[Villa Rustica] Iuliana Ostiensis

  • Dives versuchte nur, in möglichst viele Richtungen zu denken und zu ergründen, inwiefern ihm und der Gens Iulia eine Sache schaden konnte und inwiefern sie von Nutzen wäre. Das war wohl auch einer der hauptgründe, weshalb er es ab und an wahrlich liebte, eine gegenteilige Meinung gegenüber seinem Gesprächspartner zu vertreten. Dass jemand etwas nur schwarz oder nur weiß sah, war in Dives' Augen einfach nicht möglich...


    "Und wenn du statt der Widmung für Veiovis einfach auf einen anderen Gott ausweichst, der ähnliche Stärken besitzt? Sagen wir beispielsweise... Aesculapius, den Gott der Heilkunst, oder Apollo, der unter anderem Gott der Gesundheit ist? Letzterer ist auch Gott des Lichtes und der Wahrheit, womit du vielleicht auch ein zusätzliches Zeichen gegen die Acta und ihr Schriftwerk gegen dich setzen könntest...", schlug Dives gar zwei Alternativen vor. Aber natürlich könnte Centho auch bei Veiovis beiben, wenn er wollte. Das wäre auf jeden Fall die letzte Anmerkung seitens Dives bezüglich der Wahl des Gottes/der Göttin. Andernfalls würde es wohl wirklich noch danach aussehen, als versuchte er Centho um jeden Preis von Veiovis abzubringen. Dies war nicht seine Intention und folglich wollte er auch nicht den Anschein erwecken.


    "Gerne kann ich die Duumviri und den Aedilis operum publicorum und wenn du willst, der Vollständigkeit halber auch noch den Aedilis Mercatuus hierher einladen. Wie lange gedenkst du denn hier in Ostia zu bleiben? Oder hast du gar schon einen konkreten Termin ins Auge gefasst?
    Einer zusätzlichen... Überzeugung... meiner Wahl sollte es allerdings unbedingt nicht bedürfen. Schließlich wählt bei den städtischen Wahl die gesamte Stadtbevölkerung von Ostia und nicht nur die Mitglieder der Curia. Und da haben die beiden Duumviri zwar durchaus auch einen gewissen Einfluss, doch keinesfalls einen gegenüber den übrigen Decuriones deutlich überragenden. Und der Aedilis Mercatuus gehört sogar eher zu den weniger einflussreichen Leuten."
    Im Klartext hielt Dives eine Bestechung der Lokalpolitiker für wenig sinnvoll. Wenn dann müsste man die Mitglieder der Curia, das heißt dort eigentlich auch nur die Decuriones, im großen Stil bestechen, wenn man wirklich einen Effekt haben wollte. Und da Dives sich eigentlich relativ sicher war, dass er in der ansässigen bevölkerung einen gewissen Rückhalt genoss, der ihm auch zur Wahl reichen würde, hielt er eben derlei Investitionen für Geldverschwendung. Nicht zuletzt wäre es aus Sicht der Duumviri doch auch schon eine große Ehre überhaupt bei einem Senator geladen zu sein, wobei Dives hier ja quasi der Kontaktmann war...


    "Das hoffe ich sehr und darauf vertraue ich. Denn ich gebe damit sie geben...", meinte Dives mit einem Lächeln. Vielleicht würde er später ja mal in eines der stadtrömischen Kollegien aufgenommen werden, wie sein Cousin. Aber das war natürlich noch Zukunftsmusik.

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    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Ad
    Marcus Iulius Dives
    Villa Ilulii Ostiensis
    Ostia



    Salve Quaestor Iulius Dives


    Ich danke dir herzlichst für das Schreiben und habe nach genaueren studieren des Stammbaumes festgestellt dass deine Nachforschungen richtig sind. In der Tat, Iulius Atia ist die Schwester meines Grossvaters und so ergibt es sich dass wir Cousins zweiten Grades sind. Wie kann es nur möglich sein dass diese Tatsache doch über lange Zeit übersehen oder gar vergessen wurde. Mein Vater hatte kein Wort darüber verloren dass er eine Tante in der Gens Iulia hat. Ich möchte dir meine Freude hiermit übermitteln und dich auch gleich wissen lassen dass es einen weiteren Verwandten der Gens Atia gibt. Er dienst bei den Praetorianern und ist dort Decurio. Sein Name ist Decimus Atius Romanus.
    Es ist erfreulich zu wissen dass es weitere Verwandtschaft gibt. Ich selbst hatte einen Bruder der jedoch verschollen ist. Und meines Wissens nach ist ein Verwandter in Ägypten. Doch habe ich ebenfalls vom ihm seit sehr langer Zeit nichts mehr gelesen.


    Ich hoffe dass es nicht das erste und letzte Mal gewesen ist von einander zu lesen.


    Der Götter Segen und Schutz mit dir


    Vale bene



    Paullus Atius Scarpus
    Decurio, ALA II Numidia


  • [SIZE=20]
    Ad
    M' Iulius Dives
    Quaestor
    Ostia - Provincia Italia



    Salve,


    wie ich aus Deinen Zeilen erkennen kann, bist du weder über die Handelsvereinigung noch deren Arrangement umfassend informiert. Ihr Ziel setzt sich aus dem Vertrieb von Luxusmarken und der Organisation ihrer Mitglieder zusammen. Das meiste geschiffte Gut kommt aus dem Orient, den römischen Kolonien jenseits des Mare Internum und dem Königreich Tylus. Ob diese Schiffe nun nach Wochenlanger Fahrt in Ostia ankern, um ihre Waren für Rom zu löschen oder in einem nahe gelegten anderen Kosten günstigeren Dock, ist völlig irrelevant. Die Stadt Ostia versagt der SMA ihre Gastfreundschaft. Die Handelsvereinigung verläßt die Stadt. Uns oder gerade mir desswegen zuschieben zu wollen den Konflikt beschworen zu haben, ist einfach nur lächerlich. Ostias Civitas sollte vorher überlegen und die Konsequenzen aus ihrem Handeln kennen, bevor sie horrende Gebühren einführt.


    Die Corbita Mercurius liegt seit Jahren auf Reede. Eine Besatzung gibt es nicht. Aus diesem Grund habe ich eine militärische Eskorte der Classis nach Ostia geschickt, die das Schiff aus dem Hafen schleppen und vorerst in einem Dock der Classis Misenensis aufziehen sollen. Es war und ist zu vermuten, daß Ostia im nächsten Monat mit weiteren abstrakten Forderungen antritt, die kein Händler und auch keine gemeinnützige Organisation zu berappen weiß.


    Außerdem halte ich es für nötig, eingeführte Gebühren über die Stadtmauern hinaus an all jene zu verschicken, die in Ostia's Hafen Liegeplätze haben. Weder dies ist geschehen noch eine kurze Information darüber in der Acta Diurna. Ostia's Vorgehen ist weitaus mehr als arglistig und unredlich. Eine Nachzahlung wird es daher nicht geben und die empfindlichen Steuereinbußen ohne die Schiffe der SMA tragen vielleicht dazu bei, das Ostia seine wahre Verpflichtung wieder entdeckt.


    Misenum,





  • Q' FLAVIUS FLACCUS XVIR STL. IUD.



    Epistula ad Marcum Iulium Divitem municipii Ostiae quaestorem mittenda
    Villa Rustica Iuliana Ostiensis
    Ostia - Italia



    Q' Flavius Flaccus Iulio Diviti quaestori s.


    Ein betrüblicher Umstand veranlasst mich, dieses Schreiben nach Ostia zu senden, und dir auf diese Weise den Tod deines Verwandten Octavius Largus ins Gedächtnis zu rufen. Als vom Senat berufener Decemvir litibus iudidcandis ist es jedoch meine Aufgabe, die Hinterlassenschaften des ehrbaren Octavius Largus nach römischem Recht und Gesetz zu verwalten.


    Dir fällt ex lege als nächstem Verwandten des Verstorbenen das Erbe in seinem vollem Umfang von V HS (5 Sz.) zu, welches abzulehnen dir selbstverständlich gestattet ist.


    Ich bitte dich, mir alsbald möglich, spätestens jedoch bis zum dreizehnten Tag vor den Kalenden des Ianuar (20.12.) mitzuteilen, ob du gewillt bist, dieses Erbe anzutreten, welches gleichsam keinerlei weitere Verpflichtungen nach sich zieht. Solltest du diesen Termin versäumen, so wird dein Anteil dem zu verteilenden Erbe hinzugefügt werden, ebenso wie sich der deinige Anteil durch den Verzicht eines der anderen Erben erhöhen kann.


    Möge dein Verwandter Octavius Largus, von den Unsterblichen ins Elysium geleitet, nun in immerwährender Freude wandeln. Dir selbst aber mögen die Götter ein langes, glückliches Leben schenken. Vale.


    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/m/840/4438/siegelflavia2qk0.png]


    XVIR STL. IUD.
    ante diem octavum Idus Decembres


  • ... waren wohl am wenigsten die Besitzer der Schiffe! Nein, den größten Preis zahlte der Initiator dieser Abgabe höchst selbst. Nicht nur, dass er sich bei den diversen Gesprächen, die er mit Schiffseignern in Ostia, Roma und per Brief führte, nicht gerade viele Freunde gemacht hatte - einer dieser Leute war mittlerweile sogar Senator! - Dives hatte gar ein viel existenzielleres Problem bekommen:


    Im Zuge der Durchsetzung der Hafengebühr war der Portus quasi zu einem zweiten Arbeitszimmer des Iuliers geworden, in dem er teilweise mehr Zeit verbrachte, als in seinem "richtigen" Officium. Ungünstig nur, dass der Hafen bei weitem nicht so sauber war, wie sein gewohnter Arbeitsplatz! Der einfache Arbeit seit jeher verabscheuende Dives fing sich so also - im Prinzip war es wohl von Beginn an nur eine Frage der Zeit gewesen - irgendeine Krankheit ein. Zunächst fühlte er sich nur matt und abgeschlagen, später folgten Hustenanfälle, Schweißausbrüche, Fieberschübe... Das ganze Programm!
    Drob informierte ein iulischer Sklave die Curia und Dives' Freund Asinius Celer führte die letzten Wochen von Dives' Amtszeit dessen Officium. Der Iulier indes wurde in der Villa Iulia unter Karantäne gestellt und konnte nur über Ärzte und seine beiden Leibsklaven besucht werden.


    So bekam er weder etwas davon mit, dass die Gattin seines Cousins Centho in Ostia ihr drittes Kind gebahr, noch erfuhr er, dass sie im Kindbett blieb. Es erreichten in keine Neuigkeiten aus Misenum, wo in der Zwischenzeit der Augustus samt Familie gestorben wurde oder aus Roma, wo der Stellvertreter des Augustus daraufhin eine Ausgangssperre verhängte und später eine Proskriptionsliste ausgab. Letztlich verpasste er auch seinen 20. Geburtstag, was im Vergleich zu Vorhergenanntem natürlich weitaus nebensächlicher war, aber dennoch erwähnenswert.



    Nach mehreren Wochen, vielen Gebeten und einigen Opfern an Apollo und Aesculapius - durchgeführt natürlich durch die Bediensteten des Hauses für Dives, da er selbst wohl kaum dazu imstande gewesen wäre - gelangte der Iulier erst heute wieder zu einem Gefühl der Genesung. Ja, er konnte fühlen, dass es bergauf ging und er wohl durchkommen würde, wenngleich er noch immer recht schwach auf den Beinen war und daher den größten Teil des Tages das Bett hütete. Zumindest aber sein Kopf konnte wieder relativ klar denken und so ließ er sich dann auch gleich von seinem jugendlichen Elan getrieben, der ihm noch immer eigen war, die letzten Acta-Ausgaben kommen...


    "Senatswahlen. Kaum zu glauben...", begann er das Lesen. Wie dichterische Werke laut gelesen werden mussten, um ihre Schönheit voll zu entfalten, so musste in Dives' Augen auch jedes andere Schriftstück laut gelesen werden.
    "Publius Matinius Agrippa!", las er und blickte auf zu einem seiner Leibsklaven eine Antwort von diesem erwartend.


    "Dein propatruus, Herr.", bestätigte ihm dieser die Vermutung. Sollte etwa ein Mitglied der Familie zum Consul gewählt geworden sein, während Dives hier schon halb den Weg ins Eysium getan hatte? Er las weiter.
    "... 17,39% der Stimmen." Die Augregung legte sich wieder etwas. Das war wirklich ein niederschmetterndes Ergebnis und bereitete dem Leser keine Freude. Bei dem folgenden Vergleich musste Dives dann lautstark protestieren und es folgte entsprechend seiner noch unvollständigen Gesundung ein Hustenanfall.
    "Soo lange ist ein ähnlich schlechtes Ergebnis doch sicher nicht her!", behauptete der Iulier ersteinmal ins Blaue. Es durfte einfach nicht sein, dass das stimmte. Dives überlegte... und überlegte... und überlegte... und dann... war das nicht... JA!
    "Nein, so lange ist das nicht her.", bestätigte er sich noch einmal ganz ruhig, denn tatsächlich hatte (wennauch nur wenig später) Spurius Sergius Sulla einen noch geringeren Zuspruch bei den Wahlen. Gut, das waren sicherlich keine Senatswahlen im engeren Sinne, bei denen Dives' Cousin (der Sohn seiner Tante mütterlicherseits) damals so unterging. Doch die Wahl zum Tribunus Plebis ließ sch in Dives' Augen dennoch durchaus als "offen" bezeichnen.


    Damit war Dives zufrieden. Nicht, dass es nicht auch schlimm gewesen wäre, dass noch ein weiterer Verwandter ein derart schlechtes Votum erreicht hatte. Das war durchaus nicht toll. Aber so konnte er in seinen Augen zumindest behaupten, dass der Artikel so ja gar nicht stimmte, wenngleich man unter objektiven Gesichtspunkten vielleicht auch die Meinung der Acta haben konnte. Doch wer war bei Familie schon derart objektiv?



    Der Iulier wandte sich dem nächsten Artikel zu. Was dort stand, konnte er kaum glauben... der Augustus ermordet??? Dives ließ sich zurück in sein Bett fallen, in dem er bis dato aufrecht gesessen hatte und tausendundeine Frage schwirrten durch seinen Kopf. Da sonst niemand da war, begann er das Geschehene mit einem der Sklaven - natürlich einem der gebildeteren - zu erörtern.


    "Wenn Aelianus Valerianus und sein Sohn tot sind, wer hat dann den nächsten Anspruch auf den Thron?"
    "Na der im Testamentum des Augustus steht, oder nicht?" Was für eine Frage!, schob der Sklave gedanklich nach.
    "Sicher, dass es soeinen überhaupt gibt? Ich meine, es ist ja nichtmal wirklich sicher, dass auch sein Sohn drin stand. Sonst hätte er den ja auch gleich zum Caesar machen können... was er nicht getan hat." Ob der Augustus überhaupt ein Testamentum hatte? Sicherlich! In seinem Zustand hätte wohl jeder Berater darauf gedrängt. 'Da gab es ja auch viel zu vererben.', verglich der Iulier seine Situation mit der des einst "nur" kranken Augustus. Was Dives vererben konnte, entsprach wohl nichtmal einem Krümel vom Kuchen...
    "Keine Ahnung. Bisher gabs keine Infos, was da nun drin steht.", erwiderte der Sklave den tatsachen entsprechend.
    "Dann wäre doch der nächste Verwandte eigentlich Aelius Quarto, der Patron meines Cousins, oder?", stellte Dives mehr fest, als dass er fragte. Umso überraschter war er ob der Reaktion des Sklaven:
    "Naja, er ist der leibliche Bruder, ja. Aber rechtlich dürfte wohl Ulpius Probus als Cousin ihm näher stehen. Valerianus ist schließlich adoptierter Ulpier... war.", wandte der Sklave ein. Dives wusste nicht, inwiefern dieser damit nun Recht hatte, aber es erschien ihm zumindest plausibel - und er schien auch noch am Leben zu sein; zumindest hatte die Acta nichts Weiteres berichtet.
    "Die Frage ist doch, wem die Legionen folgen!", wandte ein weniger um das Recht bedachter, sondern viel mehr praktisch denkender Sklave ein. Aber auch dem konnte Dives kaum widersprechen.
    "Und wem folgen die Legionen?", stellte Dives in den Raum. Woher jedoch sollte das einer der Sklaven wissen? Betretenes Schweigen.


    Dives las weiter: "... Proscriptio Praefecti Urbi..."
    Damit war die vorherige Frage wohl zumindest für die Urbs Aeterna beantwortet. Im restlichen Reich fehlte Dives die Übersicht... genauso wie den anwesenden Sklaven.



    "Sextus Aurelius Lupus." Bei diesem Namen hielt Dives kurz inne. Irgendetwas sagte ihm , dass er diesen Namen kannte. Ein Blick zu den Bediensteten...
    "Seit kurzem Senator Romas, gewesener Quaestor, stammt aus patrizischem Hause.", ratterte der Angeblickte sofort herunter. Mehr konnte er aber auch nicht sagen.
    "Richtig, der Patrizier aus Roma...", erinnerte sich Dives. Diesen hatte er damals in dessen Villa besucht. Gut, inwiefern die Villa ihm gehörte, wusste Dives nicht. Aber zumindest wohnte der Aurelier damals dort. Wie der Iulier zu diesem Vergnügen kam? Die Hafengebühr, die verdammte!
    "Wurde aus dieser Richtung während meiner Abwesenheit in der Curia die Hafengebühr bezahlt? Lass nach Asinius Celer schicken!", kommandierte Dives einen Laufburschen. Der könnte Dives das wohl nur selbst erklären. Falls jedoch keiner der aurelischen Patrizier etwas gezahlt hatte, wäre die Frage wohl, inwieweit Ostia nun noch irgendwelche Ansprüche würde geltend machen können. Der Aurelier war ja schließlich vogelfrei durch die Proscription und demnach wahrscheinlich auch (rein rechtlich) besitzlos. Oder nicht? Dives war sich unsicher. Spielte das überhaupt eine Rolle? Gehörte das Schiff nicht einer Verwandten? Das würde Dives wohl später klären, wenn Celer hier wäre...



    "Sonst irgendwelche Neuigkeiten?", erkundigte sich Dives, um die Zeit einigermaßen sinnvoll zu überbrücken.
    "Zwei weitere Todesfälle: Dein Cousin Gaius Octavius Largus und die Gattin deines Cousins Centho, Furia Calliphana, die bei der Geburt ihres dritten Kindes im Kindbett blieb. Das Kind, Tiberius Iulius Fusus, ist aber wohl auf.", trug der Sklave kleinlaut die Fakten vor. Dives war bestürzt!
    "Lass mich allein!", befahl er und drehte sich auf die Seite. 'Der arme Lucius!', dachte er noch, bevor er sich völlig erschöpft von dieser anstrengenden Unterredung in Morpheus' Reich begab...

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  • Ein lautes Quietschen erfüllte den Raum und drang förmlich immer tiefer in Dives' Ohren ein. Da halfen auch die Hände nichts, die der Iulier schnellstmöglich auf seine Ohren presste. Dieses Geräusch, das sich anhörte, als wenn man mit einem Fingernagel über eine Tafel fuhr, fand mit Leichtigkeit Wege und Möglichkeiten sich Dives in voller Pracht mitzuteilen. Jenem war dies natürlich weniger eine Freunde, als viel mehr eine Qual. Mehrere Schauer liefen ihm gleichzeitig den Rücken rauf und runter. Dann fiel eine Tür ins Schloss.


    Aber die Erleichterung ob der Ruhe hielt nur kurz. An eine derartige Geräuschkulisse konnte sich Dives nicht annährend erinnern und er wohnte nun mittlerweile bereits etwa ein Jahr hier, in der Villa seines Cousins Centho! Vorsichtig öffnete Dives die Augen... und stellte zunächst mit einiger Überraschung fest, dass es gar nicht so hell war, wie er angenommen hatte, sodass er seine Augen folglich nicht allzu stark zusammenkneifen musste, um nicht vom Licht geblendet zu werden. Erst auf den zweiten Blick fiel ihm auf, dass es zu dunkel war. Wo war das Fenster hin, durch das sonst wenigstens etwas Licht von Mond und Sternen fiel? Dives begann seinen Kopf zu bewegen, um die vollkommen logische Erklärung für diese Tatsachen - die es zweifelsohne dafür geben musste - auszumachen. Dabei erst spührte er den harten, kalten Boden unter sich, der sich so überhaupt nicht nach dem Bett anfühlte, auf welchem er eingeschlafen war. Verdammt, was war hier los? Was sollte das? Wo bei allen Göttern war er hier?!


    'Dominus? Dominus, bist du wach?', erklang eine Dives vertraute Stimme aus dem Dunkel. Er kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, wer dort war. Doch mehr als ein paar grobe Umrisse konnte er nicht erkennen. Unsicherheit machte sich breit, doch da er mit 'Dominus' angesprochen wurde, rag sich der Iulier zu einem vorsichtigen '...ähm... ja...?' durch.
    'Oh, den Göttern sei Dank, du hast die Reise gut überstanden!' Die Reise? Was meinte der Kerl damit? Dives war seit Ewigkeiten nicht mehr gereist. Moment. Oder sollte das etwa heißen, dass er gereist wurde? Aber von wem? Und viel wichtiger: Warum um alles in der Welt?! Dives stützte sich auf seine Hände und schob sich langsam in eine sitzende Position. Viel konnte er auch jetzt noch nicht vom Raum erkennen, doch gewann er den Eindruck, dass sich das gesamte Konstrukt bewegte. Ihm war offenkundig schwindlig und wurde auf der Stelle schlecht. War er hier auf einem Schiff? Im Kopf des Iuliers drehte sich alles und er lehnte sich gegen die nächste Wand, um zumindest etwas Halt zu finden. Die Wand war ähnlich kalt wie der Boden und steinhart. Scheinbar doch eher weniger ein Schiff...


    'Verdammt, wo bin ich?', brachte Dives schmerzerfüllt vor und schloss seine Augen wieder. Wenn das hier ein lustiger Spaß sein sollte, dann sollte dieser sofort beendet werden! Es war nicht ansatzweise zum Lachen! Im Gegenteil: Dives spührte Angst in sich aufsteigen. Und auch die Antwort seines Gegenübers - oder wo auch immer er sich nun genau befinden mochte in diesem Dunkel - war nicht wirklich beruhigend:
    'Wir sind in Roma...' Was sollte das heißen, sie waren in Roma?
    'Ich kann mich nicht erinnern, gereist zu sein... Ich meine... Gestern... Vorhin... Eben... Ja, eben. Eben habe ich mich nur kurz hingelegt. In Ostia! Wie kann ich dann hier aufwachen? Und wo in Roma sind wir hier überhaupt?' Dives öffnete seine Augen erneut, in der Hoffnung sich die letzte Frage zumindest grob selbst beantworten zu können. Doch nach wie vor machte es kaum einen Unterschied, ob er nun die Augen auf oder zu hatte. Erkennen konnte er weder so noch so etwas. Dann zuckte er plötzlich ruckartig zusammen. Was war das? Irgendetwas hatte ihn dort an seiner Hand berührt...
    'Wir sitzen im Kerker. Kurz nachdem du eingeschlafen bist, bekamen wir in Ostia Besuch von einigen Soldaten, die uns hierher brachten.' Dem Iulier blieb für einen Moment der Atem weg. Im Kerker? Er konnte sich nicht erinnern etwas getan zu haben, was diese Tatsache begründen könnte! Und überhaupt. Hatten er nicht eigentlich genügend Kontakte, die soetwas möglichst unwahrscheinlich machten?
    'Wie kann das sein? Ich habe Verwandte! Iulier und Atier bei den Praetonianern! Und der Praefectus Urbi ist ein persönlicher Freund meines Cousins, Senator Iulius Centho!' Es keimte soetwas wie Hoffnung im 20-jährigen Iulier auf. Das musste... Nein, das konnte doch eigentlich nur eine Verwechslung sein! Ja, das war die einzige logische Erklärung für all das hier! Das musste er jetzt nur noch einem der Wachen klarmachen... sofern er hier irgendwo einen finden würde. Eine prüfende Handbewegung... Ja, seinen Siegelring trug er noch am Finger. Dann sollte es hoffentlich nicht mehr allzu lange dauern, bis er endlich hier raus käme! Und da... Hörte er da nicht Schritte? Weit entfernte Schritte, aber dennoch Schritte?!
    'Nun, ich fürchte, dass das in diesem Fall keine Hilfe ist. Nach allem, was die Soldaten erzählten, sind wir auf Wusch des Praefectus Urbi überhaupt erst hier!' Volltreffer! Ein Schlag ins Gesicht. Ein Gefühl, dass sich anfühlte, als würde man ihm den Teppich, auf welchem er eben noch gestanden hatte, direkt unter den Füßen wegziehen. Man registriert noch, dass man fällt, doch kann nicht das Geringste dagegen tun. Das nächste, was man merkt, ist der harte Aufschlag des Kopfes auf dem Boden. Genauso fühlte sich Dives jetzt. Sollte ihm alle Verwandtschaft und Bekanntschaft hier nichts nutzen? Was wollte man von ihm?
    'Aber... was...?' Er fand keine Worte, doch sein Gesprächspartner verstand ihn scheinbar auch so:
    'Der Vescularier lässt scheinbar jeden Senator verhaften, der ihm auch nur den kleinsten Verdacht liefert gegen ihn zu stehen. Lucius soll seine eigene Frau nach der Geburt ihres dritten Kindes umgebracht haben... als Testlauf für den Praefectus...' Ungeheuerlich! Wie konnte man nur auf einen solchen Gedanken kommen! Dives mochte seinen Cousin nicht in- und auswendig zu kennen und traute ihm gewiss auch dies und das zu... Aber DAS?! Das war doch einen Nummer zu hart! Das würde Centho niemals tun! Vor allem: Wo sollte die Intention Centhos in einem Anschlag auf den Praefectus liegen?! Die beiden waren befreundet! Zwei Verwandte waren Klienten des Stadtpraefecten! Dives konnte sich nichteinmal erinnern, das sein Cousin je auch nur schlecht über den Vescularier geredet hätte...
    [i]'Und mit den Senatoren werden offensichtlich auch alle näheren Verwandten inhaftiert, die irgendwie mit ihm unter einer Decken stecken könnten...'
    Bitte??? Jetzt sollte auch noch Dives selbst an solch einer tödlichen Intriege mitgesponnen haben? Das war doch... Ihm fehlten die Worte!


    Unterdessen nährten sich die Schritte immer weiter und bald waren auch passende Stimmen zu hören...
    'Na, dann wollten wir mal sehen, was uns der zweite Iulier berichten kann. Der erste hat ja gut geredet... nachdem wir ihm richtig in die Mangel genommen haben!' Hämisches Lachen. Dives kauerte sich zusammen: Die Beine an den Oberkörper gezogen, den Kopf auf die Knie und seitlich mit den Armenstabilisiert. Die Hände letztlich pressten sich verzweifelt an die Ohren. Er wollte das nicht hören. Er wollte es nicht wissen. Dann zog man an seinem rechten Arm. Dives versuchte sich zu wehren, zu verharren. Er schrie laut auf...



    ... und öffnete die Augen. Er saß in seinem Bett... in Ostia... in der Villa seines Cousins. Schweißtropfen perlten über sein Gesich und seinen Oberkörper. Mehrere Sklaven standen im Zimmer, Asinius Celer blickte durch die offene Tür in den Raum. Rechts von Dives stand sein Cubicularius, der ihm wahrscheinlich geweckt hatte. Ungläubig zog Dives seinen rechten Arm an seine Brust und gab dem Cubicularius mit einem nachgeschobenen bösen Blick zu verstehen, dass er sich zurückziehen solle. Ein anderer Sklave ergriff das Wort:
    "Dominus, Asinius Celer ist da." Unterwürfig stand er mit krummem Rücken neben der Tür und deutete auf Celer, dem sein Erscheinen in dieser seltsam anmutenden Situation sichtlich unangenehm war.
    "Er kann wieder geh'n. Ich habe zu tun.", antwortete Dives forsch und wartete darauf, dass seinem Wunsch Folge geleistet wurde. Tatsächlich verkniff sich der Sklave ein 'Aber du wolltest doch'.



    Später am Tage würde Dives einen brief an seinen Cousin in Roma aufsetzen, denn der Traum hatte merklich seine Spuren hinterlassen...

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  • | Cito
    CURSOR - MARCUS IULIUS DIVES


    Was für ein Erlebnis! Während der vergangenen zwei Tage hatte Cito mehr erlebt, als wohl in seinem gesamten bisherigen Leben! Gut, das mochte angesichts der Tatsache, dass er in die Sklaverei hinein geboren wurde, nicht groß verwundern. Aber dennoch! Es gab im Imperium so viele, viele Sklaven (Zahlen, die die Anzahl seiner Finger überschritten, überforderten Cito rechnerisch etwas) und er hatte die Ehre Senatoren zu sprechen. Dass er dabei nur ein Sprachrohr für eine zu überwindende Distanz war, nahm Cito dabei nicht wahr.


    Etwas aufgeregt und leicht angespannt betrat er Dives' Arbeitszimmer voller Übereifer ohne zu klopfen. Ein Fünkchen Stolz war in seiner Gefühlswelt wohl auch gerade zu finden, bis Dives seinen Cursor ob des eingejagten Schrecks ersteinmal anfuhr...


    "Verdammt!" war Dives' erste zornige Reaktion, kurz nachdem er leicht zusammengezuckt war und dadurch einen Strich über die gesamte Seite, an der er gerade schrieb, gezogen hatte.
    "Agrr! Siehst du nicht, dass ich hier versuche zu arbeiten??!!" Die Augen des Iuliers funkelten bedrohlich. Anders als bei vielen anderen Menschen wurde sie dabei aber nicht zu engen Schlitzen. Dives' Augen rissen auf, wurden ganz groß und das sonst so interessant anmutende Azurblau wirkte auf einmal verdammt blass und kalt. Der Funken Stolz in Cito verschwand wie die Flamme einer Kerze, die man ohne Mühe einfach auspustete. Ja, der Cursor stand sogar von jetzt auf gleich wie schockgefrostet auf der Stelle, den Mund leicht geöffnet - so, als hätte er noch versucht eine Entschuldigung hervorzubringen, es aber nicht mehr geschafft.
    "Man!", versuchte der Iulier sich möglichst schnell wieder zu fangen und wischte dabei das verhunzte Schriftstück vom Tisch. Er hatte erkannt, dass es sich bei dem Störenfried um seinen nach Roma geschickten Cursor handelte. Zwar ärgerte es ihn durchaus noch sehr, dass der letzte Teil seiner Arbeit für die Katz war und er diesen Teil folglich nochmal machen musste, aber die Neugier ob der kommenden Nachrichten gewann schnell die Überhand - zumindest für den Augenblick.


    "Also, was hast du mir zu berichten?", fragte Dives fordernd.
    "Zuerst war ich in der Casa Iulia. Dein Cousin dank für die tröstenden Worte und möchte das empfindliche Thema unter vier Augen mit dir besprechen. Er ist ein Senator und Senatoren dürfen die Stadt noch immer nicht verlassen. Deshalb würde er sich über deinen Besuch zu einem Essen freuen. Dann war ich in der Casa Germanic...", ratterte Cito ohne nachzudenken los. So emotionslos wie er da stand und sprach, wirkte er fast - aber wirklich nur fast -, als hätte er gerade einen Schock erlitten. Naja, wen kümmerte es?


    "Stop! Langsam... Die Senatoren dürfen nicht aus der Stadt?", unterbrach Dives den plätschernden Wasserfall an Informationen. In seinem Kopf rotierten die Gedanken. Das war schlecht, sehr schlecht sogar. Wie sollte Centho ihn hier in Ostia unterstützen, wenn er nicht aus der Stadt kam? Das warf so einige Pläne Dives' über den Haufen, sodass er gänzlich vergaß sich zu freuen, dass es seinem Cousin scheinbar den Umständen entsprechend doch recht gut ging.
    Und jetzt? Dives setzte seine Ellbogen auf dem Tisch ab und legte seinen Kopf in die Hände. Die Handflächen verdeckten dabei den Blick auf seine Augen, während die Daumen an den Schläfen lagen und jene mit einer leicht kreisenden Bewegung stimulierten. Der Iulier verschloss seinem Gegenüber verborgen bleibend die Augen und versuchte sich zu konzentrieren und nachzudenken... und nachzudenken...
    'Denk nach, denk nach...', echote es in seinem Kopf. Was gäbe er doch manchmal für den Rat seiner Eltern... Ja, seine Eltern. Die hätten bestimmt gewusst, was zu tun wäre. Wussten sie das nicht immer? Selbst damals, als ihre kleine Familie finanziell am Ende war und sie sich scheiden ließen, damit Constantius zu den Stadtkohorten gehen und Geld verdienen konnte. Ob es Dives bei einer anderen Entscheidung heute überhaupt noch geben würde? Würden seine Eltern vielleicht noch leben? Hätte er seinen Vater einmal kennenlernen können? Oh man...


    "Dominus?", unterbrach der Cursor das iulische Gedankenkonstrukt. Damit entfernte er eine der untersten Karten einer Kartenpyramide - prompt fiel alles in sich zusammen und Dives war wieder in der Realität. Noch einen Moment verharrte er, dann stand der Iulier ruckartig auf und verließ den Raum in Richtung seines Cubiculums. Halblaut sprach er dabei vor sich her: "Familie..."



    Er würde sich reisefertig machen, Anweisung geben, ihm einige Sachen zusammenzupacken, Verpflegung zusammenzustellen und eines dieser "Kutschen-Taxis" zu ordern. Mit dem wäre man dann hoffentlich möglichst bald in Roma...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • Gestern Abend war Dives wieder hier im Anwesen seines Cousins zu Ostia angekommen. Der Aufenthalt in Roma war nur kurz, aber dennoch informativ gewesen. Trotzdem hatte er für die nächste Zeit ersteinmal genug vom Highway zwischen Ostia und der Ewigen Stadt. Dafür schmerzte ihm sein Allerwertester noch immer zu sehr. Das musste er so schnell nicht wieder haben.


    So fand er sich heute morgen auch nicht auf irgendeiner Sitzgelegenheit an einem Schreibtisch wieder, sondern saß umringt von diversen tabulae und auch einigen papyri auf seinem Bett. Das war schön mit Decken und Kissen ausgestattet, die so weich waren, wie es sich der iulier nicht besser hätte vorstellen können. Er war dabei die letzten Zahlen für den Finanzbericht der Civitas zusammenzustellen, was er vor der Abreise in die Urbs Aeterna nicht mehr vollständig geschafft hatte. Dort war er ja von einem seiner Laufburschen ungünstig gestört worden. Nun sah es aber doch wieder ganz respektabel aus. Neben den Finanzen zu Amtsantritt füllten sich nun auch die tabulae über die aktuellen Finanzen...


    COMMENTARIVM QVAESTORIS I


    MVNERIS TEMPVS DVVMVIRORVM
    TITVS EQVITIVS SIDICINVS [NSC]
    ET
    LVCIVS LAFRENIVS SIMPLEX [NSC]



    * davon 8800.00 Sesterzen für den Tempelbau des Mercurius



    COMMENTARIVM QVAESTORIS II


    MVNERIS TEMPVS DVVMVIRORVM
    TITVS EQVITIVS SIDICINVS [NSC]
    ET
    LVCIVS LAFRENIVS SIMPLEX [NSC]



    * fiktive Angaben (in Summe +-0)



    COMMENTARIVM QVAESTORIS III


    MVNERIS TEMPVS DVVMVIRORVM
    TITVS EQVITIVS SIDICINVS [NSC]
    ET
    LVCIVS LAFRENIVS SIMPLEX [NSC]



    * davon 8800.00 Sesterzen für den Tempelbau des Mercurius



    Geschafft! Die letzte Zahl war in den Bericht übertragen. Der Iulier rief einen Sklaven herbei. Er wurde beauftragt dafür zu sorgen, dass die tabulae von einigen schreibkundigen Bediensteten des Haushaltes kopiert werden würden. Weiterhin solle er nach Asinius Celer schicken lassen und ihn in Dives' Officium führen lassen.


    Während der Iulier sich fertig machte für den Besuch des Freundes, wurden seine Anweisungen ausgeführt. In seinem Officium angekommen hatte er noch einen kurzen Augenblick Zeit sich in die wichtigsten Dinge der Hafengebühr einzulesen, bevor der Asinier den Raum betrat.


    | Potitus Asinius Celer


    "Salve, Marce!", grüßte der Besucher auch sogleich sehr freundschaftlich.
    "Salve, Potite! Ich freue mich, dass du hier bist. Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?", erkundigte sich der Iulier nach einer ebenso herzlichen Begrüßung und deutete auf eine Sitzgelegenheit.
    "Nur einen Becher klares Wasser, wenn es nicht ausmacht.", entgegnete Celer dankend und setzte sich. Einen Handwink und wenige Augenblicke später stellte einer der Sklaven des Hauses zwei Becher mit Wasser auf den Schreibtisch, sowie eine Kanne mit ebenjenem auf einen kleinen Beitisch. Unterdessen setzte sich das Gespräch fort:


    "Nun, ich möchte dir danken für deine Vertretung meiner Person in der schweren Zeit, die nun glücklicherweise hinter mir liegt. Diesen Dienst rechne ich dir hoch an und werde ihn dir nicht vergessen. Doch bevor wir uns gänzlich in derlei Lobpreisungen wiederfinden, würde ich mich freuen, wenn du mir berichten würdest, was sich während meiner Abwesenheit so alles getan hat.", sprach Dives, nahm den gerade servierten Becher, prostete seinem Gegenüber zu und nahm einen Schluck.


    "Die Freunde ist ganz meinerseits, Marcus. Tja, was ist alles passiert? Ich denke, über die Ermordung des Augustus bist du bereits informiert worden. Das ist derzeit DAS Thema auf dem Forum, in den Tavernen und wo auch immer man hingeht.", begann der Asinier, bevor auch er seinen Becher nahm und das Zuprosten Dives' erwiederte und einen kleinen Schluck nahm. Dann setzte er fort mit den Informationen über die letzte Wahl, die auch der Duumvir Dives bereits gegeben hatte. Anschließend folgte der neuste Stand zur Hafengebühr:
    "Auch auf dem Gebiet geht es voran. Den größten Teil der Gebühren haben wir vollkommen planmäßig eingenommen. Nur wenige Schiffe bereiten uns da Probleme. Dazu gehört eines, dass sich bei unserer letzten Überprüfung noch immer im Erbschaftsprozess befand. Da bleibt uns kaum etwas anderes als abzuwarten, bis die Mühlen der Bürokratie es endlich dem rechtmäßigen Erben überschrieben haben. In dieser Zeit darf es mittels einer Sondergenehmigung den Hafen regelmäßig auch ohne zuvorige Begleichung der Gebühr verlassen." Die Civitas wollte schließlich keinerlei Ertragsausfälle verursachen, wo die Leute doch offensichtlich keine Schuld an diesem zeitintensiven Prozess der Erbschaftsübertragung trugen.


    "Um welches Schiff handelt es sich und wann habt ihr das letzte Mal Erkundigungen eingeholt?", hakte Dives nach. Als er dann den Namen 'Xenophon' und Decimus hörte, klingelten bei ihm die Glocken. In der Casa Decima war er selbst aufgrund dieser Sache schon vorstellig geworden. Nach Nennung der letzten eingeholten Erkundigung ob des Fortschrittes im Erbschaftsprozess machte sich der Iulier eine kurze Notiz. Hier müsste er also mal wieder nachfragen, wie der Stand der Dinge war. Mit einem Kopfnicken signalisierte er dann, dass Celer fortfahren könnte...


    "Gut. Schwierig ist auch der Fall der aurelischen 'Nordwind'. Es gehört wohl einer Aurelia, deren Tutor auf einer der Proskriptionslisten ausgeschrieben ist. Es wird gerade geprüft, inwiefern es nun überhaupt noch einen Anspruch unsererseits gibt..." Damit machte der Asinier wieder eine Pause in seinen Ausführungen und befeuchtete seine Kehle mit ein paar Schlucken Wasser. Das nutzte Dives für einige Überlegungen. Ihm war der Vescularier nicht geheuer und er hatte ja bereits im letzten Gespräch mit dem Duumvir versucht die Civitas etwas aus dessen Klauen zu befreien.
    Dass dieser aurelische Tutor, der Dives nach den beiden Zusammentreffen auch noch einigermaßen im Gedächtnis geblieben war, nun proskribiert worden war, mochte einige Leute dazu veranlassen ihn auch als Mörder am princeps zu sehen. Dives hingegen führte es mehr vor Augen, dass jener alles andere als ein Freund des Vesculariers war. Es war wohl recht wahrscheinlich, dass der Patrizier einiges würde mobilisieren können (direkt oder über Verbündete, Freunde und Verwandte), um dem Machthaber Romas entgegenzutreten. Dass dazu jeder Sesterz gebraucht werden könnte, schien dem Iulier ebenfalls logisch. Folglich wäre es also eher kontraproduktiv, wenn Dives auch weiterhin hier auf die Einnahme der Hafengebühr drängte. Er würde lieber dafür sorgen, dass dieser Fall in den Akten verschwand, auch wenn der Aurelier es ihm wohl weder in irgendeiner Form danken würde. Er würde davon wahrscheinlich nicht einmal Notiz nehmen, aber gut...


    "Nun, ich würde sagen, dass die Ansprüche der Civitas damit dahin sind. Und Ansprüche an Roma zu stellen wäre derzeit wohl nicht gerade klug. Nein, es wäre wahrscheinlich das beste für alle Beteiligten, wenn wir den Fall einfach auf sich beruhen lassen. Kannst du dafür sorgen, dass alle diesbezüglichen Akten auf schnellsten Weg hierher gebracht werden, sodass ich ihnen einen Abschlussbericht hinzufügen und sie so abschließen kann?", fragte Dives, während er nicht wenige Münzen in einen Beutel füllte. Verschnürt und mit metallischem Klimpern landete dieser dann direkt vor Celers Nase auf dem Tisch. Beamte hatten schließlich alle nur irgendeinen Preis. Und die wenigen ehrlichen Seelen, die nicht käuflich waren, waren zumeist dazu verdammt ihr Leben im unteren Bereich der Karriereleiter zu fristen. Man konnte sie also in der Regel einfach um- bzw übergehen.
    "Den Rest kannst du behalten.", sprach Dives mit einem Lächeln und Celer verstaute den Geldbeutel mit einem verstehenden Nicken. Der Iulier ließ ihn in dem Glauben, dass die Aktion völlig rechtens war. Je weniger Leute wissen würden, dass Dives die Akten nach Erhalt vernichten würde, umso weniger Leute könnten sich verplappern...


    Es folgte das Gespräch über einige wenige weitere Schiffe, die jedoch zumeist nur zu einer Notiz führten, dass der Iulier dort mal wieder in der einen oder anderen Form nachhaken müsste. So neigte sich die Unterredung dann dem Ende, doch bevor der Asinius Dives wieder allein ließ, trat er noch mit einer anderen Bitte an ihn heran:


    "Wenn deine Zeit es erlaubt, hätte ich noch eine Frage... oder vielmehr ist es eine Bitte.", begann Celer und wartete kurz, bis er das Signal seines Gegenüber erhielt weiterzusprechen.
    "Wir sind nun schon lange gut befreundet. Du hast mir in schweren Zeiten zur Seite gestanden und jetzt stehe ich dir in nicht ganz einfachen Zeiten zur Seite. Das kennzeichnet für meine Begriffe nicht nur eine gute Freundschaft, sondern auch ein gutes Klientelverhältnis. Ich verdanke dir nicht wenig, Marcus, und würde mich freuen, wenn du mich als deinen Klient aufnehmen würdest." Mit fragendem, aber erwartungsvollen Blick schaute er zu Dives, der seinerseits etwas überfahren wirkte. Natürlich hatte er seinem Freund geholfen. Das war selbstverständlich für ihn. So konnte er schließlich auch am ehesten auf Celers Hilfe hoffen und bauen - gerade in jetziger Zeit war das enorm wichtig. Und wollte er dieses gute Verhältnis nicht gefährden oder aufs Spiel setzen, so wäre es wohl das Klügste mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen dieser Bitte nachzukommen und das Patronat zu bestätigen.


    "Es wäre mir eine große Ehre, einen so treuen und ergebenen Freund als Klient aufzunehmen. Darauf sollten wir trinken.", hob Dives seinen Becher. Ein Sklave eilte, um etwas Wein herbeizuschaffen, denn so gänzlich trocken sollte man darauf nicht anstoßen müssen. Die Becher, die noch etwa zur Hälfte mit Wasser gefüllt waren, wurden mit Wein aufgefüllt. So wurde dieses Verhältnis besiegelt und nachdem man sich für den Abend in einer Taverne zum ordentlichen Feiern verabredet hatte, verließ Celer das Zimmer und kurz darauf das Anwesen...

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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • Erst vor ungefähr einer Woche war Dives mit seinen beiden ständigen Begleitern Aglaopes und Antinoos in Plautus' Komödie 'Casina'. Die griechische Schauspielertruppe sollte zu den besten im ganzen Imperium gehören, weshalb der Iulier sich diese Vorstellung auf keinen Fall entgehen lassen durfte. Außerdem musste er sich nach seinem Wiedereinstieg ins gesellschaftliche Leben (nach seiner Krankheit) auch mal wieder etwas entspannen. Interessiert hatte er das Drama verfolgt. Aber auch seine beiden Sklaven waren alles andere als unaufmerksam. Ganz im Gegenteil...


    Die Komödie spielte auf den Straßen Athens und mit entsprechend griechischen Charakteren. Im Mittelpunkt des Geschehens stand die titelgebende, doch nicht in Erscheinung tretende Casina. Sie war ausgesetzt worden an der Tür von Lysidamus und Cleostrata, die sie als ihre Sklavin aufzogen. Sie wuchs zu einer wunderschönen Frau heran, sodass Euthynicus, der Sohn des Lysidamus, sie zu ehelichen gedachte. Doch auch Lysidamus fühlte sich stark zu Casina hingezogen, weshalb er seinen Sohn noch vor Zustandekommen der Hochzeit mit einer ausgeklügelten List aufs Land schaffte. Casina sollte nun statt seinem Sohn seinen Sklaven Olympio heiraten, sodass Lysidamus jeder Zeit die Möglichkeit hätte mit Casina zu schlafen, da sie ja nur die Frau seines Sklaven wäre. Tatsächlich wäre sie seine Concubine, ohne dass seine Frau Cleostrata dies herausfinden würde.
    Doch Cleostrata roch den Braten und versuchte nun ihrerseits, dass Casina ihren Sklaven Chalinus zum Mann nahm, der die Zeit bis zur Rückkehr Euthynicus' überbrücken sollte. Damit wurde aus dem Konflikt zwischen Vater und Sohn ein Kampf zwischen Ehemann und Gattin. Um die Situation zu klären schlug Cleostrata vor Lose zu ziehen, wobei Lysidamus unglücklicherweise gewann. Im Folgenden entwickelten Cleostrata und ihre Sklaven einen Plan nach dem anderen, um Lysidamus seinen Gewinn vorzuenthalten. Cleostrata erfuhr von dem Plan ihres Mannes mit Casina zu schlafen, bevor Olympios sie mit sich nach Hause nehmen würde. Daraufhin verkleidete sie ihren Sklaven Chalinus als Casina und demütigte Olympio wie auch Lysidamus, indem sie den Vorteil des verdunkelten Schlafzimmers im Nachbarshaus, wo die Affäre stattfinden sollte, ausnutzte. Im Dunkeln wanderten Olympios Hände unter die Kleidung der vermeintlichen Casina: "Ich lege meine Hände auf ein... einen... Griff. Aber jetzt, wo ich darüber nachdenke, hatte sie kein Schwert: DAS wäre kalt... Es ist so peinlich!!"
    Damit schlug Cleostrata ihren Mann und dessen Sünden wurden öffentlich. Sie nahm ihn zurück und das Leben normalisierte sich. Im folgenden kurzen Epilog erfuhr man, dass Euthynicus vom Lande zurückkehrte und er in der Tat Casina, die eigentlich eine freigeborene Athenerin war, als sie in die Familie kam, heiratete.


    Ein wirklich lustiges Stück, fand Dives schlussendlich. Aglaopes und Antinoos registrierten dies und stimmten natürlich ihrem dominus zu. Seither wurde - so zumindest von Seiten des Iuliers - nicht weiter darüber gesprochen. Weshalb auch, gab es doch keinerlei offenkundigen Anlass hierzu. Die beiden Leibsklaven Dives' sahen dies indes etwas anders. Seit drei Tagen nutzten sie jeden freien Augenblick, in dem ihr Herr ihnen nicht auf die Finger schaute oder über die Schulter blickte, um an einen geheimen "Projekt" zu arbeiten. Anlass dazu war die Tatsache, dass Dives durch seine Krankheit ja seinen 20. Geburtstag im Bett liegend verpasst hatte. Das war vielleicht für einen gewöhnlichen Geburtstag nicht weiter schlimm, aber für einen runden Geburtstag... Nein! Bei passender Gelegenheit würden Aglaopes und Antinoos ihrem iulischen dominus schon eine kleine, auch von Sklaven tragbare Überraschung bereiten. Dives war komplett ahnungslos...


    ... insbesondere, dass HEUTE dieser Tag sein sollte. Alles war ganz normal gewesen: Der Morgen begann mit einigen gymnastischen Übungen und täglicher Korrespondenz (hauptsächlich mit der Curia und der Hafenverwaltung Ostias). Der Mittag setzte den Tag fort mit einer kleinen Ruhepause und dem Gang in die Stadt und dort insbesondere aufs Forum Ostiensis. Schließlich hielt auch die Cena keinerlei Besonderheiten für Dives bereit. Folglich glaubte er es bis dato mit einem Tag wie jedem anderen zu tun zu haben. Wie sehr er sich darin täuschen sollte! Niemals sollte man den Tag vor dem Abend loben, das besagte doch schon ein Sprichwort, das wohl aber im Augenblick nicht ganz so präsent beim Iulier war.


    Er hatte sich heute einmal einen Wein gegönnt, das heißt: zwar verdünnten Wein, aber kein Wasser mit Wein. Letzteres pflegte er sonst nämlich immer zu trinken, da er Alkohol im Allgemeinen nicht sonderlich viel vertrug. Im Nachhinein betrachtet könnte man fast schon davon sprechen, dass es ihm von seinen Sklaven aufgedrängt wurde, weil er doch stets so viel arbeite und doch auch mal wieder richtig entspannen müsste. Aber in jenem Augenblick fühlte sich der Iulier geschmeichelt und ging folglich darauf ein. Nicht vollkommen beschippst und auch noch einfache Dinge denken könnend, aber doch deutlich erheitert verließ er später am Abend das Triclinium in Richtung seines Cubiculums. Er wollte schließlich für den nächsten Tag fit sein, wenngleich jener wohl kaum anders als dieser verlaufen würde...


    ... dachte er noch, bevor er im schummrigen Licht seiner Öllampe und des durchs Fenster scheinenden schwachen Mondlichtes eine Gestalt auf seinem Bett ausmachte. Der Iulier kniff die Augen etwas zusammen und versuchte nähere Umrisse auszumachen. So ganz scharf werden wollten die Umrisse jedoch nicht, was sowohl der Dunkelheit als auch der Alkoholpegel geschuldet war. Er trat vorsichtig näher, sagte aber nichts. Die das Bett besetzende Person indes schwieg ebenfalls, forderte Dives jedoch mittels Gestik auf näher zu kommen. Es schien keinerlei Gefahr von der Person auszugehen, sodass der Iulier der Forderung nachkam. Im Gegenteil schien sich eine 'nette Dame' in sein Cubiculum 'verirrt' zu haben, was dazu führte, dass Dives - recht unerfahren wie er mit Frauen war - auch weiterhin nicht wusste, was er hätte sagen können. Aus dem Nichts trat der Cubicularius von hinten an den Iulier heran, nahm ihm die Öllampe aus der Hand, gab ihm einen sanften Stoß in Richtung Bett und schloss die Tür hinter ihm.


    So begab sich der leichtbekleidete Dives mit klarer Intention ins Bett zu der ihm unbekannten Person. Es folgten Küsse, Berührungen, Erkundungszüge der Hände durch unbekanntes Terrain. Dabei waren erstere leicht kratzig, zweitere ungewöhnlich hart und bei letzteren hatte der Iulier das zu Beginn beschriebene "Casina-Erlebnis".
    "Aprilis, Aprilis.", hauchte der Bettgenosse in romantischem Ton. Ja, heute war der 1. April. Dieser Tag war Venus in ihrer Funktion als Göttin der Launenhaftigkeit, Liebe und Täuschung geweiht und seither typischerweise ein Tag, an dem man Verwandte, Bekannte und gute Freunde verschaukelte.

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  • Allerdings setzte sich diese Geschichte hier etwas anders fort, als die Komödie des Plautus. So versank Dives nicht voller Scham im Boden. Auch hatte er ja keine Frau, die ihn hier nun irgendeiner Sache überführen wollte. Im Gegenteil war dies als lustiger Scherz zum Aprilanfang gedacht, der gleichzetig den 20-jährigen Dives nachträglich zu dessen rundem Geburtstag etwas aufziehen sollte. Vergleichbar vielleicht mit Schummelpaketen, die irgendwann in der Zukunft einen mehr oder weniger ähnlichen Zweck erfüllen sollten.


    Doch so richtig aufgezogen fühlte sich der Iulier - wohl auch aufgrund des Alkohols - nicht und setzte das Liebesspiel ungeachtet der sich offenbarten neuen Umstände fort. Überhaupt war die ganze Atmosphäre in diesem Zimmer derart spannungsgeladen, dass er nicht einmal die Chance hatte sich gegen diese Situation zu wehren - selbst wenn er gewollt hätte. Stattdessen berührte Dives mit seiner rechten Hand die flache Brust des halb unter ihm Liegenden. Sie war weniger weich und kaum die Hand füllend verglichen mit den Eroberungen, die Dives bisher gemacht hatte (sie waren locker an einer Hand abzählbar). Dafür bekam er Muskelmasse zu spühren, nicht übermäßig viel wie bei so manchem Leistungssportler, aber dennoch.


    Und wie die Muskeln allgemein beim Anspannen fest wurden, so erhärteten sich auch bei den beiden im Bett Liegenden mehrere Muskelpartien. Anders ausgedrückt: Die Küsse wurden intensiver und die Leidenschaft schwoll - wortwörtlich - an. Es folgte eine Art liebevoller Kampf, in dem zunächst der Fremde die Oberhand errag, bevor sich Dives ein Herz fasste und sich gegen den 'Angreifer' zur Wehr setzte bis sich dieser schließlich in der unterlegenen Position befand. Seltsam glich die Situation aus Sicht des Iuliers den anderen bereits erlebten und doch war alles anderes, war alles völlig neu. Wo er sonst die Augen geschlossen hatte und nach einer Weile schemenhafte Umrisse, eine Art schwarzen Schatten vor sich sah, da behielt er nun die Augen offen und hat auch nicht den Drang danach sie zu schließen. Vielmehr schien er nun das Original, die den Schatten werfende Person vor sich zu haben.


    Es schien fast so, als hätte Dives die vielen Jahre in einer Höhle gelebt, unfähig seinen Kopf oder Körper zu bewegen, hinter ihm eine Mauer und dahinter eine Feuerstelle. Eine weitere Beschreibung war wohl nicht nötig, deutete sich doch bereits jetzt das Höhlengleichnis unverkennbar an. Der Iulier war dabei zu erkennen, an der Wahrheit zu schnuppern, der Wahrheit über ihn selbst. Zweifelsfrei würden noch Tage, Wochen und wahrscheinlich gar Monate vergehen, bis er diese auch als solche anerkannte und begriff. Doch er befand sich nun auf dem Weg aus der Höhle, einem schmerzhaften Weg, denn das direkte Licht des Feuers brannte in seinen Augen. Ein Zurück allerdings würde es nicht geben, nicht geben können - egal, wie sehr er sich zurück hinter die Mauer mit Blick auf die Höhlenwand wünschte. Letztlich würde er irgendwann gar außerhalb der Höhle, im Sonnenlicht stehen und irgendwann erkennen. Inwiefern er bis dahin oder von dort an andere Menschen an diesem Weg und sicherlich auch Kampf mit sich selbst teilhaben lassen würde, wäre nocheinmal eine gänzlich andere Sache, über die er sich noch nicht ansatzweise den Kopf zerbrochen hatte. - Aber im Moment hatte der Iulier ja auch ganz andere Gedanken, wohl verständlicherweise...



    Und so verflog die Zeit, bis sich Dives erschöpft neben dem Fremden niederließ. Seine Haut glänzte von dem Schweiß, der langsam verdunstete und damit seinen erhitzten Körper langsam wieder abkühlte. Seine Lippen fühlten sich seltsam an, was wohl darauf zurückzuführen war, dass sie durch die winzigen Stoppeln auf den unbekannten Gesicht ungewohnt angegriffen worden waren. Kurze Zeit später dämmerte der Iulier dann weg, sodass er nicht mehr bemerkte, wie der Fremde das Cubiculum wieder verließ, um am nächsten Morgen so spurlos verschwunden zu sein, wie er gekommen war. Dieser Abend würde Dives - nicht nur aus diesem Grund - noch eine Menge Kopfzerbrechen bereiten, wenn er wieder aufwachte. Doch ersteinmal hieß es jetzt schlafen, ein erster Schritt zur Verarbeitung des Gewesenen...

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  • Während der Wochen der Krankheit hatten sich beim Iulier diverse Briefe und andere Schreiben angesammelt. Klar war hier und dort dies und das an andere delegiert worden, um nun nicht in Schreibarbeit zu versinken. Dazu gehörte beispielsweise eine Mitteilung eines Vigintivirs, die sich zu Dives wohl einfach nur verirrt hatte, wäre es ihm doch ziehmlich neu Erbe eines Octavius zu sein.
    Einige Nachrichten konnte hingegen nur Dives persönlich beantworten, weshalb sie wohl oder übel warten mussten, bis der Iulier wieder genesen war. Darunter fand sich ein Brief seines Cousins Atius Scarpus, der nun beantwortet werden sollte. Dives hatte einen Schreiber zu sich gerufen, der ihm sein Diktat abnehmen sollte.


    "Schreib... Nach Confluentes, Germania Superior an den Decurio Alae, Atius Scarpus. Salve Decurio Alae Scarpe. Mit großer Freude habe ich deine letzte Nachricht gelesen. Damit habe ich endlich die lang erhoffte Klarheit über die Herkunft meiner Großmutter Iulia Atia. Und ich freue mich sehr, dass ich auf diesem Weg auch gleich weitere Verwandte kennenlernen kann. Absatz. Du heißt also Atius Scarpus. Woher kommst du? Ich meine, hast du schon immer in der kalten Provinz Germania gelebt? Warst du überhaupt schon mal in Italia? Ich finde ja, dass man mindestens einmal in seinem Leben Roma nicht nur gesehen, sondern auch erlebt haben muss! Falls es dich also dienstlich oder privat jemals hierher verschlagen sollte, dann gib mir bitte Bescheid und sei dir meiner und gewiss auch der Gastfreundschaft meiner übrigen Gens versichert. Absatz." Niemand hatte dies je so gesagt, aber Dives hielt es für eine angebrachte Geste und er war sich eigentlich auch nahezu sicher, dass sein Cousin Centho nichts dagegen hätte. Dessen Meinung würden sich notfalls die anderen Gensmitglieder beugen, war Dives überzeugt (er schloss dabei einfach von sich auf die anderen). Außerdem würde sicherlich noch einiges an Zeit verstreichen, ehedem der Atier nach Roma oder Ostia käme. Bis es soweit wäre, könnte Scarpus also auch noch weiter aufsteigen und sich auf diese Weise selbst zu einem noch interessanteren Gast machen. Gleichsam hätte so auch Dives noch Zeit sich weiter empor zu arbeiten und so auch innerhalb der Gens eine etwas bedeutendere Rolle einzunehmen, die ihm mehr Einfluss auf derartige Entscheidungen einräumen würde.
    "Außerdem erwähntest du einen Praetorianer Atius Romanus. Zu gern würde ich auch ihn etwas näher kennenlernen. Hast du vielleicht nähere Kenntnis darüber, wo ich ihn erreichen könnte? Zwar gibt es auch einen verwandten Centurio Iulius Antoninus, der unter den Praetorianern seinen Dienst am Imperium tut, doch ist dieser in der derzeitigen politischen Situation ein vielbeschäftigter Mann, der sich nicht auch noch mit derlei Angelegenheit herumschlagen soll. Absatz." Dives konnte ja nicht wissen, wie es derzeit bei der Ala II Numidia aussah. Ja, vielleicht bereitete sie sich auf einen Bürgerkrieg vor. Aber vielleicht gehörte ja gerade der Atier zu den Leuten, die auch im Bürgerkriegsfall im Castellum bleiben und weiterhin die Grenzen des Imperiums sichern würden. Was wusste der Iulier schon?
    "Zuletzt möchte ich mich noch für mein langes Schweigen entschuldigen. Eine tückische Krankheit hat mir die vergangenen Wochen sehr schwer gemacht, sodass an Arbeit ganz allgemein nicht zu denken war und mir nichtmal die Kraft zum Schreiben einiger Briefe blieb. Doch zum Glück bin ich mittlerweile wieder so gut wie vollständig genesen. Viele Gebete und Opfer an die Götter haben mir dabei geholfen. Absatz. In diesem Sinne hoffe ich, dass auch du gerade in diesen Tagen versucht bist dich mit den Göttern gut zu stellen. Mögen die Götter eine schützende Hand über dich und die Deinen legen. Vale bene."


    Nachdem auch jene Korrespondenzen abgearbeitet waren, kam Dives schlussendlich noch zu aus aktuellem Anlass zu schreibenden Nachrichten. In der vergangenen Sitzung der Curia Ostiensis wurden schließlich auch Dinge beschlossen, die der Iulier nun betreffenden Stellen mitteilen musste.


    "Schreib... Nach Misenum, Italia an den Tribunus Classis Hadrianus Subdolus. Salve Tribune Classis Hadriane. Zwar amtiere ich nicht mehr als Quaestor Ostiensis, aber dennoch möchte ich dir in Absprache mit meinem Amtsnachfolger selbst diese erfreulichen Zeilen schreiben. Absatz. Vor wenigen Tagen habe ich meinen abschließenden Bericht zur Einführung der Hafengebühr in Ostia gegeben und dabei das erste Jahr ihrer Existenz resümiert. Dabei habe ich eingedenk deiner Briefe auch den Antrag eingebracht die Socii Mercatorum Aureii aufgrund ihrer Bedeutung für die Civitas Ostia von der Hafengebühr auszunehmen. Es wird dich hoffentlich freuen zu hören, dass der Vorschlag die Zustimmung der Curia gefunden hat und die Forderungen gegenüber der S.M.A. folglich nun als nichtig angesehen werden. Absatz. Ich bitte dich vielmals die vergangenen Unannehmlichkeiten zu entschuldigen und denke, dass wir die für beide Seiten gewinnbringende Zusammenarbeit zwischen der Civitas Ostia und der S.M.A. nicht aufgrund dieses Vorfalls infrage stellen oder gar beenden sollten. Die Politik ist nie völlig fehlerfrei gewesen und wird dies vermutlich auch nie sein. Allerdings ist sie stets bemüht die Zahl ihrer Fehler gering zu halten und nach Möglichkeit zu korrigieren. Absatz." Bei den Göttern, wie Dives derartiges Geschleime zuwider war! Aber was half es? Wollte der Iulier versuchen die Socii Mercatorum Aureii in Ostia zu halten, so musste er wohl oder übel solche Geschütze auffahren und hoffen, dass sie ihre Wirkung beim Empfänger nicht verfehlten.
    "In diesem Sinne hoffe ich auf viele weitere Jahre guter und gegenseitig befruchtender Zusammenarbeit. Mögen die Götter dich und die Deinen schützen. Vale bene."

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  • kam es das Aculeo den Weg nach Ostia wieder fand und war etwas erstaunt dass sich, seiner Meinung nach, nicht wirklich etwas verändert hatte. Ungewiss des Ortes der Villa Rustica Iulia musste er sich den Weg dorthin erfragen und traf kurz nachdem er Ostia erreichte dort ein.


    Schöne Hütte dachte er bei sich und ließ den Bronzering gegen die Türe knallen.


    KLONK KLONK

  • Dives war gerade in dem für ihn eingerichteten officium tätig, als er durch das geöffnete Fenster irgendeinen Krach vernahm. Hatte er in der Vergangenheit nicht deutlich genug klar gemacht, dass er es hasste, wenn direkt vor seiner Nase laut gearbeitet wurde? Das Anwesen war groß genug, dass die Bediensteten auch woanders ihren Tätigkeiten nachkommen könnten!
    Nicht gerade bester Laune begab sich der Iulier also ans geöffnete Fenster. Das war einer der Vorteile vom Leben außerhalb der stickigen Straßen Romas. Man musste nicht in der schlechten Luft einer Arbeitskammer schuften, wo keine Luke nach draußen half die Qualität der Luft großartig zu verbessern. Hier war das anders... auch wenn man dafür jeden Holzfäller doppelt so laut hacken hörte!


    Grimmig schaute Dives nach draußen und durch die schmalen Schlitze seiner Augen - die Sonne schien recht hell - suchte er den Feind. Zu seinem eigenen Erstaunen entdeckte er jedoch keinen einzigen Holzfäller. Nein, es schien ein Gast vor der porta zu stehen und auf Einlass zu warten. Die Statur kam ihm bekannt vor, aber aus der Ferne konnte das natürlich auch täuschen.
    Einen Moment lang betrachtete Dives die Situation und erwartete jeden Augenblick einen Sklaven an seiner Tür, der ihm berichtet, wer da gerade eingetroffen war. An der porta tat sich nämlich nichts, sodass davon auszugehen war, dass der Ianitor seiner Pflicht bereits nachgekommen war. Doch es dauerte... und dauerte... und dann war es dem Iulier über!


    'Warum informiert man mich nicht?!', fragte er sich und seine Laune verbesserte sich dadurch nicht ein bisschen. Sauer schritt er nun eigeninitiativ auf flinker Sohle in Richtung Atrium. Er wollte schließlich wenigstens wissen, wer das war und zu wem er sonst wollte, wenn nicht zu ihm. Mit der Intention den Besucher zumindest 'zufällig' kurz kennenzulernen kam Dives am impluvium an und stellte überrascht und auch entsetzt fest, dass ein gewisser Ianitor nicht dort war, wo er eigentlich zu sein hatte!
    Ein kleiner Sklavenjunge kam ins Atrium gerannt und wurde abrupt vom Iulier gestoppt. Ein Blick reichte und der Junge meinte, dass er den Ianitor gerade informiert hätte und dieser sich auf dem Weg befände. Noch etwas durchdringender geschaut und der Kleine erweiterte seine Aussage um den Nachsatz '... aus der culina'.


    Während Dives nun die letzten Schritte zur porta nahm, vor welcher der Gast hoffentlich noch stand, kam er zu dem Schluss, dass die neue Sklavin wohl Schuld an dieser Situation war. Schon als sie das erste Mal einen Besucher mit Speis und Trank im Atrium versorgte, hatte er Typ seine Augen nicht von ihr lassen können! Das verlangte später noch nach einer Lösung.



    Erstmal jedoch öffnete sich nun die porta - endlich.
    "Salve!", grüßte der Iulier mit einem freundlichen Lächeln und bedeutete dem Mann, den er als einen Ritter identifizierte, mit einer einladenden Geste einzutreten. Im Hintergrund eilte die neue Schönheit im Hausstand mit einem silbernen Tablett herbei, auf welchem sich zwei Becher, zwei Krüge - einer mit Wasser und einer mit Wein - und ein Teller frisches Obst befanden. Die Frisur der Sklavin war nicht mehr ganz so perfekt, wie sie hätte sein sollen, um es gelinde zu formulieren. Ihre Haut glänzte leicht und ihre Wangen waren etwas gerötet.


    "Bitte verzeih die Unannehmlichkeiten. Aber vielleicht kann ich dich dafür hiermit ein bisschen entschädigen.", deutete Dives auf das sich nähernde Tablett.
    "Mein Name ist Iulius Dives, der Cousin des Eigentümers. Was kann ich für dich tun?", erkundigte er sich und nahm anschließend ein Stück Obst vom Teller. Der ganze Ärger ließ ihn weder genau merken, was er da gegriffen hatte und nun im Begriff war zu verspeisen, noch dass er den Besucher bereits kannte. Seit ihrem letzten Treffen war zudem auch schon einiges an Zeit ins Land gegangen, in der viel passiert war.

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  • Mit amüsierten Lächeln blickte der Germanicer den jungen Mann an. Anscheinend hatte dieser ihn noch nicht erkannt.


    Du wohnst in einem sehr schönen Haus, Iulius Dives und ich danke dir für deine Gastfreundschaft. Und wie es aussieht hat dein Cousin einen guten Geschmack was die Bediensteten betrifft. Woher ist diese Schönheit? dabei nahm er nun etwas von dem Obst und lächelte.


    Ich bin gespannt was du mir zu erzählen hast, Iulus Dives. Muss ich dich nun schon Senator nennen oder darf ich es noch bei deinem Namen belassen. Ein Biss in die Feige unterbrach den Germanicer kurz.


    Es ist doch wirklich lebenswert hier draussen, nicht. Rom...der Gestank, die Leute. Und der Lärm...fuhr er dann fort, stopfte sich den Rest der Feige in den Mund und machte nun Halt mit dem Redeschwall um Dives die Chance zu geben zumindest ein Wort zu entgegnen.

  • Auch während der folgenden zwei Sätze des Besuchers war Dives noch viel zu sehr mit vergangenem Ärger aufgrund der Störung sowie der späteren Konsequenzen für den Ianitor und dessen Geliebte beschäftigt, um zu merken, wer da wirklich vor ihm stand. Lediglich in seinem Unterbewusstsein regte sich etwas, weil er die Stimme doch irgendwoher kannte. Erst als sein gegenüber Interesse an der Sklavin bekundete, begann der Iulier den Gast genauer zu mustern.


    Schlagartig bahnte sich die vorherige Information ihren Weg vom Unterbewusstsein in den Vordergrund seiner Gedanken. Dazu diese gewisse Direktheit mit der der Eques sprach... Dives machte vor lauter Überraschung ersteinmal einen Schritt zurück. Sein Mund war leicht geöffnet. Er wollte sprechen, aber konnte es nicht. Erst bei der Frage nach seinem Vorankommen die Pläne vom Senator werden betreffend fasste der Iulier sich wieder, musste nun jedoch unweigerlich grinsen. So konnte er erst antworten, als die Feige den Ritter ein zweites Mal unterbrach:


    "Aculeo!", begrüßte er den Germanicer dann nochmals. Diesmal jedoch wesentlich enthusiastischer und durch den schlichten Cognomen auch deutlich persönlicher. Es folgte eine kurze freundschaftliche Umarmung des Mannes, den er schon so lange nicht mehr gesehen, gehört oder gelesen hatte. Ja er hatte manchmal sogar schon spekuliert, ob Aculeo die Überquerung der Alpen überhaupt überlebt hatte. Zum Glück schien er das zu haben - sogar zweimal! - denn andernfalls stünde er ja jetzt nicht hier.
    Dives legte die Hände auf die Schultern seines Gegenübers und streckte die Arme. Sein Blick wanderte vom Kopf zu den Füßen und zurück.
    "Du bist also wieder zurück! Und noch dazu als Eques Romas, ich gratuliere!", stellte er das Offensichtliche fest und noch immer wollten oder konnten sich seine Mundwinkel einfach nicht wieder senken.


    "Du musst mir unbedingt erzählen, wie es war - und zwar alles! Wie ist Germania? Wie sind die Mensch dort? Und natürlich: Wie war deine Hochzeit?", plätscherten die Fragen nun nur so aus dem Iulier heraus.
    "Sind die Alpen wirklich so hoch und gefährlich, wie man sich erzählt?" Wenn Dives gerade an etwas nicht dachte, dann war es die aktuelle Politik. Es wäre logisch gewesen den Germanicer nach Neuigkeiten aus dem Norden zu fragen, aber wenn man einen guten Freund so lange nicht gesehen hatte, dann rückte soetwas in den Hintergrund. Genauso wie der Iulier auch erst jetzt im Nachtrag die ihm gestellten Fragen beantwortete.


    "Lass uns am besten in die Exedra gehen. Da haben wir die angeprisene frische Luft und können uns bei einem schönen Wein gut unterhalten. Oder wollen wir lieber in die Stadt gehen und in der Taverne auf deine Ernennung anstoßen?" Je nachdem, wie sich Aculeo entscheiden würde, würde Dives ihn hier bewirten lassen oder ihm in der Stadt einen ausgeben.
    "Das Mädchen hier kommt übrigens aus Iberien... ist leider ein bisschen wortkarg.", erklärte er dann mit Blick auf die Sklavin. Als dann der Ianitor still und leise ins Atrium schlich, fügte er hinzu:
    "Aber sie hat trotzdem ihre Wirkung auf so manchen hier." Er selbst konnte der Ibererin zwar nicht ganz so viel abgewinnen, doch das würde er dem Germanicer jetzt nicht gleich auf die Nase binden. Es reichte schon, dass die April-Geschichte unter der Sklavenschaft der Villa ihre Runde machte.


    "Ach, und für dich bin ich natürlich immernoch Dives. Das werde ich auch immer bleiben, ob ich es später in den Senat schaffe oder nicht.", fügte er abschließend hinzu. Außerdem war er sich sicher, dass Aculeo ihn auch sonst weiterhin mit Dives ansprechen würde und nicht mit irgendeinem unpersönlichen Titel oder Rang. Und dafür mochte er den Germanicer auch irgendwie.

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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Der bin ich antwortet Aculeo lachend und erwiederte die Umarmung ebenso freunschaftlich.


    Ich denke dass es nicht sonderlich beredenswert ist zum Eques ernannt zu werden zumal es doch noch höhere Ziele geben würde. Senator zum Beispiel. Also...ich muss dir gratulieren. Deine Ernennung in den Ordo Senatorus ist ja eine besondere Anerkennung. Also stell dich du nun nicht in den Schatten.


    Als Dives ihn nochmals auf die Sklavin aufmerksam machte schenkte Aculeo dieser nochmals einen kurzen Blick .


    Muss sie unbedingt reden? feixte der Germanicer und legte freundschaftlich den Arm um die Schulter des Iuliers.


    Ich werde dir Rede und Antwort stehen...aber nur unter einer Bedingung. Wenn du mein Gast bis in der Taverne. Falls es dir recht ist dorthin zu gehen. fragend blickte er Dives an.


    Ich werde versuchen mich danach zu richten. Aber versprechen kann ich es nicht dass es wirklich immer nur bei Dives bleiben wird. dabei zwinkerte Aculeo und lächelte. Schliesslich gebührt Ehre dem dem Ehre gebührt. Und in beisein anderer ist es nicht sonderlich angemessen diesen freundschaftlichen Ton zu pflegen

  • Nicht sonderlich der rede Wert? Dass man zum Eques ernannt wurde? Gut, vielleicht verglichen mit einem Senator, ja. Aber wieviele Senatoren passten in den Senat? 300? Es da also zum Ritter zu bringen, war eine Leistung, die man erstmal vollbringen musste! Verglichen mit dem Ordo Senatorius, der ja 'nur' Voraussetzung für eine senatorische Karriere war und in den viele ja auch einfach ganz automatisch rutschten - allein die ganzen Senatorenkinder und -enkel - war Aculeos Standeserhebung... nunja... mindestens genauso bedeutend. So ganz in den Schatten stellen wollte Dives sich schließlich auch nicht.


    "Ach komm!", winkte er trotzdem ersteinmal ab.
    "Ich meine, denk nur an die ganzen hochdotierten Posten, die nur darauf warten, von dir erobert zu werden!" Das war natürlich etwas übertrieben, denn ganz so einfach ging das bestimmt auch nicht.
    "Und ist nicht dieser Marius Turbo, der Statthalter von Dacia, früher auch mal Eques gewesen? Praefectus Praetorio, wenn mich nicht alles täuscht?" Da war er sich sogar relativ sicher, denn bei der Truppenübergabe in Roma an den neuen (und aktuellen) Praefectus war Dives ja anwesend gewesen. Dass der auch den damals bereits de facto als Augustus amtierenden Vescularier als Patron hatte, ließ er einfach mal unter den Tisch fallen. Völlig und absolut ungewöhnlich war dieser Weg ja schließlich nicht.


    Auf den Kommentar zur Redseligkeit der Sklavin rang sich Dives mehr ein Grinsen ab, als dass er wirklich grinste. Einem eventuellen Blick des Germanicers wich er vorsorglich aus und schaute zur Sklavin. Er sah sie aber nicht direkt an, sondern blickte durch sie hindurch. In Gedanken war er für einen kurzen Moment wieder in seinem Cubiculum in der Nacht, die seine Welt, seine Ansichten, seine Wahrnehmung, sein ganzes Leben plötzlich so verändert zu haben schien. Der Fremde hatte in der Tat auch nicht viel gesagt...
    Seine Mundwinkel senkten sich. Anstatt dazu zu führen, dass er nun doch richtig mitgrinsen könnte, breitete sich mit diesem Gedanken eher soetwas wie Trauer und unerfüllbare Sehnsucht aus. Denn gerade den wenigen Worten war es geschuldet, dass Dives keinen Schimmer hatte, wer der Mann war oder wo er ihn finden könnte. In den Thermen hätten sie ihn aufgegabelt, hatte seinen beiden Leibsklaven dem Iulier am nächsten Morgen gestanden, doch wirklich weitergebracht hatte ihn das - auch nach mittlerweile unzähligen Besuchen der diversen Badeoasen Ostias - nicht.


    '... Bedingung!' Was? Mit fragendem Blick wandte er sich zu Aculeo. Worum ging es? Was hatte er gesagt? Von was für einer Bedingung redete er? So ganz folgen konnte der Iulier dem Germanicer nicht, aber dass der Eques ihn als Bedingung für irgendetwas in die Taverne einlud, hörte sich erstmal ganz gut an.
    "Gut.", antwortete er dann etwas vorsichtiger und mit spartanisch kurz.


    Bei der folgenden Bemerkung überlegte Dives für einen Augenblick, ob er Aculeo nicht den Praenomen anbieten sollte. Sie kannten sich ja eigentlich doch recht gut, wenn man von Dives' kleinem Geheimnis einmal absah, das aber auch sein Cousin Centho, seine Cousine Corona oder seine Tante Helena, eben die nächsten Verwandten von Dives nicht kannten. Außerdem war er auch schon mit Sedulus auf diesem Freundschaftsniveau angelangt. Wieso also nicht noch einem zweiten Germanicer dies zumindest anbieten?
    "Ehre dem, dem Ehre gebührt! So seh ich das auch.", wiederholte und bestätigte der Iulier Aculeo.
    "Und deshalb bestehe ich darauf, dass wir mindestens auch auf dich Anstoßen!" mit einer von Dives gezahlten Runde, verstand sich. Mit einem Grinsen auf den Lippen fügte er hinzu:
    "Keine Widerrede, verstanden?! Ich geh nur kurz und hole einen Umhang." Dann ließ er den Germanicer für einen Moment allein mit der Sklavin, die ihr Tablett mit dem Obstteller mit fragendem Blick nochmal ein wenig mehr in Aculeos Richtung hielt.



    Eigentlich hätte der Iulier sich den Umhang auch von einem Sklaven bringen lassen können, doch hätte ihm dies die Möglichkeit genommen sich nochmal kurz zu informieren, was er durch seine kurze Träumerei verpasst hatte. Zufrieden durch die Feststellung, dass dies kaum der Rede wert war, kam er wenig später in dunkelblau gehüllt wieder ins Atrium und war bereit für den Weg in die Taverne. Manchmal war es eben doch von Vorteil, dass der Flurfunk hier so übermäßig gut funktionierte.
    "Woll'n wir dann...?"

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  • Ein unterdrücktes Lachen war zu hören, Aculeo Gesicht verzog sich zu einer sauren Miene.


    Du weißt gar nicht wirklich was los ist. Die hochdotierten Posten kann ich mir auf eine Tabula zeichnen. Dass ich Eques geworden bin hat wohl mehr mit der Gutmütigkeit des, damals, Praefectus Urbi zu tun als mit sonst etwas. Das Verhältnis zwischen meinem Patron und dem, nun, Imperator ist nicht unbedingt das beste. Zumindest hat es bei der letzten Begegnung zwischend den beiden den Anschein. Was nun wirklich geschehen wird wissen allein die Götter und die werden auch nicht auf mich besonders gut zu sprechen sein.


    Er kratzte sich am Kinn und blickte Dives mit fragenden Blick an. Vielleicht wäre es besser ich verdrücke mich aus Rom und eröffne irgendwo ein kleines Geschäft mit dem man leben kann und nicht auffällt. Himmel nochmal. Was ist nur los...entfuhr es ihm dann etwas lauter als gewollt.


    Aber lass uns erstmal etwas feiern gehen. Was ist doch wirklich egal..und wenn es nur das Wiedersehen ist. Und nach diesen Worten entspannte er sich wieder um dann einige Augeblicke auf Dives zu warten der seinen Umhang holte.

  • Und ein weiterer Grund, weshalb es gut war, dass Dives sich seinen Umhang persönlich holte. So spontan hätte er garnicht gewusst, was er auf diesen kleinen Gefühlsausbruch hätte antworten sollten. Ihm war gänzlich neu, dass sich Sedulus mit dem Vescularier überworfen hatte. Da musste es wohl wirklich fast wie Hohn und Spott klingen, was Dives Aculeo von den tollen Posten bis hoch zum Praefectus Praetorio erzählte.



    Wieder ins Atrium zurückgekehrt, schien sich die Enttäuschung über die derzeitige Situation wieder etwas verflüchtigt zu haben, sodass der Iulier es auch ersteinmal dabei beließ. Nachdem er dann aus der Porta hinaus ins Freie getreten war, fiel sein Blick auf die Sänfte, die gerade von der iulischen Sklavenschaft in Position gebracht wurde. Daraufhin wandte sich Dives erneut an Aculeo:


    "Achso... Du gehst doch auch zu Fuß, oder?" So weit war es schließlich nicht und Aculeo machte einen alles andere als alten und gebrechlichen Eindruck! Auch wenn Dives das Alter des Germanicers nicht wirklich einzuschätzen imstande war. Aber wer verstand sich schon groß darauf anderer Leute Alter genau zu schätzen?
    "Oder wollen wir die Sänfte nehmen?", deutete der Iulier auf jenes für zwei gegenüber sitzende Personen vorgesehene Transportmittel.


    Auf die eine oder andere Weise ging es dann auf zur Taverne...

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    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

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    Minos


    Es war eine lange Reise nach ostia, zum Glück hatte Flavus den beiden Sklaven eine kurze Skizze angefertigt wo die Villa Rustica zu finden war, dadurch hatte am Ende alles doch kürzer gedauert als Minos alleine in Rom brauchte die Villa Tiberia zu finden. Er klopfte an und began zu reden als die Tür geöffnet wurde.


    "Salve, ich bin Minos Scriba von Decimus Flavus und habe einen Brief für Iulius Dives abzugeben."



    Ad
    Marcus Iulius Dives
    Villa Rustica Iuliana Ostiensis
    Ostia


    Salve Iulius Dives,


    ich würde dich gerne zu einem Mahl in der casa decima gemeinsam mit einem weiteren Bekannten, Lucius Tiberius Lepidus, einladen. Damit die Terminfindung einfacher würd bitte ich darum dass du mir ein paar mögliche Termine nennst, es folgt eine seperate Nachricht an welchem der Termine das Mahl stattfinden wird.


    Vale Bene Decimus Flavus

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