Beiträge von Tiberia Caerellia

    Ohja, das würde die kleine Caerellia sogar sehr schnell lernen. Schneller, als beide zu diesem Zeitpunkt noch ahnen konnten. Aber heute war noch nicht der Tag der Pflichten und des Lernens. Lieber wollte sie sich vergnügt mit der neuen Freundin unterhalten. Naja, konnte man sie als Freundin ansehen? Schließlich war sie ja erwachsen. Aber machte das etwas aus? Aretas war schließlich auch erwachsen und sie mochte Aretas!
    Als es dann wieder in Richtung Unterricht ging, zögerte Caerellia einen Moment. Sie wollte nichts Falsches sagen. Sie wusste, dass sich die Trias im Laufe der Jahre verändert hatten, wollte nichts durcheinander bringen. So kam ihre Antwort etwas zögerlich und mit einem fragenden Blick zu Calvena hinauf: "Iuppiter.. Iuno und Minerva." Minerva wusste sie absolut sicher. sie war schließlich die Schutzpatronin der Familie. Und dass der Göttervater in ihr war, das war schon immer so gewesen - oder? Und Iuno hatte sich durch Iuppiter von selbst ergeben - aber die Zusammenhänge hatte das Mädchen erst einen Moment herstellen müssen. Schließlich waren da auch mal Quirinus und Mars gewesen. Und noch mehr, aber diese hatte Caerellia wirklich nicht mehr im Sinne.



    Sim-Off:

    Ohhh :]

    Eine Ziege. Waren Schafe und Ziegen nicht dasselbe? Sie schniefte noch einmal kurz, aber da war kein weiterer Rotz mehr, der hochgezogen werden konnte und verhalten grinste sie Aretas an. Sie betrachtete das Bildnis von Aretas genau. Dann kam natürlich die Frage. "Schafe und Ziegen, sind das nicht dasselbe? Sind Ziegen nicht einfach nur Männerschafe?" Aus fragenden Augen sah sie zu Aretas auf.
    Aretas stellte viele Fragen. Komische Fragen in diesem Zusammenhang. Sie antwortete allerdings munter: "Ich bin acht Jahre alt und..." Sie hielt kurz inne und sah geradeaus. Dann wieder zu ihm. "Und ich habe einen Bärenhunger! Wie alt bist du denn?" fragte sie dann wieder ihrerseits. Und die Frage nach den Pferden drängelte nahezu in ihr. Aber sie traute sich nicht recht, das nun vorzutragen. Später. Gleich.

    Sie zuckte nur mit den Schultern. Das war ja toll für ihren Bruder, dass die Eltern große Pläne mit ihm hatten. Aber deswegen konnte man doch trotzdem noch Spaß haben und herumtollen - oder etwa nicht? Ach, auch egal. Über den doofen Kerl wollte sie jetzt nicht nachdenken, das machte keinen Spaß.
    Stattdessen fragte sie nach Caerellias Meinung zu Rom. Tjaha! "Rom ist ziemlich groß und es gibt wahnsinnig viel zu sehen! Aber natürlich vermisse ich meine Eltern und Freunde." lächelte sie also munter auf. Wie sollte es auch anders sein? Caerellia lachte deutlich lieber, als dass sie ernsthaft dreinsah. Noch.
    "In Ordnung, gehen wir nach Haus! Dann sag mir doch schonmal, welche Tempel wir dann besuchen gehen, damit ich besser lernen kann!" erklärte Caerellia bereitwillig. Sie war nicht lernfaul. Ganz im Gegenteil. Sie fragte unheimlich viel und gerne, aber sie war auch bereit, das Wissen aufzunehmen. Es gab nicht viele Fragen, die Caerellia mehr als einmal fragen musste.


    Sim-Off:

    So, auch wieder unter den Lebenden :)

    Caerellia lächelte zufrieden, als Chio ihr eine Zusage zu den gemeinsamen Aktivitäten erteilte und erwiderte glücklich: "Prima! Darauf freue ich mich schon unheimlich! Vor Allem auf die Pferde!" Und wie sie sich darauf freute. Am liebsten würde sie alle Pferde anfassen, die sie zu Gesicht bekam, aber das durfte man ja schließlich nicht.
    Die Umarmung wurde entsprechend kräftig erwidert. Die kleinden Kinderarme schlossen sich fest um Chio. Diese Zärtlichkeit wurde von dem kleinen Mädchen absolut genossen, ehe sie sich dann löste und grinsend verneinte. "Nein, ich werd nichts ohne dich anstellen." Oder? Waren kleine heimliche Ausflüge 'etwas anstellen'? Na, irgendeine Beschäftigung würde sich schon finden!

    Caerellia wirkte etwas verloren und hilflos zwischen den erwachsenen Verwandten. Aber sie würde auch nicht einfach gehen, denn sie wollte einen guten Eindruck bei Onkel Manus hinterlassen, den sie ja heute das erste Mal so richtig kennenlernen konnte.
    So hatte sie sich entschieden sich schweigend in der Nähe der beiden Männer zu halten und zuzuhören. Wobei ihr das Zuhören in der Tat sehr, sehr schwer viel. Sie konnte mit den Namen nichts anfangen und noch viel weniger mit Politik. So kam es dass ihre Augen sehr rasch begannen, immer wieder von den beiden Männern abzuweichen.
    Also entschied sie sich, doch wieder etwas einzuwerfen und sah treuherzig zwischen den beiden Männern hin und her, um den geeigneten Moment abzupassen: "Wenn ich dabei irgendwie helfen kann, helf ich gerne!" Sie lächelte.

    Dass die Tendenz stark zu Caerellia ging, ahnte das junge Mädchen nicht. Natürlich hätte sie es machen können, aber da sie sich keine richtige Meinung zu allem gebildet hatte - oder viel eher eine, die zwiegespalten war - versuchte sie auch weniger die Wortwahl zu deuten, die hier fiel. Vielmehr begann sie sich ihre eigene Meinung zu den anwesenden Menschen zu bilden, das war aus ihrer Sicht viel wichtiger.
    Bis sie von dem Flavier angesprochen wurde, direkt. Sie wurde zum Sprechen aufgefordert. Verdammt! Verflixt! Sie war überhaupt nicht vorbereitet gewesen, den Mund öffnen zu müssen. Und, bei den Göttern, sie liebte es ihren Mund zu öffnen und zu plaudern. Sie erzählte allen furchtbar gerne von ihren Abenteuern und stellte haufenweise Fragen. Aber heute konnte sie furchtbar viel falsch machen, ihrer Familie Schande bereiten. Oder?
    Oder sollte sie einfach reden? Das, was ihr gerade einfiel. Sie war blass geworden, während sie dastand und hektisch ihre Gedanken von links nach rechts sortierte. Die Schubladen neu ordnete. Und es vergingen einige Momente, in denen sie immer wieder den Mund ein Stück aufmachte und wieder schloss. Dann sog sie einmal tief Luft ein und löste mühsam ihren Blick vom Boden um zu dem Flavier aufzusehen. Ab und zu suchte sie einen Punkt hinter ihm, um ihn nicht direkt ansehen zu müssen, aber insgesamt betrachtet hielt sie sich doch ganz gut. "Es... es wäre eine Ehre für mich. Meine Familie ist ja nicht für immer aus der Welt, ich kann sie ja trotzdem noch sehen. O..oder? Und wenn ich dann dem römischen Volk dienen kann, dann mache ich das gerne." Was sollte ein kleines Kind auch sagen? Sie hatte immer wieder nachgedacht, aber sich nicht gut vorbereitet. Ja, sie würde ihre Familie verlassen müssen. Viel schlimmer war, dass sie diese auch kaum würde besuchen können. Ihre entfernten Verwandten, ja. Aber ihre Eltern würde sie so schnell nicht wieder sehen. Aber sie wollte ihre Familie stolz machen - und das war für wahr ihr Wunsch. Und dies, das wurde ihr schon nahegelegt, war eine wirklich große Ehre. Was sollte sie sonst noch besseres erreichen können? Sie lächelte nervös zu Gracchus auf und ergänzte: "N.. natürlich wird es nicht leicht für mich werden. Aber ich werde es schaffen, ich bin schon groß genug für diese Aufgabe!" Das klang schon besser - fand zumindest die kleine Tiberia. Und gewann an Selbstbewusstsein. Sie blendete die vielen Mitglieder des Collegiums innerlich aus und wurde stolzer. Weniger verängstigt.



    Sim-Off:

    Verzeihung für die Verspätung, aus irgendeinem Grund hab ich mich nicht angesprochen gefühlt... mea culpa.

    Caerellia kiekste, während sie auf der Dattel herumlutschte. Verhältnismäßig betrachtet stopfte sie noch deutlich mehr in sich hinein, als es Chiomara schon tat. Aber Süßigkeiten gingen in einen Kinderbauch schon immer ohne Ende hinein. Es schien ein regelrechtes Vakuum zu geben. Und so schlemmte sie sich, nach Aufforderung, auch durch Chiomaras Kuchen hindurch. Und wieder Früchte. Dass ihr in spätestens einer Stunde möglicherweise speiübel werden würde, das war ihr zu diesem Zeitpunkt noch völlig egal. "Oooohja, lecker..." schnurrte die kleine Tiberia glücklich.
    Als Chiomara ihre Aufbruchabsichten schilderte, schaute sie etwas enttäuscht drein, verstand das aber vollauf. Sie hatte selbst schon mitbekommen, dass die älteren Familienmitglieder alle etwas anders über Sklaven dachten als sie selbst. Darum sagte sie auch nichts weiter. "Nein das geht schon! Ich leg die Tunika einfach zu der anderen schmutzigen Wäsche, dann erledigt sich das von allein!" Na, so ganz von allein nicht. Aber auch wenn Caerellia wusste, dass das Sklaven erledigten, Sklaven wie auch Chiomara einer war, bewusst war es ihr in diesem Moment nicht. Jetzt war es einfach nur Arbeitserleichterung für sich selbst und für Chiomara, egal, wo die Arbeit letztlich landete. "Aber wir machen bald wieder was zusammen, ja? Aretas besuchen oder irgendsoetwas!" strahlte sie zu Chio hoch.

    Aretas wusste vielleicht nicht, wie man mit Kindern umging - dafür wusste Caerellia, wie man mit Erwachsenen umging. Zumindest glaubte sie das zu wissen und zwar sehr genau. Aber jetzt gerade war ihr nicht nach Manipulationen zumute. Sie wollte eigentlich nur noch Heim, was sie ja dann auch taten.
    Als er dann das Spielzeug aus dem Tuch wickelte, machte sich leise Freude in ihr breit, denn damit hatte sie jetzt nun gar nicht gerechnet. Auch, wenn sie das Spielzeug selbst getragen hatte, es war für sie nur ein namenloses Bündel gewesen. Also gehorchte sie auch brav und schnäuzte einmal ordentlich in das von Aretas gehaltene Taschentuch und begann fast zeitgleich zu murmeln: "Du hast ja den Löwen fertig gemacht! Und ein Schaf!" Sie klang äußerst begeistert. Es war zwar ein dünnes Schaf, aber es sah toll aus! Sie lächelte nun etwas glücklicher zu dem Sklaven auf. Sie fühlte sich in ihren Entscheidungen bestätigt, den Sklaven zu verteidigen.
    Da fiel ihr gleich noch etwas ein. Aber das schob sie höflicherweise doch noch einen kleinen Moment nach hinten, um den ohnehin schon überforderten Aretas nicht völlig fertig zu machen.

    Die Neugierde würde die schnatternde Caerellia doch mit Freuden befriedigen. "Mein Bruder ist schon erwachsen. Er ist dieses Jahr, glaube ich, sechzehn geworden." erklärte sie. Natürlich wusste sie genau, dass er so alt geworden war - aber ihr Interesse wollte sie nicht bekunden. Es sollte ruhig so aussehen, dass er ihr glechgültig war. Schließlich war es andersherum auf jeden Fall so. Sollte er sich doch mit den ganzen anderen Mädchen beschäftigen, wenn er sie so doof fand. "Und jawohl, ich bin allein hier! Ich sollte einmal bei Onkel und Tante vorbeischauen." erzählte sie. Gute Manieren lernen. Bäh. Aber wen interessierten schon gute Manieren, wenn man noch ein Kind war? Sie jedenfalls nicht!
    Caerellia grinste als Calvena vorschlug, ihr die Cousine vorzustellen. Nach der Pleite von vor ein paar Tagen mit den anderen Kindern kam es ihr nur Recht. Eine neue Chance! "Ja, sehr gerne! Und den Rufus, den nehm ich Huckepack und dann sieht er auch ein wenig was von Rom." grinste sie frech. Natürlich würde sie soetwas nicht ohne Erlaubnis machen, denn wenn er wirklich noch zu klein war, würde Calvena dem natürlich zustimmen müssen.
    Und Caerellia war noch nicht in den Temeln. Zum heutigen Tage wusste sie auch noch nicht, dass sie dort in Bälde möglicherweise ihr ganzes Leben verbringen würde. Noch wusste sie nichts von den Vestalinnen. Entsprechend groß war auch ihre Begeisterung. "Nein, war ich noch nicht! Ich würde fuuuurchtbar gerne mitkommen!" sprachs und sah aus großen Augen zu Calvena.

    Caerellia machte große Augen und hob die Hände in einer abwehrenden Geste. Würde sie niemals tun, würde ihr nicht einmal im Traum einfallen! Das zeigte ihr Gesichtsausdruck jedenfalls mehr als eindeutig. Auch Caerellia war die ganze Zeit am Kichern - sie lachte meistens automatisch mit, wenn jemand anderes lachte.
    Aber - was hatte sie nun eigentlich alles erwischt? Sie ließ den Stoff der Tunika los - und alles purzelte auf den Boden. Sie hatte die Stoffbahn als kleine Bauchtasche verwendet, um mehr mitgehen lassen zu können. Auf dem Boden fanden sich nun süße Früchte, die ihre Klebspuren auch an der Tunika hinterlassen hatten, Kuchen, deren Krümel sich an den Klebspuren angehaftet hatten und ein paar Körner. Bäh. Sie sah grinsen dzu Chio hoch. "Naja, bedien dich wenn du magst." bot sie an und langte zu einer Dattel.

    Natürlich legte sie sich für Aretas ins Zeug. Sicher war er auch nicht gerade nett gewesen und wenn sie ihn nicht besser kennen würde, so wie die anderen, hätte sie sich vermutlich sogar auf deren Seite geschlagen. Aber sie kannte ihn besser. Und sie schlug sich nicht auf deren Seite. Für sie, die weit abseits von Rom aufgewachsen war - und das nicht immer standesgemäß - machte es noch keine Unterschiede, welcher Schicht ein Mensch angehörte, solange er nett und gutherzig war. Wielange das mit den römischen Tiberiern so bleiben mochte war ungewiss.
    Als er ihr erbot, dass beide Seiten als Freunde gingen, schüttelte sie den Kopf. Dann sah sie zu ihm auf, zögerlich, aber doch schon mit leichtem Lächeln. "Es geht schon." schniefte sie. "Sie waren nicht gerecht zu dir. Und mir hat die Behandlung nicht gefallen. Ich möchte jetzt gar nicht zurück." Dann schwieg sie einen Moment und ging mit Aretas an der Hand weiter. In der anderen Hand noch immer das Bündel, dass er ihr vorhin in die Hand gedrückt hatte.
    Erst ein paar Schritte weiter fügte sie hintenan: "Es ist schon schade. Aber vielleicht sehe ich sie wieder und wie söhnen uns aus. Aber für heute habe ich genug. Ich will nicht, dass sie gemein zu dir sind. Du bist ein lieber Freund." Sie nickte und für sie war das Thema damit abgehackt. Auch wenn ihre Nase ganz schon verstopft und die Stimme weinerlich klangen.

    Caerellia seufzte leicht auf Calvenas Worte hin. Ja, schön wäre es, wenn ihr Bruder so wäre. Aber er war so nicht. Sie schaute Calvena bedauernd an. "Nein, mein Bruder verpetzt mich nur bei allem. Und er findet es furchtbar wenn ich albern werde. Spielen will er ohnehin nie mit mir. Er ist wirklich furchtbar doof, glaub mir. Und da er ohnehin nicht hier in Rom ist, kann er mich auch nicht beschützen. Aber dafür hab ich andere!" strahlte sie dann wieder, wo sie vormalig kurz bedrückt wirkte. Ja, die hatte sie. Meistens ihre liebsten Sklaven, heute war es mal Calvena gewesen.
    Dass Calvena so sicher erriet, wie Tiberia so auf die Straßen kam, ließ sie grinsen. Aha! Dann war die Germanica sicher genauso gewesen. "Ach, unsere Sklaven sind da ganz nett! Aber die, die nett sind, haben leider nicht immer Zeit für mich. Also geh ich allein!" erklärte sie. Auf Freunde ging sie nicht ein, ihre Antwort würde armselig klingen.
    Auf die Lehrergeschichte hin winkte sie ab. "Nicht SO furchtbar. Wirklich nicht. Du würdest doch sicher eher Geschichten erzählen und keine Analysen erwarten, oder? Immer soll ich erraten, was die Menschen alle denken und wollen." schnaubte sie.

    Caerellia entging Ahalas Zwinkern nicht. Hatte Chiomara etwa noch mehr Verschwörungen hier im Haus laufen, als nur mit ihr, Tiberia Caerellia? Das würde sie später unbedingt noch in Erfahrung bringen müssen! Aber wenn, dann machte das natürlich nichts. Sie warf Ahala ein verschwörerisches Grinsen zu, das natürlich ins Leere gehen musste - woher sollte er auch wissen, warum das kleine Mädchen ihn so angrinste?
    Die Neuigkeiten hingegen nickte Tiberia Junior allerdings ab. Sie fand die Nachricht zwar nicht ganz so gut, wie Ahala und möglicherweise auch Durus, aber für die Familie würde sie sich natürlich fügen.
    Sie fügte also rasch ein: "Morgen soll ich mich dort vorstellen!" bevor Ahala auch wieder das Wort ergriff - was Caerellia natürlich auch die Augen vergrößerte. Onkel Durus war verlobt? Und deren Schwester tot? Das war ja quasi eine verstorbene Verwandte! Und sie wusste nichts?

    Caerellia sah aus funkelnden Augen zu den anderen Kindern. Soetwas hätte sie niemals erwartet. Eigentlich drückten sogar die ersten Tränen, die heraus wollten, aber sie kämpfte diese erfolgreich zurück. Für's Erste. "Warte ruhig." sagte sie kurz zu Aretas - zu einem Lächeln aufringen konnte sich der kleine, tiberische Sonnenschein dieses Mal nicht.
    Dann wandte sie sich wieder an die anderen Kinder. Ihre Stimme wirkte absolut sicher und entschlossen, ebenso auch der Blick. "Mit Aretas kann man Pferde stehlen. Er ist nicht bloß ein Sklave. Er ist Rennfahrer, er ist Vater und mein Freund. Und ja, ich halte auch zu Freunden! Und er hat hier lediglich zurückgeschimpft, mehr nicht. Er lügt nicht für mich, er gibt auf mich Acht und lässt mir Freiraum - ich habe es jedenfalls nicht nötig, wegzulaufen." schnappte sie also zurück und wandte sich dann ab. Es tat ihr weh, dass die neugewonnenen Spielkameraden so gemein waren und sie diese wieder verlieren musste.
    Zu Aretas, aber noch immer gut hörbar, sagte sie dann: "Du verurteilst wenigstens niemanden wegen seiner Herkunft." und griff nach seiner Hand, um sich nach Haus bringen zu lassen. Natürlich verurteilte er niemanden. Wie könnte er auch? Oh, doch, er könnte. Er könnte sie für ihren gehobenen Stand hassen, den er nicht hatte. Aber er tat es nicht. Oder?

    Eigentlich war Caerellias Angst wirklich albern und kindisch. Natürlich lebten sie noch, sie atmeten schließlich noch. Und wann sollten sie auch gestorben sein? Es war ja nichts passiert, ihnen war nichts auf den Kopf gefallen, sie waren auch nicht krank. Und wie Chio richtig sagte - Hunger hatten sie ja schließlich auch noch!
    Als Chio sich über das Alter der Köchin lustig machte, kicherte Caerella albern. "Lass sie das ja nicht hören! Kindchen!" Ihr 'Kindchen' wurde mit dunkler Stimme betont und sie fuchtelte mit ihrer Hand herum. Bei einem Kind wirkte das ziemlich witzig und nicht eben bedrohlich. Aber sollte es ja auch gar nicht.
    So also schlich sie nun hinter Chiomara her. Die war ja beinahe noch kindlicher als Caerellia selbst! Bei diesem Gedanken grinste die junge Patrizierin unweigerlich.

    Soso, dachte Faustina also. Caerellia hatte absolut kein Interesse daran, erwachsen zu werden. Erwachsen werden zu müssen. Erwachsen werden zu sollen. "Lass uns einfach nicht davon sprechen, ja?" bat sie also etwas verunsichert. Eher wegen Faustinas Melancholie verunsichert, als durch ihre Worte.
    Dann wandte sie sich wieder dem Eunuchensklaven zu, der die ganze Zeit schweigend daneben gestanden hatte. "Was soll ich denn alles lernen?" fragte sie also, sich tapfer dem Schicksal ergebend.

    Caerellia blickte Marcus aus ziemlich großen Augen an. Für einen Moment war sie sprachlos, ein Moment, indem viel Wortwechsel geschah und den sie eigentlich selbst völlig verpasste. So redete man doch nicht mit Erwachsenen - schon gar nicht mit Sklaven! Nein, so redete man gar nicht. Sie mochte Sklaven sehr gerne, sie erfüllten ihr viele Wünsche und waren immer nett.
    In diesem Moment jedenfalls, ließ sie sich ihr Geschenk in die Hand drücken, die als ihre 'Überraschung' deklariert wurde. Noch immer war sie stumm, doch langsam kamen wieder die Lebensgeister in sie. Dann aber wandte sie sich entrüstet an Marcus, die Überraschung zwar haltend, aber nicht weiter beachtend. "Das ist Aretas und der ist total in Ordnung! Rede gefälligst nicht so mit ihm!" Ihre Augen funkelten temperamentvoll. Sollte Aretas ihn doch vermöbeln, geschah ihm ganz Recht!

    Caerellia lauschte Calvena aufmerksam. Irgendwie hatte diese Frau eine wundervolle Stimme. Die junge Tiberia konnte kaum genug davon bekommen, dieser Stimme zu lauschen. Sie wirkte so geduldig und ruhig. Sie war beinahe so sehr gefesselt, dass sie den gesprochenen Inhalt kaum noch realisiert hatte. Aber auch nur beinahe.
    Sie wog den Kopf hin und her. "Ja, das stimmt. Mein Bruder ist auch deutlich älter als ich. Aber der ist sowieso doof. So eini kleiner Besserwisser." Sie verzog das Gesicht, musste dann aber sofort wieder grinsen. Das Ereignis mit Aigisthos war nun komplett vergessen und verdrängt. Welcher Gefahr sie dank Simplx und Calvena vermutlich entgangen wahr, ahnte sie schließlich noch immer nicht.
    Als das Thema zu den Lehrern überging verdrehte sie die Augen. "Hört bloß auf. Ich glaub die wollen mir langsam Hauslehrer zuteilen. Ich lerne viel lieber durch Erleben als durch irgendeinen alten Mann der mir irgendetwas erzählt und gar nicht mich meint, sondern die Wand hinter mir." Tatsächlich hatte sie daheim bei den Eltern so einen Sklaven gehabt. Der hatte auch keine Ausbildung zum Lehrer gehabt, sondern nur wirklich viel Lebenserfahrung und Bildung - aber das hatte auch schon gereicht. Furchtbar. "Dich hätte ich gerne als Lehrer!" rutschte es ihr dann aber raus und aus ihren munteren Augen sah sie zu der Germanica hoch. Dass Sabina ihre Cousine war, hatte Caerellia nicht so recht realisiert, denn Sabinas gab es sicher einige. Aber später würde sie gewiss noch einmal auf diese Sabina zu sprechen kommen.