Mit einer einladenen Geste verwies der Kaiser auf die Kline der ebenso hübschen wie auch übermäßig stolzen Flavierin, welche sich schon vorher genötigt sah, selbige mit einem gewissen Scordiscus zu teilen, ihrem (dank kaiserlicher Gnade) neu verfügten Ehemann, ein Umstand, welcher für die standesbewusste Aristokratin mit Sicherheit schon erniedrigent
genug war, aber der Vescularier setzte spöttisch lächelnd noch einen drauf und winkte nun auch noch so einen braungebrannten Plebejerbengel aus der Sippschaft der Iulier herbei, der sich zwar irgendwie als Künstler zu erkennen gab, dessen muskulös-sportliche Figur und die schwieligen Hände aber eher auf ein körperlich aktiveres und auch kräftezehrendes Tagewerk hinzudeuten schienen. Der Geruch von Harz, Holz, Flachs und Teer ließ sich auch nicht durch noch so aufwändige Bäder und Massagen überdecken und verriet kundigen römischen Patriziernasen durchaus, das dieser Sabinus entweder auf einer Werft oder im Baugewerbe tätig sein musste und so war es ja auch, denn mit Musikunterricht oder Malerei allein, konnten sich auch damals schon die meisten Künstler kaum über Wasser halten.
Mit einem charmant freundlichen Lächeln legte er sich also an den Rand von Flavia Nigrinas Kline, streng darauf achtend das respektvollerweise soviel Abstand wie nur irgendwiemöglich zu der Patrizierin eingehalten wurde. Wohl fühlte sich Sabinus dabei nicht, aber des Kaisers Wunsch ist des Dieners Befehl und so fügte man sich...spöttelndes Tuscheln raunte durch den gigantischen, mit vielfarbigen Marmor ausgekleideten Speisesaal welcher erst vor wenigen Jahrzehnten von Nigrinas kaiserlichen Verwandten dem Princeps Domitian erbaut worden war. Einge der anwesenden Gäste machten sich über Nigrina und die beiden Plebejer an ihrer Seite lustig, Sabinus hörte dies wohl, verzog aber keine Miene, sondern widmete sich ganz den Fragen des Kaisers:
"Nun hoher Herr, ich kann soviele Zeichnungen von dir anfertigen wie du wünschst, aber diese hier ist die allererste und einzige, in einem Akt kreativer Spontanität entstandene und darum ist sie irgendwie auch die kostbarste!"
Mittlerweile erlangte Sabinus ein wenig von seinem Selbstvertrauen wieder und da er über Kunst und Musik sprechen durfte, viel die verkrampfte Schüchternheit auch schneller von ihm ab und des Kaisers lockerer, mit viel Humor und Ironie gewürzter Umgangston trug im wesentlichen dazu bei.
"Ähm...als ich noch ein Knabe war, da verfügte ich über eine recht angenehme Gesangstimme." "Meine Mutter sagte dies wäre eine Segnung der Muse Terpsichore, aber als bei mir der erste Bartflaum zu sprießen begann, entzog sie mir ihre Gunst." "Nein ich bin ein erbärmlich schlechter Sänger und Musiker, aber dennoch liebe und achte ich alles was mit den Segnungen der Terpsichore zu tun hat."
Nach einer kurzen Pause fur er fort:
"Ich lese sehr viel, hauptsächlich Werke über Architektur, Ingenieurswesen, Kunst und Geschichte." "Darüberhinaus kann ich nicht nur malen und zeichnen sondern habe auch Kenntnisse in der Bearbeitung von Holz und Gestein, bildhauere ab und zu...naja...ich bin halt ein "Vitruvianer" und mag alles was mit Gestaltung und bildender Kunst zu tun hat." "Aber hauptberuflich bin ich Faber Navalis - Schiffsbauer."