Beiträge von Alwina

    Das der Zeitpunkt kommt, an dem man sie nach ihrer Sippe fragen würde, war zu erwarten. Sie hatte in ihrem Versteck im Wald um ihre Angehörigen getrauert. Den Göttern Vorhaltungen gemacht und ganz zum Schluss feststellen müssen, dass sich nichts an der Tatsache änderte, dass alle Tod waren, die ihr Nahe standen. Ihr Vater hatte ihr in seiner letzen Stunde einen Weg gewiesen. Den ging sie nun ohne zurück zu sehen. Die Erinnerungen an ihre Familie und die Sippe, waren das einzige was sie bewahrte.


    " Ein Stück fruchtbarer Boden, darauf Häuser, Äcker, Gärten, Vieh. Von Wald umgeben, in der Nähe ein plätschernder Bach. Kinderlachen, Krieger mit Ger und Schild. Scherzende Frauen, beim Spinnen, Weben, der Gartenarbeit. Die Männer an der Solequelle beim Salz sieden. " Es hörte sich schön an. Kein Unheil das drohte, eine Idylle. Wäre da nicht der stetige Kampf um die Solequelle gewesen.


    " Mein Vater Otger war Oberhaupt der Sippe. Er war ein guter und angesehner Mann. Mit meiner Mutter Tilrun, hatte er 4 Kinder. Ich war die Älteste hatte 2 Brüder und eine Schwester. Wir lebten mit der Familie meines Onkels, zusammen im Haus. Es war ein sonniger Tag, an dem sie kamen, unsere Siedlung überfielen....2 Tage habe ich mich im Wald versteckt." Sie wischte sich schnell eine Träne weg, sah ihn an. " Es ist vorbei. Mein Vater hat mir gesagt wohin ich gehen soll. Jetzt bin ich hier und fange neu an."


    Sie nahm ihm den Krug mit dem Wein ab und trank einen großen Schluck. Nach Luft ringend setzte sie ab. Ein ungewöhnlicher Geschmack. Es kratzte im Hals, sie schluckte und hustete. Ihre Gesichtszüge sprachen eine deutliche Sprache. Sie schüttelte sich und gab ihm den Krug zurück.

    Der ältere Mann nahm sie nicht wahr, so sehr war er in den Vorbeimarsch vertieft. Alwina drängelte sich nach vorn. Es war eng, ihr egal, sie wollte was sehen. Nämlich den Legionär, Fontinalis.


    Ihre Blicke wanderten von einem zum anderen Gesicht. In unzählige Gesichter sah sie, er war nicht zu entdecken. Angestrengt suchte sie weiter. Das war er, nein doch nicht, die Größe stimmte nicht. Der nächste auch nicht. Aber der ! Der war es. Sie winkte, er sollte sehen, dass sie ihn erkannt hatte.


    Stolz sah er aus. Alles glänzte und blinkte. Alwina fand ihn schick. Ein richtiger Krieger. Es ging viel zu schnell. Sie waren vorbei und es folgten immer mehr. Langsam konnte sie sich einen Begriff davon machen, was für eine Menge 5000 Legionäre waren.

    Hätte Anaxandra nicht dazu gesagt "andere Flußseite", Alwina hätte nur erahnen können was sie meinte.


    " Barbaricum hört sich merkwürdig an." Sie setzte ihren Korb neben der Kline ab. "Ja, ich komme von der anderen Seite des Rhenus. Ich bin das erste mal hier auf der Seite hinter dem Wall. Sag, sind die Häuser alle so groß und haben so viele Räume. Alleine würde ich mich hier glatt verlaufen." Alwina holte eine Bürste und einen Kamm aus einem der Beutel an ihrem Gürtel und setzte sich auf die Kline.


    " Wie ist dein Herr so? Es war freundlich von ihm, dass ich hier schlafen darf. Der einzige der mich nicht abgewiesen hat." Sie bürstete ihre Haare. " Es ist alles anders als zu Hause."


    Sie sah Anaxandra an und flüsterte. " Was ist das *Ientaculum*? "

    Der Vorfall am Tor nagte immer noch an ihm. Alwina wusste selber nicht, wie sie da hinein geraten war. Der Römer war dann auch plötzlich verschwunden. Sie hätte das nie von sich aus getan. " Das nächste Mal weißt du doch wer ich bin. Ich habe dir über mich nichts falsches erzählt. Es entspricht alles der Wahrheit. Donar kann einen Blitz schicken, wenn etwas gelogen ist. " Sie zog den Kopf unmerklich ein, obwohl es keinen Grund gab. Sie hatte die Wahrheit über sich erzählt. Donar konnte seinen Hammer stecken lassen.


    Bei den Bechern war sie allerdings ratlos. Becher hatte sie keine in ihrem Korb. Höchstens eine kleine hölzerne Schale, in der sie ihren Schmuck aufbewahrte. Die gab sie nicht her. Was nun?


    " Keine Becher." Sie zuckte mit den Schultern. " Aus dem Krug trinken?" Sie lächelte schelmisch, zwei Grübchen zeigten sich.

    Ein extra Zimmer zum Essen, Triclinum. Das gab es hier und sie schlief da. Sie hätte den Platz bei den Sklaven nehmen sollen. Alwina nahm es wie es war. Ändern konnte sie nichts mehr. Der Hausherr hatte eine Sklavin gerufen, für sie ein Nachtlager her zurichten. " Danke für das Nachtlager und einer Unterhaltung steht Morgen nichts im Weg. Ich habe nichts außergewöhnliches vor. " Das Gespräch wird nicht den ganzen Tag dauern, dachte sie sich. Eine Arbeit wollte sie suchen gehen und eine Bleibe für längere Zeit.


    " Die Götter mögen dich beschützen, gute Träume wünsche ich dir." Verabschiedete sie sich vom Hausherren und folgte Anaxandra, neugierig wie das Triclinum aussah. Ihren Korb trug sie bei sich.

    Sie hielt sich die Hand vor den Mund, bis sie sich beruhigt hatte. " Ich habe dich mit den Männern meiner Sippe verglichen. Du bist klein neben ihnen." Das Lachen wich für einen Moment aus ihrem Gesicht. Sie überspielte es mit einem Griff nach den Beeren. Was könnte er für eine Bitte haben? Fragen brachte weiter. " Eine Bitte hast du , was für eine ?" Sie wurde durstig. " Hast du was zu trinken?" Sie schielte auf den Krug, den er gekauft hatte.

    An dem warmen Getränk hatte Alwina gefallen gefunden. Dankend ließ sie sich nach schenken. " Die Sippe besteht aus mehreren Familien, 100 Leute und mehr. Die wählen unter ihren besten Kriegern ein Oberhaupt. Die Sippen gehören zu einem Stamm. Unsere Sippe siedelte an einer Solequelle in der Nähe des Flusses Visurgis. Ich weiß von meinem Vater, dass die Hermunduri bis zum Fluß Albis siedeln."

    Es schmeckte, sie trank ihren Becher aus.


    " Oh, ich habe nichts böses vor." Was den Schlafplatz anging, was war ein Triclinum ? Der Schlafplatz bei den Sklaven hörte sich unverfänglicher an. Zu Hause schliefen die auch mit im Haus, da gab es keine Unterschiede. Ach was, sie wagte es. " Ich nehme das Tri-clinum."

    Staunend sah sich Alwina um. Was für ein großes Gebäude. Ihr Vater hatte davon erzählt, vorstellen hatte sie sich es nicht können. Heute saß sie hier zwischen den vielen Menschen und verfolgte was da unten vor sich ging. Sie wusste nicht wo sie zuerst hinsehen sollte. Die weißen Stiere, die vielen Bildnisse, die Priester. Alles geschmückt, bunt, der Lärm. Es war zu viel. Sie hielt sich die Ohren zu und kniff die Augen zusammen, wünschte sich nach Hause in den kleinen Garten.

    Ein guter Anfang, gleich den ersten Römer hatte sie verärgert. Sie suchte im Korb, Beeren fanden ihren Weg auf das Tuch. Walderdbeeren, und Brombeeren, die letzten. Ein Stück Brot in den Frischkäse gestippt, sah sie zu ihm. Sein Lächeln, nahm ihr die Unsicherheit, dass sie es mit ihm verdorben haben könnte. Bedächtig kaute sie den Bissen Brot mit Käse. " Fontinalis, bist du schon lange bei der Legion? " Sie baumelte ungezwungen mit den Beinen. " Kennst du das Land hinter dem Rhenus? Da wo ich her komme?" Das Land war schön, anmutig, geheimnisvoll und wild. Sie kannte es von klein auf. War mit all dem aufgewachsen. Die Stadt hier, war für sie etwas, dass nicht in das bisher erlebte und bekannte hinein passte. Nicht die geringste Ähnlichkeit mit Land über dem Fluß hatte. Vergleiche konnte man ziehen, es gab viel zu entdecken und sie lernte Neues kennen. Manches war sehr angenehm. Sie sah Fontinalis verträumt an und stellte sich ihn als Hermunduri vor. Ein helles Lachen platzte aus ihr heraus. Er wäre mit der kleinste in der Runde der Männer gewesen. Obwohl er einen halben Kopf größer war als sie.

    Das warme Getränk schmeckte sonderbar, aber es wärmte. Sie bemerkte gar nicht wie die Zeit verging. Die neue Umgebung nahm ihre volle Aufmerksamkeit in Anspruch. Beinahe hätte sie das Eintreten der zwei Männer übergangen. Ein älterer Mann, gut gekleidet. Der Jüngere stand ihm in nichts nach. Ihre Sprache war fremd und für Alwina nicht verständlich. Sie räumten nebenan, setzten sich dann zu ihr.


    Der Ältere stellte sich vor. Sein Latein war sehr ungewöhnlich. Alwina hatte anfangs Schwierigkeiten ihn zu verstehen. Er war der Hausherr , Mathus Magonidas oder so ähnlich.


    Fürstentochter, der Begriff bereitete ihr Kopfzerbrechen. Wenn sie damit Tochter des Oberhauptes der Sippe meinten, dann war es in Ordnung.
    " Ja, Alwina, Tochter des Otger und Tilrun's, aus der Sippe des Otger, vom Stamm der Hermunduri. Ich danke dir, dass ich mich aufwärmen durfte, Essen und Trinken bekommen habe." bestätigte sie und strich sich eine Strähne ihrer Haare aus dem Gesicht, hinters Ohr.


    Ihr Anliegen war mit wenigen Worten gesagt. " Du arbeitest sicher hart und ich will dich nicht um deine wohlverdiente Ruhe bringen. Ich bitte nur für heute Nacht um einen Platz zum Schlafen."


    Nach Arbeit wollte sie nicht mehr fragen. Es war sehr spät, außerdem stand nicht fest, dass sie hier Übernachten durfte. Die starken Gerüche benebelten ihren Verstand. Morgen früh wäre ein besserer Zeitpunkt dafür.

    Lange musste sie nicht auf die Rückkehr Penikanus warten. Mit dem Wunsch des Herren hatte sie kein Problem. Ein bisschen länger im Warmen.


    Weiter ging es in den nächsten Teil des Hauses. Alwina verlor die Übersicht. In dem Raum war wieder eine Schale aufgestellt. Die Gerüche waren fremd und eigenartig, schwer lagen sie in der Luft. Sie waren für Alwina ungewohnt und verursachten bei ihr leichte Kopfschmerzen. Ein großer Tisch, Wachstafeln, Papyrus, Regale, voll mit unbekannten Dingen. Alles neue Eindrücke die auf sie einstürmten. " Ja, bitte." zu mehr war sie nicht fähig. Das Unbekannte hielt sie in ihrem Bann.

    Er hatte wirklich gedacht, dass sie den Römer kannte, der am Tor stand. " Bist du mir böse, wenn ich dir sage, dass ich ihn vorher nie gesehen habe?" Von den Auslagen abgelenkt, hörte sie nur mit halbem Ohr hin. Sie überhörte seinen Hinweis mit dem Haus, in dem sie nachfragen könnte, nickte nur. Erst bei seiner Frage mit dem Mann, ließ sie die Auslagen links liegen. " Nein." äußerte sie kurz und knapp ohne zu überlegen. Dem sie versprochen war, der hatte ihre Sippe überfallen. Er hatte das Recht auf sie in ihren Augen verwirkt. " Setzen wir uns? Ich habe richtig großen Hunger." lenkte sie ab. Sie strebte einer ruhigeren Ecke zu. Auf dem Stück Mauer war Platz für sie beide. Alwina setzte sich, packte Brot und Käse aus. Sie wartete bis sich Fontinalis gesetzt hatte. " Mit welchem Namen darf ich dich denn rufen?"

    Das kam überraschend. Unschlüssig betrat sie das Haus, folgte dem älteren Mann durch den Gang, der plötzlich in einem Innenhof mündete. Sie wartete wie angewiesen bei der Feuerschale. " Danke Penikanus." sagte sie, ein verhaltenes Lächeln im Gesicht.


    Ihren Korb stellte sie neben sich, die Hände hielt sie in die Nähe des Feuers. Die klammen Finger wurden wieder warm. Sie sah sich um. Die Häuser waren so anders.


    Ihr wurde warm neben der Schale. Sie schlug ihren Mantel zurück.

    Setzt sich mit ein wenig Abstand neben ihn und zupft an einem Gänseblümchen, sieht ihn von der Seite an.... Schönes Wetter heute ... :D

    Im Wald mit einem Bären den Schlafplatz zu teilen, war einfacher als hier in einem der unzähligen Häuser unter zu kommen, dachte Alwina bei sich, als es an der Türe klapperte und ein kleines Türchen aufging. Zwei Augen lugten durch das Loch. Eine Stimme war zu hören.


    " Ich bin Alwina, Tochter des Otger. Ich suche einen Platz für die Nacht und hoffe hier einen zu finden."

    Antwortete sie müde. Sie trat von einem Fuß auf den anderen, ihr wurde kalt.


    Der da drinnen hatte es gut, warm, trocken und einen Platz zum schlafen. Er schickte sie bestimmt auch ganz höflich weiter.

    Sie lief zum Forum. So hatte sie gedacht. Der Weg führte in eine andere, vollkommen fremde Gegend der Stadt. Es wurde dunkel. Haus an Haus, Tür an Tür. Sie blieb stehen und sah die Türen an. Eine, an einer wollte sie ein letztes Mal klopfen. Welche nehmen?


    Sie ging zur zweiten Tür und klopfte.


    Kühl kam es vom Fluß, der Herbst war spürbar nahe. Sie raffte ihren Umhang enger um sich, wartete.

    " Aulus Hadrianus Fontinalis." Den musste sie sich einprägen. Drei Namen, hätte nicht einer gereicht? " Dein Vater war ein guter Mann, er hat dich als Sohn angenommen." Er hätte es ja ablehnen können, die Frau war nicht mit ihm verheiratet. So dachte Alwina.


    Ihr Mund blieb offen stehen, als er 5000 Krieger sagte. 5000! Sie konnte nicht ganz erfassen wie viele das waren. Sie beobachtete ihn scharf , zog die Nase kraus. Nein er hatte es ernst gemeint und sein Gesicht merkte sie sich. Das fand sie unter 100 anderen heraus. Sie ahnte nicht wie schwer das wiederfinden und erkennen bei 5000 werden würde. " Wir haben nichts zu trinken.." erinnerte sie ihn daran, weswegen sie hier an den Ständen waren. Außerdem drückte sie ein ganz besonderer Schuh. " Kannst du mir helfen, Aulus Hadrianus Fontinalis? Weißt du, ich suche eine Bleibe....ein Bett für die Nacht, nicht mehr... ich arbeite auch dafür. ..Nur für ein paar Tage... Kennst du jemanden? " Sie sah verlegen über die Auslagen, wollte ihm nicht in die Augen sehen. Es war ihr unangenehm einen Fremden, dazu Römer, um Hilfe zu bitten.

    Hier öffnete man gar nicht. Sie nahm den Korb wieder auf die Schultern. Enttäuscht ging sie zurück zum Forum. Das hatte sie nicht erwartet. Die Nacht war noch lang. Ein Plätzchen bei der Markthalle? In die Taverne gehen? Erst einmal weiter.

    Der Armreif verlor ihr Interesse, bei dem was der Legionär von sich gab. Die Männer durften nicht heiraten. Das passte nicht zu ihren Wertvorstellungen und dem was sie kannte. Wer beschützte die Frauen? Die Männer waren nicht da. Was war mit ihrer Sippe? Und wer war dieser Patron? Sie war verwirrt und wurde unsicher. „ Aber...“ Zu viel, zu römisch, nichts was für sie sofort zu begreifen war. Sie legte den Armreif beiseite. Dafür fehlte ihr jetzt der Nerv und er war bei dem Fest angelangt. „ Der Feldherr Drusus, aha. ...und sein Sohn, hhmmm..“ kommentierte sie als ob sie begriff um wen und was es ging. Keinen Schimmer hatte sie. Für sie waren die Namen, nur Namen. Mit den Fackeln, das war was für sie. „ Alle Legionäre? Wie viele seit ihr denn? 30, 40 ...100 Krieger? Dann werdet ihr durch die Stadt marschieren? Das sehe ich mir an. Woran erkenne ich dich?“


    Eine Fibel hatte sich in ihre Hand verirrt. „ Die sieht hübsch aus.“ Alwina überging das mit den freien Stunden. Das hatte er sicher nur so erwähnt. Weil er mit den anderen Legionären feiern gehen konnte. Sie steckte die Fibel probe halber an. Ohne ihr Tun zu unterbrechen antwortete sie ihm. „ Du weißt doch wer ich bin, das habe ich dir am Tor verraten. Ich kenne nicht Mal deinen Namen, wessen Sohn du bist, aus welcher Sippe du stammst.“ Sie sah zu ihm. „Du bist ein Römer?“ Beschäftigte sich aber gleich wieder mit der Fibel. „ Und du denkst ich erzähle dir von mir, ohne etwas von dir zu wissen. Na gut ich weiß einiges von dir, ohne dass du ein Wort von dir erzählt hast.“ Die Fibel wollte nicht so, wie Alwina wollte, sie kniff die Lippen zusammen und versuchte sie zur Räson zu bringen. „ Du bist kein hiesiger. Du bist unhölflich mir gegenüber.“ Er hatte ihr seinen Namen nicht gesagt. „Du hast Hunger.“ Wie jeder junge Mann in dem Alter „Du hast keine Frau, bist Legionär.“ Das hatte er allerdings gesagt. „ Ich stelle fest, als Römer bist du ganz nett.“ sagte sie als Gesamteinschätzung und lachte ihn an.Die störrische Fibel kam zurück zu den Auslagen.

    Ganz vorn zu stehen um die vielen vielen Legionäre zu sehen, das hatte sie verpasst. Sie hatte der Verteilung von Brot und Wein zugesehen. Was für eine Drängelei, wie ausgehungerte Wölfe, hatten sie sich darüber her gemacht. Alwina hatte sich ihren Ziegenbalg mit frischen Wasser vom Brunnen aufgefüllt. Wein und Gedränge waren keine Freunde. Das hatte sie nun davon. Kein Durchkommen. Die Leute standen und warteten. Auf der Straße war nichts los. Gelangweilt sah sie sich um. Auf der einen Seite stand eine Gruppe, Alwina zog die Augenbrauen hoch, alle in langen Kitteln, die waren wie Frauen gekleidet. Bei den Römern wusste man nie, sie waren sicher was besonderes. Das sah auf alle Fälle putzig aus. Daneben da waren noch mehr. Das waren welche von der Legion. Noch schicker und würdevoller als die Legionäre die sie schon gesehen hatte. Die Menschen wurden unruhig. Alwina hörte es auch, das dumpfe gleichmäßige Geräusch. Sie reckte ihren Kopf.


    Da war sie nun an der Straße und musste sich hinter einem älteren Mann auf die Zehenspitzen stellen um die Legionäre in ihrer schicken, glänzenden Ausrüstung zu sehen. Die Fackeln verbreiteten einen warmen Schein. Der Gleichschritt fabrizierte einen dumpfen Ton, immer im gleichen Takt. Es erinnerte an den Schlag eines Schmiedes oder die Axt am Baum. Lange konnte Alwina nicht mehr auf den Zehenspitzen balancieren. Sie taten mittlerweile weh und den Legionär vom Tor hatte sie noch nicht gesehen. Sie sahen alle so gleich aus mit ihrem Helm und dem Blechkittel. Hatte sie ihn etwa verpasst? Sie legte den Kopf schräg und schielte am Arm des Mannes vorbei, um ihn genauer von vorn zu sehen. Er hatte da zwei schöne Schmuckstücke auf seiner Brust angeheftet. Ihre Neugier war geweckt. Sein Blick war streng und konzentriert. Sie tippte an seinen Arm. „ Kannst du bitte eine Stück zur Seite rücken. Ich möchte die Legionäre sehen.“ Alwina lächelte zaghaft. „ Wo hast du die zwei schönen Schmuckstücke her? Wenn ich fragen darf?“ Ihr Blick hing an den Schmuckstücken, sie konnte sich einfach nicht dran satt sehen. Die vorbeiziehenden Legionäre waren fast vergessen.