Wie er schon einstmals im Theatrum Balbi nicht ganz so genau wissen wollte, wie das nun mit seinem Großonkel und dessen 'Mädchen' war, war Dives auch heute nicht unbedingt übermäßig scharf darauf, eine vermutlich doch recht intime Frauengeschichte mit seinem Verwandten zu besprechen. Es lag wohl schließlich auf der Hand, dass jemand es geschafft hatte, dass Licinus schwach geworden war. Und im Nachhinein hatte ihn die Frau - wahrscheinlich irgendeine Peregrina, womit nämlich auch dieses Mädchen hier zunächst nur peregrin gewesen wäre - offenbar irgendwie davon überzeugt, dass er die Kleine als seine Tochter adoptierte. Ja, so mochte es gewesen sein und mehr Details über die Zeugung oder die Art, auf die Licinus später von der Adoption überzeugt worden war, wollte Dives eigentlich nicht unbedingt wissen. Irgendwelche Frauengeschichten erinnerten ihn schließlich nur unnötig an seine eigene 'Frauengeschichte', die er demnächst ehelichen würde. Insofern also winkte er auf das 'Später' seines Gegenübers hin nur ab und schüttelte kurz den Kopf.
"Das... freut mich!", gab sich der Iulier bei den folgenden Informationen sodann positiver, als er sich fühlte. Denn was davon war bitteschön gut, dass sich seine erpresserische Verlobte hier mit Licinus offenbar einen Verbündeten in Dives' eigenen Reihen geschaffen hatte?! Ja, am Ende hatte sie es wahrscheinlich genau darauf abgesehen, als sie Mantua besucht hatte - Inspektionsreise hin oder her! "Ich meine, was könnte auch besser sein, als wenn sie schon vor unserer Eheschließung beginnt freundschaftliche Bande zu meinen mir lieben Verwandten zu knüpfen, nicht?", versuchte er sodann noch zu bekräftigen, da er selbst zuvor nicht ganz überzeugend gewesen zu sein glaubte.
"Nun, Servianus, so ganz genau kenne ich mich in und um Mantua natürlich nicht aus, doch du machst den Eindruck, als hättest du das Geschäft gut im Griff. Das freut mich! Denn, und das ist für jede Stadt innerhalb, wie außerhalb Italias nicht unwichtig, es ist stets gut, wenn die Personen, die für ihre Civitas Verantwortung - zum Beispiel inform von Magistraturen - übernehmen, auch einen guten Geschäftssinn und etwas Erfahrung im Umgang mit Finanzen besitzen. Niemand möchte schließlich, dass die eigene Civitas herabgewirtschaftet wird und verarmt.", erklärte Dives. Selbstredend hatten Quaestor und Duumviri in aller Regel die Hoheit in diesem Themenbereich, aber deshalb konnte es ja dennoch nicht schaden, wenn man sich als auch finanziell verantwortungsvollen und gut haushaltenden Candidatus präsentierte.
"Darüber hinaus, und auch das kann ich nur loben, ist es stets gut, wenn man sich nicht nur um ein Klientel, sondern um mehrere bemüht. Bei den ansässigen Familien militärischer Prägung wirst du durch deinen Vater hier sicherlich einen schönen Bonus bekommen und so einige Stimmen bestimmt erwarten dürfen. Auch bei den eher religiös orientierten Schichten auf Stimmfang zu gehen, wie durch die Präsentation als guter Viehzüchter auch bei anderen Farmern, die es schließlich mit Sicherheit begrüßen würden, wenn in gewisser Weise 'einer der ihren' als Magistrat ihre Interessen vertritt, halte ich für eine gute und Erfolg versprechende Strategie." Kurz überlegte er. "Darüber hinaus, so es konkret für Mantua auf diesem Gebiet vielleicht etwas zu tun gibt, macht sich für die Bürokraten unter Umständen auch das Versprechen einer neuen... Markt- oder Stadtverordnung ganz gut. Oder was sich auf diesem Gebiet eben sonst so anbietet. Helvetius Ocella zum Beispiel, ein Mann, der unter mir zunächst Scriba, dann Aedil war und mich später sogar auf meinem Posten als Duumvir beerbte, der hatte mit einer als Aedil ausgearbeiteten und durch den Ordo Decurionum beschlossenen Marktordnung auf einen Schlag sowohl bei manchem Bürokraten, als auch bei diversen Händlern Pluspunkte gesammelt, die ihm letztlich seinen Aufstieg zum Duumvir wenigstens erleichtert, wennnicht gar erst ermöglicht haben.", führte er aus und kam sich just im Anschluss daran plötzlich verdammt alt vor - obgleich er hier nicht der Onkel, sondern im Gegenteil der Neffe seines Gegenübers war!
Während Servianus nun einen Moment Zeit hatte, um darüber nachzudenken, wandte sich Dives wieder seinem Großonkel zu:
"Nun, das freut mich erst einmal sehr zu hören! Denn ich habe mich bereits nach dem ersten Erhalt dieser Nachricht durch meinen Boten mit dem entsprechenden Eigentümer in Bovillae in Kontakt gesetzt. Er hat mir auch bereits einen Vertrag zukommen lassen, den ich dir gerne im Anschluss an unser Gespräch 'raussuchen lassen werde. Darüber hinaus hat er sich für die Tage nach meiner Hochzeit angekündigt uns hier zu besuchen - in der Hoffnung selbstredend, dass der Vertragsschluss zustande kommt und er hernach mehr oder minder direkt weiter gen Norden reisen kann.", erklärte der Iulier. "Und selbstredend kannst du davon ausgehen, dass der von mir gepachtete italische Boden ordnungsgemäß in den städtischen Akten katalogisiert ist mit allen nötigen Angaben zu Besitzer, Eigentümer, Wert, Bebauung und so weiter. Italia ist eben doch schon ein paar Jahre länger romanisiert als so manche Provinz...", erlaubte er sich einen kleinen Scherz und schmunzelte.