Es ging gut... es ging gut... es ging gut... Hadamar war zwar nach diesem Abend bei weitem nicht in der Verfassung, zu jubeln, aber wäre er es gewesen – er hätte innerlich gejubelt. Er war in Sicherheit, jedenfalls fast, die Wachen waren mit etwas anderem beschäftigt, und er, er hatte das Tor beinahe durchquert... Nur noch ein paar Schritte...
Wie sich herausstellte: zu früh gefreut. Resultierend aus einem: ein paar Schritte zu viel. Hadamar sah tatsächlich schon nur noch die letzte Schwierigkeit vor sich, nämlich in sein Contubernium zu kommen, ohne dass ihm jemand dumme Fragen stellte – oder falls doch, Antworten zu finden, die die anderen halbwegs zufrieden stellen würden. Bevor er allerdings tatsächlich die Gefahrenzone hinter sich bringen konnte, knackte es. Unter seinem Fuß. Hadamar erstarrte und verfluchte sich lautlos, aber noch bevor er zu den Göttern darum flehen konnte, dass niemand das gehört hatte, konnte er schon die Wachen hören. Was die allerdings quatschten, ergab in seinen Ohren irgendwie keinen Sinn. Sau? Pila? Treffen? Anstatt schleunigst zu verschwinden, als klar wurde, dass die Milites nicht sofort zu ihm rannten, blieb er verwirrt stehen und lauschte – und das wurde ihm zum Verhängnis.
Bevor er realisieren konnte, was die da vorhatten, sirrte schon das erste Pilum knapp an ihm vorbei und verschwand in der Dunkelheit, dicht gefolgt von einem leicht schrappenden Geräusch, das verriet, dass der Speer harmlos irgendwo auf dem Boden aufgekommen war. Was Hadamar allerdings gar nicht wirklich registrierte, denn gleichzeitig dazu kam das zweite Pilum angeschwirrt – und jetzt, endlich, reagierte er, wollte die Flucht antreten, einfach nur weg hier, weg von den Idioten, die anfingen ihn zu beschießen, weil sie ihn ernsthaft für... für eine... eine SAU?!? hielten?
Tatsache. Allerdings eine, die Hadamar noch nicht so wirklich raffte, bis auf den Fakt, dass er hier weg musste, weil die Luft eindeutig zu speerhaltig wurde. Und er schaffte sogar einen Schritt. Einen Schritt, der ihn aus der Bahn des zweiten Speers brachte, der harmlos auf Holz traf – und direkt in die des dritten hinein. Beinahe zärtlich berührte die Spitze seinen linken Oberschenkel, ein wenig über dem Knie, und glitt weiter, zerriss den Stoff seiner alten Hose, die er extra für die Beerdigung herausgekramt hatte, weil er nicht in römischen Klamotten zu Elfledas Beerdigung hatte aufkreuzen wollen, zerfetzte die Haut und richtete ein blutiges Chaos an auf seinem Weg durch Muskeln. Hadamar konnte noch unglaublich von Glück reden, dass der Speer ihn nicht voll traf, sondern nur streifte. Er riss immer noch eine ordentliche Wunde, und die Wucht war so heftig, dass Hadamar allein davon schon von den Füßen gerissen wurde – aber das hätte noch deutlich schlimmer sein können.
Die allerdings trotzdem extrem weh tat. Mit einem Geräusch, das eine Mischung aus einem unterdrücktem Aufschrei und einem Würgen ähnelte, wälzte Hadamar sich auf dem Boden und presste beide Hände auf sein Bein. Trotz der Schmerzen bemerkte er, dass sich ihm Licht näherte, Licht und Menschen, und ohne daran zu denken, in welchen Schwierigkeiten er sich damit nun befand, da Schmerz und zunehmende Empörung über den Wut vorerst die Oberhand hatten, fauchte er ihnen wütend entgegen: „Seid ihr wahnsinnig?!? Verfluchte Scheiße, ihr könnt doch net einfach so Speere durch die Gegend schleudern!“