Beiträge von Claudia Livineia

    Ich bin im RL nun wieder etwas geregelt und möchte es noch einmal mit gemäßigter Aktivität versuchen -> Bitte ein Rückfahrtticket für meine kleine Ziege, mal sehen, wie lange sie die stickige Stadtluft dieses Mal erträgt. :)

    Hallo zusammen,


    bitte dreimal Exil für:
    Tiberia Caerellia
    Eldrid
    Claudia Livineia


    Ich denke, ich werde etwa ein halbes Jahr nicht wirklich zu etwas kommen und es würde nicht wirklich Sinn machen, mich aktiv zu halten, obwohl ich recht sicher sagen kann dass es in diesem Zeitraum nichts wird. :)
    Falls es mal eine Frage an mich gibt, bitte gerne an Claudius Marcellus wenden, den sehe ich zwangsläufig täglich. ;)


    Freue mich schon, wenn ich mit mehr Zeit wiederkommen kann!


    Liebe Grüße!

    Zitat

    Original von Claudia Livineia
    Entschuldigt bitte, ich bin die letzten Tage zu gar nichts gekommen... :(
    ...


    Mir/uns ist vor eineinhalb Wochen eine ziemlich eklatante Änderung unseres RL vor die Füße gefallen - ich bitte um ein wenig Verständnis, dass es sich im Moment kaum bessert. Selbst wenn die Zeit da ist, habe ich momentan so viel anderes Zeug im Kopf, dass ich es kaum schaffe, irgendwie kreativ zu sein. :)


    Ich bin aber auf jeden Fall da und werde auch schnellstens wieder versuchen, wieder regelmäßiger zu posten, sobald alles ein wenig besser sortiert ist und sich alles Neue ein bisschen besser eingespielt hat.


    Es ist ganz bestimmt niemand in Vergessenheit geraten!

    Livineia lächelte belustigt, als Marcellus seine Vermutung äußerte, dass die Sklavinnen als Freundinnen angesehen wurden. Anschließend winkte sie einfach nur leicht ab. Das konnte sich die Patrizierin nun kein bisschen vorstellen, nicht einmal bei ihren beiden Cousinen, über die sie recht zwiespältig dachte. Sie hatte nicht unbedingt das allerbeste Bild von den beiden Mädchen, aber das mochte auch schlicht und ergreifend an dem Altersunterschied liegen. Livineia fühlte sich weit über die beiden erhaben, allein schon aufgrund eines überlegenen Altersunterschiedes (der zur gleichen Zeit auch für ziemlichen Frust auf ihrer Seite sorgte).
    Ehe Livineia allerdings antworten konnte, echauffierte sich Marcellus auf ein Neues über die Sklavin, die wohl Livineias Anordnungen einfach ignorierte. Jene machte nur einen geringen Unterschied darin, welche Sklavin nun wem genau gehörte, Anweisungen hatten befolgt zu werden und sie alle waren Herren über die Sklavenschar. Lediglich wenn irgendeine Scheiße passierte, war der auf dem Papier eingetragene Herr verantwortlich. Ebenso würde Livineia auch nur in Extremfällen zur Züchtigung als Maßnahme greifen, wenn ein Sklave nicht ihr gehörte. Was den Respekt und Gehorsam anging sah sie eigentlich keine Unterschiede. Das hatte zu laufen. Nun aber seufzte sie eher theatralisch und rieb sich wieder die Schläfe. Sie war ermüdet, hatte keine Lust mehr sich noch weiter zu ärgern.


    „Da lobe ich mir Corona.“ Murmelte Livineia bloß. Ihre kleine, blonde Sklavin mit germanischen Ahnen, aber einem herzlich wenig germanischen Wesen war eigentlich sehr brav und zurückhaltend und überdies hinaus auch recht hübsch anzusehen. Sie hatte langes, leicht gelocktes blondes Haar. Hätte Livineia das Geld nötig, könnte sie die Haare ziemlich gut verkaufen. Hatte sie aber nicht. Die Haarpracht nutzte ihr mehr am Kopf der Sklavin, die sie außerhalb des Hauses häufig begleitete. Livineia erfreute sich lieber an ihrem ästhetischen Aussehen.


    „Wo waren wir noch gleich stehen geblieben? Germanien? Britannien? Nun, wie auch immer – deine Rüstung steht dir jedenfalls wirklich gut, mein lieber Bruder. Ich würde ja nun sagen, dass die Frauen zu dir aufblicken würden, aber wenn du tatsächlich in eines der von dir bevorzugten Gebiete kommst, so gibt es dort vermutlich ohnehin fast nur Wilde. – Titus, etwas schneller.“ Ein wenig eiliger herbeifliegender Wind passte aktuell besser zu ihrer Gemütslage. Sie gähnte ausgiebig, wenn auch nicht sehr auffällig. Benehmen konnte sie sich schon. Träge lächelte sie ihren Bruder an.

    Dankenswerterweise nahm Iuppiter das Opfer der Familie Claudia an. Es kam zu keiner größeren Schande, obgleich die Mädchen sich ein wenig unkonventionell verhalten hatten oder weil Marcellus sie so deutlich gerügt hatte. Das wäre, nach Livineias Geschmack, möglicherweise nach der Opferung passender gewesen. So hatte es ein wenig die ehrfürchtige Stimmung getrübt. Aber es war ja glücklicherweise alles gut gegangen, auch die Götter schienen sich darüber absolut im Klaren zu sein, dass sie alle hier unten nur Menschen waren. Als Claudier natürlich besonders wertvolle Menschen, aber dennoch nur Menschen. Devotion gegenüber den Göttern war für Livineia eine selbstverständlich.


    „Das werden sie gewiss sein, Großvater.“ Livineia lächelte ihm zu, nachdem er ihnen allen noch das Wohlwollen der Götter gewünscht hatte. Warum auch nicht? Es gab in der Gens Claudia eigentlich keine größeren Probleme, welche die Zuneigung der Götter ernstlich aufs Spiel stellen könnten. Natürlich gab es auch bei den Göttern Launen und man konnte sich nie sicher sein, ob man nicht irgendeine kleine Dummheit beging, doch in aller Regel? Nein, eher nicht.


    Livineia jedenfalls war froh, als es wieder auf den Heimweg ging. Dort würde sie sich als allerstes wieder eine Frisur stecken lassen, die den Hals einigermaßen aussparte und die mehr Luft an ihre Haut ließ. Und auch die schlichte Kleidung konnte sie dort endlich wieder gegen angemessen interessant geschnittene Stoffe tauschen. Wirklich, sie freute sich auf zuhause.

    Als Frau entschied sich Livineia, zuerst die Augusta zu begrüßen, denn ihr Bruder würde schließlich zuerst die Begrüßung des Augustus vornehmen, das war eigentlich nur naheliegend. An der Seite ihres Bruders trat sie in den Garten ein. Es war für sie recht ungewöhnlich, doch hatte sie sich dafür entschieden, sich eher bodenständig und ohne großen Prunk zu kleiden. Sie hatte sich für den heutigen Tag dafür entschieden, die tugendhafte Schwester ihres großen Bruders darzustellen, denn wenn es heute um etwas ging, dann um seine Karriere – jedenfalls war dies für Livineia so. Sie liebte ihren Bruder und auch wenn sie häufig nicht seine Meinung teilte, so würde sie sich doch immer darum bemühen, ihn in seinem Streben zu unterstützen. Natürlich trug sie auch Armreife und eine hübsche Kette, doch hatte sie sich heute nicht zu prunkvoll behangen, wie sie es sonst manchmal zu tun pflegte. Auch mit Farbe im Gesicht hatte sie sich zurückgehalten, obgleich sie natürlich schon zu sehen war. Es ging heute nicht darum, Aufmerksamkeit zu erringen. Es ging darum, Aufmerksamkeit zu bewahren. Es würde nicht helfen, wenn sie aussah, als wäre sie in einen Farbtopf gefallen.
    Bei dem Kaiserpaar angekommen, neigte sie höflich ihr Haupt.


    „Salve, Augusta – die Ehre ist mehr als nur auf meiner Seite.“ Livineia lächelte die Kaiserin warm an. Bei den Feierlichkeiten des Flavius hatte sie die Augusta ebenfalls gesehen, aber keinen richtigen Anlass gefunden an sie heranzutreten, zumal Livineia selbst an jenem Tag auch ein wenig neben der Spur gestanden hatte. Es war ein schwieriger Tag gewesen.


    „Salve, Augustus. Es ist eine große Ehre, auch dich kennenzulernen. Es freut mich, dass du und deine Frau uns heute beehren. Ich möchte noch einmal persönlich zu eurem Glück gratulieren.“ Nachdem Marcellus den Kaiser begrüßt hatte, grüßte Livineia ihn ebenfalls, um Marcellus im Gegenzug die Kaiserin zu ‚überlassen‘. Die erste Gelegenheit – und die nutzte sie natürlich auch sofort. Ihre Worte richteten sich schlussendlich an das Kaiserpaar.
    Insgesamt, so hatte sie sich für die Cena vorgenommen, würde sie sich aber merklich zurückhalten. Sie wollte nicht als geschwätzig wirken und vor allem auch ihrem Bruder nicht die Show stehlen. Wenn es angebracht war, würde sie sich natürlich einbringen. Wenn sie im Laufe der Cena merkte, dass es angebracht war, durchaus auch mit Charme und Witz. Doch für den Moment lernten sie sich erst kennen und sie wollte nicht gleich vom ersten Moment an als frech gelten. Sie wusste schließlich, was sich gehörte und den Augustus oder seine Gemahlin zu überrumpeln war, zumindest in ihrem Alter, kein angemessenes Verhalten. Sisenna war etwas anderes und kam mit ihrer Art auch augenscheinlich gut an, aber Livineia war einfach schon zu alt um unbedarft gelten zu dürfen.
    Auch im Gegensatz zu Silana grollte sie ihrem Großvater nicht, dass sie sich um die Blumen hatte kümmern sollen. Einen Großteil der Aufgaben hatte sie an die Sklaven delegiert und sich selbst lediglich um die Entscheidungen gekümmert. So hatte sie vor allem auf ein paar Bildnisse, dargestellt in Blumen, Wert gelegt – so schnell es eben gegangen war. Insgesamt war die Dekoration sichtbar, aber nicht zu aufdringlich. Livineia hatte schon Empfänge erlebt, bei denen man auf einmal in Blumen gesessen hatte, das mochte sie persönlich nicht so gerne. Sie hielt sich da lieber zurück.

    Entschuldigt bitte, ich bin die letzten Tage zu gar nichts gekommen... :( Ich werde aber mein allerbestes geben, morgen meine Schuldigkeiten abzu'arbeiten'. :)


    Eigentlich hatte ich heut schon, aber ist schon wieder so spät...

    Das Gespräch zwischen Livineia, Scato und Marcellus entwickelte sich zunehmend zu einem Gespräch zwischen den beiden Männern. Nichts, das Livineia nun unbedingt mit großer Enttäuschung aufnahm, schließlich war das normal. Sie liebte es zwar im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, kam in Situationen, in denen es normal war, wenn es sich anders entwickelte, auch gut mit weniger Zuwendung zurecht. Artig und wie man es von einer wohlerzogenen römischen Frau erwarten würde, hielt sie sich vornehm zurück und lauschte den Worten von Scato nur, denen sie im Übrigen weitestgehend zustimmte. Sie war ebenfalls nicht der Meinung, dass nun zwangsläufig jeder ins Militär reinschnuppern musste, um ein guter Politiker und noch besserer Römer zu sein. Jeder hatte seine Stärken und jeder sollte seine Stärken ausspielen. Das Leben war zu kurz, um sich mit allzu vielen Dingen zu beschäftigen, die einem nicht so lagen. Ruckzuck konnte so ein Leben vorbei sein, ohja.
    Und genau in diese Kerbe schlug Scato ziemlich erbarmungslos, als er nach Felix fragte. Er hatte an einer schweren Grippe gelitten und war ihr schlussendlich erlegen gewesen. Etwas so banal erscheinendes hatte ihn schlussendlich einfach von der Erde geholt. Sie war nur wegen ihres Bruders vom Landsitz wieder nach Rom zurückgekehrt, um ihn aufmuntern zu können, bis er wieder auf den Beinen stehen würde. Es hatte zu kaum mehr gereicht, als noch zwei Tage an seinem Krankenlager zu sitzen, seine Stirn zu kühlen und ihm beim Sterben zuzusehen. Ein Ereignis, das Livineia schwer geprägt hatte, obschon sie sonst eigentlich eher zu Oberflächlichkeit neigte.


    "Nun..." Ihre Stimme klang ungewöhnlicherweise ein wenig kloßig. Sie räusperte sich und zeigte ein Lächeln um innere Gelassenheit zu demonstrieren, die absolut nicht vorhanden war. Felix... Sie hatte seinen Freund Scato nie kennengelernt, wohl aber von ihm gehört, oberflächlich. Heute wünschte sie sich, ein wenig besser hingehört zu haben. Felix und sie hatten sich eigentlich nahe gestanden, aber sie hatte wohl später nur noch wenig Ohr für ihn aufbringen können und... viel an sich gedacht? Nun, ihr Leiden war nun auch schwer genug gewesen, aber dennoch. Sie traf den Freund ihres Bruders, den sie sogar eigentlich namentlich kannte, und trotzdem hatte sie keinen Zusammenhang herstellen können. Das war schon grob fahrlässig und darüber musste sie unbedingt hinweggehen.


    "... unsere Kapitel waren lange Zeit gemeinsam verfasst worden, erst in der jüngeren Vergangenheit trennten sie sich. Ich muss gestehen, dass bei mir seither recht wenig geschrieben wurde, fehlt doch ein... gewichtiger Protagonist." Die Worte klangen schwerer, als sie hatten werden sollen, aber nun war es nicht mehr zu ändern. Sie musste sich zusammen reißen. Es gelang ihr zwar weitestgehend, aber um zu sehen, dass ihr der Tod ziemlich nahe ging, musste man kein sonderlich großer Menschenkenner sein. "Verzeih, Flavius." Was er verzeihen sollte, erklärte sie erst einmal nicht weiter. Das wusste er vermutlich selbst. "Ich habe dort hinten ein vertrautes Gesicht gesehen, wir sprechen uns sicherlich später noch einmal." Ein weiteres, unverbindliches Lächeln und Livineia strebte dem Ausgang zu, um erst einmal einfach nur ein bisschen Abstand zu gewinnen. Es wäre schön, wenn ihr nun wirklich ein vertrautes Gesicht vor die Füße laufen würde, aber vermutlich würde Fortuna wieder ihr zynisches Gesicht zeigen.

    Ein ausgesprochen spitzes und süffisantes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, als Menecrates eine kleine Spitze in Richtung ihres Bruders und ihrer Cousine Silana schickte. Wirklich, es war eine gehörige Portion Schadenfreude sie sich ihrer bemächtigte. Livineia war von so etwas ganz und gar nicht frei. Worüber ließ es sich schließlich besser lachen als über die Missgeschicke anderer?
    Mit katzenhaftem Blick taxierte sie erst ein paar Augenblicke lang Marcellus, anschließend dann Silana. Einen Kommentar verbiss sie sich allerdings, damit würde sie das Thema wieder zu sehr ausreizen. Sie selbst konnte ja auch wirklich träge sein, aber Silana sah aus als hätte sie sich von einer langen Nacht zu erholen versucht - und das nicht einmal ganz allein. Nicht, dass Livineia ihr nun wirklich derartiges Verhalten zutrauen würde, aber ihr Erscheinungsbild erinnerte daran. Ein Kopfschütteln unterdrückte sie. Lange musste sie sich auch nicht beherrschen, denn Menecrates erhob schon bald wieder die Stimme und kündete von einem Besuch des Imperators.


    Rasch wendete Livineia ihren Blick zu ihrem Bruder hin. Ein Blick freudiger Erwartung suchte seine Augen. Er musste sich unbedingt gut vorbereiten. Nein, er würde sich gut vorbereiten, dafür würde sie nötigenfalls auch selbst sorgen. Und die anderen, die... die würden sich auch gut benehmen. Ihr Blick blieb wieder kurz an der zerzausten Silana hängen, allerdings mühte sie sich rasch darum, sich wieder auf Menecrates zu konzentrieren.
    Dessen Ermahnungen waren, fragte man Livineia nach ihrer Meinung, vollkommen überzogen. Natürlich würde hier jeder in der Lage sein, ein tadelloses Erscheinungsbild vorzuweisen. Aussehen taten sie alle gut, ausnahmsweise. Und selbst für eine wie Silana war es kein Ding der Unmöglichkeit, sich einen Abend mal zusammenzunehmen. Heute hatte sie halt einen schlechten Tag erwischt. Hoffentlich. Allzu gut kannte Livineia sie ohnehin noch nicht. Sie würde das schon sch... Blumen?
    Etwas irritiert - was man ihr dieses Mal auch ansehen konnte - schweifte ihr Blick zu Menecrates hin. Sie sollte sich um die Blumen kümmern? Wirklich? Und die junge Göre sollte sich um das Essen kümmern? Kurz öffnete sie ihren Mund, nur um ihn kurz darauf wieder zu schließen. Auch in dieser Frage hielt Menecrates bloße Autorität sie im Zaum. Wenigstens wählte er Sassia aus, nicht Silana. Aber Blumen, sie? Sie hatte keinerlei Affinität zu Blumen. Natürlich schaute sie sie gerne an und roch auch an ihnen, aber sie hatte noch nie darüber nachgedacht, was wie zusammenhing... Das machten die Sklaven immerzu, glaubte Livineia jedenfalls.


    "Was für eine Ehre." Ihre Bekundung war nicht gleichlautend mit ihren Gedanken und mit einem weiten Lächeln sah sie ihren Großvater an. Kurz erwog sie noch einmal zu widersprechen, aber die Scheu vor einem missbilligenden Blick war zu groß. Am Ende betrachtete er es als eine große Ehre und sie beleidigte ihn dann mit einem unnötigen Aufstand. Es gab doch auch schlimmeres als Blumen, oder nicht?
    Fragen hatte sie jedenfalls nicht mehr und etwas verstimmt machte sie sich wieder auf den Weg. Blumen... Was sollte sie bloß für Blumen wählen?

    Livineia musste sich nicht lange sammeln, als Corona ihr die Nachricht überbrachte, dass sie sich im Atrium einfinden sollte. Bei den meisten hätte sie sich auch kaum beeilt, anzutanzen und hätte sich noch ein paar Minuten lang ausgeruht, doch bei ihrem Großvater wagte sie dies nicht. Menecrates wollte sie nicht verärgern. Zwar passte es ihr trotzdem nicht so richtig, heran gepfiffen zu werden, doch sie gab ihrem Unmut nicht nach und setzte sich in Bewegung, wie es von ihr erwartet wurde.
    Sie war die erste, wie sie feststellen durfte, als sie herein kam. Ein wenig Zeit hätte sie sich also doch noch lassen können.


    "Und ich dachte, ich hätte mir Zeit gelassen." Sie wusste, es war anders, aber trotzdem kam sie nicht umhin noch einmal mit liebevollem Spott festzuhalten, dass die anderen noch nicht hier waren. In jedem Fall war Livineia gespannt, was sie nun erwartete.

    Vielleicht mochte es manchmal etwas lethargisch wirken, dass Livineia sich so selten zu einem Lächeln hinreißen ließ. Auch jetzt blieb sie mit vergleichsweise stoischer Miene an ihrem Platz stehen, ihren geliebten Bruder an ihrer Seite wissend. Kein Lächeln, kaum eine Regung.
    Es hatte mit Selbstbeherrschung zu tun. Vielleicht eine falsch verstandene und übertriebene Form derselben. Vielleicht stünde es ihr besser zu Gesicht, öfter zu lachen und zu lächeln, aber mittlerweile fiel es ihr einfach schwer. Zu ihrer allgemeinen Ernsthaftigkeit, die ganz sicherlich nicht angeboren war, gesellten sich noch die allzu regelmäßigen Kopfschmerzen und auch ihre zahlreichen Verluste, vor allem durch Felix, hinzu. Nicht einmal wenn es wirklich Grund zum Lachen gab, lachte sie aus tiefstem Herzen heraus. Wer nicht genau darauf achtete, würde es kaum merken, aber um zu lachen musste sie sich immer erst die Erlaubnis zum Lachen erteilen. Einfach aus der Freude heraus, nein - da war sie anders, als ihre Cousinen.
    Dementsprechend leicht fiel es ihr hier nun allerdings mit stoischer Würde dem Opfergang zu folgen.


    "Age." mischte sich auch ihre Stimme in den Ruf der restlichen Familienmitglieder. Sie zwang sich, den Blick nicht von dem Tier abzuwenden, wenn ihr Großvater ihm die Kehle durchschneiden würde. Eine Aufgabe, vor der Livineia sich ekelte, wie vor kaum einer zweiten - aber wie schon erwähnt, sie musste das ja zum Glück auch nicht tun.

    Was los war? Livineia hatte schlechte Laune und suchte nun zwingend nach einem Grund, diese irgendwo lassen zu können. Wie meistens hatte sie das unverschämte Glück, einen Anlass auf dem Silbertablett serviert zu bekommen und hatte die Sklavin hinter dem Oleander erspähen können. Gut, vor allem war dies vermutlich das Glück ihres Bruders, der sich ansonsten noch weit mehr Wehleidigkeiten hätte anhören müssen.
    Nun war es allerdings, dass die Sklavin dermaßen verschreckt wirkte, dass es selbst der äußerst dominanten Livineia ein wenig den Wind aus den Segeln nahm. Vollkommen schockiert beteuerte die Sklavin, dass ihre Herrin sich gerade ausruhe. Damit wollte sie wohl aussagen, dass es für sie gerade nichts zu tun gab. Das war vermutlich sogar weitestgehend richtig. Wenn Sassia ihre Herrin war und Cara ausschließlich für deren Wohl zuständig, mochte es sogar angehen, dass Cara nun ein wenig Zeit für sich nutzen konnte, ohne dass Livineia ihr daraus wirklich einen Strick drehen konnte. Daraus nicht. Aber daraus, dass sie gelauscht hatte. Dass nichts Geheimes besprochen wurde, war dabei erst einmal vollkommen egal.
    Trotzdem zeigte sie sich äußerst zerknirscht, was die Patrizierin für den Moment doch irgendwo beschwichtigte.


    „Eine Pause von deinem so schweren Tag als Sklavin im Haushalt der ehrwürdigen Gens Claudia.“ Ein spöttischer Unterton begleitete Livineias Worte. In der Tat hatten die meisten Sklaven wohl wirklich ein vergleichsweise angenehmes Leben. Kaum einer musste harte Arbeiten verrichten. Die größte Herausforderung waren wohl die manchmal etwas merkwürdigen Launen der Herrschaften.


    „Ich schlage vor, du siehst zu wo das Essen meines Bruders bleibt. Es dauert ewig und ich bin es leid, dass euresgleichen glaubt, dass sie nur fürs nett Herumstehen ihr Essen und ihren Schlafplatz bekommen.“ Die Sklavin von Sassia. Der Glücklichen. Abschätzig musterte Livineia die Sklavin, dann machte sie sich wieder zu ihrem Bruder auf. Eine Blüte des Oleanders hatte sie gepflückt und nahm diese mit zu ihrer Kline. Titus gab sie einfach nur einen kleinen Wink, dass er weitermachen sollte, was er daraufhin auch machte. Von den Intentionen der jungen Sklavin ahnte Titus freilich nichts, sah lediglich ein wenig mitleidig in ihre Richtung. „Dieser Undank ist manchmal wirklich schon erstaunlich. Man gibt ihnen Essen, einen sicheren Schlafplatz und Schutz und was tun sie? Sie belauschen einen, lümmeln sich herum. Es wird immer schwieriger, taugliche Sklaven zu finden.“ Germanien war für den Moment vollkommen vergessen.

    Der zweite Teil des Opfers. Der vermutlich wichtigere Teil des Opfers. In jedem Fall der größere Teil. Livineia konnte diese Tieropfer nicht besonders gut leiden. Es war so blutrünstig und brutal. Sie hatte weniger Mitleid mit dem Tier. Tiere hatten keinen besonderen Sinn und dienten einfach den Menschen, so wie auch Sklaven. Sie taugten als Lastenträger oder auch als Nahrung. Man konnte sich Tiere auch zur Freude halten, wie beispielsweise verschiedene Singvögel oder auch Katzen. Tiere zu Jagd oder gar für den Krieg waren auch nichts ungewöhnliches. Livineia fielen viele verschiedene Möglichkeiten ein. Ja, oder man opferte sie. Das war auch vollkommen in Ordnung, es scherte sie nicht ob der Widder tot war oder nicht. Sie fand es nur so verstörend, dem Tier beim verenden zuzuschauen. Wenn sie Fleisch verspeiste, hatte sie damit nichts zu tun. Mit dem Tod. Sie mochte ihn nicht sonderlich gerne, er hatte schon zuviele Menschen geholt, die ihr einmal etwas bedeutet hatten.


    Dennoch schritt sie aufrecht und stolz hinter Menecrates her. Vollkommen ruhig und eher locker ließ sie ihre Hände vor dem Bauch ineinander greifend ruhen und beobachtete das kommende Geschehen.
    Es war ein schönes Tier, herausragend hergerichtet. Livineia war sich sicher, dass die Götter dieses Opfer wohlwollend annehmen würden. Ruhig betrachtete sie den Rücken ihres Großvaters, der auch nicht jünger wurde und dennoch nichts von seiner Würde einbüßte. Sie lächelte leicht, unaufdringlich. Anschließend besah sie sich ihre Verwandten, vor allem die kleine Sisenna. Ja, auch diese blutigen Angelegenheiten gehörten zu einem relativ normalen Alltag. Zum Glück mussten sie nicht selbst die Klinge führen.

    Sie schnaubte, als er die Ernsthaftigkeit seines Wunsches noch einmal beteuerte und verdrehte bekräftigend die Augen. Er musste wirklich von allen guten Geistern verlassen sein. Natürlich hatte sie auch vor ihren Einwürfen gewusst, dass er es ernst meinte - aber sie verstand es nicht. Sie war ja nun selbst schon ein wenig umher gereist und hatte manches von der Welt gesehen, aber ihr fiel kein schönerer Ort als Italien ein. Rom an sich war ein Dreckloch. Das konnte man einfach nicht anders titulieren, so altehrwürdig und architektonisch beeindruckend ihre Heimatstadt auch war, so dreckig war sie auch. Allerhand Gesocks trieb sich hier herum und es war außerdem voll und laut. Wären hier nicht ihre Familie, recht ansprechende Märkte und auch ein Großteil des gesellschaftlichen Lebens angesiedelt, würde sie nicht freiwillig hier bleiben und genau das könnte sie auch bei Marcellus gut nachvollziehen. Aber... Germanien? Britannien? Warum zur Hölle wollte man sich das freiwillig antun?
    Gut, nun würde er mit der Ehre argumentieren. Er wollte sich ja schließlich beweisen und an einer friedlichen Grenze ging das nicht wirklich. Aber wirklich - in den Norden? Nur deshalb? Er tat es nur für sich, niemand würde das wirklich von ihm verlangen. Man mochte es vielleicht mit der Enthaarung von Beinen und anderen Zonen vergleichen, die Livineia durchaus rege betrieb. Diese Bereiche sah aktuell eigentlich auch kaum jemand und so machte sie das auch nur für sich; aber das waren nur kurzzeitige Leiden. Während... Nein, wirklich nicht. So gar nicht.


    "Was willst du mir von dort schon für ein Geschenk mitbringen." Sie lachte spöttisch auf und runzelte die Stirn. Natürlich würde er ihr ein Geschenk mitbringen, das gehörte sich schließlich so. "Es gibt nichts in Germanien, gar nichts. Nicht einmal die Sklaven von dort sind wirklich zu etwas zu gebrauchen. Glaub mir, ich weiß das - ich hatte schon mehr als nur einmal das Vergnügen. Sie sind dumm und verroht, taugen nicht einmal als Leibwächter etwas. Ihrer muss man sich schämen. Sieh dir Titus an - vielleicht ebenfalls nicht sonderlich helle, aber ihm ist das wenigstens bewusst! Also nein, wirklich... Willst du mir irgendwelchen Matsch aus den Sümpfen mitbringen?" Livineia redete sich schnell in Rage, wenn es gegen etwas ging, das sie nicht leiden konnte. Und sie war von ihrer Position felsenfest überzeugt.


    "Marcus, ich kann dir das nicht ausreden, das weiß ich - und ich weiß auch, dass es nur sehr bedingt deine Entscheidung ist, aber... - Bona Dea, wo bleibt denn nur dieser nichtsnutzige... Titus, hör auf." Sie war in Rage. Ganz augenscheinlich. Aufgebracht stand sie nun auf und spähte durch den Garten. Ihr Bruder hatte Hunger und wenn der Hunger hatte, dann war bei ihm ohnehin nicht viel zu wollen. Der Überzeugung war sie jedenfalls. Während sie allerdings so spähte, fiel ihr etwas auf... Ihre Augen verengten sich bedrohlich und mit einem Mal ging sie in Richtung des Oleanders, ohne anzukündigen weshalb. Sie hatte es kaum sehen können, aber sie hatte es gesehen.


    "Komm raus." Der Befehl folgte, als sie sicher sein konnte, dass es keines ihrer Familienmitglieder war. Ihre Worte waren kalt und voller Schärfe gesprochen. Irgendein Sklave, eine Frau, wie sie glaubte, barg sich hinter den Pflanzen und belauschte sie. Es war kaum zu erahnen gewesen, lediglich eine kleine Unregelmäßigkeit des Hintergrundes hinter den Blättern hatte sie skeptisch werden lassen. "Sera! Was fällt dir ein?! Was tust du da?" Livineia hatte ein Ventil gefunden. Mit zwei Fingern rieb sie sich die linke Schläfe.

    Ihr Lächeln nahm eine spöttische Nuance an, als sich Marcellus mit Achilleus verglich. Sie betrieb keine sonderliche Heldenverehrung mit Achilleus und der alte Held war vermutlich tatsächlich nicht so viel 'besser' gewesen als ihr Bruder, doch die Wahl die er traf zeugte doch von einem ziemlich gesunden Selbstvertrauen oder aber von einer guten Prise Humor. Nun, beides war ihr lieber als ein junger, völlig verlorener Mann der nicht wusste welchen Platz er auf der Welt einnehmen sollte. Ihr Bruder wusste das ziemlich gut.
    Und der Humor - nun, der war schon besser gewesen. Nun fing er auch noch davon an, dass sie doch mit ihm nach Germanien reisen könnte, wenn sie sich so um ihn sorgen würde. Unweigerlich stieß sie ein ungläubiges Lachen an, das vielleicht auch wie der Ausruf einer Krähe umschrieben werden könnte. Entrüstet schaute sie ihn ob dieses wahnwitzigen Vorschlags an und schüttelte leicht den Kopf.


    "Germanien? Britannien? Noch schrecklichere Orte auf der Welt sind dir wohl wirklich nicht eingefallen, oder?" In ihren Worten lag dieses Mal keine Ironie; er hatte wirklich einen Nerv getroffen. Dachte sie an Germanien, dachte sie nur an dunkle Wälder. So dunkel, dass ihre Fantasie für keine weiteren Farben als Grau- und Blautöne Platz ließ. Ab und zu stank und blubberte zwischen den düsteren Bäumen noch einmal ein Moor hervor, in dem schon so manche unschuldige Seele ihr Leben lassen musste. Der Tod in einem Moor soll überaus grausam sein, wie Livineia schon einmal gehört hatte. Man sank langsam immer tiefer und je mehr man versuchte sich seines garantierten Todes zu erwehren, desto schneller und tiefer sank man in dem Matsch nach unten. Selbst wenn man sie aus so einer Situation retten würde, so befand sie, würde sie niemals mehr dem Boden unter ihren Fußen trauen können!
    Sie rümpfte die Nase und hielt diese eine Weile lang in genau der Haltung. Und dann wagte er es tatsächlich noch sie um ihr Geleit zu bitten. Er hatte sicherlich nur einen Scherz gemacht, aber so ganz von der Hand zu weisen war sein Vorschlag nicht. Tatsächlich sollte die kühlere Luft ihren Kopfschmerzen Linderung verschaffen. Allerdings bedeutete kühle Luft auch eine kalte Landschaft. Sie würde dort erbärmlich frieren und vermutlich an einer Lungenentzündung zugrunde gehen, wenn sie ihn begleitete.


    "Die Länder sind voll von ehrlosen und dreckigen Barbaren, todbringenden Sümpfen und eisigen Winden. Ich habe schon genug von Germanien gehört um genau zu wissen, dass mich keine zehn Pferde jemals dorthin bringen könnten. Du musst selbst erkrankt sein, dein Geist verwirrt, wenn du tatsächlich darauf hoffst, in diese grässliche Ecke der Welt versetzt zu werden. Marcus, das kann nicht dein Ernst sein. Du musst das wirklich nicht tun, ich bin sicher, Großvater unterstützt auch andere Pläne von dir..." Sie runzelte die Stirn und sah ihn mit großer Besorgnis im Blick an. Das konnte sie gut, kummervoll und schmerzerfüllt dreinschauen.

    Livineia wurde durchaus ein wenig versöhnlicher, als Scato sich dann noch einmal ordentlich ins Zeug legte, um ein wenig charmanter zu werden. Trotzdem fühlte sie sich immer noch ein wenig als die zweite Wahl, die sie ja nun einmal auch war. Natürlich. Schließlich heiratete Flavius ihre Cousine und schien ihr zudem ziemlich erlegen zu sein. Das - oder aber er war wirklich ein guter Redner. Livineia, die nun zu rekapitulieren begann, wog diese Möglichkeit nun noch einmal mit deutlicher Priorität ab. Offensichtlich war er ein so guter Redner, dass er sogar ihre Befangenheit wieder hatte lösen können. Unmöglich.


    "Mit meiner geliebten Cousine hast du dir schon den größtmöglichen Charme gesichert, Flavius." Sie lächelte. Es fiel ihr nicht schwer, süße Worte zu finden obgleich sie über die Angelegenheit vollkommen anders dachte. Es war nicht so, als würde sie ihre Cousine hassen; trotzdem nahm sie ihr diesen Erfolg einfach krumm, während sie selbst älter und älter wurde und immer noch keine Ehe in Aussicht hatte. Vermutlich würde Menecrates eines Tages an sie herantreten und ihr irgendeinen fiesen, alten Stinkstiefel aufs Auge drücken wollen, weil sie niemand anderen mehr kriegen würde. Vielleicht hätte man sie vor vielen Jahren lieber bei den Vestalinnen unterbringen sollen... Oder hatten die sie auch nicht gewollt?


    "In Wirklichkeit entflieht mein lieber Bruder viel lieber der Ehe; die Chancen eine passende Partie in irgendeiner entlegenen Provinz zu finden sind schließlich auch bedeutend geringer als hier, nicht wahr?" Ein kleiner Seitenhieb; sie hasste den Gedanken immer noch, dass ihr Bruder gehen würde. Um ihn allerdings nicht in eine allzu unangenehme Lage zu bringen, entschärfte sie ihren Scherz wieder ein bisschen. "Es war schon immer sein ehrenhafter Wunsch gewesen, dem Imperium auf diese Weise zu dienen. Ich finde sein Anliegen jedenfalls höchst nobel. Du hast dich allerdings der reinen Politik verschrieben, wenn ich mich nicht irre?"

    Es kam für Livineia ziemlich überraschend, als ihr Bruder das Wort an sie richtete. Äußerlich war von dieser Überraschung erst einmal nichts zu sehen; träge blieb sie einfach liegen und zog sich langsam das Tuch wieder von den Augen, um ihren Bruder ansehen zu können. Dieser vermaledeite, unnütze Sklave hätte wenigstens ankündigen können, dass sich jemand näherte. Natürlich war sie einigermaßen zurecht gemacht und könnte problemlos unter Leute gehen, aber wer wurde schon gerne überrascht? Das würde später noch ein Nachspiel nach sich ziehen. Sie vertraute sich hier ihrem Sklaven an und der ließ sie einfach so ins offene Messer rennen. Zum Glück war es nur ihr Bruder. Derart unleidlich hätte sie beispielsweise nicht von ihrem Großvater aufgefunden werden wollen. Sie hatte das Gefühl, bei Menecrates eigentlich einen ganz guten Stand zu haben, konnte sich aber trotzdem nicht vorstellen, dass er von einer derartigen Unpässlichkeit sonderlich begeistert gewesen wäre. Ihr Bruder hätte noch Verständnis und, davon einmal abgesehen, würde sie sich von ihm ohnehin nicht bevormunden lassen. Menecrates hingegen besaß eine Autorität, die sie nicht einfach so anfechten würde. Und vor dieser Autorität träge da zu liegen wäre einfach peinlich gewesen.
    Spannungslos ließ sie ihren Arm leicht herabhängen und das Tuch anschließend zu Boden fallen. Erst war sie zu überrumpelt, um wirklich auf ihn eingehen zu können, sodass er wirklich noch Zeit hatte, seine Bestellung aufzugeben und diese zu rechtfertigen. Überrumpelt im Übrigen nicht ausschließlich von seinem plötzlichen Erscheinen.


    "Geliebter Bruder, deinem Aussehen nach plagt dich dein Geltungsdrang?" Nicht, dass Ehrgeiz etwas Schlechtes wäre. Trotzdem fand Livineia es verfrüht, sich schon die Rüstung anfertigen zu lassen, ehe er offiziell in seinem neuen Amt bestätigt wurde. Es war... beinahe ein wenig kindlich. Es hatte etwas von einer Art Verkleidung, ihren Bruder so zu sehen.
    Auf der anderen Seite stand ihm der Kram schon auch. Es wirkte schon recht beeindruckend und Livineia konnte nun nicht sagen, dass sie nicht stolz auf ihren Bruder war. Trotzdem - lieber wäre es ihr, wenn er einfach eine Karriere in der Politik anstrebte, ohne Umschweife über das Militär. Wer wusste schon in welche gottverlassene Provinz man ihn am Ende schickte. Am Ende starb er da noch.. Nein, begeistert war Livineia von der ganzen Sache nicht... Sie winkte ab und lächelte, wohl ein wenig süffisant.


    "Iss nicht zuviel, sonst musst du deine Rüstung bald wieder anpassen lassen." Sie richtete sich ein wenig auf und stützte sich nun auf dem Ellenbogen ab, den Blick auf ihren Bruder gerichtet, der auf einer Kline saß. "Es wäre zu schade - du siehst wirklich gut darin aus. Wenn nun irgendjemand daran herumstümpert ist sie am Ende ruiniert, ehe du sie auch nur einmal mit Berechtigung hättest tragen können. Oder hast du sie dir einfach so gegönnt und hast gar nicht mehr vor, mich zu verlassen?" Sie ging gerne übers Gewissen. So auch heute wieder. Ein wenig schmerzlich sah sie ihm vorwurfsvoll in die Augen. Eine Schönheit war ihr Bruder nicht, anders als sie selbst. Dennoch würde sich kaum eine Frau darüber beschweren, einen Mann wie ihn heiraten zu können. Er war zweifelsohne sehr edel, sowohl im Aussehen, als auch im Geiste. Ein wahrer Claudier.

    "Weiter... Oder fehlt dir der richtige Ansporn?" Am ehesten ließ sich die Tonlage wohl als düsteres Murren bezeichnen. In leichter Schräglage lag Livineia auf ihrer Liege im Garten und ließ sich von einem Sklaven Luft zufächern. Dies im Übrigen schon eine ziemlich lange Weile. Glücklicherweise war die Patrizierin nicht in der Lage sich darüber Gedanken machen zu müssen, dass diese stetige Haltung der Arme irgendwann zu schmerzen begann. So war das eben - sie war als privilegierte Frau geboren worden und dieser Sklave eben als... Sklave. Er hatte keinen anderen Sinn als zu dienen, er konnte nichts anderes. Jeder musste mit der Rolle zurechtkommen, die für ihn ausersehen wurde. Er musste mit der geringen Bürde leben, kleinere Dienste verrichten zu müssen. Und sie, ja, sie musste mit der Bürde leben, die es bedeutete, adlig zu sein. Eine große Verantwortung, ganz besonders als Mitglied der Gens Claudia. Sie waren keine unbedeutenden plebejischen Emporkömmlinge die nun für eine kurze Weile das politische Parkett betraten, nur um nach wenigen Jahren oder Jahrzehnten wieder zu verschwinden. Die Gens Claudia war von wahrer Größe und ohne Zweifel würde man noch in tausenden Jahren voll Hochachtung von ihnen sprechen. Wohl weniger von ihren, Livineias großen Taten. Frauen waren nicht dazu ausersehen, große Taten zu vollbringen. Sie musste sich damit bescheiden, nicht durch Skandale aufzufallen und den Ruhm der Familie im Hintergrund zu mehren, indem sie beispielsweise ihrem Bruder half. Dem einzigen Bruder, der ihr noch verblieben war.


    "Titus, mir ist warm. Ich bekomme Kopfschmerzen, wenn mir warm ist. Du willst nicht, dass ich Kopfschmerzen bekomme." Die Wahrheit war, dass sie längst Kopfschmerzen hatte. Viele Dinge über welche sie nachdachte bereiteten ihr Kopfschmerzen. Die Hitze bereitete ihr Kopfschmerzen - es war eine unangenehme, schwül-warme Luft. Es war kein wunder, dass es ihr heute so schlecht ging. Und dieser dämliche Sklave brachte es nicht einmal fertig, ihr Wohlbefinden ein wenig zu besser.
    Titus - der Sklave - besaß eine dunkelbraune, fast schwarze Haut. Er kam irgendwo aus dem Süden, woher wusste sie allerdings nicht. Es war ihr auch egal. Eigentlich hieß er auch nicht Titus. Als sie ihn damals erworben hatte, hatte er ihr seinen Namen genannt. Es war recht lang gewesen. Sie hatte sich nicht mit so einem komplizierten Namen belasten wollen, doch selbst wenn sie sich nur eine Kurzform hätte merken müssen: Sie hatte keine Lust. Ein kurzer Blick auf seine starken Arme und sie hatte ihn einfach Titus genannt. Es war doch nicht ihre Sorge, wie er früher einmal geheißen haben mochte, oder? Für ihn war es auch gänzlich uninteressant. Er würde die Sklaverei kaum mehr verlassen und solange er wusste, dass er mit 'Titus' gemeint war, wenn sie ihn anrief, war der Sinn und Zweck des Namens doch auch erfüllt.
    Unwohl räkelte sie sich ein wenig und ließ ein leidendes Seufzen vernehmen. Sie nahm das feuchte, weiße Tuch von ihren Augen, drehte es ein wenig und blinzelte leicht in die Sonne. Es waren ein paar wenige Wolken am Himmel, aber hoffen ließ das nicht. Den Kopf wieder nach hinten sinken lassend legte sie das Tuch nun wieder auf die obere Partie des Gesichts und genoss die kühle, lindernde Wirkung einen Moment lang, ehe der Effekt nicht mehr weiter auffiel.


    "Du hast es wirklich gut, weißt du? Du musst nicht denken und hast nicht einmal schwere, körperliche Tätigkeiten zu verrichten. Viele Sklaven würden möglicherweise töten, um mit dir tauschen zu können." Sie plauderte ein wenig mit dem Sklaven, vermutlich ein Nubier. Eine Antwort erwartete sie nicht unbedingt, sie hörte sich lieber selbst ein wenig reden als komplizierte Konversation zu betreiben. "Du musst nichts tun als hier zu stehen und zu wedeln - das solltest du langsam außerdem ein bisschen besser machen, wenn du nicht willst, dass ich unzufrieden werde. Ach Titus, diese Kopfschmerzen, diese Hitze... Da wo du herkommst, war es sicherlich noch heißer, oder?"

    Ohne Zweifel war Scato ein Rhetoriker, er redete gleich einem Wasserfall. Livineia konnte nicht feststellen, dass er in irgendeiner Weise unfreundlich war oder ihr auf die Füße trat, zumindest erst einmal noch nicht. Direkt nach Menecrates begrüßte er sie beide und erklärte auf eine aufgeräumte, nicht unsympathische Weise dass er sie leider noch nicht besser kannte. Livineia hielt sich für den Moment zurück und überließ die Vorstellung ihrer männlichen Verwandtschaft. Sie konnte durchaus souverän auftreten und klar ihre Position vertreten, doch in dieser Situation erschien es ihr einfach nicht angemessen. Sie war in männlicher Begleitung und diese hatte schlichtweg das Vorrecht. Einfach dazwischen zu plärren wäre unhöflich und unangemessen, entsprach nicht ihrer Vorstellung des Bildes einer richtigen Dame.


    "Ja, wie mein Bruder schon sagte, möchte auch ich meinen herzlichsten Glückwunsch zu diesem Sieg äußern. Nicht nur zu jenem auf dem politischen Parkett." Sie zeigte ein sehr freundliches Lächeln, dessen Verlogenheit nicht erkennbar war. Verbitterung machte sich in ihr breit, wenn sie an die anstehende Vermählung dachte. Sich dies anmerken zu lassen wäre allerdings ein äußerst grober Fehler und Fehler vermied sie. Sie blickte mit einem angedeuteten Lächeln - als wären ihre Worte nicht sowieso schon offensichtlich genug - zu ihrer hübschen Cousine hin.
    Sie fand Flavius Scato freundlich und sah nicht wirklich auf ihn herab. Anders als ihr Bruder sah sie das Heil nicht unbedingt im militärischen Dienst. Es war eine rohe und ungesittete Angelegenheit. Es gab Schlimmeres, als diese dem einfachen Volk zu überlassen, das sich seine Lorbeeren erst noch verdienen musste. Diese Haltung kannte wenigstens Marcellus auch von ihr, mit dem sie ziemlich offen über alles Mögliche sprach. Ihr Vertrauensverhältnis war definitiv vorhanden und nicht sonderlich klein. Das Kriegshandwerk war wohl auch ihrer beider liebster Streitpunkt. Obgleich sie Flavius Flavius Scato nun allerdings als freundlich empfand, frustrierte er sie und sie war froh, als er sich ihren Cousinen zuwendete.


    Und dann wurde es peinlich. Wirklich, Livineia schämte sich regelrecht, während sie beobachtete, wie Flavius Scato erst die eine mit Komplimenten überhäufte und sich dann seiner Verlobten zuwendete. Es war auch völlig ausgeschlossen, dass die Eifersucht mit hineinspielte - würde sie sagen. Dieses hohe Maß an Aufmerksamkeit, das ihre Cousinen da gerade erhielten, war völlig fehl am Platze! (Abgesehen davon hatte sie es nicht erhalten...) Pikiert wendete sie den Blick von der Szenerie ab und blickte sich ein wenig um, erhaschte allerdings keinen Blick auf ein ihr vertrautes Gesicht. Es dauerte nicht lange, da wurde sie aus dieser unangenehmen Lage auch wieder jäh befreit. Ja, wo sind deine Manieren - in der Tat!
    Sie griff nach einem der Getränke und hielt dieses in ihrer rechten Hand fest, bis getrunken wurde - dem Trinkspruch würde sie sich lediglich anschließen, ihn aber sicherlich nicht herauströten.