Beiträge von Cnaeus Fabius Torquatus

    Dass mein Patron aufgrund meiner knappen Antwort bereits die richtigen Schlüsse in Bezug auf meine Ehe mit Iunia Axilla gezogen hatte, konnte ich natürlich nur erahnen. Immerhin erfragte er keine weiteren Details und kündigte stattdessen nur an, unsere Ehe in sein künftiges Gebet einzuschließen, was die Erfolgschancen natürlich nur bessern konnte.
    Meine Miene wurde jedoch schlagartig etwas nüchterner, als Macer den Namen Pompeius Atticus ins Spiel brachte. "Ich durfte ihn bereits kennen lernen und er hat mir von eurem Verhältnis berichtet", entgegnete ich sachlich. "Ein...impulsiver junger Mann", versuchte ich diplomatisch meine Einschätzung des jungen Pompeiers darzulegen, ohne ihn zu diskreditieren. Anfangs hatte ich keine Bedenken gehabt, dass ich den Sprössling des Imperiosus in den Griff bekommen würde, nach der ersten Begegnung zweifelte ich aber ob meiner Erfolgsaussichten bei Atticus.
    Nichtsdestotrotz hielt ich mich gegenüber meinem Patron bedeckt, immerhin würde Axillas ältester Sohn alsbald zur Familie zählen, wenngleich ich mich schwerlich damit anfreunden konnte.
    "Was hältst du von ihm?", erkundigte ich mich.

    Ganz offensichtlich hatte auch Axilla erst einmal genug von körperlicher Nähe und Zuwendung, sodass ich mich voll und ganz auf das Schriftstück konzentrieren konnte, das sich Ehevertrag schimpfte. Ich las den Vertrag genau, ohne aber irgendwelche Überraschungen zu erwarten - immerhin hatten wir die meisten Details schon abgesprochen.
    Einen Moment später hatte ich die Lektüre beendet und blickte zu Axilla, der ich mit einem Nicken meine Zustimmung signalisierte. "Ich bin mit dem Vertrag einverstanden, allerdings sollten wir unsere Wohnsituation noch genauer klären, bis die Domus Fabia errichtet ist - mündlich versteht sich." Ich hatte ja bereits angedeutet, dass die Casa Fabia aktuell wohl keine wirklich in Betracht zu ziehende Möglichkeit war - und warum sollte man auch, übertrieben gesprochen, in eine Höhle ziehen, wenn eine Villa die Alternative war? "Ich gehe davon aus, dass du gerne in der Domus Iunia verbleiben würdest, bis die Domus Fabia errichtet ist. Ich könnte mir auch vorstellen, hier solange mit dir zu wohnen. Natürlich nur, wenn genug Platz für mich und meinen Sohn ist und wir erwünscht sind", sprach ich offen heraus. Ich wusste nicht, wie es um die Belegung der Zimmer stand - immerhin benötigte ich auch einen Arbeitsraum - aber Axilla hatte ja bereits angedeutet, dass viele ihrer Verwandten im Moment fern von Rom lebten.
    Schließlich wollte ich noch auf die offenen Punkte eingehen, die meine Zukünftige bereits angesprochen hatte. "Ich bin im Tribus Fabia eingetragen. Die Donatio...", begann ich und überlegte einen Moment. "Gibt es etwas, das ich dir schenken kann und das dir auch wirklich hilft?" Ich hatte ein oder zwei Gedanken, aber mir schien es an dieser Stelle auch richtig Axilla einen möglichen Wunsch zu erfüllen. Immerhin waren wir keine Heranwachsenden mehr und konnten uns bei solchen Sachen - zumindest nach meinem Verständnis - auch am Nutzen orientieren.

    Langsamen Schrittes folgte ich Axilla durch das winterliche Peristyl in das Triclinium. Erwartungsvoll erblickte ich sodann die aufgetischten Speisen, die zwar einerseits nur Nebensache waren, andererseits aber gleichsam Vorfreude in mir wecken konnten. Ich wollte schnell wieder zu Kräften kommen, um Axilla vielleicht beim zweiten Versuch des Abends zufriedenzustellen - aber mit hungrigem Magen schien mir ein solches Unterfangen aussichtslos. Außerdem dürstete es mich nach Wein, den ich eigentlich zu jeder Stunde und zu jedem Anlass genießen konnte.
    "Daran habe ich keinen Zweifel", entgegnete ich lächelnd, nachdem ich durchaus begeistert beobachtet hatte, wie Axilla gekonnt die Kline bestieg. Ihr herausfordernder Blick war mir nicht verborgen geblieben und ich lag bei der Deutung ihrer Wünsche wohl zum ersten Mal am Abend richtig, als ich mich ohne Umwege zu ihr auf die Kline gesellte. Ich spürte ihre Nähe und zwischen uns standen nur wenige Zentimeter, allerdings überließ ich es ihr, sich enger an mich zu schmiegen. Vom Sklaven ließ ich mir sodann Wein reichen und nahm einen kräftigen Schluck. Gleichzeitig wurden die ersten Speisen angereicht, derer ich mich genüsslich bediente.
    "Nun, da du ja bereits den Ehevertrag angesprochen hast: Hast du eine Vorlage hierfür erstellen lassen?" So hatte ich es mit Axilla abgesprochen, wenn ich mich richtig an unsere erste Zusammenkunft erinnerte.

    Es hatte etwas länger gedauert als ich mir erhofft hatte, aber letztendlich brachte ein Bote doch noch die gewünschte Einladung des Senators zur Domus Purgitia.




    Ad
    Spurius Purgitius Macer
    Domus Purgitia
    Roma




    Salve Senator,


    der Kaiser empfängt dich ANTE DIEM VI KAL MAR DCCCLXVIII A.U.C. (24.2.2018/115 n.Chr.) zur sechsten Stunde im kaiserlichen Palast.


    Vale bene.


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    Procurator a memoria - Administratio Imperatoris



    ROMA - ANTE DIEM VII KAL MAR DCCCLXVIII A.U.C. (23.2.2018/115 n.Chr.)

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Überraschung war noch untertrieben. "Hoppla, wie ist das denn passiert?", entfuhr es Macer, gefolgt von einer sehr langen Sekunde sprachlosen Schweigens. "Also, meinen Glückwunsch auch dazu natürlich. Aber ich muss zugeben, dass mich diese Nachricht etwas unvermittelt ereilt. Ich wusste bisher nicht einmal, dass ihr einander überhaupt bekannt seid", fasste er seine Überraschung dann in Worte. Ob Torquatus wohl wusste, dass Pompeius Atticus, der Sohn der Iunia Axilla, ebenfalls einer von Macers Klienten war? Aber bevor er diese frage stellte, wartete er erst einmal die Antwort auf die andere Frage ab.


    "Eine glückliche Fügung des Schicksals, würde ich meinen", erklärte ich nicht ganz eindeutig und musste unweigerlich an unser erstes Treffen in meinem Officium zurückdenken, das noch nicht allzu lange her war und bei mir immer noch zu wohligen Gedankenspielen führte. "Ich kenne sie noch nicht allzu lange, aber eine eheliche Verbindung erscheint mir durchaus sinnig." Immerhin hatte ich kaum Zweifel daran, dass auch mein Patron Axilla sehr schätzte. "Deine Glückwünsche nehme ich natürlich dankend entgegen."

    Wieder einmal hatte ich mich zur allmorgendlichen Besprechung mit dem Kaiser eingefunden, dem ich nach einer kurzen Begrüßung und einem beiläufigen Wortwechsel den ersten Punkt der Tagesordnung vortrug. "Der Consular und Curator Rei Publicae Decimus Livianus hat eine Anfrage an dich gestellt.", begann ich zunächst und holte einen Brief hervor, den ich sogleich resümieren wollte. Ich wusste mittlerweile, dass der Kaiser sich solche Briefe am Liebsten vortragen ließ, zumal der Consular an Worten nicht gespart hatte.
    "Er bittet um die Erhebung seines Ziehsohns Gaius Prudentius Primus in den Ritterstand. Er ist der Sohn des ehemaligen Praefectus Praetorio Tiberius Prudentius Balbus und der Aelia Vespa, Decimus Livianus' verstorbene Ehefrau", begann ich den familiären Hintergrund darzustellen. "Gleichzeitig bittet er um die Erteilung eines Tribunats in einer grenznahen Provinz. Der Consular scheint hier eine Erziehungsmaßnahme zu erkennen, da der junge Prudentius - nach dem schmerzlichen Verlust seiner Mutter - wohl Gefahr läuft vom rechten Weg abzukommen." Die Argumentation des Decimus war für mich durchaus ungewöhnlich, denn in der Regel lobten Patrone ihre Schützlinge über den grünen Klee, um eine Standeserhebung zu erwirken. Dem Ansinnen und der Haltung des Consulars konnte ich aber durchaus etwas abgewinnen. "Der Prudentius stammt aus einer traditionsreichen Familie und verfügt über den nötigen Besitz. Außerdem scheint dem Consular viel daran gelegen zu sein, denn er weist darauf hin, dass er schon lange keine persönliche Bitte mehr an dich gestellt hat. Alles in allem schlage ich vor, ihn in den Ritterstand zu erheben und ihm in Absprache mit dem ab epistulis ein Tribunat zuzuweisen", sprach ich abschließend meine Empfehlung aus, die der Kaiser bei jeder Angelegenheit einforderte.

    Auf den Befehl des Pontifex Maximus hin trat der Cultrarius zum Ziegenbock heran und stach mit einem Messer gezielt in die Halsschlagader des Tieres und durchschnitt daraufhin die Kehle. Das Klagen der Ziege verstummte und sie sank kraftlos zu Boden. Nach wenigen Sekunden war der Platz vor dem Altar voller Blut, das von Opferhelfern gesammelt wurde. Nachdem das Tier ausgeblutet war, wurde schließlich der Bauchraum geöffnet und die Eingeweide entnommen. Daraufhin trat ein Haruspex heran und analysierte die Innereien sorgfältig und geduldig, die sich nun in einer Patera am Altar befanden.


    Die herrschende Stille wurde erst nach einigen Minuten unterbrochen, als der Haruspex mit einem "Litatio" die Annahme des Opfers durch den vergöttlichten Augustus verkündete. Erleichterung machte sich in den Reihen der Teilnehmer breit und auch ich zeigte mich zufrieden, dass das Opfer, das ich organisiert hatte, nicht unter einem schlechten Zeichen stand. Nun galt die Aufmerksamkeit wieder dem Kaiser, der die feierliche Zeremonie mit dem Verlassen des Hippodroms beenden würde.

    Die Anmaßungen, die sich der Soldat erlaubte, erzürnten mich aufs Äußerste. Ich hatte noch nie mit den Prätorianern zu tun gehabt und wusste auch um ihre gesonderte Stellung, aber nichtsdestotrotz war ich Procurator der kaiserlichen Kanzlei und kein einfacher Bibliothekar! Kriegsrecht hin oder her, ich fühlte mich umgangen und von einem einfachen Soldaten beleidigt. Während sich der Eindringling zum Gehen wandte, schossen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Gleichwohl konnte ich keine Möglichkeit ersinnen, die mich wieder Herr über diese missliche Situation werden ließ. Weder Gewalt noch meine Worte waren in diesem Moment vielversprechende Optionen. "Aus Stolz sagst du? Da liegst du falsch. Mir gefällt es nur nicht, dass ungebetene Gäste ohne Rücksprache mit mir in meinem Archiv herumwühlen und damit nicht nur die Archivruhe stören, sondern auch die kaiserliche Administration hintergehen!", erklärte ich weiter, während der Prätorianer an mir vorbeischritt. "Ich hoffe für dich, dass zumindest der Kaiser bei diesem Vorhaben involviert ist. Und nun geht!" Hier und heute war die Schlacht verloren und ich fühlte mich geschlagen. Nichtsdestotrotz würde ich diese Angelegenheit keinesfalls verschweigen. Immer noch erzürnt wandte ich mich um und schritt durch die Gänge der Verwaltung zurück in mein Officium.

    "Ich frage mich wirklich, wie es um den Cultus Deorum bestellt ist, wenn die beiden höchsten Amtsträger dieser Institution nach unserem Pontifex Maximus nicht in Rom verweilen - vor allem zu dieser Unzeit!" Immerhin gingen die Ludi Palatini alljährlich mit Opferungen einher, denen man sich als Pontifex oder gar als Rex Sacrorum nicht einfach entziehen konnte. Bei Zeiten würde ich den Kaiser wohl auf diesen Missstand hinweisen müssen. "Wie auch immer, du hast deine Aufgabe zu meiner Zufriedenheit erfüllt, Germanicus. Es ist gut zu wissen, dass ich einen Notarius in der Kanzlei gefunden habe, auf den ich mich auch in Zukunft hoffentlich verlassen kann." Vielleicht ergab sich auch die Gelegenheit, durch den Germanicus etwas mehr über meine Amtskollegen zu erfahren. Aber es war noch zu früh und unser Verhältnis noch nicht vertrauensvoll genug, um damit ins Haus zu fallen. Vorsicht war stets besser als Nachsicht.
    "Zu deiner neuen Aufgabe: Der Kaiser hat mich vor einiger Zeit damit betraut, die Urkunden, Erlasse und sonstigen Dokumente auf einen einheitlichen Stand zu bringen." Freilich war meine Zeit zu wertvoll, als dass ich mich mit Schreibfeder und Papyrus nun selbst dieser Aufgabe widmen konnte. "Ich will, dass du für sämtliche Angelegenheiten Vorlagen und Entwürfe erstellst, die ich dann prüfen werde. Die Zeit drängt nicht, aber wir sollten das Thema alsbald in Angriff nehmen", erklärte ich sodann in nüchternem Tonfall.

    Mit meinem Kompliment schien ich Axilla zumindest für den Moment milde gestimmt zu haben, wenngleich ich ihre Erwartungshaltung für das nächste Mal damit wohl kaum schmälern konnte. Aber gut, ich war bereit für diese Frau mehr zu geben als ich bisher für andere Frauen gegeben hatte - und dazu gehörte sicherlich auch eine gesteigerte Aufmerksamkeit für ihre Bedürfnisse im Ehebett. Wenn ich eine leere Hülle ohne Wünsche und Verlangen haben wollte, konnte ich genauso gut eine Sklavin zur Frau nehmen. Aber abgesehen davon, dass dies wohl keinesfalls eine angemessene Alternative war, verspürte ich bei Axilla einen gewissen Reiz, der mich auch für die Zukunft lockte. Und so beließ ich es für den Moment bei diesem einen Rettungsversuch und hoffte, dass das gemeinsame Abendessen und die Gespräche über den Ehevertrag auch die letzten Überreste der angeschlagenen Stimmung zu Grabe tragen würden.


    Den Wunsch nach einem Ortswechsel, der mir in diesem Moment so verheißungsvoll erschien, nahm Axilla nach meinem Empfinden mit einer gewissen Gleichgültigkeit auf. Ich selbst war froh darüber, dass wir den kurzen Ausflug in das Balneum auf diese Weise hinter uns lassen konnten. Außerdem verspürte ich auch das Verlangen nach Wein und einer gepflegten Mahlzeit, nachdem ich mich - bei diesem Gedanken musste ich gar selbst schmunzeln - so verausgabt hatte. Mein Blick folgte Axilla, während sie aus dem Wasser stieg, ehe ich ihr zufrieden folgte und mir von der Sklavin das Handtuch reichen ließ. Dann schnürte auch ich meine Sandalae und zog mir meine Tunika über. "Nein, wir sollten diese bürokratischen Dinge schnell hinter uns bringen", entgegnete ich bestimmt. Ich hatte noch nie viel von irgendwelchen Anstandsregeln gehalten, vor allem nicht wenn es um geschäftliche Angelegenheiten beim Essen ging. Nach meiner Auffassung konnte man über Geschäfte, die auch Aussicht auf Erfolg hatten, zu jeder Stunde und zu jedem Anlass sprechen.

    Zum ersten Mal seit ich mein Amt als Procurator a memoria angetreten hatte, fühlte ich mich machtlos - und dieses Gefühl behagte mir ganz und gar nicht. Für einige Wochen hatte ich mich gefühlt, als wäre ich der König der kaiserlichen Administratio, als würde sich mein Einfluss stetig und fortlaufend mehren. Und nun stellte sich mir ein Soldat entgegen und wühlte in meinem höchstpersönlichen Aufgabenbereich - in meinen Räumlichkeiten! Noch dazu begegnete er mir mit einer Dreistigkeit, die ich seit meiner Zeit als einfacher Notarius nicht mehr erlebt hatte. Innerlich kochte ich vor Wut, vor allem aufgrund der Tatsache, dass ich nichts unternehmen konnte, um diesen Wahnsinn just zu stoppen. Ironischerweise sorgte nun genau ein Mann der Institution für Chaos in meiner Abteilung, die eigentlich auch für die Verhaftung solcher Unruhestifter verantwortlich war.


    Ich holte tief Luft und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. "Ich bin mir sicher, der Kaiser wird schnell Licht ins Dunkel bringen und Konsequenzen ziehen. Das illegitime Eindringen in die kaiserlichen Archive ist selbst unter dem Deckmantel der 'imperialen Sicherheit' eine Straftat!", entgegnete ich laut. "Wie ist dein Name, Soldat?"

    Mit einem lauten "Herein" ließ ich den Notarius ein und wies ihm den Platz gegenüber von meinem Schreibtisch zu. "Ah, Cerretanus", begann ich zunächst nüchtern. "Du hast mir zwar keine Rückmeldung mehr erstattet, aber ganz offensichtlich hast du den Cultus dazu gebracht, kurz vor Torschluss doch noch aus seinem Loch zu kriechen. In Absprache mit dem Rex Sacrorum ist die Organisation des Opfers gerade noch geglückt." Wäre das Opfer gescheitert, hätte der Kaiser mich ohne Frage einen Kopf kürzer gemacht - und ich selbst den neuen Notarius! So war ich allerdings zufrieden mit Cerretanus' Beitrag. "Wie steht es im Moment um deine Auslastung? Ich könnte dich für eine weitere Aufgabe gebrauchen."


    Sim-Off:

    SimOn wurde das mangels Spieler nicht ausgespielt, aber alles andere wäre dann wohl nicht mehr mit dem bespielten Opfer vereinbar.

    Meine tiefe Zufriedenheit wich schnell der Gewissheit, dass Axilla nicht ganz zufrieden mit unserer schnellen Vereinigung war. Immerhin brachte sie offen zum Ausdruck, dass sie sich nach mehr gesehnt hatte. Einen kurzen Moment blickte ich etwas verdutzt drein, da sie wohl die erste Frau war, die mir gegenüber diesbezüglich einen solch offenen Vorwurf formulierte. Dann versuchte ich mit einem zurückhaltenden Lächeln die Situation etwas zu lockern. "Ich verspreche dir, mich beim nächsten Mal wieder mehr anzustrengen." Ich konnte selbst nicht glauben, dass diese Worte aus meinem Mund kamen. Jede andere Frau hätte ich wohl harsch zurecht gewiesen und ihr ihre Stellung vor Augen geführt. Aber Axilla war nicht jede andere Frau und hatte mich mit ihrer Direktheit auf eine Weise herausgefordert, die ich zuvor noch nicht erlebt hatte. Ich konnte diesem Spiel auf jeden Fall etwas abgewinnen und mich reizte die Vorstellung, sie beim nächsten Mal ebenfalls zufrieden zu sehen. "Es waren leider zwei lange Tage nach unserer ersten Begegnung und mich hat wohl meine...Lust übermannt." Im wahrsten Sinne des Wortes. "Du bist zweifellos die attraktivste Frau, mit der ich jemals zusammen war", sprach ich dann ein Kompliment aus, um Axilla wieder etwas auf meine Seite zu ziehen. Vielleicht würde sie das ja milde stimmen. Welche Frau war nicht empfänglich für Schmeicheleien? Zumindest, wenn sie einen gewissen Wahrheitsgehalt hatten.


    Es war mir gerade recht, dass sogleich die Sklavin das Tablett mit Getränken reichte und von dieser ersten unangenehmen Situation unserer recht kurzen Beziehung ablenkte. Gleichzeitig schien es mir vorteilhaft, die Chance zu nutzen und einen Wechsel der Räumlichkeiten anzuregen, um sie schnell vergessen zu lassen. "Ich denke das Triclinium ist der geeignetere Ort für ein gemeinsames Abendessen." Die Betonung ihrer Frage legte auch nahe, dass es auch Axilla ganz recht war, wenn wir das Balneum schnell hinter uns ließen.

    Gemeinhin konnte ich den Ritualen des Cultus nicht sonderlich viel abgewinnen, insbesondere wenn es um langwierige Prozessionen ging, die in meinen Augen oftmals mehr der Zurschaustellung des Opfernden als der Opferung selbst dienten. An diesem Tage war es allerdings zweifellos ein Privileg, dem Opfer des Kaisers höchstselbst zu den Ludi Palatini beizuwohnen. Immerhin war dieses öffentliche Opfer nur dem erlauchtesten Kreis der stadtrömischen Gesellschaft vorbehalten, was sich unter anderem in der Anwesenheit der Magistrate, allen voran den Consuln, wiederspiegelte.


    Abwartend beobachtete ich also zunächst die Prozession, die vom Augustus angeführt wurde. Nachdem der Kaiser das Voropfer abgeschlossen hatte, wurde der prächtig geschmückte Ziegenbock zum Altar geführt. Die immer noch herrschende Stille wurde sogleich von Flötenspielern durchbrochen, während das Opfertier mit zwei Ketten an Ringen fixiert wurde, die im Boden vor dem Altar befestigt waren. Die Flötenspieler sorgten gleichsam dafür, dass das laute Klagen der Ziege im Wissen um ihr bevorstehendes Leid kaum mehr hörbar war. Bevor das Opfer allerdings vollzogen werden konnte, wurde es zunächst mit der Mola Salsa geweiht. Daraufhin setzte der Kaiser zu einem weiteren Opfergebet an.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Der erwähnte Brief hatte sehr wohl den Weg bis in die Casa Purgitia gefunden, sogar bis auf den Schreibtisch des Hausherrn, aber sein Inhalt hatte es nicht bis in die Tiefen des Gedächtnisses desselben geschafft. Und Macer hatte auch versäumt, seinen Sekretär über den Brief und seinen Inhalt zu informieren, so dass dieser auch nicht seine sonst übliche Funktion als Ersatzgedächtnis übernehmen konnte. Macer überging diesen Umstand schnell, aber sein Sekretär würde sicher später noch einmal nach dem Brief forschen. "Das freut mich wirklich sehr, dass du erfolgreich warst und dass ich dir helfen konnte. Ich denke, es ist wirklich ein verdienter Schritt in deiner Karriere und auch für die Kanzlei ein Gewinn. Und für mich freilich auch, das möchte ich nicht verhehlen." Ein Klient in der Kanzlei, noch dazu in leitender Position, das wünschte sich sicher fast jeder Senator. "Darf ich das dann auch gleich ganz schamlos ausnutzen und dich bitten, für mich einen Termin für eine Audienz beim Kaiser zu organisieren?" erkundigte er sich dann. "Nichts unglaublich dringendes und daher ist auch keine Vorzugsbehandlung nötig, aber was soll ich einen Boten schicken, wenn du ohnehin gleich in die Kanzlei gehst?"


    Zufrieden lächelnd nahm ich die Glückwünsche meines Patrons entgegen. Dass niemand geringeres als der Consular diese zugleich schmuckvoll verpackte und meine Person in ein strahlendes Licht stellte, rief in mir unweigerlich ein Gefühl des Triumphes hervor. Verglichen mit meinem Status vor wenigen Monaten war ich quasi durch die imaginäre Decke des Atriums geschossen - insbesondere natürlich aufgrund der Fürsprache des Senators. Selbstredend wollte ich nun auch nicht zögern, wenn ich Macer etwas zurückgeben konnte. Noch dazu wenn es sich um eine Bitte handelte, der ich ohne jederlei Schwierigkeit nachkommen konnte. "Selbstverständlich! Ich werde umgehend eine Audienz beim Kaiser arrangieren." Wenngleich mein Patron keine Vorzugsbehandlung einforderte, würde er eine solche zweifellos erhalten. Immerhin war er nicht nur mein Patron, sondern als Consular auch einer der höchsten Senatoren Roms.


    Kurz innehaltend wartete ich ab, ob Macer dazu noch etwas zu sagen hatte, bevor ich fortfuhr. "Ich habe noch weitere Neuigkeiten. Ich werde deine Geschäftspartnerin Iunia Axilla zur Frau nehmen", brachte ich dann unvermittelt vor. "Ich bin für einen Mann meines Standes schon viel zu lange ohne Ehefrau", fügte ich noch lächelnd hinzu. Ich wusste nicht, inwieweit der Consular über meinen Familienstand Bescheid wusste. Sicherlich hatte ich ihm vor Jahren schon von meiner verstorbenen ersten Ehefrau erzählt, nichtsdestotrotz würde er dieses Arrangement mit einer ihm bekannten Dame wohl länger im Gedächtnis behalten als meine unsägliche erste Ehe - und gewiss auch mit Überraschung aufnehmen.

    In meinem Übereifer gab ich Axilla erst auf ihre Worte hin die Zeit, die sie benötigte und war so meiner Dominanz verfallen, dass ich kaum feststellen konnte, ob es ihr nun gefiel oder ob ihr alles zu schnell ging. Zwei Tage hatte ich gewartet, nachdem sie mich in meinem Officium so überrumpelt hatte. Zwei lange Tage, an denen ich kaum an etwas anderes denken konnte als an unsere nächste Begegnung. Umso forscher und gieriger ging ich diese Situation an, denn ich nahm mir gerne was ich begehrte. Mit ihren verführerischen Spielchen hatte Axilla mich herausgefordert, meinen Jagdtrieb angesprochen - und ich war keineswegs gewillt, meine Beute vorzeitig ziehen zu lassen. Ohnehin hatte ich Axilla als eine Frau kennengelernt, die sich ebenso nahm, was sie wollte - und da sie keine Anstalten machte, mich in meinem Rausch zu bremsen, wähnte ich mich auf dem richtigen Weg.


    Für mich dauerte es gerade lang genug, für Axilla war es wohl etwas zu schnell zu Ende gegangen, als ich nach dem Akt erschöpft von ihr abließ und mich langsam bis zur Schulter ins dampfende Wasser zurückfallen ließ. Dann suchte ich den Beckenrand der gegenüberliegenden Seite, stützte meine beiden Arme dort ab und lächelte zufrieden. Einen Moment lang überlegte ich, was ich sagen sollte, aber da ich keine passenden Worte parat hatte, beobachtete ich sie eindringlich. So recht konnte ich noch nicht deuten, welches Gefühl bei ihr nun Überhand hatte. War sie enttäuscht oder zufrieden? Sicherlich, ich hatte mein eigenes Vergnügen wohl etwas in den Vordergrund gedrängt, aber immerhin war der Abend noch lang und in Zukunft würden wir sicherlich noch zahlreiche zweisame Stunden verbringen.