Beiträge von Marcus Decimus Catus

    Nun verschränkte ich meine Arme vor der Brust und legte meinen Kopf etwas schief, Seiana und den Prätorianer in meinem Rücken bemerkte ich dabei nicht, und machte ein nachdenkliches Gesicht. "Nun...Auch wenn ich sie kaum kenne, sie ist ja immerhin meine Schwester...Und irgendwie habe ich den kleinen Quälgeist doch schon in mein Herz geschlossen." Wieder schmunzelte ich leicht, den kleinen Seitenhieb konnte ich einfach nicht unterdrücken. "Also nein, deine Brüder sollen sie da lassen wo sie ist, ich bin der einzige Bruder den sie braucht." Wieder lächelte ich in die Krone hinauf und wartete gespannt ob das reichen würde, sie endlich aus der Krone hervor zu locken.

    Hm, war es noch immer Spaß? Oder wurde es langsam doch ernst? Ich sollte es vielleicht besser nicht zu weit treiben. "Nein nein, mach das besser nicht. Ich denke wenn sie weg wäre, würde ich sie doch arg vermissen." Nun blickte ich wieder hinauf in die Krone, mit einem Lächeln und mit sanftem Blick, auch wenn ich nicht genau wusste wo in der Krone sie saß.

    Na, das war jetzt aber was...Das kleine Mädel hatte echt gute Ohren. Ob ich es ihr sagen sollte was mich wirklich bedrückte? Nein, jetzt würde ich meinen Spaß mit ihr treiben, so wie sie mit mir. "Ach, naja, ich habe nur plötzlich und unerwartet so ein nerviges, kleines Mädchen an der Backe, das meine Nerven ganz schön strapaziert. Ich überlege nun nur wie ich sie wieder los werden könnte. Das ist es eigentlich schon." Ein breites Grinsen erschien wieder in meinem Gesicht, als ich meinen Blick wieder zu den Wurzeln des Baumes lenkte.

    Kurz zuckte ich zusammen, als ich plötzlich die Stimme über mir hörte. Wo kam die nur her? Es war nicht so, dass ich abergläubisch wäre, aber kurz fragte ich mich, ob es sowas wie Baumgeister vielleicht wirklich geben könnte. Doch dann erkannte ich, obwohl sie verstellt war, wem diese Stimme gehörte. Eigentlich hätte ich ihr sofort befehlen sollen von dem Baum runter zu kommen, aber sie war ja fast noch ein Kind, vielleicht sollte ich ihr ihren Spaß einfach mal lassen. So trat ich einen Schritt nach vorne vom Baum weg, ehe ich mich umdrehte und ihn anblickte. "Bitte verzeih mir, oh großer Baum, ich wusste nicht, dass ich dir damit weh tun würde." Ein leichtes Schmunzeln huschte über meine Lippen, ehe ich wieder ernst den Baumstamm anblickte und dann langsam den Blick hinauf in Richtung Krone wandern ließ.

    Gemächlich und gedankenverloren schritt ich über das Gehöft. Meine Gedanken schwirrten um vieles. Etwa wie es sich mit Vera entwickelte, mein neuer Besitz beim Gehöft, den ich auch noch besichtigen müsste, und meine Schwester. Was sollte ich nur von all dem halten?
    Schließlich kam ich an einem Baum an und lehnte mich mit dem Rücken gegen den Stamm, ließ dabei meinen Blick und meine Gedanken weiter über die Gegend schweifen...

    Ich hatte nicht mitbekommen was während des Stücks auf den Plätzen um mich herum geschah, meine Konzentration lag ganz bei der Bühne. Es war schon eine beeindruckende Aufführung, von irgendwelchen politischen Motiven merkte ich nichts. Interessierten mich solche Sachen doch auch wenig. Erst als plötzlich der Vorhang fiel runzelte ich verwundert meine Stirn und löste meine Konzentration. Das war wirklich seltsam. "Keine Sorge, es wird schon alles gut sein." Leise raunte ich das meiner Schwester zu, auch wenn ich es selbst natürlich nicht wissen konnte. Zur Beruhigung nahm ich also etwas von dem Brot und verzehrte es, doch da ging es auch schon weiter. Mit Verwunderung registrierte ich das Fehlen der Statue, doch da Handlung des Stücks gleich wieder voran schritt konnte ich keine Frage deswegen mehr stellen, sondern musste mich gleich wieder auf die Handlung konzentrieren...Doch als diese schließlich vorbei war hielt ich mich mit etwaigen Reaktionen zurück, wie auch schon früher. Ich brachte noch nie meine Meinung zu einem Stück direkt im Anschluß zu diesem durch Gesten oder Handlungen den Schauspielern gegenüber zum Ausdruck, sondern erst später, in Gesprächen mit diesen oder jeden Leuten.

    Ich bekam es kaum mit, wie sich meine kleine Schwester offenbar über den Kaiser zu amüsieren schien. Allgemein bekam ich nur wenig von meiner Umgebung mit, konzentrierte ich mich doch mehr darauf mir mein Ungemach über meine Anwesenheit nicht anmerken zu lassen. Doch als die Kleine mich dann auch noch ansprach und neben mir rum zappelte, schenkte ich ihr ein sanftes Lächeln. "Nein, das kann ich nicht. Du wirst ihn sicher noch vor mir sehen, meine alten Augen sind längst nicht mehr so gut wie deine jungen." Ich zwinkerte ihr mit einem Schmunzeln zu, ehe ich den Blick wieder den herankommenden Prätorianern entgegen richtete. Und ja, da war Serapio. Er sah schon recht eindrucksvoll in seiner Rüstung aus, Sokrates hätte das alles sicher gefallen. Schade nur, dass er noch immer außer Stadt war. Als jetzt der vielstimmige Begrüungsruf laut wurde erschauderte ich. Was für ein Spektakel. Sowas sah, oder hörte, man wirklich nicht alle Tage. Leicht drückte ich die kleinere Hand meiner Schwester, als ich den leichten Druck dieser verspürte, richtete meinen Blick aber weiter auf das Geschehen.

    Sanft lächelte ich das kleine Mädel an, ehe ich dann nickte. "Ja, vor einigen Jahren war ich schonmal im Theater. Aber seit dem ich wieder in Rom bin nicht mehr." Sie musste ja nicht umbedingt wissen wo ich mich die letzten Jahre so herum trieb...Zumindest jetzt noch nicht. "Mein Lieblingsstück...Hm, früher könnte ich dem Stück 'Die Perser' von Aischylos, dessen Geist auch das heutige Stück entsprang, viel abgewinnen." Sanft lächelnd musterte er das Schwesterchen, vernahm ihre Worte und ihr Seufzen und musste selbst eines unterdrücken. Er wusste, es war eigentlich wichtig für die Gens sie in ein gutes Haus zu verheiraten...Aber irgendwie konnte er noch keine endgültige Entscheidung treffen, in der er sich dafür entschied.

    Freundlich lächelnd ließ ich die Begrüßung und Bekanntmachung über mich ergehen, glücklicherweise brauchte ich mir ja nur einen Namen merken.
    Mit einem weiteren leichten Lächeln nahm ich die Blume entgegen, die mir gereicht wurde und betrachtete sie. Dann aber setzte sich die Gruppe in Bewegung und so ging ich mit dem Rest mit. Im Theater angekommen blickte ich mich beeindruckt um, eine unglaubliche Architektur. Schnell nahm ich gleich neben meiner Schwester Platz und lächelte auch sie nochmal kurz an, sie sah wirklich süß aus. Doch dann ließ ich meinen Blick wieder durch das Theater wandern, gespannt darauf wann es wohl losgehen würde.

    Ich saß direkt neben meiner kleinen Schwester, in eine dunkelgrüne Tunika mit feinen goldfarbenen Stickereien am Saum so wie, ausnahmsweise für diese Gelegenheit, in eine ebenso mit Stickereien verzierte Toga gehüllt. Ich war solche Kleidung nicht gewöhnt und man konnte mir mein Unwohlsein auch ein wenig ansehen, was aber auch daran lag, dass ich solche Veranstaltungen nicht gerade mochte und schon gar nicht wenn ich auf einer Ehentribüne saß.
    Aber was tat man nicht alles für die Familie und da dies wichtig für Serapio war hatte auch ich mich bereit erklärt anwesend zu sein. Sanft lächelte ich nun zu meinem Schwesterchen, die ihre Aufgeregtheit geradezu austrahlte. Das musste für sie eine wirklich aufregende Situation gewesen sein und zugegebenermaßen war ich auch schon ein wenig gespannt wie es werden würde...

    "Publius Cornelius Scipio Aemilianus Africanus oder auch 'Scipio der Jüngere'. Er war der Feldherr unter dessen Kommando Karthago fiel und dem Erdboden gleich gemacht wurde. Doch er war auch ein begnadeter Redner, Freund des Wissens und der Kunst so wie Sinnbild eines tugendhaften Römers. Selbst Cicero lobte und würdigte ihn einst in einer seiner Schriften." Leise seufzte ich, wäre ich doch nur in dieser Generation geboren, im Umfeld all dieser großen und guten Männer. Heutzutage war alles anders. "Und naja, ein Teil seines Namens gleicht eben dem deines ehemaligen Freundes." Bei ihrer nächsten Frage seufzte ich erneut leise, sollte ich ihr sagen für was ich meine Gefühle zu ihr hielt? Nein, es wäre wohl besser das nicht zu tun..."Ich werde dir mein Ohr immer gerne leihen wenn du es mal brauchst, egal für was." Und wie ich das würde...Doch ihre Frage ließ mich wieder nur traurig lächeln. "Nun, nein, so wirklich habe ich es noch nicht erlebt. Aber ich hoffe doch dennoch, dass meine Worte zumindest ein wenig Linderung bewirken können und wenn du mir sagst was ich tun könnte vielleicht auch meine Taten. Aber weißt du...Manchmal ist weinen das beste was man tun kann. Ich würde niemals jemanden davon abraten dann wenn er es für nötig erachtet zu weinen..."

    "Oh ja, langweilig ist sie, das auf jeden Fall." Och schmunzelte leicht, sprach sie mir damit doch aus der Seele. "Ich kann mich damit beschäftigen, ja, aber manchmal wird mir auch das recht schnell langweilig. Dann muss ich mich irgendwie anders beschäftigen...Oder eben langweilen." Als sie über das schneidern sprach nickte ich leicht. "Das stimmt, es ist haufenweise Arbeit. Ich hatte ja mal eine Schneiderei, auch wenn ich sie wegen der schlecht laufenden Geschäfte leider schließen musste." Kurz seufzte ich, lächelte sie dann aber wieder an. Anschließend stand ich kurz auf und ging aus dem Zimmer heraus. Dort fing ich einen Sklaven ab und schickte ihn los ein cubiculum für die heutige Nacht fertig zu machen. Als er verstanden hatte nickte ich nochmal und ging zurück, um mich wieder auf das Bett zu setzen. "Nun, es war eigentlich kein fester Platz, wir zogen immer umher in den weiten Steppen des Ostens. Und ehrlich gesagt war ich auch selten sicher wo wir waren, wir hatten ja keine Karten da. Aber eine Karte Roms...Hm...Ich müsste kurz gucken, aber ich glaube ich habe tatsächlich eine." Mit diesen Worten stand er auf und ging zu dem Regal an der Wand, in dem er die meisten seiner Buchrollen lagerte und durchsuchte diese.

    Freundlich lächelte ich meine kleine Schwester an, nickte dann. "Sicherlich, es wird schon niemand etwas dagegen haben, dass wir dich ein cubiculum für dich suchen lassen. Und anschließend zeige ich dir auch das balneum." Ich zwinkerte ihr leicht zu und führte sie anschließend nach oben.

    "Oh je...Eine lange und gefährliche Strecke. Ich bin froh, dass du sicher hier angekommen bist." Meine Worte entsprachen schon irgendwie der Wahrheit, obwohl ich mir über meine Gedanken und Gefühle noch immer nicht ganz sicher war. "Nun komm, lass uns sehen ob wir nicht ein cubiculum für dich finden, das die Sklaven dir richten könnten." Wieder lächelte ich sie an, als ich mich umdrehte und ihr eine Hand auf den Rücken legte.

    Ich war nicht ganz sicher was ich nun sagen sollte und biss mir leicht auf die Unterlippe, ehe ich mir wieder leicht von ihr löste. "Wie bist du denn hier her gekommen? Und was machst du hier?" Ein wenig überfordert blickte ich sie wieder an, was sollte ich nur mit ihr anfangen?

    Dankbar lächelte ich Silas zu als dieser mir einen Becher verdünnten Wein gab, den konnte ich jetzt gebrauchen. Also nahm ich einen Schluck aus diesem und hatte glücklicherweise schon herunter geschluckt als Stella mir sagte wer sie war. So schluckte ich erneut schwer und meine Hand zitterte leicht, ehe ich sie wieder unter Kontrolle brachte.
    Noch immer nicht sicher was ich sagen oder tun sollte, traf ich schließlich einfach eine spontane Entscheidung, trat ganz langsam auf sie zu und zog sie mit einem Arm an mich. Mir war egal ob das angemessen war oder nicht, ich wollte einfach nur irgendwas machen und irgendwie auf ihre Worte reagieren. Und da ich gerade einfach überfordert war, fiel mir nichts anderes ein.

    Schwer schluckte ich. Ich war mir noch immer nicht sicher. War sie es? Oder nicht? Aber irgendwie wie sah sie ihrer Mutter schon ähnlich...Ganz langsam nickte ich also, sah sie weiter an. "Ja...Der bin ich." Ein wenig unsicher klang meine Stimme und ich schluckte nochmal leicht, weil meine Kehle etwas trocken war. Sollte ich sie wirklich fragen woher sie mich kannte? Da ich mich nicht entscheiden konnte, stand ich einfach nur unschlüssig im Raum und blickte die beiden Gäste an.

    Gerufen von Ephialtes begab ich mich in das Atrium. Dort entdeckte ich zwei Frauen. Oder naja, eher eine Frau und ein Mädchen. Von der Kleidung her hatte ich es bei dem Mädchen wohl mit dieser Stella zu tun und bei der Frau mit einer Sklavin. Und da wurde mir bewusst, wer sie sein musste. War es möglich, dass das meine kleine Schwester war? Dieses junge, blonde Mädchen, das bald schon eine Frau werden würde? Ich war verwirrt, fragte mich was sie hier machte, wie sie hier her kam. Etwas verunsichert ging ich auf die beiden zu, nicht ganz sicher was ich sagen sollte...."Salvete..."