Während Hadamar ziemlich lustlos zu löffeln begann, und bei der Gelegenheit bemerkte, dass seine Hände über und über mit roten Flecken übersät waren, kam auch noch Corvinus dazu – und begann umgehend zu schimpfen. Einer der Veteranen grinste ihn an. „Na sieh sich einer den an. Zur Abwechslung mal keinen Hunger?“ Dabei konnte der Ochse eigentlich immer was verdrücken, egal unter welchen Umständen. Fuscus allerdings hatte weniger Humor. „Hör auf zu jammern“, brummte er. „Hättst dich gestern in die Scheiße gekniet, wärs dir heut erspart geblieben...“
„Jaaa, und an dem Geruch dürfen wir uns ja eh alle erfreuen“, flachste Tapullus.
Beiträge von Lucius Duccius Ferox
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„Wannsd koan Ärga kriang mogst...“, nickte Hadamar. Wobei das relativ war... er wusste ja auch was ihn erwartete, wenn er aus der Reihe tanzte, und trotzdem hinderte ihn das nicht daran, genau das des Öfteren zu tun. Andererseits nahm er dann ja immer in Kauf, dass er eins auf den Deckel bekam, und akzeptierte das in der Regel klaglos. „Leffei, Leffei... wo isn der Leffei?“ brummte er und kramte durch die Sachen durch, bis er schließlich triumphierend das Gesuchte hochhielt. „Jetzad bisd ja do... i gfrei mi, es werd a Gaudi mitanand.“ Er legte die letzten Teile aufeinander und schob sie Sönke zu. „Ois do. Woaßt scho wöiche Stuamd kriagst?“
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„Hajo“ Hadamar zuckte mit den Achseln. „Des is aso hia. Da derfschsd nixn machan wos außa da Reih is, sonsd kriagst as glei wieada zruck. Mocht nix, es passieart mia efda.“ Er ging weiter die Liste durch und besah sich gleichzeitig den Stapel, während Sönke auf seine Frage antwortete, und grinste ihm kurz zu. „Du un dei Pflichdgfial. Hod di dei Vatta so dringand no brachd?“ Die nächsten Teile wurden von ihm durchgesehen, und weil er sich mit Sönke unterhielt, dachte er im Augenblick gar nicht daran, ihm zu sagen was was war.
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„Eh“, machte Hadamar. Morgen. Wenn er angetreten war. Seit wann interessierte Marga sich denn für seinen Tagesablauf? Hatte sie nie, als er noch hier in der Casa gewohnt hatte. Andererseits: hier in der Casa kannte sie ja auch die Tagesabläufe der Bewohner, wenigstens so ungefähr. „Also, nach dem Appell... Ausbildung. Bin ja noch Tiro. Morgen...“ Hadamar überlegte kurz. „Wenn der Centurio nichts anderes anordnet, steht zuerst Waffentraining auf dem Plan.“ Er grinste flüchtig, als er bemerkte, wie ihn seine drei jüngsten Geschwister jetzt ansahen. Da war ganz eindeutig Bewunderung im Blick... und Hadamar genoss das total.
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Nach der Kopfnuss von Fuscus zog Hadamar es vor, vorerst mal wieder die Klappe zu halten, und Tappulus fragte auch nichts mehr. Fuscus allerdings kam gerade ein paar Schritte weit, als eine der Wachen auf der Palisade in der Nähe des Tors signalisierte, dass etwas passiert war – und kurz darauf hörten auch sie etwas. Dumpfe, abgehackte Geräusche, wie wenn irgendetwas auf irgendetwas knallte. Von außen. Der Veteran erstarrte zunächst, lauschte wie die anderen auch – und wandte sich dann um. Und Hadamar sah ihn an, in Erwartung von irgendwelchen Anweisungen, aber das einzige, was Fuscus tat, war ihn zu mustern. Ihn. Hadamar guckte verwirrt drein, als kein Kommando kam. „Was... sollen wir tun?“
Fuscus zuckte die Achseln. „Du hast die Verantwortung. Sag du's mir.“
Irrte Hadamar sich, oder hörte er in der Stimme des Veteranen tatsächlich so was wie Schadenfreude? Das konnte doch nicht sein. Der konnte doch nicht ernsthaft da stehen und jetzt von ihm erwarten, irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Genau danach sah es allerdings aus, jedenfalls sah Fuscus ihn nur weiter an, und Hadamars Mund klappte auf. Und dann wieder zu. Und nochmal auf und zu. Als er ihn allerdings ein drittes Mal aufmachte, sagte er endlich was. „Eh. In Ordnung.“ Hadamar kratzte sich kurz am Kopf, und seine Gedanken rasten. Er hinterfragte Fuscus' Verhalten gar nicht, machte sich keine Gedanken darüber, ob der ihn vielleicht auf den Arm nahm, oder testen wollte, oder eins auswischen, sonst was. Irgendwer, irgendwas war da vor der Palisade, scheinbar, und Fuscus, der hier in ihrem Abschnitt der Ranghöchste war, sah ihn an und wartete darauf, dass er was sagte. Also musste er auch was sagen. „Alarmbereitschaft am Tor. Tappulus, lauf hoch zur Palisade und frag, ob die was gesehen haben. Fuscus, bleib hier.“ Himmel, war das komisch, den Veteranen Anweisungen zu geben. Aber zu seinem Erstaunen taten die, was er sagte. Während Tappulus mit einem Nicken davonlief, nahm Fuscus, der zuvor Runden gedreht hatte, dessen Platz beim Tor ein, und gemeinsam mit Hadamar und zwei anderen lauschten sie mit gezückten Waffen und erhöhter Wachsamkeit, ob sich das Geräusch wiederholte.Oben auf der Palisade angekommen wandte Tappulus sich zunächst an Corvinus, weil der derjenige gewesen war, der ein Signal gegeben hatte. „Was gesehen?“
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Hadamar hatte keine Ahnung, wie er die Zeit rumbrachte – aber irgendwann war es Mittag, und Fuscus signalisierte, dass es Zeit für eine kurze Pause war, damit sie etwas essen konnten. Blinzelnd trat Hadamar nach draußen, und es dauerte lange Momente, bis er nicht mehr ganz so verschwommen sah. Seine Augen waren von den ätzenden Dämpfen blutunterlaufen, wenn auch zum Glück nicht geschwollen, und das Jucken hätte ihn halb wahnsinnig gemacht, wenn die Schmerzen in seinem Körper nicht schlimmer gewesen wären. Mühsam humpelte er zu den anderen und ließ sich auf ein Holzstück sinken, nahm sich aber nichts vom Puls oder Brot, das bereit stand, sondern lehnte sich nur mit geschlossenen Augen zurück.
Das hieß, er wollte es, aber Mugillanus musterte ihn mit einem Stirnrunzeln und sprach ihn dann an. „Nimm was zu essen.“
„Hm?“ machte Hadamar und gähnte. „Keinen Hunger“, brummte er dann und rieb sich mit dem Handballen die juckenden Augen.
Mugillanus gab sich damit allerdings nicht zufrieden, sondern schlug ihm die Hand von den Augen weg und drückte ihm dann eine Schüssel Puls in die Hand. „Lass das Reiben, du machst es nur schlimmer! Und du isst das. Oder glaubst du einer von uns hat Lust drauf, dich wegzuschleppen, wenn du umkippst?“ -
Hadamar war auch einer der Letzten, die eintrafen... aber immerhin noch vor dem Centurio. Seit Corvinus diesen Sonderauftrag bekommen hatte, sich um Sönkes Ausbildung zu kümmern, hatte er irgendwie weniger Zeit, sich, äh, um ihn zu kümmern. Was sich vor allem darin äußerte, dass er ihn in der Früh freundlicherweise vom Lager holte. Heute hatte das Fuscus erledigt, allerdings erst, als der Weckruf schon längst verhallt und die anderen schon fast fertig waren – und Corvinus bereits verschwunden –, und er hatte es mittels eines gewaltigen Tritts gegen die Pritsche gemacht, so gewaltig, dass Hadamar runtergefallen war.
Wie auch immer: sich in Windeseile fertig zu machen hatte er drauf, und so kam er nun im Laufschritt an, einer der Letzten, aber nicht der Letzte, und schon gar nicht nach dem Centurio, was im Grunde das wichtigste war. Obwohl noch nicht wirklich wach, suchte er sich trotzdem flink seinen Platz in den Reihen bei seinem Contubernium, das direkt neben dem von Sönke stand. Ein kurzes Grinsen zu dem und zu Corvinus, dann nahm Hadamar endgültig Haltung ein, ignorierte den stechenden Blick, den Fuscus ihm derweil zuwarf, und wartete darauf, dass der Centurio loslegte. -
„WAS?!?“ entfuhr es Hadamar empört. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Da hatte er ganz regulär frei und dann bekam er extra Arbeit aufgedrückt? Noch dazu SO WAS, wo er ewig für brauchen würde, weil er zwar durchaus lesen und schreiben konnte... aber nicht im Mindesten gut war darin? Hadamar stöhnte leise auf, als er den Stapel an Tabulae betrachtete und dem Optio zuhörte, wie der erzählte was er tun sollte. Da würde er doch bis spät in die Nacht hinein dransitzen, so lang wie er immer mit dem Lesen brauchte... Mit zusammengepressten Lippen starrte er dem Optio einen Augenblick hinterher, als der sich nun verzog. „Grousartig“, murrte er. „Jetzad derf i den Schmarrn da macha, da werkel i an ganzn Obnd umanand. Zefix des is doch an Scheißdrek a mistiga... Zeig amoi hea.“ Mit diesen Worten besah Hadamar sich die Liste genauer, entzifferte – zwar mit sich bewegenden Lippen, aber immerhin lautlos, denn so weit war er mittlerweile, dass er nicht mehr unbedingt laut vorlesen musste... obwohl es freilich immer noch half – die ersten paar Punkte und suchte dann nach den entsprechenden Ausrüstungsgegenständen. „Da hosd de Lorica... an Helm... Wosn los gweng, dassd so lang bracht hosd?“
Sim-Off: Klar
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Sönke erkannte ihn nicht sofort – aber als dann der Sesterz fiel und er reagierte, war es wie... naja, wie früher. Er hatte keine Ahnung, weswegen der Freund so lang gebraucht hatte, bis er auch endlich zur Legio gekommen war... aber jetzt war er da, das war die Hauptsache. „A Freind hod mia fazäid dass da a Marius eini kumma is“, lachte Hadamar zurück. „Da hob i glei schaung missn obs des du bisd oda a anda. Wos-“ Bevor er allerdings seine Frage zu Ende formulieren konnte, fuhr ihnen nun der Optio dazwischen. Hadamar verzog kurz das Gesicht, sagte aber nichts auf den ersten Teil hin, sondern zuckte nur die Achseln. „Ich brauch nix, danke. Aber...“ Er trat näher und zog die Liste zu sich. „Ich könnt das hier übernehmen.“
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Verbissen wartete Hadamar darauf, dass der Centurio verschwand. Und ebenso verbissen machte er sich dann gemeinsam mit den anderen an die Arbeit. Er schnappte sich eins der Arbeitsgeräte und verzog sich humpelnd ins hinterste Eck der Latrine, um dort die Wände zu kalken. So wie es ihm heute ging, hatte er wenig Lust, unter ständiger Beobachtung der anderen zu stehen, schon gar nicht unter der von Fuscus, obwohl er wusste, dass der Veteran immer mal wieder zu ihm sah, um zu prüfen, ob er auch ja am Schuften war. Und immerhin das war er, auch wenn es ihm heute wirklich Mühe bereitete.
Er begann also, die Wände zu kalken, und was er vorhin bei der Ansprache des Centurios irgendwie nicht so ganz mitbekommen hatte, bemerkte er dafür jetzt umso rapider: das Zeug war ätzend. Im wahrsten Sinne des Wortes. Schon bald begannen Hadamars ohnehin von Übermüdung gereizten Augen zu tränen und zu brennen an, und wann immer aus Versehen ein Tropfen der Flüssigkeit die bloße Haut der Hände berührte, war das auch nicht sonderlich angenehm. Hadamar runzelte die Stirn und wurde vorsichtiger beim Kalken, aber gegen die Dämpfe konnte er nicht wirklich etwas machen, denen er gerade hier hinten ausgesetzt war... vielleicht hätte er sich doch nicht ins Eck verziehen, sondern irgendwo bei der Tür – und damit der frischen Luft – platzieren sollen.
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Zitat
Original von Narrator
"Sag' ich doch. Wichtige Nachricht für den Statthalter persönlich. Dafür muss man dann auch mal um diese Zeit über die Alpen. Ging aber. Hätte schlimmer sein können."Ja, wichtige Nachricht. Würde der... nein, würde er nicht. Für den Statthalter persönlich – das beantwortete schon jede Frage danach, ob der Bote vielleicht tratschen würde. „Ja, im Moment hält sich der Winter nen bisschen zurück“, antwortete Hadamar mit einem angedeuteten Achselzucken. „Hast wohl Glück gehabt. Da geht's weiter“, wies Hadamar den Weg und lief weiter neben dem Pferd her, hin zur Regia.
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Zitat
Original von Lucius Duccius Ferox
Hadamar war stinksauer, als er in dieser Nacht die Mittelwache antrat. An den Schlafmangel hatte er sich mittlerweile halbwegs gewöhnt, oder besser: direkt nach den Arbeiten des Tages fiel er, wie die meisten anderen seines Contuberniums auch, mehr oder weniger direkt auf die Pritsche und schlief ein, einfach weil sie so fertig waren. Weder der Schlafmangel allerdings noch all die schönen Aufgaben, die der Centurio sich hatte einfallen lassen, waren der Grund dafür warum er so sauer war heute. Er hatte das ja verdient, das wusste er, deswegen kam es ihm auch gar nicht in den Sinn, sich zu beschweren – die einzige Option war: Zähne zusammenbeißen und durchhalten. Etwas gab es allerdings, was er nicht verdient hatte, wie er fand. Wütend bezog er also seinen Posten neben Tappulus und knurrte auf die Begrüßung von seinem Kameraden. Der zog die Augenbrauen hoch und musterte ihn mit milder Überraschung. „Welche Laus isn dir über die Leber gelaufen?“
Hadamar knurrte erneut, entschloss sich dann allerdings doch noch zu einer klarsprachlichen Äußerung. „Ich hab mir Prügel eingefangen.“
„Wus? Von wem? Fuscus schon wieder?“
„Näääää“, machte Hadamar abwehrend. Fuscus war zwar immer noch nicht wirklich gut gelaunt, aber mit dieser einen Tracht Prügel war das Thema für ihn trotzdem gegessen gewesen. Corvinus hatte schon Recht gehabt, dass der Veteran nicht nachtragend war. „Irgendwelche Trottel. Von der Dritten, glaub ich.“
„Wie hast denn das bitte angestellt?“
„Iiich? Ich hab nix gemacht! Irgendwer hat getratscht, über meinen unerlaubten Ausflug… Und da haben sie es als ihre Pflicht angesehen, mir die soldatischen Tugenden etwas näher zu bringen. Näher am Arsch, ey“, moserte Hadamar vor sich hin. Freilich waren die Prügel nichts im Vergleich zu dem, was Fuscus ihm hatte angedeihen lassen, zumal Hadamar sich ordentlich gewehrt und bei sich erstbietender Gelegenheit verduftet war. Aber trotzdem! Was fiel denen ein? Es ging die doch gar nix an, was passiert war! Und welcher Depp hatte das überhaupt rumgetratscht?
Tappulus sah ihn mit einer Mischung aus Mitgefühl und Aufmunterung an und klopfte ihm leicht auf die Schulter. „Tut mir leid, Kumpel. Von uns wars keiner, dafür leg ich meine Hand ins Feuer.“
„Wenn ich den Drecksack erwisch… ich mein, jetzt wird das im ganzen Lager die Runde machen. Ganz große Klasse, ich frag mich wer sich noch alles berufen fühlen wird in den nächsten Wochen, mir irgendwas näher zu bringen…“„Ah was. Sieh einfach zu dass du die nächste Zeit bei einem von uns bleibst. Soll nur irgendwer ankommen dann… Das Recht dir ne Abreibung zu verpassen haben nur wir“, grinste Tappulus breit. „Aber wo wir schon dabei sind: wie hastn das eigentlich geschafft?“
„Was?“
„Rauszukommen, mein ich?“
Jetzt war es an Hadamar, verblüfft dreinzuschauen. „Eh. Raus? Das war…“ gar net so schwer, lag ihm auf der Zunge, aber das stimmte so nicht ganz. Es war nicht schwer gewesen, weil er sich ziemlich akribisch darauf vorbereitet hatte. Darauf, rauszukommen – leider aber nicht darauf, wieder reinzukommen… „Ich hab mich erkundigt, wer da Dienst hatte, weißt, zum Wachwechsel hin, am Tor. Und da waren Iavolenus und Dings, wie heißt der noch... harrrng... Bolanus!“
„Iavolenus... ist das nich nen kleiner Säufer?“
„Jap“, grinste Hadamar fröhlich zurück. „Und Bolanus und ein paar andere von seinen Kameraden lassen sich ja nur zu gern überreden mitzusaufen, wenn sie was haben. Also hab ich Fusel besorgt – kein besonders guter, aber stark – und gegen die zwei Tirones von deren Contubernium gespielt.“
„Und verloren, nehm ich an“, schmunzelte Tappulus.
„Jap. Knapp. So knapp. War echt zu schade. Die zwei haben sich richtig gefreut mich endlich mal zu schlagen“, grinste Hadamar zurück. „Am Gewinn konnten sie sich aber nicht lange freuen, weil ihnen der von Iavolenus abgeknöpft wurde... größtenteils zumindest, nachdem ich ihm gegenüber, äh, versehentlich was von dem verlorenen Spiel und dem Einsatz hab fallen lassen. Jedenfalls: als die am nächsten Tag zur Schicht kamen, hatten die wenig geschlafen und nen Mordsschädel, und waren deswegen... nicht so aufmerksam wie sonst.“
Tappulus grinste nun breit, aber von ihnen unbemerkt hatte sich Fuscus zu ihnen gesellt – und schlug Hadamar mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. „Wenn du dir nur EINMAL um deinen regulären Dienst so viel Gedanken machen würdest...“ Mit einem Kopfschütteln setzte der Veteran seine Runde fort. -
Sie bewegten sich weiter am Rand des Sumpfs entlang, und wie von selbst übernahm Hadamar immer die Führung, wenn er und Papius zusammen waren – ohne dass er das wirklich gemacht hätte, überließ der Veteran ihm eben jene, und beobachtete ihn darüber hinaus bei dem was er tat. Ebenfalls ohne dass Hadamar das wirklich bemerkt hätte. Zu viel Spaß machte es ihm, endlich mal wieder selbst etwas tun zu können, auf eigene Faust, und nicht ständig nur auf Befehl zu reagieren. Hätte er darüber nachgedacht, wäre ihm da wohl freilich was aufgefallen, aber in diesen Momenten, während sie unterwegs waren, dachte er nicht darüber nach, sondern freute sich einfach über den Freiraum, den er zur Abwechslung mal bekam. Es tat ihm einfach gut.
So ging es weiter, aber bevor er das nächste Mal zurückgeschickt wurde von Papius, hörten sie auf einmal Geräusche hinter sich, und ohne ein Wort zu wechseln, gingen sie beide in Deckung hinter dem kargen Gebüsch und Geäst, das hier war. Schnell genug allerdings stellte sich heraus, dass es der Optio war, der ihnen gefolgt war, und beide tauchten wieder auf – bevor sie allerdings etwas sagen konnten, klärte der Optio sie über einen Spähertrupp der Feinde auf... und gemeinsam liefen sie schon wieder zurück. Nur um nach nicht allzu langer Zeit wieder innezuhalten, als sie erneut jemand kommen hörten – der sich diesmal als Corvinus entpuppte. Hadamar lauschte gespannt der Meldung und versuchte, einen Blick auf die Karte zu erhaschen. „Sollen wir los ziehen und weiter kundschaften?“ fragte er, gespannt und vorfreudig.
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Zuerst war er von seiner Unterkunft zum Rekrutierungsbüro gerannt und hatte dort den Soldaten überfallen, nur um allerdings zu erfahren, dass besagter Rekrut schon zur Horrea geschickt worden war. Weswegen Hadamar nur wenige Momente später dort hereinplatzte. Und wer stand da? Tatsache... Für einen winzigen Moment stand er da und starrte Sönke an, dann fing er an zu lachen und rempelte seinen Freund an, bevor er ihn umarmte. „Auch endlich hier?“ fragte er mit breitem Grinsen. Auf germanisch, versteht sich.
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Original von Lucius Helvetius Corvinus
"Neeee nicht roh... braten würde ich es schon."Corvinus fehlte das Gespür in solchen Dingen und konnte daher nicht einordnen wie weit er gehen konnte. Er wollte seinen Kameraden aber nicht wirklich verärgern weshalb er jetzt mit der Sprache rausrügt.
"Naja es war gegen Ende meiner Wache heute. Wie gesagt ich hab ihn zum Rekrutierungsbüro gebracht und noch gesehen wie er aus selbigen ins Valetudinarium gegangen ist. Mehr dann nicht mehr, hatte ja Wache aber zumindestens während meiner Schicht hat er das Castellum nicht verlassen."
Oh, Corvinus gab aber schnell auf. Hadamar hatte eigentlich damit gerechnet, noch länger zu brauchen, bis er die gewünschte Info aus dem Kameraden würde heraus leiern können, weil er einfach von seinen Geschwistern und seinen Kumpels ganz anderes gewohnt war. Nach einem Moment verdutzten Schweigens grinste er allerdings übers ganze Gesicht. „Gegen Ende deiner Wache? Lass ma überlegen...“ Hadamar ging die Schritte durch, die man als Rekrut durchlief, beginnend mit der Station, die Corvinus zuletzt genannt hatte. „Valetudinarium. Rekrutierungsbüro. Ähm. Horrea, Centurio, Sacellum... Wenn er erst gegen deiner Wache kam, müsst er ja irgendwo... zwischen Rekrutierungsbüro, Horrea und Centurio sein. Hier“, Hadamar warf Corvinus noch eine Zwiebel zu, „nicht dass du noch verhungerst bis zum Essenfassen. Ich geh mal gucken wo der Neue sich grad rumtreibt... wenn das der Madarus ist, ist das nen Kumpel von mir.“ Und mit diesen Worten verschwand Hadamar aus der Unterkunft.
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Misstrauisch beäugte Hadamar den Sklaven in dem mittlerweile nur noch schwachen Licht. Und er wurde zuerst noch misstrauischer, als der Kerl sich tatsächlich bedankte. Konnte ja wohl nicht sein, hatte er sich da gerade verhört oder hatte der das tatsächlich gesagt? Hadamar brummte leise und lehnte sich daraufhin mit seinem ganzen Gewicht auf den Schild, um ihn weit genug in den Boden zu drücken, dass er auch bei einem Windstoß oder einem leichten Dagegenstoßen nicht sofort umfallen würde. „In Ordnung. Dann schlaf mal schön...“ Das kam etwas zwiespältig über seine Lippen, weil er einerseits immer noch sauer war auf den Kerl, andererseits aber schon wieder halb besänftigt, weil er nicht weiter moserte. Einen Moment blieb er noch stehen und musterte den anderen, dann wandte er sich ab und ließ sich wieder in der offenen Tür nieder. Die er diesmal allerdings so weit zuzog, dass nur noch der schmale Spalt offen blieb, in dem er saß. Und widmete sich wieder seinem Spiel, nachdem er eine kleine Fackel entzündet hatte.
Mugillanus und Tappulus waren die ersten, die schließlich wieder auftauchten, und während Mugillanus gleich in den Stall ging, um dort die Sachen abzuladen, die die zwei aufgetrieben hatten, setzte Tappulus sich gleich mit einem breiten Grinsen zu Hadamar dazu und rieb sich die Hände. „Dann wollen wir dir mal das Geld aus der Tasche ziehen, Kleiner.“
Hadamar lachte auf. „Du mir? Glaubst ja wohl selbst net…“ -
Hadamar war stinksauer, als er in dieser Nacht die Mittelwache antrat. An den Schlafmangel hatte er sich mittlerweile halbwegs gewöhnt, oder besser: direkt nach den Arbeiten des Tages fiel er, wie die meisten anderen seines Contuberniums auch, mehr oder weniger direkt auf die Pritsche und schlief ein, einfach weil sie so fertig waren. Weder der Schlafmangel allerdings noch all die schönen Aufgaben, die der Centurio sich hatte einfallen lassen, waren der Grund dafür warum er so sauer war heute. Er hatte das ja verdient, das wusste er, deswegen kam es ihm auch gar nicht in den Sinn, sich zu beschweren – die einzige Option war: Zähne zusammenbeißen und durchhalten. Etwas gab es allerdings, was er nicht verdient hatte, wie er fand. Wütend bezog er also seinen Posten neben Tappulus und knurrte auf die Begrüßung von seinem Kameraden. Der zog die Augenbrauen hoch und musterte ihn mit milder Überraschung. „Welche Laus isn dir über die Leber gelaufen?“
Hadamar knurrte erneut, entschloss sich dann allerdings doch noch zu einer klarsprachlichen Äußerung. „Ich hab mir Prügel eingefangen.“
„Wus? Von wem? Fuscus schon wieder?“
„Näääää“, machte Hadamar abwehrend. Fuscus war zwar immer noch nicht wirklich gut gelaunt, aber mit dieser einen Tracht Prügel war das Thema für ihn trotzdem gegessen gewesen. Corvinus hatte schon Recht gehabt, dass der Veteran nicht nachtragend war. „Irgendwelche Trottel. Von der Dritten, glaub ich.“
„Wie hast denn das bitte angestellt?“
„Iiich? Ich hab nix gemacht! Irgendwer hat getratscht, über meinen unerlaubten Ausflug… Und da haben sie es als ihre Pflicht angesehen, mir die soldatischen Tugenden etwas näher zu bringen. Näher am Arsch, ey“, moserte Hadamar vor sich hin. Freilich waren die Prügel nichts im Vergleich zu dem, was Fuscus ihm hatte angedeihen lassen, zumal Hadamar sich ordentlich gewehrt und bei sich erstbietender Gelegenheit verduftet war. Aber trotzdem! Was fiel denen ein? Es ging die doch gar nix an, was passiert war! Und welcher Depp hatte das überhaupt rumgetratscht?
Tappulus sah ihn mit einer Mischung aus Mitgefühl und Aufmunterung an und klopfte ihm leicht auf die Schulter. „Tut mir leid, Kumpel. Von uns wars keiner, dafür leg ich meine Hand ins Feuer.“
„Wenn ich den Drecksack erwisch… ich mein, jetzt wird das im ganzen Lager die Runde machen. Ganz große Klasse, ich frag mich wer sich noch alles berufen fühlen wird in den nächsten Wochen, mir irgendwas näher zu bringen…“ -
Hadamar runzelte die Stirn. Sönke und in schlechter Verfassung? Gut, klar, Sönke war kein Duccius, er war nicht so aufgewachsen wie er, auch wenn sie seit ihrer Kindheit viel Zeit miteinander verbracht hatten. Aber trotzdem: schlechte Verfassung? Und das auch noch wo er offenbar nun endlich seinen Lebenstraum erfüllen konnte und auch zur Legion kam?
Allesamt Fragen, auf die er ziemlich leicht eine Antwort bekommen würde, wenn... ja, wenn Corvinus nur endlich rausrücken würde damit, wo er Sönke finden konnte. Was er nicht tat. Und er schien das auch zu genießen. Der Drecksack!!! „Ich geb dir gleich Kohldampf!“ lachte Hadamar und sprang auf Corvinus zu, um ihn anzurempeln. „Du hast doch immer Kohldampf, du würdst nen Pferd roh verschlingen wenn man dich lassen würd...“ -
Hadamar war tatsächlich auch pünktlich gewesen. Aber er war müde, so unglaublich müde... wie am vorigen Abend auch hatte er erneut die Zeit bis zur Mittelwache damit verbracht, die Rüstungen der anderen zu polieren, eine nach der anderen, und sonstige Arbeiten abzunehmen, die so anfielen. Dann die Mittelwache selbst. Und danach erst war er auf sein Lager gefallen, um wenigstens noch ein paar Stündchen pennen zu können... was immerhin geklappt hatte, auch wenn der Schlaf nicht sonderlich erholsam gewesen war, weil er erneut ständig aufgewacht war. Der Grund dafür war auch am Tag sehr aktiv: ihm tat immer noch alles weh. Wenn überhaupt möglich, war es heute noch schlimmer als gestern, am Tag direkt nach der Tracht Prügel. Er hatte das Gefühl, kaum einen Muskel mehr richtig bewegen zu können, und die Haut über diversen Prellungen war heiß und spannte und übte Druck aus für die ohnehin schon schmerzenden Partien darunter. Oh, und nicht zu vergessen die Stelle seines Oberschenkels, wo ihn das Pilum getroffen hatte. Die Wunde, die sich an der äußeren Seite seines Beins entlangzog und knapp so tief war wie die Breite eines kleinen Fingers, schmerzte unglaublich, und Hadamar war sich nicht so ganz sicher, ob das daran lag, dass irgendwie alles steif geworden war über Nacht... heute morgen jedenfalls, als er den Verband gewechselt hatte, war sie immer noch offen gewesen. Sie blutete zwar nicht mehr, aber sie nässte, und irgendwie... Hadamar kannte sich nicht aus, aber er fand, dass sie ein bisschen komisch aussah. Was vielleicht an Dreck und Schweiß liegen mochte, die durch die Putzerei am Vortag rangekommen waren. Er hatte sie zwar am Abend noch ausgewaschen und das Zeug drüber gekippt, dass der Kerl im Valetudinarium gegeben hatte, aber naja... so oder so: wo er gestern noch in der Lage gewesen war, sich nur wenig anmerken zu lassen, war er heute nur noch fähig sich humpelnd durch die Gegend fortzubewegen. Entsprechend hatte er sich auch hinter Corvinus versteckt, als sie sich wieder in der Latrine versammelt hatten. Er wollte nicht, dass ihn jemand so sah, dass jemand merkte, wie miserabel es ihm ging, und wollte erst recht keine Sprüche dazu hören. Am allerwenigsten vom Centurio. Also hielt er sich im Hintergrund, salutierte nur so gut es ging und ließ die Anweisungen an sich vorüber rauschen. Kalken. Hatte Massa ja gestern schon gesagt, dass das heut anstehen würde. Hadamar war das recht egal, er würde einfach machen und versuchen, den Tag irgendwie zu überstehen, und das möglichst ohne dass der Centurio ihn in seine Einzelteile zerlegte.
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Ungeduldig sah Hadamar Corvinus an, bis der endlich dann doch mit der Sprache rausrückte. „Rekrutierungsbüro“, wiederholte er dann. „Sönke. Eh, Madarus.“ Konnte das stimmen, war Sönke jetzt endlich auch nachgekommen? Seit sie sich damals hatten einschreiben wollen, hatte er nichts mehr von ihm gehört, hatte sich nur denken können, das halt doch was dazwischen gekommen war. Irgendwelche Bedenken. Das Verantwortungsgefühl gegenüber seiner Familie. So was halt. „Ist er nicht!“ widersprach Hadamar automatisch, als Corvinus schlecht über Sönke redete... und sprang auf. „Wann war das? Wo isser jetzt? Komm schon, wir müssen ihn finden!“