Hadamar nahm den Becher entgegen, trank aber nichts, sondern fasste erst mal kurz zusammen, wie sein Werdegang im Exercitus gewesen war. Danach nickte er, als der Pilus Posterior meinte, dass ihn hier im Grunde das gleiche erwartete wie das, was er in Satala gehabt hatte. Kam jetzt nicht überraschend, nicht in einer Provinz wie Germania Superior – die Parther und die Germanen gaben sich nicht allzu viel in ihrem Potential Ärger zu machen, fand er. Eine Strafexpedition rüber ins freie Germanien dagegen ließ ihn wieder kurz aufmerken. Das ließ auf zweierlei schließen: irgendwas war vorgefallen, was eine Strafexpedition nötig machte – und derzeit standen irgendwelche Bündnisse oder ihre Erneuerung offenbar entweder nicht zur Debatte, oder die Chatten waren davon einfach nicht betroffen. Bei Ersterem konnte Hadamar sich denken, was der Grund war: unterwegs hierher hatten sie Gerüchte gehört, der Sohn des Kaisers sei hier, und sei offenbar überfallen worden von einem Trupp germanischer Räuber. Letzteres... naja. Da musste er mal schauen, was er noch so hörte. Oder was seine Verwandten ihm erzählen konnten.
Als der Terentius seinen Becher hob, erwiderte Hadamar die Geste mit einem leichten Lächeln. „Vivas“, wiederholte er und trank ebenfalls, langsamer als sein Gegenüber, aber geleert war der Becher am Ende trotzdem. Fast schon schade, den Inhalt so schnell zu trinken – endlich wieder guter Met, richtig guter Met, um Längen nicht vergleichbar mit dem Zeug, das er mit Hängen und Würgen versucht hatte selbst anzusetzen. „Werd ich tun“, nickte er und stellte den Becher ab, bevor er sich erhob. „Danke und vale.“ Er salutierte zum Abschied und verließ dann den Raum, dessen Tür diesmal von dem Burschen für ihn aufgehalten wurde.
Während er sich nun endlich auf den Weg zu seiner Unterkunft machte, sinnierte er noch flüchtig über das Gespräch nach. Der Terentius hatte nun nichts gesagt von dem, was der Cornicularius gemurmelt hatte... Aber das zum einen hatte der Pilus Posterior sehr eindeutig klar gemacht, dass das Gespräch beendet gewesen war, und dann stellte man einfach keine Fragen mehr. Und zum anderen konnte man sich auf eines sowieso verlassen: er würde rechtzeitig genug davon erfahren, wenn er mit seiner Centurie irgendwo die Wachablösung übernehmen sollte. Genauso wie man sich darauf verlassen konnte, dass rechtzeitig auch heißen konnte, dass man halt sofort loslegen musste. Ähnlich wie bei seiner jüngsten Versetzung. Die erwähnte Strafexpedition machte ihm da schon mehr Gedanken... natürlich hätte so eine Aktion den Vorteil, den Germanen auf der anderen Seite des Rheins zu zeigen, dass die neue XXII in Mogontiacum so einsatzbereit und schlagkräftig war wie die abgezogene II. Wenn das gelang, hatte man erst mal Ruhe und konnte weiter Aufbauarbeit betreiben. Aber es konnte halt auch nach hinten losgehen, wenn die XXII bis dahin immer noch auf halber Sollstärke war oder nur knapp drüber. Würde spannend werden... die Wintermonate genauso wie das Frühjahr.