurückkehrte.


    Dort angekommen, gab sie Lala zu verstehen, die aufgenommene Bestellung selbst herzurichten. Dann fügte sie sich in das Unvermeidliche. Einer Begegnung, die sie sich lange gewünscht hatte. Einer Hoffnung, die er selbst in Alexandria jäh zerstört hatte. Niemals wäre sie ihm freiwillig gegenübergetreten, nicht ohne den Ring, den er ihr in der Wüste anvertraut hatte und den sie zurücklassen musste. Ein kurzer Blick ging Richtung Tür, dann sah sie Massa offen an und nickte. Die Wärme seiner dunklen Augen, Hitze stieg rot in ihre Wangen. Nie war es ihr gelungen, ihn ganz zu vergessen.


    Lala tat derweil Nerimans Arbeit und beobachtete nebenbei das Geschehen, um notfalls eingreifen zu können. Das zubereitete Essen brachte sie an den Tisch der beiden Herren und servierte es Maro ebenso professionell wie Neriman es tun würde. "Einen guten Appetit wünsche ich." Dann ging sie lächelnd zurück. Gemüse schneiden, in Töpfen rühren und darauf achten, ob ein neuer Gast kam oder jemand bezahlen möchte. Das lag nun allein in ihrer Verantwortung. Notfalls konnte sie eine der anderen Mädchen aus dem Hinterzimmer dazuholen.

    Lala überbrachte die Bestellung an Neriman, die sich sofort an die Zubereitung machte. Diesesmal doch Kohl. Ein seltsames Gericht, welches Neriman erst hier in Rom zum ersten mal probieren durfte. Es schmeckte eigenartig, war sie doch anderes gewohnt, im Laufe der Zeit war es aber eines ihrer Lieblingsgerichte geworden. Lala tat zwischenzeitlich ihre eigene Arbeit und brachte das Bier an den Tisch. So allmählich kam sie ins Schwitzen. Richtig voll war es in der kleinen Garküche geworden. "Hier, bitteschön, zum Wohle." Das Bier wurde vorsichtig abgestellt, Servietten und Besteck abgelegt und dann der neue Gast am Tisch gemustert. "Salve, bitte entschuldige, dass es etwas gedauert hat. Es freut mich, dass du zu uns gefunden hast. Was dürfen wir dir bringen? Wir haben puls mit Gemüse, Grünkohl mit Würstchen, Thunfisch und Gemüse und als Nachtisch Äpfel oder Aprikosen mit Honig."


    Während Lala noch auf die Bestellung wartete, war Neriman schon fast mit dem Anrichten fertig. Als sie eine Stimme hinter sich hörte - seine Stimme, blieb ihr fast das Herz stehen. Wie konnte sie nur diesen Fehler machen? Wenn er sie nun länger ansehen konnte, schlimmer noch, bemerken würde, dass sie nicht sprechen konnte. Neriman drehte sich um und nickte mit entschuldigendem Blick. Dann nahm sie ihm das Schälchen ab, legte Aprikosen in ein sauberes und überzog es mit einer Spur aus Honig. Ihre Hände zitterten, als sie ihm das frische Obst übergab und ihr Blick wieder den seinen traf. Diese Augen würde sie wohl nie vergessen können. Einen kurzen Moment keimte die Hoffnung, er würde sie erkennen, doch dann wandte sie sich ab. Er durfte nicht. Hilfesuchend blickte sie zu Lala, doch die war noch immer anderweitig beschäftigt.

    An meine lieben Gäste :)


    Entschuldigt, wenn es manchmal etwas dauert, mein RL ist dann leider gnadenlos.
    Und dieses Wochenende gehört dazu. Melde mich daher vorsichtshalber bis Dienstag ab.

    Lala lächelte zufrieden, wenn die Antwort auch nur knapp ausfiel. Dann nahm sie die zweite Bestellung auf und musste ein erneut aufkommendes Grinsen unterdrücken, als auch er den Kohl ablehnte. Als sie Neriman jedoch die Essenswünsche übermittelte, blieb ein Kichern nicht aus. Ein mahnender Blick war die Antwort, doch dann musste auch Neriman grinsen. Glücklicherweise standen sie beide mit dem Rücken zu den Gästen, so bekam es hoffentlich niemand mit. Die ungezwungene Freude wechselte bald wieder in Besorgnis, denn Lala nahm zwar die Bestellungen auf, servieren musste Neriman selbst.


    Inzwischen war ein neuer Gast eingetreten. Lala, die eben damit beschäftigt war, den bestellten Wein an den Tisch zu bringen, nickte ihm kurz zu. Wein, Besteck und Servietten wurden kurz darauf ordentlich vor Massa auf dem Tisch platziert. "Zum Wohle, das Essen wird gleich fertig sein."


    Dann trat sie an den nächsten Tisch. "Salve, schön, dass du zu uns gefunden hast. Was dürfen wir dir bringen?" Der Gast war ebenfalls neu. Lala schenkte ihm ihr freundlichstes Lächeln und zählte dann auf, was es an Gerichten gab. "Wir haben puls mit Gemüse, Grünkohl mit Würstchen, Thunfisch und Gemüse und als Nachtisch Äpfel oder Aprikosen mit Honig." Und natürlich verdünnten Wein und Bier, was sie aber nicht weiter erwähnte.


    Neriman hatte in der Zwischenzeit die letzte Bestellung fertig. Alles war vorbereitet, nur noch der Nachtisch. Äpfel oder Aprikosen? Äpfel. Die wurden in ein Schälchen gelegt, Honig darüber. Neriman wurde heiß, die Finger zitterten, als sie das Essen auf ein Tablett stellte. In der Hoffnung, dass die Beine nicht nachgaben, ging sie damit vorsichtig an den Tisch, stellte Teller und Schälchen vor Massa ab. Wie jedem Gast schenkte sie auch ihm ein Lächeln, vermied es zuerst, ihn anzusehen. Dann aber wagte sie doch einen kurzen Blick, bevor sie sich, schneller als nötig, abwandte und hinter die Theke zurückging.


    Frische Luft, die hätte sie nun dringend gebraucht. Das Gemüse musste herhalten. Verstohlen wischte sie sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel, bevor die ihren Weg antreten konnte. Es würde noch einen Moment dauern, bis Lala mit der Bestellung kam. Zeit, das Durcheinander der Gefühle wieder in Ordnung zu bringen.

    Im Gehen vernahm sie noch die Frage in ihrem Rücken. Natürlich hatten sie frisches Brot. Neriman nickte, ohne stehenzubleiben und holte ein kleines Körbchen aus dem Regal. Dann teilte sie ein paar Stücke vom Laib, legte sie ordentlich hinein. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zu dem Gast, ob er sie erkannt haben könnte. Seine Augen hatten nichts darüber verraten. Spontan zog sie deshalb ihr Tuch am Kinn höher, nahm das Körbchen und war im Begriff, es an den Tisch zu bringen. Der Mann aber war nicht mehr alleine. Ein anderer hatte sich dazugesetzt - und Neriman erkannte ihn sofort.


    Wie angewurzelt blieb sie stehen. Das Herz schlug so heftig, dass ihr die Knie zitterten und die Finger sich krampfhaft am Körbchen festzuhalten versuchten, das sich knirschend verbog. Es war so lange her... Gedanken schwirrten durch den Kopf, die sie nicht zu fassen bekam. Nur eine Frage schien sich groß auszubreiten - was soll ich tun? Was sie tun wollte, wusste Neriman genau. Auf ihn zulaufen, ihn um Verzeihung bitten, ihn um Hilfe bitten. Doch nach ihrer letzten Begegnung war sie sicher, er wollte das nicht. Wahrscheinlich hatte er sie längst vergessen, eine hübsche Römerin geheiratet. Noch immer nach Luft ringend, drehte sie sich um und stellte das Körbchen auf der Theke ab. Mit ein paar Handzeichen bat sie Lala, dem Herrn das Brot an den Tisch zu bringen. Außerdem musste sie den neuen Gast nach seinen Wünschen fragen. Das konnte Neriman ohnehin nicht.


    Während Lala das Körbchen zum Tisch brachte, stützte Neriman sich an der Theke ab, holte tief Luft, und versuchte dann, weiter Gemüse zu schneiden. Mit den zitternden Händen nicht ganz ungefährlich. Hin und wieder drehte sie den Kopf, um Lala bei den Gästen zu beobachten - und um IHN zu sehen. "Hier, bitteschön. Ich hoffe, das Essen ist gut?" Einen Moment gab das Mädchen dem Mann Zeit zu antworten, bevor sie sich mit gewohnt freundlichem Lächeln an den neuen Gast wandte. "Salve, schön, dass du zu uns gefunden hast. Was dürfen wir dir bringen?" sagte sie ihr Sprüchlein und zählte auch ihm auf, was es zu essen gab. "Wir haben puls mit Gemüse, Grünkohl mit Würstchen, Thunfisch und Gemüse und als Nachtisch Äpfel oder Aprikosen mit Honig." Auch bei ihm wartete sie einen Moment, bis er sich entschieden hatte.

    "Der Herr wünscht den Fisch mit Gemüse, ohne Kohl." Lala musste kichern, und auch Neriman konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Den Finger an die Lippen gelegt, bedeutete sie ihr, leise zu sein. Man sollte sich nicht über Gäste lustig machen. Lala nickte, hatte aber immer noch ein Grinsen im Gesicht, als sie Neriman den Wunsch nach Äpfeln zum Nachtisch mitteilte. Dann widmete sie sich der Getränkebestellung und holte den verdünnten Wein, goss ihn in einen Becher.


    Neriman legte derweil den Fisch in eine Pfanne und schnitt nebenbei die Äpfel auf. Alles in ein Schälchen und etwas Honig darüber. In der Zwischenzeit nahm Lala den Becher und brachte ihn dem Gast an den Tisch. "Bittesehr, zum Wohle." Dazu legte sie Besteck und Servietten. Es war zwar nur eine einfache Garküche, die Tischsitten jedoch wurden gewahrt.


    Das Gemüse war mittlerweile ebenfalls in Arbeit und schnell fertig. Der Duft, der neben Neriman aufstieg, zeigte, der Fisch war ebenfalls gut durchgebraten. Neriman richtete ihn auf dem frischen Gemüse an, stellte noch ein kleines Schälchen mit Soße dazu. Dann kam alles auf ein Tablett. Fast schon wollte sie Lala bitten, das Essen an den Tisch zu bringen, doch dann nahm sie es als Test, ob ihre "Verwandlung" gut genug gelungen war. Selbstsicherer, als sie wirklich war, ging sie zu dem Gast, stellte alles vorsichtig auf der Tischplatte ab und nickte ihm lächelnd zu. Dass sie stumm an ihren Platz zurückging, war ihm hoffentlich nicht aufgefallen.

    Neriman stand mit dem Rücken zur Tür, als ein neuer Gast den Raum betrat. Lala, die gerade mit Gemüse schneiden beschäftigt war, wollte schon loslaufen. Neue Gäste, die sie nicht kannte, fand sie immer interessant. Vielleicht lag es auch daran, dass sie langsam in das Alter kam, in dem Jungs nicht mehr doof waren. Neriman hielt sie kurz fest und nahm das Messer aus ihrer Hand. Als das Mädchen bemerkte, dass es wohl keinen guten Eindruck gemacht hätte, wenn sie damit vor dem Gast gestanden hätte, musste sie lachen.


    Dann hielt sie nichts mehr. Lala ging wie eine große Dame auf den Gast zu und lächelte ihn freundlich an. "Salve, schön, dass du zu uns gefunden hast. Was dürfen wir dir bringen?" Dann zählte sie auf, was es heute zu essen gab. "Wir haben puls mit Gemüse, Grünkohl mit Würstchen, Thunfisch und Gemüse und als Nachtisch Äpfel oder Aprikosen mit Honig." Dass es verdünnten Wein und Bier zu trinken gab, dürfte er wissen.


    Während Lala auf eine Antwort wartete, riskierte auch Neriman einen Blick auf den Gast. Er kam ihr bekannt vor. Irgendwo hatte sie ihn schon einmal gesehen. War das hier in Rom gewesen? Während sie überlegte, stand sie untätig mit dem Messer in der Hand da und sah ihn an. Wo war das bloss gewesen? Und musste sie sich vor ihm fürchten? Neriman wand sie sich wieder um und schnitt Lalas Gemüse weiter. Ihre Gedanken waren noch immer bei dem Fremden. Nein, Angst war nicht in ihrer Erinnerung. Vielleicht, wenn sie ihn genauer ansehen konnte, wenn sie ihm das Essen brachte - vielleicht fiel es ihr dann wieder ein.

    Blonde Löckchen kringelten sich um das bleiche Gesicht, während Neriman sich über den dampfenden Kessel beugte und von einem kleinen Löffel kostete. Nachdenklich spürte sie den Gewürzen nach, auf der Suche, das fehlende zu finden. Es gab nicht viel davon in dieser kleinen Garküche und so waren die wenigen Gerichte ähnlich im Geschmack. Neriman störte das nicht, sie war nur hier, um Geld zu verdienen. Geld, das sie so dringend benötigte.


    Aus Angst, Herodorus in die Hände zulaufen, und in der Hoffnung, wieder nach Hause zu kommen, war sie im Frühjahr aus der Stadt geflohen. Dort lagerten die Handelszüge, die kurz vor dem Aufbruch in ferne Länder waren. Neriman hatte gehofft, mit einer Gruppe reisen zu können, doch ohne Geld war niemand bereit, sie mitnehmen. Auch, dass sie die Sprache der Römer nicht verstand, war ein Hindernis, das kaum zu überwinden war, selbst, wenn man sprechen konnte.


    Ein paar Tage versteckte sie sich vor den Toren der Stadt, stahl tagsüber vom Markt, was dringend nötig war und lag nachts lange wach. Schuld waren Hunger, Angst und Grübeleien darüber, eine Lösung zu finden. Irgendwann wurde ihr klar, sie musste das Geld aufbringen, im nächsten Frühjahr in einen der Handelszüge aufgenommen zu werden. Vielleicht fand sie mit Glück eine Gruppe, die sie nach Hause führen würde. Blieb nur die Frage, wie sie an Geld kommen könnte. Einen Glücksfall wie den, bei dem sie das Geldsäckchen "fand", würde es nicht mehr geben. Sie könnte arbeiten, doch da war noch die Gefahr, Herodorus Leuten in die Hände zu laufen.


    Eines Abends beobachtete sie ein Mädchen, das sich auffällig unauffällig aus der Stadt schlich. Neriman folgte ihr. Es war eine kleine Sklavin, höchstens halb so alt wie sie selbst. Die beiden freundeten sich an. Neriman erfuhr, dass sie in einer Garküche lebte und arbeitete. Wenn es möglich war, erschlich sie sich etwas Zeit, wie am Tag ihrer ersten Begegnung. Als Neriman genug Vertrauen hatte und das Mädchen schließlich in ihr Schicksal einweihte, überlegte diese nicht lange. Sie nahm Neriman wortlos an der Hand und führte sie in das Haus, das die Küche beherbergte. Das kleine Zimmer, das sie bewohnte, teilte sie sich mit drei anderen Frauen. Alles Sklavinnen, die, wie sie später erfahren sollte, nicht nur ihren Dienst in der Küche tun mussten.


    Das kleine Mädchen, ihr Name war Lala, erklärte ihren Gefährtinnen von Nerimans Schicksal und gemeinsam wussten sie Rat. Neriman musste sich verändern, dann konnte sie sich vorstellen und mit viel Glück durfte sie hier im Haus arbeiten und wohnen. Eine helfende Hand wurde immer gebraucht. So wurde das Haar blond gefärbt, das Gesicht gebleicht mit viel Puder. Von den wenigen Münzen, die sie für Notfälle zurückbehalten hatte, besorgten sie ihr frische Kleidung und schmuckvolle Haarnadeln, um ihr langes Haar zu bändigen. Unter einem schlichten Tuch, das ihr Haar zum Teil verdeckte, war sie kaum wiederzuerkennen. Als Neriman sich im Spiegel betrachtete, war sie sich vollkommen fremd, nur die grünen Augen und die dunklen langen Wimpern blieben unverändert.


    Unbemerkt durch den Hinterausgang geschlichen, begab sie sich direkt zum Vordereingang wieder in das Haus. Und dort blieb sie auch. Von morgens bis abends stand sie seitdem in der Küche, immer in Angst vor Entdeckung, denn jeder, der hereinkam, konnte sie sehen. Es gab nur ein Hinterzimmer, doch dorthin würde sie niemals freiwillig gehen. Ab und an musste sie allerdings dort hinein, um die durchweg männlichen Gäste zu bedienen. Leicht fiel ihr das jedoch nicht.


    Ihre einzige Freude in dieser Zeit war die Freundschaft zu Lala. Jede freie Minute verbrachten die beiden zusammen und waren auch dann nicht untätig. Neriman lernte von ihr die Sprache der Römer, was sich schwieriger darstellte als gedacht, denn Lala konnte weder schreiben noch lesen. Lala und Neriman fanden auch dafür eine Lösung, und so profitierten beide. Das kleine Mädchen ritzte wundervolle Zeichen in die Tafel und Neriman freute sich über die neuen Wörter, die ihr das Leben in dieser Umgebung sehr viel leichter machten.


    Neriman würzte die Suppe, bis sie zufrieden mit dem Ergebnis war. Dann füllte sie ein paar Schöpfer in tiefe Teller und brachte sie den wartenden Gästen. Dass sie nicht sprechen konnte, störte nicht, es fiel auch nicht auf. Lächelnd nickte sie den jungen Männern zu, um ihnen einen guten Appetit zu wünschen. Dann ging sie wieder ihrer Arbeit nach.



    Sim-Off:

    Wer sich angesprochen fühlt, mir als Besitzer dieser Küche, bzw. als Mitarbeiter oder Gast selbiger, die Zeit zu vertreiben, ist herzlich eingeladen.

    Motiviert und dann vom Internetanbieter zum Nichtstun verdonnert...


    Falls Herodorus sich noch im Untergrund herumtreiben sollte, bitte melden.


    Ansonsten bitte Daumen drücken!

    Ich entschuldige mich bei allen, die so lange vergeblich auf Antwort meinerseits warten mussten. Nach einer turbulenten Vorweihnachtszeit und der daraus resultierenden Unlust auf Computer und Co hat mich wohl jetzt die Frühlingssonne wachgeküsst.


    Neriman meldet sich wieder zurück.

    Er schien endlich verstanden zu haben und auch seine Gesten ließen darauf schließen. Neriman nickte erleichtert, doch ihr Gegenüber war schon abgelenkt durch ein erneutes Klopfen an der Tür. Der gemeldete Name ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren - Hectamus. Ausgerechnet er. Glücklicherweise brachte Askan sie von hier weg, bevor er diesen Kerl hereinbat. Gerade noch rechtzeitig konnte sie nach ihrer Tafel greifen, schon wurde sie in einen hinteren Teil des Raumes geschoben. Ein Vorhang, dahinter verborgen ein weiterer Raum. Sie verstand, was er von ihr wollte und blieb still stehen, nachdem der Vorhang zugezogen war.


    Neriman hörte die Schritte und ihren Namen, der im Gespräch genannt wurde. Starr vor Angst rechnete sie jeden Moment damit, hinter dem Vorhang hervorgezerrt zu werden. Sekunden verrannen wie Stunden, kalter Schweiß stand auf der Stirn, doch nichts geschah. Der Vorhang blieb zu, die beiden unterhielten sich weiter. Bekam sie hier die Chance, die sie so lange schon ersehnte? Neriman wagte kaum, sich zu bewegen. Nur für einen kurzen Moment drehte sie sich leicht, um sich umzusehen. Ein Fenster wäre der einzige Ausweg. Dorthinzugehen erlaubte sie sich nicht, zu groß die Gefahr, dass Hectamus auf sie aufmerksam würde. Blieb nur, weiter still zu warten.

    Ostia? Ja, das war der Name. Neriman bestätigte seine Frage mit einem Nicken. Ein erleichtertes Aufatmen. Sofort fiel ein Teil der Anspannung von ihr ab - und doch. Neriman beobachtete nervös das Spiel seiner Finger, trat von einem Bein auf das andere. Er war nicht überzeugt. Wie sollte sie ihm klarmachen, was sie wollte. Heraus aus der Stadt, auf ein Schiff und dann so schnell es ging nach Alexandria. Dort würde sie den Weg sogar alleine und zu Fuß schaffen. Hier ging das nicht. Das Land war ihr fremd, die Menschen waren ihr fremd. Vor allem die Sprache.


    Das machte ihr seine nächste Frage aufs neue klar. Neriman verstand wieder nur eines seiner Worte - Ostia. Vielleicht wollte er ihr helfen, wenn sie ihn bezahlen würde. Nebenbei wurde ihr Begleiter entlassen und aus dem Augenwinkel verfolgte sie, wie er aus dem Zimmer verschwand. Nun war Neriman alleine mit dem Mann. Ob das ein Vorteil war? Aus ihrer Tasche holte sie einen Teil der Münzen und legte sie vor ihm auf den Tisch. Dann nahm sie ihre Tafel und wollte ihm ihre Frage aufzeichnen. Erschrocken musste sie feststellen, dass der Griffel fehlte. Neriman drehte sich um, suchte den Boden mit den Augen ab. Nichts. Irgendwo musste sie ihn verloren haben. Auf dem Markt? Dort hatte sie ihn das letzte Mal gebraucht. Schade, er war so hübsch verziert mit ägyptischen Bildern und sicher sehr wertvoll.


    Es war nun jedoch keine Zeit, dem nachzutrauern. Mit einem kurzen, fragenden Blick griff sie nach dem Griffel auf dem Tisch, welchen Askan einige Minuten zuvor zur Seite gelegt hatte. Das Wort wurde nicht entfernt, nur ihre Zeichnung, dafür dann ein Wagen und ein Weg in das Wachs geritzt. Es war schwierig, einfache Worte in ein Bild zu übertragen. Ihre Frage wäre, ob er ihr helfen könnte, einen Wagen zu organisieren. Ob er ihr überhaupt helfen wollte, nach Ostia zu kommen. Wieder legte sie ihm die Tafel vor.