Beiträge von APPIUS CORNELIUS PALMA

    Cornelius Palma starrte noch immer etwas ungläubig auf das, was auf dem Schlachtfeld vor sich ging und konnte es sich noch nicht so ganz erklären. Von keinem seiner Kontaktmänner, die er vorab eingesetzt hatte um hier und dort um Unterstützung zu werben hatte er eine Rückmeldung erhalten, dass tatsächlich größere Truppen für seine Seite gewonnen werden konnten. Überhaupt hatte er es für nahezu unmöglich gehalten, in Italia noch größere Truppen aufzutreiben. Aber da die Reiter auch keine Feldzeichen mit sich führten, konnte er auch nicht erkennen, zu welcher Einheit sie gehörten. Dementsprechend blieb er auch vorsichtig, als man nach ihm rief und wandte sich an seine kleine Leibgarde.


    "Fangt sie ab! Ich will wissen wer die sind, bevor ich einem von ihnen gegenüber trete."


    Einige Berittene und einige leichte Fußsoldaten wandten sich daraufhin den unbekannten Reitern zu, um sie nach ihrer Herkunft zu befragen. Cornelius Palma wandte sich währenddessen wieder seinen Soldaten und Offizieren zu, damit diese nicht weiter verunsichert waren.


    "Stellung halten! Nutzt die Entlastung zum Durchwechseln. Verletzte nach hinten!"


    Nur seine eigene Reitere konnte an diesen Maßnahmen nicht mehr teilnehmen. Trotz allen Erfolgs hatte die sich inzwischen weitgehend aufgelöst und die wenigen Verbliebenen versuchten den Überraschungsmoment zu nutzen, sich lebend wieder auf den Flügel zu retten.

    Während seine kleine Reiterei ihre Sache ganz ordentlich machte - auch wenn sie keineswegs so unsterblich war, wie sie den überrannten Gegnern vorkam - und weiter hinter der gegnerischen Linie für Unruhe sorgte, wichen die Fußtruppen von Cornelius Palma weiter langsam zurück, um unter dem Druck der stärkeren gegnerischen Reihe nicht plötzlich zusammenzubrechen. Die Soldaten konnten weniger häufig durchwechseln als die Männer der Classis und Cohortes Urbanae und waren dementsprechend schon deutlich erschöpfter, zumal es natürlich auch ettliche Ausfälle durch Verletzte und Tote gab. Cornelius Palma ritt unermüdlich dicht hinter der letzten Reihe auf und ab, um den Soldaten Mut zuzusprechen und sie anzufeuern. Gerade hatte er den einen Flügel derart unterstützt, wurde seine Aufmerksamkeit durch ein leichtes Beben des Bodens und eine unübersehbare Staubwolke auf den anderen Flügel gezogen. Ungläubig starrte er auf das, was sich dort auf sein Heer zubewegte.

    "Was beim Pluto? Ich glaub' mich f***t 'ne Löwin!"


    Nicht nur ihn schienen die neu eintreffenden Kämpfer zu überraschen, auch seine Soldaten stockten. Und was Cornelius Palma am meisten überraschte, stockte auch der Gegner, begann sogar mit einem leichten Rückzug. Völlig im Unklaren darüber, was das zu bedeuten hatte, ritt Cornelius Palma zu seinen übrigen Offizieren.


    "Was geht hier vor? Was hat das zu bedeuten? Wessen Truppen sind das? Und können wir unseren Tross da noch irgendwie rausholen?"

    Hätte Cornelius Palma die Überlegungen seiner Gegner zu seiner Reiterei gekannt, hätte er zufrieden gegrinst. Tatsächlich bestand seine klägliche Reitertruppe nur zu einem Teil aus normaler Legionsreiterei, einfach da Pferde auf den Schiffe für die Überfahren zu viel Platz weggenommen hätten, zumal sie nicht rudern konnten und schon enorm viel Platz für die Tragtiere des Trosses benötigt wurde. So hatte er nur wenige Reiter ohne Pferd mitgenommen und diese in Italia wieder mit Reittieren ausgestattet und zusätzlich einheimische Reiter gewonnen. Ob es sich dabei um reiche Adelssöhne handelte oder kampffähige Knechte, war ihm allerdings ziemlich egal gewesen, solange sie entweder eine Ausrüstung hatten oder mit einem Pferd umgehen konnten, idealerweise beides.


    Da Cornelius Palma die Überlegungen seiner Gegenüber aber nicht kannte, grinse er auch nicht zufrieden, sondern ritt dicht hinter den eigenen Linien auf und ab, um seine Soldaten anzufeuern und zu besseren Leistungen anzustacheln. Noch hielten sich seine Verluste in den geplanten Grenzen und er hatte nicht den Eindruck, dass die Classis und Cohortes Urbanae ihren zahlenmäßigen Vorteil bislang hatten ausnutzen können. Die Reiterei tat was sie konnte, nämlich die feindlichen Bogenschützen binden und vielleicht bald auch ein paar von ihnen ordentlich aufmischen. Und die Infanterie hielt noch immer auf der gesamten Front dagegen und wich nur ganz langsam zurück, nicht ohne die eigenen Verluste mit zahlreichen Verlusten beim Gegner zu vergelten.

    Die Reiter ritten nun in vollem Galopp, hielten sich nach Möglichkeit außerhalb der Reichweite der mit Lanzen und Netzen bewaffneten gegnerischen Fußtruppen auf dem Flügel und schwenkten dann ein, um dem Gegner in Richtung Zentrum in den Rücken zu fallen. Durch den ersten Schwenk hielten sie auf die rückwärtigen Reihen zu, durch einen weiteren Schwenk waren sie in Angriffsposition und schleuderten weitere Wurfspeere in die gegnerischen Reihen, während sie dicht an ihr vorbei ritten. Die Reiter auf der zum Gegner liegende Seite zogen ihre Langschwerter, während sich die anderen schon auf die Bogenschützen konzentrierten, in die sie in Kürze hineinreiten würden. Die ersten Pfeile kamen ihnen schon entgegen, aber ein galoppierendes Pferd gezielt zu treffen war nun auch wieder nicht zu einfach, zumal die Tiere nach einem Streifschuss eher noch wilder liefen, als anzuhalten.


    Alleine die Tatsache, dass sie die eigene Reiterei hinter den gegnerischen Linien sehen konnten, gab den für Cornelius Palma kämpfenden Legionären Mut, sich im Zentrum weiter mit aller Kraft dem Gegner entgegen zu stellen und auf alles einzustechen, was sie bedrängte.

    Den zahlenmäßig unterlegenen Truppen von Cornelius Palma blieb nicht anderes übrig, als möglichst taktisch geschickt und vor allem effizient zu kämpfen. Um nicht vom Gegner in der Flanke gefasst zu werden, stand die Schlachtreihe insgesamt genauso breit wie die gegnerische Front, und daher logischerweise weniger tief. Nur auf dem einen Flügel stand etwas mehr Reserve, um auf mögliche Verschiebungen beim Gegner reagieren zu können.


    Auf dem anderen Flügel musste die Kavallerie für Entlastung sorgen, so gut es eben ging. Nachdem sie sich nun aber einem halbwegs organisierten Block entgegen sah, der Lanzen und Enterhaken einsetzte, scherte sie tatsächlich noch etwas weiter aus und warf im Vorbeireiten nur einige leichte Wurfspeere in die Menge. Ein frontaler Angriff auf mit Lanzen bewaffnete Fußtruppen wäre nämlich blanker Selbstmord gewesen. Stattdessen versuchte sie nun, eine weiter im Zentrum stehende Kohorte des Gegners von hinten zu fassen.


    An der Front versuchten sich die Legionäre dagegen weiter im kräfteschonenden Kampf. Da sie sich ohnehin nicht der Hoffnung hingeben konnten, dem Gegner durch Masse zuzusetzen, ließen sie sich im Falle von zu viel Druck wieder ganz leicht zurück drängen. So musste dann im Zweifelsfall der Gegner über die am Boden liegenden Verletzten steigen, was dessen Vormarsch wiederum bremsen sollte.

    Es passierte genau das, was Cornelius Palma sich erhofft hatte: Während seine Soldaten im leichten Laufschritt vorrückten und den Feind damit unter Druck setzten, begann dieser sofort wieder, sich umzuformieren. Er schien nun auch erkannt zu haben, dass die Reiterei eigentlich aus einer anderen Richtung kam, reagierte darauf aber nur mit ein paar Verschiebungen im Rückraum, soweit Cornelius Palma das von seiner Seite aus erkennen konnte. Darum mussten sich jetzt seine Offiziere kümmern. Selber musste er schauen, was seine Fußtruppen anstellten. Die trafen natürlich weder verlustfrei noch im Vollsprint auf ihre Gegner, aber immer noch mit Schwung und in ausreichender Zahl. Zwar blieben zahlreiche Soldaten nach einem Treffer buchstäblich auf der Strecke, aber von oben herunter kommende Pfeile sorgten bei behelmten Soldaten zum Glück in den seltensten Fällen für tödliche Treffer. Zumal die Schützen irgendwann auch den Beschuss vermindern mussten, da sich Rückzug und hohe Schußfrequenz auch nicht optimal verbinden ließen.


    Fast wie im Lehrbuch beziehungsweise auf dem Übungsplatz schleuderten die übrigen Legionäre kurz vor dem Auftreffen auf den Gegner ihre Wurfspeere und warfen sich dann in den Nahkampf, sofern vom Gegner kommende Wurfspeere das nicht verhinderten. Mit einem Wink setzte Cornelius Palma unterdessen auch den größten Teil seiner übrigen Frontlinie in Bewegung, da der Gegner nach dem Rückzug der Bogenschützen ebenfalls seine Front in Bewegung gesetzt hatte.


    Auf dem anderen Flügel hielten die Reiter auf die Gegner zu, die sich zu einer Reiterabwehr zu formieren versuchten. Da die feindlichen Bogenschützen aber noch immer zwischen den übrigen Kohorten standen und daher nicht unmittelbar eingreifen konnten, hielten sich die Reiter noch die Option offen, ob sie gleich den erstbesten halbwegs formierten Gegner angriffen oder sich noch einen etwas weiteren Bogen nahmen und damit drohten, dem Feind weiter im Zentrum in den Rücken zu fallen. Letztlich war genau das ihre Aufgabe, denn alles was beim Feind ängstlich auf Reiter von hinten schielte, konnte sich hoffentlich nicht gleichzeitig Cornelius Palma nach vorne entgegen werfen.

    Was den Bogenschützen und sonstigen Soldaten entgegen kam, waren aber zunächst erst einmal nur Legionäre im leichten Laufschritt. Von den Verursachern der Staubwolken und Trägern der Reiterfeldzeichen war weiterhin nicht viel mehr zu erkennen als eine Silhouette im Hintergrund. Eindeutig Berittene, aber sie schienen sich weiter zurückzuhalten. Mit leicht erhobenen Schilden gegen den Beschuss kämpften sich die Legionäre derweil weiter nach vorne und waren nur noch wenige Schritte vom Auftreffen auf die gegnerische Linie entfernt.


    Dass die Berittenen nicht eingriffen, hatte einen einfachen Grund: Sie waren keine Kavallerie. Cornelius Palma hatte einfach sämtliche verfügbaren Trossknechte auf ihren Tragtieren reiten lassen, ausgestattet mit Feldzeichen und sonstiger Ausrüstung, die aus der Ferne wie Speere und Schilde wirken mussten, um den Gegner glauben zu lassen, er hätte nennenswerte Reiterverbände auf dem Flügel stehen. Seiner Beobachtung nach hatte das geklappt, so wie er die Aktionen des Feindes einschätzte. Seine tatsächliche Reiterei war wesentlich kleiner und betrat das Schlachtfeld in diesem Augenblick von der gänzlich anderen Seite. Ohne Feldzeichen hatten die Reiter die Pferde zunächst zu Fuß außen herum geführt, um aus der Entfernung möglichst wenig gesehen zu werden und nun ihre geringe Zahl durch den größeren Überraschungseffekt zumindest etwas wirkungsvoller zu machen.

    Cornelius Palma verfolgte die Manöver seiner eigenen Truppen genau, ohne dabei den Gegner aus den Augen zu lassen. Außer sinnlosem Pfeilbeschuss und dem üblichen Lärm schien der bisher aber nicht viel zu bieten zu haben. Ihm konnte das nur recht sein, konnte er so doch sein Manöver ganz in Ruhe weiter durchführen und die Schlacht zu seinen Gunsten gestalten. Sein verschobener Flügel stand nun zumindest so, wie er ihn für einen Angriff haben wollte. Dass sein anderer Flügel aufgrund der kürzeren Front etwas ungünstiger stand, interessierte ihn erst einmal gar nicht, da der Feind hier die wesentlich größerer Distanz zu überwinden hatte.


    "Wir eröffnen die Schlacht auf dem Flügel! Mögen Mars und Iuppiter mit uns sein!"


    Er gab seinem Pferd die Sporen, ritt zum genannten Flügel herüber und überließ anderen Offizieren das Kommando über die Mitte und den anderen Flügel. Wenige Augenblicke später näherte sich die Seite mit Cornelius Palma im leichten Laufschritt dem Gegner.

    Der Gegner hatte offenbar Bogenschützen dabei und zog diese nach vorne, wie Cornelius Palma es mit seinem Befehl schon vorweggenommen hatte. Seine Fußtruppen stoppten entsprechend rechtzeitig und ließen sich die Pfeile vor die Füße schießen. Immer mal wieder gingen einige weiter vor, damit die Schützen auch fleißig weiter ihre Munition verschwendeten, aber in ernsthafte Gefahr begaben sich die wenigsten Soldaten.


    "Das ist nur eine Cohorte. Auf dem Flügel weiter schwenken und den Druck erhöhen."


    Auf dem Flügel, der vorher verschoben worden war, um weiter weg von den stationären Geschützen zu sein, rückten die Soldaten entsprechend weiter vor. Auf eine Geste von Cornelius Palma hin war wenig später auch wieder die Staubwolke zu sehen, Reiterfeldzeichen wurden geschwenkt und Signalhörner erschallten. Aber noch hatten die zugehörigen Männer den eigenen Flügel nicht umrundet.

    Auf der gegnerischen Seite schienen die Bewegungen noch deutlich Größer zu sein als auf Seite der Truppen des Cornelius Palma, befand zumindest dieser von seiner Position gleich hinter den eigenen Linien aus. Bei der Größe der feindlichen Truppe war etwas mehr Bewegung allerdings auch nicht verwunderlich. Auf seiner Seite bewegte sich jedenfalls nichts mehr und auch die mutmaßlichen Berittenen im Rücken seiner Linie schienen ihre Position auf dem Flügel gefunden zu haben.


    "Vorrücken! Falls es zu Beschuss kommt, bis knapp an die Beschussgrenze aufstellen!"


    Cornelius Palma hatte keine Lust auf lange Warterei und vor allem nicht darauf, dass der Gegner jeden einzelnen Mann fünfmal durch die Gegend schob. Dafür war das Gelände hier aus seiner Sicht für ihn zu günstig, um auf die Gelegenheit einer Schlacht zu verzichten.

    Cornelius Palma betrachtete den Aufmarsch des Gegners mit vor der Brust verschränkten Armen. Dass seine Plänkler den Aufbau von Geschützen nicht nachhaltig störten, überrasschte ihn nicht weiter, aber trotzdem beließ er sie weiter auf dem Feld, um den Gegner nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Den Hauptteil seiner Streitmacht ließ er ein wenig zur Seite und auf dem einen Flügel auch etwas vorrücken, um den Abstand zum Gegner zu verkürzen und die Frontlinie ein wenig zu drehen. Im Hintergrund deutete sich schemenhaft und durch kleine Staubwolken die Bewegung von Reitern hin zu diesem Flügel an. In den Reihen der Infanterie wurden derweil kleine Beutel durchgereicht, deren Inhalt helfen sollte, gegnerische Reiter abzuwehren, falls die Classis oder die Cohortes Urbanae solche überhaupt aufbieten würden.

    Die Ankunft der salinatortreuen Truppen blieb Cornelius Palma und seinen Männern nicht lange verborgen, zumal diese ohnehin stündlich mit ihrem Eintreffen gerechnet hatten. Dementsprechend dauerte es nicht lange, bis sein Heer mit ihm selber an der Spitze am anderen Ende des Schlachtfeldes erschien und die Schlacht anbot. Einzelne Plänkler wagten sich weit vor und versuchten insbesondere den Aufbau von Katapulten zu stören, sofern dieser in ihrer Reichweite passierte.

    Die Boten, die das Heer aus dem Norden ausgesandt hatte, um mit Cornelius Palma im Süden Kontakt aufzunehmen, hatten dort nur wenig Erholung erhalten. Cornelius Palma hatte sich zwar erst selber ein Bild von der Lage im Golf von Neapolis machen wollen, um die Flottenbewegungen der Classis zu sehen, dann aber recht schnell Entscheidungen getroffen und die Boten mit eben jenen wieder zu ihrem Heer zurück geschickt.




    Cornelius Palma Flaminio Clio s.d.


    Den Göttern sei gedankt für euren Sieg und das deutliche Zeichen, das sie uns damit senden. Wir stehen auf der richtigen Seite und die Götter sind mit uns und unserem Unterfangen. Möge allen, die in diesem notwendigen und doch so abscheulichen Kampf gefallen sind die Erde leicht sein, egal für welche Seite sie ihr Leben gelassen haben. Nach unserem Einzug in Rom wird es ein neues, gutes Rom für all jene geben, die überlebt haben.


    Um dies allen deutlich zu machen, die an unseren Absichten noch Zweifel hegen, bitte ich dich dringend dafür zu sorgen, dass deine Männer das Pomerium achten und keinen Schaden anrichten, der vermeidbar gewesen wäre. Lagert außerhalb des Pomeriums wie ihr es für richtig und notwendig haltet und versucht herauszubekommen, ob Vescularius Salinator noch in der Stadt weilt oder schon geflohen ist. Wenn er noch dort ist, lasst ihn und seine Schergen nicht entkommen, aber empfangt jene respektvoll, die bislang in seinen Diensten standen und ihm nun den Rücken kehren, um zu euch zu kommen. Vielleicht lässt sich so eine friedliche Lösung erreichen.


    Während ich diese Zeilen schreibe lagern wir gerade südöstlich von Misenum und bereiten uns auf eine Schlacht vor. Die Classis Misenensis scheint ganz erhebliche Truppenmassen wieder hierher verlegt zu haben, so dass du in Rom nicht mit den von dir genannten 15.000 Mann rechnen musst. Das heißt aber auch, dass sich deine Truppen bereithalten sollten, Abordnungen nach Süden zu schicken falls es notwendig werden sollte, den Gegner in die Zange zu nehmen.


    Falls dies nicht notwendig sein wird, treffen wir uns vor den Toren Roms!


    Ap. Cornelius Palma

    "Bei deinem derzeitigen Imperator hat dir auch ein Stück Papier gereicht, das du wahrscheinlich nicht einmal selber gesehen hast", entgegnete der Bote mit dem schweren Wollmantel lapidar. Er war der Überbringer einer Nachricht und hatte Anweisungen, wie weit er gehen durfte und wie weit nicht. Hier gab es für ihn nicht mehr zu tun und er ließ sich widerstandslos wegbringen.

    Was Cornelius Palma sah, waren ganz eindeutig und unübersehbar Schiffsbewegungen. Die Marineinfanterie, die nach bisherigen Meldungen in Ostia zusammengezogen worden war, kehrte nun offenbar nach Misenum zurück, um hier eine Schlacht zu schlagen. Cornelius Palma schaute sich das Treiben in der Bucht eine Weile schweigend an, dann wandte er sich ebenso schweigend um, um den Rückweg ins Lager anzutreten. Erst nach einer Weile sprach er zu seinen Begleitern.


    "Die Männer sollen sich auf eine Schlacht vorbereiten. Wenn die Classis die Konfrontation wünscht, soll sie sie bekommen."


    Ein Stück südöstlich von Misenum lag eine Ebene, die er sich offenbar als Schlachtfeld ausgesucht hatte.

    Die Classis Misenensis wollte offenbar eine Schlacht, also war Cornelius Palma bereit, ihnen eine zu bieten. Auch wenn es ihm lieber gewesen wäre, friedlich in Rom einzumarschieren, so hatte er nicht tausende Mann unter Waffen aus dem Osten bis hierher geführt, um nun einer Schlacht auszuweichen. Südöstlich von Misenum hatte er eine Ebene ausgemacht, die ihm als Schlachtfeld geeignet erschien und die nur ein kurzes Stück von seinem letzten Marschlager entfernt war. Sollte die Classis die Schlacht sofort wollen, wären seine Soldaten ausgeruht. Sollte die Classis zögern, waren sie erst Recht vorbereitet.

    "Dann solltest du deine Truppen nicht gegen Cornelius Palma schicken, sondern nach Rom gehen und von Vescularius Salinator die Herausgabe jenes Testamentes verlangen, das Ulpius Valerianus verfasst hat. Dann würdest du den Beweis mit eigenen Augen sehen und mit eigenen Händen fassen können", schlug der Bote mit dem schweren Wollmantel vor.

    Zitat

    Original von Tiberius Octavius Dragonum
    Dragonum schnaubte verächtlich als er die Tafel gelesen hatte und reichte diese dann an Massa weiter, als Adjutant sollte dieser auch ruhig wissen was der Feind so an Propaganda verbreitete ...


    "Jemanden als Lügner zu bezeichnen macht ihn nicht zum Lügner! Dein Herr sollte sich die vielen Worte sparen und dafür vielleicht lieber einmal Beweise vorbringen! Statt gleich einen Bürgerkrieg loszutreten!"


    Der Bote mit dem schweren Wollmantel zuckte nur leicht mit den Schultern bei dieser Erwiderung. Es war schwer zu erkennen, ob er mehr wusste und nicht preisgeben sollte oder wollte, oder ob er lediglich die Argumentation schwach fand. "Welche Beweise würdest du denn akzeptieren?" erkundigte er sich dann in ruhigem Tonfall.

    Stetig rückten die Truppen von Cornelius Palma weiter nach Norden und hatten inzwischen am Horizont schon den Vesuv im Blick. Cornelius Palma war sich sicher, dass spätestens dort mit Besuch zu rechnen war, lag doch schließtlich mehr oder weniger direkt am Fuß des mächtigen Vulkans das Hauptquartier der Classis Misenensis. Selbst wenn seine Informationen korrekt waren und ein Großteil der Marineinfanterie in Ostia zusammengezogen worden war, so würde hier doch sicher Truppen stehen. Aber vielleicht hatte sein Angebot ja doch Erfolg gezeigt und die Flotte verhielt sich ruhig. Wobei er selbst für diesen Fall mit Besuch rechnete, nur dann eben mit freundlicherem.


    Das nächste Lager wurde an einem Ort aufgeschlagen, von dem aus man schon fast in den Golf von Baiae sehen konnte. Noch während die Verschanzungen errichtet wurden, ritt Cornelius Palma daher mit einer Eskorte ein Stück voraus, um selber einen Blick auf die Bucht zu werfen. Er wollte sich selber überzeugen, ob Schiffsbewegungen zu sehen waren.

    Erwartungsgemäß brachte das Filzen keine Waffen zu Tage, denn wer schickte schon einen Boten bewaffnet zum Gegner, wenn er glaubwürdig bleiben wollte? So ließ der Bote mit dem schweren Wollmantel auch diese Prozedur geduldig über sich ergehen und trat dann dem Praefecten gegenüber. "Salve!", grüßte er erst einmal und behielt ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht. "So ist es", antwortete er dann auf die Frage, auch wenn er die versiegelte Tafel ja schon am Tor der Wache ausgehändigt hatte, so dass es nun wohl an dieser war, sie an den Praefectus weiterzugeben.