Hadamar musste auch grinsen, als Octavena davon sprach, dass sich ihr Sohn womöglich das ein oder andere bei seinen Geschwistern abgeschaut hatte. So lange wie er weg gewesen war, kannte er im Grunde Farold nicht wirklich, aber von dem, was er von dem Jungen mitbekommen hatte, schien er ziemlich aufgeweckt und intelligent zu sein. Und neugierig, wie dessen Mutter dann anklingen ließ, aber das war auch wieder etwas, das vor allem seine beiden jüngsten Geschwister auszeichnete, oder zumindest: die Tatsache, dass sie mit ihren Fragen nicht hinterm Berg hielten.
Als er dann seine Hilfe anbot, oder, nun ja, zumindest kundtat, dass er gerne helfen würde, wenn es denn irgendwas gäbe – da konnte er nicht so recht sagen, was Octavena davon hielt. Sie schien... überrascht zu sein. Was wahrscheinlich kein Wunder war. Aber da war noch irgendwas anderes, etwas, worauf Hadamar den Finger nicht wirklich legen konnte. Er hatte sich bemüht, das so zu formulieren, dass er nicht aufdringlich wirkte, aber er war sich nicht ganz sicher, ob es ihr recht war. Sie schwieg auch erst mal, und dieser Augenblick zog sich in die Länge – genug, dass Hadamar dagegen ankämpfen musste, die Stille selbst mit Worten zu füllen. Zurückzurudern, oder zu erklären, oder was auch immer. Das hier war ungewohnt für ihn, das wurde ihm in diesem Moment des Schweigens noch deutlicher als davor, und ganz kurz war da auch der Gedanke, dass er es vielleicht besser lassen sollte, dieses ganze Vorhaben, mehr Verantwortung in der Familie zu übernehmen.
Andererseits: es konnte ja nicht besser werden, wenn er nicht dran blieb. War doch genauso wie in der Legio am Anfang, wenn er nicht dran geblieben wäre, wäre er niemals dorthin gekommen, wo er heute war. Durchgebissen hatte er sich immer irgendwie. Das war jetzt nicht ganz das, was bei seiner Familie angebracht war, aber... nun ja: dran bleiben, nicht sofort aufgeben, das war sicher erst mal eine gute Idee. Und dann brach Octavena die Stille schließlich, und vor allem aus ihrem Lächeln gewann er den Eindruck, dass es doch richtig gewesen war, zumindest etwas zu sagen. Ob er dann wirklich helfen konnte... das stand wieder auf einem anderen Blatt, und dass es zumindest bei Ildrun schwierig bis unmöglich werden würde, das legte Octavena ziemlich deutlich klar. Und bei noch jemandem würde es wohl schwierig werden: Octavena selbst. Natürlich konnte es sein, dass sie einfach keine Unterstützung brauchte, aber wie sie sprach, wie sie klang... allein die Sorgen, die sie sich um ihre Kinder machte: er glaubte schon, dass auch sie das brauchen konnte. Aber wenn es ihr zumindest schon mal half, wenn er sich wenigstens etwas um Farold kümmern konnte, dann war auch das schon mal etwas. Er lächelte flüchtig. „Dann seh ich mal zu, dass ich mit Farold ein bisschen Zeit verbring. Muss hier eh auch wieder die Gegend erkunden, ich war so lange weg, dass ich mich fast nicht mehr auskenn“, scherzte er, „da kann ich ihn ja fragen ob er mit will, vielleicht mag er das. Was ist mit Ildrun? Würde ihr das auch gefallen? Dagny hat das zumindest früher geliebt, wenn wir uns einfach Pferde geschnappt haben und weggeritten sind.“ Ildrun half es vielleicht schon zu wissen, dass einfach noch jemand da war... auch wenn sie auf nichts einging. Er deutete ein leichtes Achselzucken an und versuchte, aufmunternd zu lächeln. „Ich kann’s ja versuchen. Mehr als nein sagen kann sie nicht. Genauso wie du“, fügte er noch an, und diesmal war es er, der etwas schief grinste. „Mir fehlt wahrscheinlich einfach leider die Zeit, um hier sonderlich übernehmen zu können, aber wenn irgendwas ist, wenn ihr irgendwas braucht: schick jemanden in die Castra zu mir. Ich kümmer mich dann schon irgendwie drum.“