Beiträge von Flavia Domitilla

    Während meines Urlaubs hatte ich auch Gelegenheit, in einigen Buchhandlungen und Museumsshops herumzustöbern und habe dabei einiges an interessanten Titeln entdeckt:




    Alberto Angela
    Ein Tag im Alten Rom

    Taschenbuch, 416 Seiten, mit s/w-Abbildungen
    Erschienen 2011 im Goldmann Verlag
    ISBN: 978-3-442-15638-2
    € 10,99 [D] | € 11,30 [A] | CHF 16,50 * (* empf. VK-Preis)


    Rom im Jahre 115 n. Chr.: das Imperium Romanum unter Kaiser Trajan erfährt gerade seine größte Ausdehnung und Blütezeit. ein tobendes Publikum feuert im Kolosseum die Gladiatoren an. am Ufer des Tibers werden rauschende Feste gefeiert und in den Thermen warten wohltuende Ölmassagen auf die noble Klientel. Erstmals gelingt es einem Autor, so tief in das Lebensgefühl dieser faszinierenden antiken Metropole einzutauchen und die Alltagswelt der Römer lebendig werden zu lassen. Wie durch die Linse einer Kamera lässt uns Angela an seinem Tagesstreifzug durch Rom teilnehmen, beginnend um 6 Uhr morgens, wenn das leben in den Straßen und auf den Plätzen erwacht, bis Mitternacht, wenn die letzten Betrunkenen aus den Tavernen expediert werden und sich einen Schlafplatz suchen. [....]
    Für alle Romreisenden; für junge und alte Lateinschüler, bei denen der Unterricht einige Fragen offen gelassen hat und für die vielen Liebhaber von Zeitreisen. Eine fulminante Rekonstruktion des prallen Lebens im alten Rom, wie sie erst durch neueste wissenschaftliche Recherchen möglich wurde.


    ... vom gleichen Autor ebenfalls erschienen:
    Der faszinierende Alltag im Römischen Reich
    Kaiser, Huren, Legionäre

    Taschenbuch, 608 Seiten, 16 s/w Abbildungen
    ISBN: 978-3-442-15763-1
    Erschienen 2013 im Goldmann Verlag
    € 10,99 [D] | € 11,30 [A] | CHF 16,50 * (* empf. VK-Preis)


    Eine spannende Reise durch das Römische Reich hier wird die Antike lebendig.Wir begeben uns auf einen faszinierenden Streifzug durch die Weiten des Römischen Reiches zur Zeit seiner größten Ausdehnung. Auf der Reise durch dieses antike Weltreich blicken wir auf die farbenprächtigen Schilde der Legionäre in Germanien und bewundern die kunstvollen Körperbemalungen der Barbaren in Schottland. Wir riechen das Parfum feiner Bürgerinnen in Mailand, in unseren Ohren erklingt das Schleifgeräusch der Athener Steinmetze ... ein unscheinbarer Sesterz ist dabei das Bindeglied, das alle diese Orte und Menschen und ihre Schicksale miteinander verbindet. Die kleine Münze geht von Hand zu Hand, und jedes Mal lässt Alberto Angela den Leser wieder eintauchen in eine neue fremde Welt, die unserer Gegenwart oft ähnlicher ist, als man denkt.



    Liebe und Sex im Alten Rom
    Taschenbuch, 384 Seiten, durchgehend s/w-Abb. + 16 S. Farbbildteil
    ISBN: 978-3-442-15821-8
    Erschienen 2014 im Goldmann Verlag
    € 10,99 [D] | € 11,30 [A] | CHF 16,50 * (* empf. VK-Preis)


    Wie liebten die alten Römer? Küssten die Leute damals genauso wie wir? Wie verführten Römer und Römerinnen einander vor 2000 Jahren? Und was passierte unter der Bettdecke, wenn zwei Menschen im Alten Rom verliebt waren? Gab es Verhütungsmittel? Reizwäsche? Und wie versuchte man, den Partner zu binden? Wie stand es um Treue und Betrug, akrobatische Stellungen und Liebesamulette? Welche Aphrodisiaka kamen zum Einsatz, um die Performance zu steigern? Und wie waren Ehe und Scheidung geregelt? Alberto Angela entführt in das antike Reich von Lust und Liebe und zeigt, was zu Zeiten des römischen Kaisers Trajan das Karussell der Leidenschaften in Schwung hielt.

    Zitat

    Original von Flavia Domitilla
    Da ich nicht weiß, ob ich morgen noch mal reinschauen kann, melde ich mich vorsichtshalber heute schon mal ab. ;)


    Am Samstag wird es mich für zwei Wochen ins Land der Angeln und Jüten verschlagen und danach werde ich noch mal ein paar Tage bei den Jungs und Mädels in Colonia Claudia Ara Agrippinensium vorbei schauen. Sprich, ich werde frühestens ab 6.9. wieder im Ländle sein.


    Bis dahin macht´s mal gut! :wink:


    So, schluss mit lustig! Ich bin wieder zurück.=)
    Gebt mir noch etwas Zeit zum Einlesen. So gegen Montag kommt dann auch Text. ;)

    Zitat

    Original von Morrigan
    ...
    „Nun Orestilla was kann ich für dich tun?“ wieder ein Blick zu der Sklavin, die sich nun hinsetzte. „Deine Freundin scheint sich hier unwohl zu fühlen. Sollten wir sie nicht lieber in die Küche schicken? Dort kann sie auf dich warten und wir können ungezwungen reden?“


    Morrigan konnte nur hoffen, dass die Flavia auf ihren Vorschlag einging, denn sie wusste sehr wohl, das es nicht Candace ist die hier was wollte. Und Morrigan würde sich dann auch wohler fühlen. Sie wusste ja auch das Dracon in der Culian war, der würde seine „Freundin" schon einnorden und dann wäre zumindest dieses Problem vom Tisch.


    Ganz starr saß Candace da und versuchte den Blicken Morrigans auszuweichen. Sie gab keinen Laut von sich, denn wenn sie schwieg, dann konnte sie auch nichts Falsches sagen, dachte sie sich. Kleine Perlen des Angstschweißes hatten sich bereits auf ihrer Stirn und dem Nasenrücken angesammelt. Innerlich hoffte sie nur, so schnell wie möglich wieder hier herauszukommen.
    Die Flavia hingegen schien in ihrem Element zu sein und ließ sich von der Einfältigkeit ihrer Sklavin keineswegs bremsen. Sie bediente sich selbst und goss sich ein wenig Wein in ihren Becher. Dies schaffte sie mit einer glänzenden Bravour, obwohl sie nur an den Saturnalien dazu genötigt war, solcherlei Tätigkeiten selbst zu verreichten. Genüßlich nippte sie nun an dem Rebensaft, der gar nicht mal so übel schmeckte.
    „Nun, mein Wunsch klingt wahrscheinlich etwas ungewöhnlich,“ druckste die Flavia noch etwas unschlüssig herum. „Doch sah ich in dem Besuch dieses Etablissements den einzigen Ausweg aus meiner…nun ja, wie soll ich mich ausdrücken… Misere.“ Ein unschuldiges Augenzwinkern folgte, ehe sie ihren Blick wieder auf ihre Sklavin richtete, die gerade die Aufmerksamkeit durch ihre steife Angespanntheit bei Domitillas Gesprächspartnerin erregt hatte. Ein düsterer Blick, der auf nichts Gutes schließen mochte, folgte schließlich.
    „Nun ja, wie mir scheint, hast du recht,“ meinte sie nachdenklich. Warum man aber ihre „Freundin“ einfach so in die Culina abschieben wollte, wollte ihr nicht so richtig aufgehen. Dennoch wandte sie dann im gewohnten Befehlston an ihre vermeintliche Freundin: „Regilla, geh hinaus! Lass uns allein!“ Candace ließ sich das nicht zweimal sagen. Sofort spritzte sie auf. Gerade noch rechtzeitig konnte sie sich ein ‚Ja, Domina‘ verkneifen und verließ das Separee in Richtung Küche.
    Ein Moment der Stille verging, ehe die Flavia wieder an ihren Faden anknüpfen konnte und auf den Sinn und Zweck ihres Besuchs zu sprechen kam.
    „Nun, in wenigen Wochen werde ich heiraten. Ausgerechnet einen Mann, den ich kaum kenne und nun ja, der sich mir bisher eher als leidenschaftslos und überaus fade präsentiert hat. Mein Problem ist, ich werden den Rest meines Lebens an seiner Seite verbringen müssen. Und ich wünsche mir, dass dies nicht auch noch die langweiligsten und unbefriedigtsten Jahre in meinem Leben werden, wenn du verstehst, was ich meine. Ich möchte nicht als alte fette Matrone enden, die nachdem sie ihre Pflicht getan hat, in ihr cubiculum verbannt wird.“ Ein tiefer Seufzer folgte schließlich, dann nahm sie noch einen weiteren (diesmal aber einen ordentlichen) Schluck von dem Wein.


    ~~~


    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img51/84/d2q8.gif]
    Candace


    Candace war schnurstracks zur Culina gelaufen. Der Geruch von frisch zubereitetem Essen wies ihr den Weg dorthin. Dabei hatte sich gar nicht erst in dem Haus genauer umgesehen. Auch sah sie sich nicht nach den „Damen“ des Hauses nicht nach, die ihr, nur spärlich bekleidet, unterwegs begegneten.
    In der Culina angekommen, erlebte sie schließlich die zweite Überraschung des Abends. „Dracon, was machst du denn hier?! Ich dachte du wärst fort… mit deinem Herrn… in Gallien.“

    Da ich nicht weiß, ob ich morgen noch mal reinschauen kann, melde ich mich vorsichtshalber heute schon mal ab. ;)


    Am Samstag wird es mich für zwei Wochen ins Land der Angeln und Jüten verschlagen und danach werde ich noch mal ein paar Tage bei den Jungs und Mädels in Colonia Claudia Ara Agrippinensium vorbei schauen. Sprich, ich werde frühestens ab 6.9. wieder im Ländle sein.


    Bis dahin macht´s mal gut! :wink:

    Zitat

    Original von Morrigan
    ...
    „Ich denke ihr beide zieht es vor in einem Separee mit mir zu reden?“ fragte sie natürlich eigentlich rein rhetorisch, denn sie konnte sich nicht vorstellen, das die Domina sich ins Atrium setzen wollte. Also ging sie voraus und führte die beiden Frauen in ein recht abgeschieden liegendes Zimmer. Dieses war wie alle anderen auch mit äußerster Sorgfalt und Liebe zum Detail eingerichtet.
    Ein kleiner Tisch, dort würde schon bald der Wein und die Krüge zum stehen kommen, bestimmt würde auch die ein oder andere Nascherei sich zum Wein einfinden.
    Das Zimmer selbst war sehr fraulich gehalten, alles in zarten rot Tönen. Eben das besondere Zimmer für die Frauen, die im Lupanar nach Abwechslung suchten.


    Zum Glück hatte die Flavia das Reden übernommen, dachte Candace. Denn sie, die Sklavin, hätte garantiert alles versaut, was nicht etwa daran lag, dass sie nicht lügen konnte, sondern vielmehr, dass sie Morrigan ganz sicher nicht hier erwartet hätte. Aber was auch die Flavia nicht wusste, ihr Gegenüber war ganz genau im Bilde darüber, dass das, was sie gerade sagte, reine Fantasie war. Gut, dass Morrigan mitspielte und auf die Geschichte ihrer Herrin einging. Schließlich hatte die Flavia einen ordentlichen Batzen Geld mitgenommen, für das was noch folgen sollte. So schwieg die vermeintliche ‚Regilla‘ und ließ ihre ‚Freundin Orestilla‘ machen.


    „Ein Chambre séparée , wie der Gallier zu sagen pflegt,“ scherzte Domitilla äh Orestilla, wurde dann aber gleich wieder sachlich. „Genau das wünschen wir!“ Selbstredend war sie nicht gerade darauf erpicht, von irgendeinem dahergelaufenen Wicht erkannt zu werden, der sie am Ende vielleicht auch noch damit erpressen konnte.
    Orestilla und ihre Freundin folgten schließlich der Frau, die sie in einen recht ansehnlichen Raum führte, der scheinbar so gar nicht mit einem Lupanar gemein zu haben schien. Die beiden Frauen sahen sich um. Das in zarten Rottönen gehaltene Interieur schien recht ansprechen zu sein – ein kleiner Tisch unzählige Kissen auf dem Boden, die regelrecht dazu einluden, es sich auf ihnen bequem zu machen. Noch bevor sich die beiden darauf niederlassen konnten, erschien bereits eine Sklavin mit einem Tablett auf dem allerhand Leckereien und eine Kanne mit Wein gepackt worden war. Diese servierte sie nun auf dem kleinen Tisch vor den Gästen. Während Orestilla bereits in die Kissen einsank, verharrte Regilla alias Candace weiterhin stehend neben ihrer ‚Freundin‘. Zu sehr war sie noch immer in ihrem alten Muster gefangen. Zumindest war es der Flavia recht schnell gelungen, sich in die Rolle Orestillas hineinzuversetzen. „Regilla, setz dich doch! Sei doch nicht so schüchtern,“ ermahnte sie sie, woraufhin sich Regilla auch sofort in die Kissen setzte.

    Zitat

    Original von Morrigan
    ...
    So also war es Morrigan, die der Flavia öffnete. Morrigan wäre beinahe das Herz in die sprichwörtliche Hose gerutscht. Was machte die denn hier?
    Nun versuchte die Perserin sich natürlich nichts anmerken zu lassen, ihre Begegnungen mit der Flavia waren ja eher flüchtig gewesen. Nur Candace konnte zum Problem werden, also bekam die Leibsklavin der Flavia einen flehenden Blick sich nichts anmerken zu lassen und dann wurde natürlich endlich der Gast begrüßt.


    „Salve. Wie kann ich euch behilflich sein?“ Morrigan glaubte zwar nicht, dass die beiden sich verlaufen hatten, aber man wusste ja nie, deswegen wollte sie erst mal wissen, ob die beiden Frauen wirklich ins Lupanar wollten.


    Die Flavia hatte ihrer Leibsklavin ganz eindeutige Anweisungen gegeben. Auf keinen Fall sollte der Name der Gens Flavia mit diesem Besuch in Verbindung gebracht werden. Sie sollte sich als die Freundin einer schüchternen Plebejerin ausgeben, die demnächst verheiratet werden sollte. Candace hatte sich schon alles sorgfältig zurechtgelegt, damit sie ja nichts Falsches sagte. Als „Plautia Regilla“ wollte sie sich ausgeben, die ihre Freundin „Roscia Orestilla“ begleitete. Als sich die Tür öffnete, wollte sie bereits mit ihrem eingeübten Text beginnen. Jedoch gelang es ihr nicht einmal das erste Wort zur Gänze auszusprechen.
    „Sal….“ Abrupt verstummte sie und starrte die Frau an der Tür an, als ob sie gerade einen Geist gesehen hätte. Sie war auch nicht mehr fähig, noch einmal den Faden wieder aufzunehmen.
    Domitilla wurde zunehmend nervöser. Was war nur mit der Sklavin los? Letztendlich ergriff sie die Initiative. Die Flavia trat neben ihre Sklavin und übernahm ihren Part.
    „Salve! Du musst meine Freundin entschuldigen. Sie ist schrecklich schüchtern. Ich bin Orestilla und das ist Regilla. Nun, wir haben ein ganz besonderes Anliegen, was wir ganz sicher nicht hier auf der Straße besprechen sollten. Nun, wie wär´s? Wir zahlen auch gut!“

    Ihr Neffe Scato schien wohl recht schnell sein Interesse verloren zu haben, weshalb sie wenige Stunden vorher ihre Sklavin zu den Claudiern gesandt hatte. Ihre Erklärung schien einfach zu banal zu sein, um den Flavier hellhörig zu machen. Ganz im Gegenteil verhielt es sich aber bei dem Claudier, dessen Blick mehr als tausend Worte sagte. Er hatte sofort Domitillas Lüge entlarvt, schwieg sich aber darüber aus, wofür sie ihm dankbar war. Letztendlich hätte es wohl Candace ausbaden müssen, wäre ihre Domina der Lüge bezichtigt worden.
    Ohne ein Augenzwinkern hielt die Flavia dann auch noch dem Blick des Claudiers stand, als dieser vom Grund der Abreise seines Bruders zu berichten begann. „Nach Gallien …“ echote sie und verstummte nachdenklich. Er ist vor vier Monaten nach Gallien abgereist und er hat sich nicht einmal von mir verabschiedet! Selbst seiner Familie hatte er keinerlei Nachrichten zukommen lassen. Seltsam!
    Diese Neuigkeiten verdarben ihr geradezu den Appetit, woraufhin sie den Sklaven, der ihr bereits eine Vorspeise anbieten wollte, mit einem hektischen Abwinken ihrer rechten Hand verjagte.
    Doch damit noch nicht genug! Wieder war es einmal ihr ehemaliger Lieblingsneffe, der den letzten Funken ihrer guten Laune endgültig zum erlöschen brachte, indem er seinen jüngeren Bruder, der erst vor wenigen Minuten den Weg zum Triclinium gefunden hatte, gänzlich für sich vereinnahmte. So blieb ihr also nichts anderes übrig, als dem langweiligen Gespräch der Männer über Politik und die rechte Wahl der Sodalität zu lauschen. Seufzend ließ sie sich dann doch zu einer der Vorspeisen hinreißen. Schließlich kam sie für sich zu der Überzeugung, dass es in diesem Haus eindeutig an Frauen mangelte!

    Wesentlich wohler fühlte sich die Flavia in ihrer Haut, als das Gespräch nun auf den eigentlichen Anlass ihres Zusammentreffens hinsteuerte. Die bevorstehende Hochzeit und alles was damit im weitesten Sinne in Verbindung stand würde wohl noch früh genug viele Stunden ihrer Aufmerksamkeit kosten. So war es doch weitaus sinnvoller, sich erst einmal auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und dass ihr das Opfer für Fortuna sehr am Herzen lag, hatte sie ja schon mehrmals zum Ausdruck gebracht. Dass sie in dem Tiberius den rechten Mann für ihr Vorhaben gewonnen hatte, war ihr schon sehr schnell klar geworden und dies gab ihr auch wieder ein wenig Sicherheit zurück. Fachmännisch beriet er sie, welcher Tempel in Rom denn der Geeignetste war. Dabei verließ sie sich voll und ganz auf die Meinung ihres Verlobten und nickte zustimmend. „Der Tempel auf dem Forum Holitorium also… nun, wenn du es sagst, Tiberius Lepidus, dann schließe ich mich gerne deinem Erachten an.“


    Schließlich wartete der Tiberier doch noch mit einer Überraschung auf. Dabei machte er keinen Hehl daraus, dass er durchaus ein Pragmatiker war, der zu wissen schien, welche nützlichen Bande man miteinander verknüpfen musste. Domitilla schien sehr überrascht darüber zu sein. Natürlich gebot es den Umständen, auf das Angebot des Tiberius einzugehen. Alles andere hätte ihn wohl nur gekränkt.
    „Das würdest du wirklich für mich tun wollen?“ Diesmal mal ihr Lächeln nicht gespielt. Ihr fehlten schier die Worte. Der Tiberius hatte damit eindeutig Pluspunkte bei Domitilla gesammelt und vielleicht hegte sie bereits sogar den Verdacht, dass ihr Zukünftiger doch nicht ganz so übel war, wie sie zu Anfang gedacht hatte.
    „Selbstverständlich nehme ich dieses überaus großzügige Geschenk an! Ich danke dir vielmals dafür! ... Meine Rettung jährt sich genau heute in zwei Wochen*. “


    Sim-Off:

    * Selbstverständlich können wir das bereits füher oder aber auch erst später aussimmen. Zumal ich in zwei Wochen in Urlaub sein werde. 8)

    Für einen Herzschlag lang hielt Domitilla inne. Ein leicht angedeutetes Lächeln umspielte ihre Lippen und ihr rechtes Augenlid zog sich - ganz nach flavischer Manier - kurz nach oben. Schaumschläger!, dachte sie verächtlich bei der kühlen Begrüßung ihres Neffen und dessen darauffolgender Bemerkung. Zwar glaubte sie kurzzeitig, ihr müsse den Atem stocken, da sie offensichtlich mit ihren Plänen ertappt worden war, doch konnte sie dies gut überspielen. So fiel es ihr auch überhaupt nicht schwer, ihrem Neffen eine faustdicke Lüge aufzutischen. „Ach, vor einigen Wochen hatte ich dem Bruder unseres verehrten Gastes eine unserer Schriften ausgeliehen. Nun, du weißt ja selbst, wie pedantisch Mago, unser guter Bibliothekar sein kann. Leider war meine Candace nicht erfolgreich, was dies anbelangt…“ Das Ganze spickte sie schließlich noch mit einem zweifelhaften Lächeln, ehe sie sich dann dem Claudier zuwandte, der recht getrübt wirkte, als er auf seine Familie zu sprechen kam und von seinem kränkelnden Großvater berichtete. „Das tut mir sehr leid“, bekundete die Flavia aufrichtig. Doch noch mehr berührte es sie, als er auf Centho zu sprechen kam. Es zerriss ihr förmlich das Herz, jedoch gebot ihr ihr Stand und die damit verbundene Gravitas, die Contenance zu wahren und jegliche Gefühlsausbrüche zu vermeiden.
    „Das ist sehr bedauerlich,“ erwiderte sie daher belanglos. „Wie kam es zu dieser plötzlichen Abreise?“ Auf einen simplen wink hin, reichte einer der Sklaven der jungen Flavia einen Becher mit verdünntem Wein, von dem sie sogleich nippte. Wer Domitilla etwas näher kannte, konnte daran vielleicht erkennen, wie aufgebracht im Inneren sie tatsächlich war und wie sehr sie sich nach einer erklärenden Antwort des Claudius sehnte. Jedoch wurde diese Spannung mit dem Eintreffen ihres Neffen Fusus jäh gedämpft.
    Fusus, der jüngere Bruder des Scato war in jeglicher Hinsicht ganz anders, was ihn für Domitilla durchaus attraktiv machte. Alleine schon seine gute Laune, die er mitgebracht hatte, war ihr ein Trost. „Salve Fusus! Wie war dein Tag?“, fragte sie ihn freundlich.

    Kurz vor Sonnenuntergang hatten zwei Frauen die Villa Flavia verlassen. Beide trugen eher schlichtere Kleidung unter ihren Pallae, die offensichtlich auch schon bessere Tage gesehen hatten. Man hätte vermuten können, dass es sich um Sklavinnen oder Angestellte der Flavii handeln können. Selbstredend hatte die Flavia auf eine Sänfte verzichtet. Nichts sollte an diesem Abend auf ihre Herkunft schließen. Ihr schneller Schritt führte sie direkt hinunter in die Stadt, dorthin wo das Herz der urbs aeterna schlug. Selbst jetzt um diese Zeit, da doch bald die Dämmerung einsetzen würde, waren die Straßen voll. Der Strom der Vergnügungssüchtigen zog unablässig hinein in die Subura. Auch Domitilla und Candace folgten ihm. Es bedurfte einige Zeit und viel Geduld, bis sich die beiden Frauen durchgefragt hatten. Keine schmuddelige Absteige! Ein gepflegtes Etablissement sollte es sein. Schließlich legte man den beiden Frauen das "Aedes iste Laetitia" ans Herz.
    In einer Seitengasse stießen sie schließlich auf die unscheinbare Insula, in deren Inneren sich eben jenes "Aedes iste Laetitia" befinden sollte. Wie immer ging die Sklavin voran, auch wenn diese Situation für sie sehr ungewohnt war. Nachdem sie einem relativ langen Lagen Gang gefolgt waren, fanden sie sich vor einer Tür wieder. Beherzt klopfte Candace an und wartete, was nun geschah.

    Es gab vieles, was die Flavia beschäftigte. Dinge, die so vertraulich waren, dass es ihr schwer fiel, mit jemand darüber zu sprechen. Es mangelte Domitilla einfach an einer engen Vertrauten, so wie es meist Mütter für ihre Töchter waren. Domitillas Mutter jedoch war weit weit weg in ihrer Villa in Aquileia. Außerdem hatte sie sie bereits seit Jahren nicht mehr gesehen. Aber auch früher war Horatia Lepida nicht das gewesen, was man eine umsorgende Mutter nannte. Mit ihr hatte sie niemals eine wirklich enge Beziehung verbunden. Wenn Domitilla immer etwas auf dem Herzen gehabt hatte, dann war es stets die Kinderfrau gewesen, die sich ihr angenommen hatte. Almathea hatte sie wie eine eigene Tochter geliebt, genauso wie sie die Kinderfrau wie eine Mutter geliebt hatte, obwohl sie doch nur eine Sklavin ihrer Mutter gewesen war. Gerade in den letzten Tagen war es ihr wieder schrecklich bewusst geworden, wie sehr ihr Amalthea gerade jetzt fehlte.
    Neuerdings aber hatte das Verhältnis zu ihrer Sklavin Candace eine positive Wendung genommen. Zwar hatte die Flavia ihre Sklavin recht schnell wieder spüren lassen, welchem Stand sie angehörte. Doch sie hatte nicht vergessen, wie beseelt sich die Sklavin ihr gegenüber verhalten hatte. Insgeheim war ihr bewusst geworden, wie wertvoll die Sklavin doch für sie war.


    Wie gewöhnlich hielt sich die Leibsklavin in der Nähe ihrer Herrin auf. Der Nachmittag versprach beschaulich zu werden. Domitilla hatte einen weiteren Versuch gestartet und sich den ausgeliehenen Schriften Ovids angenommen. Diesmal gelang es ihr sich tatsächlich, sich in die Materie einzulesen. Doch von jeher war die junge Flavia keine Freundin der schnöden Theorie gewesen. Bereits als Kind hatte ihr Forscherdrang sie zu unorthodoxen Aktionen verleitet. Letztendlich lösten sich ihre Sinne von „ars amatoria“ und sie sah auf.
    „Candace..“ Die Augen der Sklavin trafen auf die ihrer Herrin. „Ja, Domina?“
    „Hast du jemals bei einem Mann gelegen?“, fragte sie in einem ruhigen Ton. Allerdings schien sie damit die Sklavin ein wenig zu überraschen. „Äh, wie bitte? Äh, nein Domina.“
    „Und was war mit diesem claudischen Sklaven? Wie hieß er noch gleich?“ Der Flavia war es spätestens an der Wahlsiegfeier ihres Neffen aufgefallen, dass Candace etwas für diesen kräftigen Burschen empfunden hatte.
    „Dracon, Domina…. Äh, nein. Ich habe nicht bei ihm gelegen.“ Der Sklavin war dieses Thema ein wenig peinlich. Eigentlich war es nur ihrer Scham geschuldet, weshalb sie die Beziehung zu dem Sklaven nicht weiter vertieft hatte… und nun war er verschwunden, zusammen mit seinem Herrn. Die Flavia nickte nur bedächtig. Dann versuchte sie wieder weiterzulesen. Irgendetwas aber schien sie zu beschäftigen. Nach einer Weile versuchte sie es schließlich erneut. Diesmal verbannte sie Ovid auf ein Tischchen, welches neben ihrer Kline stand.
    „Candace…“ Wieder schaute die Sklavin auf. „Ja, Domina?“
    „Kannst du mir sagen, wie ich einen Mann lieben soll, für den ich absolut nichts empfinde?“ Noch immer klang die Stimme der Flavia ruhig und sachlich. „Die Liebe kommt sicher irgendwann, Domina“, meinte die Sklavin oberflächlich, obwohl sie davon keine Ahnung hatte. Zweckehen waren in den Kreisen ihrer Herrin doch etwas ganz alltägliches. Allerding war dies eine der Antworten, die die Flavia nicht wirklich hören wollte.
    „Ja sicher… aber was ich meine, ist nicht die sinnliche Liebe, sondern eher der körperliche Aspekt dabei.“ Die Sklavin schien nun endgültig perplex zu sein. Krampfhaft begann sie nach einer Antwort zu suchen. „Vielleicht… vielleicht solltest du es einfach deinem Gatten überlassen…, “ meinte sie schließlich.
    „Meinem Gatten?“, fragte Domitilla skeptisch. „Und wenn der nur frigide und abgestumpft ist? Was dann?“
    Aber darauf wusste auch die Sklavin keine Antwort. Die Flavia griff wieder nach ihre Schriftrolle, so dass sie bald wieder darin vertieft war. So verging Stunde um Stunde. Doch eine hilfreiche Antwort fand sie auch dort nicht.
    „Candace! Richte für mich eine Tunika. Eine von den alten, schlichteren! Ich möchte in die Stadt gehen.“

    Nach einem nervenaufreibenden Nachmittag war es Domitillas Leibsklavin doch tatsächlich noch gelungen, ihre Domina in eine recht ansprechenden Fasson zu bringen. Die Augenringe, welche nach ihrem jämmerlichen Weinkrampf entstanden warten, hatte sie mit Hilfe einiger kosmetischer Hilfsmittelchen aus der Welt geschaffen können. Wie immer erschien die Flavia in einem äußert eleganten Gewand, erlesenem Schmuck an Hals und Ohren und einer exorbitanten Frisur, ...natürlich nur, wenn Gäste da waren. Candace hatte wirklich ihr Bestes gegeben.


    Gefolgt von ihrer Sklavin schritt Domitilla nun zum Triclinium. Offenbar war sie noch nicht die Letzte, denn sie vernahm nur zwei verschiedene Stimmen, die sich miteinander unterhielten. Wie immer ging es dabei um Politik. Wie hätte es auch anders sein können.
    Und tatsächlich, nur ihr Neffe Scato war zugegen und … aha, der Gast war also schon da. Sehr gut!
    „Salvete!“, wünschte sie und nickte dem Claudier freundlich zu, für ihren Neffen hingegen hatte sie nur einen recht unterkühlten Blick übrig. Schließlich nahm sie neben dem Claudier ihren Platz ein. Diese Platzwahl kam nicht von ungefähr, denn schließlich lagen ihr noch ein paar brennende Fragen auf der Zunge, die sie im Laufe des Abends los werden wollte. „Es freut mich sehr, dich wieder zu sehen, Claudius Felix. Es ist lange her. Ich hoffe, dir und den deinen ist es gut ergangen“, begann sie schließlich mit einem dezenten Lächeln.

    Die Zeit schien einfach nicht fortschreiten zu wollen. Der Flavia wollte es einfach nicht gelingen, sich auf die Schriftrolle in ihrer Hand zu fokussieren. Schließlich legte sie sie entnervt zur Seite und starrte ins Nichts. „Wein!“, befahl sie der Sklavin nach einer Weile, die sich auch sofort daran machte, einen Becher zu füllen und ihn der Flavia zu reichen. Hastig trank Domitilla. Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie ihr Blick zur Tür ging. Doch die Tür schien versiegelt zu sein. Niemand kam, niemand klopfte an – Stille. Unerträgliche Stille. Ihre Ungeduld wuchs mit jeder Sekunde. Jeder Herzschlag wurde unerträglich. Seufzend veränderte sie ihre Lage auf der Kline, bis es ihr schwerfiel, die richtige Position zu finden. Letztendlich hielt sie nichts mehr auf der Kline. Hektisch spritzte sie auf und lief nervös durch das Zimmer umher.


    Gefühlte Stunden später erschallte endlich ein befreiendes Klopfen an der Tür. Die Sklavin öffnete und ließ die Leibsklavin der Flavia eintreten. Sie selbst verabschiedete sich mit einer stummen Verbeugung und eilte erleichtert davon.
    „Und??!!“, war Domitillas erste Frage in einem äußerst bestimmten und fordernden Ton. Ihrer Sklavin sah man es förmlich an, dass sie nicht wirklich befriedigende Nachrichten mitgebracht hatte. Auf dem Weg zurück hatte sich Candace überlegt, wie sie es ihr am schonendsten beibringen konnte – in gewisser Weise auch schonend für die Sklavin selbst.
    „Domina, ich bitte um Vergebung, aber der Dominus war nicht zugegen. Ich konnte nur mit seinem Bruder sprechen,“ begann sie schließlich.
    „Ja und!!??“ Des langen Wartens mehr als überdrüssig geworden, drohte die Flavia, langsam ungehalten zu werden. Candace wurde es immer unbehaglicher zumute. Hoffentlich ließ die Domina ihre schlechte Laune, ob der unerquicklichen Neuigkeiten an ihr aus.
    „Leider konnte mir Dominus Claudius nicht sagen, wo er sich aufhält. Er sagte, er hätte ihn seit Wochen nicht mehr gesehen. Aber er meinte, er sei heute als Gast deines Neffen in der Villa Flavia zugegen und würde an der cena teilnehmen.“


    „Seit Wochen?! Aber, wie ist das möglich? Es MUSS doch jemand wissen, wohin er gegangen ist!!“ Die Flavia bebte innerlich und hatte anfangs dem letzten Satz ihrer Sklavin kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Am liebsten hätte sie alle ihre Wut, ihre Enttäuschung, ihren Schmerz laut hinaus geschrien. „Hat Felix sonst noch etwas gesagt?“
    „Ich fragte ihn, ob man bald mit der Rückkehr des Dominus rechnen könne. Er meinte darauf, dass es möglich wäre… doch…“ Die Sklavin zögerte. Sie wusste nicht recht, ob sie weitersprechen oder es dabei bewenden lassen sollte. Doch die Flavia war in dieser Beziehung unbarmherzig. Sie trat in bedrohlicher Weise noch näher an ihre Sklavin heran, ließ aber vorläufig noch von ihr ab. „Ja?! Was wolltest du sagen?? Nun sprich schon, dummes Ding!!“
    Candace hatte den Drang, zurückzuweichen, weg aus der Gefahrenzone. Jedoch verblieb sie dort, wo sie stand, um ihre Herrin nicht noch mehr zu reizen. „Ich weiß nicht, ob es etwas zu bedeuten hat, aber ich sah eine Art Traurigkeit in seinem Gesicht, als er über seinen Bruder sprach…,“ brachte sie endlich, wenn auch etwas zögerlich, heraus. Die Augen ihrer Herrin verengten sich daraufhin. Nun reichte es aber! Sie pfiff darauf, was ihre Sklavin glaubte oder auch nicht glaubte. Sie wollte einzig allein Fakten! Nur das zählte. „Eine Traurigkeit also…? Ja?!“ Sie konnte nicht weiter an sich halten. Blitzschnell ergriff sie das rechte Handgelenk der Sklavin und zog hefig daran. Gleichzeitig erhielt die Sklavin eine schallende Ohrfeige.
    „Was verheimlichst du mir, elendes Scheusal?!“, schrie sie nun ungehemmt.
    Die Sklavin war nun doch einen Schritt zurückgewichen. Ihre Wange brannte wie Feuer, worauf ihr die Tränen in die Augen schossen. „Nichts, Domina. Ich verheimliche dir nichts!“, beteuerte die Sklavin schluchzend.


    Die Wut der Flavia war inzwischen in Trauer umgeschlagen. Sie ließ von ihrer Sklavin ab, taumelte einige Schritte zurück. Ihre Standhaftigkeit drohte zu versagen, bis schließlich ihre Knie einknickten und sie vor Candace zu Boden ging. Die Sklavin, die soeben noch den Zorn ihrer Herrin am eigenen Leibe zu spüren bekommen hatte, eilte ihr zu Hilfe. Neben ihr kniend, stützte sie Domitilla, die einem Häufchen Elend gleich, schluchzend und jammernd jegliche Contenance verloren hatte. Liebevoll und tröstend strich sie ihr übers Haar. „Ist schon gut, Domina. Ich bin bei dir,“ wisperte sie leise.
    Tief in ihrem Inneresten empfand sie eine Geborgenheit, die ihr schon lange nicht mehr zuteil geworden war. Einfach gehalten und getröstet zu werden, so wie es früher immer ihre Kinderfrau getan hatte.
    „Es ist so ungerecht, Candace!“, jammerte sie schluchzend.
    „Ja, das ist es,“ gab sie Sklavin zurück und streichelte sie weiter.
    „Fühlt es sich so an, wenn man unfrei ist?“, fragte die Flavia nach einer Weile. Niemals zuvor hatte sie einen Gedanken daran verschwendet, wie sich die Sklaven um sie herum fühlten mussten, täglich den Launen ihrer Herrschaften ausgesetzt zu sein und keinerlei Hoffnung auf eine Verbesserung ihrer Situation zu haben.
    „Manchmal…“, gab die Sklavin freimütig zurück. „Doch es gibt auch hellere Tage.“
    „Es tut mir so leid…“ schluchzte Domitilla unter Tränen. Alles schien so hoffungslos. Ausgerechnet ihre Sklavin, die sie nun so aufopfernd tröstete, hatte sie geschlagen. Sie fühlte sich noch schlechter. Doch Candace hielt sie weiterhin zärtlich umschlangen. „Ist schon gut, Domina. Ist schon gut!“
    Eine ganze Weile hielten Sklavin und Herrin eng umschlungen noch inne, bis es Zeit war, sich für die cena zurecht zu machen...

    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img51/84/d2q8.gif]
    Candace


    Die Miene der Sklavin erhellte sich leicht, als der Claudier versuchte, ihr doch noch Hoffnung auf eine baldige Rückkehr des Claudius Centhos zu machen. Ebenso teilte er ihr mit, dass er an der abendlichen cena in der Villa Flavia anwesend sein würde. Dann hatte ihre Domina selbst die Möglichkeit, sich mit ihm zu unterhalten und vielleicht gelangte sie so an Informationen, die der Sklavin verwehrt geblieben waren.
    „Ich danke Dir vielmals, Dominus! Ich werde meiner Herrin davon berichten.“ Nochmals deutete sie eine Verbeugung an, doch diesmal war es, um sich zu verabschieden.
    „Vale, Dominus!“ Dann ging Candace wieder, ohne sich noch einmal nach Dracon zu erkundigen.

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    Candace


    Die Sklavin vernahm die nahenden Schritte. Hurtig zupfe sie noch ihre Tunika zurecht und richte dann ihren Blick in die Richtung, aus der sie den Claudier erwartete. Schneller als erwartet erreichte dieser das Atrium und baute sich vor ihr auf. Candace deutete zur Begrüßung eine Verbeugung an. „Dominus Claudius!“
    Ohne Umschweife ergriff der Claudius das Wort. Auch wenn er ihr freundlich gesinnt war, so gefiel es der Sklavin ganz und gar nicht, was sie erfuhr. Es bereitete ihr regelrecht Kopfschmerzen. Ihre Herrin würde toben, wenn sie mit diesen Neuigkeiten zurückkehrte. Auch sie selbst war sehr enttäuscht, da sie nun Dracon nicht sehen würde. Der Sklave hatte doch mit Sicherheit seinen Herrn begleitet. Außerdem bemerkte sie einen Hauch von Traurigkeit in der Stimme des Patriziers, welches sie so deutete, dass eine baldige Rückkehr nach Rom aussichtslos war.
    „Vielen Dank, Dominus, dass du etwas Zeit für das Anliegen meiner Herrin entbehren konntest. Meine Herrin wird diese Neuigkeit sicher mit großer Trauer entgegennehmen, da sie gehofft hatte, ihn noch einmal treffen zu können, nun da sie sich verlobt hat.“ ‚Verlobt wurde‘ wäre wahrscheinlich die treffendere Formulierung gewesen. Doch natürlich ziemte es sich nicht für eine Sklavin aus dem Nähkästchen zu plaudern und über den Zwist zu berichten, der neuerdings zwischen der Flavia und ihrem Neffen Scato herrschte.
    „Besteht denn die Möglichkeit, dass er in naher Zukunft wieder zurückkehrt?“, fragte sie dann doch noch, um vielleicht doch mit wenigstens einem Fünkchen Hoffnung zurückzukehren.


    Aufgrund ihrer Sättigung und der damit einhergehenden Passivität der Großkatzen, ließ das Interesse der Gäste für den, als „Spectaculum“ geplanten Programmpunkt recht schnell nach. Da half es auch nichts, als die Männer, die die Tiere führten, ihre Katzen mit Stöckchen dazu animieren wollten, doch wenigstens noch einmal zu fauchen. So war man sich schnell einig geworden, die Gäste nicht weiter zu langweilen und beorderte die Tiere samt ihrer Wärter wieder zurück.
    Da inzwischen einige Sklaven den Gästen kleine Häppchen anboten, schien es nun an der Zeit zu sein, den Musikant wieder mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Mit wenig aufdringlichen Melodien sollten sie dafür Sorge tragen, dass sie Gäste sich wohlfühlten. Dadurch schafften sie einen perfekten Übergang zum nächsten Programmhöhepunkt, der für die Feierlichkeiten angesetzt worden war.
    Zunächst erschrak wohl der ein oder andere Gast, als zwei Sklaven, die mit Bucinae bewaffnet waren, die seichte Hintergrundmusik mit dem lauten Klang ihrer Instrumente durchbrachen. Doch diente diese Maßnahme ganz allein nur der Aufmerkamkeitsgewinnung der Gäste. Kurze Zeit später zogen auch schon die beiden Ringer ein, die durch ihren Schiedsrichter und einen weiteren Sklaven angeführt wurden, der sogleich damit begann den Gästen die beiden Kontrahenten vorzustellen.
    „Hohe Herren, hohe Damen! Erfreut euch an den nun folgenden Ringkampf und erlebt mit, welchem der beiden Kämpfer Fortuna mehr gewogen ist. Zu meiner Rechten seht ihr aus dem Haus der Claudii einen ehemaligen Gladiator, der jeden seiner Gegner in der Arena erzittern ließ und den Sand derselben mit Blut düngte, den Schlächter von Londinium – DRAAAACOOOOON!“ Offenbar war es dem Sklaven schon einmal vergönnt gewesen, selbst einem Kampf beizuwohnen. Dadurch hatte er es sich zu Eigen gemacht, die Namen der Kämpfer unnatürlich in die Länge zu ziehen und dabei die Tonlage seiner Stimme variieren zu lassen.
    „Zu meiner Linken seht ihr den Kämpfer des Hauses Flavia. Ein Barbar aus dem Norden Britannias, der bevor man ihn mit römischen Ketten bändigte, dutzende Soldaten Roms auf dem Gewissen hatte –AAAAANGUUUUSSSS!“
    Natürlich stand wohl außer Frage, welcher der beiden Kämpfer aufgrund der Präsentation zum Publikumsliebling avancieren konnte.



    [SIZE=7]Bild: „NAMA Base for Funerary Kouros“. Lizenziert unter Creative Commons Attribution 2.0 über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/w…e_for_Funerary_Kouros.jpg[/SIZE]

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    Candace


    In der Nähe des Impluviums war die Sklavin stehengeblieben und wartete. Natürlich hatte sich die flavische Sklavin auf dem Weg von der Porta zum Atrium etwas umgesehen und auch jetzt musterte sie den Raum, als der Alte verschwunden war, um dem Claudius von Candaces Kommen zu unterrichten. Im Großen und Ganzen stand die Villa Flavia dieser Villa in nichts nach. Auch hier war man redlich bemüht, zu zeigen, wer man war und was man besaß.

    Nach einem erquickendem Bad, welches sie aber nur suboptimal genießen konnte, hatte sich Domitilla in ihr cubiculum zurückgezogen. Begleitet wurde sie von einer für sie fremden Sklavin, die für die Leibsklavin der Flavia eingesprungen war. Das Mädchen hatte sich im balneum die größte Mühe gegeben, um den hohen Ansprüchen der Flavia gerecht zu werden. Dennoch konnte sie nach Domitillas Ansicht nicht mit deren Leibskavin mithalten. Der Grund für Candaces fehlen war auf einen Auftrag zurückzuführen, den sie ihr unmittelbar nach der cena übertragen hatte. Domitilla hatte darin sozusagen eine letzte Möglichkeit gesehen, vielleicht dem Unvermeidlichen doch noch entgehen zu können - der Heirat mit dem Tiberius.


    Nach dem Bad hatte sie eine sehr bequemen Tunika bevorzugt, in die sie sich von der Sklavin einkleiden ließ. Inzwischen hatte sie es sich auf ihrer Kline behaglich gemacht. Einige Stunden zuvor hatte ihre Leibsklavin mit einer Liste ihrer Herrin die heimische Bibliothek betreten. Auch wenn ihr Mago, der alte Bibliothekar immer noch unheimlich war, war sie dennoch erfolgreich gewesen und hatte die gewünschten Schriften ins cubiculum der Flavia schaffen können. Unnötig zu erwähnen, dass der Bibliothekar sie mehrmals darauf hingewiesen hatte, wie empfindlich die Schriftrollen waren und dass sie Weinflecken so gar nicht gut vertrugen.


    Domitilla griff zu einer der Schriftrollen, Ovids „ars amatoria“ und begann zu lesen. Getreu dem Motto viel hilft viel hatte sie sich zur Sicherheit alle drei Bände kommen lassen. Allerdings fehlte es der Flavia an der nötigen Konzentration, um sich voll und ganz dem geschriebenen Wort widmen zu können. Immer wieder sah sie auf, schien zu sinnieren, dann lenkte sie den Blick seufzend auf die Sklavin, die sich still am Rand des Zimmers postiert hatte, damit sie sich um eventuell ausgesprochene Wünsche ihrer Herrin sofort kümmern konnte. Schließlich senkten sich wieder die Augen der Flavia, suchend auf den Papyrus, um wieder die Stelle zu finden, an der sie stehengeblieben war.

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    Candace


    Die Leibsklavin war etwas nervös geworden, nachdem sich die Tür nicht sofort geöffnet hatte. Was wohl ihre Herrin dazu gesagt hätte, wäre sie unverrichtete Dinge wieder zur Villa Flavia zurückgekehrt? Als die Tür dann doch einen aufgemacht wurde, konnte man ihr die Erleichterung anmerken. Den Sklaven, der in der Tür erschien, kannte sie zwar nicht, doch das hatte nicht viel zu heißen.
    „Salve,“ begann sie ihren Spruch, “ich bin im Auftrag meiner Domina Flavia Domitilla hier, um dem ehrenwerten Claudius Centho eine mündliche Nachricht zu überbringen.“ … und im Anschluß „ihren“ Dracon noch zu sehen. Die Sklavin wartete gespannt, ob man sie vorließ. Dann hatte ihre Herrin endlich wieder ein Lebenszeichen von ihrem Angebeteten.