Als Macro aus dem Ludus kam, ging er schnurstracks ins Balneum, was nahe seines Cubiculums lag. Er verbrachte täglich mehr als eine Stunde damit, sich zu pflegen und herzurichten. Eine Vielzahl an Wässerchen stand aufgereiht, Bürsten in unterschiedlicher Ausführung und weiche Handtücher lagen bereit. Cremes vervollständigten die Kollektion.
Ihn umgab ein holziger Duft, als er sich nach dem Bad in die Culina begab, um sich das Abendessen abzuholen. Es sollte nur ein kurzer Abstecher werden, denn er schätzte sein Domizil fernab der Sklavenunterkunft, doch es kam anders. Geräusche drangen an sein Ohr. Ein Bett knarzte unter erheblichem Gewicht, während Atemstöße auf eine Form von Anstrengung hindeuteten, die selbst ein Eunuche richtig einschätzen könnte. Macro grinste, beschäftigte sich dann aber weiter mit der Auswahl der Speisen. Worte drangen wie Gemurmel an sein Ohr und er schüttelte den Kopf. Wie konnte man nur beim Sex quatschen? Trotzdem sprang seine Fantasie an. Er beeilte sich, aus der Küche zu kommen, um nicht selbst in ein Defizit zu fallen.
Nicht einmal zwei Schritte auf dem Gang, hörte er einen Ausruf, der nicht in das Bild passte. Er verstand nicht jedes Wort, aber die Stimmlage sprach für sich. Er glaubte Ärger, Angst und Hilflosigkeit in einer Frauenstimme zu hören. Eine romantische Stimmung schien nicht zu herrschen, trotzdem lag es Macro fern, sich einzumischen. Er rümpfte die Nase und wollte schon weitergehen, da erklang unverkennbar Mansuris Stimme. Sie wollte nicht, was der andere wollte, und aktivierte damit Macros Hilfsbereitschaft. Weil er es aber hasste, sich in anderer Leute Angelegenheiten zu mischen, stampfte er grimmig und geräuschvoll auf das Zimmer zu. Er stellte den Teller unterwegs ab, schnappte sich eine Öllampe und riss wütend die Tür auf, zumal er kurz zuvor ein beleidigendes Fluchen hörte, was er dem neuen Sklaven Keywan zuordnete.
"Verdammte Scheiße! Was geht hier vor sich?", fragte er. Der Schein der Öllampe traf auf Keywans Rücken, der sich anschickte, die Frau unter ihm zu nehmen.
In der einen Hand die Öllampe trat er an das Bett, fasste Keywan mit der anderen in die Haare und zog ihn daran ein Stück nach oben.