Beiträge von Titus Iunius Priscus

    Als Priscus den ersten Satz des Jungen vernahm, hob sich seine linke Augenbraue ein Stück. ´Sieh mal einer an´, dachte er für sich, ´diese Patrizierkinder sind doch alle gleich. Sind es nicht gewohnt, dass man ihnen widerspricht oder sie nicht angemessen behandelt...´


    Als der Junge den Namen seines Vater nannte, nickte Priscus ihm zu. "Von deinem Vater habe ich wohl gehört, doch ich vermutete ihn nicht hier im Heereszug und erst recht dachte ich nicht, dass sich ein Junge der Flavier über mein Essen hermachen will." Er grinste bei seinen Worten, war der Kleine doch gewiss anderes Essen gewohnt als einfache Mehlfladen oder puls. Trotzdem zog Priscus seinen Mantel auf dem Boden etwas zur Seite, damit sich der Kleine setzen konnte. "Dann nimm mal Platz, dominus, wenn du willst teile ich mein Essen mit dir, auch wenn es schön gewesen wäre, du hättest zuerst gefragt," meinte er dann. Doch dann fiel ihm ein, dass Patrizier wohl nicht fragten sondern sich einfach nahmen was sie wollten.


    Mit einem Stück Holz holte er den heißen Stein etwas näher und zog die kleinen platten Getreidefladen von selbigem. Sie waren heiß, aber seine Hände waren nicht so empfindlich wie die des Jungen. Er gab ihm das größte Stück und holte noch einen kleinen abgedeckten Holznapf mit moretum aus seinem Proviantbeutel, zusammen mit noch einem Stück lukanischer Wurst. Diesmal nahm er den Dolch nur, um das Essen damit klein zu schneiden. Das Essen legte er zwischen sich und den Jungen. "Lass es dir schmecken," lud er ihn ein und kaute an einem Stück Wurst. Dabei beobachtete er den Kleinen aufmerksam.


    Dumm schien er nicht zu sein, trotzdem war es merkwürdig, dass der Junge hier herumschlich, zumindest zu dieser Zeit. "Weiß dein Vater eigentlich, dass du hier bei den Mannschaften bist?" fragte er dann frei heraus. Zwar hatten ein paar Offiziere durchaus Kinder, aber denen war es eigentlich verboten, sich überall herumzutreiben. Auch wusste Priscus nicht genau, ob die Legionsführung die Familien im Tross dabei hatten oder nicht. Gesehen hatte er bis jetzt zumindest niemanden.

    Wohlig seufzend schüttelte Priscus den letzten Tropfen ab und verstaute sein Gemächt wieder unter seinem Lendenschurz - als er plötzlich von einem "Auaaaaa" aus den Gedanken gerissen wurde.


    Scheinbar war die Quelle dieses Ausrufes ganz nahe und klang eigentlich überhaupt nicht wie einer seiner Kameraden. Schnell fuhr seine Hand zum Dolch, er trat die drei Schritte aufs Feuer zu, sorgsam darauf bedacht, nicht über die Gespannten Leinen der Zelte zu stolpern. Als er im flackernden Schein der Flammen den Jungen sah, der ganz offensichtlich die Schmerzbekundung ausgestoßen hatte, ließ er den Dolch wieder in die Scheide gleiten. Er wollte dem kleinen ja nun nicht unbedingt Angst machen.


    Warum der etwas rundlich aussehende Junge an seinem Finger lutschte, erkannte Priscus erst auf den zweiten Blick. Es handelte sich ganz offensichtlich um einen kleinen gefräßigen Dieb, der sich über sein Essen hermachen wollte und sich die kleinen Finger verbrannt hatte. Ein Grinsen lief über sein Gesicht, das er aber schnell unterdrückte. Schließlich wusste er nicht, mit wem er es zu tun hatte. Als er die kleinen Hände betrachtete, kamen sie ihm recht zart und empfindlich vor, ein mulio konnte es nicht sein, die waren normalerweise etwas älter und nicht so rund. Stirnrunzelnd überlegte er, ob er dem Kleinen gleich eine Ohrfeige verpassen sollte, oder erst später. Dann dachte er an den kleinen Durus und da konnte er fast schon nicht mehr böse sein. Man wusste nie genau, wen man vor sich hatte. Oder hatte er gar einen kleinen Spion erwischt.


    Er bemühte sich, möglichst streng zu klingen. "Wer bist du denn? Ein Sklave oder nur ein kleiner Dieb? Sprich schnell, sonst mach ich dir Beine!!!" Der Kleine hatte bestimmt große Angst, dachte er, während er ihn anfunkelte.

    Der Marschtag war sehr ruhig verlaufen, es hatte den Männern gut getan, endlich einmal das Lager zu verlassen. Auch wenn sie nicht recht wussten, was auf sie zukam, waren sie frohen Mutes und selbst als gegen Abend das Lager geschanzt werden musste, geschah dies ohne viel Murren, waren die Kräfte doch noch frisch. Die Zelte standen schon, als die ersten Feuer entzündet wurden und die Legionäre damit begannen, ihr Getreide zuzubereiten.


    Priscus hatte gleich die erste Wache aufgebrummt bekommen und kam erst zurück, als es schon dunkel wurde. Die Jahreszeit war schon fortgeschritten, es wurde schon früher dunkel. Ein Blick sagte ihm, dass die anderen Kameraden entweder schliefen oder sich sonst wo im Lager herumtrieben oder eben Wache hatten. Er stellte Schild und Speer zu den anderen vor das Zelt und setzte sich neben das Feuer. Die Glut war unter einer dünnen Ascheschicht verborgen, mit einem kräftigen Pusten glomm sie wieder auf und einige dünne Zweige ließen das Feuer wieder auflodern. Priscus rollte einen Stein etwas näher an die Flammen, darauf wollte er sein Essen zubereiten. Den Beutel mit Mehl fischte er aus seinem Gepäck, dazu noch ein Stück der guten lukanischen Wurst, die er sich noch vor dem Abmarsch gekauft hatte. Er füllte etwas Wasser in seine patera und gab das geschrotete Mehl dazu, ließ es Quellen und rührte kräftig durch. Ein Schluck Posca aus der Feldflasche und er fühlte sich fast wie neu geboren. Während er den zähen Brei mit dem Löffel auf dem Stein verteilte, um sich ein paar Fladen zu backen, wanderte sein Blick immer wieder über die Reihen der Zelte, die nur noch als Schemen zu erkennen waren.


    Die Feuer brannten und es war noch recht laut. Es roch nach Schweiß, Leder und den Ausdünstungen der Tiere. Wie in einem richtigen Feldlager eben. Priscus wollte kurz austreten und überließ sein Essen kurz sich selber. Er trat hinter das Zelt, wo noch etwas Platz war und erleichterte sich.

    Einer der Nachteile, wenn man zur IX. cohors gehörte, war die Tatsache, dass man den Staub von acht Kohorten, denen noch die Maultiere mit der Ausrüstung folgten, zu schlucken hatte. Aber nicht nur der Staub, auch die Hinterlassenschaften der Tiere machten den Marsch "unterhaltsam", konnte man sich doch des Gelächters der Kameraden sicher sein, wenn man in diese Fallen trat.


    Priscus marschierte in der Masse der Männer mit, den Blick mehr oder weniger starr auf den Schild des Vordermannes gerichtet. Das Marschieren war eintönig, man hatte Zeit zum reden oder scherzen oder einfach zum Nachdenken. Die Beine taten ihren Dienst, die Gewichte waren gut verteilt und der Mut der Legionäre war gut. Alles war besser als im Lager sitzen und nicht zu wissen, war zu tun war.


    Doch als Priscus schon wieder mit den Gedanken bei seinen Verwandten in Rom war, begann es vorne zu singen. Die Worte flatterten nach hinten und die Männer, die das Lied gut kannten, stimmten im Takt der Schritte mit ein.


    "Erklingen fröhliche Gesänge
    mißt kein Fuß des Weges Länge
    lustig sein auf Marsches Pfad
    liebt der römische Soldat
    Helle Stimmen singen vor
    und mit Macht fällt ein der Chor
    Hoho, hoho, hoho, Gesang macht lebensfroh
    Gesang macht lebensfroh, hoho, hoho, hoho


    Rüstig bergauf, Berg hinunter
    schreitet der miles frisch munter
    Heitert ein melodisch Lied
    in ihm auf Herz und Gemüt
    Helle Stimmen singen vor....


    Aufgefrischt im muntern Liede
    wird nicht Arm noch Fuß uns müde
    Schweren Marsch auch noch so lang
    kürzt und leichtert der Gesang
    Helle Stimmen singen vor...


    Drum haltet, Waffenbrüder
    hoch in Ehren frohe Lieder
    Sei´s im Friedens-Sonnenlicht
    sei´s vor Feindes Angesicht
    Helle Stimmen singen vor...."


    Munter sangen die Männer mit und jedes "hoho" wurde lauter und ausgelassener, je weiter es sich durch den Heerwurm zog.

    Nervös hörte Priscus die Rede des Legaten. Also hatten die Gerüchte, dass der Kaiser nur durch Nachhilfe des Vesculariers gestorben war, sich bewahrheitet. In Rom saß ein Monster auf dem Thron und regierte nach seinem Gutdünken. Als die Männer begannen zu brüllen, riss Priscus sein Schwert aus der Scheide, wie so manche anderen Kameraden und stieß es in die Luft.


    "Für Rom, für Cornelius Palma!!!! Rache für Valerianus!!!!!"


    Er war so voller Freude, dass es endlich in den Kampf ging, gegen den Tyrannen.... Plötzlich griff eine eisige Hand nach Priscus´Magen: Seneca! Sein Vetter, der bei den Prätorianern diente und für den Schutz des Vesculariers mit verantwortlich war. Was war mit ihm? Hatte er zwischenzeitlich erkannt, wem er diente und sich heimlich aus dem Staub gemacht? Oder würden sie in den Straßen von Rom gegeneinander kämpfen müssen? Ging es überhaupt nach Rom? Zuerst doch wohl in die andere Richtung, zu den Verbündeten. Blass um die Nase steckte Priscus sein gladius weg. Plötzlich drückte das Gepäck unangenehm und auch die Rüstung schien schwerer zu sein, als noch vor wenigen Augenblicken.

    Priscus hatte die halbe Nacht wach gelegen. Tags zuvor hatte er seine Ausrüstung noch einmal vervollständigt, besonders die ledernen Verbindungsstücke seiner lorica segmentata hatte er ausgebessert und alles mit Hirschtalg eingefettet, damit das Leder nicht zu schnell brüchig und spröde wurde. Wer wusste schon, was auf sie zukam.
    Die caligae waren frisch besohlt, alle abgelaufenen Nägel waren ersetzt worden. Die ganze Zeit über hatten Priscus Kameraden durcheinander geplappert, die Nervosität stieg. Die älteren milites hatten die jüngeren aufgezogen, nur die Veteranen aus dem Parthienfeldzug hatten geschwiegen und stumm ihre Arbeiten verrichtet.


    Selbstverständlich kochte die Gerüchteküche fast über, jeder wollte mehr wissen. Nach Germanien gehe es, sagten die einen, Nein, Ägypten wäre das Ziel, meinten anderen. Eine Handvoll behauptete sogar, die legio würde auf Rom marschieren und die Stadt im Handstreich nehmen. Priscus glaubte eher den Letzteren, auch wenn er sich nicht ganz sicher war. Er dachte an seine Angehörigen in Rom und betete um Schutz. Dann wurden noch die letzten Wachen eingeteilt und alle übrigen Männer in die Quartiere geschickt.


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    Priscus erwachte aus einem verworrenen Traum, dessen Bilder schon verblassten, noch bevor er die Augen öffnete. Die letzten Wochen mit dem Fieber waren ähnlich gewesen, doch langsam hatte er sich erholt und konnte wieder seinen Dienst verrichten. Nun versuchte er die Zeit zu schätzen. Die dritte Nachtwache war noch nicht zu Ende, trotzdem erhob er sich und machte sich daran, etwas zu Essen zu suchen. Die paterae waren schon weggepackt, Puls würde es heute keinen mehr geben. Aber etwas Brot und moretum waren noch vorhanden, also brannte Priscus eine Lampe an und aß, während er nachdachte.


    Als das Signal zum Wecken ertönte, sprangen die übrigen Männer auf. Auch sie hatten kaum geschlafen, waren aufgeregt und hektisch. Schließlich kam der Befehl zum antreten.

    Priscus nahm den Brief entgegen und stellte sich etwas abseits. Er überflog die Zeilen nur kurz, er würde ihn genauer lesen, wenn er in der Unterkunft war... Oder an einem anderen Ort. Der Inhalt war brisant und er durfte das Lager nicht verlassen. Also rollte er das Papyrus zusammen und holte seinen Geldbeutel heraus. Er zählte eine Handvoll Münzen ab und gab sie dem Sklaven.


    "Hier, für deine treuen Dienste. Such dir eine Unterkunft in Mantua, ich kann dich leider nicht begleiten um dir eine zu zeigen. Komm morgen wieder um die gleiche Zeit, dann werde ich den Brief für deine Herrin geschrieben haben." Er hoffte, dass der Sklave nicht zu viel trank und auch wirklich auftauchen würde. Genug Geld für eine oder zwei lupae hatte er auch, also dürfte es ihm an nichts fehlen, selbst das Maultier würde eine Extraportion Hafer dafür bekommen. "Bis morgen dann," entgegnete er und ging durch das Tor zurück ins Lager. Zu viele Zeugen waren gefährlich, besonders in diesen Zeiten. Gehetzt ging er zu den Unterkünften.

    Ein wenig überrascht eilte Priscus zum Tor, es wartete anscheinend ein Sklave aus dem Haushalt seiner Verwandten in Rom auf ihn. Mit jedem Meter, den er dem Tor näher kam, wurden seine Beine schwerer. Ob irgend etwas passiert war? Man hörte die wildesten Gerüchte, viele Senatoren waren geflohen, angeblich sogar einige hier zu legio. Ihm war schon beinahe übel, als er das Tor erreichte und den Mann mit dem Maultier sah.


    Er nickte der Wache zu. "Danke für die schnelle Meldung Kamerad." Dann trat er zu dem Boten, den er nicht wirklich kannte.
    "Salve, du kommst aus Rom?" fragte er nervös. Die Ungewissheit schnürte ihm die Brust zu und er betete, dass alles gut war.

    Priscus klopfte dem kleinen Titus anerkennend auf die Schulter und machte sich dann schnell daran, die Sachen wieder einzusammeln. Geschickt trug er seine Ausrüstung in den Schatten des überdachten Laufganges, der vor den conubernia entlanglief und stellte seine Sachen an die Wand, um sie später in die Vorkammer zu räumen.


    Zwischen den schmalen Stützsäulen des Ganges war es angenehm kühl und Priscus setzte sich neben den Eingang seiner Stube. Strabo erschien wieder im Türrahmen und blickte den Besuch erstaunt an.
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    "Hast du Nachwuchs bekommen, Priscus, oder sammelst du Streuner auf der Straße auf?" meinte er grinsend und hielt Priscus ein großes Stück Brot und eine kleine Schale mit moretum hin. Er machte es selber, besorgte sich immer wieder den guten weichen Schafskäse und kaufte nur die frischesten Kräuter, wenn sie nicht zu teuer waren. Seit allerdings die Ausgangssperre herrschte, war auch sein Nachschub versiegt. Auf Patrouille konnte er schlecht auf dem Markt einkaufen gehen.


    Priscus nahm das Brot und die Schale, klopfte neben sich auf den Boden und bedeutete dem kleinen Durus, sich zu setzen. "Lach nicht Strabo, das ist der Sohn des legatus, also hüte deine Zunge. Sonst lässt dich der kleine Mann auspeitschen, " meinte er grinsend. Strabo lächelte trotzdem weiter, er mochte den Kleinen auf Anhieb. "Lasst es euch schmecken, ich hole euch noch einen Krug Wasser, " brummte er und verschwand auch schon wieder im Halbdunkel der Unterkunft.
    Priscus brach das Brot in zwei Hälften und stellte das Schälchen mit dem Käse in die Mitte, zog sein Messer und packte etwas davon auf ein Brotstück. "Hier Titus, lass es dir schmecken. Das gibt Kraft für die nächste Runde," meinte er schmunzelnd.
    Er schnupperte an seinem Brot, konnte den Knoblauch riechen und die Kräuter, biss herzhaft hinein und genoss den Geschmack. Während er kaute betrachtete er den Jungen neben sich. Würden sie in einem Monat noch hier sitzen können und gemeinsam essen? Die Legion stand hinter dem verstorbenen Kaiser, aber war es die richtige Seite? Unwirsch schüttelte er seine Sorgen ab, er würde jedenfalls auf den Kleinen aufpassen und wenn er im Orcus nach ihm suchen musste.


    Er beschloss das Thema ruhen zu lassen. "Was macht eigentlich dein Unterricht mein Freund? Ich denke du wirst lesen und schreiben lernen, wenn du deinem Vater nicht ausreißt, oder?" fragte er neugierig.

    Der Iunier musste schallend lachen, als der Kleine ihn umarmte und dann besorgt ansah. Wie niedlich und unschuldig er doch war. Wieder spürte er einen Stich in der Brust. So waren seine kleineren Brüder auch gewesen, als sie noch mit Narcissa gespielt hatten. Und nun war sie nicht mehr da...


    Er verdrängte diese Gedanken und strich dem kleinen Titus durch die Haare. "Das war sehr gut. Und nein, du hast mir nicht wirklich weh getan, als Soldat kann man das ertragen," meinte er schmunzelnd. Dann sah er Strabo aus der Unterkunft herausschauen und mit einem Stück Brot wedeln. "Auch etwas?" rief er hinüber. Priscus nickte und sah den Kleinen an. "Hast du auch Hunger? Gibt nichts besonderes, Brot, Öl, Moretum... Kämpfen macht hungrig," meinte er grinsend.

    Mit seinem Löffel kratzte Priscus die letzten Reste des Puls aus seiner Schüssel und leckte ihn genüsslich ab. Das Frühstück war wirklich gut gewesen, kein vergleich mit den Tagen vorher. Dafür, dass Avianus gekocht hatte, würde Priscus nachher noch die Schalen waschen und zum trocknen aufstellen. Mit seinem Trinkbecher in beiden Händen, den er zu einem Viertel mit Wein gefüllt hatte, um sich für den Tag zu stärken, saß er da und starrte einen Moment vor sich hin. Dann blickte er Avianus wieder an.
    "Wenn wir jemals reiten müssen, werde ich keine allzu große Hilfe sein. Ich kann mich grad so auf dem Rücken des Tieres halten, aber das war dann auch schon alles. Vielleicht kannst du mir ja noch etwas unter die Arme greifen, wie gesagt, ich mag Pferde eigentlich nicht besonders." Er nahm einen Schluck und schmeckte der Säure im Wein noch etwas nach. Nicht so gut wie der Wein aus seiner Heimat, der schwerer und erdiger schmeckte.


    "Nocopolis ist schon recht groß, aber kein Vergleich mit Rom oder Athen. Es gibt in Epirus viele Berge und Wälder, das Klima ist recht mild und sehenswert ist besonders das Orakel von Dodona. In den Küstenregionen wachsen Oliven und etwas Wein... Guter Wein, ich würde sagen der Beste... Aber ich denke ich werde meine Heimat lange nicht sehen, mein Vater wollte, dass ich zu den Legionen gehe. Obwohl ich lieber etwas anderes gemacht hätte," meinte er nachdenklich. Aber er würde seinen Kameraden nicht sagen, dass er vielleicht Dichter hätte werden wollen.
    "Ich würde gerne wieder mal aus dem Lager rauskommen, dieses Warten auf nichts macht mich wahnsinnig. Langsam genieße ich sogar den Wachdienst. Ehrlich gesagt hab ich keine Lust auf Bürgerkrieg...

    Titus freute sich über den Eifer des Jungen, als er das Schildsymbol sah. "Ja, Mars beschützt alle Soldaten, egal ob miles oder legatus. Das Opfer muss nicht groß sein, wichtig ist nur, dass du es gerne gibst, damit du seinen Schutz bekommst. Dann wirst du vielleicht so ein guter Feldherr wie Caesar oder Augustus, dominus."


    Der kleine Titus hatte wirklich schon die Kraft, das Schwert zu heben, auch wenn es noch ein wenig ungelenk aussah. Einen Moment lang dachte Priscus, der Junge würde sich die Zunge abbeißen, bis er sah, dass er sich konzentrierte und dann mit seinem Schwert ausholte. Gespielt im letzten Moment wehrte er den Hieb des Jungen ab, ging einen Schritt zurück und wartete auf den nächsten.
    "Das machst du gut, Titus, nur weiter so," feuerte er den Kleinen an. Das Gewicht des Schwertes war wohl für ihn noch etwas zu schwer, aber vielleicht konnte er ihm ein kleineres beschaffen. Körperliche Ertüchtigung konnte nicht früh genug beginnen. Wieder parierte er einen Hieb des Jungen. "Sehr gut. Jetzt versuch mich zu überlisten. Mit Kraft kämpfen kann jeder, aber ein guter Kämpfer gewinnt, weil er die Schwächen des Gegners erkennt und nutzt." Das ganze machte ihm riesigen Spaß, der Junge gab sich wirklich Mühe und für Priscus war es eine willkommene Abwechslung im sonst so tristen Lageralltag.


    Schließlich streckte er sein Bein etwas weiter vor als üblich, verfehlte den nächsten Angriff des Jungen und ließ sich am Bein treffen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht knickte er ein. Er ließ sein Schwert sinken. "Du hast gewonnen, " meinte er zerknirscht, musste sich dabei aber ein Lächeln verkneifen. "Bitte schone mein Leben, dominus!!"

    Priscus nickte dankbar. Die Erklärung war mehr als ausreichend.
    "Dann hätte ich gerne eine Wertkarte eingerichtet über 50 Sesterzen, bitte."


    Dann öffnete er seinen Lederbeutel und zählte 60 Sesterzen auf den Tisch. "Danke für deine Hilfe," meinte er.



    Sim-Off:

    Kohle überwiesen

    Priscus betrat die Poststelle, um schnell einen Brief wegzuschicken.



    Ad
    Iunia Axilla
    Casa Pompeia
    Roma


    Titus Iunius Priscus suae Iuniae Axillae salutem dicit.


    Ich hoffe es geht dir und deinem Gatten gut und ihr seid wohlauf.
    Noch einmal möchte ich mich bei dir herzlich für die Einladung zu eurer Hochzeit bedanken, der Tag war wirklich zauberhaft. Auch wenn wir nicht die Zeit hatten, miteinander zu reden und ich auch schon am nächsten Tag wieder zurück zur legio musste, hat es mich gefreut, dass du so einen würdigen Ehemann gefunden hast. Ich bete, dass Iuno euch mit vielen Nachkommen segnen möge.


    Da du eine der wenigen Familienmitglieder in Rom bist, schreibe ich dir aus aktuellem Anlass. Wie du wahrscheinlich weißt, wurde der Imperator ermordet und die Nachrichten, die zu uns dringen, sind alles andere als beruhigend. Es gehen Gerüchte um, dass Salinator sich selber zum Kaiser erklären will oder sich schon hat. Von einer Ausgangssperre war die Rede, aber wie gesagt, alles war wir hier wissen, ist vage. Nun lebe ich ständiger Sorge, nicht nur meine Zukunft betreffend. Ob es Bürgerkrieg geben wird, weiß ich nicht, ich hoffe noch immer, dass sich alles zum Guten wendet und das Testament des Valerianus einen würdigen Nachfolger bestimmt. Ich habe erst kürzlich mein tirocinium beendet und nun ein vollwertiger Soldat unter dem Adler.
    Meine Hauptsorge gilt dir und deinen Lieben. Ich hoffe inständig, dass ihr wohlauf seid und die Unruhen euch nicht betreffen. Ich habe für Mars ein Opfer dargebracht und hoffe, dass sein Schutz auch euch begleitet, bei allem was noch kommt.


    Wie geht es Serrana und Seneca? Ich kann mir vorstellen, Erstere wird viel Zeit mit ihren süßen Kindern verbringen. Aber war macht Letzterer? Als Prätorianer hat er jetzt bestimmt alle Hände voll zu tun, die Ordnung in der Stadt zu waren, oder? Bitte bestelle auch ihm Grüße und er soll auf sich aufpassen in diesen Zeiten. Wann dich dieser Brief erreicht weiß ich nicht, ich hoffe aber, du erhälst ihn in Bälde und hast auch eine Möglichkeit, mir zu Antworten, um meine Sorgen etwas zu mildern.


    Iunios Segen mit dir!


    Vale Bene.
    Priscus


    Hoffentlich kam dieser rechtzeitig und sicher an. Er fragte den Mann, der die Tafel entgegennahm: "Was kostet es nach Rom? Und wie ist es mit den Wertkarten?"