Eine unscheinbare Garküche

  • Blonde Löckchen kringelten sich um das bleiche Gesicht, während Neriman sich über den dampfenden Kessel beugte und von einem kleinen Löffel kostete. Nachdenklich spürte sie den Gewürzen nach, auf der Suche, das fehlende zu finden. Es gab nicht viel davon in dieser kleinen Garküche und so waren die wenigen Gerichte ähnlich im Geschmack. Neriman störte das nicht, sie war nur hier, um Geld zu verdienen. Geld, das sie so dringend benötigte.


    Aus Angst, Herodorus in die Hände zulaufen, und in der Hoffnung, wieder nach Hause zu kommen, war sie im Frühjahr aus der Stadt geflohen. Dort lagerten die Handelszüge, die kurz vor dem Aufbruch in ferne Länder waren. Neriman hatte gehofft, mit einer Gruppe reisen zu können, doch ohne Geld war niemand bereit, sie mitnehmen. Auch, dass sie die Sprache der Römer nicht verstand, war ein Hindernis, das kaum zu überwinden war, selbst, wenn man sprechen konnte.


    Ein paar Tage versteckte sie sich vor den Toren der Stadt, stahl tagsüber vom Markt, was dringend nötig war und lag nachts lange wach. Schuld waren Hunger, Angst und Grübeleien darüber, eine Lösung zu finden. Irgendwann wurde ihr klar, sie musste das Geld aufbringen, im nächsten Frühjahr in einen der Handelszüge aufgenommen zu werden. Vielleicht fand sie mit Glück eine Gruppe, die sie nach Hause führen würde. Blieb nur die Frage, wie sie an Geld kommen könnte. Einen Glücksfall wie den, bei dem sie das Geldsäckchen "fand", würde es nicht mehr geben. Sie könnte arbeiten, doch da war noch die Gefahr, Herodorus Leuten in die Hände zu laufen.


    Eines Abends beobachtete sie ein Mädchen, das sich auffällig unauffällig aus der Stadt schlich. Neriman folgte ihr. Es war eine kleine Sklavin, höchstens halb so alt wie sie selbst. Die beiden freundeten sich an. Neriman erfuhr, dass sie in einer Garküche lebte und arbeitete. Wenn es möglich war, erschlich sie sich etwas Zeit, wie am Tag ihrer ersten Begegnung. Als Neriman genug Vertrauen hatte und das Mädchen schließlich in ihr Schicksal einweihte, überlegte diese nicht lange. Sie nahm Neriman wortlos an der Hand und führte sie in das Haus, das die Küche beherbergte. Das kleine Zimmer, das sie bewohnte, teilte sie sich mit drei anderen Frauen. Alles Sklavinnen, die, wie sie später erfahren sollte, nicht nur ihren Dienst in der Küche tun mussten.


    Das kleine Mädchen, ihr Name war Lala, erklärte ihren Gefährtinnen von Nerimans Schicksal und gemeinsam wussten sie Rat. Neriman musste sich verändern, dann konnte sie sich vorstellen und mit viel Glück durfte sie hier im Haus arbeiten und wohnen. Eine helfende Hand wurde immer gebraucht. So wurde das Haar blond gefärbt, das Gesicht gebleicht mit viel Puder. Von den wenigen Münzen, die sie für Notfälle zurückbehalten hatte, besorgten sie ihr frische Kleidung und schmuckvolle Haarnadeln, um ihr langes Haar zu bändigen. Unter einem schlichten Tuch, das ihr Haar zum Teil verdeckte, war sie kaum wiederzuerkennen. Als Neriman sich im Spiegel betrachtete, war sie sich vollkommen fremd, nur die grünen Augen und die dunklen langen Wimpern blieben unverändert.


    Unbemerkt durch den Hinterausgang geschlichen, begab sie sich direkt zum Vordereingang wieder in das Haus. Und dort blieb sie auch. Von morgens bis abends stand sie seitdem in der Küche, immer in Angst vor Entdeckung, denn jeder, der hereinkam, konnte sie sehen. Es gab nur ein Hinterzimmer, doch dorthin würde sie niemals freiwillig gehen. Ab und an musste sie allerdings dort hinein, um die durchweg männlichen Gäste zu bedienen. Leicht fiel ihr das jedoch nicht.


    Ihre einzige Freude in dieser Zeit war die Freundschaft zu Lala. Jede freie Minute verbrachten die beiden zusammen und waren auch dann nicht untätig. Neriman lernte von ihr die Sprache der Römer, was sich schwieriger darstellte als gedacht, denn Lala konnte weder schreiben noch lesen. Lala und Neriman fanden auch dafür eine Lösung, und so profitierten beide. Das kleine Mädchen ritzte wundervolle Zeichen in die Tafel und Neriman freute sich über die neuen Wörter, die ihr das Leben in dieser Umgebung sehr viel leichter machten.


    Neriman würzte die Suppe, bis sie zufrieden mit dem Ergebnis war. Dann füllte sie ein paar Schöpfer in tiefe Teller und brachte sie den wartenden Gästen. Dass sie nicht sprechen konnte, störte nicht, es fiel auch nicht auf. Lächelnd nickte sie den jungen Männern zu, um ihnen einen guten Appetit zu wünschen. Dann ging sie wieder ihrer Arbeit nach.



    Sim-Off:

    Wer sich angesprochen fühlt, mir als Besitzer dieser Küche, bzw. als Mitarbeiter oder Gast selbiger, die Zeit zu vertreiben, ist herzlich eingeladen.

  • Varus betrat die ihm unbekannte Garküche mit einer guten Portion Hunger. Normalerweise bevorzugte er andere Garküchen aber sein üblicher Weg war wegen Bauarbeiten versperrt gewesen. Auch zu Hause wollte er heue nicht essen. Erstens war es ja erst früher Nachmittag und er wollte noch einiges erledigen weshalb der Weg nach Hause zu weit gewesen wäre. Zweitens wollte er gerade auch nicht sonderlich viel Zeit mit Commodus verbringen.


    So hatte ihn sein Weg schließlich in diese schlichte Garküche geführt. Leicht abwesend sah er sich nach einer Bedienung um und winkte diese für eine Bestellung heran.

  • Neriman stand mit dem Rücken zur Tür, als ein neuer Gast den Raum betrat. Lala, die gerade mit Gemüse schneiden beschäftigt war, wollte schon loslaufen. Neue Gäste, die sie nicht kannte, fand sie immer interessant. Vielleicht lag es auch daran, dass sie langsam in das Alter kam, in dem Jungs nicht mehr doof waren. Neriman hielt sie kurz fest und nahm das Messer aus ihrer Hand. Als das Mädchen bemerkte, dass es wohl keinen guten Eindruck gemacht hätte, wenn sie damit vor dem Gast gestanden hätte, musste sie lachen.


    Dann hielt sie nichts mehr. Lala ging wie eine große Dame auf den Gast zu und lächelte ihn freundlich an. "Salve, schön, dass du zu uns gefunden hast. Was dürfen wir dir bringen?" Dann zählte sie auf, was es heute zu essen gab. "Wir haben puls mit Gemüse, Grünkohl mit Würstchen, Thunfisch und Gemüse und als Nachtisch Äpfel oder Aprikosen mit Honig." Dass es verdünnten Wein und Bier zu trinken gab, dürfte er wissen.


    Während Lala auf eine Antwort wartete, riskierte auch Neriman einen Blick auf den Gast. Er kam ihr bekannt vor. Irgendwo hatte sie ihn schon einmal gesehen. War das hier in Rom gewesen? Während sie überlegte, stand sie untätig mit dem Messer in der Hand da und sah ihn an. Wo war das bloss gewesen? Und musste sie sich vor ihm fürchten? Neriman wand sie sich wieder um und schnitt Lalas Gemüse weiter. Ihre Gedanken waren noch immer bei dem Fremden. Nein, Angst war nicht in ihrer Erinnerung. Vielleicht, wenn sie ihn genauer ansehen konnte, wenn sie ihm das Essen brachte - vielleicht fiel es ihr dann wieder ein.

  • "Salve", erwiederte Varus freundlich den Gruß.


    "Ich denke ich nehme den Fisch mit Gemüse wenn möglich aber ohne Kohl. Das mit den Äpfeln hört sich auch gut an."


    Als Getränk bestellte er dazu verdünnten Weißwein und sah sich dann ein wenig in der Garküche um.

  • "Der Herr wünscht den Fisch mit Gemüse, ohne Kohl." Lala musste kichern, und auch Neriman konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Den Finger an die Lippen gelegt, bedeutete sie ihr, leise zu sein. Man sollte sich nicht über Gäste lustig machen. Lala nickte, hatte aber immer noch ein Grinsen im Gesicht, als sie Neriman den Wunsch nach Äpfeln zum Nachtisch mitteilte. Dann widmete sie sich der Getränkebestellung und holte den verdünnten Wein, goss ihn in einen Becher.


    Neriman legte derweil den Fisch in eine Pfanne und schnitt nebenbei die Äpfel auf. Alles in ein Schälchen und etwas Honig darüber. In der Zwischenzeit nahm Lala den Becher und brachte ihn dem Gast an den Tisch. "Bittesehr, zum Wohle." Dazu legte sie Besteck und Servietten. Es war zwar nur eine einfache Garküche, die Tischsitten jedoch wurden gewahrt.


    Das Gemüse war mittlerweile ebenfalls in Arbeit und schnell fertig. Der Duft, der neben Neriman aufstieg, zeigte, der Fisch war ebenfalls gut durchgebraten. Neriman richtete ihn auf dem frischen Gemüse an, stellte noch ein kleines Schälchen mit Soße dazu. Dann kam alles auf ein Tablett. Fast schon wollte sie Lala bitten, das Essen an den Tisch zu bringen, doch dann nahm sie es als Test, ob ihre "Verwandlung" gut genug gelungen war. Selbstsicherer, als sie wirklich war, ging sie zu dem Gast, stellte alles vorsichtig auf der Tischplatte ab und nickte ihm lächelnd zu. Dass sie stumm an ihren Platz zurückging, war ihm hoffentlich nicht aufgefallen.

  • Varus schaute die neue Bedienung kurz an als sie das Essen bei ihm abstellte und kam kurz ins grübeln. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor.


    Doch schnell drehte sie sich nach einem Lächeln welches Varus erwiederte wieder um und ging.


    Varus ergriff das Wort und sagte in ihren Rücken
    "Habt ihr auch frisches Brot?"

  • Ein sehr ergiebiger Abend resümierte ich. Das Lupanar war ein Geheimtip. Ohne auf den Weg zu achten, ging ich durch die Straßen. Reges Treiben wie eh und je. Ein Korbhändler feilschte um jedes As mit einer älteren Frau. Die blieb hartnäckig, Komplimente änderten nichts an ihren Preisvorstellungen. Zerknirscht gab er nach. Am Bäckerladen gegenüber ein kleiner Tumult. Ein Junge in zerschlissener Tunika, vielleicht 7 Jahre alt, rannte mit seinem erbeuteten Brot behänd durch die Menge und verschwand in einer Seitenstraße. Ein Mann in Toga ließ sich seinen Weg von einem Sklaven frei machen. Hinter ihm, zwei Sklaven mit abgedeckten Körben. Er folgte scheinbar einer Einladung. Das Tuch auf dem vorderen Korb bewegte sich. Drei Mädchen starrten die Körbe neugierig hinterher. Eine junge Frau, gefolgt von einer Matrone kam mir entgegen. Ich lächelte sie an. Die Matrone musterte mich und stufte mich als ungefährlich ein. Ihr Blick blieb am purpurnen Streifen der parallel zum Saum meiner wollweißen Tunika verlief, hängen. Der kleine aber feine Unterschied zu den unteren Diensträngen in der classis. Oder war es die Knielange Bracae, die ich, notwendiger Weise auf See, jetzt ständig trug. Kichernd gingen sie weiter. Der Hunger mahnte mich, langsam nach einem Stand oder einer Garküche zu suchen. Die Gerüche überlagerten sich in den engen Straßen. Zwei Garküchen hatte ich links liegen gelassen. Bedienung und Geruch warfen Zweifel an der Genießbarkeit des Essens auf. Das war die dritte und sicher nicht die letzte. Sah ganz vernünftig aus. Kleine Tische, man konnte als auch gleich hier essen. „ Salve. Du hast nichts dagegen.“ Da saß ich am Tisch. Hatte er was dagegen, musste er sich einen anderen Platz suchen. Skeptisch sah ich auf sein Essen. Es roch ganz gut und man erkannte was es war. „ Sieht gar nicht mal schlecht aus.“

  • Im Gehen vernahm sie noch die Frage in ihrem Rücken. Natürlich hatten sie frisches Brot. Neriman nickte, ohne stehenzubleiben und holte ein kleines Körbchen aus dem Regal. Dann teilte sie ein paar Stücke vom Laib, legte sie ordentlich hinein. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zu dem Gast, ob er sie erkannt haben könnte. Seine Augen hatten nichts darüber verraten. Spontan zog sie deshalb ihr Tuch am Kinn höher, nahm das Körbchen und war im Begriff, es an den Tisch zu bringen. Der Mann aber war nicht mehr alleine. Ein anderer hatte sich dazugesetzt - und Neriman erkannte ihn sofort.


    Wie angewurzelt blieb sie stehen. Das Herz schlug so heftig, dass ihr die Knie zitterten und die Finger sich krampfhaft am Körbchen festzuhalten versuchten, das sich knirschend verbog. Es war so lange her... Gedanken schwirrten durch den Kopf, die sie nicht zu fassen bekam. Nur eine Frage schien sich groß auszubreiten - was soll ich tun? Was sie tun wollte, wusste Neriman genau. Auf ihn zulaufen, ihn um Verzeihung bitten, ihn um Hilfe bitten. Doch nach ihrer letzten Begegnung war sie sicher, er wollte das nicht. Wahrscheinlich hatte er sie längst vergessen, eine hübsche Römerin geheiratet. Noch immer nach Luft ringend, drehte sie sich um und stellte das Körbchen auf der Theke ab. Mit ein paar Handzeichen bat sie Lala, dem Herrn das Brot an den Tisch zu bringen. Außerdem musste sie den neuen Gast nach seinen Wünschen fragen. Das konnte Neriman ohnehin nicht.


    Während Lala das Körbchen zum Tisch brachte, stützte Neriman sich an der Theke ab, holte tief Luft, und versuchte dann, weiter Gemüse zu schneiden. Mit den zitternden Händen nicht ganz ungefährlich. Hin und wieder drehte sie den Kopf, um Lala bei den Gästen zu beobachten - und um IHN zu sehen. "Hier, bitteschön. Ich hoffe, das Essen ist gut?" Einen Moment gab das Mädchen dem Mann Zeit zu antworten, bevor sie sich mit gewohnt freundlichem Lächeln an den neuen Gast wandte. "Salve, schön, dass du zu uns gefunden hast. Was dürfen wir dir bringen?" sagte sie ihr Sprüchlein und zählte auch ihm auf, was es zu essen gab. "Wir haben puls mit Gemüse, Grünkohl mit Würstchen, Thunfisch und Gemüse und als Nachtisch Äpfel oder Aprikosen mit Honig." Auch bei ihm wartete sie einen Moment, bis er sich entschieden hatte.

  • Etwas überrascht war Varus anhand des plötzlichen Tischnachbarns schon. Ein prüfender Blick auf Aufzug und Zustand der Körperpflege und dergleichen um einschätzen zu können mir was oder wem er es hier zu tun hatte.
    "Salve...Bürger", eine erste Festlegung nach der Musterung
    "nun falls wäre es ja nun schon zu spät. Mir wäre es aber lieb wenn wir dann wenigstens die Namen austauschen würden!"


    Zum Essen kam nur ein knappes
    "War auch noch nie hier aber optisch und vom Geruch scheint es gut zu sein!"


    Sein Brot kam und Varus brach ein Stück ab und fing an zu essen.
    Nach dem ersten Bissen nickte er und bestätigte der Bedienung
    "Ja ist gut!"


    Zu deinem Tischnachbarn ging noch das Kommentar:
    "Der Fisch ist schon mal zu empfehlen."

  • Über die unverhoffte Gesellschaft war sein Tischnachbar nicht erfreut. Sicher durfte er meinen Namen wissen, was er damit anfangen wollte war mir schleierhaft. „ Decimus aus Alexandria.“ Stellte ich mich vor.
    Es roch lecker, was er da vor sich hatte und wie auf Bestellung wurde von einem Mädchen nach meinen Wünschen gefragt. „ Ich nehme Puls, Gemüse, dazu 2 lukanische Würste, keinen Kohl. Als Nachtisch, Aprikosen mit Honig. Einen Becher verdünnten Wein dazu.“ Das war genug. Mein Tischnachbar spachtelte derweil den Fisch, den er mir dann auch wärmstens empfahl. Mich gelüstete es mehr nach Würsten. So gut wie hier in Rom waren sie in Alexandria bei weitem nicht. Also nutzte ich die Gelegenheit. „ Fisch gibt es bei mir sehr oft. Heute leiste ich mir ein paar Würste. Aber lass es dir ruhig weiter schmecken.“ Mir blieb bis zum Eintreffen Zeit, den etwas zerknirschten Zeitgenossen, genauer zu betrachten. Kein herausragender Mann, nichts markantes an ihm. Ein Bürger der Stadt Rom wie viele andere.

  • Langsam nagte das Hungergefühl immer bohrender in mir. Den ganzen Tag hatte ich mich auf den Märkten herumgetrieben, das waren die orte wo in Rom die Nachrichten nur so sprudelten. Informationen vom Puls der Zeit brauchte ich für meine Geschäfte. Jetzt aber bevor ich zum nächsten Treffen aufbrechen würde brauchte ich einfach Nahrung. Ja und wie konnte es anders sein, gleich in der Nähe, nur drei Häuser weiter war die nächste Garküche. Meinte ich das jetzt nur oder war diese Garküche neu. Der Geruch, welcher mir in die Nase kroch, war vielversprechend. Neugierig trat ich ein und schaute mich um. Ich hatte Glück, gerade wurde ein Tisch frei.
    Noch ehe er Platz nahm, nickte ich der Bedienung zu, es sollte ihr anzeigen, dass er gerne gleich bestellen würde. Nun schaute ich mich in aller Ruhe um und musterte die Gäste.

  • Lala lächelte zufrieden, wenn die Antwort auch nur knapp ausfiel. Dann nahm sie die zweite Bestellung auf und musste ein erneut aufkommendes Grinsen unterdrücken, als auch er den Kohl ablehnte. Als sie Neriman jedoch die Essenswünsche übermittelte, blieb ein Kichern nicht aus. Ein mahnender Blick war die Antwort, doch dann musste auch Neriman grinsen. Glücklicherweise standen sie beide mit dem Rücken zu den Gästen, so bekam es hoffentlich niemand mit. Die ungezwungene Freude wechselte bald wieder in Besorgnis, denn Lala nahm zwar die Bestellungen auf, servieren musste Neriman selbst.


    Inzwischen war ein neuer Gast eingetreten. Lala, die eben damit beschäftigt war, den bestellten Wein an den Tisch zu bringen, nickte ihm kurz zu. Wein, Besteck und Servietten wurden kurz darauf ordentlich vor Massa auf dem Tisch platziert. "Zum Wohle, das Essen wird gleich fertig sein."


    Dann trat sie an den nächsten Tisch. "Salve, schön, dass du zu uns gefunden hast. Was dürfen wir dir bringen?" Der Gast war ebenfalls neu. Lala schenkte ihm ihr freundlichstes Lächeln und zählte dann auf, was es an Gerichten gab. "Wir haben puls mit Gemüse, Grünkohl mit Würstchen, Thunfisch und Gemüse und als Nachtisch Äpfel oder Aprikosen mit Honig." Und natürlich verdünnten Wein und Bier, was sie aber nicht weiter erwähnte.


    Neriman hatte in der Zwischenzeit die letzte Bestellung fertig. Alles war vorbereitet, nur noch der Nachtisch. Äpfel oder Aprikosen? Äpfel. Die wurden in ein Schälchen gelegt, Honig darüber. Neriman wurde heiß, die Finger zitterten, als sie das Essen auf ein Tablett stellte. In der Hoffnung, dass die Beine nicht nachgaben, ging sie damit vorsichtig an den Tisch, stellte Teller und Schälchen vor Massa ab. Wie jedem Gast schenkte sie auch ihm ein Lächeln, vermied es zuerst, ihn anzusehen. Dann aber wagte sie doch einen kurzen Blick, bevor sie sich, schneller als nötig, abwandte und hinter die Theke zurückging.


    Frische Luft, die hätte sie nun dringend gebraucht. Das Gemüse musste herhalten. Verstohlen wischte sie sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel, bevor die ihren Weg antreten konnte. Es würde noch einen Moment dauern, bis Lala mit der Bestellung kam. Zeit, das Durcheinander der Gefühle wieder in Ordnung zu bringen.

  • Zitat

    Original von Appius Decimus Massa
    Über die unverhoffte Gesellschaft war sein Tischnachbar nicht erfreut. Sicher durfte er meinen Namen wissen, was er damit anfangen wollte war mir schleierhaft. „ Decimus aus Alexandria.“ Stellte ich mich vor.
    Es roch lecker, was er da vor sich hatte und wie auf Bestellung wurde von einem Mädchen nach meinen Wünschen gefragt. „ Ich nehme Puls, Gemüse, dazu 2 lukanische Würste, keinen Kohl. Als Nachtisch, Aprikosen mit Honig. Einen Becher verdünnten Wein dazu.“ Das war genug. Mein Tischnachbar spachtelte derweil den Fisch, den er mir dann auch wärmstens empfahl. Mich gelüstete es mehr nach Würsten. So gut wie hier in Rom waren sie in Alexandria bei weitem nicht. Also nutzte ich die Gelegenheit. „ Fisch gibt es bei mir sehr oft. Heute leiste ich mir ein paar Würste. Aber lass es dir ruhig weiter schmecken.“ Mir blieb bis zum Eintreffen Zeit, den etwas zerknirschten Zeitgenossen, genauer zu betrachten. Kein herausragender Mann, nichts markantes an ihm. Ein Bürger der Stadt Rom wie viele andere.


    So knapp angebunden, dachte Varus.. na das würde wohl keine angenehme Unterhaltung beim Essen werden.
    "Helvetius von hier", stellte er sich dementsprechend ebenso genau vor.


    "Danke du dir auch."


    Tja das war es vorerst. Ein paar Bissen später machte Varus noch einmal einen Versuch
    "Und was treibt dich den weiten Weg aus Alexandria hierher in diese Garküche?"


    Seine Bestellung kam und Varus fügte nachdem die Bedienung gegangen war noch an
    "Hattest du nicht Aprikosen bestellt?"

  • Völlig erschlagen von den ersten unglaulichen Eindrücken, die die ewige Stadt auf ihn hatte niedergehen lassen, wankt Maro duch die vertopften Straßen. Sein Ziel, schnellstmöglich zur Casa Octavia zu gelangen hatte sich in einem Strudel aus Menschen, Stimmen, Tieren, Karren und Häusern bis zu den Wolken zeitweilig aufgelöst. Trotz des Umstands, dass er zehn Leute nach dem Weg gefragt hatte, hatte er sich im Gewühl der Stadt rettungslos verlaufen.


    Er war an Tempeln, Marktplätzen, Brunnen, Läden, Bordellen und diesen riesigen, gefährlich aussehenden Wohnhäusern vorbei gekommen. Und so unglaublich vielen Menschen. Arme, Reiche Sklaven, Sklaven, die aufgeputzt waren wie Herren. Fremde Sprachen und fremde Gesichter und ein Latein, dass sich anhörte wie eine zivilierte Variante des Idioms, das die Legionäre aus Italien mit an den Rhein brachten. Unter der Bevölkerung der Provinzen hatte sich über die Jahre ein leichter Dialekt ausgebildet...unglaublich.


    Und wie in der CCAA oder Mogontiacum gab es auch hier an jeder Ecke etwas zu essen. Etwas zu Essen, so hoffte Maro würde seinen Geist aus seinem Schwebezustand wieder zurückholen.
    Übermäßig viel Geld hatte er jedoch nicht aus den Ruinen des Hofes in Germanien retten können. Die Wilden waren gründlich gewesen - in jeder Hinsicht. Anscheinend hatten sie versucht gewaltsam aus seinem Vater herauszubekommen, wo er sein Vermögen versteckt hatte. Diese Bilder würde Maro, so wusste er, nie vergessen...


    Das eine Versteck war ausgeräumt worden, das andere, angelegt für genau diese Fälle allerdings unberührt, was Maro die Möglichkeit gab in die schlichte, aber offenbar überdurchschnittlich saubere Garküche einzutreten und bei der Bedienung ein paar warme Würste, Wein, Kohl und Brot zu bestellen. Es war sehr voll, also setzte Maro sich zu einem fremdländisch aussehenden Kerl.


    "Salve, mein Freund. bist du auch so neu in der Stadt wie du wirkst? Wenn nicht könntest, wenns dir nichts ausmacht, den Weg zur Casa Octavia erklären. Hab mich nämlich verlaufen..."

  • Das Essen welches serviert wurde sah gut aus, wie auch die Garküche, eine der saubersten in Rom und ich hatte weiß Gott schon reichliche gesehen. Meinen Tischnachbarn schien es zu schmecken. “Ja nun, was nehme ich denn? Ach ich probiere den Grünkohl mit den Würstchen, Brot, Aprikosen mit Honig und Bier.?” Gerade als ich der Bedienung noch einen abschätzenden Blick nach schickte, kam schon wieder ein gast und platzierte sich neben mir. Aufmerksam betrachtete ich ihn als er mich nach der Casa Octavia fragte. Das wäre wohl sehr schlecht wenn ich nicht die wichtigste Häuser in Rom kennen würde. Wer kannte nicht das Anwesen der Octavianer sowie Gaius Octavius Victor. “Da trügt der Schein”, antwortete ich. “Soviel mir bekannt ist war ich schon immer in Rom, allerdings an die ersten Jahre meiner Kindheit erinnere ich mich nicht und mir hat auch niemand etwas davon erzählt. Allerdings mit der Wegbeschreibung, dürfte es etwas schwierig werden. Von hieraus gibt es zu viele rechts und links, wenn du verstehst was ich meine.”

  • Na wunderbar noch keine paar Tage in der Stadt und schon mehreren Leuten auf die Toga getreten.
    Das fing ja gut an, dachte sich Maro und sagte dann zu dem angesprochenen Gast: "Dann entschuldige bitte mein Versehen. Bin eben erst ganz kurze Zeit in der Stadt und hab also jetzt schon mehrere Leute völlig falsch eingeschätzt. Den Miles am Tor hab ich doch glatt zum Optio befördert, was ihn sehr amüsiert hat. Und jetzt hab ich dich auch noch direkt als fremdes Landei eingestuft. Tut mit Leid. Ja das mit den vielen rechts und links ist mir auch schmerzhaft bewusst geworden. Naja wie auch immer... seit die Wilden den Hof in Germanien abgefackelt haben bin ich nicht mehr ganz beieinander."
    Maro riss sich am Riemen. Er wollte dem Anderen nicht mit Gejammer auf die Nerven gehen, also begab er sich auf einen, so hoffte er, zweckdienlicheren Weg: "Sag mal, wo arbeitest du eigentlich? Viel Geld hab ich auch nicht, ne ordentliche Anstellung käm mir sehr gelegen. Will ja auch nicht der Familie auf der Tasche liegen..."

  • Amüsiert über meinen Tischnachbarn strich ich mir schmunzelnd übers Kinn. “Von welchen wilden redest du in Germanien? Ich dachte wir hätten die jetzt zivilisiert, sie können doch auch unseren Truppen beitreten”. Naja so gut kannte ich mich auch nicht da aus. Vielleicht hatte er ja auch irgendwo in der Wildnis gelebt. Es gab ja immer Leute die das extravagante liebten und sich dann wunderte wenn etwas schief lief. Aber eins hatte ich festgestellt, egal was man von den Germanen sagte, sie hatten feurige Frauen. Ha wenn ich da an die Funkensprühende Blauäugige dachte, dann wurde es mir jetzt noch ganz anders. Nur die Männer waren etwas verklemmt und teilweise grobklotzig.
    Was hatte der gerade gefragt? Ja nun wie sollte ich es ihm erklären. “Ich bin selbständig”, sofort fügte ich hinzu damit er auf keine krumme Gedanken kam, von wegen Einstellung oder so,“ so zu sagen ein, ein Mann Betrieb, wie soll ich es umschreiben, eine Art Dienstleistung kann man es nennen.” Mir gefiel echt was ich gerade gesagt hatte, es stimmte ja auch so gesehen. Ich beschaffte etwas, was immer es auch war und nutzte dieses und brachte es unter die Menschheit.

  • Nun war es offensichtlich gewesen Sein Gegenüber war noch nie außerhalb des sicheren Hafens Italien gewesen.


    "Weißt du, Germanien ist voll von Wilden. Jenseits des Rhenus und des Raetischen Limes leben unzivilisierte Barbaren. Einige friedlich. Andere nicht.


    Es ändert sich manchmal über Nacht, wenn in einem Stamm der nette, alte Säufer von einem Häuptling im Rausch die Reise in seine Unterwelt antritt und sein junger Axtschwinger von einem Sohn sich auf den hohen Stuhl des Langhauses pflanzt. Mein Vater kam mit der Legion nach Germania Superior, hatte seine ehrenvolle Entlassung und wir hatten aufgrund der Großzügigkeit einiger vermögenderer Familienmitglieder die Möglichkeit eine Villa Rustica in der Ebene des Rhenus aufzubauen. Unser Wein war wirklich gut. Holz und starke Sklavensind dort billig...


    Aber manchmal durchbrechen Barbaren eben den Limes und bis entweder mit ihnen aufgräumt oder sie sich wieder verzogen haben, tun sie was sie wollen. So läuft das an der Grenze... Also keine Anstellung. Schade."


    Maro widmete sich den Speisen, die soeben an ihrem Tisch gekommen waren. Vielleicht hatte der Freund am Tisch ja noch ein paar nützliche Hinweise was das Leben in der Stadt anging?

  • Die Bestellung war raus und es dauerte für gewöhnlich eine gewisse Zeit bis sie auf den Tisch kam. Diese Zeit nutzte ich und sah mir das treiben auf der Straße an. Die wenigen Plätze der kleinen Garküche waren schnell belegt. Mein Tischnachbar wurde redseliger, was Essen ausmachte oder wollte er einfach nur ein bisschen Unterhaltung. „Die Befehle Rom’s und ein unerwartet guter gestriger Tag, nach mehreren Wochen auf See. Das hellt die Stimmung auf und verschafft einem einen guten Appetit.“ Ein flüchtiges Lächeln huschte über mein Gesicht.
    Mein Essen kam. Eine Schüssel Puls, 2 Würste und Äpfel mit Honig, verdünnter Wein. Der Helvetier hatte Recht. Ich hatte Aprikosen bestellt. Meine Blicke gingen vom Essen zur Bedienung. Die sehr schnell das Weiter suchte und ich sie nur noch von hinten zu sehen bekam. Ihr Gang, ihre Bewegungen, alles vertraut, ich wusste nur nicht woher. Sich hungrig den Kopf zu zerbrechen, dazu hatte ich, dazu die missratene Bestellung, keine Lust. „ War das Absicht oder sind drei Dinge zu viel auf einmal?“ sah ich fragend zum Helvetier. Ich wollte meine bestellten Aprikosen. Auf die Bedienung zu warten? Wer wusste wie lange es dauerte bis sie sich wieder bei uns blicken ließ. Das musste ich selbst in die Hand nehmen. „ Ich werde meine Aprikosen bekommen. Willst du noch was?“ Die Schale mit den Äpfeln, ging ich der Bedienung nach. An der Theke blieb ich höflicher Weise stehen. Ich wollte keinen Knatsch am Vormittag. Sie stand mit dem Rücken zu mir. „ Hallo? Würdest du bitte mal zu mir kommen. ich habe hier Äpfel und hatte Aprikosen bestellt. Tauscht du mir das um?“

  • Zitat

    Original von Marcus Octavius Maro
    Maro widmete sich den Speisen, die soeben an ihrem Tisch gekommen waren. Vielleicht hatte der Freund am Tisch ja noch ein paar nützliche Hinweise was das Leben in der Stadt anging?



    Interessiert lauschte ich meinem Tischgenossen, denn so hatte mir das noch keiner erzählt. “Ich hatte angenommen da hätten wir alles im Griff. Und die Barbaren spielen sich noch immer so auf? Gibt es denn noch viele von denen?” Nachdenklich starrte ich auf die Tischplatte, malte mit einem Wassertropfen, der wohl noch vom Tisch abwischen übriggeblieben war Kreise. “Dann hat es dich wohl ganz derbe erwischt, doch solltest du nicht denken hier wäre das Leben ein Honigschlecken. Taschendiebe und Betrüger laufen hier reichlich rum. Ganz zu schweigen von dem Treiben ab einsetzender Dunkelheit. Ganze Banden sind dann unterwegs die vor nichts aber auch wirklich gar nichts zurück schrecken. Wenn du verstehst was ich meine?” Nach einem sich selbst bestätigen Kopfnicken fuhr ich dann eindringlich fort.: “Du solltest wirklich so schnell wie möglich die Casa Oktavian aufsuchen. Zur Not wenn du noch etwas wartest bringe ich dich dort hin.” Ja das war gar nicht mal so schlecht wenn ich das übernehmen würde, denn in dieser Gegend war ich schon länger nicht mehr gewesen.

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