"Für den Kaiser!!! Für Rom!!!" brüllten die Männer, die Schwerter schlugen gegen die Schilde und Priscus glaubte taub zu werden.
In seinem Kopf arbeitete es schon die ganze Zeit. Er kannte die Geschichte, seine Ahnen waren schon einmal an einem Bürgerkrieg beteiligt gewesen. Er hoffte nur, dass es Axilla und den anderen gut ging und sie nichts mit der ganzen Sache zu tun hatten. Nun hieß es Vorbereiten... Und wieder warten, bis sich die Fronten klärten. Auf welcher Seite würde Seneca stehen? War er in Gefahr? Er würde einen Brief schreiben müssen.
Beiträge von Titus Iunius Priscus
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Priscus wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab, aß noch einen Löffel voll Puls und hörte zu. Der kurzen Beschreibung des Matiniers zu urteilen lebte also sein Vater nicht mehr?
Er schob den Gedanken zur Seite. "Hispania soll schon sein, vor allem das Wetter. Heißt das du kannst gut reiten? Ich mag diese großen Viecher eigentlich nicht besonders..." meinte er dann.
"Ich komme aus Nicopolis, das in Epirus. Mein Vater ist Soldat, wie sein Vater auch und so weiter. Wir Iunier haben einen Hang zum Heldentod und politische... Verwicklungen," umschrieb er. "Ein paar Verwandte leben in Rom, der Rest ist über das gesamte Imperium verteilt."Sein Gesicht wurde finster. "Hast du schon Nachricht aus Rom bekommen? Seit der Kaiser tot soll es eine Ausgangssperre geben. Ich hoffe meinen Leuten geht es gut."
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Lächelnd sah Priscus zu, wie sich der kleine Durus eingehend mit den Waffen und Rüstungsteilen beschätigte. Sie waren natürlich viel zu groß für ihn und wahrscheinlich auch viel zu schwer. Aber zumindest hatte er erwähnt, dass er ein kleines Holzschwert besaß, das war doch zumindest schon mal ein Anfang. Aber konnte er mit dem Kleinen denn überhaupt schon üben? Wie alt mochte er eigentlich sein? Er würde ihn gleich noch fragen.
Dann wandte er seine Aufmerksamkeit den Fragen des Jungen zu. Er wusste schon viel. Anerkennend nickte er dabei. "Das sind Übungsschwerter, genau. Sie sind sogar noch schwerer als die echten, damit man mehr Muskeln bekommt." Bei den Pilen, die keinen vorderen Teil aus Weicheisen hatten und auch keine scharfen Spitzen, stand er auf und trat neben Durus. "Die richtigen Pila verbiegen sich wenn sie geworfen wurden. Das Eisen ist ganz weich. Der Gegner kann sie dann nicht zurückwerfen. Aber hauptsächlich kann er dann seinen Schild nicht mehr benutzen, wenn da ein Pilum drinsteckt. Es wird zu schwer und unhandlich. Und dann steht er nur mit Schwert vor einer Mauer aus Schilden," antwortete er.
Bei dieser Erklärung war Durus auch schon hinter dem scutum verschwunden, er musste sich nicht mal klein machen, um sich dahinter zu verbergen. Es sah zu drollig aus, Prisus musste lachen. "Ja genau, die Schildkröte lässt nichts durch." Kaum hatte er das gesagt, als er schon sah, wie der Kleine sich den Helm angelte, viel zu groß für seinen kleinen Kopf, halb im Gesicht und schon stolperte er über die Rüstung. Erschrocken half ihm Priscus wieder aufzustehen, schaute kurz ob sich Durus etwas getan hatte und kniete sich dann zu ihm. Er rückte den Helm gerade und half ihm, sich aus der Rüstung zu nesteln. Dann klappte er den Panzer auf, ließ den Jungen hineinschlüpfen und schloss einen Haken der Rüstung und stützte ihn an den Schultern etwas, damit ihn das Gewicht nicht zu Boden drückte. Er sah ihn an. "Nun, ein bisschen groß vielleicht. Wir sollten dir etwas passenderes bei den fabri besorgen, die haben bestimmt noch etwas Material, das sie nicht brauchen. Ein zukünftiger legatus braucht schließlich angemessene Ausrüstung, nicht wahr?" meinte er schmunzelnd. Dann half er ihm wieder aus der Rüstung und stellte alles wieder hin.
Dann nahm er das tegimentum von seinem Schild und zeigte Durus die lederüberzogene Oberfläche mit der Legionsbezeichung und dem Symbol der Prima. "Schön, nicht? Mars selber führt deinen Schild in der Schlacht und schützt dich, wenn du ihn in Gefahr bist. Opfere ihm und dir wird nichts zustoßen, junger dominus."Dann verhüllte er sein scutum wieder und nahm eines der Holzschwerter, das er Durus reichte. Vielleicht musste er es zweihändig fassen, aber es war ein Versuch. "Wie alt bist du eigentlich, kleiner Titus?" fragte er. "Wenn du das Schwert halten kannst, können wir schon mal trainieren. Versuch dann einfach, mich zu treffen, aber bitte erst langsam", meinte er augenzwinkernd und fasste sein Holzschwert etwas fester.
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So, ab heute wieder da, zumindest so gesund, dass ich wieder posten kann.
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Priscus musste wieder lachen. Der Kleine gefiel ihm, obwohl er der Sohn eines Legaten war. Scheinbar war er noch nicht alt genug, um seine Nase ganz oben zu tragen, wie man es oft bei patrizischen Kindern sah. Sie wussten, dass sie alles kaufen oder bekommen konnten, was sie wollten. Aber warum sollte man den Aurelier nicht mit der Welt des einfachen miles konfrontieren?
Wenn er in die Politik ging, würde er früher oder später auch mit den Truppen in Kontakt kommen, als senatorischer Tribun vielleicht. Da konnte es nichts schaden, wenn man nicht allzu weltfremd war. Soldaten mochten Anführer, die sich um ihr Wohlergehen sorgten."Ja, das mit der Pünktlichkeit stimmt. Aber mein Kamerad hat eigentlich dienstfrei, also ist es nicht so schlimm. Zumindest für ihn." Er grinste. Der kleine Aurelier sah zu niedlich aus, wie er versuchte, ganz der Papa zu sein. Trotzdem würde er ihn nicht mit auf den Übungsplatz nehmen. Hier im Lager war er zumindest einigermaßen sicher, aber ihn außerhalb des vallum zu bringen, das traute sich Priscus nicht. Im schlimmsten Falle würde der Kleine den Hintern voll bekommen, dafür dass er weggelaufen war, für Priscus konnte das allerdings schwerere Strafen nach sich ziehen. Kurz überlegte er, wie er es anstellen konnte. Dann kam ihm die Idee. "Dann komm mit, aber achte wo du hinläufst, nicht dass dich ein Pferd tritt, junger dominus," meinte er gut gelaunt, schulterte seine Übungspila und den Schild und mit dem Jungen zu seiner Unterkunft.
Er holte zwei Übungsschwerter, ein Übungspilum, nahm sein richtiges scutum und seinen Helm vom Haken und trat wieder nach draußen. Ganz nahe am Wall, neben der ausgetretenen Straße, stellte er sich hin, lehnte die Waffen an die Mauer und setzte sich in den Schatten, den ein Turm warf. Er legte sein Gladius ab und hängte es mit dem Helm an sein scutum. Dann öffnete er die Haken und vorderen Verschnürungen seiner Rüstung und stellte sie aufrecht daneben. Priscus deutete gegenüber auf den Boden, dasss der Junge sich setzte.
"Gut, bevor wir anfangen zu üben, kannst du mir sagen, wofür diese Ausrüstungsteile sind?" Er lächelte den Kleinen an.
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Bei der Antwort der jungen Frau hob Priscus leicht die Augenbraue. Nicht direkt konnte alles heißen. Viele der Soldaten hatten, obwohl sie nicht heiraten durften, Geliebte oder Frauen, ja sogar Soldatenkinder gab es viele, die alle in der Nähe des Lagers wohnten. Die Offiziere wussten das und erlaubten den Frauen und Kindern zwar keine Besuche, die Männer allerdings konnten das Lager verlassen, wenn sie keinen Dienst hatten.
Als sie ihm erneut den Korb unter die Nase hielt, stieg ihm ein köstlicher Duft entgegen. Er nickte. "Vielen Dank", und nahm sich das kleinste Stück. Es roch ähnlich dem Gebäck seiner Mutter und als er hinein biss, enfuhr ihm ein behaglicher Laut. "MMMMMHHHH, das ist ja ein Gedicht", meinte er kauend. Wieso besuchten ihn nie hübsche Frauen und brachten ihm Gebäck. Zugegeben, der Puls von Avianus war gut, aber kein Vergleich mit dieser Köstlichkeit.
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Priscus überlegte einen Moment lang, erinnerte sich aber, dass in seiner centuria ein Obsidier war. Der wohnte tatsächlich hier, war noch in seinem tirocinium und hatte keinen Ausgang.
Die Sachen im Korb sahen recht gut aus, der Kamerad konnte sich freuen. Er betrachtete die Frau von oben bis unten, sah, dass sie hoffentlich keine Waffen unter ihrem Gewand trug und nickte dann.
"Ich werde ihn sofort holen lassen, bitte warte hier. Nur die Frauen der Offiziere dürfen das Lager betreten." Dass der Lagerpräfekt würde für einen tiro bestimmt keine Ausnahme machen.Er winkte einen Kameraden zu sich, der als Kurier eingeteilt war und bat ihn, den Obsidier zu holen. Der Soldat nickte und machte sich auf die Suche nach Antias.
Derweil stand Priscus etwas verloren da, denn weitere Gäste waren nicht in Sicht. "Du bist mit Antias verwandt?" fragte er, um die Wartezeit zu überbrücken. -
Der frisch gebackene Miles Priscus nutzte ein paar freie Stunden, um ein gegebenes Versprechen einzulösen, beziehungsweise zu erneuern und Mars überdies noch einmal um etwas zu bitten. Dazu hatte er von seinen Kameraden und ihrer ersten Soldzahlung etwas bekommen, um ein würdiges Opfer darzubringen. Der Tempelbezirk von Mantua war recht klein, doch Priscus kannte nur die Tempel in Athen und Rom, die riesig waren. Hier gab es Schreine für die weniger bedeutenden Gottheiten, nur Iupiter, Iuno und Mars hatten richtige Tempel, die diesen Namen auch verdienten.
Priscus hatte einen der Aeditui ausfindig gemacht und begann mit ihm über Art und Preis des Opfertieres zu verhandeln. Da ein Stier weit über Priscus´finanziellen Möglichkeiten lag, einigten sich beide schließlich auf einen weißen Schafbock, des zwar keine Schönheit war, aber doch noch erschwinglich. Die Tiere, die der Tempel anbot, waren zumindest schon gereinigt und eines Gottes würdig... Oder wurden zumindest dafür erklärt. Seit der Ermordung des Augustus waren viele Menschen in die Tempel geströmt und hatten geopfert, die Nachfrage nach passenden Tieren war enorm gestiegen, so auch die Preise. Priscus zahlte einen stolzen Preis, trotzdem hoffte er, dass das Opfer auch ausreichend war, um seiner Bitte Gehör zu verschaffen.
Daraufhin reinigte sich Priscus an einem der Wasserbecken, wusch sich die Hände ausgiebig und trocknete sie ab. Dann zog er einen Zipfel seiner Toga über sein Haupt und betrat das Innere des Tempels. Es war recht düster hier, doch er konnte das Abbild des Mars trotzdem noch gut erkennen. Er legte das Bündel mit Gaben neben sich auf den Boden, entknotete die Enden und nahm aus einer Schale etwas Weihrauch, den er auf den Altar streute. Die Schwaden stiegen empor und stellten (hoffentlich) die Verbindung zu Mars her. Priscus hob die Handflächen zum Himmel und begann mit fester Stimme die Anrufung:
"Mars Pater, großer Krieger und Schlachtenlenker, Herr des Herdes und der Soldaten, ich bin Titus aus der Gens der Iunier. Ich habe dir schon früher Opfer gebracht und deine Hilfe erbeten, nun trete ich wieder vor dein Angesicht. Nimm meine Gaben an, die ich gerne darreiche und erhöre dafür meine Bitten". Er streute noch etwas Weihrauch nach und entnahm seinem Bündel eine kleine Amphora mit Wein. Er schüttete die rubinrote Flüssigkeit in die kleine Schale und sah zu, wie sie leise gluckernd abfloss.
"Mamarce, nimm diesen Wein, ich gebe ihn als Ersatz für mein Blut und das meiner Kameraden des dritten contuberniums, vierte centuria, neunte cohors deiner ruhmreichen Legio Prima. Beschütze uns in den Wirren, die nach dem Tode des Divus Valerianus toben werden und halte deinen Schild über uns."Mit einer schnellen Handbewegung legte er einige Stücke Honigkuchen in eine Schale und trat einen Schritt zurück. "Mars Pater, nimm diese Kuchen an, stärke dafür unsere Herzen und lass uns nicht vorm Feind verzagen. Gib uns die Stärke, in deinem Namen siegreich zu sein!" Zum Schluss öffnete er seinen Geldbeutel und schüttete die verbliebenen Münzen ebenfalls auf den kleinen Altartisch.
"Mars, nimm diese Münzen, ich danke dir damit für deine Führung, mein tirocinium erfolgreich zu beenden. Ferner erneuere ich mein Gelübde, dir am Ende meiner Dienstzeit einen Stier zu zu opfern. Ebenfalls gelobe ich dir die Waffe meines ersten getöteten Feindes als Opfergabe. Sei mir und meinen Kameraden gnädig und leite unser Schicksal." Mit diesen Worten machte er eine Drehung und nahm sein Bündel wieder mit.Draußen vor dem Altar wartete das Tier bereits angebunden. Priscus hob noch einmal die Hände, um Mars anzurufen, während ein Opferdiener schon bereit stand, um das Tier zu töten. "Mars, ich und meine Kameraden bringen dir diesen Schafbock als Opfer dar, wir ehren damit auch den genius des Divus Valerianus, der so schändlich ermordet wurde. Mögen die Mörder immerwährende Qualen von Orcus erhalten." Dann nickte er dem Opferdiener zu, das Tier wurde mit Salzlake gereinigt und Priscus strich ihm mit dem Messer über den Rücken, um es symbolisch zu entkleiden. Dann reichte er dem Opferdiener das Messer zurück. "Nimm dieses Opfer an und erhöre meine Bitten!!" Dann fragte der Diener: "Agone?" und Priscus antwortete mit einem Nicken. "Age!".
Ein Schnitt, ein heiseres blöken des Bockes und das Blut floss reichlich. Es dauerte nicht lange, bis das Tier sein Leben aushauchte und zusammenbrach. Mit gekonnten Schnitten wurde der Bauch geöffnet und die Eingeweide herausgeholt, um gleich darauf vom Aedituus begutachtet zu werden. Gespannt erwartete Priscus das Ergebnis
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Priscus hatte gerade einen der Händler, die das Getreide für die Legion lieferten, abgefertigt. Keine Banditen oder Schmuggelgut in den Wagen... So wie immer eigentlich, nie etwas aufregendes.
Er sah eine junge Frau auf sich zukommen, blickte die Kameraden an, die mit ihm Wache hatten. Diese schüttelten aber nur den Kopf.Also trat Priscus ihr einen Schritt entgegen, guckte weniger missmutig, zog sogar den Mundwinkel in die Höhe und deutete ein Lächeln an.
"Du wünschst?" fragte er sie freundlich -
Der Eifer des Jungen ließ Priscus das Herz warm werden. Wenn sein Vater nicht darauf beständen hätte, dass Pricus zur Armee ging, wäre er jetzt bestimmt in Griechenland und würde den Hof bewirtschaften und ein ganzes Rudel socher eigener süßer Kinder haben... Seine eigene Dynastie... Nun, das musste noch ein paar Jahre warten. Besser gesagt ein paar Jahrzehnte, wenn ihm die Götter gewogen waren und er seine Entlassung erlebte. Dann musste er nur noch eine junge Frau finden, mit der er einen Stammhalter zeugen konnte.
Doch solche Gedanken schob er beiseite, als der junge Mann ihn wieder ansprach. "Nun, eigentlich warte ich auf einen Kameraden, wir wollten zusammen trainieren. Aber wie es aussieht kommt er zu spät." Er grinste ihm spitzbübisch zu, tat als würde er überlegen, um dann eine entsetzte Miene zu machen. "Du hast doch nichts mit seinem Verschwinden zu tun?" Er beugte sich zu Durus hinunter, senkte die Stimme und meinte: "Er ist etwas kleiner als ich, hat dunkle Haare, große Ohren und ist hässlich wie ein Maultierhintern. Ist er dir auf deiner 'Mission' begegnet?" Er genoss die unkonventionelle Unterhaltung sehr, außer den rauhen Männersitten hier im Lager hatte er wenig Umgang mit Nicht-Soldaten.
Um so mehr erschrak er, als der Kleine seinen Namen nannte und angab, der Stellvertreter seines Vaters zu sein. Natürlich konnte er nicht wissen, dass der senatorische Tribun eigentlich die Nummer Zwei in der Rangfolge war, trotzdem hatte der Aurelier die Macht über Strafen und Belohnungen seiner Soldaten zu bestimmen. Was würde Priscus wohl dafür bekommen, den Sohn des Legaten zu verlieren? Er mochte es sich nicht ausmalen. Unwillkürlich suchte er die nähere Umgebung ab, ob nicht irgendwo doch eine aufgelöste Sklavin den kleinen Ausreißer suchte. Ein Legat hatte immerhin einen recht ansehnlichen Hausstand, der sich um sämtliche Arbeiten kümmerte. Doch sehen konnte er niemanden, dem er den kleinen Durus anvertrauen konnte.
Also entschloss er sich, etwas näher an die Gebäude zu treten, um nicht direkt an der Lagerstraße zu stehen, wo vielleicht Reiter durchkamen und eine Gefahr für den Jungen darstellten. Andererseits tat ihm der Kleine auch Leid, bestimmt war seine Erziehung ziemlich streng und die meisten Jungen in seinem Alter liebten die Soldaten in ihren glänzenden Rüstungen. Hatte nicht der kleine Caligula seine ersten Jahre bei den Truppen verbracht? Schmunzelnd stellte sich Priscus wieder stramm hin, blickte frei gerade aus und begann seine Meldung: "Nuntio, Miles Titus Iunius Priscus, cohors nona, centuria quarta, auf dem Weg zum Training. Die Lage ist ruhig, keine Vorkommnisse" Ein Schmunzeln konnte er sich dennoch nicht verkneifen, denn der Kleine kam schon ganz nach seinem Vater.
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Ungeduldig trat Priscus von einem Bein auf das andere. Wie lange er hier schon wartete konnte er nicht sagen, doch langsam verlor er die Lust. Er hatte sich mit Macer hier beim Tor verabredet, um noch ein paar Runden um den campus zu laufen und das Pilumwerfen zu verbessern. Macer bekam ständig Anschiss, er wäre zu langsam und Priscus hatte immer noch Schwierigkeiten, den Wurfspeer einigermaßen zielsicher zu werfen. Macer hatte noch Wache gehabt und versprochen, gleich wieder zu kommen. Statt dessen ließ er Priscus gerade warten und bummelte bestimmt irgendwo herum.
Fluchend trat der Soldat ein paar Schritte zur Seite, als ihn ein Reiter passierte und kurz darauf eine centuria, die wohl auch gerade ihren Weg zum campus nahmen. Gerade wollte sich Priscus in Bewegung setzten, um schon mal alleine anzufangen, als ihn jemand an der Tunika zog. Er drehte sich um, einen bissigen Komentar auf den Lippen, doch zu seiner Überraschung musste er noch ein Stück nach unten sehen, um seinem Gegenüber in die Augen zu schauen. Vor ihm stand ein kleiner Junge, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt und schaute ihn mit großen Augen an.
Ein Lächeln erhellte Priscus´Gesicht, die Wut über den unzuverlässigen Macer wich, als er die großen Kinderaugen sah. Er lehnte sein Übungsscutum an die Pila und meinte lächelnd: "Ich warte hier auf jemanden... Und du?" Wie ein Sklave sah der Kleine nicht gerade aus, dafür war seine Kleidung zu gut. Also konnte es nur der Sohn eines der Stabsoffiziere sein, denen es erlaubt war, mit Familie und Gesinde im Lager zu wohnen. "Du bist jemand Wichtiges? Ich dachte mein neuer centurio hätte die Schulbank nicht erst verlassen", grinste er, nahm aber Haltung an und meinte mit gepieltem Ernst: "Wie kann ich dir dienen, Herr?" -
Priscus traute seinen Ohren kaum. Der Kaiser war tot???? Nicht an der Krankheit gestorben sondern ermordet???
In seinem Kopf begann es fieberhaft zu arbeiten, er hörte das Gemurmel der Männer neben sich überhaupt nicht, auch die Worte des Legaten drangen nicht mehr zu ihm durch. Hatte nicht Axilla etwas vom machtgierigen Praefectus Urbi erzählt? Die Stadt hatte vor Gerüchten geschwirrt, manch einer glaubte zu wissen, der Kaiser sei schon längst tot und der PU hätte schon lange die Fäden der Macht in seiner Hand... Vor allem, wie ging es Seneca? Er war bei den Praetorianern, musste jetzt wahrscheinlich für Ordnung sorgen...Aus seinen Gedanken riss ihn das Schreien der Männner. "Für Valerianus!! Divus Valerianus!!" stimmte er in die Rufe ein, aber nur halbherzig. Irgendwo in seinem Magen war ein Eisklumpen, so wie damals, als er die Nachricht vom Tode Narcissas erhalten hatte. Die Zukunft sah düster aus.
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Zitat
Original von Publius Matinius Avianus
Mahlzeit
Das ließen sich die Männer natürlich nicht zweimal sagen. Aus dem Vorraum kamen sie, schöpften sich ihre Schüsseln voll und kratzten noch den Rest aus dem Topf. Jeder nahm Platz und es wurde still in der Stube, jeder hatte mit seinem Essen zu tun. Priscus schaufelte den Brei in den Mund, kaute kurz und schluckte dann. Aus seiner Feldflasche trank er einen Schluck Posca dazu, damit es besser rutschte. Alles in allem ein Morgen wie jeder andere.
"Sag mal Avianus, wo kommst du eigentlich her?" fragte er zwischen zwei Löffeln, um die Stille zu durchbrechen.
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Zusammen mit den anderen Soldaten seiner centuria war auch Priscus auf den campus marschiert und hatte sich eingereiht. Die Rüstungen glänzten, alles war wie immer poliert und eingefettet.
Neugierig warteten die Männer auf das Erscheinen eines der Offiziere, die für diesen Appell verantwortlich waren.
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Priscus lugte von seinem Bett herunter, auf dem er gerade einmal noch drei Stunden Schlaf bekommen hatte, bevor schon wieder zum Wecken geblasen wurde. Noch ein wenig verschlafen schnüffelte in die Luft. Neben den Ausdünstungen von acht Männern duftete der Puls im Kessel verführerisch und ließ seine Eingeweide laut grummeln.
Der Neue war sehr begabt beim Kochen, das musste man ihm lassen. Er konnte schon fühlen, wie das Wasser in seinem Mund zusammen lief. Müde rieb er sich die Augen. "Ach, ich frag mich schon lange nicht mehr, wer dafür verantwortlich ist. Die wollen uns nicht zur Ruhe kommen lassen, das ist alles. Ich könnte ja mal eine Nacht lang durchschlafen," brummte er, gähnte herzhaft und schwang sich vom Bett runter. Die anderen waren auch alle mehr oder weniger fit, Musa hatte gerade die letzte Nachtwache beendet und sah noch schlimmer aus als Priscus. "Wenigstens war es mal ein bisschen Abwechslung. Ich würde mein gladius nur zu gerne mal in die Eingeweide eines echten Feindes treiben, diese Holzpfähle öden mich so an..."
Wohlig kratzte er sich am Hintern und nahm sich dann seinen Napf, der bei den anderen im Regal stand. Er schielte über Avianus´Schulter auf den Topf, der so gut duftete. "Dein Puls ist köstlich, muss ich sagen." meinte er und musste schlucken, um nicht zu sabbern. "Anders als dein Schlangenfraß, gell Priscus," krähte Macer aus der Rüstkammer, wo er sich gerade mit seiner Rüstung beschäftigte. "Ich schieb dir gleich ne Schlange sonstwo hin," entgegnete Priscus und grinste.
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Es war schon später Nachmittag, als die Türe des Lupanar aufgerissen wurde und eine kleine Gruppe, bestehend aus drei Legionären hereinstolperte. Musa, Macer und Priscus waren die einzigen, die das Zechgelage in der Taberna noch zu Fuß verlassen konnten. Strabo und Mella hatten sie zurück gelassen, die schliefen ihren Rausch am Tisch aus, bis die Kameraden sie abholten. Da das tirocinium mit einer Ausgangssperre für die jungen tirones einherging, hatten sie seit Monaten keinen Kontakt mehr zum anderen Geschlecht gehabt. Erst heute, am ersten Tag in "Freiheit", durften sie das Lager verlassen, um wieder unter Menschen zu kommen. Priscus hatte nichts dagegen, hatte er doch festgestellt, dass seine Kameraden, je länger er mit ihnen zusammen war, immer attraktiver wurden. Schaudernd hatte er diesen Gedanken abgeschüttelt, seine Erfahrungen auf diesem Gebiet hielten sich im Rahmen, nur einmal in Athen hatte er einen Mann gehabt, der sich geschminkt und mit Kleidern und Perücke verkleidet hatte. Viel Wein hatte sein übriges getan und als Priscus nur ein Eingang fand und außerdem noch mehr als er erwartet hatte, war er schon so betrunken, dass er nur noch fertig werden wollte, um dann einzuschlafen. Der nächste Morgen freilich hatte mit einem sauren Geschmack im Mund und einem gehörigen Schrecken begonnen.
Nun aber schwankten die Männer in den großen Raum mit Tischen, Stühlen und einer alten, recht dicken Frau, die die Getränke servierte. Das Grölen der Männer wurde augenblicklich leiser, als die ihre Blicke sahen, die tadelnd, aber auch amüsiert waren. Wieder junge Kunden, die noch nicht lange bei der Armee waren, sicher junge tirones. Fatime, die Betreiberin des lupanar musste schmunzeln. Wieder einfach verdientes Geld für ihre Frauen, die jungen Männer waren zum bersten voll und würden nicht lange durchhalten. Manche waren schon so aufgeregt, dass sie schon fertig waren, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte. Sie stellte jedem der Männer einen Becher mit sehr verdünntem Wein hin, als diese Platz genommen hatten. "So meine Süßen, was kann ich euch gutes tun?" fragte sich mit dunkler Stimme. Eine rein rhetorische Frage, wozu kam man schließlich zu ihr?
Sie klatschte in die Hände und sieben Frauen erschienen, nur bekleidet mit einem Gürtel. Für jeden Geschmack war etwas dabei, dünne, dickere, eine Frau mit schwarzer Haut, eine mit roten Haaren und milchig weißer Haut... Doch Priscus hatte nur Augen für eine recht große Frau, die ihr langes helles Haar zu einem langen Zopf trug, dazu einen blauen Gürtel um ihre Hüften. Seine Kameraden hatten schon gewählt und verschwanden schon mit ihren Frauen in die hinteren Teile des Hauses, wo man schon das Ächzen und Keuchen anderer Männer und Frauen hören konnte. Fatime stupste den jungen Soldaten an, der mit offenem Mund dasaß und die Augen nicht von Lindbrun, ihrer jüngsten Erwerbung aus dem Norden, lassen konnte. "Dann darf es für dich Lindbrun sein?" fragte sie wieder rhetorisch und schickte die anderen Frauen weg. "Das macht dann zweieinhalb As für dich mein Junge", gurrte sie und lächelte. Höhere Preise konnte sie in dieser Stadt leider nicht verlagen, auch wenn die Frauen noch so schön waren. Geistesverloren kramte Priscus in seinem Beutel und beförderte drei Münzen hervor, die er der Alten gab. Gebannt folgte er Lindbrun in eine kleine Kammer mit Bettgestell am Ende eines dunklen Ganges. Die Luft war abgestanden und roch nach Schweiß und Lampenöl, doch Priscus hatte nur Augen für die blonde Frau.
Obwohl sie so unschuldig aussah, wusste Lindbrun genau, was der Legionör von heute brauchte. Sie brauchte nicht viel Kunstfertigkeit anzuwenden, kaum hatte sie sich in den Sattel geschwungen, als der Mann unter ihr auch schon keuchte und krampfte. Ein wenig irritiert hob sie die Augenbraue, kletterte wieder hinunter und blieb noch auf dem Bett sitzen, während Priscus sich schnell anzog und mit hochrotem Kopf sein cingulum schloss. Er murmelte ein "Vale bene" und hatte den kleinen Raum auch schon verlassen. Sein Kopf schwirrte noch vom Wein, er fühlte sich erleichtert, aber auch beschämt. Im großen Gastraum sah er schon seine beiden Kameraden sitzen, beide hatten die Gesichtsfarbe von reifen Erdbeeren und glänzende Äuglein. "Kommt Kameraden, holen wie die anderen, es wird bald dunkel. Wir müssen wieder ins Lager!!", meinte er mit Seitenblick auf Fatime, die ihr Grinsen unter unschuldig niedergeschlagenen Augenlidern verbarg. Schnell verdientes Geld dachte sie, als sie den milites nachblickte, die sich wohl gegenseitig von ihren angeblichen Höchstleistungen erzählten.
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Endlich war es überstanden, das tirocinium der Männer der Legio Prima lag hinter ihnen. Was mit einer Hundertschaft blutjunger, schwachbrüstiger Männer begonnen hatte, war zu einer Einheit harter, durchtrainierter milites geworden, gedrillt und geschliffen vom unermüdlichen Einsatz des centurio. Was ihnen an Kampferfahrung noch fehlte, machten sie durch ein großes Mundwerk beim Reden und dem Schlucken von Getränken wieder wett.
An diesem Tag hatten die Männer frei bekommen und durften tun, was sie wollten, sofern sie vor Einbruch der Nacht wieder im Lager waren. Saufen und huren waren gestattet, doch sollte keiner von ihnen auf die Idee kommen, das weite zu suchen.Musa, Strabo, Mella, Macer und Priscus steuerten zielsicher die erstbeste Kneipe an, die sie vom Lager aus erreichen konnten. Es galt die Zeit bis zum Einbruch der Nacht zu nutzen und der Tag war noch jung. Bereits um die sechste Stunde herrschte in der taberna reges treiben, vor allem Händler, exotisch aussehende Männer mit merkwürdigen Kleidern, verkehrten hier und sprachen dem Wein aus der näheren Umgebung gehörig zu. Die fünf Männer suchten sich einen freien Platz in dem dämmrigen Schankraum und bestellten eine große Kanne mit Wasser und Wein. Kaum standen die Becher und der Wein auf dem Tisch, als auch schon geprostet wurde.
"Auf uns, die härtesten Hunde des Imperiums!!!!" rief Macer, leerte seinen Becher in einem Zug und rülpste wohlig. "Auf uns!!", echoten die anderen und tranken ebenfalls. Der erste richtige Sold war schon ausgezahlt worden, trotz der Abzüge für die Ausrüstung und Verpflegung blieb noch etwas Handgeld für einen guten Rausch und einige billige Huren. Die Kanne war kaum leer, da wurde sie auch schon durch eine volle ersetzt. Priscus zog aus seinem Lederbeutel einen verschlissenen Becher und die Würfel hervor und dann ging das Spielen los. Es wurde immer lauter in dem kleinen Raum, als die Einsätze stiegen. Nach und nach gesellten sich auch einige der anderen Gäste dazu, die das Spiel verfolgten und mal den einen, bald den anderen Spieler moralisch unterstützten.Eine kleine Gruppe Männer mit langen, wallenden Gewändern und merkwürdig gewickelten Kopfbedeckungen hatten sich lange im Hintergrund gehalten, nun setzte sich einer von ihnen mit an den Tisch. "Wollen wirrr ein Spiel wagen, Soldatt?" fragte er und ließ dabei zwei Reihen weißer Zähne aufblitzen, die einen Kontrast zu seiner recht dunklen Hautfarbe bildeten. Priscus nickte, schon ein wenig benebelt vom Wein. Sofort scharrten sich die Männer um die beiden, machten etwas Platz für die hinteren, damit alle gut die Würfel sehen konnten. Die Einsätze wurden gemacht, die Würfel geworfen. Priscus würfelte eine Eins und eine Fünf, der Fremde eine Vier und eine Sechs. Grummelnd schob Priscus sein Geld hinüber. Dann ging es weiter, die Einsätze verdoppelten sich, doch Priscus schien kein Glück zu haben. Als schließlich ein kleiner Berg Münzen vor dem Fremden lag und Priscus seinen Sold fast gänzlich verspielt hatte, entschied er sich zu einem Trick. Er hatte noch seinen Glückswürfel, wie die beiden anderen auch aus Knochen, nur ein wenig "verbessert". Er drehte sich zu seinen Kameraden um. "Kommt, legen wir alle zusammen, ich will mein Geld wieder haben. Was meinst du, Fremder, alles oder nichts?" Der Fremde unterhielt sich mit seinen Leuten und nickte dann. "Mein Name ist übrigens Bashir, merk dir den Namen. Wir spielen alles oder nichts, ich beginne. Dann die Einsätze!!!" Die Legionäre legten ihr Geld auf den Tisch, auch die Gegenspieler kramten in Beuteln und Taschen und förderten eine beachtliche Summe zu Tage.
Dann wurde es still, alle Augen ruhten auf Bashir, der den Becher nahm und die Würfel hineinwarf. Er schüttelte und knallte den Becher umgedreht auf den Tisch. Langsam hob er ihn an, die Augen zeigten eine Vier und eine Fünf. Seine Anhänger jubelten, ein recht guter Wurf. Während sich alle Augen auf Bashir richteten, hatte Priscus seinen Würfel herausgezogen und vorsichtig in der linken Hand, mit der er seinen Trinkbecher hielt, versteckt. Nun war er am Zug, nahm mit der Rechten den Würfelbecher und griff mit der Linken die beiden Würfel auf dem Tisch. Nun befanden sich drei Würfel in seiner Hand. Gekonnt ließ er zwei davon in den Becher gleiten und hoffte, dass er auch den richtigen dabei hatte. Alle Augen waren auf den Becher gerichtet, den nun schüttelte und die Göttinnnen anrief, alle die ihm einfielen. Den Dritten Würfel ließ er geschickt zu Boden fallen, zwischen den Beinen seines Kameraden Musa hindurch, der dicht hinter Priscus stand und sofort bemerkt hatte, was vor sich ging. Mehr als einmal hatte Priscus in den Unterkünften seinen kleinen Trick gezeigt und war dafür von Macer schon einmal verprügelt worden.
Nun knallte Priscus den Becher auf den Tisch und hob ihn langsam hoch. Eine Vier kam zum Vorschein----und eine Sechs!!! Lautes Jubelgeschrei der Legionäre setzte ein, begleitet von entsetzten Rufen der Fremden, die sich gegenseitig beschuldigten, die Ersparnisse verprasst zu haben. Priscus jubelte und girff nach den Münzen, die auf dem Tisch lagen, die Stimmung konnte nicht besser sein. "Leute, das gibt ein Fest, wir werden saufen bis zum Umfallen," rief er lachend seinen Kameraden zu. Die Fremden trollten sich unter Beschimpfungen vom Tisch und überließen die Legionäre ihrem Treiben. Hätten die Männer etwas aufmerksamer beobachtet, hätten sie die finstere Miene von Bashir bemerkt, der sie hinterlistig anfunkelte.
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Der Aufmarsch der Legio war ein Ereignis gewesen, das Priscus trotz seines bereits dreimonatigen Aufenthaltes hier im Lager einen Schauer über den Rücken gejagt hatte. Wer konnte gegen eine solche Einheit bestehen? Stolz erfüllte seine Brust und hielt die Kälte etwas fern. Die Müdigkeit war wie weggeblasen, als die Kameraden seiner centuria ihren Bereich des Walles gesichert hatten und sich herausstellte, dass alles nur eine Übung gewesen war. Eine Übung, die gezeigt hatte, wie gut die legio auf den Ernstfall vorbereitet war.
Als die Männer schließlich wieder abzogen, blieben Priscus und die restlichen Wachmannschaften einsam zurück, um wieder ihre Runden zu drehen. Fröstelnd zog er sein focale enger um den Hals, zupfte seine paenula zurecht und griff wieder nach Speer und Schild. Dann ging es wieder los wie zu Beginn der Wache: Links herum laufen, bis zum nächsten Kameraden, ein kurzes Schwätzchen halten, dann wieder nach rechts, immer hin und her. Dazwischen starren in die Dunkelheit und Kampf gegen die Müdigkeit. Erleichtert hörte er den hellen Klang zur vierten Nachtwache, die von den meisten milites gehasst wurde. Sie war die kälteste und man konnte sich im Anschluss nicht nochmal aufs Ohr hauen. Müde eilte Priscus mit seinen Kameraden im Laufschritt zu den Unterkünften, um sich zumindest noch für ein paar Stunden in den stickigen Mief des contuberniums zur Ruhe zu legen. -
Auch von mir viele Glückwünsche!!!!
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Nach den ganzen Wochen waren die Laufrunden schon fast so etwas wie eine Selbstverständlichkeit, es machte den tirones immer weniger Mühe. Alle liefen in einem Haufen, die Soldatenschuhe machten gleichmäßige Geräusche auf dem campus. Tief atmend stellten sie sich wieder in Formation.
Fast ungläubig hörten sie die Worte des centurio, der ihnen sagte, dass sie ihr tirocinium nun bestanden hätten. Verdutzt sahen sich die Männer an, dann wanderten alle Blicke zurück zum Trebellier. Der Schinder schien zufrieden zu sein, hatte er doch aus einem Haufen hraeculi, homunculi und furciferi eine Einheit gemacht, die nun zumindest den Rohschliff erhalten hatte. Alles weitere würde in den kommenden Wochen noch vor ihnen liegen.
Beim Befehl zum Wegtreten riefen die tirones wie aus einem Munde "HURRRAAA, HURRRAAA!!!!"Gemeinsam marschierten sie zurück ins Lager, Spottlieder singend auf ihren centurio und doch froh, den ersten Teil ihres hoffentlich langen Weges überstanden zu haben.