Roma, A.D. X KAL AUG DCCCLXVI A.U.C.
Dives Licino patruo magno s.d.p.
Mit großer Erleichterung lese ich, dass sich Esquilina auf dem Pfad gesundheitlicher Besserung befindet, wie es mich mit noch größerer Freude erfüllt, dem Erhalt deines Briefes zu entnehmen, dass auch du dich also offenbar wohlauf befindest. Dies nimmt mir eine überaus bedrückende Sorge, ohne die es mir doch deutlich leichter fallen wird, meinen Neffen Avianus als Tribun zur Secunda ziehen zu sehen.
Während Avianus also damit beginnt, seine Karriere allmählich in die entsprechenden Bahnen zu lenken, hat der Senator Flavius Garcchus, von dem ich dir zuletzt schrieb, seine Laufbahn mittlerweile nun mit einem tadellosen Consulat gekrönt. Insbesondere der Wettstreit der Oratoren war in der Tat ein rhetorischer Hochgenuss, der mich nicht zuletzt umso mehr erfreute, da meine Klienten Helvetius Severus und Petilius Rufinus die Plätze eins und zwei belegten.
Politisch allerdings, so muss ich sagen, gibt es spürbare Differenzen zwischen dem Flavier und mir, welche wohl insbesondere auf meinen Vorstoß zurückzuführen sind, die curulische Aedilität neuerlich auch für plebeische Senatoren zu öffnen. Dennoch gestehe ich, bereue ich diesen Vorstoß nicht, sondern betrachte ihn im Gegenteil sogar als meinen bisher größten Erfolg, nachdem der Senat in seiner Weisheit mehrheitlich entschied, meinem Antrag zu folgen.
Die Aedilität sodann ist ein ausgezeichnetes Stichwort. So möchte ich dir mitteilen, dass ich die Zeit gekommen sehe, den nächsten Schritt auch meiner eigenen Karriere in Angriff zu nehmen. Licinus, ich hege die Absicht, im kommenden Jahr als Aedil zu amtieren!
Viele Vorbereitungen dazu habe ich bereits getroffen, andere jüngst in die Wege geleitet und wieder andere - darunter die Erklärung meiner Kandidatur selbst - warten zugegebenermaßen noch auf den richtigen Moment, auch ganz offiziell verlautbart zu werden. Du, mein Großonkel, sollst meine Absicht jedoch schon heute kennen.
Nicht zuletzt aus diesem Grund auch habe ich nach wiederholtem Verzicht auf eine institorische Provision beschlossen, mir in diesem Quartal - die Abrechnung findest du anbei - nun keinen Verzicht erlauben zu können und stattdessen den vollen Provisionsbetrag für mehrere Spenden im Sinne meines Wahlkampfes zu beanspruchen.
Ich hoffe, du hältst mir die Daumen, auf dass ich im kommenden Jahr als Aedil genauso für große Spiele und sichere, florierende Märkte sorgen darf, wie auch du in Mogontiacum gewiss eine ordentliche Sicherheit wiederherstellen wirst und dabei die Zeit für das eine oder andere Brett- oder Würfelspiel mit Esquilina nicht verlieren wirst.
Mögen die unsterblichen Götter über dich und deine Familia wachen. Und möge insbesondere Mars dich beschützen. Vale bene!