Beiträge von Cnaeus Fabius Torquatus

    Zitat

    Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
    Der Kaiser konnte sich Zeit lassen, wenn er zu einer Feier kam. Selbst wenn es die Hochzeit eines seiner Procuratoren war. Die Begrüßung war also schon in vollem Gange, als der kaiserliche Corso mit Liktoren, Prätorianern in Zivil, einem Heer von Sklaven und sonstigen Begleitern vor der Domus Iunia erschien. Ihr entstieg Severus heute allein, bekleidet mit einer mit Goldfäden durchwirkten Toga. Sein Sohn war noch in Armenia, die Augusta in Germania und der kleine Iulianus hätte sich bei so einer Veranstaltung sicherlich nur gelangweilt. Aber als Kaiser war man ja eigentlich nie allein!


    Er trat also ein und begab sich direkt zum Brautpaar. Natürlich stellte er sich hinten an (selbst wenn ihm sicherlich jeder bereitwillig Platz gemacht hätte). Als er dann aber an der Reihe war, begrüßte er die beiden: "Salve Iunia, salve Fabius! Ich freue mich, heute endlich einmal in der Domus Iunia zu Gast zu sein." Hier war er noch nie gewesen. Zumindest, soweit er sich erinnern konnte.


    Die Ankunft des Kaisers kündigte sich bereits an, als es lauter auf der Straße und unruhiger in den Reihen der eintreffenden Gäste wurde. In all seiner Bescheidenheit gesellte er sich gar in eben diese Schlange und wartete. Eine Geste, die wohl von gesellschaftlichem Kalkül geprägt sein musste - anders konnte ich mir es nicht erklären. Der ein oder andere machte allerdings auch ohne Aufforderung Platz, sodass der Ehrengast der Feierlichkeiten recht zügig zu uns gelangte. "Salve, Augustus.", grüßte ich förmlich und mit der nötigen Ehrerbietung. Ich fühlte mich dem Kaiser zwar mittlerweile nicht mehr völlig fremd, führte ich doch fast täglich Gespräche mit ihm, zeigte in der Öffentlichkeit aber trotz der recht formlosen Morgenroutine dennoch die notwendige Distanz. "Es ist uns natürlich eine besondere Freude, dass du Zeuge unserer Hochzeit bist. Meine Frau kennst du bereits persönlich?", fragte ich dann zunächst, um auch Axilla ins Gespräch einzubinden.

    Zitat

    Original von Iunia Axilla


    Natürlich wurden auch die ankommenden Aurelier gebührend begrüßt. “Senator Aurelius, sei mir gegrüßt. Es ist eine Weile her, seit ich das Vergnügen deiner Gesellschaft hatte. Aber verzeih, dass ich die junge Dame an deiner Seite noch nicht kenne?“ Axilla hatte gehört, dass Aurelius Lupus wieder geheiratet hatte und dass siene Braut viel jünger als er war. Allerdings hatte die Gerüchteküche behauptet, sie sei noch nicht in Rom. Da aber auch mehrere Aurelierinnen derzeit in Rom weilten, wollte Axilla sich nicht versehentlich in ein mögliches Fettnäpfchen stürzen und irgend etwas andeuten, was am Ende nicht stimmte. Mit den Jahren wurde man ja doch wenigstens ein ganz kleines bisschen weiser.


    Mit einem Nicken vernahm ich schon den nächsten Namen in meinem Ohr. Ein weiterer Senator, der mir persönlich nicht bekannt war, hatte den Weg in die Domus Iunia gefunden. Eigentlich hatte ich nicht mit einem solchen Andrang der Nobilitas bei einer ritterlichen Hochzeit gerechnet, aber die Ankündigung des Kaisers hatte wohl auch das ein oder andere Mitglied der Kurie zu einer Teilnahme bewogen. "Senator Aurelius", grüßte ich knapp, während Axilla in diesem Fall die Gesprächsführung übernahm. Währenddessen rief ich mir ins Gedächtnis, was ich dem Namen Aurelius zuordnen konnte. Ich wusste, dass er eine recht hohe Position im Cultus einnahm und auch im Senat einen gewissen Einfluss genoss. Dies war Grund genug, dass ich auch ihm besondere Aufmerksamkeit widmen wollte. Für den Moment hielt ich mich aber noch zurück, um Axilla nicht ins Gespräch zu fallen.

    Zitat

    Original von Iunia Axilla



    “Flavius!“ Sogar ihre Stimme strahlte bei diesem einen Wort. Aber es gab ja auch noch Manieren zu beachten. Und natürlich freute sich Axilla auch über die Ankunft der Aurelia. Nur halt nicht ganz so sehr. “Aurelia Prisca! Ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr mich euer Erscheinen hier und heute freut.“ Es war ehrlich gemeint. Leider verlangte die Etikette aber weitere, seichtere Unterhaltung. Und ihr Mann würde sicherlich ein, zwei Worte mit dem Consular wechseln wollen. Also spielte Axilla das Spiel, welches sie nun schon einige Jahre gut kannte, einfach weiter, und wandte sich mehr Prisca zu. “Oh, ein wunderschönes Kleid. Ist das eines von denen, die wir uns gemeinsam angesehen haben, oder hast du dieses wohlweißlich vor den anderen Damen versteckt?“ neckte sie also ein wenig.


    Obgleich sein äußeres Erscheinungsbild die Stellung seiner Person bereits erahnen ließ, konnte ich den Flavier in der Reihe der Gäste zunächst nicht zuordnen - immerhin waren wir uns noch nie zuvor begegnet. Als Sosistratus mir den Namen des Mannes und seiner Begleitung nennen wollte, kam ihm Axilla allerdings zuvor. Die Freude, die in ihrer Stimme lag, blieb mir nicht verborgen und ich fragte mich kurz, in welcher Art von Verhältnis meine zukünftige Frau zum Consular stand. Gleichwohl stellte sich dieses für mich nur positiv dar, immerhin hatte es einen der bekanntesten Männer Roms zu unserer Hochzeit geführt. "Senator Flavius, Aurelia, ich freue mich, dass ihr uns mit eurer Anwesenheit beehrt." Einen Consular im Hause zu haben war natürlich zu jedem Anlass eine Bereicherung. Während Axilla ihr Interesse an Aurelia Priscas Kleid offenbarte, nutzte ich die Gunst der Stunde um mich dem Flavier etwas anzunähern. "Ich hörte, dass du dich einige Zeit von Rom ferngehalten hast, Senator. Ich hoffe doch, dass du nicht nur wegen unserer Hochzeit nach Rom zurückgekehrt bist?", begann ich lachend. Die Kanzlei war natürlich eine Fundgrube für allerlei Informationen und Gerüchte. Umso mehr war ich daran interessiert zu wissen, wie es um die Ambitionen des Senators bestellt war. Eine Bekanntschaft, die sich für mich lohnte, war es aber allemal.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    Macer dankte beiden für ihre jeweilige Begrüßung, wobei der Bräutigam offensichtlich die etwas förmlichere Wahl getroffen hatte als seine Braut, die eine Spur persönlicher wurde. "Ich danke euch beiden für eure Einladung und freue mich, heute euer Gast sein zu dürfen bei diesem schönen Anlass", erwiderte er daher erst einmal an beide gerichtet, um sich dann kurz der Braut zuzuwenden. "Es ist in der Tat schon wieder eine viel zu lange Weile her, dass wir uns persönlich getroffen haben. Aber ich nehme an, dein Sohn hat dich gut über mein Befinden unterrichtet", merkte er nicht ohne ein Augenzwinkern an, denn auch wenn er selber keinen hatte wusste er genau, dass Söhne in diesem Alter reichlich wortkarg sein konnten. Dann deutete er auf seinen Begleiter. "Meine Tochter hätte sich sehr gefreut, meine Begleitung sein zu dürfen, aber leider ist sie noch etwas zu jung für solche Festlichkeiten. Stattdessen darf ich euch meinen Tiro Fori Tiberius Caudex vorstellen", erläuterte er dann die Wahl seines Begleiters.


    Mit prüfendem Blick musterte ich den Tiro Fori des Senators, ohne mein unverbindliches Lächeln zu verlieren, das ich seit Beginn des Empfangs gleich einer Maske trug. "Tiberius Caudex, zweifellos hast du dir den richtigen Lehrmeister gesucht, um die ersten Schritte in Richtung Curia Iulia zu gehen", sprach ich ehrlich. Mein Weg hatte mich zwar nicht in den Senat geführt und ich war auch nie Macers Schüler gewesen, gleichwohl hatte ich zu jedem Zeitpunkt volle Unterstützung von meinem Patron erfahren. Immerhin war auch die Hochzeit faktisch nur ein Ergebnis der Fürsprache des Consulars bei der Bewerbung in der Kanzlei. "Ich kenne natürlich den Namen Tiberius Durus. Bist du mit ihm näher verwandt?", fragte ich ohne Umschweife, immerhin wusste ich als Procurator auch, dass die Gens Tiberia etwas von ihrem einstigen Einfluss im Senat einbüßen hatte müssen. Der verstorbene Senator Tiberius Durus war einer der Namen, die ich aus Zeiten des Vescularius Salinator noch behalten hatte.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus


    "Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Und euch meine Glückwünsche zu eurer Hochzeit." sagte Licinus artig auf und drückte seinem Gegenüber die Hand. "Meine Nichte, Iulia Stella." mit der Hand wies er zu der jungen Frau. "Wir möchten euch dieses Geschenk verehren." Damit waren die Begrüßungsformalitäten auf dieser Seite zumindest abgeschlossen und das leichte Geschätz begann. Licinus wusste, dass er darin nicht gut war.
    "Meine Kämpfe. Kaum ein Thema für heute abend," Licinus winkte ab. Der einzige Kampf in Germania war diese unschöne Geschichte um den jetzigen trecenarius gewesen. Das war wirklich keine erbauliche Geschichte, nichtmal wenn man Seemannsgarn spinnen wollte.
    In der Ferne sah er nun, als er darauf hingewiesen wurde, den Urheber der Aussage ihm zunicken. Licinus nickte zurück, da hatte er gleich einen Anlaufpunkt. Das war gut.
    "Der größte Unterschied ist wohl tatsächlich, dass die Offiziere nicht in der castra wohnen. Von der Temperatur einmal abgesehen, versteht sich."


    Zitat

    Original von Iunia Axilla
    Da Axilla die junge Iulia noch nie bei einem öffentlichen Fest gesehen hatte und es wohl nach außen hin leider etwas unziemlich aussehen würde, wenn sie sich doch eigentlich nur für das Militär interessierte – auch wenn sie das tat – bemühte sich Axilla, ihre guten Manieren zu zeigen und der jungen Frau ein wenig ins Geschehen zu helfen. “Ich wusste gar nicht, dass Iulius Licinus eine Nichte hat. Bis du ebenfalls mit ihm aus dem Norden erst hergereist?“


    Zitat

    Original von Iulia Stella
    Iunia, herzlichen Glückwunsch zu deiner Hochzeit! begann ich meine Antwort. Nein, ich war nicht mit Licinus im Norden. Ich bin in Hispania bei einer Grosstante aufgewachsen und nun nach Rom geschickt worden, damit ich hier meine Pflichten als Frau übernehme.


    Zunächst bedankte auch ich mich für das Geschenk, das Axilla zunächst beiseite legte und grüßte die junge Begleitung des Veteranen. Während Axilla die Iulia zu einem Plausch einlud, blieb mein Fokus zunächst auf Iulius Licinus. "Da hast du wohl recht, sicher sollten wir uns heute den freudigeren Themen des Lebens widmen", ging ich mit Licinus konform. Zweifellos war der Kampf gegen die Barbaren an den nordischen Grenzen aber ein Thema, für das ich mich an anderer Stelle durchaus begeistern konnte. "Sicher wird die Ehre in der Garde zu dienen aber nicht jedermann zuteil. Umso mehr freue ich mich, dich heute bei unserer Hochzeit zu wissen", schloss ich dann die Begrüßung der Iulii lächelnd ab. Zu späterem Zeitpunkt bot sich sicher die Gelegenheit, den Iulier noch etwas genauer kennen zu lernen.

    "Er ist während meines Tribunats in Alexandria aufgewachsen und hat dort eine ausgezeichnete Bildung genossen", stellte ich kurz und knapp fest. Vermutlich hätte ihm ein harter Schliff schon damals besser getan, aber wie hätte ich das schon wissen sollen. Eigentlich hatte ich erwartet, dass seine Lehrer sich um seine Erziehung kümmerten. "Und nun ist er kürzlich nach Rom gekommen." Sicherlich gab es auf der Hochzeit die Gelegenheit ihn dem Kaiser vorzustellen. Und vielleicht war ein solches gesellschaftliches Ereignis auch eine Möglichkeit, ihm den richtigen Weg zu weisen.

    Während sich Axilla um die bereits im Haus befindliche Verwandtschaft kümmerte - die natürlich auch ich angemessen grüßte - wandte ich mich den ersten eintreffenden Gästen zu. Einer davon war der Princeps Praetorii Iulius Licinus, wie mir Sosistratus sogleich zuflüsterte. Natürlich kannte ich seinen Namen und seine Position, war ihm allerdings nie persönlich begegnet. Wie ich in Erfahrung gebracht hatte war er viele Jahre in Germanien stationiert. Zweifellos musste ein solches gesellschaftliches Ereignis dann auch für ihn eine gänzlich neue Erfahrung sein. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass man im fernen Norden ähnlich ausgiebig feiern konnte. "Iulius Licinus, es freut mich, dich als unseren Gast begrüßen zu dürfen. Und natürlich deine Begleitung", begann ich an die beiden gewandt, ohne zu wissen dass sie demselben Haus angehörten. "Silanus hat mir bereits einiges über dich und deine Kämpfe im Norden berichtet." Hatte er natürlich nicht, aber wen interessierte das in diesem Moment schon. "Ich hoffe du hast dich in Rom schon eingelebt? Immerhin ist es hier doch etwas...anders als im kalten Germanien." So berichtete mir man zumindest. Für mich selbst war schon der Gedanke dauerhaft dort leben zu müssen ein Gräuel. "Apropos Silanus. Er müsste bereits hier sein." Ich ließ meinen Blick kurz durch das Atrium schweifen und deutete dann mit einer Hand in Richtung meines Anverwandten. Für ausführliche Gespräche war im Moment keine Zeit. Ich behielt es aber im Hinterkopf, den Prätorianer später noch genauer kennen zu lernen - immerhin stand er dem Vernehmen nach Silanus recht nahe.


    Nach dem kurzen Gespräch mit Licinus wandte ich mich den weiteren Gästen zu, unter denen sich auch mein Patron befand. Selbstredend erhielt er nicht nur aufgrund seines Ranges, sondern auch aufgrund meiner Beziehung zu ihm die entsprechende Aufmerksamkeit. "Salve Senator", grüßte ich höflich. Ich hatte mich bereits seit einiger Zeit nicht mehr bei seiner Salutatio blicken lassen, gleichwohl glaubte ich ihn gut genug zu kennen um zu wissen, dass er darüber hinwegsehen konnte. Immerhin war ich nun schon seit zig Jahren sein Klient. "Es freut mich dich begrüßen zu dürfen. Ich sehe, du hast dich heute für eine männliche Begleitung entschieden", stellte ich mit einem amüsierten Grinsen fest und musterte den jungen Mann kurz. Ein verlorener Sohn vielleicht? Nein, das konnte ich mir beim Senator nicht vorstellen. Umso gespannter war ich nun, wer sich an der Seite des Consulars in mein Haus geschlichen hatte. Oder das Haus meiner Frau.

    Ich blickte etwas verwirrt drein, als der Iunier sein Alter offenbarte. Er war erst fünfzehn? In dem Alter hatte ich fürwahr andere Dinge im Kopf als eine Beschäftigung in der Kanzlei. "Fünfzehn?", wiederholte ich etwas ungläubig. "Nun, das ist auf jeden Fall reichlich jung." Ich war mir nicht sicher, ob er in diesem Alter schon im Stande war, die Aufgaben in der Kanzlei zu meistern. Andererseits machte er einen recht umsichtigen Eindruck. Man konnte wohl davon ausgehen, dass er wusste, was auf ihn zukam. "Mit einer Karriere als Ritter stündest du zweifellos in der Tradition deiner Familie." Davon abgesehen gab es im Moment auch einige Iunier, die einflussreiche Ämter im Imperium bekleideten. Nicht zuletzt Iunius Silanus. "Wie auch immer. Du scheinst ein aufmerksamer junger Mann zu sein, dem ich nicht im Wege stehen will. Im Gegenteil. Wenn du dich an die richtigen Leute hältst, wirst du es umso schneller zum Ritter bringen. Wenn du verstehst was ich meine." Nun erhob ich meinen Becher und prostete Proximus mit einem vieldeutigen Grinsen entgegen. "Hast du den schon einen Fürsprecher? Einen Patron?" Die Auswahl des richtigen Patrons war immerhin elementar für die weitere Karriere.

    Etwas überraschend kam der Kaiser tatsächlich auf Atticus zu sprechen. Ich hatte ihn beinahe schon wieder vergessen - oder besser verdrängt - seit er die Domus Iunia verlassen und in die Casa Pompeia gezogen war. Früher oder später musste ich wohl noch einmal eine Gelegenheit nutzen, um den Jungen in die richtige Bahn zu lenken. Vielleicht half aber auch die Ausbildung bei den Vigiles, um dem Sprössling meiner zukünftigen Ehefrau Respekt einzubläuen. Den hatte er bei unserer ersten Begegnung schließlich schmerzlich vermissen lassen. "Nun, ich höre zumindest nichts negatives", berichtete ich wahrheitsgemäß. Da ich allerdings eigentlich nichts zu berichten wusste, meine Unwissenheit dem Kaiser aber nicht preisgeben wollte, schmückte ich die Wahrheit noch etwas aus. "Er scheint den richtigen Einstieg in die ritterliche Laufbahn für sich gefunden zu haben. Ein Tribunat in der Provinz wäre für sein junges Alter wohl noch etwas voreilig gewesen, aber bei den Vigiles kann er reifen. Ich bin mir sicher er wird von dieser Erfahrung profitieren", erklärte ich also etwas ausführlicher und stellte im Nachhinein fest, dass man bei meinem Bericht wohl kaum von einer Lüge sprechen konnte. "Mein Sohn Titus Torquatus ist kürzlich ebenfalls nach Rom zurückgekehrt." Ich wusste gar nicht, ob ich dem Kaiser je über meinen Sohn erzählt hatte. Aber gerade schien der richtige Zeitpunkt, um familiäres zu erörtern. "Allerdings befürchte ich, dass er aus einem gänzlich anderen Holz geschnitzt ist. Er ist im selben Alter wie mein Stiefsohn, allerdings eher...zurückhaltend und gänzlich desinteressiert, was das Militärwesen angeht. Zu meinem Bedauern." So recht konnte ich nicht ergründen, woran es lag. Er kam wohl eindeutig nach seiner verweichlichten Mutter. Immer wieder kam mir der Gedanke, dass der Junge womöglich gar nicht mein Kind war. Aber was sollte ich schon machen? Er war mein einziger Sohn und rechtmäßiger Erbe. Ich hoffte immer noch inständig, dass ich ihn mit harter Führung entsprechend erziehen konnte. Allmählich fand ich mich allerdings mit meinem Schicksal ab und suchte nach anderen Möglichkeiten.

    Colonia Agrippina. Germania. Der Junge war also am Arsch der Welt aufgewachsen. Ich war froh, dass ich sein Schicksal nicht teilte. Kein Grund der Welt würde mich wohl jemals dauerhaft in die kalten, feuchten Wälder der nordischen Provinzen treiben. Ich konnte mir nicht vorstellen in einer solchen Tristesse glücklich zu werden, geschweige denn aufzuwachsen. Andererseits konnte ich zumindest bis jetzt an nichts festmachen, dass der Junge Schäden davongetragen hatte. Rom musste für Proximus gleichwohl eine Offenbarung sein. "Ha, dann bin ich ja froh, dass du den Weg in den Süden gefunden hast, Iunius. Hier stehen deine Chancen nicht nur besser, hier lebt es sich auch schöner", stellte ich voller Überzeugung fest. Bestimmt hatte Proximus aber schon selbst gemerkt, was er all die Jahre unwissentlich hatte missen müssen.


    Willig nahm ich daraufhin die Geste meines Gegenübers an und prostete ebenso. "Selbstverständlich. Welcher Mann Roms würde sich nicht freuen, wenn er eine Dame von ihrem Rang und Aussehen bald Ehefrau nennen dürfte?", fragte ich rhetorisch und mit einem überzeugten Siegerlächeln im Gesicht. Die neuerliche Aufmerksamkeit um meine Person und die bald anstehende Hochzeit waren mir zweifellos zu Kopf gestiegen, aber ich genoss diese Erfolgswelle. Die Götter waren mir anscheinend wohlgesonnen.


    "Aber nun zu dir...", beendete ich die Plauderei dann relativ abrupt. "Du bist noch jung, scheinst aber nicht auf den Kopf gefallen zu sein. Ansonsten hätte dich Axilla wohl auch nicht zu mir gebracht. Hast du besondere Talente? Erfahrung in Dingen, die hier in der Verwaltung gefragt sind? Wo soll dich dein Weg hinführen?", setzte ich mit einigen Fragen den Rahmen für das weitere Gespräch. Ich war mir eigentlich recht sicher, dass ich den Jungen einstellen konnte. Andererseits wollte ich zumindest das Allernötigste in Erfahrung zu bringen - nicht, dass ich doch an eine Mogelpackung geraten war. Ich nahm noch einen kräftigen Schluck Wein und lehnte mich dann - mittlerweile etwas angesäuselt, immerhin war der Arbeitstag schon lange - bequem in meinen Stuhl zurück.

    Die Nachfrage zu meiner Identität quittierte ich mit einem kurzen Stirnrunzeln. Wer sonst sollte ich sein, wenn nicht der, zu dem der Iunier geführt werden wollte? Wahrscheinlich handelte es sich nur um eine rhetorische Floskel, also lächelte ich knapp und trat zu meiner Vitrine, um dem Jungen einen Becher verdünnten Wein einzuschenken. Natürlich griff ich dafür nicht zu meinem besten Tropfen, den man niemals guten Gewissens verdünnen konnte. Aber vielleicht gab es ja noch weitere Treffen und dann würde ich dem Verwandten meiner Verlobten schon lehren, was einen guten Wein ausmachte.


    "Woher kommst du, Iunius?" Axilla hatte mir ja über einige Iunier berichtet, allerdings war mir Proximus gänzlich unbekannt - oder eben entfallen. "Ich weiß mittlerweile, dass eure Familie weit verzweigt ist", stellte ich noch fest, bevor ich dem Gast seinen Becher verdünnten Wein reichte und selbst wieder Platz nahm.

    Endlich war es soweit. Nach zig Anläufen und terminlichen Schwierigkeiten war der Tag der Hochzeit gekommen. Die Domus Iunia war zu diesem Anlass aufwändig mit Blumengestecken geschmückt und mit Kränzen und kleinen Bronzefiguren dekoriert worden, sodass sie heute in vollem Glanz erstrahlte. Darüber hinaus war selbst der letzte Staubkorn beseitigt worden, um einen guten Eindruck bei der stadtrömischen Gesellschaft zu hinterlassen. Immerhin war auch - oder vor allem - die geladene Oberschicht geschwätzig. Die Hochzeitszeremonie selbst sollte aus vielerlei Gründen auf das Allernötigste beschränkt werden. Zum einen hasste ich langwierige Prozeduren, wie ich in den letzten Wochen immer wieder aufs Neue hatte feststellen müssen. Ich wollte meine Gäste schließlich nicht bis zur Erschöpfung quälen, sondern den ein oder anderen in einen ausgelassenen Rausch versetzen - für genügend Wein hatte ich natürlich gesorgt. Zum anderen waren sowohl Axilla als auch ich nicht mehr blutjung und unerfahren. Für mich war es die zweite Hochzeit, für Axilla gar die Dritte. Man konnte also guten Gewissens auf den ein oder anderen Ritus verzichten und die Feierlichkeiten in den Vordergrund stellen. Immerhin versammelten sich an diesem Tage mehrere Entscheidungsträger Roms, sodass das Fest für den ein oder anderen Gast vor allem eine politische Kontaktbörse darstellte.


    Die Hochzeit sollte also in einem unserem Stande angemessenen, aber gleichsam ungezwungenen Rahmen stattfinden. Neben vielen einflussreichen römischen Familien waren auch zahlreiche Vertreter des Beamtenapparats, insbesondere der kaiserlichen Kanzlei, geladen. Auch der Kaiser hatte seinen Besuch angekündigt, was erwartungsgemäß dazu geführt hatte, dass sich die Absagen im Vorfeld auf ein Minimum beschränkt hatten. Sehen und gesehen werden war an diesem Tage die Maxime und stellte natürlich auch für mich einen der Hauptgründe dar, das neuerliche politische Bündnis zwischen meiner Familie und den Iuniern mit einem rauschenden Fest zu besiegeln.


    Dem Anlass und meinem persönlichen Geschmack entsprechend präsentierte ich mich in einem prunkvollem Gewand. Dazu gehörte zum einen die sonst so unliebsame Toga, aber auch viel Goldschmuck. Neben meinem Ritterring trug ich Ringe aus meiner eigenen - manchem Gast mittlerweile auch bekannten - Manufaktur. Abgesehen davon, dass ich einen Hang dazu hatte, konnte ich mich immer wieder daran erheitern, den ein oder anderen Neider mit meinem Auftreten aus der Deckung zu locken.


    In freudiger Erwartung wartete ich also im Vestibulum, um die ersten Gäste zu begrüßen. An meiner Seite stand mein Leibsklave Sosistratus, den ich in den letzten Wochen dazu angehalten hatte, sich in das Aufgabengebiet eines Nomenclators einzufinden. Schließlich hatte ich auch den ein oder anderen mir noch unbekannten Entscheidungsträger geladen - oder eben Personen, deren Namen mir schnell wieder entfallen waren. Ich hoffte nur, dass der Greis sich gut eingearbeitet hatte und noch nicht unter altersbedingter Vergesslichkeit litt.


    Sim-Off:

    Gäste natürlich wie immer bitte ohne Umwege hierher ;)

    "Das freut mich", entgegnete ich ehrlich lächelnd. Wem würde es nicht schmeicheln, wenn der Kaiser zu der eigenen Hochzeit erschien? Gleichsam war die Abwesenheit der Kaiserin natürlich auch für mich bedauerlich, immerhin hatten wir uns bei unserem ersten Kennenlernen bereits prächtig verstanden. Zumindest nach meinem Gefühl.


    Der nachdenkliche Blick des Kaisers entging mir nicht, also fühlte ich mich als enger Berater dazu verpflichtet, darauf einzugehen. "Eine Kaiserin auf Visite und ein neuer Statthalter, das sorgt zweifellos für viel Wirbel und Aufsehen. Vermutlich wird das Empfangen von Bittstellern sie am Schreiben hindern", erklärte ich lächelnd. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie nun alle aus ihren dunklen Höhlen gekrochen kamen, um einen Hauch der Strahlkraft der Kaiserin zu empfangen. Ich hielt nicht sonderlich viel von den germanischen Provinzen und ihren Bewohnern - ohne sie je selbst zu Gesicht bekommen zu haben.

    Das Klopfen an der Tür kam für mich nicht unerwartet, denn ich erwartete den Verwandten meiner Verlobten bereits. Mit lauter Stimme bat ich ihn herein. "Ah, Salve, du musst Proximus sein", stellte ich fest. Daraufhin wies ich ihm mit einer Hand zunächst seinen Platz vor dem Schreibtisch und deutete dann in Richtung meiner Vitrine, die mit erlesenen Weinen - und für die langweiligen Gäste, auch mit sonstigen Getränken, gefüllt war. "Darf ich dir etwas zum Trinken anbieten?" Der Junge sollte sich wohlfühlen, immerhin gehörte er bald zur Familie. Apropos, durfte er überhaupt schon...ach egal. Ich war ja nicht sein Wachhund.

    Im Auftrag seines Herren überbrachte Sosistratus, der Leibsklave von Torquatus, eine Tabula mit einer kurzen Nachricht an Iunius Proximus.



    Salve Proximus,


    Axilla hat mir von deinem Interesse an der Kanzlei berichtet. Ich erwarte dich ANTE DIEM IX KAL IUN DCCCLXVIII A.U.C. (24.5.2018/115 n.Chr.) in meinem Officium auf dem Palatin zu einem Gespräch. Mit dieser Tabula sei dir der Zugang zum Palast gewährt.


    Vale


    Cn. Fabius Torquatus - Procurator a memoria


    Die allmorgendliche Routine beim Kaiser begann ich heute mit einem nicht-dienstlichen Anliegen, bevor ich mit dem Alltagstrott fortsetzen wollte: "Mein Kaiser, wie du weißt soll Iunia Axilla meine Ehefrau werden. Die Hochzeitsfeierlichkeiten finden ANTE DIEM III KAL IUN DCCCLXVIII A.U.C. (30.5.2018/115 n.Chr.) in der Domus Iunia statt und es wäre mir selbstverständlich eine Ehre, wenn wir dich als unseren Gast begrüßen dürften." Eigentlich erwartete ich, dass der Kaiser einer Hochzeit seiner Procuratoren in Rom beiwohnte, aber natürlich war er auch vielbeschäftigt. "Leider ist die Augusta ja verhindert...ihre Anwesenheit hätte unser Fest zweifellos ebenso bereichert", sprach ich ehrlich, immerhin hatte die Kaiserin in unserem Zwiegespräch bereits den Wunsch geäußert, an den Festlichkeiten teilnehmen zu wollen. Unglücklicherweise folgte dann ihr Aufbruch nach Germania.


    EINLADUNG


    ZUM ANLASS DER EHESCHLIESSUNG


    ZWISCHEN


    PROCURATOR A MEMORIA
    CNAEUS FABIUS TORQUATUS


    UND


    IUNIA AXILLA


    ANTE DIEM III KAL IUN DCCCLXVIII A.U.C.
    (30.5.2018/115 n.Chr.)


    IN DER
    DOMUS IUNIA



    Wir würden uns sehr darüber freuen dich, geschätzter Patron, samt Begleitung zu diesem feierlichen Anlass als unseren Gast begrüßen zu dürfen.


    Cn. Fabius Torquatus und Iunia Axilla



    EINLADUNG


    ZUM ANLASS DER EHESCHLIESSUNG


    ZWISCHEN


    PROCURATOR A MEMORIA
    CNAEUS FABIUS TORQUATUS


    UND


    IUNIA AXILLA


    ANTE DIEM III KAL IUN DCCCLXVIII A.U.C.
    (30.5.2018/115 n.Chr.)


    IN DER
    DOMUS IUNIA



    Wir würden uns sehr darüber freuen dich, geschätzter Iulius Licinus, samt Begleitung zu diesem feierlichen Anlass als unseren Gast begrüßen zu dürfen.


    Cn. Fabius Torquatus und Iunia Axilla



    EINLADUNG


    ZUM ANLASS DER EHESCHLIESSUNG


    ZWISCHEN


    PROCURATOR A MEMORIA
    CNAEUS FABIUS TORQUATUS


    UND


    IUNIA AXILLA


    ANTE DIEM III KAL IUN DCCCLXVIII A.U.C.
    (30.5.2018/115 n.Chr.)


    IN DER
    DOMUS IUNIA



    Wir würden uns sehr darüber freuen euch, werte Aurelii, zu diesem feierlichen Anlass als unsere Gäste begrüßen zu dürfen.


    Cn. Fabius Torquatus und Iunia Axilla