Als Priscus den ersten Satz des Jungen vernahm, hob sich seine linke Augenbraue ein Stück. ´Sieh mal einer an´, dachte er für sich, ´diese Patrizierkinder sind doch alle gleich. Sind es nicht gewohnt, dass man ihnen widerspricht oder sie nicht angemessen behandelt...´
Als der Junge den Namen seines Vater nannte, nickte Priscus ihm zu. "Von deinem Vater habe ich wohl gehört, doch ich vermutete ihn nicht hier im Heereszug und erst recht dachte ich nicht, dass sich ein Junge der Flavier über mein Essen hermachen will." Er grinste bei seinen Worten, war der Kleine doch gewiss anderes Essen gewohnt als einfache Mehlfladen oder puls. Trotzdem zog Priscus seinen Mantel auf dem Boden etwas zur Seite, damit sich der Kleine setzen konnte. "Dann nimm mal Platz, dominus, wenn du willst teile ich mein Essen mit dir, auch wenn es schön gewesen wäre, du hättest zuerst gefragt," meinte er dann. Doch dann fiel ihm ein, dass Patrizier wohl nicht fragten sondern sich einfach nahmen was sie wollten.
Mit einem Stück Holz holte er den heißen Stein etwas näher und zog die kleinen platten Getreidefladen von selbigem. Sie waren heiß, aber seine Hände waren nicht so empfindlich wie die des Jungen. Er gab ihm das größte Stück und holte noch einen kleinen abgedeckten Holznapf mit moretum aus seinem Proviantbeutel, zusammen mit noch einem Stück lukanischer Wurst. Diesmal nahm er den Dolch nur, um das Essen damit klein zu schneiden. Das Essen legte er zwischen sich und den Jungen. "Lass es dir schmecken," lud er ihn ein und kaute an einem Stück Wurst. Dabei beobachtete er den Kleinen aufmerksam.
Dumm schien er nicht zu sein, trotzdem war es merkwürdig, dass der Junge hier herumschlich, zumindest zu dieser Zeit. "Weiß dein Vater eigentlich, dass du hier bei den Mannschaften bist?" fragte er dann frei heraus. Zwar hatten ein paar Offiziere durchaus Kinder, aber denen war es eigentlich verboten, sich überall herumzutreiben. Auch wusste Priscus nicht genau, ob die Legionsführung die Familien im Tross dabei hatten oder nicht. Gesehen hatte er bis jetzt zumindest niemanden.