Beiträge von Lucius Duccius Ferox

    Als Hadamar zur Schreibstube kam, war er... nun ja. Ungewöhnlich blass. Ungewöhnlich zurückhaltend für seine Verhältnisse. Von seiner lockeren, recht fröhlichen Art, die er auch dann ausstrahlte, wenn er nichts sagte, war im Moment wenig zu spüren, als er anklopfte und darauf wartete, eingelassen zu werden.

    Angekommen. Endlich! Hatte auch lang genug gedauert... Hadamar hatte das Gefühl, dass ihm alles, aber auch alles weh tat von der Lauferei und Schlepperei und überhaupt und sowieso... Aber was half es schon? Irgendwie musste er da durch, etwas anderes blieb nicht, und die anderen Tirones bissen ja auch die Zähne zusammen und machten einfach weiter. Hadamar war schon beruhigt von der Tatsache, dass es nicht nur ihm so ging, sondern auch vielen anderen der Neuen... Und Stehaufmännchen wie Corvinus die Ausnahme bildeten unter den Anfängern. Und er war noch nicht einmal das Schlusslicht, hatte er festgestellt. Sonst hätte er wirklich angefangen sich Gedanken zu machen, ob er hier richtig war.


    Viel denken konnte er allerdings auch nicht mehr, weil er fertig war, also griff er sich nur einfach das Schanzwerkzeug wie alle anderen und machte sich an die Arbeit, wobei er dezent links und rechts abguckte, was die anderen denn so trieben... und richtete sich dann danach. Erst die Grasnaben ordentlich weg, dann erst hacken. War einfach zu merken. Da Hadamar aber wenig Lust und zudem das Gefühl hatte, feinmotorisch nicht mehr genug auf der Höhe zu sein nach dem anstrengenden Marsch, um da ordentliche Grasnaben ausheben zu können, gesellte er sich zu Corvinus und hackte ebenfalls.


    Die dritte Runde. Und für diese brauchte Hadamar nun schon ein wenig länger, weil, nun, der Tross war lang, die Rüstung schwer, und das hier das erste richtige Lauftraining, das er je absolviert hatte. Warum sollte man auch laufen, wenn man in einer Familie groß geworden war, die ein Gestüt besaß – und Pferde damit keine Mangelware, auch wenn er freilich kein eigenes besessen hatte?


    Es dauerte also diesmal etwas länger als vorhin noch, bis Hadamar zurückkam, und dann brauchte er wieder ein wenig, bis er zu Atem gekommen war... Aber immerhin, und darauf war er schon ein wenig stolz, waren seine Gedanken vorhin gar nicht so schlecht gewesen. Der Stinkstiefel von Centurio hatte ihn sogar gelobt, und das wollte etwas heißen. Diesmal allerdings konnte er wenig sagen... weil er schlicht nicht wusste, was einen Pilum besonders machte in dieser Hinsicht. „Eh... ein Pilum verbeult den Schild? Und was ist ein Testudo, Centurio?“

    Zitat

    Original von Lucius Terentius Thyrsus
    Thyrsus ging nun zu Ferox hinüber, auch wenn Thyrsus nicht dachte, dass dieser wirklich ein guter Gegner sein könnte. So, nun sind wir beide wohl das hübsche Paar des Tages. Ich hoffe mal Corvinus hat dir nicht zu sehr zugesetzt, der Optio war ein guter Gegner für den Anfang.
    Thyrsus nahm die Grundstellung ein, leicht defensiv ausgerichtet und wartete. Er hoffte darauf dass Ferox den Angriff starten würde, denn eigentlich war man eher darauf ausgelegt dass die Barbaren angriffen, also war so etwas nur passend.


    Hadamar zog leicht die Augenbrauen nach oben. Hübsches Paar? Sie beide? Ihm fielen so einige Begriffe ein, was auf sie zutreffen könnte, aber hübsch gehörte nun nicht unbedingt dazu. Hübsch, das war eine Bezeichnung für Weiber… aber nicht für Kerle, und schon gar nicht für Soldaten. Oder angehende Soldaten. Trotzdem grinste er breit und deutete ein Achselzucken an. „Och, das ging“, antwortete er vage und ignorierte den Fakt, dass ihm sein Bauch immer noch weh tat.


    Als sie sich dann gegenüber aufstellten, verharrte Thyrsus defensiv... was also hieß, dass er ein weiteres Mal anfangen durfte. Konnte. Sollte. Also machte er genau das – und ähnlich wie vorhin zeigte sich, dass mit einem Schwert umgehen konnte, und das gar nicht mal so schlecht. Nur eben mit einem längeren Schwert... und die Bewegungen, die mit einem Sax sinnvoll waren, waren es eben nicht mit einem Gladius. Das hieß nun nicht, dass er wild herumfuchtelte oder keine Kontrolle über die Klinge hatte, aber... es fehlte die Reichweite, um seine Bewegungen wirklich effektiv werden zu lassen, und so war es wohl nicht allzu schwer, seine Angriffe abzuwehren.

    „Schreiben?“ Hadamar zog die Brauen hoch. „Neineinein, das hast du falsch verstanden. Ich hab nur keine Ahnung, wie man hier wo nen Brief nach draußen kriegt... Grad weil wir Tirones nicht raus dürfen.“ So viel wusste er grade noch... aber er zuckte die Achseln und winkte ab. Corvinus wirkte so, als wüsste er alles, aber ganz schien das doch nicht zu stimmen. „Ich frag nachher einen von den Älteren. So. Lorica...“ Und Stück für Stück legte er mit Corvinus' Hilfe die Rüstung an, bis er schließlich fertig war und sie wieder nach draußen gehen konnten.

    Irgendwie hatte Hadamar dann doch noch rausgefunden, wie er einen Brief zu seiner Familie bringen konnte – er hatte einfach einen der älteren Soldaten gefragt, der an diesem ersten Abend in die Stadt ging, und der hatte eingewilligt, dass er die Nachricht überbringen würde... selbstverständlich nicht, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Hadamar hatte zuerst seinen ersten Sold angeboten, aber da hatte der Soldat nur lachend abgewunken. Am Ende hatten sie sich darauf geeinigt, dass Hadamar in den nächsten Wochen für ihn Hilfsarbeiten erledigen würde, abends, wenn er frei hatte. Rüstung polieren und so. Na super. Aber: es half nichts, irgendwie musste er diesen einen Brief nach draußen bekommen... also hatte er sich ans Schreiben gemacht. Und so lag Hadamar auf der einfachen Pritsche in der Unterkunft und kritzelte mühsam auf einer geliehenen Tafel herum, die er auch noch würde ersetzen müssen irgendwann, und brachte langsam, Buchstabe für Buchstabe, eine simple Botschaft zustande.


    Und abends dann war ein Legionär in Mogontiacum unterwegs und sah bei der Casa Duccia vorbei, um dort die Tafel abzugeben.



    Auch Hadamar hatte seine Flasche wieder gefüllt, und recht bald ging es schon wieder los. Und damit auch wieder die Schinderei... allerdings hatte die Pause dann doch geholfen, und so lief er los, mitsamt Ausrüstung, an den Soldaten vorbei, Reihe für Reihe für Reihe... bis er vorne angekommen war. Und dann wieder zurück. Vorbei an den Männern, bis ans hintere Ende, wo die Wagen entlangratterten, einmal hinten rum, und er spürte das Laufen schon wieder in den Beinen, kein Wunder, bei dem Gewicht dass er mit sich herumschleppte... Und während all dieser Zeit fragte er sich, was er dem Centurio antworten sollte. Er hatte keine Ahnung. Militärisches Zeug, Taktik, Strategie, was da auch immer noch dazu gehörte, hatte nicht zu den Fächern gehört, die Milacorix sie unterrichtet hatte in der Casa Duccia. Kein Wunder, war ja auch keiner davon ausgegangen, dass irgendeiner von ihnen zur Legio gehen würde – nein, sie hatten auf den Verwaltungsdienst vorbereitet werden sollen, und darauf, in der Freya Mercurioque mitzuarbeiten, also auch im Bereich Wirtschaft das ein oder andere schon mal zu wissen... Aber nichts zum Thema Militär. Was nun Hadamar deutlich mehr interessiert hätte, weil das einfach spannender war, aber... er hatte da wenig Einfluss drauf gehabt.


    Als er wieder ankam, meldete er sich beim Centurio zurück und wartete, bis der ihn aufforderte etwas zu erzählen, bevor er, durch das Laufen bedingt schwerer atmend, anfing: „Also... wenn der Gegner sich schon... in Bewegung gesetzt hat... würde ich versuchen, einen Schildwall zu machen. ... An dem sie sich aufreiben. Um danach durchzubrechen, ... wenn beim Gegner... naja, Unordnung in die Reihe gekommen ist.“ Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Und wenn sie sich nicht bewegen, dann... selbst in Marsch setzen. In einem, äh, Keil, und... möglichst schnell. Damit der Angriff geballt kommt, und gezielt auf eine Stelle.“

    Hadamar stemmte die Schwertspitze in den Boden und stützte sich darauf, aber als Corvinus zu ihm kam und nachfragte, richtete er sich auf – und grinste schon wieder schief. Er mochte lange nicht so viel Übung und Erfahrung haben wie Corvinus in all diesem Militärkram – aber dafür hatte er sich oft genug geprügelt. Schmutzige Tricks kannte er zur Genüge, auch wenn ihm das hier wohl weniger half, aber was er ebenso gelernt hatte, war einzustecken, und das richtig. Kein Wunder, war er doch immer der Jüngste gewesen unter seinen Freunden – bei weitem nicht einer Kräftigsten. Gleichzeitig riss er auch ganz gerne mal seine Klappe auf. Und wenn diese Dinge zusammen kamen... bekam man eben häufig was ab.


    Als Corvinus dann in der Pause erzählte, warum er schon so gut war, betrachtete Hadamar ihn mit einer Mischung aus... Skepsis und Mitleid. Er kannte das nur allzu gut, wenn man Fußstapfen hatte, in die man treten musste, wenn alle von einem erwarteten, doch etwas aus sich zu machen und mit den älteren Verwandten doch wenigstens gleichzuziehen, wenn nicht sogar sie zu übertreffen... Der Unterschied zwischen ihnen schien nur zu sein: Corvinus hatte diesen Ehrgeiz übernommen, ob nun freiwillig oder unfreiwillig, während er... naja. Er hatte sich in einer Kurzschlussaktion zur Legio gemeldet, um dem drohenden Verwaltungsdienst zu entgehen, ohne sich wirklich Gedanken darüber gemacht zu haben, was das hieß. „Okay. Fünf Jahre schon...“ Das erklärte natürlich einiges. „Dann wirst du wahrscheinlich nicht lange Tiro bleiben“, meinte Hadamar noch, bevor er sich wieder aufrappelte und zum nächsten Gegner gesellte, weil die Pause zu Ende war und der Centurio sie hetzte.



    Sim-Off:

    In Ordnung, danke :)

    „In Ordnung...“ Hadamar kratzte sich am Kopf. „Dann werd ich mich da mal drum kümmern. So bald ich irgendwie Freizeit hab.“ Die Chance darauf schätzte er ziemlich gering ein, so wie das alles jetzt schon seinen Anfang nahm, aber gut... irgendwann am Abend vielleicht ging das.
    Corvinus rückte noch das Halstuch ein wenig zurecht, dann war das erledigt... und Hadamar griff nach dem nächsten Teil, dass der Helvetius ihm nannte, und versuchte es mit seiner Hilfe richtig anzulegen. Währenddessen korrigierte er den anderen, der ihn offenbar falsch verstanden hatte: „Nein, ich mein, ich müsste noch nen Brief schreiben... bevor ich ins Sacellum bin meintest du doch, das könnten wir nachher klären... Geht das hier irgendwo irgendwie? Oder muss ich da einen der älteren Soldaten fragen, ob sie den mitnehmen könnten in die Stadt?“

    Ein wenig ging es hin und her, wobei Corvinus sich tatsächlich zurückhielt und nur die Position des Verteidigers einnahm – das allerdings wieder so gut, dass Hadamar nicht wirklich einen guten Treffer landen konnte. Davon abgesehen hatte er das Gefühl, dass er irgendetwas falsch machte, und obwohl er schon gehört hatte, was der Centurio vorhin gesagt gehabt hatte – dass man zustechen sollte – und er zudem merkte, dass es dann besser klappte, war es trotzdem nicht ganz so einfach, eingeschliffene Bewegungen und Gewohnheiten einfach so abzuändern.


    Und dann ging auch sein Mittiro zum Angriff über – und das ganze wurde um eine ganze verflixte Ecke komplizierter. Anderes Schwert, dazu Schild, schwere Rüstung, noch kaputt vom sogenannten Aufwärmen... Hadamar hatte das Gefühl, seine Gliedmaßen nicht im gewohnten Maß koordinieren zu können. Entsprechend wenig hatte er Corvinus entgegen zu setzen, als dieser loslegte. Hadamar stolperte zurück, als das Scutum des anderen gegen ihn krachte – nicht viel, aber genug. Genug, um den darauffolgenden Stich nicht mehr abwehren zu können. Er versuchte noch, sein Schild wieder in eine Position zu bringen, in der er das Gladius hätte abblocken können, aber er zu langsam, und im nächsten Moment japste er keuchend nach Luft, als Corvinus' Holzschwert unangenehm Kontakt bekam mit seinem Magen. Durch die Wucht, mit der seine Körpermitte berührt wurde, neigte sich sein Oberkörper nach vorne, und einen winzigen Augenblick lang meinte er Sterne zu sehen... und dankte gleichzeitig den Göttern für die elend schwere Rüstung. Und gleich darauf noch einmal, diesmal dafür, dass der Centurio eine kurze Pause ausrief, die Hadamar nun wirklich, wirklich nötig hatte. „Woah... das war nicht von schlechten Eltern.“ Sein Magen schmerzte immer noch, und ein Teil von ihm war auf eine absurde fast schon perverse Art neugierig darauf, wie die Haut unter der Rüstung und der Tunika nun wohl aussah. Und wie sie morgen erst aussehen würde... „Woher kannst du das alles so gut?“

    Im Auge behalten.
    Nur im Auge behalten? Keine Strafe oder so? Und es durfte noch nicht mal wer rumerzählen, dass er da offenbar in einen Riesenfettbottich gefallen war, so dass er nicht zum Gespött aller anderen wurde? Hadamar erlaubte sich, ein klein wenig erleichtert zu sein. Auch wenn er noch keine Ahnung hatte, was das im Auge behalten so alles beinhaltete. „Ja“, antwortete er, besann sich kurz und fügte noch hinzu: „Optio.“

    „Aaah in Ordnung“, machte Hadamar und nickte. Eine tiptop, die anderen... so gut wie halt möglich. „Mach ich... äh. Weißt du wo ich eine herkriegen kann?“ An seine Familie schreiben musste er ja auch noch, fiel ihm siedendheiß ein. Er beobachtete den anderen dabei, wie er das Halstuch aufmachte, und wiederholte danach jeden Schritt. Langsamer, ein wenig überlegend, aber es klappte. „So...“ Einmal rumschlingen. „Wie war das eigentlich mit den Briefen? Du...“ Ein Ende über das andere schlagen. „...hast doch vorhin gemeint, du könntest mir da...“ Durchstecken. „...auch helfen.“ Knoten. „Fertig.“

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    Corvinus hatte seinen Feldzug gegen den Holzpfahl eingestellt und den Ausführungen des Centurios mit einem Ohr zugehört während er ein wenig Luft holte, sich den Schweiß von der Stirn wischte und sein Herz sich wieder etwas beruhigen lassen.
    `Das war für den Anfang ganz gut zum warm werden dachte er bei sich´ als der Centurio den Befehl gab Paare zu bilden.
    Corvinus ging auf Ferox seinen Stubenkameraden zu und grinste ihn mit einem Raubtiergrinsen an.


    "Na dann lass uns mal anfangen ich verspreche auch ich werde dich nicht abstechen. Willst du zuerst angreifen oder soll ich?"


    Das Einschlagen auf den Holzpfahl hatte irgendwann ein Ende, und Hadamar war dankbar dafür, ein wenig verschnaufen zu können. Auch wenn die Pause herzlich kurz war, weil es gleich weiterging, nun mit dem Kampf gegeneinander. Bevor er sich nach jemandem umsehen konnte, stand schon Corvinus vor ihm. Ausgerechnet der! Hadamar war zwar ziemlich mit sich selbst beschäftigt gewesen gerade, aber wie Corvinus auf den Pfahl eingeprügelt hatte, war ihm dann doch nicht entgangen. Und überhaupt war Corvinus... ein Streber. Der konnte irgendwie alles, was alle anderen sich – mal mehr, mal weniger – mühsam aneignen mussten, und das war SO. UNFAIR! Und Corvinus wusste das auch, der wusste sehr genau, wie gut er war. Was man mal wieder an seinem Grinsen erkennen konnte... und seinem Kommentar.


    „Abstechen vielleicht nicht, aber kaputt hauen schon... Ich fang an, dann hab ich wenigstens nen bisschen Schonfrist.“ Hadamar grinste freimütig, wenn auch ein wenig schief, zurück, und ging in Grundhaltung. Warum nur war die Rüstung so schwer? Brauchte man da echt jedes einzelne Teil von? Er biss die Zähne aufeinander, bezwang ein weiteres Mal seine Muskeln, die sich ausruhen wollten, und begann, Corvinus anzugreifen. In etwa in der Art, in der er den Holzpfahl angegriffen hatte... nur mit nicht mehr ganz so viel Elan wie noch ganz am Anfang. Man merkte durchaus, dass Hadamar bei weitem nicht zum ersten Mal ein Schwert in der Hand hielt – aber man merkte eben auch, dass er zunehmend erschöpfter wurde... und für den, der sich auskannte, wurde in diesem Zweikampf an der Art der Angriffe auch ersichtlich, dass er eigentlich ein längeres Schwert gewöhnt war.


    Sim-Off:

    Mal kurz eine Verständnisfrage: sind da tatsächlich nur drei Tirones anwesend? Ich dachte da laufen noch jede Menge NSC's rum...

    Schwerter! Kämpfen! Sehr schön! Endlich kamen sie zur Sache. Aber dann ging es schon wieder los, mit Kommandos, noch mehr Kommandos, Haltung, Haltung, Haltung... Und dann noch nicht mal richtige Waffen, sondern Holzschwerter. Hadamar holte sich ebenfalls ein Holzschwert und Weidenschild, und konnte nicht anders als ganz leicht zu grinsen, als er das Gladius sah. Bisschen kurz. Jedenfalls so im Vergleich zu dem Sax der Germanen – so eins, wie er zu Hause hatte, seit er in den Status eines Mannes erhoben worden war. Entsprechend fühlte es sich leichter in der Hand an – sowohl was Gewicht als auch was Handhabe betraf.


    Er stellte sich vor einen der Holzpfähle und rief sich in Erinnerung, was der Centurio gesagt hatte. Schild hoch, knapp unter Augenhöhe, aus der Deckung hervor zustechen... Dann kam das entsprechende Kommando – in einer Lautstärke gebrüllt, dass ihm erst mal die Ohren klingelten – und es ging los. Zustechen. Und das immer und immer wieder. Und wieder. Und wieder. Und Hadamar kam schon bald ins Schwitzen. Das Schwert mochte nicht so lang und schwer sein wie das, das er gewöhnt war, aber sonderlich viel Training hatte er bisher ja nicht gehabt, und das schon gar nicht in voller Legionärs-Montur. Himmel war das Zeug schwer! Und es wurde immer schwerer, hatte er das Gefühl. Und schwerer. Und... Hadamar zuckte zusammen, als der Centurio wieder rumbrüllte. Nicht nachlassen. Nicht nachlassen! Der hatte gut reden... Hadamar knirschte mit den Zähnen und strengte sich trotzdem mehr an, versuchte wieder an das Tempo heranzukommen, das er am Anfang gehabt hatte, hob den Schild wieder höher, der runter gesackt war im Lauf der Übungen, und kämpfte nicht nur mit dem Schwert gegen den Holzpfahl, sondern auch mit seinem Geist gegen seine protestierenden Muskeln, die ein Training dieser Art, mit dieser Belastung, schlicht und ergreifend nicht gewohnt waren. Aber nun. Schuften auf dem Hof war ja auch nicht ohne, und da konnte er auch nicht ganz so einfach mittendrin aufhören, wenn er müde wurde... Also hieß es: Zähne zusammenbeißen und durch. Und genau das tat er: Zähne zusammenbeißen. Und... nicht durch, aber weiter machen, immer weiter.

    „Öh. In Ordnung...“ So ganz bewusst war ihm das nicht gewesen, dass die Ausrüstung und so vom Sold abgezogen wurde. Andererseits: er hatte bisher nie Sold bekommen. Oder Lohn. Oder sonst was. Ab und zu halt, als kleines Geschenk, wenn er irgendwas gut gemacht hatte oder so. Insofern passte das schon... dass er da überhaupt regelmäßig was bekam, war immer noch mehr als was er bisher gewohnt war. „Ja, nähen... kann ich schon.“ Nicht gern, nicht gut, aber es würde reichen. „Also das Zeug so sauber und ganz halten wie irgend möglich“, fasste er zusammen, „das sollte doch zu schaffen sein.“ Und dann... lesen. Schon wieder dieses leidige Thema. Hadamar hielt sich mit Mühe selbst davon ab, gequält das Gesicht zu verziehen. Half ja alles nichts, und scheinbar war es brauchbar hier. Also: musste er da wohl tatsächlich weiter üben. „Ja, ich kann's. Halt nur nicht so gut“, seufzte er. „Aber das wird schon. Focale, focale...“ Hadamar zog das Halstuch hervor. „Und das schlingt man sich nicht einfach um den Hals?“

    Hadamar befand sich irgendwo in der Mitte der Parade – wofür er allen Göttern dankbar war. So eine Parade war einfach ein stadtweites Ereignis, da musste man kein mathematischer Gelehrter sein, um sich denken zu können, dass seine Familie und seine Freunde auch da sein würden... Und das war für ihn ein Anlass, sich zu verkriechen. Noch war er lange nicht so weit, dass er sich mit Stolz hätte hinstellen können vor seine Leute... weil ihm das alles irgendwie immer noch seltsam vorkam, seltsamer, als er gedacht hätte. Vorher. Bevor er sich Hals über Kopf gemeldet hatte. Nein, besser in der Mitte zu laufen, wo ihn keiner sah, wo er nicht auffiel, und wo vor allem nicht allzu sehr bemerkt werden würde, wenn er etwas falsches machte... was ihm – den Göttern sei erneut Dank – nicht passierte. Die Mitte war da auch ein recht angenehmer Bereich, weil man da einfach in normalem Tempo weiter gehen konnte, während die Jungs außen entweder schneller oder langsamer laufen und sich anpassen mussten. Und Hadamar passte einfach auf wie ein Luchs. Er hatte kein Problem damit anzuecken, wenn er etwas nicht verstand oder er keinen Sinn darin sah, aber dass eine solche Parade vor halb Mogontiacum inklusive aller wichtigen Leute, die es so gab oder die sich dafür halten mochten, perfekt zu laufen hatte, war sogar ihm klar. Und da wollte er sich nicht zum Trottel machen, sondern gut aussehen... was ihm auch echt gut gelang, fand er.

    Genau wie die anderen fand auch Hadamar sich ein, als es los gehen sollte zur Parade, und, Himmel war er aufgeregt. Die Finger taten ihm noch weh vom Polieren, Corvinus hatte da schon dafür gesorgt, dass auch wirklich alles auf Hochglanz war... und Hadamar war ihm ausnahmsweise dankbar dafür, dass er einen solchen Vorsprung hatte vor den anderen Tirones und deswegen helfen konnte – und auch ein bisschen von der Sicherheit ausstrahlte, die Hadamar so gerne hätte, die ihm aber schlicht noch fehlte.

    Zitat

    Original von Aulus Hadrianus Fontinalis
    Was würdest du machen. Sterben weil du den Aquila schützt. Oder weglaufen und in Schande leben. Weil du es nicht beschützt hast. Und einfach davon läufst Anscheinend hatte dieser Junge noch viel zu lernen.


    Das fand Hadamar nun etwas viel verlangt. Klar, er hatte sich bei der Legion eingeschrieben, und ihm war bewusst dass das auch hieß, dass er sich würde anpassen müssen an die Gepflogenheiten hier. Und wenn dazu gehörte, irgendwelche Standarten und deren Träger zu beschützen, würde er das tun. Aber bis jetzt hatte er davon keine Ahnung gehabt, und er war erst ein paar Tage hier – und der Optio fragte ihn jetzt schon, ob er bereit war sein Leben zu geben, für etwas, das bis gerade eben noch ein Ding für ihn gewesen war, das nicht wirklich etwas Besonderes bedeutete? Was für eine Antwort erwartete der Mann denn jetzt von ihm? Hadamar bezweifelte irgendwie, dass Ehrlichkeit honoriert werden würde. Aber deswegen lügen? Er presste die Lippen aufeinander. „Ich würde nicht davon laufen“, antwortete er ein wenig patzig. So viel immerhin konnte er sagen, dass er sich nicht feige verkriechen würde, wenn es zu einem Kampf kam. Jedenfalls das, was er sich darunter vorstellte, vorstellen konnte nach allem, was er so erlebt hatte – aber in dieser Art von Kämpfen, die Jugendliche mit einer einigermaßen behüteten Kindheit bestreiten mochten, hatte er nie gekniffen. „Ich weiß es nicht, in Ordnung? Ich würd mich jetzt ganz sicher nicht hier auf der Stelle in ein Schwert stürzen, wenn du das meinst. Aber ich… ich werd… ich kann das jetzt nicht sagen, ich mein… Götter, ich hör zum ersten Mal davon dass das… der Aquila so wichtig ist!“ Der Optio konnte einfach nicht allen Ernstes erwarten, dass er jetzt, in diesem Moment, sagte, dass er sein Leben geben würde – und das tatsächlich ehrlich meinte. Und Hadamar weigerte sich, in so einer Sache zu lügen, auch wenn das hieß, dass ihm jetzt vermutlich irgendeine Strafe aufgebrummt wurde.