Cluvius Philonicus, Cluvius Philonicus, Cluvius... Nein, da klingelte kein Glöckchen bei Dives bezüglich dieses Namens, sodass die nachdenklich etwas zusammengezogenen Augenbrauen des Iuliers für den Moment noch einen kleinen Augenblick länger nachdenklich zusammengezogen blieben. Um eine Information immerhin wurde er sodann mit dem nachfolgenden Satz reicher: Der Cluvier schien ziemlich sicher nicht von der Tiberia, einer Frau, zu kommen... sofern diese nicht verdeckt oder im Auftrag ihres Bruders gehandelt hatte und der Bote hier nun Bezug auf 'einen Freund' Lepidus nahm. Aber um derart viele Ecken, wie man für diese Possibilität denken musste, erschien dieselbe wohl vergleichsweise unwahrscheinlich zu sein. Doch wer nun sollte dann der persönliche Botschaft schickende Freund dieses Cluvius sein? Wer sonst hätte Grund dazu?
Der Bote mit der hohen Stirn präsentierte das Geschenk, die vermuteten und zugleich doch ganz und gar unerwarteten Blumen. Denn mitnichten war dies ein sonderlich hübsch geratener Strauß. Die Mundwinkel des Iuliers senkten sich bereits beim ersten Blick auf die teils unechten, teils verdorrten und teils auch einfach nur durch die vielen aggressiven Stacheln unschön anzusehenden Blüten und Pflanzen. Und keinen Wimpernschlag später war ihm sodann auch ohne jeden Zweifel glasklar, welchem Absender er diesen Gruß zu verdanken hatte: Faustus - jenem, den er einst im Theater zu Ostia selbst blumig begrüßt hatte; jenem, der ihn bei seinen Feierlichkeiten zum Festtag der Fors Fortuna ebenfalls mit einem Kranz aus Blumen geschmückt hatte; jenem, dem es wohl durchaus zuzutrauen war, dass er mit diesem widerlichen Strauß die zuvor doch überaus schöne Erinnerung an die floral gesprochenen Worte bewusst zunichte machen wollte.
Dives blickte an dem kunstvollen Arrangement vorbei zu Boden, während die Denkfalte von seiner Stirn verschwand. Anschließend schloss er für einen kurzen Moment seine Augen, ganz als könnte er dadurch seine schönen Erinnerungen schützen und bewahren vor diesem üblen Angriff: Narzissen, das wusste wohl jeder, waren DAS Symbol der Eitelkeit. Wer kannte nicht die Erzählung vom über alle Maßen schönen Narcissus, der jede Verehrerin und jeden Verehrer gleichermaßen herzlos zurückwies und letztlich allein, verliebt nur in sein eigenes Spiegelbild, starb? - Eine weiße Narzisse, makellos, hübsch und rein, doch dabei unecht, leblos und einsam bis an ihr Ende.
Die roten Rosen als DAS Zeichen der Liebe waren indes genauso vertrocknet und verdorrt wie die weißen Zeus-Blumen, die als Symbol des Noch-zu-haben-seins wohl am Anfang nicht nur der gemeinsamen Zeit von Dives mit Faustus standen. Dazu die Brennesseln, Diesteln und Belladonnae, bei denen es schon zu wissen reichte, dass sie teils überaus stachlig, teils überaus giftig und teil gar beides zusammen waren... ganz zu schweigen vom nicht einmal mehr ansatzweise positiv interpretierbaren Schierling, welcher inform des sicher gut bekannten Schierlingsbechers weit mehr als nur eine handvoll Menschen ihr Leben gekostet hatte.
"N..nun denn.", sprach der Iulier, nachdem er seine Augen wieder geöffnet und seinen Gegenüber nach einem kurzen Hochziehen der eigenen Nase erneut angeblickt hatte. Mit bereits in Ansätzen glasigem Blick nahm er den Strauß entgegen und schloss beim Umfassen desselben noch einmal einen Wimpernschlag lang die Augen. Die Brennesseln brannten in seiner Hand. Dives atmete noch einmal tief ein, wobei ihm nun auch der Duft der vermutlich nur einparfumierten Narzisse in die Nase stieg. "S..so sage mir, w..was du zu sagen hast.", bat er den Cluvier hernach mit einem Lächeln, das man schon aktiv suchen musste, um es zu finden. Gegen seine bereits vor Angst vor dem noch Kommenden und Bevorstehenden leicht bebenden Lippen biss er sich sodann von innen auf selbige. Warum? - Er hatte nicht vor, diesem fremden Cluvius gegenüber noch zur Gänze sein Gesicht zu verlieren. Und nicht zuletzt gönnte er auch Faustus die vermutliche Genugtuung aus seiner Tat nicht.