Beiträge von Alwina

    Bedrückt saß Alwina in ihrer Küche. Alle Arbeit umsonst. Nicht alle, die Vorräte für den Winter waren aufgestockt. Das Muli half ihr bei den schweren Arbeiten, Holz tragen, die Hühner auf den Markt transportieren. Heu und Futtergetreide nach Hause bringen.
    Die Hühner mussten einen Teil ihres Stall's für das Muli hergeben. Die Nächte wurden kälter, es sollte Nachts nicht mehr im offenen Verschlag stehen.


    Seit die Legion weg war, schlief hier das Leben regelrecht ein. Alle Geschäfte liefen schlechter. Die Legion war die größte Einnahmequelle gewesen. Sie wurden damit irgendwie fertig.


    Alwina hatte sich überzeugen lassen, nicht hinter her zu ziehen. Sie hatte gut daran getan. In den Bergen war der erste Schnee gefallen.

    Die Eier mit Merrettich und diesem Feigenmus waren annehmbar. Das Huhn mit Zimt und Nelken zu zubereiten, löste ein ungewolltes inneres Unbehagen bei Alwina aus. Schön mit Salz eingerieben und mit Honig bestrichen auf einen Spieß gesteckt. Über dem Feuer gebraten. Oder in Lehm gepackt und gebacken.
    Boduognatos war in Experimentierlaune. Sie war heute an keinem größerem Experiment mehr interessiert. " Sie kommen, erst im nächsten Sommer zurück ?" fragte Alwina. Ihr ausreden war das eine, Gedanken machte sie sich trotzdem weiter. Herbst, Winter und Frühling mussten vergehen. Hätte sie ihre Arbeit eher geschafft, wäre sie jetzt mit Corvinus zusammen. Das Kinn auf ihre Fäuste gestützt, sah sie Boduognatos beim Wirtschaften zu.

    Vergiss es! Vergiss es! Vergiss es! Dröhnte es in ihrem Kopf und ein Schwein, dem sie das Pfeifen beibringen konnte hatte sie nicht. Trotzig sah sie Boduognatos an. "Weil du das sagst ist das so!?... Und mein Centurio ist ...." traurig brach sie ab. Sie wusste das Boduognatos recht hatte. Sogar Atto hatte etwas gesagt.
    Hier bleiben, den ganzen Winter alleine. In den canabae gab es viele Frauen die alleine waren. Die sich um Kinder kümmern mussten. Was sollte werden, kam Corvinus nicht zurück? Das ließ Donar nicht zu. Sie hatte ein Opfer gebracht. " Werden sie lange weg sein?" fragte Alwina leise. Das Essen duftete. Der Hunger meldete sich. Essen war jetzt gut und lenkte ab. " Was wolltest du zu den Eiern machen?"

    Mit Freundensprüngen hatte sie nicht gerechnet. " Ich habe keinen Hau." sagte sie trotzig. " Vielleicht einen kleinen." flüsterte sie verlegen. " Ich kann nicht hier sitzen und warten. Außerdem bin ich keine Last, ich kann helfen." Sie blinzelte zu Boduognatos. " Es kann nicht gefährlicher sein, als der Weg von meinem zu Hause hierher nach Mogontiacum. Oder? " fragend sah sie in die Runde. In der Frage war sie ein wenig blauäugig. Die Alpen waren ihr kein Begriff, die Höhe, wie gefährlich die Wege waren und was für Entbehrungen auf sie zu kamen. Berge allgemein kannte Alwina, aber nicht in den Außmaßen der Alpen.

    Die Sonne ging unter. Alle Arbeit war getan. Alwina stand im Hinterhof und streichelte ihrer Neuerwerbung, einem Maultier, den Hals. Ingrim schlich argwöhnisch um den Neuling herum. " Ist gut, der ist harmlos. Das ist Ingrim mein Hüter für Haus und Hof." redete sie beschwichtigend auf das Maultier ein. Es war wichtig, dass sie sich verstanden. Die nächsten Wochen waren sie zusammen unterwegs. " Mach mir keinen Ärger Ingrim." ermahnte sie den Hund.


    In der Küche auf dem Tisch waren Vorräte für die Reise gestapelt. Bohnen, Erbsen, Weizen und Dinkel, Olivenöl, Schweinefett, ein Stück Schinken, Stockfisch, ein Topf Honig, Salz, getrocknetes Obst. Ein Schlauch für Wasser und eine kleiner Krug mit Garum. Ein Topf, eine Holzschüssel und Löffel. Eine Plane aus zusammengenähten gefetteten Ledern sollte die Vorräte vor Nässe schützen.
    Im cubiculum lag ein Bündel aus wollenem Peplos, Untertunika, gestrickte Socken und Schuhen. Zwei Schaffelle eine Axt und ein Sax. Wichtige persönliche Sachen trug sie typischer Weise, in kleinen Beuteln an ihrem Gürtel.


    Alles war bereit zur Abreise.

    Fein, Bodugnatos machte aus ihnen ein leckeres Essen. Alwina schmunzelte und deutete ein Verneigen an. „ Der Hühnerstall und ich werden diesen Dank zu schätzen wissen.“ Antwortete sie und kicherte los. Ein schöner Sommer, viele trockene warme Tage. Die Bienen waren sehr fleißig und hatten Alwina eine Menge Arbeit und Valgiso Honig verschafft. Zu der Menge Arbeit gesellte sich eine Menge Spaß, Glück und Liebe. Alwina war in diesem Sommer sehr glücklich gewesen.


    Den erwähnten Kriegszug kommentierte Sie mit einem Seufzer. Hin und her hatte sie überlegt. Die Nachbarin zu Rate gezogen. Ihr Plan, dem Troß hinterher zu Corvinus. Ein Maultier stand bereits im Hinterhof ihres Hauses.


    Was Boduognatos vor hatte aufzutischen klang lecker. Alwina war gern hier , wegen der Menschen und vor allem wegen des guten Essens. Heute hörte sie nur mit halben Ohr hin. Für sie stand fest, was sie tun wollte.
    „ Ich will der Legion folgen.“ sagte Alwina unvermittelt. Das Essen war zweitrangig geworden.

    Hinkel! Hinkel!? Was hatten hier alle mit Hin......Alwina ging ein Licht auf. Hinkel = diese gackernden Dinger, die sie bei sich trug. " Hühner!" platzte es aus ihr heraus. Die verschiedenen Dialekte waren manchmal nicht unter einen Hut zu bringen und sorgten für Verwirrung. Kichernd gab sie Boduognatus die HINKEL. " Die haben sich angeboten uns den Magen mit ihrem saftigen Fleisch zu füllen. Oder hast du was anderes angedacht? Die HINKEL sind aus meinem Stall." Boduognatus bekam einen Begrüßungskuss auf die Wange. Alwina war erleichtert den Irrtum ihrerseits, was die Hinkel anging, korrigiert zu haben. " Ist Valgiso wieder da? Der Herbst ist da und die Bienen gehen ihren eigenen Geschäften nach. Unser Vertrag ist erfüllt." Flink zückte sie eine Tabula. Die war für Valgiso bestimmt. Boduognatus hatte mehr mit den Beinen zu tun überlegte sie. " Hier für dich. Da steht alles drauf. Wieviele Völker auf der Wiese stehen. Wieviel Honigtöpfe und wieviel Wachs im Lager sind. Ich habe alles gezählt. Die Töpfe nachgesehen, dass sie dicht verschlossen sind. Der junge Honig steht hinten der ältere vorn." Mit sich und der Welt zufrieden, nicht ganz, Corvinus fehlte ihr sehr, setzte Alwina sich auf einen der Hocker.

    Die Tür öffnete sich einen Spalt und Panphilos Gesicht tauchte auf. Alwina hörte sich sein Sprüchlein an, ihr Lächeln wurde immer breiter. " Da habe ich aber Glück, dass ich die Branche gewechselt habe und Hühner halte anstatt Hinkelsteine." Unter dessen war die Tür offen. Alwina betrat das Haus. Panphilos bekam seinen Kuss auf die Wange. " Danke Panphilos du hast mir gerade den Tag gerettet." strahlend ging sie durchs Haus. Vor der culina kündigte sie ihr erscheinen an. " Bodugnatos, drei Hühner wollen zu dir. Zwei bleiben zum Essen." freudig betrat sie die culina. Die Hühner vor sich in der ausgestreckten Hand.

    Gegen Abend, nach dem Hühner füttern und der Hausarbeit, nahm sich Alwina Zeit. Der Besuch war überfällig. Lange hatte sie sich hier nicht blicken lassen. Boduognatos war bestimmt brummelig. Als kleine Entschuldigung hatte sie zwei Hühner mit. Freilig lebten die noch. Lebende Ware hielt sich länger. Da hatte Boduognatos außerdem Zeit sich zu überlegen, wie er sie zubereitete.
    Die Hühner dabei, klopfte Alwina an der Tür. Valgiso müsste auch bald wieder zurück sein von seiner Reise.

    Kichern und Lachen war zu hören, wurde verhaltener und endete in Keuchen und lustvollem Stöhnen. Die Nachbarn hatten ihre helle Freude dran. Das Gras war niedergedrückt vom "Kampf" der beiden. Erschöpft und sich zufrieden an ihren Berengar lehnend, lag Alwina im Gras. Es wurde frisch, der Wind kam und mit ihm wurde es kühler. Sie stand auf und suchte ihre Sachen zusammen. Mauste Corvinus Sachen und lief mit allem kichernd ins Haus.

    Über der Wiese summte und brummt es. Die letzten Wochen gab es viel Arbeit für Alwina. Die Honigernte stand an. Ein gutes Jahr nach dem was an Honig zusammen gekommen war. Die Arbeit hatte sie von der Abwesenheit Corvinus abgelenkt. Abends fiel sie müde ins Bett und schlief ein ohne gegessen zu haben. Nun war die Arbeit bei den Bienen fast zu Ende. Die Immen flogen aus so lange es Blüten gab. Der Honig diente ihnen im Winter als Nahrung. Einen Teil hatte Alwina in den Klotzbeuten belassen. Viel gab es nicht mehr bis die kälteren Tage begannen, was die Bienen sammeln konnten. Mit allem zusammen hatten sie gute Aussichten zu überleben. Für Alwina hieß das, die Arbeit bei den Bienen war vorüber. Ihre Vereinbarung mit Valgiso war erfüllt. Morgen wollte sie zu ihm.

    Er hatte sie einmal in den Armen, nichts mit ins Haus tragen. Flüsternd gab sie zurück: " Hier ist es so schön und keiner wird uns stören." Die römischen Götter hatten sicher nichts gegen ein Schäferstündchen unter freiem Himmel. Sie zog ihn an seiner Tunika mit ins Gras. Könnte es nicht immer so sein. Musste er morgen früh wieder gehen? Abschweifend von dem was sie dachte, ging ihre Hand auf Wanderschaft.

    Nur gut, dass es warm war oder war ihr nur warm? Abstreiten konnte sie nicht, dass Corvinus seinen Anteil daran hatte. Seufzend sah sie ihn an, überlegte nicht lange und zog den Peplos ganz aus. Im Gras ganz ohne. Trotzdem fror sie kein bisschen. Bis auf die kleinen Schauer die Corvinus bei ihr verursachte. Alwina griff unterdessen nach seinem Gürtel und öffnete ihn. " Jetzt dürfte nichts mehr schief gehen. Der Peplos ist gerettet." sagte sie schmunzelnd.

    Bellen aus dem Haus, Ingrim war aufgeregt, das war deutlich zu hören. Alwina wischte sich die Hände ab, sie hatte Getreide umgefüllt und die Hühner gefüttert. Zügig lief sie nach vorn, rief Ingrim zurück. Alwina öffnete die Tür, Ingrim an ihrer Seite. Was für eine Überraschung Anaxandra stand davor. " Salve, komm rein. Es freut mich dich zu sehen." sagte Alwina mit sichtlicher Freude. Sie ließ ihre Freundin ein, schickte Ingrim in den Hof zurück. Es war alles in Ordnung. " Komm wir setzen und in den Hof. Was willst du trinken? Das nehmen wir mit hinter." Alwina ging voraus in die Küche.

    Der Laden war reichlich verstaubt. Hier war lange nichts mehr verkauft worden. Sie traute sich nicht hinter den Ladentisch zu sehen, eine Toden zum Morgen, dass reichte ihr einmal. Ein zweites Mal , sie sperrte sich vehement dagegen.


    " Die Götter mögen die Staubschichten schützen." sagte sie und verließ den Laden.

    Alwina sah ganz gespielt ernst zu ihm. " Ganz sicher, dass es keine andere Möglichkeit gibt? Die schönen Fibeln...." sie tat so, als müsste sie überlegen ob sie sie ablegte oder nicht, lehnte sich etwas zurück und streckte ihm eine Schulter hin. " Du hast geschicktere Hände. " Sie kniff ihre Augen zu , biss sich auf die Unterlippe und wartete auf seine Reaktion. Die Nachbarin hatte recht mit den Muscheln. Berengar war aus dem Häuschen und bei ihr war es genau das gleiche.

    Hat das was mit dem Urlaub der SL zu tun? Ich sehe nirgends einen Eintrag, dass ich in meinem Betrieb arbeite. Es steht alles auf 0

    Hätte sie die Muschel lieber selber gehalten und ausgeschlürft. Sie schlüfte, den letzten Tropfen erhaschte sie nicht mehr. Ihr Kinn war nass. " Hmm...huch." Berengar war zur Stelle. Es kitzelte als er sich um das Beseitigen des Saftes bemühte. Nicht schnell genug. Der Tropfen war schneller und rann den Hals hinunter. Alwina zog die Nase kraus. Seine Entschuldigung so hintergründig, das war Absicht mit dem Tropfen. Sie ließ auf das Spiel ein, streckte den Hals. " Schnell, da, er rennt." und kicherte. Der Tropfen war im Begriff am Rand des Peplos zu verschwinden.

    So geschickt wie die Nachbarin sie geöffnet hatte, klappte es bei der ersten Muschel, bei Berengar nicht. Alwina sah zu wie er sie aß. Die wurden nicht gekocht, sondern roh gegessen. Mit hochgezogenen Augenbrauen beäugte sie das glibbrige Innenleben. Einfach reinschlürfen? Mutig schlürfte sie das klitschige Ding. Bah war das glibbrig im Mund, schmeckte salzig. Sie kniff die Augen zusammen und schüttelte sich. Ein ungewohnter Geschmack im Mund. Sie sah Berengar an und nickte mutig. " Noch eine."