Caerellia hatte die Köchin gesehen, aber sie war so sehr in ihrem Element, dass sie schon wirklich glaubte, dass die Köchin wiederum sie nicht sehen könnte. Und es schien zu stimmen, denn die gutmütige, manchmal etwas ruppige Dame, schwieg. Von der herrschenden Irritation bekam die kleine Caerellia freilich überhaupt nichts mit. Viel zu sehr konzentrierte sie sich darauf, Leckereien zu mopsen.
Alles ging ganz schnell und schwupps waren die beiden wieder draußen. Jetzt regte sich das erste Mal Unsicherheit in der kleinen Caerellia. „Die hat uns wirklich nicht gesehen, kann das sein? Sind wir tot?“ Etwas erschrocken ob ihrer Annahme, die sie äußerte, bevor sie diese näher überdachte, blickte sie zu Chiomara. Nein, das durfte einfach nicht sein.
Beiträge von Tiberia Caerellia
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Onkel Manius! Na das klang doch nach der perfekten Anrede. Als er ihr diesen Vorschlag machte, grinste die junge Tiberia augenblicklich wieder über das ganze Kindergesicht. „Fein Onkel Durus, das finde ich prima!“ bekundete sie also begeistert und wandte sich dann Ahala zu, der auch gerade der Runde beigetreten war. Er sah ja heute richtig frisch aus! Aber sie schwieg und grinste nur, nachwievor, breit und musterte Ahala. Faustina machte Onkel Durus nun ebenfalls seine Aufwartung. Und Chiomara war ebenfalls unter den vielen Sklaven. Ihr schenkte Caerellia ein kleines, verhaltenes Winken. Ihre Lieblingssklavin! Mit ihr konnte man herrlich was erleben.
Onkel Durus fragte, ob es irgendetwas zu wissen gab. Ja! Gab es! Sie würde bei den Vestalinnen vorstellig werden, direkt am nächsten Tag. Aber sie spürte, dass dies nicht der richtige Moment war, um zu plaudern. Ahala war gefragt und sie hielt sich artig zurück, auch wenn sie gerne nach dem Bein gefragt hätte. -
Caerellia verstand die plötzliche Sentimentalität Faustinas nicht so richtig, ließ sie aber bereitwillig gewähren. Sie mochte die Nähe von ihren „Liebsten“ und natürlich gehörte Tante Faustina dazu. Aber irgendetwas stimmte nicht, denn nicht einmal das ‚Tantchen‘ wurde reklamiert. Also sagte sie, nun doch mit etwas wackliger Stimme: „Was ist denn los? Ich mach mir keine Sorgen! Wenn ich nicht spielen darf, dann hau ich einfach ab und spiele.“ versuchte sie die Situation einfach aufzuheitern und lächelte zu ihrer Tante auf.
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Auch Caerellia bekam sich noch immer nicht ein, nachdem der arme Kerl mittlerweile in seiner Verlegenheit verschwunden war. Sie kam aus dieser Situation kaum heraus und begann die Lacherei immer wieder von vorne, während sie mit Sabina und den anderen Mädchen lautstark loskicherte. „Und er hat es nicht einmal gemerkt..“ war wohl der letzte, prustende Anfall der wieder mit lautem Kreischen einherging. Oh Ihr Götter – endlich aufhören! Keine Luft mehr! Das waren so die Überlegungen, die der kleinen Tiberia durch den Kopf schossen. Der Magen krampfte schon vor lauter Lachen.
Einige Augenblicke schoss Sabina scheinbar das Gewissen in den Kopf. Aber auch Caerellia würde sich langsam wieder zuhause blicken lassen müssen. Nicht, dass es noch Ärger gäbe. Irgendwann würde es sicherlich auffallen, dass sie nicht mehr zuhause war, auch wenn noch nicht jetzt sofort. Aber das Spiel abbrechen? Da nahm ihr allerdings Aretas, der andere Sklave, den sie so gerne hatte, die Entscheidung ab. Ihre Blicke kreuzten sich und in Caerellias hochrotes Gesicht – vom Lachen gerötet – schlich sich nun auch noch ein verlegenes Grinsen. Sie winkte ihm zu. „Ich glaube, ich kann nicht mehr mit euch mit. Sieht so aus, als wäre ich gefunden worden.“ Erklärte sie dann Sabina mit einem bedauernden Blick. „Wo wohnst du denn? Dann komm ich dich mal besuchen!“ fragte sie dann, sofort wieder etwas heiterer. -
Meine Kleine! Sie ärgerte sich nicht, dass sie als klein bezeichnet wurde, denn es hatte einige Vorteile klein zu sein. Man konnte ungesehen davonkommen, man weckte den Beschützerinstinkt und es wurde einem viel mehr erlaubt. Außerdem mochte sie es, liebkosend betitelt zu werden. Sie grinste von einem Ohr zum Anderen, als er ihr seine ganze Aufmerksamkeit widmete.
Also ließ sie gerne verlauten: "Ich bin Caerellia! Tiberia Caerellia... Die Tan... Faustina ist meine Tante und du..." Sie stockte. Sie hatte keine Ahnung wie Durus eigentlich zu ihr stand. Sie war sich ja nicht einmal zu einhundert Prozent sicher, dass sie überhaupt Durus vor sich hatte. Aber er musste es sein. Alles andere passte nicht.
Trotzdem hatte sie abgebrochen. Wie standen sie nur zueinander? Und wie wollte er gerne angesprochen werden? Zwar lächelte sie noch immer, aber etwas verunsichert. Ihr Blick stellte einige unausgesprochene Fragen an den älteren Verwandten. -
Caerellia war nicht übermäßig nervös. Vielleicht ein kleines bisschen, aber nach außen hin trug sie die Auswahl mit patrizischer Gelassenheit. Ja, Caerellia war auf Bitten ihrer Familie hin tatsächlich einmal halbwegs würdevoll erschienen. Das Haar war geflochten, sie trug keinerlei Schmuck. Im Grunde genommen hatte man, allerdings verdeckt, darauf geachtet, dass sie schon jetzt aussah, wie eine Vestalin. Lediglich bei der Kleidung hatte man noch den kindlichen Schein gewahrt – oder eher den rein patrizischen. Sie fühlte sich in dem Kleidchen nicht so recht wohl, es war teuer gewesen. Roter Stoff war immer teuer. Und sie war ein Wirbelwind. Teuer und Quirlig vertrugen sich oftmals ganz und gar nicht.
Aber heute hatte sie ohnehin darauf zu achten, nicht quirlig zu sein. Sie wollte einen guten Eindruck hinterlassen. Wofür? Für die Familie. Wollte sie es? Sie wusste es nicht. Sie hatte mittlerweile einen Eindruck von dem Leben einer Vestalin erhalten. Und es schien sehr ernst und pflichtbehaftet zu sein. Vielleicht wurde sie ja auch gar nicht ausgewählt? Die Chance stand immerhin 3:4 aus der Sache wieder herauszukommen. Also würde sie einfach einen bestmöglichen Eindruck machen, um ihrer Pflicht nachgekommen zu sein.
Sie beobachtete die anderen Mädchen aufmerksam. Sie wirkten recht verschüchtert. Sie blickten alle eher auf den Boden, während Caerellia geradeaus sah. Sie musterte hinter Lollius Tubulus Rücken hervor die ganzen wichtigen Menschen. Sie wollte wissen, wem sie gleich gegenüberstehen würde und sie konnte nicht nachvollziehen, dass es den anderen Mädchen nicht so ging. Dass diese vielleicht einfach nur nicht ganz so viel Mut hatten, ahnte die junge Tiberia nicht, die sich gerne klammheimlich davonschlich und Erkundungstouren durch Rom auf eigene Faust unternahm.
Frech war sie heute allerdings nicht. Nur neugierig. Als die Mädchen endlich hervortreten durften, sah sie nur ernst drein, bis sie Piso entdeckte. Sollte sie ihm böse sein für seinen Besuch, der sie nun hierher geführt hatte, oder sollte sie ihn mögen – was sie tat. Der Besuch war irgendwie ulkig gewesen, er hatte einen verwirrten Eindruck auf sie gemacht. Die Erinnerung jedenfalls führte dazu, dass sie die Runde mit einem goldigen Lächeln und einem höflichen Knicks begrüßte, als sie genannt wurde. Das Lächeln wurde erfolgreich davor bewahrt, zu einem Grinsen zu entarten. Und - eine Seltenheit! - Caerellia hielt den Mund, solange man sie nicht zum Sprechen aufforderte.
Sollte sie nun etwas tun? Etwas sagen? Was erwarteten die ehrwürdigen Herren – und Damen..? Sie musterte die anwesenden Vestalinnen einen kurzen Moment, noch immer lächelnd. Sie fühlte sich etwas wie bei einer Fleischbeschau. Sklaven mussten sich auf dem Markt genauso fühlen, oder? Ach, egal. Das war ja nicht für ewig – lächeln, freundlich und höflich sein und schon war bald wieder alles vorbei.
Wenn sie nicht die Beste sein würde – würde ihre Familie ihr böse sein? Schließlich sollte sie immer die Beste sein, sie als Tiberia. Nur wollte sie es nicht. Und doch musste sie es. Ach, das war alles zu verwirrend für ein Kind. Einfach lächeln und die Familie Stolz machen. -
Caerellia hatte eine ähnlich komplizierte, junge Vergangenheit! Am frühen Morgen schon war sie entnervt aufgewacht. Die zunehmend wärmeren Temperaturen hatten sie früh des Schlafes beraubt. Es störte sie nicht, aber ihr Körper war einfach noch auf eher frischere Temperaturen eingestellt gewesen. Das war der Grund, warum sie erst einmal - wirklich eilig - auf das Abort hatte verschwinden müssen. Das tat sie schließlich jeden Morgen. Aber diesen war es eiliger gewesen. Warum? Sie wusste es! Es war das viele Trinken gewesen, sie hatte großen Durst gehabt.
Aber dies war des Stresses nicht genug. Dann lief ihr Unterricht weiter! (Eigentlich hätte sie genug Zeit gehabt, um zu Erscheinen, aber es gab wichtige Termine mit ihren Spielzeugen, die keinerlei Aufschub geduldet hatten!) Der Unterricht hingegen verlief recht trist. Sie hatte zugehört und genickt. Oder sie hatte zumindest so getan, als würde sie zuhören. Als der Unterricht endlich beendet war - ihre Ungeduld war Grund Nummer Eins gewesen - hatte sie keine Sekunde verschwendet und war Richtung Atrium gerannt, um von dort aus wiederum Richtung Stadt zu verschwinden. Klammheimlich. Wie immer.
Pustekuchen. Heute war das Atrium rappelvoll. Sie ahnte schon, wer zurückgekommen war, auch wenn sie sich fast gar nicht mehr an Onkel Durus erinnern konnte. Sie wusste nur, dass er fort war und langsam zurückerwartet wurde. Na, dafür konnte Rom doch gerne warten. Mit den Händen hinterm Rücken positionierte sie sich vor dem Familienoberhaupt und strahlte es an. "Salve!" Eine Anrede ließ sie sicherheitshalber weg. Da der Tag noch recht jung war, sah sie sogar durchaus annehmbar aus. Keine Zotteln im Haar, kein Schmutz in der Kleidung.Sim-Off: Und ob!
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Ja, ich find das auch sehr schade, Balbus und ich haben hier ungefähr zeitgleich angefangen und immer viel miteinander zu tun gehabt, abgesehen von der letzten Zeit
Aber wenn die Luft raus ist, ist sie raus. ICH puste ihn jedenfalls nicht auf!
Ich wünsch dir alles erdenklich Liebe für deine Zukunft! Man sieht/spricht/schreibt sich ganz bestimmt woanders
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Begeistert wandte Caerellia ihre Aufmerksamkeit den Jungen beim Ballspielen zu. Sie mochte Ausgelassenheit sehr, sehr gerne! Aber vor den Mädchen wollte sie jetzt auch nicht zu den Jungen laufen und mitmachen. Nachher fanden die Mädchen sie doof und das wollte sie dann auch wieder nicht riskieren.
Wie gebannt hielt sie ihren Blick auf die Jungen gerichtet, gar nicht mehr auf die Mädchen achtend. Oder nur noch mit einem, nein, einem halben Ohr lauschend. Gebannt blieb der Blick auch noch an den Jungen, besser an Antoninus, hängen, als dieser ziemlich entblößt durch die Gegend lief und das nichtmal bemerkte. Zwar fand sie es noch nicht beschämend, wie die älteren Mädchen, denn Caerellia fand noch keinen dramatischen Unterschied zwischen Jungen und Mädchen, doch dass Jungen unten ohne herumliefen, war dann doch unüblich genug. Sie grinste über's ganze Gesicht.
Und frech wie sie war - pfiff sie. Sie musste danach lautstark kichern. Oh man, endlich mal ein witziger Tag hier in Rom! Sie wusste, dass Männer oft Frauen hinterherpfiffen - also machte sie es nun einfach mal ebenso! -
Ob Politik tatsächlich das Richtige für die quirlige Caerellia gewesen wäre? Wer weiß... Aber da es zu dieser Zeit ohne jede Frage ein absolutes Tabu war, dies auch nur zu versuchen, verschwendete Caerellia selbst nicht einen kleinen Gedanken an diese Eventualität. Sie würde lieber mit Piraten segeln!
Aber dass Faustina leicht melancholisch sprach, das ging keineswegs an ihr vorbei. Caerellia war recht feinfühlig für ihr Alter - auch, wenn sie manchmal schmerzhaft ehrlich sein konnte. "Mach dir keine Sorgen, Tantchen. Ich schaff' das schon." beteuerte sie und sprach sogleich ein ungeliebtes Wort aus - Tante. Was genau bei den Vestalinnen auf sie zukommen würde, wusste Caerellia noch immer nicht. Logisch, denn niemand hatte sie detaillierter aufgeklärt.
Sie sah mit einem kurzen Blick zu Kyros, als könne sie nicht glauben, dass er wirklich Sinn für Spiele und Spaß hatte. Sie kannte den Sklaven nicht, aber er wirkte so ernst. Sie hätte lieber Aretas als Lehrer gehabt. Sie mochte den Sklaven ungemein gerne. Sie musste ihn ohnehin noch fragen, ob er sie mit seinem Rennwagen einmal mitnehmen würde. Bevor 'der Ernst des Lebens' beginnen würde, von dem sie noch nicht ahnte, wie ernst er war. -
Caerellia konnte sich aber weniger freuen. Sie wusste einfach nicht, was da auf sie zukommen würde. Sicherlich nicht eine Aufgabe, bei der sie viel mit anderen Kindern würde spielen können. Die Umarmung von Faustina verwirrte sie zudem. War das wirklich etwas so Großes, wegen dem dieser Flavius hier war? Offensichtlich. Aufmerksam hatte sie auf die Worte von Ahala und Faustina gelauscht. Höchster Respekt? Wichtigste Frau? Geehrt und verehrt? Das klang alles nicht gerade nach Spaß. Klang Respekt niemals. Sie hatte sich jeden Tag danach gesehnt, mit großem Respekt behandelt zu werden. Von der Familie und überhaupt von allen. Gleichzeitig wollte sie aber auch selbst noch viel Spaß haben können. Und das klang jetzt gar nicht mehr so danach. Ihr war bewusst, dass Respekt und Ernsthaftigkeit meistens miteinander verknüpft waren.
Die kleine Caerellia, so schnell zum Mittelpunkt der Anwesenden geworden, blickte stumm zwischen den Gesichtern hin- und her. Verlegenheit, Freude, Enthusiasmus - es waren viele Gefühle zu lesen. Aber wie fühlte sie selbst sich? Hoffnungslos überrannt. Dass man über ihren Kopf entschied, war sie einfach nicht gewohnt, wenngleich sie sich damit arrangieren konnte. Aber nun gleich bei einer so wichtigen Angelegenheit? Sie ließ ein leises Seufzen hören, wusste nicht so recht, was sie sagen sollte.
Sie wollte möglichst erwachsen wirken. Was machten Erwachsene? Sie suchten nach Ausreden. Das war immer so. Jeder Mensch suchte nach Ausreden, wenn ihm eine Situation unangenehm war. Ob diese nun offensichtlich oder verdeckt waren. "Ich... Ich gehe ein wenig auf mein Zimmer, ja?" fragte sie mit einer monotonen Stimmlage und wandte sich dann zum Gehen, nachdem sie die Genehmigung erhalten hatte. Alles Andere würde sich ohnehin ergeben, würde mit den Erwachsenen entschieden werden. Ihr Vater würde informiert und nach Rom bestellt werden. Was würde er sagen? Ob er stolz auf seine kleine Caerellia wäre?Sim-Off: Ich bring das mal zu einem Abschluss, weil Piso aktuell wohl weniger die Muse besitzt, zu spielen, und die entscheidenden Informationen ohnehin übermittelt wurden Aber sonst laufen zuviele Themen parallel.
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Tiberia merkte, dass Calvena die Tiberier kannte. Sie hatte nicht gewusst, dass patrizische Prominenz in Rom so groß sein kann, dass die bloße Namensnennung schon reichte. Zufrieden grinste sie - dann wurde sie also schon mal nicht mehr für ein streunendes Straßenkind gehalten. "Deine Cousine? Müsste das dann nicht eher deine Nichte oder so sein?" fragte sie etwas erstaunt, als Calvena offenbarte, dass sie enie soviel jüngere Cousine hatte. Das kannte Caerellia kaum - jedenfalls nicht auf den ersten Gedanken. Für sie mussten Onkel und Tante genauso gleichalt sein, wie Cousin und Cousine.
Als die beiden lachten grinste sie nur verlegen. Ohweh, da hatte sie ja wieder ein kleines Ding gerissen. Aber peinlich war es ihr nicht, denn sie wusste, wer nicht fragte, blieb dumm. Also half nur: fragen, fragen und nochmals fragen. Solange man sich seine Fragen vorher überlegte, war da gar nichts Schlimmes bei. "Achso, das ist, wenn man sich viel mehr kauf, als man eigentlich braucht. Kaufen kenne ich auch, aber das Wort Rausch ist mir neu. Ich kenne nur den rauschenden Wind und das Meer." erklärte sie lächelnd. Und dabei natürlich auf eine Erklärung hoffend. -
Auch Caerellia warf Milo einen bedauernden Blick hinterher. Sie mochte Jungs sehr gern. Sie war selbst manchmal ein wenig burschikos und spielte mit ihrem Spielzeug manchmal lieber Krieg als Teezeiten - gäbe es diese schon. Sabina machte auch ein wenig einen solchen Eindruck, gewann wenigstens Caerellia den Eindruck. Aber die junge Patrizierin wusste, dass ein Eindruck auch schnell falsch erweckt werden konnte.
Als Sabina über ihre Großmutter wenig charmant einen bissigen Kommentar losließ, kicherte sie lauthals los. "Das ist doch toll, nicht die jüngste zu sein! Irgendwann sind die beiden groß genug, dass du auch mit ihnen spielen kannst. Und - Vina klingt sowieso viel schöner als Laevina. Viel hübscher und niedlicher." befand Caerellia also sachlich. Wie konnte man eigentlich vergessen, zu erzählen, dass man Geschwister bekommen hatte? Auch Caerellia hatte daheim einen großen Bruder, der schon fleißig von Hauslehrern unterrichtet wurde und gewiss bald auf eine Reise ginge. Aber sie waren sich völlig unähnlich. Es war nicht so dass sie ihn hasste - nagut, manchmal tat sie es - aber er war eben auch ein unheimlicher Streber.
Aber die Pferdezucht war dann doch interessanter. Völlig ungeachtet der Tatsache, dass Sabina selbst diese wohl noch nie gesehen hatte, löcherte Caerellia weiter. "Wieviele Pferde habt ihr denn? Oh ich will auch eins haben!" erklärte sie und blies ein klein wenig die Backen auf. -
Ostia wusste Caerelia auch! Mantua hatte sie wiederum keine genauere Ahnung, aber das würde sie schon alles noch in Erfahrung bringen. Nur nicht hier vor den anderen, Unwissen gegenüber etwa Gleichaltrigen, besonders minimal Älteren war äußerst peinlich. Erwachsene zählten da natürlich nicht mehr zu. "Pferdezucht in Germanien?" Aus staunende Augen sah sie Sabina an. Sie liebte Pferde - so wie wohl jedes halbwegs normale Mädchen. Früher durfte sie manchmal mitreiten, aber das war wohl nun für immer vorbei. Oder? Wenn sie sich heimlich davon stahl? Ihre Gedanken galten wieder Aretas, dem Sklaven der Gens. Aber lautstark mit ihm angeben wollte sie lieber nicht. Schließlich fuhr der Rennen!
Als sich dann Milo vorstellte grinste sie ihn an. "Ich weiß! Ich bin Caerellia." Sie gab nicht viel auf gute Manieren, je höflicher, desto langweiliger. Rebellisch war sie zwar auch nicht, aber solange man sie nicht zu guten Umgangsformen nötigte, wahrte sie diese auch nicht im Geringsten. "Heiraten? Pfui..." Sie verzog das Gesicht als Tullia davon sprach. Nein, aufs Heiraten hatte Caerellia keine Lust, absolut nicht. Sie würde viel lieber immer Spielen und mit Tieren unterwegs sein. Was sie wohl machen würde, wenn sie Erwachsen war? Bestimmt Reisen, dann würde sie einfach weglaufen und eines Tages mit einem großen Reichtum wiederkehren! "Heiraten ist doch doof." bekundete sie also offen ihre Meinung. -
Nun völlig auf Calvena konzentriert schritt sie neben dieser her. Sie fan auch, dass ihr Knie nicht wirklich schlimm aussah und verzichtete auch darauf, mehr Mitleid als notwendig erzeugen zu wollen. "Ich bin eine Tiberia, ich glaube wir sind hier nicht allzu weit weg von daheim." Die Aussage 'ich glaube' war an dieser Stelle eher mit 'ich hoffe' gleichzusetzen, denn in all dem Trubel hatte die kleine Tiberia vollkommen die Orientierung verloren. "Also nein, natürlich habe ich nichts dagegen!" Dass sie sich verirrt hatte, wollte sie an dieser Stelle auf keinen Fall eingestehen. So war sie also nur froh über die nicht angeforderte Hilfe zur Orientierung. Als dann auch noch Simplex lächelte, waren die brennenden Handflächen und Knie endgültig vergessen und sie wurde wieder munterer.
Kaufrausch? Kau Frausch? Das genannte Wort kannte Caerellia nicht. Und das würde sie sich dieses Mal auch eingestehen, denn vom Lernen bekam sie selten genug - solange es auf freiwilliger Basis beruhte. "Was ist denn ein Kau Frausch?" fragte sie ahnungslos. Dieses Unwissen mochte mit ihrer provinziellen Herkunft und auch ihrem fehlenden Interesse an Konsum zusammenhängen. Sie ließ sich ebenfalls neben Calvena auf den Brunnenrand plumpsen - oder zog sich vielmehr daran hoch - und sah sie erwartungsvoll an. -
Caerellia, die sich noch immer etwas von der neuen Situation überfahren fühlte – es musste mindestens ein Sechsspanner gewesen sein – war natürlich dem Ruf ihrer Tante Faustina gefolgt. Sie konnte ja nicht ahnen, dass sie jetzt noch mehr Einschränkungen erhalten würde, denn soviel sie mittlerweile wusste, war das Leben als Vestalin ziemlich langweilig. Ob sie dann überhaupt noch würde spielen dürfen?
Etwas geknickt hatte sie also den Garten der Villa Tiberia betreten und war dort auf Kyros und Faustina gestoßen, vor denen ihr sogleich eine neue ‚große‘ Neuigkeit eröffnet wurde. Missgelaunt ließ sie ein entrüstetes Stöhnen vernehmen. Glaubte Faustina etwa, dass sie sich darüber freuen würde, noch weniger Freizeit bis zum Zeitpunkt genießen zu können, an dem sie dann nie wieder Freizeit und Freiheit würde haben können? Sie starrte Faustina finster an und blickte dann zu Kyros.
Dann öffnete sie ihren kleinen Mund und ließ große Worte erklingen. „Das ist ja toll. Ich freue mich.“ Es klang eher mechanisch, nicht sonderlich lebenslustig. Ausgerechnet auch noch das! Nun schien also das zu kommen, weswegen ihre Eltern sie überhaupt erst nach Rom geschickt hatten. Weiterhin sagte sie nichts. Was sollte sie auch sagen? ‚Kleine zukünftige Vestalin‘ – Pah! Die würde schon noch sehen, was sie davon hatte! -
Als Calvena sich ihre Hand griff wandte Caerellia den Blick noch einmal um und sah zu Aigisthos. Sie warf ihm einen kurze, bitterbösen Blick zu, dann ließ sie sich von Calvena davonziehen. Nun galt es nur noch, sich aus der Situation mit der Fremden herauszuwinden, denn was die nun wollte, war Caerellia auch nicht ganz klar. Außerdem war ihr Simplex irgendwie unheimlich.
Aber die Fremde sollte sich schon recht bald vorstellen. Calvena! Calvena war ein hübscher Name, fand Caerellia. Und eine hübsche Frau war das auch. Zumindest jetzt, wo sie wusste, wen sie vor sich hatte. Simplex war ihr immer noch nicht ganz geheuer. "Ich bin Caerellia!" stellte sie sich aber trotzdem munter vor. "Und es ist keine Ursache. Er wollte mich irgendwie verarzten, er hatte wohl furchtbar Sorge um mein kaputtes Knie. Aber die kann er schön selber ertragen, wenn er mich als Göre bezeichnet." schnappte sie noch einmal nach und warf einen Blick über die Schulter. Aigisthos war nicht mehr in Sichtweite. Simplex bedachte sie hin und wieder mit einem leicht unruhigen Blick. Er war groß und - komisch. Wer war der nur? Ach, sie wäre doch keine Caerellia - schon gar keine tiberische - wenn sie nicht einfach nachfragte. "Und wer bist du?" fragte sie mit nicht ganz so freundlicher Stimme wie sie noch eben mit Calvena sprach. Schließlich war er auch total unhöflich sich nicht vorzustellen! -
Als Milo zu den tratschenden Mädchen hinzustieß - ja, auch Caerellia mit ihren acht Jahren verstand sich bestens auf Tratsch, ganz die Mutter - schenkte sie ihm ein breites Grinsen. Das war Milo, stellte sie innerlich und voller Stolz fest, sich den Namen gemerkt zu haben. Hach, ihr Gedächtnis war wirklich nicht von schlechten Eltern. "Hallo!" begrüßte sie ihn also auch, den Frischhinzugestoßenen. "Na, auf jeden Fall haben meine Eltern da ein großes Grundstück und bauen Wein an. Oder lassen ihn viel eher anbauen. In den Feldern kann man so toll spielen! Niemand kann einen da finden, man kann sich total gut verstecken!" schwärmte sie und gestikulierte wild beim Erzählen.
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Dass Caerellia die hinzugestoßene Germanica nicht erkannt hatte, war ihr tatsächlich gut an den Zügen abzulesen geween - wenn auch nicht eindeutig aus den Worten erkennbar. Für sie wurde die Situation immer merkwürdiger und skuriller. Ein Mann, der offenbar beinahe hysterisch wegen ein paar Schürfwunden wurde - und eine fremde Frau die simulierte, sie zu kennen. Dass die nächste Zeit noch mehr seltsame Ereignisse auf sie warten würden, konnte Caerellia zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht ahnen.
Aber dann geschah etwas Unerhörtes! "Göre?!" Caerellia schnappte nach Luft und sah Aigisthos schwer beleidigt an. Wie konnte er es wagen, sie als Göre zu bezeichnen? Dabei gingen sogar ganz die liebevollen Versuche Calvenas unter, die junge Tiberia zu beruhigen. "Ich bin keine Göre! Vielleicht ein Kind, aber sicher keine Göre!" Sie konnte sich gerade noch beherrschen, den Mann als 'Blödmann' zu bezeichnen, aber das wäre nicht minder unhöflich gewesen und sie stand doch schließlich weit über den Dingen! "Außerdem hast du mich angerempelt, hast du denn keine Augen im Kopf?" giftete das Mädchen und wandte sich Calvena zu. "Komm, wir gehen. Mit dem rede ich nicht mehr." Sie war tatsächlich zutiefst beleidigt. Niemand nannte sie eine Göre, schon gar nicht so ein dahergelaufener Mann. Am liebsten würde sie Calvena laustark etwas in der Richtung 'halt mich zurück, sonst tu ich ihm weh!' sagen, aber dafür war sie dann - ausnahmsweise - doch zu gut erzogen. -
Caerellia hatte selbst keine Ahnung wo Luceria lag. Sie grinste breit von einem Ohr zum Anderen und zuckte mit den Schultern. "Nicht allzu weit von hier. Innerhalb eines Tages war ich in Rom. Ich glaub es liegt in Richtung Süden, aber genauer weiß ich es nicht." Als sie den Süden erwähnte, überlegte sie erst. Himmelsrichtungen waren nicht ihre größte Stärke - aber sie war stolz, dass sie diese überhaupt wusste.
Verständnisvoller allerdings nickte sie dann, als Sabina ihrerseits von der Tante berichtete. "Ja genau!" sie kicherte. Es klang beinahe, als habe die eigene Familie das gesagt. "Das ist total doof, oder? Wenn irgendwann eingetreten ist, kann man ja immer noch gutes Benehmen zeigen. Ich finde die sollten uns ruhig mehr spielen lassen!" Sie verzog das Gesicht spielerisch zu einer Grimasse. Caerellia hatte noch keinerlei Bedürfnis, irgendwie 'in' zu sein. Breit grinste sie nun Sabina an, die sie sogleich mochte.