Beiträge von Alwina

    Mit immer größer werdenden Augen sah sie den Römer an. Erfahrung im Haushalt führen? Was dachte er eigentlich, was eine germanische Frau die meiste Zeit ihres Lebens tat.


    " Für einen germanischen Haushalt hat es gereicht." sagte Alwina etwas angesäuert.


    Bei ihnen hatten,Onkel und Tanten mit Kindern, Knechte und Unfreie im Haus gewohnt. Gäste hatten sie des öfteren. Da musste sie extra mit zupacken.


    " Ich werde drüber nachdenken, wie vereinbart."

    Das war ein Weg, quer durch Mogontiacum. Das Tor zum Castellum vor ihr, blieb sie Abseits vom Wachposten stehen und wartete. Fontinalis hatte gesagt, dass er nach dem Fackelzug frei bekommt. Er musste kommen, schließlich war er ihr die Fibel schuldig für ihre Arbeit. Mit der Fußspitze malte sie auf dem Boden um sich die Zeit zu vertreiben.

    Sie rang mit sich. Die Aussicht auf eine Bleibe war verlockend. Die Arbeit im Haus war das Geringste. Den Kontakt mit ihren Landsleuten scheute sie auch nicht.


    " Ich danke für das Angebot. Bist du einverstanden damit, dass ich es mir bis heute Abend überlege. Ich hatte vor mich heute nach Arbeit und Unterkunft um zusehen. Noch ein oder zwei anzuhören und dann zu entscheiden. Vorausgesetzt es gibt weitere Angebote."


    Sicher das es weitere Angebote geben wird war sich Alwina nicht. Es war ein Versuch sich nicht gleich festlegen zu müssen und alles in Ruhe zu überdenken. Der letzte Happen, den sie sich genommen hatte verschwand in ihrem Mund.

    Ein herber Verlust, aber es gehörte zum Leben. Alwina nickte Mashati dankend zu. Mit den Kontakten zu andern Sippen konnte Alwina nicht dienen. Männer hatten wesentlich mehr Kontakte durch Things. Frauen waren für Haus und Hof zuständig.


    „ Kontakte, leider keine. Da wendest du dich am besten an die Männer einer Sippe. Sie haben öfter Kontakt mit anderen Sippen.“


    Er hatte sehr schnell erkannt, dass Alwina gestern abend auf gut Glück nach einer Schlafmöglichkeit gesucht hatte.


    „ Ich habe noch keine Unterkunft für heute Abend. Nach unserem Gespräch hatte ich vor eine Arbeit zu suchen und eine Bleibe für länger. Vielleicht braucht jemand eine Hilfe im Haus. Ich kann Spinnen, Weben, Nähen, Töpfern, das Haus in Ordnung halten, kochen, auf Kinder aufpassen, mich um die Tiere und den Garten kümmern. Das was eine Frau wissen muss.“


    Für Alwina waren das alltägliche Dinge, nichts besonderes. Das lernte bei ihnen jedes Mädchen.

    " Normal wäre ich jetzt bei meiner Familie und würde nicht auf dieser Seite des Rhenus sein. Eine Nachbarsippe hat uns wegen der Solequelle angegriffen. Streit gab es darum schon öfter. Diesmal haben sie uns überrascht..... Meine Familie und Sippe gibt es nicht mehr. Vielleicht einzelne, so wie mich. Ich weiß es nicht. In der Nachbarsippe hätte ich keinen guten Stand gehabt, deswegen hat er mich hierher geschickt."


    Alwina griff nach Mathayus zu. Der Tee schmeckte wieder wie am gestrigen Abend.


    " Es ist eine ganz andere Welt auf der Seite des Rhenus. Aber ich werde es schaffen, auch ohne meine Familie." Davon war sie überzeugt. Leicht war es nirgendwo. Sie musste sich durchbeißen, wenn sie leben wollte.

    Die Fibel war ihre, der Schmollmund wie weggewischt. Es hatte gewirkt. Unlautere Mittel waren ihr ebenso geläufig wie ihm. " Nein, das nächste Mal,suche ich mir was anderes aus." meinte sie verschmitzt. " Du weißt schon wie." Sie knuffte ihn in die Seite und reichte ihm seine Tunika. "Gehst du wieder zu deinen Freunden?" Es war später Nachmittag, die Sonne verschwand hinter dem Wall. Um unliebsamen Fragen vorzubeugen, fügte sie an. " Ich habe eine Unterkunft für die Nacht gefunden. Zum Fackelzug werde ich da sein, das vespreche ich dir. Die Fibel kannst du mir Morgen geben." Die Händler räumten ihre Auslagen zusammen. Heute war es zu spät.

    Der Gastgeber betrat die Bildfläche. Alwina war froh, dass er ihr einen Platz anbot. Sie verfolgte das Geschehen um das auftischen des Frühstücks. Früh am Morgen Essen, ohne einen Finger gerührt zu haben, für Alwina eine ganz neue Erfahrung.


    „ Ja, danke. Ich habe wie ein Bär im Winter geschlafen.“ Sie sah zur Frau Magonidas. „ Entschuldige, ich bin Alwina Tochter Otgers und Tilruns. Ich möchte mich für die freundliche Aufnahme bei euch bedanken.“


    Ihre Hände hatte sie in den Schoß gelegt. Der Tee dampfte. „ Ich komme von der anderen Seite des Rhenus. Meines Vaters letzter Wunsch war, dass ich hinter den Wall gehe.“ Es kribbelte ihr in den Fingern. Selten hatten sie zu Hause ohne eine Handarbeit oder die Spindel gesessen.

    " Du hättest den Preis vorher aushandeln sollen." gab sie lächelnd zurück. Sein Blick, die braunen Augen, wie ein Wolfjunges. Nein, nein, sie schlug die Augen nieder. " Sieh mich nicht so an, das ist unfair. Ich nähe sie dir beim nächsten Riss ohne was zu verlangen." Alwina zog einen Schmollmund. Ihre Taktik war nicht aufgegangen. Er hatte mit unfairen Mittel gearbeitet.

    Die Frisur gefiel Alwina. Sie fühlte mit ihren Fingern. Alleine so eine Frisur hinbekommen, das musste Anaxandra ihr bei Gelegenheit noch einmal zeigen.
    Hinter der Sklavin her, war sie wieder im Triclinum angekommen. Ihr war ganz recht, dass nicht alle von der Familie da waren. Sonst verlor sie die Übersicht. Blamieren wollte sie sich auch nicht. Dieses Frühstück wie es hier üblich war, kannte Alwina nicht. An der Tür wartete sie auf den Gastgeber, es war unhöflich vor ihm Platz zu nehmen. Wusste sie auch nicht wie und wo.Hilfesuchend sah sie zu Anaxandra. " Wie und wo muss ich mich denn hinsetzen?" fragte sie flüsternd.

    Sie drehte die Tunika, sah sie an. " Die Fibel, die ich vorhin gesehen habe." Ein gutes Geschäft. Ein bisschen Luft zum verhandeln hatte sie. " Ist dir kalt oder schämst du dich? " sie kicherte. Ein wenig unter Druck setzen, dann war die Fibel eventuell ohne Zugeständnisse bald ihre.

    Alwina nickte eifrig, als Anaxandra ihr Hilfe anbot. " Tee, heißt das. Hat gut geschmeckt. Aha." Er wurde verschieden gemacht, dieser Tee.


    Sie ging mit Anaxandra mit. Kam aus dem Staunen nicht heraus. Was es hier alles gab. Sie wusch sich, legte ihre Bernsteinkette an, der Peblos saß. Nur noch die Haare, dann war sie für das Frühstück fertig.

    Die Arbeit war vertraut, ging zügig von der Hand. " Zwei Tage, länger hätte es nicht mehr gehalten." Mit ihrem Messer schnitt sie den Rest des verstochenen Fadens ab. Ihr war nicht entgangen, dass er sich vor dem Ausziehen umgesehen hatte. Sie hielt seine Tunika fest, macht keine Anstalten sie ihm zurück zu geben. " Was bekomme ich dafür ?" neckte sie ihn.


    Die Fibel von dem Stand wäre ein guter Tausch. Naja, mehr Wert als ihre Arbeit. Sie könnte ihm anbieten, dass er ihr die Tunika wieder zum Nähen bringen kann.

    Die Nacht war zu kurz. Seit Tagen die beste Schlafstelle, vorbei mit dem Träumen. Alwina drehte sich zu Anaxandra und rieb sich verschlafen die Augen. " Hhmm..?" Das Esszimmer überlegte sie, aufstehen. "Ich hätte glatt das Frühstück verschlafen." flüsterte sie und sortierte im Aufstehen die Haare aus dem Gesicht. " Wo kann ich mich waschen?"


    Sie hatte ihren Peblos den Arm gelegt,den Gürtel mit mit allen Utensilien, die Frau so brauchte in der Hand. Den Korb mit dem Mantel darauf ließ sie stehen.

    "Sei froh,dass du ein Mann bist. Ich hätte als Strafe für die Naht alle Kittel der Männer unserer Familie flicken müssen." Sie zupfte an der Naht und einem kleinen Ende Faden. Ein winziges Loch zeigte sich. " Zieh aus, ich nähe das. Das wird länger halten als die Tunika selbst." Aus einem Beutel am Gürtel, fischte sie ein Stück Leder und wickelte es vorsichtig auf. Nadeln und ein kleiner Wickel Leinengarn,lagen darin. "Na, gib schon her." Der Faden war eingefädelt. " Sieht das Kochen bei dir genauso aus?" spöttelte Alwina, mit einem schlemischen Lächeln im Gesicht.

    Pferde waren ein Statussymbol, bis heute war das bei ihren Sippen so. Hier war es anders. Er brauchte keins. Verstand das wer wollte. Sie riss die Augen auf. " Ihr kocht und näht selbst ? " Sie hüpfte von der Mauer, ging zu ihm. Ihre Augen suchten die Tunika ab. " Zeig her, ich will das sehen." Sie traute dem Frieden nicht. Keiner der Männer nähte freiwillig seine Sachen.

    Wie wohltuend waren Anaxandras Bemühungen um ihre Haare. Alwina kämpfte mit dem Einschlafen.


    Das Anaxandra sie morgen früh weckte, war ihr ganz recht. "Ja, ist gut. Ich danke dir." Nicht, dass wegen ihr das Frühstück verschoben werden musste.


    Als sie alleine auf der Kline saß seufzte sie und sah sich um. Heute Nachte hatte sie ein Bett, was war morgen?


    Ihren Peplos legte sie über den Korb, schlüpfte unter die Decken. Die Müdigkeit hielt sie davon ab, weiter über den morgigen Tag nachzudenken.

    Sollte es so heißen. Alwina wusste keinen bestimmten Namen. Meist orientierte sich der Name an einer landschaftlichen Gegebenheit. Das wurde weitergegeben von Generation zu Generation. „ Alwina zuckte ratlos mit den Schultern. „ Nenn es wie du willst.“ Die Bürste blieb hängen, das ziepste.
    „ Störrische Dinger.“ schimpfend nahm sie den Kamm. Eine Frau mit zwei Gesichtern gab es hier. Sie hieß Sicca. Gut, dass Anaxandra sie vorwarnte. Was allerdings der Vesuv war? Das fragte sie später, heute nicht.


    Das Kichern von Anaxadra, steckte an. "Ja,es klinkt komisch."Woher sollte sie wissen, dass damit frühes Essen gemeint war.Ihr Latein war nicht das Beste. Essen gab es bei ihnen nach den ersten Arbeiten. Die Sachen zum Kochen wurden frisch aus Garten und Wald verarbeitet. Das Korn musste gemahlen, die Ziegen und Schafe gemolken werden. Warum sie nicht erst alle Arbeiten machten und dann aßen ? Sie sah es morgen Früh. Die Müdigkeit war nicht mehr zu unterdrücken. Alwina rieb sich die Augen und gähnte.

    Es war geschehen und nicht zu ändern. Der Wein machte es nicht besser. Was für ein Getränk,kein Vergleich zu Bier und Met . Wie viel man davon brauchte um sich daran zu gewöhnen? Sie wurde wieder durchgeschüttelt. In ihrem Trinkschlauch war noch Wassser. Ein Schluck und der Geschmack verflüchtigte sich weitestgehend. "Hast du auch ein Pferd, wie die anderen Krieger?" Mit dem Kochen, das ließ ihr keine Ruhe. " Wer kocht für dich, näht deine Sachen, wenn du keine Frau hast. Macht das eine der Frauen,von den anderen mit?" Bei Alwina in der Sippe, waren dafür die Mutter, Schwester oder Frau zuständig.