Beiträge von Lucius Duccius Ferox

    Zitat

    Original von Lucius Terentius Thyrsus
    Wenn du nicht zuhröst bekommst nicht nur du Ärger, sondern wir alle. Das läuft hier eben so, und ich hab keine Lust dass du am Ende dafür sorgst dass die ganze Cohorte darunter leiden muss.
    Thyrsus war nun wirklich sauer, der junge hatte weder Sinn für die Sache, noch Anstand, noch Ausdauer, noch sonst irgendeine Tugend die einen Römer ausmachte.


    In Ordnung. Nicht nur Spaßbremse, sondern auch noch empfindliche Spaßbremse. Hadamar runzelte leicht die Stirn. „Ist ja gut! State, ad dextram, ad sinistrem, so schwer ist das doch nun wirklich nicht. Dasselbe sag ich auf der Straße nem Fremden, wenn ich ihm beschreiben soll wie er irgendwohin kommt…“ Na gut, nicht jedem Fremden, aber jedem Römer. Eben jedem, der Latein bevorzugte.


    Kopfschüttelnd wandte Hadamar sich Corvinus zu. Da war die Sache mit der Rüstung und sie richtig anzulegen schon was ganz anderes. 34 Teile… die wollten erst mal sortiert werden. „Ein Lied?“ Er grinste flüchtig. „Kannst du mir das beibringen? Lässt sich dann wahrscheinlich leichter merken…“ Er zog die Klamotten hervor, die ihm gegeben worden waren, und zog sich rasch um – das immerhin war nicht allzu schwer, auch wenn es ungewohnt war für ihn, eine Tunika zu tragen. „Passt alles. Was kommt als nächstes?“

    Oh. Oooh. Hadamar begann langsam zu dämmern, wie wichtig das Ding war, auch wenn er nach wie vor glaubte, dass das einfach… naja, verrückt war, das Wohl und Wehe einer ganzen Legion an so etwas festzumachen. Aber bitte. Dann war das eben so, und dann gewöhnte er sich eben daran, irgendwie – und bis er sich daran gewöhnt hatte, musste er sich halt zusammenreißen. Aber er war ja durchaus lernfähig. „Nein, glaube ich nicht“, antwortete er wahrheitsgemäß. Römer mochten vielleicht spinnen, aber dass sie einfach so für irgendwas ihr Leben opferten, daran glaubte er tatsächlich nicht. Der Aquila besaß einfach irgendeine grundlegende Bedeutung für sie… vielleicht war er sogar mit ein Grund für den Erfolg der römischen Legionen auf der ganzen Welt? Hadamars Blick streifte flüchtig den Aquila in Corvinus‘ Händen, während er darüber grübelte, ob das möglich war, und ob der Aquila vielleicht in irgendeiner Form das Zeichen eines der römischen Götter war. Vielleicht war er deshalb so wichtig. Er sah wieder zu dem Optio und hob leicht die Schultern. „Das wusste ich nicht.“

    Bitte was?!? Die ganze Legion konnte kollektiv Selbstmord begehen, wenn das... das... das Ding da in Feindeshand geriet? Die spinnen, die Römer... Aber gut. Er gehörte auch zu dem Laden, also sollte er sich wohl besser daran gewöhnen, wenn er nicht vorzeitig rausgeschmissen werden wollte. Er hatte keine Ahnung, was mit Sönke passiert war, als dieser nicht aufgetaucht war, aber er war jetzt hier drin. Und er hatte nicht vor, hier unrühmlich rauszufliegen. Aber er fand trotzdem, dass Ding nicht beleidigend war. Oder wenigstens nicht beleidigender als Sache, und das hatte der Optio gerade selbst gesagt. Aber auf die Diskussion ließ er sich wohlweislich nicht ein. Er räusperte sich. Setzte man voraus, was der Optio gerade gesagt hatte, war die nächste Frage leicht. „Sie beschützen. Um jeden Preis.“

    In der Unterkunft angekommen, schnappte sich Hadamar das Bündel mit der Ausrüstung, das auf seinem Bett lag. Noch unberührt, so wie er es bekommen hatte, hatte er doch keine Zeit gehabt bisher, sich damit zu beschäftigen. Er breitete die verschiedenen Sachen aus und begann, die Teile anzulegen. „Uhm. Sagen. Wiederholen.“ Er kratzte sich am Kopf und wich den Blicken der anderen aus. Konnte hier denn jeder lesen und schreiben? Bei ihm daheim konnten das die wenigsten. Betont gleichgültig zuckte er die Achseln. „Schreiben ist nicht meine Stärke. Hatte nie Lust, das richtig zu lernen.“ Er zog ein Teil zu sich, eine Armschiene, augenscheinlich, und hielt es sich probeweise an den Arm. „Das so? Mit was fängt man denn am besten an?“ fragte er.

    Hadamar glaubte seinen Ohren nicht recht zu trauen. Seine Augenbrauen rutschten langsam nach oben, je länger Corvinus sprach, und ungerührt starrte er zurück. Der älteste zuhause, unter seinen Geschwistern, dafür aber stets der jüngste unter seinen Freunden und ganz sicher nicht stärkste, hatte dazu geführt, dass Hadamar recht wenig Respekt hatte... und auch nicht wirklich Angst. Er hatte schon zu oft Prügel eingesackt, um sich darüber noch Gedanken zu machen, auch wenn ihm – noch – nicht so ganz klar war, dass das hier in der Legion wohl etwas anderes sein würde als eine Balgerei mit Freunden... oder auch eine Prügelei mit anderen nach einem Tavernenbesuch.


    Er wollte gerade antworten, aber der Optio kam ihm zuvor, und nur widerwillig löste er seinen Blick von dem Corvinus' und sah zu dem Mann. „Ich hab nichts beleidigt, verdammte Axt“, betonte er, trotzig und auch mit beginnender Wut. „Der einzige der hier grad beleidigend geworden ist, ist er. Ich hab nur gefragt, ob er heut nur das putzen will.“ Hadamar verschluckte das Wort Ding, nachdem das ganz offenbar irgendwie ganz furchtbar beleidigend war. Gut, ihm war auch nicht ganz klar gewesen was der Aquila da ganz genau bedeutete, wie wichtig der war, aber trotzdem fand er, dass die Bezeichnung Ding keineswegs eine Beleidigung war. Die spinnen, die Römer, dachte er und war kurz davor, fassungslos den Kopf zu schütteln, hielt sich aber zurück, sondern sah nur wieder zum Optio. „Nein“, antwortete er, nun schon wieder offener. „Was passiert dann?“

    Hadamar zog die Augenbrauen hoch, als er das hörte. So schwer waren die Kommandos ja nun auch nicht, sie sprachen doch alle Latein. Gut, zumindest bei ihm war es nicht die Muttersprache, aber mittlerweile konnte er es gut genug, mal abgesehen von seinem Akzent, den er nicht los wurde – der aber auch kein Problem darstellte, immerhin waren sie hier in Germanien, wo fast alle mit diesem oder einem ähnlichen Akzent Latein sprachen, wenn sie denn überhaupt Latein sprachen. Von der römischen Oberschicht mal abgesehen. Aber Thyrsus schien das durchaus ernst zu nehmen, und so zuckte Hadamar nur die Schultern und hakte den anderen Tiro gedanklich als Spaßbremse ab. „Wie du meinst. Wie waren die Kommandos noch mal?“ feixte er und betrat nach Corvinus die Unterkunft.

    Hadamar war ein wenig verdutzt, als der Optio ihn auf sein Gemurmel ansprach. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihn jemand hörte. Genauer gesagt: er hatte gar nicht darüber nachgedacht, dass ihn jemand hören könnte, oder darauf ansprechen würde. Oder so. Entsprechend wusste er erst mal nicht, was er sagen sollte – entschied sich dann allerdings für die einfachste Variante: die Wahrheit. „Fliegen, Optio.“ Und dann fiel es ihm ein, ganz spontan, und er konnte. einfach. nicht. widerstehen. Zutiefst ernst – und zutiefst geschauspielert, musste er sich doch innerlich das Lachen verbeißen, das nach außen hin allerdings nur als Schalk in seinen Augenwinkeln tanzte – sprach er weiter: „Mist fällt immer von oben nach unten. Und dann kommen die Fliegen. Lästige Biester. Machen keinen Unterschied zwischen oben und unten.“


    Corvinus schien auch nicht übermäßig angetan zu sein von dem, was er von sich gegeben hatte. „Na ja natürlich mein ich den. Oder putzt du gleichzeitig noch was anderes?“

    Pause. Süße, köstliche Pause. Anstrengung war ja nun nicht unbedingt eine Fremde für Hadamar – beim Stall ausmisten oder auf den Feldern schuften war sie auch immer gern dabei –, aber das hieß nicht, dass er sie mochte. Nein nein, auch wenn Anstrengung irgendwie immer zu ihm kam, sie und er würden keine Freunde werden, das stand fest. Aber er würde sich wohl irgendwie mit ihr arrangieren müssen, und das hatte er bisher ja auch geschafft, nur... naja... das Zeug wurde schon verflixt schwer, was sie da alles mit sich rumschleppen mussten. Deshalb war Pause…


    Pause war Pustekuchen. Sie hielten an, aber das war's dann auch schon. Hadamar verkniff sich den ätzenden Kommentar, der ihm schon auf der Zunge lag, legte die Marschausrüstung ab, die er mit herumschleppen musste, und wollte gerade Corvinus folgen, der ihn aufforderte mitzukommen, als der Optio noch etwas zu ihm sagte – was wiederum Corvinus veranlasste, doch allein zum Maultier laufen zu wollen. „Eh. Sicher? … Wenn du meinst.“


    Mit einem Achselzucken wandte er sich um. Feuer machen. Muharrr. Das wenigstens konnte er. Mit ein paar Handgriffen hatte er Feuerholz zusammengesammelt – wovon es im Sommer reichlich gab –, und schichtete es auf, das zundergeeignete Material wie trockene Blätter und Rinde zuerst, darüber Reisig und dünne Äste, darüber dann die festeren. Mit einer lockeren Bewegung zog er seinen Feuerstein und das Schlageisen hervor, hielt es an den unteren Bereich der Feuerstelle, wo der Zunder zu sehen war, und hatte in kurzer Zeit ein Feuer entfacht*. Danach schloss er sich dem an, was die anderen auch taten, und machte sich sein Essen.


    Sim-Off:

    *Ich weiß, Corvinus hat geschrieben einer der Veteranen hätte Feuer gemacht... da allerdings Hadamar explizit den Auftrag dazu bekommen hat, hab ich mir die Freiheit genommen, das anders zu schreiben. Welche Aufgabe er nicht erfüllt/erfüllen kann, möchte ich gerne selbst entscheiden ;)

    Also tatsächlich wieder zurück. Hadamar wollte sich gerade in Bewegung setzen, als der Stampfer – Corvinus, er sollte sich wohl wirklich die Namen der anderen Rekruten merken – ihn schon am Arm packte und mitzog. Er konnte gar nicht anders als auch anfangen zu laufen, wenn er nicht stolpern wollte. Also lief er – und neben ihnen lief der Dritte, Thyrsus genannt. Und der ratterte doch tatsächlich gehorsam die Befehle runter, selbst als sie außer Hörweite des Centurios waren. Während sie sich den Unterkünften näherten, grinste Hadamar hinüber. „Ich glaub du kannst aufhören. Hier kann er dich nicht mehr hören.“

    Ha ha. Ha ha ha! Mist fällt immer von oben nach unten! „Und ich dacht schon, das Zeug kann fliegen...“ murrte er leise, während auch er sich nicht sonderlich ehrfürchtig eine Standarte griff. Scherzkeks von Optio, also wirklich. Dass sie als Tirones die Letzten in der Nahrungskette einer Legion waren, musste man ihnen nun wirklich nicht noch unter die Nase reiben, fand er. Dass sie zum Putzen verdonnert wurden, war da schon Beweis genug.


    Allerdings: Corvinus schien das Ganze doch tatsächlich Spaß zu machen. Immer ungläubiger sah Hadamar zu ihm hinüber, bevor er schließlich – ohne darüber nachzudenken, ob er überhaupt etwas sagen durfte, ohne dass der Optio das erlaubt hätte – bemerkte: „Du willst das Ding aber schon noch heut sauber kriegen, oder?“ In dem Tempo polierte Corvinus noch daran, wenn der Rest von ihnen schon längst alles fertig hatte. Für einen Moment überlegte Hadamar, ob das vielleicht nur eine ganz geschickte Masche war, um sich davor zu drücken, genauso viel machen zu müssen, wie die anderen… aber das war Schwachsinn, immerhin putzte Corvinus ja auch, wenn auch nur an diesem einen Ding – das aber dafür mit einer Inbrunst, die Hadamar gelinde gesagt ein wenig deplatziert fand.

    Auch Hadamar hatte sich eingefunden, auf Hochglanz gestriegelt und poliert. Kaum in die Legio eingetreten, schon ging es auf irgendein Manöver... was er grundsätzlich sehr positiv fand, er war ja hier um was zu erleben, auch wenn er noch nicht so genau wusste was, und auch wenn er sich nicht mehr so sicher war, ob das eine so gute Idee gewesen war, zur Legio zu gehen.


    Gemeinsam mit den anderen Tirones stand er als in der Reihe – und setzte sich in Bewegung, als der Befehl zum Abmarsch kam.

    Eine Stunde Marschieren. Eine Stunde... Und Hadamar wünschte sich bereits, dass sie ankommen würden. Oder Pause machen könnten. Im Moment war das noch nicht so furchtbar anstrengend, aber schön war was anderes, und, na ja, es war auch irgendwie... langweilig. Wenn man sich wenigstens unterhalten könnte, aber irgendwie hatte er nicht das Gefühl, dass das so gern gesehen war in der Marschformation. Oder überhaupt wenn sie irgendwas taten, wo Vorgesetzte ihre Finger im Spiel hatten.


    Trotz der leichten Langeweile war er allerdings froh, dass der Centurio ihn übersah, als ihm plötzlich einfiel dass er ein paar Rekruten ärgern konnte... nur leider nicht auf Dauer. Irgendwann war es so weit, dass er seinen Namen hörte. Und gleich die erste Frage dazu ließ ihn Übles ahnen. Ob er gut zugehört hatte? Nein – hätte er das sollen? Ja, vermutlich hätte er das, und ja, eigentlich hatte er das inzwischen auch schon mitgekriegt, nur... alte, liebgewordene Gewohnheiten ließen sich so schwer ablegen. Und das Gehen lenkte doch so ab, immer einen Fuß vor den anderen, einen Fuß vor den anderen... Hadamar hatte irgendwie nicht das Gefühl, dass der Centurio diese Art von Spaß verstehen würde.


    Also: zum Thema. Aufbau der Legion. Aufbau der Legion. „Die... Legion besteht aus Soldaten.“ Ha! Guter Anfang. Und der war bekanntlich die halbe Miete, oder so. „Es gibt, äh... 10? Cohorten.“ Und jetzt wurde es schwierig, so schwierig, dass Hadamar sich nun innerlich verfluchte, weil er nicht richtig zugehört hatte. Irgendwie war es hier was völlig anderes, etwas nicht zu wissen – vor allem wenn das vorhin erst gesagt worden war –, als es daheim im Unterricht gewesen war, wo um ihn herum seine Cousins und Cousine waren, und dazu noch ihr alter Lehrer. „Die bestehen aus sechs Centurien, mit einem Centurio als Kommandeur“, formulierte er also vage und ließ die genauere Ausführung einfach unter den Tisch fallen. „Dann gibt es noch sechs Turmae. Die Reiter. Dazu noch Tribune, und an der Spitze steht der Legatus legionis.“


    Und wie befohlen setzte Hadamar sich danach in Bewegung und lief los, überholte die anderen Soldaten, einen nach dem anderen, bis vor zur Spitze, wo er umdrehte und zurück lief, bis zu dem Karren am Schluss. Er wählte ein nach wie vor eher lockeres Tempo – er hatte gesehen, dass die anderen mehrfach hatten laufen müssen, und er hatte nicht vor, sich schon in der ersten Runde zu verausgaben und spätestens nach der dritten dann gar nicht mehr zu können... nein, es war besser, sich die Kraft einzuteilen. Denn so gern er sich irgendwie ganz herausgewunden hätte: ihm war klar, dass das nicht ging. Er war in der Legio, und was das hieß, begann er gerade mit jedem Tag ein Stückchen mehr zu realisieren. Und ganz weit vorne stand: die Zeiten des Rumgammelns waren wohl endgültig vorbei. Aber immerhin hatten die Götter in diesem Moment ein bisschen Einsehen mit ihm: als er seine erste Runde fertig hatte, wurde gerade eine Pause eingelegt.

    Als erstes ging es also zum Fahnenheiligtum, um da zu putzen. Immerhin, das kannte er schon, genauso wie den Weg dahin. Erfolgserlebnisse, und waren sie auch noch so klein, musste man hier wie einen Schatz hüten – wenn er auch sonst noch nichts gelernt hatte hier, dann wenigstens das.


    Beim Betreten des Raums... machte sich eine merkwürdig Stimmung breit. Also, nicht bei Hadamar. Aber bei so ziemlich jedem anderen. Ein wenig verblüfft sah er sich um, sah die Gesichter der anderen... war das Ehrfurcht, was er da sah? Er blickte sich im Raum um, aber irgendwie... das Sacellum bedeutete für ihn ungefähr so viel wie das Rekrutierungsbüro. Oder nein, weniger – bei letzterem, da war er ja noch aufgeregt gewesen, da hatte dieses Abenteuer Legio seinen Anfang genommen. Aber das Sacellum? War nur ein Raum, in dem er einen Spruch hatte aufsagen müssen, mit Standarten und Fahnen und noch anderem Zeug. Gut, den Eid nahm Hadamar durchaus ernst, auf seine Art, aber sonst... ging ihm das Sacellum, gelinde gesagt, am Allerwertesten vorbei. Er hatte keine Ahnung, was die Römer damit hatten.

    Hadamar verdrehte die Augen. Na was würde das wohl sein, was vor einem Fest zu erledigen war. Irgendwer würde die Deppenarbeit machen und alles schön fein säuberlich herrichten müssen, damit alles glänzte, wenn es so weit war. Und wer würden die Deppen sein? Natürlich. Irgendwie gehörte er immer zu denen, hatte er das Gefühl, war daheim auch nicht anders gewesen.


    Dennoch hielt er die Klappe und ließ anderen den Vortritt – in Anbetracht der Tatsache, dass er augenscheinlich der Neueste hier war, hielt er es für besser sich etwas zurückzuhalten. Und tatsächlich schien das besser zu sein, denn bei der Antwort, die einer der Tirones lieferte, schlackerten ihm die Ohren. Wenn das Tonfall und Wortwahl waren, die in der Legio an der Tagesordnung waren, würde er sich ganz schön am Riemen reißen müssen... frei nach Schnauze reden war da wohl nicht mehr so wirklich drin. Und es wurde und wurde einfach nicht besser... einer derjenigen, die mit ihm gemeinsam zum Putz-Deppen auserkoren waren, bedankte sich sogar noch dafür. Und er sah so aus, als ob er das ernst meinte! Hadamar war fassungslos – und tat im Übrigen das, worin er gerade einiges an Übung bekam: die Klappe halten und einfach machen.

    Den letzten Schritt in die Reihe machte Hadamar dann doch etwas schneller, nachdem er so explizit dazu aufgefordert wurde. Danach kratzte er sich allerdings etwas ratlos am Ohr. „Ehm. Nein. Ja. Also...“ Er räusperte sich. „Militärisch grüßen: nein. Ausrüstung: ja, die hab ich, aber ich hatte keine Zeit mehr dafür...“ Wie auch, er sollte doch zuerst seinen Eid ablegen? Und es war ja nicht damit getan gewesen, das Sacellum zu finden, nein, den Eid hatte er sich auch erst mal irgendwie einbläuen müssen innerhalb kürzester Zeit, bevor er den Spruch aufsagte. Aber so viel Verstand hatte er dann noch, dass er das alles nicht erzählte, sondern bei der simplen Variante beließ. In jedem Fall hatten sich schon alle im Aufbruch befunden oder waren sogar schon draußen gewesen, als er zurückgekommen war.


    Er wollte gerade fragen, ob er zurückgehen und das Zeug holen sollte, aber bevor er dazu kam, trat noch einer der Rekruten vor und leierte eine Reihe von Kommandos herunter. Das sollte irgendwie zu merken zu sein, immerhin konnte er Latein mittlerweile eigentlich ziemlich gut – auch wenn es beim Lesen und Schreiben nach wie vor ziemlich haperte. Deswegen fragte er sich auch, seit wann die Römer rechts und links vertauscht hatten – oder ob das nur irgendwas Spezielles bei der Legio war, vorzugsweise um den Rekruten damit das Leben schwer zu machen. Und bei der Fülle an Kommandos wünschte Hadamar sich für einen Moment dann doch, Latein wäre seine Muttersprache.

    Gerade erst vom Fahnenheiligtum zurück gekommen, und schon wieder unterwegs. Und das nur, weil der Centurio sie unbedingt aufscheuchen musste. Hadamar wusste irgendwie gar nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Hier, da, dort, das erledigen, jenes noch machen, und hieß antreten nun, dass er seine Ausrüstung hätte anziehen sollen? Hatte er nicht gemacht, dafür war gar keine Zeit gewesen, aber kurz gefragt hatte er sich das schon. So aber trottete er nur den anderen Tirones hinterher und ließ einen weiteren Schwall mit Infos über sich ergehen. Und noch bevor er irgendwie im Ganzen hätte erfassen können, was da nun genau gewollt war von ihnen, setzte sich schon einer in Bewegung. Verdutzt beobachtete Hadamar, was der Kerl da machte, der ihm vorhin noch den Weg beschrieben hatte. Aufstampfen. Gehörte Aufstampfen zum Aufstellen in die Reihe? Zweifelnd und ein wenig langsamer stellte er sich in die Reihe, wo er hoffentlich der Größe nach hingehörte, verzichtete auf das Aufstampfen und auch auf das andere, was der Kerl gemacht hatte, und fragte sich – nicht zum ersten Mal an diesem Tag, und so langsam begann ihm zu dämmern, dass er sich diese Frage wohl noch oft stellen würde –, in was um alles in der Welt er sich da hinein manövriert hatte.

    Geh erstmal deinen Eid schwören. War das nun so wichtig, ob er das jetzt sofort gleich auf der Stelle machte? Aber Hadamar beschloss, dass es das nicht wert war, darüber zu argumentieren, grinste nur schief und zuckte leicht die Achseln. „In Ordnung. Danke für die Wegbeschreibung“, erwiderte er und machte sich auf den Weg ins Fahnenheiligtum, von wo er nur kurze Zeit später wieder kam. Und als er wieder kam, bekam er gerade noch so das Gebrüll des Centurio mit. Hadamar verdrehte die Augen und unterdrückte ein Stöhnen, trabte aber ebenfalls hinaus.

    Hadamar hatte sich ebenfalls eingefunden. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was nun schon wieder anstand... furchtbar. Er wusste eigentlich gar nicht so genau, was er sich vorgestellt hatte, aber ganz sicher nicht, dass er in einem Haufen aufgescheuchter Hühner landen würde. Noch dazu in einem Haufen, wo das Aufscheuchen sehr effektiv von irgendwelchen Oberhennen erledigt wurde, und das immer und immer und immer und immer und immer... wieder. Und wieder. Und... Hadamar verbiss sich ein Grinsen, das ihm immerhin bis jetzt noch nicht vergangen war, und hielt einfach seine Klappe. Schon allein, weil er immer noch nicht so wirklich kapiert hatte, wie das mit dem Grüßen und Melden und so ging. Und was da wo für ein Fest anstehen sollte, war ihm noch schleierhafter.