Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Dass die nette junge Frau ihn bezüglich der Sörung anlog, blieb dem Iulier verborgen. Er war eben nur ein Mann - dazu mit Frau allgemein unerfahren. Wie sollte er da eventuelle Anzeichen für das höfliche Flunkern einer Frau erkennen? Unmöglich...
    Also freute sich Dives, dass er offenbar nicht gestört hatte, hörte weiter zu und plauderte dann weiter:


    "Du kennst Lucius... den Senator und Augur Lucius Iulius Centho?" Dives war überrascht und gleichsam erstaunt. Wie klein die Welt doch manchmal war!
    "Nein, nicht mein Onkel, aber mein etwas älterer Cousin ersten Grades." Dass die beiden über ihre Väter verwandt waren, musste Dives wohl kaum extra erwähnen, da schließlich beide Männer Iulier waren.


    "Er wohnte bei dir? Das wusste ich garnicht. Ach, hätte ich ihn nicht erst vor zwei Jahren kennengelernt, als ich nach Roma zurückgekehrt bin, dann hätte er sicherlich auch bei den Verwandten meiner mittlerweile verstorbenen Mutter Octavia unterkommen können. Ihr Vater war der berühmte Censorier Cicero Octavius Anton, mein Großvater." Ja, das war wahrscheinlich der berühmteste Vorfahr Dives'. Und so war der Iulier nicht minder stolz. Dennoch nickte er anerkennend, als die Sergia ihren Namen nannte.
    "Ein schöner Name... Sergia Severa... Die Alliteration ist wirklich hübsch. Ganz wie die Trägerin des Namens.", versuchte sich Dives in einem wohl eher platten Kompliment.
    "Aber sag, bist du wirklich so ernst und streng?", meinte der Iulier wenig ernst und hoffte, dass er im Folgenden auch nicht eines Besseren belehrt werden würde.

    Dives nickte nur stumm lächelnd auf die ersten versichernden Nachfragen des Decurios. Der Mann schien doch reichlich überrascht zu sein, was allerdings wenig verwunderlich war. Tja, wie kam er zu dieser Ehre?


    "Nun, wie du vielleicht weist, hat der Senator auch eine Landvilla nahe Ostia. Da liegt ihm das Wohl der Civitas und speziell auch das der ostiensischen Römer so sehr am Herzen, wie dir und mir.", unterstellte der Iulier nicht nur seinem Cousin derartige Bemühungen um das Wohlergehen römischer Bürger, sondern auch seinem Gegenüber. Der wüde das aber sicherlich nicht einfach abstreiten - besonders nicht hier und jetzt...


    Ob Dives genaueres zu sagen wüsste über das Geschäft? Natürlich wüsste er das! Aber das jetzt hier einfach so auszusprechen, wo erstens quasi jeder zuhören könnte, wenn er nur wollte, und zweitens die Gefahr bestand, dass er damit den Sicinier vor den Kopf stieß. Nein, Dives dürfte es maximal unterschwellig andeuten. Wahrscheinlich wäre das schon beinahe zu viel des Guten.


    "Es geht in gewisser Weise um die Zukunft der Civitas... Aber auch um dein Wohl, Sicinius. Besonders nach den schlimmen Schicksalsjahren, die du erdulden musstest..." Damit verband der Iulier seine erste Antwort mit der Frage, weshalb er ausgerechnet den Sicinius einlud. Ein mitfühlender Gesichtsausdruck sollte zeigen, dass diese Worte keinesfalls eine unterschwellige Drohung beinhalteten, wie man es vielleicht fälschlicherweise verstehen könnte.


    "Also? Was sagst du?", fragte Dives mit einem netten Lächeln auf den Lippen. Es würde ja auch reichen, wenn der Decurio am Abend einen Boten zur Villa Rustica Iuliana schicken würde... mit entsprechender Zusage. Ja, nur bei einer Zusage, denn andernfalls könnte Dives ja nicht gleich versuchen, den Mann doch noch umzustimmen - auch wenn solch ein Versuch wahrscheinlich dann eh nicht von Erfolg gekrönt wäre. Egal. Erstmal hören, was der Sicinier meinte.

    "Das ist richtig.", antwortete Dives kurz und bündig. Was sonst hätte er dazu auch noch sagen sollen?


    Der Iulier war ganz klar mit der Intention in dieses Officium getreten seine Sache anzuschieben, auf dass sie in wenigen Wochen hoffentlich schon erledigt sein würde. Dann würde er dem Vorschlag seines Cousins Centho entsprechend eine Brotspende veranstalten und vielleicht, so sich geeignete Leute fanden, das Ganze noch mit der Finanzierung einer Theatervorstellung ausbauen. Die Organisation öffentlicher Spiele gehörte schließlich auch zu den festgeschriebenen Pflichten eines Decurios.
    Dives würde die beiden Digne natürlich nicht nur miteinander verknüpfen, sondern sie auch rechtzeitig vor die nächsten Wahlen terminieren. Zusammen mit der Einladung eines gewissen Decurios zu Dives' Cousin nach Roma stünden dann seine Chancen auf das Duumvirat hoffentlich nicht allzu schlecht...

    Mal wieder gab ein Bote aus Ostia einen Brief ab:


    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/al…epunkt/Payiosbreit1-1.jpg]
    Ad
    Herius Hadrianus Subdolus
    Classis Misenensis
    Misenum, Italia



    Salve Tribune Classis Hadriane,


    Zwar amtiere ich nicht mehr als Quaestor Ostiensis, aber dennoch möchte ich dir in Absprache mit meinem Amtsnachfolger selbst diese erfreulichen Zeilen schreiben.


    Vor wenigen Tagen habe ich meinen abschließenden Bericht zur Einführung der Hafengebühr in Ostia gegeben und dabei das erste Jahr ihrer Existenz resümiert. Dabei habe ich eingedenk deiner Briefe auch den Antrag eingebracht die Socii Mercatorum Aureii aufgrund ihrer Bedeutung für die Civitas Ostia von der Hafengebühr auszunehmen. Es wird dich hoffentlich freuen zu hören, dass der Vorschlag die Zustimmung der Curia gefunden hat und die Forderungen gegenüber der S.M.A. folglich nun als nichtig angesehen werden.


    Ich bitte dich vielmals die vergangenen Unannehmlichkeiten zu entschuldigen und denke, dass wir die für beide Seiten gewinnbringende Zusammenarbeit zwischen der Civitas Ostia und der S.M.A. nicht aufgrund dieses Vorfalls infrage stellen oder gar beenden sollten. Die Politik ist nie völlig fehlerfrei gewesen und wird dies vermutlich auch nie sein. Allerdings ist sie stets bemüht die Zahl ihrer Fehler gering zu halten und nach Möglichkeit zu korrigieren.


    In diesem Sinne hoffe ich auf viele weitere Jahre guter und gegenseitig befruchtender Zusammenarbeit. Mögen die Götter dich und die Deinen schützen.
    Vale bene.


    Marcus Iulius Dives
    EX-QUAESTOR - OSTIA



    Dives ließ einen Brief abgeben...


    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/Payiosbreit1-1.jpg]
    Ad
    Paullus Atius Scarpus
    Castellum Alae II Numidiae
    Confluentes, Provincia Germania Superior



    Salve Decurio Alae Scarpus,


    Mit großer Freude habe ich deine letzte Nachricht gelesen. Damit habe ich endlich die lang erhoffte Klarheit über die Herkunft meiner Großmutter Iulia Atia. Und ich freue mich sehr, dass ich auf diesem Weg auch gleich weitere Verwandte kennenlernen kann.


    Du heißt also Atius Scarpus. Woher kommst du? Ich meine, hast du schon immer in der kalten Provinz Germania gelebt? Warst du überhaupt schon mal in Italia? Ich finde ja, dass man mindestens einmal in seinem Leben Roma nicht nur gesehen, sondern auch erlebt haben muss! Falls es dich also dienstlich oder privat jemals hierher verschlagen sollte, dann gib mir bitte Bescheid und sei dir meiner und gewiss auch der Gastfreundschaft meiner übrigen Gens versichert.


    Außerdem erwähntest du einen Praetorianer Atius Romanus. Zu gern würde ich auch ihn etwas näher kennenlernen. Hast du vielleicht nähere Kenntnis darüber, wo ich ihn erreichen könnte? Zwar gibt es auch einen verwandten Centurio Iulius Antoninus, der unter den Praetorianern seinen Dienst am Imperium tut, doch ist dieser in der derzeitigen politischen Situation ein vielbeschäftigter Mann, der sich nicht auch noch mit derlei Angelegenheit herumschlagen soll.


    Zuletzt möchte ich mich noch für mein langes Schweigen entschuldigen. Eine tückische Krankheit hat mir die vergangenen Wochen sehr schwer gemacht, sodass an Arbeit ganz allgemein nicht zu denken war und mir nichtmal die Kraft zum Schreiben einiger Briefe blieb. Doch zum Glück bin ich mittlerweile wieder so gut wie vollständig genesen. Viele Gebete und Opfer an die Götter haben mir dabei geholfen.


    In diesem Sinne hoffe ich, dass auch du gerade in diesen Tagen versucht bist dich mit den Göttern gut zu stellen. Mögen die Götter eine schützende Hand über dich und die Deinen legen.
    Vale bene.


    Marcus Iulius Dives
    SODALIS ET SCRIBA - FACTIO VENETA




    Sim-Off:

    Familien-Wertkarte der Iulier (F-I)

    Während der Wochen der Krankheit hatten sich beim Iulier diverse Briefe und andere Schreiben angesammelt. Klar war hier und dort dies und das an andere delegiert worden, um nun nicht in Schreibarbeit zu versinken. Dazu gehörte beispielsweise eine Mitteilung eines Vigintivirs, die sich zu Dives wohl einfach nur verirrt hatte, wäre es ihm doch ziehmlich neu Erbe eines Octavius zu sein.
    Einige Nachrichten konnte hingegen nur Dives persönlich beantworten, weshalb sie wohl oder übel warten mussten, bis der Iulier wieder genesen war. Darunter fand sich ein Brief seines Cousins Atius Scarpus, der nun beantwortet werden sollte. Dives hatte einen Schreiber zu sich gerufen, der ihm sein Diktat abnehmen sollte.


    "Schreib... Nach Confluentes, Germania Superior an den Decurio Alae, Atius Scarpus. Salve Decurio Alae Scarpe. Mit großer Freude habe ich deine letzte Nachricht gelesen. Damit habe ich endlich die lang erhoffte Klarheit über die Herkunft meiner Großmutter Iulia Atia. Und ich freue mich sehr, dass ich auf diesem Weg auch gleich weitere Verwandte kennenlernen kann. Absatz. Du heißt also Atius Scarpus. Woher kommst du? Ich meine, hast du schon immer in der kalten Provinz Germania gelebt? Warst du überhaupt schon mal in Italia? Ich finde ja, dass man mindestens einmal in seinem Leben Roma nicht nur gesehen, sondern auch erlebt haben muss! Falls es dich also dienstlich oder privat jemals hierher verschlagen sollte, dann gib mir bitte Bescheid und sei dir meiner und gewiss auch der Gastfreundschaft meiner übrigen Gens versichert. Absatz." Niemand hatte dies je so gesagt, aber Dives hielt es für eine angebrachte Geste und er war sich eigentlich auch nahezu sicher, dass sein Cousin Centho nichts dagegen hätte. Dessen Meinung würden sich notfalls die anderen Gensmitglieder beugen, war Dives überzeugt (er schloss dabei einfach von sich auf die anderen). Außerdem würde sicherlich noch einiges an Zeit verstreichen, ehedem der Atier nach Roma oder Ostia käme. Bis es soweit wäre, könnte Scarpus also auch noch weiter aufsteigen und sich auf diese Weise selbst zu einem noch interessanteren Gast machen. Gleichsam hätte so auch Dives noch Zeit sich weiter empor zu arbeiten und so auch innerhalb der Gens eine etwas bedeutendere Rolle einzunehmen, die ihm mehr Einfluss auf derartige Entscheidungen einräumen würde.
    "Außerdem erwähntest du einen Praetorianer Atius Romanus. Zu gern würde ich auch ihn etwas näher kennenlernen. Hast du vielleicht nähere Kenntnis darüber, wo ich ihn erreichen könnte? Zwar gibt es auch einen verwandten Centurio Iulius Antoninus, der unter den Praetorianern seinen Dienst am Imperium tut, doch ist dieser in der derzeitigen politischen Situation ein vielbeschäftigter Mann, der sich nicht auch noch mit derlei Angelegenheit herumschlagen soll. Absatz." Dives konnte ja nicht wissen, wie es derzeit bei der Ala II Numidia aussah. Ja, vielleicht bereitete sie sich auf einen Bürgerkrieg vor. Aber vielleicht gehörte ja gerade der Atier zu den Leuten, die auch im Bürgerkriegsfall im Castellum bleiben und weiterhin die Grenzen des Imperiums sichern würden. Was wusste der Iulier schon?
    "Zuletzt möchte ich mich noch für mein langes Schweigen entschuldigen. Eine tückische Krankheit hat mir die vergangenen Wochen sehr schwer gemacht, sodass an Arbeit ganz allgemein nicht zu denken war und mir nichtmal die Kraft zum Schreiben einiger Briefe blieb. Doch zum Glück bin ich mittlerweile wieder so gut wie vollständig genesen. Viele Gebete und Opfer an die Götter haben mir dabei geholfen. Absatz. In diesem Sinne hoffe ich, dass auch du gerade in diesen Tagen versucht bist dich mit den Göttern gut zu stellen. Mögen die Götter eine schützende Hand über dich und die Deinen legen. Vale bene."


    Nachdem auch jene Korrespondenzen abgearbeitet waren, kam Dives schlussendlich noch zu aus aktuellem Anlass zu schreibenden Nachrichten. In der vergangenen Sitzung der Curia Ostiensis wurden schließlich auch Dinge beschlossen, die der Iulier nun betreffenden Stellen mitteilen musste.


    "Schreib... Nach Misenum, Italia an den Tribunus Classis Hadrianus Subdolus. Salve Tribune Classis Hadriane. Zwar amtiere ich nicht mehr als Quaestor Ostiensis, aber dennoch möchte ich dir in Absprache mit meinem Amtsnachfolger selbst diese erfreulichen Zeilen schreiben. Absatz. Vor wenigen Tagen habe ich meinen abschließenden Bericht zur Einführung der Hafengebühr in Ostia gegeben und dabei das erste Jahr ihrer Existenz resümiert. Dabei habe ich eingedenk deiner Briefe auch den Antrag eingebracht die Socii Mercatorum Aureii aufgrund ihrer Bedeutung für die Civitas Ostia von der Hafengebühr auszunehmen. Es wird dich hoffentlich freuen zu hören, dass der Vorschlag die Zustimmung der Curia gefunden hat und die Forderungen gegenüber der S.M.A. folglich nun als nichtig angesehen werden. Absatz. Ich bitte dich vielmals die vergangenen Unannehmlichkeiten zu entschuldigen und denke, dass wir die für beide Seiten gewinnbringende Zusammenarbeit zwischen der Civitas Ostia und der S.M.A. nicht aufgrund dieses Vorfalls infrage stellen oder gar beenden sollten. Die Politik ist nie völlig fehlerfrei gewesen und wird dies vermutlich auch nie sein. Allerdings ist sie stets bemüht die Zahl ihrer Fehler gering zu halten und nach Möglichkeit zu korrigieren. Absatz." Bei den Göttern, wie Dives derartiges Geschleime zuwider war! Aber was half es? Wollte der Iulier versuchen die Socii Mercatorum Aureii in Ostia zu halten, so musste er wohl oder übel solche Geschütze auffahren und hoffen, dass sie ihre Wirkung beim Empfänger nicht verfehlten.
    "In diesem Sinne hoffe ich auf viele weitere Jahre guter und gegenseitig befruchtender Zusammenarbeit. Mögen die Götter dich und die Deinen schützen. Vale bene."

    Der Duumvir gab einen Kommentar, den Dives nicht gleich einordnen konnte. War er positiv gemeint oder wollte er den Iulier herausfordern? Drum folgte Dives mit einem freundlichen Nicken zunächst der Einladung Platz zu nehmen und nutzte den kurzen Augenblick, um zu versuchen diese Frage abzuwägen. Er atmete noch einmal tief durch, ehe er zu einer Antwort ansetzte:


    "Frustriert... Frustriert ist so ein einseitiges Wort. Die Diskussionen und Debatten zur Hafengebühr waren vor allem sehr langwierig und Kräfte zehrend. Das hat man mir wohl gestern auch zum Ende hin anmerken können, da ich von meiner alten Kondition noch ein Stück weit entfernt bin.", erklärte Dives sich. Jeden Morgen machte er ein wenig Morgengymnastik, um sich damit auch mental zu stärken, hingen Körper und Geist seiner Ansicht nach doch miteinander zusammen. Insofern war es nach seiner Krankheit aus seiner Sicht nur logisch, dass es wieder etwas Zeit brauchen würde, ehedem er wieder mit alter Form in den Tag gehen könnte.


    "Aber den Mut genommen haben sie mir nicht, nein. Denn zumindest für mich ganz persönlich ist es so: Solche Tiefschläge sind zum Teil hart und tun manchmal auch weh, aber ich habe so einen inneren Trieb in mir, der mich an genau jenen Stellen stets weitermachen lässt. Spätestens nach einer gewissen Phase des Kräftesammelns." Hui, das waren ganz schön persönliche Worte, die dem Iulier hier über die Lippen kamen, aber gut. Gesagt war gesagt. Klar hinterfragte er sich und seine Ansichten stets selbst und fühlte sich frei genug*, eigene Entscheidungen in Frage zu stellen und gegebenenfalls nachzubessern oder ganz und gar rückgängig zu machen. So schloss er, auch nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte, aus, dass er nochmals eine solche Initiative ergreifen würde. Naja, zumindest nicht in allzu naher Zukunft.
    * Auf seine Freiheiten legte Dives durchaus einen gesteigerten Wert, was er selbst auf die fehlende Vaterfigur und die in diesem Zusammenhang frühe Selbstständigkeit zurückführte.

    Gut, man stieß also gemeinsam darauf an. Damit war dieses Thema wohl auch schon wieder so schnell erschöpft, wie Dives es sich aus den Fingern gesogen hatte. Da nach den zustimmenden Worten niemand gleich etwas anderes ansprach, nahm Dives noch einen weiteren Schluck aus seinem Becher, bevor er zu Italicus gewandt meinte:


    "Hat Lucius dir eigentlich schon von der Societas Claudiana et Iuliana erzählt?" Centho war schließlich Magister der Societas und Italicus war ein engagiert wirkender Iulier...

    Sehr schön! Das hörte sich doch ganz gut an. Vielleicht mochte er sich seiner Sache noch nicht ganz sicher sein, aber er hatte doch bestimmt schon diverse Gespräche geführt. Man bereitete sich doch sicherheitshalber zumindest in gewissem Maße auf eine Kandidatur vor, um am Ende nicht im Regen zu stehen, wenn man wirklich antreten wollte...


    Insofern war Dives also zufrieden mit der Antwort - auch weil der Decurio andererseits auch nicht allzu überzeugt von einem eigenen Antreten zum Duumvirat zu sein schien. Mit freundlichem Lächelnd nickte der Iulier, ließ eine kurze Pause nach der Antwort seines Gegenübers, um den Übergang zum eigentlichen Anlass anzuzeigen und sprach dann zum Sicinier:


    "Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute!", machte der Iulier noch einen kurzen Übergang.
    "Eigentlich wollte ich dich sprechen, weil ich dich im Namen meines Cousins, Senator Iulius Centho, zu einer Cena einladen soll. Es geht um ein größeres Geschäft, weshalb er dich persönlich treffen will.", erklärte Dives den eigentlichen Gesprächsgrund und hoffte das Interesse seines Gegenübers geweckt zu haben.


    "Wie du sicher weist, dürfen Senatoren die Urbs Aeterna derzeit nicht verlassen, weshalb die Cena in der Casa Iulia zu Roma stattfinden soll. In acht Tagen* würde er dich gern dort empfangen. Eine Kutsche wird dir natürlich organisiert... sofern du Zeit und Interesse hast...?" Damit waren auch Ort und Zeit genannt. Blieb zu hoffen, dass der Decurio diese Einladung auch annehmen würde. Mit offenem und freundlichen Blicken wartete Dives auf die Reaktion des N.S.C.


    Sim-Off:

    * fiktive Zeit

    Dem Iulier war schon fast klar gewesen, dass der Duumvir nicht gleich zu sprechen wäre. Gerade nach den Sitzungen der Curia gab es ja immer besonders viel zu erledigen. So geduldete er sich also und wartete. Ansonsten hatte er als Mann ohne Amt eh nicht allzu viel zu tun. Und letztlich erschien der Duumvir dann ja auch nach einigem Warten.


    "Salve, Duumvir!", grüßte Dives den Ankommenden.
    "Ja... Danke.", bestätigte der Iulier das beinahe Offensichtliche, bevor er hinter dem Stadtobersten das Officium betrat.


    "Ich würde gern mit dir über die von mir angestrebte Ernennung zum Decurio Ostiensis sprechen.", wiederholte er sein Anliegen nochmal vor dem Duumvir. Natürlich schloss er erst die Tür zum Officium hinter sich und ließ den Duumvir Platz nehmen, bevor er zu sprechen begann.

    Natürlich wusste Centho, dass Dives noch unverheiratet war. Er wäre schließlich wahrscheinlich sogar der Erste, dem Dives derartige Neuigkeiten unterbreiten würde! Das war ja auch loglisch, wo der Cousin sein nächster Verwandter war und noch dazu Senator und sogar Augur! Dives würde eine Hochzeit vielleicht nicht gänzlich abhängig machen von der Meinung Centhos, aber ein vorheriges Gespräch wäre wohl das Mindeste...


    "Drauf trinke ich!", erhob Dives seinen Becher. Dass gerade junge Leute auch gelegentlich dem Vergnügen frönen sollten, war schließlich eine sehr gelungene Feststellung! Dann folgte er dem Blick seines Cousins und hoffte, dass sich dieser Aussage ebenfalls anschließen würde. Ihn betraf es ja auch.


    Nachdem Dives anschließend ein paar Tropfen für die Götter verschüttet hatte, ließ er seinen Worten Taten folgen und nahm einen größeren Schluck aus seinem Becher...

    Einen Tag nach dieser Sitzung der Curia Ostiensis stand Dives wieder vor dem Officium der Duumviri und meldete sich höflich und freundlich beim zuständgien Scriba an:


    "Salve, Scriba! Ich bin Marcus Iulius Dives und würde gerne einen Duumvir sprechen, wenn dies möglich ist. Ich habe genug Zeit mitgebracht, falls er mich nicht gleich empfangen kann." Das war wohl der wahrscheinlichste Fall. Aus diesem Grund erwähnte er es und verleih seiner Bitte um ein Gespräch ein Hauch von Hartneckigkeit, ob diese nötig war oder nicht.


    "Es geht um eine angestrebte Ernennung zum Decurio Ostiensis.", fügte der Iulier auch den Anlass seines Besuchs eines Duumvirs hinzu, womit der Scriba alle wichtigen Informationen haben dürfte. Nun wartete er auf eine Reaktion seines Gegenüber.

    Yeah! Eigentlich sollte er sich nun freuen. Dives hatte seine Berichte vorgetragen, damit seine Amtszeit als Quaestor offiziell beendet und Empfehlungen ausgesprochen, die nun angenommen worden waren. Aber Freude stand dem Iulier nicht ins Gesicht geschrieben. Ersteinmal war er ziehmlich erschöpft, was einerseits an der Diskussion lag, aber andererseits auch daran, dass er sich nach seiner Krankheit noch nicht wieder an ein solches Pensum gewöhnt hatte.


    "Danke!", nickte Dives dem leitenden Duumvir zu. Dass er dabei kaum einen Ton von sich gab, sodass man ihm den Dank maximal von den Lippen lesen könnte, bemerkte der Iulier nicht. Anschließend gab er die Bühne wieder frei und der Sitzungsleiter könnte zum nächsten Tagesordnungspunkt übergehen. Dives indes sammelte seine Kräfte, denn er hatte noch ein weiteres wichtiges Gespräch heute vor sich.



    Nach Sitzungsende begab sich der Iulier zügig in Richtung Ausgang, wo er auf einen ganz bestimmten Decurio wartete. Numerius Sicinius Corbulo war dessen Name, ein durchaus angesehner Politker, der in seiner Karriere bereits einmal gewählter Duumvir dieser Civitas gewesen war. Der lokal bedeutende Ton- und Keramikerzeuger hatte in den letzten Jahren eine Reihe größerer Schicksalsschläge erlitten. So brannte vor drei Jahren eine seiner Töpferei. Vor zwei Jahren starben seine Frau und einer seiner Söhne bei einem Schiffsunglück. Im letzten Jahr stürtzte nach einem heftigen Herbstunwetter eine seiner Tongruben ein, zwei weitere liefen mit Wasser voll. Nun war er finanziell doch ganz schön gebeutelt und es schien ein erneutes Duumvirat anzustreben, das neben einem zusätzlichen festen Gehalt auch die Möglichkeit gab seine geschäftlichen Kontakte auszuweiten, um sich so zumindest wieder einigermaßen renovieren zu können.


    "Salve, Sicini!", grüßte Dives freundlich und möglichst unbeschwert.
    "Ich hoffe, dir geht es gut und die Götter gönnen dir nach den letzten drei Jahren endlich wieder auch ein paar gute Jahre! Wie man munkelt trittst du im nächsten Jahr zum Duumvirat an?", erkundigte sich der Iulier fast schon beiläufig. Was nach außen als lockerer Small-Talk-Gesprächseinstieg wirken sollte, war für ihn eine letzte Vergewisserung. Teil eins der Absprache mit seinem Cousin Centho.


    Sim-Off:

    Nur wenn du willst und nicht zuviel zu tun hast...

    Allerdings setzte sich diese Geschichte hier etwas anders fort, als die Komödie des Plautus. So versank Dives nicht voller Scham im Boden. Auch hatte er ja keine Frau, die ihn hier nun irgendeiner Sache überführen wollte. Im Gegenteil war dies als lustiger Scherz zum Aprilanfang gedacht, der gleichzetig den 20-jährigen Dives nachträglich zu dessen rundem Geburtstag etwas aufziehen sollte. Vergleichbar vielleicht mit Schummelpaketen, die irgendwann in der Zukunft einen mehr oder weniger ähnlichen Zweck erfüllen sollten.


    Doch so richtig aufgezogen fühlte sich der Iulier - wohl auch aufgrund des Alkohols - nicht und setzte das Liebesspiel ungeachtet der sich offenbarten neuen Umstände fort. Überhaupt war die ganze Atmosphäre in diesem Zimmer derart spannungsgeladen, dass er nicht einmal die Chance hatte sich gegen diese Situation zu wehren - selbst wenn er gewollt hätte. Stattdessen berührte Dives mit seiner rechten Hand die flache Brust des halb unter ihm Liegenden. Sie war weniger weich und kaum die Hand füllend verglichen mit den Eroberungen, die Dives bisher gemacht hatte (sie waren locker an einer Hand abzählbar). Dafür bekam er Muskelmasse zu spühren, nicht übermäßig viel wie bei so manchem Leistungssportler, aber dennoch.


    Und wie die Muskeln allgemein beim Anspannen fest wurden, so erhärteten sich auch bei den beiden im Bett Liegenden mehrere Muskelpartien. Anders ausgedrückt: Die Küsse wurden intensiver und die Leidenschaft schwoll - wortwörtlich - an. Es folgte eine Art liebevoller Kampf, in dem zunächst der Fremde die Oberhand errag, bevor sich Dives ein Herz fasste und sich gegen den 'Angreifer' zur Wehr setzte bis sich dieser schließlich in der unterlegenen Position befand. Seltsam glich die Situation aus Sicht des Iuliers den anderen bereits erlebten und doch war alles anderes, war alles völlig neu. Wo er sonst die Augen geschlossen hatte und nach einer Weile schemenhafte Umrisse, eine Art schwarzen Schatten vor sich sah, da behielt er nun die Augen offen und hat auch nicht den Drang danach sie zu schließen. Vielmehr schien er nun das Original, die den Schatten werfende Person vor sich zu haben.


    Es schien fast so, als hätte Dives die vielen Jahre in einer Höhle gelebt, unfähig seinen Kopf oder Körper zu bewegen, hinter ihm eine Mauer und dahinter eine Feuerstelle. Eine weitere Beschreibung war wohl nicht nötig, deutete sich doch bereits jetzt das Höhlengleichnis unverkennbar an. Der Iulier war dabei zu erkennen, an der Wahrheit zu schnuppern, der Wahrheit über ihn selbst. Zweifelsfrei würden noch Tage, Wochen und wahrscheinlich gar Monate vergehen, bis er diese auch als solche anerkannte und begriff. Doch er befand sich nun auf dem Weg aus der Höhle, einem schmerzhaften Weg, denn das direkte Licht des Feuers brannte in seinen Augen. Ein Zurück allerdings würde es nicht geben, nicht geben können - egal, wie sehr er sich zurück hinter die Mauer mit Blick auf die Höhlenwand wünschte. Letztlich würde er irgendwann gar außerhalb der Höhle, im Sonnenlicht stehen und irgendwann erkennen. Inwiefern er bis dahin oder von dort an andere Menschen an diesem Weg und sicherlich auch Kampf mit sich selbst teilhaben lassen würde, wäre nocheinmal eine gänzlich andere Sache, über die er sich noch nicht ansatzweise den Kopf zerbrochen hatte. - Aber im Moment hatte der Iulier ja auch ganz andere Gedanken, wohl verständlicherweise...



    Und so verflog die Zeit, bis sich Dives erschöpft neben dem Fremden niederließ. Seine Haut glänzte von dem Schweiß, der langsam verdunstete und damit seinen erhitzten Körper langsam wieder abkühlte. Seine Lippen fühlten sich seltsam an, was wohl darauf zurückzuführen war, dass sie durch die winzigen Stoppeln auf den unbekannten Gesicht ungewohnt angegriffen worden waren. Kurze Zeit später dämmerte der Iulier dann weg, sodass er nicht mehr bemerkte, wie der Fremde das Cubiculum wieder verließ, um am nächsten Morgen so spurlos verschwunden zu sein, wie er gekommen war. Dieser Abend würde Dives - nicht nur aus diesem Grund - noch eine Menge Kopfzerbrechen bereiten, wenn er wieder aufwachte. Doch ersteinmal hieß es jetzt schlafen, ein erster Schritt zur Verarbeitung des Gewesenen...

    Wie Dives soetwas hasste. Er hatte doch seine Beweggründe für diese Vorschläge eigentlich klar geschildert. Oder hatte er etwa Teile dessen, was er sagen wollte, nur gedacht? Nein, das war höchst unwahrscheinlich. Aus Sicht des Iuliers war der Typ, der sich da nun zu Wort meldete eindeutig ein Querulant, der ihn nicht leider konnte, und den er nicht leider konnte. Ärger und Wut stiegen im Iulier auf und er wünschte, er könnte diesem Kerl mal so richtig seine Meinung pfeiffen (was aber vermutlich auch nichts ändern würde - das tat es ja im Allgemeinen nie). ABER: Dives stand hier in der Öffentlichkeit... vor den versammelten Decuriones... im Gegensatz zu den übrigen Anwesenden weder selbst Decurio noch amtierender Amtsinhaber. Im Klartext war der Iulier hier also so unwichtig wie die Scribae, die das Sitzungsprotokoll führten. Vermutlich wäre selbst das noch übertrieben. Es hieß nun also bloß nicht ausfallend zu werden, nicht die Kontrolle zu verlieren, ganz ruhig und möglichst freundlich zu bleiben! Dives atmete kaum merklich sehr tief ein, um den Ärger danach in einem langgezogenen ruhigen Ausatmen auszustoßen. Dann setzte er zu einer Antwort an:


    "Ich möchte dir für deine Sorge um mich danken und werde dich selbstredend auch in mein nächstes Gebet einschließen.", sprach er so freundlich wie es ihm noch möglich war. Sein Gesicht war derart angespannt, dass seine Mundwinkel die eigenen Lippen ganz schmal werden ließen. Ironie oder Sarkasmus schwangen NICHT mit in seinen Worten und gegen eine naiv-freundliche Antwort könnte und würde hoffentlich niemand etwas sagen.


    "Was meine Anträge betrifft, so habe ich hoffentlich deutlich genug gemacht, dass ich die Einführung der Hafengebühr keineswegs als falsch erachte. Vielmehr ist dies eine Reaktion auf die Kritik der Schiffseigner und auf die Auswertung der Beobachtungen aus dem ersten Jahr der Einziehung der Gebühr." Und man musste doch bereit und gewillt sein, kleinere Korrekturen an Gesetzen und Verordnungen vorzunehmen, wenn es Argumente gab, die einen überzeugten. Oder war das zu modern gedacht?


    "Vor allem aber möchte ich mich gegen den Vorwurf der Willkürlichkeit wehren. Der Vorschlag der Befreiung der Schiffe der Socii Mercatorum Aureii von der Hafengebühr beruht keinesfalls auf Willkür. Wir alle hier wissen doch, dass ein vergleichsweise hoher Prozentsatz des Warenumschlag in unseren Häfen auf diese Vereinigung zurückgeht." Klar sprach man hier nicht von exorbitant hohen zweistelligen Werten, sondern für sich betrachtet vielleicht gar klein wirkenden Zahlen. Aber untereinander verglichen machte die SMA doch den weitaus größten Teil aus, eben gerade weil sie eine Händlervereinigung - zudem eine nicht gerade kleine - war. Logisch, dass da die unzähligen Privatierunternehmer nicht heran kamen.


    "Und so, wie wir die kaiserlichen Schiffe von Abgaben befreit haben, weil die Civitas in einigen Jahren mehr, in anderen weniger durch den Staat zuschussfinanziert wird, ist es entsprechend nur konsequent, wenn wir auch dieser größten Händlervereinigung hier, die die Bedeutung unserer Civitas zu einem gewissen Teil auch erst ausmacht, dieses Privileg gewähren." Natürlich war dieser Grund alles andere als gerecht und fair. Es war schlicht das Gesetz des Stärkeren, der für gewöhnlich noch stärker wurde, während die Schwachen noch schwächer wurden.


    Mehr konnte der Iulier in dieser Situation dazu nicht antworten. Sein Gesicht war während seiner gesprochenen Worte langsam immer entspannter geworden. Das lag allerdings keinesfalls an aufkommender Erleichterung oder ähnlichem, nein. Bei Dives machte sich eher ein Gefühl mechanischer Argumentation breit. Natürlich war er voll und ganz bei der Sache, aber er war müde... müde und diesen ganzen Diskussionen über die Hafengebühr überdrüssig. Wenn er eins gelernt hatte in dieser Halle, dann das, dass er in Zukunft wohl keine Gesetzes- oder Verordnungsinitiativen mehr vorbringen würde. Er würde beim klassischen Bau irgendeines Tempels oder sonstigen Bauwerkes oder der Ausrichtung irgendwelcher Spiele bleiben, wie es es auch die "durchschnittlichen Aufsteiger" (eine seltsame Bezeichnung) erfolgreich taten. Auf dem jetzigen Weg würde Ostia noch zur politischen Sackgasse werden, das zeichnete sich bereits unverkennbar ab...


    Warum musste Dives auch oft so voller Tatendrang sein? Ja, vermutlich war sogar ER SELBST hier der wirkliche Querulant und nicht dieser gewisse Decurio...

    Hui, die Frage hatte scheinbar ungewollt einigen Staub aufgewirbelt. Dabei hatte Dives nur aus reiner Neugier und purem Interesse gefragt. Italicus hatte er schließlich gerade erst kennengelernt und Proximus, der zuvor hauptsächlich in Misenum war (zumindest seit Dives vor etwa 2 Jahren nach Roma zurückgekehrt war)... Woher sollte er diesen so gut kennen? Aber gut.


    Dives ließ also die Belehrung über sich ergehen und nickte brav. Wie er es hasste belehrt zu werden. Er hatte es schon immer gehasst, schon als seine Mutter es das erste Mal getan hatte. Andererseits wusste er aber natürlich auch, dass es sein Cousin nur gut mit ihm meinte und nur helfen wollte - fast schon wie der Vater, den Dives nie wirklich gehabt hatte. Dann antwortete er mit peinlich berührtem Lächeln zunächst an Italicus gewandt:
    "Tja, ja. Also, nein, ich habe keine Frau." Anschließend wandte er sich zu Centho, um hinzuzufügen:
    "Und nein, ich habe auch... noch... keine passende Partie in Aussicht." Das kleine Wörtchen in der Mitte zog der Iulier etwas länger, um zu betonen, dass er sich ja bemühte, sich informierte und umsah. Dann blickte er zurück zu Onkel Titus, um seinen Grund für sein Single-Dasein vorzubringen.
    "Eben viel Arbeit und kaum Zeit fürs Vergnügen.", meinte er mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Den spontan durch seinen Kopf geisternden Kommentar, dass auch eine Frau noch lange keine Garantie für Vergnügen wäre, ließ er lieber unausgesprochen. Zum Einen war Centho noch relativ frisch verwitwet, weshalb er wahrscheinlich eher weniger gut auf derartige Sprüche verzichten könnte. Auf der anderen Seite war mit Aviana eine aufmerksame Dame zugegen... wennauch eine kleine, noch sehr junge.


    Dass seine Erfahrungen mit Frauen gar an einer Hand abzählbar waren, verschwieg der Iulier besser (ob Aviana nun anwesend war oder nicht). Das würde nur völlig unnötig Diskussionen verursachen. Dass der wahre Grund für diese Tatsache jedoch keinesfalls die viele Arbeit war, sondern etwas, das Dives selbst erst in einigen Tagen herausfinden würde, würde das Thema für den Iulier in Zukunft wohl gar zu einem gänzlichen Tabu-Thema machen...


    Sim-Off:

    Das wusstest du aber wohl (auch SimOff) noch nicht... :P

    Erst vor ungefähr einer Woche war Dives mit seinen beiden ständigen Begleitern Aglaopes und Antinoos in Plautus' Komödie 'Casina'. Die griechische Schauspielertruppe sollte zu den besten im ganzen Imperium gehören, weshalb der Iulier sich diese Vorstellung auf keinen Fall entgehen lassen durfte. Außerdem musste er sich nach seinem Wiedereinstieg ins gesellschaftliche Leben (nach seiner Krankheit) auch mal wieder etwas entspannen. Interessiert hatte er das Drama verfolgt. Aber auch seine beiden Sklaven waren alles andere als unaufmerksam. Ganz im Gegenteil...


    Die Komödie spielte auf den Straßen Athens und mit entsprechend griechischen Charakteren. Im Mittelpunkt des Geschehens stand die titelgebende, doch nicht in Erscheinung tretende Casina. Sie war ausgesetzt worden an der Tür von Lysidamus und Cleostrata, die sie als ihre Sklavin aufzogen. Sie wuchs zu einer wunderschönen Frau heran, sodass Euthynicus, der Sohn des Lysidamus, sie zu ehelichen gedachte. Doch auch Lysidamus fühlte sich stark zu Casina hingezogen, weshalb er seinen Sohn noch vor Zustandekommen der Hochzeit mit einer ausgeklügelten List aufs Land schaffte. Casina sollte nun statt seinem Sohn seinen Sklaven Olympio heiraten, sodass Lysidamus jeder Zeit die Möglichkeit hätte mit Casina zu schlafen, da sie ja nur die Frau seines Sklaven wäre. Tatsächlich wäre sie seine Concubine, ohne dass seine Frau Cleostrata dies herausfinden würde.
    Doch Cleostrata roch den Braten und versuchte nun ihrerseits, dass Casina ihren Sklaven Chalinus zum Mann nahm, der die Zeit bis zur Rückkehr Euthynicus' überbrücken sollte. Damit wurde aus dem Konflikt zwischen Vater und Sohn ein Kampf zwischen Ehemann und Gattin. Um die Situation zu klären schlug Cleostrata vor Lose zu ziehen, wobei Lysidamus unglücklicherweise gewann. Im Folgenden entwickelten Cleostrata und ihre Sklaven einen Plan nach dem anderen, um Lysidamus seinen Gewinn vorzuenthalten. Cleostrata erfuhr von dem Plan ihres Mannes mit Casina zu schlafen, bevor Olympios sie mit sich nach Hause nehmen würde. Daraufhin verkleidete sie ihren Sklaven Chalinus als Casina und demütigte Olympio wie auch Lysidamus, indem sie den Vorteil des verdunkelten Schlafzimmers im Nachbarshaus, wo die Affäre stattfinden sollte, ausnutzte. Im Dunkeln wanderten Olympios Hände unter die Kleidung der vermeintlichen Casina: "Ich lege meine Hände auf ein... einen... Griff. Aber jetzt, wo ich darüber nachdenke, hatte sie kein Schwert: DAS wäre kalt... Es ist so peinlich!!"
    Damit schlug Cleostrata ihren Mann und dessen Sünden wurden öffentlich. Sie nahm ihn zurück und das Leben normalisierte sich. Im folgenden kurzen Epilog erfuhr man, dass Euthynicus vom Lande zurückkehrte und er in der Tat Casina, die eigentlich eine freigeborene Athenerin war, als sie in die Familie kam, heiratete.


    Ein wirklich lustiges Stück, fand Dives schlussendlich. Aglaopes und Antinoos registrierten dies und stimmten natürlich ihrem dominus zu. Seither wurde - so zumindest von Seiten des Iuliers - nicht weiter darüber gesprochen. Weshalb auch, gab es doch keinerlei offenkundigen Anlass hierzu. Die beiden Leibsklaven Dives' sahen dies indes etwas anders. Seit drei Tagen nutzten sie jeden freien Augenblick, in dem ihr Herr ihnen nicht auf die Finger schaute oder über die Schulter blickte, um an einen geheimen "Projekt" zu arbeiten. Anlass dazu war die Tatsache, dass Dives durch seine Krankheit ja seinen 20. Geburtstag im Bett liegend verpasst hatte. Das war vielleicht für einen gewöhnlichen Geburtstag nicht weiter schlimm, aber für einen runden Geburtstag... Nein! Bei passender Gelegenheit würden Aglaopes und Antinoos ihrem iulischen dominus schon eine kleine, auch von Sklaven tragbare Überraschung bereiten. Dives war komplett ahnungslos...


    ... insbesondere, dass HEUTE dieser Tag sein sollte. Alles war ganz normal gewesen: Der Morgen begann mit einigen gymnastischen Übungen und täglicher Korrespondenz (hauptsächlich mit der Curia und der Hafenverwaltung Ostias). Der Mittag setzte den Tag fort mit einer kleinen Ruhepause und dem Gang in die Stadt und dort insbesondere aufs Forum Ostiensis. Schließlich hielt auch die Cena keinerlei Besonderheiten für Dives bereit. Folglich glaubte er es bis dato mit einem Tag wie jedem anderen zu tun zu haben. Wie sehr er sich darin täuschen sollte! Niemals sollte man den Tag vor dem Abend loben, das besagte doch schon ein Sprichwort, das wohl aber im Augenblick nicht ganz so präsent beim Iulier war.


    Er hatte sich heute einmal einen Wein gegönnt, das heißt: zwar verdünnten Wein, aber kein Wasser mit Wein. Letzteres pflegte er sonst nämlich immer zu trinken, da er Alkohol im Allgemeinen nicht sonderlich viel vertrug. Im Nachhinein betrachtet könnte man fast schon davon sprechen, dass es ihm von seinen Sklaven aufgedrängt wurde, weil er doch stets so viel arbeite und doch auch mal wieder richtig entspannen müsste. Aber in jenem Augenblick fühlte sich der Iulier geschmeichelt und ging folglich darauf ein. Nicht vollkommen beschippst und auch noch einfache Dinge denken könnend, aber doch deutlich erheitert verließ er später am Abend das Triclinium in Richtung seines Cubiculums. Er wollte schließlich für den nächsten Tag fit sein, wenngleich jener wohl kaum anders als dieser verlaufen würde...


    ... dachte er noch, bevor er im schummrigen Licht seiner Öllampe und des durchs Fenster scheinenden schwachen Mondlichtes eine Gestalt auf seinem Bett ausmachte. Der Iulier kniff die Augen etwas zusammen und versuchte nähere Umrisse auszumachen. So ganz scharf werden wollten die Umrisse jedoch nicht, was sowohl der Dunkelheit als auch der Alkoholpegel geschuldet war. Er trat vorsichtig näher, sagte aber nichts. Die das Bett besetzende Person indes schwieg ebenfalls, forderte Dives jedoch mittels Gestik auf näher zu kommen. Es schien keinerlei Gefahr von der Person auszugehen, sodass der Iulier der Forderung nachkam. Im Gegenteil schien sich eine 'nette Dame' in sein Cubiculum 'verirrt' zu haben, was dazu führte, dass Dives - recht unerfahren wie er mit Frauen war - auch weiterhin nicht wusste, was er hätte sagen können. Aus dem Nichts trat der Cubicularius von hinten an den Iulier heran, nahm ihm die Öllampe aus der Hand, gab ihm einen sanften Stoß in Richtung Bett und schloss die Tür hinter ihm.


    So begab sich der leichtbekleidete Dives mit klarer Intention ins Bett zu der ihm unbekannten Person. Es folgten Küsse, Berührungen, Erkundungszüge der Hände durch unbekanntes Terrain. Dabei waren erstere leicht kratzig, zweitere ungewöhnlich hart und bei letzteren hatte der Iulier das zu Beginn beschriebene "Casina-Erlebnis".
    "Aprilis, Aprilis.", hauchte der Bettgenosse in romantischem Ton. Ja, heute war der 1. April. Dieser Tag war Venus in ihrer Funktion als Göttin der Launenhaftigkeit, Liebe und Täuschung geweiht und seither typischerweise ein Tag, an dem man Verwandte, Bekannte und gute Freunde verschaukelte.

    Dives verbuchte es durchaus als Erfolg, dass auf seine Erwiederung keine weiteren Gegenargumente kamen. Dass die größten Gegner der Hafengebühr, wie natürlich auch deren Anhänger, abwinkten und die eine oder andere giftige Bemerkung machten, störte den Iulier nicht. In dieser ihrer Position mussten sie schließlich gegen den Erfolg der Hafengebühr sein (die sie ja nicht mitgetragen hatten), wie Dives als Initiator jener Abgabe sich ganz klar für den Erfolg aussprechen musste, wollte er zeigen, dass seine Amtszeit trotz Phase der Krankheit gut war. Das wäre dann der Ausgangspunkt für seinen weiteren Aufstieg in der lokalen Politik. So zumindest lautete der Plan.


    Dann wurde der Iulier zum Fortfahren aufgefordert, dabei war er eigentlich bereits am Ende angelangt. Der Finanzbericht war schließlich vollständig vorgelegt und kommentiert worden und auch die positiven wie negativen Auswirkungen der Einführung der Hafengebühr hatte Dives der Curia dargelegt. Drum nahm er das Ende seiner Berichtsrede nochmals auf und formulierte zwei daraus resultierende Anträge:


    "Wie ich bereits dargelegt habe, sind die Einnahmen aus der Hafengebühr gemessen an den gesamten Jahreseinnahmen vergleichsweise hoch. Hauptkritikpunkt an der Abgabe ist deren Höhe. Ich schlage daher der Curia vor, jenen Schiffseignern dahingehend etwas entgegenzukommen. Konkret bringe ich den Antrag ein, die Höhe der nach Paragraph 5 Absatz 2 der Hafenverordnung ab dem elften Liegetag zu zahlende Tagesgebühr um 10% auf 18 Sesterzen zu senken.", sprach Dives nun etwas lauter als noch zuvor, da er ja jetzt auch noch gegen die ihn für den Rest der Sitzung mit Missachtung strafenden Decuriones anreden musste und trotzdem von allen, die dies zuließen, gehört werden wollte.


    "Weiterhin stelle ich den Antrag, dass die Schiffe der Socii Mercatorum Aureii aufgrund der besonderen Verbindung dieser Vereinigung zur Civitas Ostia in den Paragraph 5 Absatz 1 der Hafenverordnung als Ausnahme aufgenommen und folglich von der Entrichtung der Abgabe befreit werden. Der Verein ist seit JAHREN in Ostia aktiv und hat hier sogar eine Handelsniederlassung. Zudem trägt sie zu einem guten Teil zum wirtschaftlichen Florieren dieser Civitas bei." Es war ganz schön anstregend so laut zu sprechen. Da würde der Iulier mit Sicherheit heute abend heiser sein, aber da musste er jetzt durch. Seine Worte beendete er mit einem Blick zum Sitzungsleiter, auf dass jener die beiden Anträge aufnehmen könnte. Mal sehen, ob die Missachter sich nun dazu durchrangen gegen diese Anträge zu reden oder ob man gleich zu einer Abstimmung überging - bei der der Iulier, weil er weder den Rang eines Decurios hatte noch amtierender Quaestor war, allerdings nicht mitstimmen könnte...

    "Ich danke vielmals.", antwortete Dives. Er bedeutete seinen beiden Begleitern sich dem Wunsch der jungen Frau entsprechend vom Tisch zu entfernen. Allerdings hielt der Iulier es für sinnvoller, dass sie durchaus noch Sichtkontakt zu ihm hatten. Wozu hatte er schließlich einen Leibwächter, wenn der ihn im vielleicht entscheidenen Augenblick nicht im Auge hatte? Nein, die beiden blieben im Inneren, nahmen ihre Stehplätze etwas ab des Tisches ein, an den sich Dives nun möglichst galant setzte, und kauften mit einigen Münzen, die ihnen ihr dominus noch in die Hände gedrückt hatte, etwas Trinkbares.


    Ja, vielleicht war der Iulier manchmal (oder auch öfter) einfach zu nett zu den beiden. Aber sei es drum. So schnell würde er diese Angewohnheit nicht abstellen, hatte er doch durchaus auch positive Erfahrungen damit gemacht.


    "Ich hoffe, ich habe dich nicht gestört.", begann Dives ein Gespräch.
    "Mein Name ist Iulius, Iulius Dives.", stellte er sich der Unbekannten ganz allgemein und freundlich vor. Er war ein redseliger Mensch... manchmal... häufiger. Wie dem auch war, wollte er hier ganz sicher nicht nur stumm sitzen. Das wäre schließlich genau das Gegenteil seiner Intention, mit der er die Taverne betreten hatte. Anschließend versuchte Dives eine Bedienung heranzuwinken, die jedoch - auch ob der Anzahl der Gäste - noch ein ganzes Weilchen auf sich warten lassen würde.

    Der Tag der Rückreise nach Ostia nach seinem Besuch der Casa Iulia. Dives' Weg führte jedoch zunächst über das Forum, um noch einmal letzte Neuigkeiten aufschnappen zu können. Aber auch der Weg in die Taverna Apicia durfte dabei natürlich nicht ausbleiben.


    | Antinoos
    CURSOR ET CUSTOS CORPORIS - MARCUS IULIUS DIVES


    "Aus dem Weg!", schubste Antinoos einen nach Bettler aussehenden Mann aus dem Weg und bahnte Dives damit den Weg in die alles andere als leere Taverne. Der arme Tropf hatte den iulischen Leibwächter auf seinem Weg nach draußen angerempelt.


    | Aglaopes
    MEDICUS ET SCRIBA PERSONALIS, NOMENCLATOR ET PAEDAGOGUS A.D. - MARCUS IULIUS DIVES


    "Es ist voll hier.", stellte Aglaopes fest und erntete dementsprechend einen genervten Blick von Dives. Das sah jener schließlich auch selbst. Schnell scannte der Sklave den Raum und fügte sogleich hinzu: "Wie wäre es mit dem Tisch dort drüben?"


    Dives nickte und die drei schlugen sich bis zu jenem Tisch durch. Kein Tisch war zu dieser Zeit vollkommen leer, hier gab es noch drei Plätze und zudem schienen die Leute nicht keinesfalls so abgebrochen, wie an manch anderem. So trat Dives neben Antinoos hervor und wandte sich an die dunkelbrünette, elegant aufgemachte, junge Dame:


    "Bitte verzeih die Störung, aber sind die drei Plätze hier noch frei?"


    Sim-Off:

    zumindest anfangs reserviert