Beiträge von Lucius Artorius Severus


    Severus war nach einem harten Ausbildungstag gerade in der Therme angekommen, als er seinen Bekannten Thyrsus neben einem leblosen Körper knien sah.Hastig trat er hinzu. Er spürte, dass etwas nicht stimmte. Thyrsus deutete auf den am Boden liegenden Kameraden und schüttelte nur langsam den Kopf. Hilflos stand Severus daneben. Welch ein bedrückendes Erlebnis. Eben noch war der Kommilitone mitten unter ihnen und im nächsten Moment lag er tot auf dem Boden. Der eilig herbeigerufene Sanitäter konnte ihm nicht mehr helfen. Er deckte den Leichnam mit einer Decke zu und sorgte dafür, dass er aus der Therme getragen wurde. Thyrsus und Severus sahen schweigend zu, wie er abtransportier wurde. Es waren gerade keine guten Tage in Ägypten. Zu viele Kameraden waren in letzter Zeit viel zu früh von den Göttern abberufen worden.

    Habe leider den Neustart nach dem Systemabsturz verpaßt und würde mich gerne wieder zurückmelden. Besteht eine Möglichkeit, den Status als Desideratus aufzuheben? Würde mich sehr freuen.


    Lucius Artorius Severus.

    Die Aufforderung Poscas traf Severus ziemlich unvorbereitet, er war noch damit beschäftigt, die Ausführungen des Centurio geistig umzusetzen, als er unsanft seinen Namen wahrnahm. Jetzt suchte er möglichst schnell nach einer einigermaßen passenden Antwort. "Nun, Centurio, das ist gefährlich, weil die Sehnen unter Spannung stehen und auch ohne Munition eine Menge Kraft entwickeln können. Wenn so ein Ding unkontrolliert losgeht, könnte es unschöne Verletzungen geben." Nach einer Pause, die er zum überlegen nutzte, aber leider ohne greifbares Ergebnis beenden mußte, mühte er sich um eine Antwort auf die zweite Frage: "Beim Zielen muß darauf geachtet werden, daß der Schuß möglichst gleich trifft, da die Geschütze auf recht kurze Entfernung eingesetzt werden, um ihre Durschlagkraft zur Anwendung zu bringen. Es gibt also wenig Möglichkeiten sich einzuschießen. Der Schuß muß den Gegner gleich in Plutos Reich schicken." Gespannt wartete Severus auf die Reaktion Poscas. Ob es das war, was der Centurio hören wollte, wußte er wahrlich nicht. Er würde es aber sicher bald wissen.


    Ziemlich verzweifelt standen die Tirones vor den Bauteilen der Geschütze. "Woher sollen wir wissen, wir man die Dinger zusammen setzt, wenn man uns noch nicht gezeigt hat, wie das geht? Das kann doch wieder nicht gut gehen", dachte sich Severus. Doch alle Gedanken halfen wenig, solange die Geschütze nicht Form annahmen. Wie in einem Spiel versuchte jeder Tiro ein passendes Bauteil zu seinem zu finden. Bei einigen schien es zu funktioneren. Doch letztlich konnte niemand wissen, ob die Teile zusammen gehörten oder nicht. Posca tobte im Angesicht der unbeholfenen Versuche. Die Bastelstunde dauerte schon überraschend lange, ohne daß der Centurio energisch eingriff. "Was das wohl zu bedeuten hat? Wahrscheinlich dient es der Vorbereitung einer größeren Schweinerei", dachte sich Severus, während er überraschend ein passendes Bauteil gefunden hatte. Er hatte das Verbindungsstück zu seinem linken Bogenteil des Scorpio gefunden. Ein wenig stolz suchte er weiter. Da gebot Posca mit lauter Stimme das plötzliche Ende der Bastelei.

    Severus schaute lange auf den kleinen Haufen aus Holzteilen. Irgendwie kamen ihm die Bauteile bekannt vor. Nach einigen Überlegungen kam es ihm plötzlich in den Sinn: Natürlich, darüber hatte er bei Marcus Vitruvius Pollio in seinen Büchern über Architektur gelesen! Da sich keiner seiner Kameraden eine Antwort zutraute, wagte sich Severus aus der Deckung: "Das sind Bauteile für Artilleriegeschütze." Da er keine Gegenrede wahrnahm, fuhr er nach einer kurzen Pause fort: "Zusammengesetzt ist der Scorpio wie ein riesengroßer Bogen und kann auch Bolzen und pfeilartige Geschoße verschießen. Sie kommen bei der Bekämpfung von Personen zum Einsatz." Danach schaute Severus etwas angespannt in das grübelnde Gesicht Poscas und wartete auf eine Reaktion des Centurios.


    Etwas irritiert blieben die Tirones auf dem Campus zurück. Eben noch hatte sie Posca wild durch die Gegend gescheut und nun standen sie ganz alleine da. Es war zwar niemand traurig darüber, daß der Ausbildungstag ein so abruptes Ende nahm, im Gegenteil, jeder war froh und erleichtert über seinen Dienstschluß. Allmählich schlenderten die ermatteten Rekruten nach einem langen Tag mit harter Ausbildung ziemlich erschöpft zurück in ihre Unterkünfte. Jeder war froh, daß er gemächlich in seine Stube wanken konnte und nicht im Laufschritt in den Dienstschluß rennen mußte.
    Am nächsten Tag waren die Tirones wieder auf dem Campus angetreten, um einen neuen Tag ihrer Ausbildung zu beginnen und warteten auf Poscas Befehle.

    Das ständige Wechseln der Formationen, Auflösung und Einnahme einer neuen Formation und der Drill Poscas hatten die Tirones inzwischen ganz schön geschlaucht. Doch statt der erhofften Ruhe begann der Centurio nun mit der Einübung einer neuen Formation. Nachdem die übrigen Formationen inzwischen einigermaßen klappten, so weit sich das bei unerfahrenen Rekruten sagen ließ, versuchten sich die Tirones jetzt aufgeregt an der Keilformation. Beim ersten Mal brach Posca ziemlich schnell wieder ab, weil sich der der erste Mann im Keil zu weit von den hinteren entfernt hatte. Beim zweiten Mal pressten sich die nachrückenden Rekruten ganz dicht an ihren Vordermann, um Poscas Anweisung umzusetzen. Severus war als linker Mann in der zweiten Reihe und ließ kaum Platz nach vorne, was dazuführte, daß sie ein paarmal stolperten, aber dennoch die Formation hielten.


    Also noch mal von vorn. Diesmal hatten die Tirones ein wenig mehr Erfahrung, so daß die Formation etwas schneller gebildet war. Dennoch war Posca abermals nicht zufrieden und schlug noch härter gegen die Speere. Darunter war auch der von Severus, der so am Schaft seines Speeres den Ärger des Centurio zu spüren bekam. "Schon gut, halte das Ding doch schon höher", dachte er sich, während er sein Scutum nach oben stämmte. Entweder war Posca nun zufrieden oder ein anderer Kamerad hatte noch größeren Unmut erregt, denn Severus merkte keine Reaktion mehr. So standen sie nun in der Formation. Kurz darauf ließ Posca die Formation wieder auflösen und die angetretenen Tirones gleich wieder zur Reiterabwehr formieren. Auflösung und Bildung der Formation wiederholten sich noch mehrmals.


    Hektisch versuchten die Tirones die Erklärungen des Centurios in eine abwehrbereite Formation umzusetzen, was natürlich wegen der fehlenden Erfahrung nicht so recht gelang. Nach mehreren Versuchen, wilden Schimpfereien Poscas und einigen motivierenden Stockschlägen des Ausbilders stand nach etlicher Zeit die Formation zur Reiterabwehr in etwa so, daß die Kavallerie merken mußte, daß es hier ungemütlich werden würden. Ob sie auch das ausmachte, was Posca sich vorgestellt hatte, wußte niemand.


    Nach den zehn Liegestützen begannen die Tirones hastig mit den Fechtübungen. Dabei bekam Severus häufig die "Motivation" des Centurios zu spüren. Beschimpfungen wären ihm lieber gewesen, die waren weit weniger schmerzhaft. Bei den Fechtübungen stach Severus heftig auf seinen Gegner ein, merkte aber bald, daß ihn allmählich die Kräfte verließen. Er hielt durch, hoffte aber doch, daß Posca ihnen bald eine Pause gönnen würde.

    Zitat

    Original von Aulus Trebellius Posca

    Zitat



    Und plötzlich war Centurio Aulus Trebellius Posca unter den Milites.
    "Milites state!" bellte der Centurio stimmgewaltig wie immer und beäugte die Wachsoldaten mit kritischem Blick.

    "Miles Artorius, nuntio", befahl er dann dem Tiro, der in dieser Strafdienstangelegenheit so häufig das Wort ergriffen hatte.




    Etwas aufgeschreckt durch das plötzliche Erscheinen des Centurios nahm Artorius Severus Haltung an, grüßte militärisch zackig und meldete dem Centurio: "Centurio Posca, Tiro Lucius Artorius Severus, eingeteilt zum Wachdienst an der porta praetoria, ich melde keine Vorkommnisse. Einzig ein Rekrut ist angekommen, der sich zum Dienst in der Legion melden wollte und nach Kontrolle passieren konnte." Severus hoffte, daß Posca damit zufrieden war und sie vielleicht ihren Sonderdienst beenden durften. Erwartungsfroh sah er in das Gesicht des Centurio.

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    Murcus war so froh, daß er endlich das Drecksloch verlassen konnte. "Noch mal vielen Dank, Centurio!" Mit diesen Worten machte er sich schleunigst auf den Weg zu seinem Wachdienst. Was war schon eine Woche Wache schieben im Vergleich zu dem widerwärtigen Carcer? Das würde er ganz sicher überstehen. Murcus wollte ein guter Soldat sein. So schnell er konnte rannte er an Posca und dem Kerkermeister vorbei nach draußen in die Freiheit.

    Irgendwann hörten die Steinschläge einfach auf. Zumindest schien es den Rekruten in der Testudo so. Sie blieben noch eine Weile angestrengt mit den Schilden über dem Kopf oder vor sich stehen, da der Angriff jederzeit wieder aufgenommen werden konnte. Dann kamen die erlösenden Befehle Poscas.
    Endlich konnte jeder sein Scutum runternehmen und aus der Formation austreten. Bald darauf hatten sich die erschöpften Tirones zu einer Kolonne zusammengefunden und waren gemäß Poscas Befehlen abmarschiert. Nun standen sie luftschnappend vor dem Centurio.

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    Als Murcus die Worte des Centurios vernommen und verarbeitet hatte, machte sich Erleichterung in ihm breit! Seine Erleichterung steigerte sich beinahe in Übermut. Er war überglücklich angesichts der Aussicht bald aus diesem Loch rauszukommen. Freudestrahlend wandte er sich daher an Posca: "Danke, Danke, Danke Centurio! Vielen Dank!!! Ich werde der wachsamste Soldat sein, den die Legion gesehen hat. Ich will alle Befehle befolgen und Dich nie mehr enttäuschen!"


    Posca mußte eine Weile auf eine Antwort warten. Anscheinend wußte niemand so recht, worauf er hinaus wollte. Irgendwann kam aus der hinteren Reihe gemurmelt: "Brauchen wir das, wenn der Feind über uns hinweg gerannt ist und wir keine Waffen mehr haben...?"

    Unter den Schilden machte sich Panik breit. Damit hatte niemand gerechnet! Einige Tirones waren so erschreckt, daß sie gar aus der Formation ausbrechen wollten. Einen davon schnappte sich Severus und schrie ihn so lange an, bis er wieder einigermaßen auf Linie war und sein Scutum wieder an den richtigen Platz hielt. "Verdammt. Hier kommen wir nur unbeschadet raus, wenn wir zusammen die Formation einhalten", schrie er seine Kameraden an. Die Testudo wankte. Der Pferdemist bahnte sich seinen Weg zwischen den Schilden hindurch, bald wateten die Rekruten im Mist und stanken entsprechend. Als die Einschläge der Steine lauter wurden und die Kiesel auf die Formation niedergingen, fuhr erneut ein Schreckmoment durch die Gruppe. Aber trotz aller Einschläge gelang es den ungeübten Tirones unter Einfluß gruppendynamischer Führung, die Formation einigermaßen zu halten. Zwei Rekruten im hinteren Teil der Testudo waren beim Aufprall der Steine verletzt worden. Ansonsten aber hielten die Schilde der Gruppe stand.