Südöstlich von Misenum

  • Titus wartete noch immer auf eine Antwort des Befehlshabers vor Ort, während Seneca ungeduldig auf einen Befehl drängte. *Ja was weiß ich* wollte Titus schon zurückblaffen, verkniff sich dies aber. Schließlich sollte er es ja wissen. Noch waren sie aber lediglich Tirones und der Praefect hatte ihnen befohlen hierher zu kommen, die Lieferung abzugeben und nicht zu sterben. Die ersten beiden Dinge hatten sie erledigt, der dritte Befehl würde sich noch zeigen, ob dieser auch einzuhalten war. Zu Seneca blickend blaffte Titus:


    "WIR WARTEN AUF BEFEHLE!"


    Dann wandte Titus seinen Blick wieder dem örtlichen Befehlshaber zu und fragte nun doch nach, obwohl er eigentlich einfach abwarten wollte:


    "Braucht ihr uns hier oder sollen wir zum Kommandostand zurück?"


    Wenn der Mann hier ihnen den Befehl gab mitzukämpfen, zuzuschauen oder auch nur Eier zu schaukeln, dann würden sie folge leisten. Schließlich war er ihnen Gegenüber ein hohes Tier und die Tirones hatten zur Zeit keine weiteren Befehle. Kurz blickte Titus zur Front. Die Männer fielen wie die Fliegen. Es war das erste Mal, dass Titus überhaupt einen Mann sterben sah, zumindestens von so nahe. Es war ein Anblick, der sich in das Gehirn von Titus brannte. Allerdings kam auch kein Mitleid in ihm auf. Dazu stand er zu stark unter Adrenalin. Doch nach der Schlacht, sofern er sie überhaupt überlebte, würde er das Erlebte wohl erst noch richtig verarbeiten müssen.

  • Dragonum verfolgte das Geschehen auf dem Schlachtfeld, die Kohorten der Marineinfanterie und Cohortes Urbanae waren endlich in Kampfhandlungen verstrickt, wobei sich im Moment noch nicht einschätzen lies wie fähig Palmas Männer tatsächlich waren, die Sagittarii hatten nur leichte Verluste aus dem Wurfspeerbeschuss davongetragen aber brauchten einen Moment sich wieder zu sortieren während die zweite Kohorte den Ansturm des Gegners erfolgreich abfing. Nur natürlich nicht ohne dabei auch die volle Wucht ihres Ansturms abzubekommen, doch der Centurio an der äußeren Flanke schien einen guten Überblick zu haben ...


    Derweil waren die Tirones bei der ersten Kohorte angekommen die sich gerade gegen die Kavallerie formiert hatte, man begann den Abstand zu verkleinern um der Kavallerie die Möglichkeit zu nehmen die Doppelkohorte zu umgehen.
    Der Primus Pilus sah etwas überrascht den Tiro an der da an seiner Schulter rüttelte und nickte nur auf die Nachricht, bevor er sich einen Moment später daran machte die Bündel eins nach dem anderen zu öffnen ... dabei kam so einiges zum Vorschein ... beschwerte Netze, die sonst genutzt wurden um von Bord geflüchtete Piraten zu ertränken, Enterhaken und andere Lanzen ... allerdings nichts was man wohl für eine professionelle Pferdeabwehr einsetzen konnte ...


    "Gut gebt die Netze in die äußeren Reihen weiter und die Lanzen und Enterhaken in die erste Frontreihe!"


    Der Befehl richtete sich gleichermaßen an die Tirones wie die hinteren Nauta welche auch gleich die Hände aufhielten um die Lanzen und Netze durchzureichen ...

  • Das letzte vor dem Kampf was ich hörte war ein deutliches gladius stringite bevor ich meinen Wurfspeer in hohem Bogen Richtung Feind schickte.
    Da der Gegner das gleiche machte, musste ich über verletzte oder gar getötete Verbündete steigen, was mir ein flaues Gefühl im Magen verlieh, doch musste ich die Formation halten, damit wir möglichst effektiv kämpfen konnten.


    Der Zusammenprall mit dem Gegner schiebte uns alle ein wenig zusammen, was wir möglichst schnell zu beheben versuchten, um uns nicht gegenseitig zu verletzen.


    Der Lärm des Kampfes war unvorstellbar gewaltig, Schwert auf Schwert, Schild gegen Schild bzw. Schwert gegen Schild und überall vor kampfeslust brüllende oder vor Schmerz aufschreiende Römer...


    Während vorne Truppen auf beiden Seiten fielen, ich konnte nicht sagen wer mehr Verluste hatte, kam ich immer weiter nach vorne und muss wohl schon bald selber kämpfen, doch ich war bereit!

  • Classicus war als einer der Erfahrenen weiter vorne im Schlachtgetümmel.
    Der Wurfspeer war geschleudert, er schaute ihm nach, sah gleichzeitig Speere kommen, so dass er nicht mehr darauf achtete, wo sein Speer hinflog. Keine 2 Meter von ihm erwischte ein Speer ein Kameraden. Er flog so unglücklich über das Scutum, dass er ihn direkt unterhalb des Halses traf. Ein Schrei , Blut spritzte, er ging auf die Knie, das Scutum schepperte hin, der Urbaner fiel auf das Scutum und Blut floß überall hin. Das war KRIEG!


    Während er die Szenerie beobachtete surrte ein Speer in allernächster Nähe an Classicus vorbei, was ihn urplötzlich wieder in die Gegenwart zurückholte.


    Er zog das Gladius und stürmte nach vorne. Jetzt war das unvorstellbare eingetreten. RÖMER gegen RÖMER

  • Den zahlenmäßig unterlegenen Truppen von Cornelius Palma blieb nicht anderes übrig, als möglichst taktisch geschickt und vor allem effizient zu kämpfen. Um nicht vom Gegner in der Flanke gefasst zu werden, stand die Schlachtreihe insgesamt genauso breit wie die gegnerische Front, und daher logischerweise weniger tief. Nur auf dem einen Flügel stand etwas mehr Reserve, um auf mögliche Verschiebungen beim Gegner reagieren zu können.


    Auf dem anderen Flügel musste die Kavallerie für Entlastung sorgen, so gut es eben ging. Nachdem sie sich nun aber einem halbwegs organisierten Block entgegen sah, der Lanzen und Enterhaken einsetzte, scherte sie tatsächlich noch etwas weiter aus und warf im Vorbeireiten nur einige leichte Wurfspeere in die Menge. Ein frontaler Angriff auf mit Lanzen bewaffnete Fußtruppen wäre nämlich blanker Selbstmord gewesen. Stattdessen versuchte sie nun, eine weiter im Zentrum stehende Kohorte des Gegners von hinten zu fassen.


    An der Front versuchten sich die Legionäre dagegen weiter im kräfteschonenden Kampf. Da sie sich ohnehin nicht der Hoffnung hingeben konnten, dem Gegner durch Masse zuzusetzen, ließen sie sich im Falle von zu viel Druck wieder ganz leicht zurück drängen. So musste dann im Zweifelsfall der Gegner über die am Boden liegenden Verletzten steigen, was dessen Vormarsch wiederum bremsen sollte.

  • Titus nickte und bestätigte den Befehl, den der Primus Pilus gegeben hatte:


    "Zu Befehl Centurio!"


    Dann eilte Titus zu den wartenden Kameraden seiner Einheit und überbrachte die Befehle des Centurios:


    "Hört zu, wir haben den Befehl, die Netze, Lanzen und Enterhaken auf die Kohorte zu verteilen. Die rückwärtigen Nauta helfen uns dabei."


    Titus sah kurz die Reihen der Männer durch, die an seiner Seite standen. Er konnte das Gefühl nicht genau definieren, doch war er stolz, mit ihnen hier auf dem Schlachtfeld stehen zu dürfen. Dann wandte sich Titus wieder an die Tirones:


    "Seneca, Gnaeus, Bibulus! Ihr kommt mit mir. Wir helfen den Nauta, welche die Netzer zur rechten Flanke bringen. Faustus, Sixtus, Crixus und Numerius! Ihr helft die Netzer zur linken Reihe zu bringen. Der Rest hilft den Nauta die Lanzen und Enterhaken zu verteilen! Los!"


    Titus eilte zu den mittlerweile entleerten Leinenbeuteln und hielt sich an einem der Netze fest, welche durch die beschwerten Gewichte nicht so einfach zu ziehen waren. Mit Hilfe seiner Kameraden jedoch war es möglich. Sie würden es der Reiterei Palmas schon zeigen. Mittlerweile war Titus auch so in seinen eigenen Aktionen gefangen, dass er gar nicht mehr richtig mitbekam wie die Schlacht verlief. An Ort und Stelle angekommen hagelte es auch schon erste Geschosse der Rebellen, die in ihre Richtung flogen. Irgend etwas zischte nur ganz knapp an Titus Kopf vorbei und er sah einen Moment lang Coriolan entgeistert an. Das war verdammt knapp.


    Allem Anschein nach versuchten die Reiter aber einen direkten Kontakt mit ihnen zu vermeiden und sie nun zu umgehen. Wie würden die Befehlshaber wohl nun reagieren?

  • " Centurien gestaffelt zurückziehen! 3. und 4. centurie zwischen classis und Urbaner. 1. und 2. Centurie zurück ziehen und einreihen! Restliche Centurien folgen! In voller breite zwei Reihen tief Aufstellung und heranrückenden Feind unter Beschuss nehmen. " Mit Verlusten war zu rechnen. Durch den Rückzug der beiden Centurien, konnte er gering gehalten werden. Trotzdem schmerzte jeder ausgefallene Sagittarii.


    Die ersten Pfeile waren aufgelegt. Die zwei Reihen standen. 3 Centurien nebeneinander. Ich ritt zur Stelle an der Zentrum und Flanke aufeinander trafen. Mit einem zufriedenen Nicken beobachtete ich die Tirones und was sie für die Legionäre mitgebracht hatten. Der Praefect nutzt wirklich alles was die classis zu bieten hatte. Nicht schön aber das effektivste was wir gegen Reiterei aufbieten konnten. Ich rief die Centurionen der 3. und 4. Centurie ran. Sie sollten sich auf einen schnellen Stellungswechsel vorbereiten falls es nötig wurde, die Flanke zu unterstützen.


    Die Reiter waren ein gefundenes Fressen für die in zwei Reihen stehenden Sagittarii, hinter der Infanterie. Sie sollten keine Chance bekommen einen Keil zwischen sie zu treiben und von hinten anzugreifen. Die Centurionen lenkten den Beschuss. So wie sie dafür auf den Schiffen verantwortlich waren.

  • In der Entfernung braute sich wohl ein Gewitter zusammen. Feine Wolken stiegen in den Himmel auf. Über den Lärm der Schlacht und der Befehle war das ferne, leise Donnergrollen aber wohl kaum wahrnehmbar. Vermutlich nicht einmal für die Bewohner Misenums selbst, die ihr Hauptaugenmerk wohl mehr auf die kämpfenden Truppen südöstlich ihrer Haustüre richteten und nicht so wirklich auf das achteten, was aus Nordwesten langsam heranrollte.

  • Die Reiter ritten nun in vollem Galopp, hielten sich nach Möglichkeit außerhalb der Reichweite der mit Lanzen und Netzen bewaffneten gegnerischen Fußtruppen auf dem Flügel und schwenkten dann ein, um dem Gegner in Richtung Zentrum in den Rücken zu fallen. Durch den ersten Schwenk hielten sie auf die rückwärtigen Reihen zu, durch einen weiteren Schwenk waren sie in Angriffsposition und schleuderten weitere Wurfspeere in die gegnerischen Reihen, während sie dicht an ihr vorbei ritten. Die Reiter auf der zum Gegner liegende Seite zogen ihre Langschwerter, während sich die anderen schon auf die Bogenschützen konzentrierten, in die sie in Kürze hineinreiten würden. Die ersten Pfeile kamen ihnen schon entgegen, aber ein galoppierendes Pferd gezielt zu treffen war nun auch wieder nicht zu einfach, zumal die Tiere nach einem Streifschuss eher noch wilder liefen, als anzuhalten.


    Alleine die Tatsache, dass sie die eigene Reiterei hinter den gegnerischen Linien sehen konnten, gab den für Cornelius Palma kämpfenden Legionären Mut, sich im Zentrum weiter mit aller Kraft dem Gegner entgegen zu stellen und auf alles einzustechen, was sie bedrängte.

  • Mittlerweile konnte man wahrlich von einer Schlacht sprechen. Im Zentrum waren die Frontlinien bereits eng ineinandergekeilt und es ging um Leben oder Tod. Jeder stach mit dem Gladius zu und versuchte mit dem Parma auf Seiten der Classis oder dem Scutum auf Seiten der Legionäre so gut wie möglich Schutz für sich und den Nebenmann zu erlangen. Das Klirren des Metalles wenn zwei Gladii aufeinandertrafen war allgegenwärtig, ebenso wie die Schmerzensschreie von Verwundeten oder sterbenden Römern. Bisher war es schwer zu sagen wer die Oberhand behielt, zumindest für Titus, der aber auch anderes zu tun hatte als sich alles in Ruhe anzusehen.


    Er selbst hatte sich mit den anderen Tirones in die erste Kohorte eingereiht und alles notwendige für die Reiterabwehr verteilt. Titus war nun fest entschlossen, der ersten Kohorte bei der Verteidigung zu helfen. Doch groß eingreifen konnten sie bisher noch nicht. Die feindliche Kavallerie war ausgewichen und versuchte in den Rücken ihrer Reihen zu kommen. Doch wurde sie nun von den Sagitarii entsprechend unter Feuer genommen und so mancher Reiter stürzte getroffen vom Pferd.


    Aufgeregt drehte Titus von einer Seite zur anderen, immer auf der Suche nach Befehlen. Die Unruhe in Titus, welche aus seiner mangelnden Kampferfahrung resultierte schien auch sein Nachbar zu spüren, ein alter Haudegen. Dieser legte eine Hand auf die rechte Schulter und raunte ihm zu:

    "Ruhig Tiro, ruhig."

    Ein mildes und freundliches Lächeln unterstrich die Worte des Nauta und Titus fühlte sich irgendwie geborgen. Er konnte nicht beurteilen warum, aber die Worte des Nauta beruhigten ihn ungemein. Doch noch war immer die Frage was nun kommen würde.....

  • Dragonum runzelte die Stirn der Vorsteher des Tross hatte nichts von Regen gesagt und normalerweise wusste Kaeso Dellius Cerretanus immer welches Wetter sie erwarten würde ... dennoch war Dragonum sich sicher gerade irgendwo Donnergrollen gehöhrt zu haben, aber vielleicht kam das auch vom Schlachtfeld, nichts war so konfus wie die Geräuschkullisse einer Schlacht ...


    Außerdem hatte Dragonum seine Sorgen mit Palmas Reiterei, obwohl sie nur wenige waren schienen sie nahezu unbezwingbar zu sein ... sie waren so schnell das sie ohne Probleme die Doppelkohorte umgangen hatten, dennoch schien das nicht an leichterer Rüstung zu liegen denn trotz frontalem Pfeilbeschuss fielen nur wenige der Reiter diesem zum Opfer ... wahrscheinlich handelte es sich hier nicht um gewöhnliche Legionsreiterei sondern um die reichen Söhne des ländlichen Adels und Patrizier die mit ihren eigenen teuren Rüstungen und ihren perfekt geschulten Pferden in die Schlacht zogen, um den Kurs Palmas zu unterstützen. Keine Legion konnte soviele Mittel für simple Reiterei aufbringen immerhin diente die nicht wirklich für Schlachten sondern hauptsächlich für Erkundungen und die anschließende Verfolgung des Feindes ...


    "Signalisiert an Massa das er tiefer stehen soll, die Sagittarii müssen die Reiter stoppen! Dann soll Ligur ein Maipel ausgliedern und den Reitern in den Rücken fallen! Wir erledigen sie hier und jetzt oder sie erwischen uns richtig übel mit diesen Fußfaulen! Und signalisiert der ersten Kohorte sie soll sich dem Kampf in der Flanke des Feindes anschließen, nun da die Kavallerie weitergezogen ist dürfte da nichts weiter im Weg sein! Außerdem sollen sie mir die Tirones zurückschicken!"


    Die Signale wurden gegeben und die Centurionen würden hoffentlich ihren Teil der Befehlskette erledigen ... zumindest die erste Kohorte schien bereits auf diesen Befehl gewartet zu haben und setzte sich in Bewegung, während ihr Centurio sich an die Tirones wandte ...


    "Heda Tirones, Befehl vom Kommandoposten .. der Praefectus will euch zurück auf dem Hügel und zwar zackig!"

  • Die feindliche Reiterei schien tatsächlich von den Göttern geküsst zu sein, so schnell wie sie sich auf dem Schlachtfeld bewegte und so wenige wie durch den Pfeilbeschuss ausgeschaltet wurden. Titus sah den Reitern gerade zu, welche sie umgangen hatte. Dann aber kamen neue Befehle auf die der Centurio und die ganze erste Kohorte wohl bereits gewartet hatten. Titus war enttäuscht, er hätte eigentlich gerne mit den Männern hier und jetzt in die Schlacht eingegriffen. Doch Befehl war Befehl. Titus bestätigte dem Centurio mit einem Nicken, dass er den Befehl verstanden hatte und drehte sich dann zu dem Mann, der ihm gerade noch Mut zugesprochen hatte:


    "Viel Glück euch allen."


    In der Stimme des jungen Tiro war die Enttäuschung jetzt wieder gehen zu müssen deutlich zu hören, auch der Blick sprach Bände. Der Mann erkannte dies und sprach ihm Mut zu:


    "Keine Sorge, du wirst deine Chance noch bekommen. Auch dir viel Glück. Wir sehen uns nach der Schlacht." Dann marschierte die erste Kohorte ihren Befehlen folgend. Titus unterdessen wandte sich an die anderen Tirones:


    "Ihr habt den Befehl gehört. Zurück zum Kommandoposten. Cursim (im Laufschritt)!"

    *Eine elende Lauferei ist das*
    dachte sich Titus dabei. Erst waren sie die Strecke unter Volllast hierher gerannt, nun mussten sie wieder zurück ohne auch nur einem Mann entgegengetreten zu sein. Doch vielleicht hatte der Praefect ja einen neuen, wichtigen Auftrag für sie. Die Hoffnung starb als letztes. Zumindest würden sie dieses Mal nicht so lange brauchen wie gerade eben noch mit der ganzen Ausrüstung.

  • Es wurde immer schwerer voranzukommen, unsere Truppen waren dem Gegner zwar deutlich im Nahkampf überlegen, dennoch hielten sie außerordentlich gut entgegen.


    *Warum fliehen sie nicht? Wir sind ganz klar im Vorteil.* dachte ich mir dabei, aber ich bekam auch nicht mit, dass die feindliche Reiterei uns umrundete und gerade das für einen starken Moralschub sorgte.


    Das Blut, welches in Strömen floss, sorgte bereits dafür, dass der Boden weich und matschig wurde, zudem sorgte ein steter leichter Rückzug des Gegners dafür, dass wir nicht nur über die Leichen und Verletzten unserer Kameraden, sondern auch über die unserer Feinde steigen musste. (Die zweite und dritte Reihe sorgte unterdessen dafür, das verletzte Gegner nicht wieder aufstehen konnten und töteten diese schlichtweg.) Diese Kombination war überaus tödlich für unsere Reihen, während man über Gefallene stieg, konnte der Feind einen leichter Treffen und der rutschige Boden lies einen, eine für den Kampf effektive Beinstellung oftmals nicht einnehmen.

  • Hätte Cornelius Palma die Überlegungen seiner Gegner zu seiner Reiterei gekannt, hätte er zufrieden gegrinst. Tatsächlich bestand seine klägliche Reitertruppe nur zu einem Teil aus normaler Legionsreiterei, einfach da Pferde auf den Schiffe für die Überfahren zu viel Platz weggenommen hätten, zumal sie nicht rudern konnten und schon enorm viel Platz für die Tragtiere des Trosses benötigt wurde. So hatte er nur wenige Reiter ohne Pferd mitgenommen und diese in Italia wieder mit Reittieren ausgestattet und zusätzlich einheimische Reiter gewonnen. Ob es sich dabei um reiche Adelssöhne handelte oder kampffähige Knechte, war ihm allerdings ziemlich egal gewesen, solange sie entweder eine Ausrüstung hatten oder mit einem Pferd umgehen konnten, idealerweise beides.


    Da Cornelius Palma die Überlegungen seiner Gegenüber aber nicht kannte, grinse er auch nicht zufrieden, sondern ritt dicht hinter den eigenen Linien auf und ab, um seine Soldaten anzufeuern und zu besseren Leistungen anzustacheln. Noch hielten sich seine Verluste in den geplanten Grenzen und er hatte nicht den Eindruck, dass die Classis und Cohortes Urbanae ihren zahlenmäßigen Vorteil bislang hatten ausnutzen können. Die Reiterei tat was sie konnte, nämlich die feindlichen Bogenschützen binden und vielleicht bald auch ein paar von ihnen ordentlich aufmischen. Und die Infanterie hielt noch immer auf der gesamten Front dagegen und wich nur ganz langsam zurück, nicht ohne die eigenen Verluste mit zahlreichen Verlusten beim Gegner zu vergelten.

  • Die Bewohner Misenums waren die ersten, die von ihrer Position von den hohen Gebäuden der Stadt aus und den Mauern sehen konnten, was von Norden da heranrollte. Es war kein Gewitter und kein Donnergrollen. Es war der Lärm und der Staub einer heranrollenden Armee.
    Die Reiterei preschte vorne weg. Ihre Rüstungen waren nicht gänzlich einheitlich, vieles schien aus familieneigenen Spenden zusammengestellt worden zu sein. Dennoch besaß sie eine Stärke, die eine gewöhnliche Ala sicher übertraf, vielleicht nicht ganz die einer miliaren. Viele der Reiter trugen Helme mit Masken, so dass stetig lächelnde, trübsinnige, teils weinende goldene und messingfarbene Gesichter dem Gegner ruhig entgegenstarrten, ohne Rückschlüsse auf den Mann dahinter geben zu können. Die Rüstungen waren eine bunte Mischung aus Loricae aller Arten, teilweise auch Lederrüstungen. Die Pferde waren schon erschöpft, einige der Tiere hatten bereits Schaum auf den Flanken, aber dennoch wurden sie von den Reitern erbarmungslos angetrieben. Sie hielten genau auf den Flügel der beiden Legionen zu, der bislang noch weniger Beachtung erhalten hatte, entgegengesetzt zur Reiterei des Corneliers. In wenigen Minuten würde sie wohl mit voller Stärke auf den Tross des Corneliers auftreffen und die berittenen Trossknechte niedermachen – oder auf die im Moment nicht von Bogenschützen gedeckte Flanke der Vesculariustreuen.


    Dahinter kamen im Laufschritt leicht gerüstete Hilfstruppen, bewaffnet vornehmlich mit Schleudern und ohne Schild. Ganz am Horizont zeichnete sich noch eine große Staubwolke ab, wo die schwer bewaffneten Fußtruppen langsamer als ihre Auxiliareinheiten fortbewegte und beständig heranrollte.

  • Diese verfluchte Reiterei! Hatte Palma etwa die Dioskuren persönlich auf seine Seite gezogen? Standen Castor und Pollux gegen den Vescularier und ritten nun mit der eindrucksvollen Kavallerie des Corneliers? Gnaeus beschlich ein ungutes Gefühl. Noch zeichnete sich nicht viel ab und irgendwie glaubte man, dass der Praefect die Männer genau richtig aufgestellt hatte und dennoch war kein Grund zum Optimismus. Die Zehe von Coriolan tippelten auf und ab, sein Körper war angespannt und durchgestreckt. Jetzt, wo sie so nah am Feind waren, rechnete er eigentlich damit, dass sie jeden Moment selbst mitkämpfen müssten. Die Tirones als Verstärktung, die Tirones als Futter für das Schwert. Das Herz pochte, das Blut war in Wallung. Coriolan stand jetzt schon unter Adrenalin und dabei hatte es für ihn noch nicht einmal richtig begonnen...


    Als er das "Heda Tirones, Befehl vom Kommandoposten" des Centurios hörte, da überschlugen sich seine Gedanken förmlich innerhalb weniger Augenblicke. Wahrscheinlich gleich nach vorne, Aufstellung nehmen, den Feind empfangen, morden, verteidigen, morden. Jetzt war es ganz sicher soweit. Ihr Einsatz war gekommen, Mars forderte Blut und das nicht zu wenig. Coriolan stand dem Schweißausbruch nahe...doch dann, Aufklärung, schlichte Erlösung: Es ging zurück auf den Hügel, zum Praefecten.


    Statt direkt in die Unterwelt zu treten, gingen sie zum wohl sichersten Platz auf dem Schlachtfeld zurück. Coriolanus atmete durch. Noch ein bisschen Aufschub, ein wenig Hoffnung. Wie gern gab er alles für nur ein paar Minuten, die er länger leben durfte. Die Worte von Titur hörte er kaum, er bewegte sich einfach nur mechanisch mit allen anderen mit. Wo es zwischendurch noch Euphorie gab, so war jetzt nur noch Angst. Und... moment... was war das für ein Grollen... und dieser Staub am Himmel... Die Furcht nahm ihren lauf...

  • Titus rannte während er das Gefühl hatte, seine Lunge würde jeden Moment aus seinem Brustkorb springen. Ein leichtes Brennen spürte er in der Seite, es zeichnete sich ein Muskelkater ab. Doch Titus biss auf die Zähne und rannte weiter. Auch die Beine wurden schwer. Das Gewicht der ganzen Ausrüstung drückte unbarmherzig auf die Muskeln, auch wenn diese mittlerweile mehr als nur warm gelaufen waren. Sie hatten die Ebene hinter sich gelassen und nun begann der Aufstieg auf den kleinen Hügel zu dem sie zitiert worden waren. Augenblicklich verlangsamte sich mit ansteigendem Gelände fast proportional ihre Geschwindigkeit, doch kämpften sie sich vor. Doch dann passierte es. Ein Rutscher mit seinem linken Bein und Titus konnte sein Gleichgewicht nicht mehr halten. Er stürzte nach vorne und knallte mit voller Wucht auf einen Stein. Der einzige Stein der weit und breit zu liegen schien. Ein brennender Schmerz durchzog sein Gesicht und das Atmen durch die Nase viel ihm mit einem Male sehr schwer. Die Nase war wohl gebrochen. Blut lief aus der Nase, Titus konnte den metallischen Geschmack auf den Lippen schmecken. Nachdem der Schmerz einigermaßen vergangen war und er sich wieder aufgerappelt hatte fasste er sich an die Nase um zu überprüfen, ob sie tatsächlich gebrochen war. Ein lautstarkes


    "AHH, VERDAMMTE SCH....."


    gab die Antwort. Seine erste Verletzung während einer Schlacht. Doch nichts das man irgendwann stolz seinen Kindern erzählen konnte. Nichts Heldenmütiges. Titus wischte sich das ärgste Blut aus dem Gesicht und eilte dann weiter.


    Am Kommandoposten angekommen eilte er wieder zum Optio, der ihnen bereits zuvor die Befehle gegeben hatte. Bevor er sprechen konnte stützte er sich wieder auf seine Knie und versuchte zu Atem zu kommen:


    "Optio....... keuch, keuch........ die Tirones......keuch...... wie befoh......keuch.... befohlen zur.......keuch.....Stelle."


    Titus brauchte noch etwas bis er wieder gerade stehen konnte. Als er sich aufrichtete erblickte er den Staub weiter nördlich, dachte sich aber zunächst nichts dabei. Als sich dann aber erste Konturen von Reitern abzeichneten blickte Titus erschrocken. Wer war das? Zu wem standen sie? Titus brachte nur ein spärliches


    "Optio"


    heraus und zeigte dabei in die Richtung der heraneilenden Reiterei. Hoffentlich standen diese auf ihrer Seite, ansonsten würde das hier wohl alles sehr unschön werden. Titus wollte zwar in die Schlacht, aber er wollte sicher noch nicht sterben......

  • Der Befehl wurde sofort an die Centurionen der 1. und 2. Centurie weitergegeben. Sie nahmen im Laufschritt Aufstellung bei der 3. und 4. Centurie, wechselten durch, dass die sich durch den Reiterangriff geschwächte 3. Centurie erholen konnte. „ Nehmt die Pferde unter Beschuß , direkt draufhalten! Hals und Flanken sind ungeschützt! Erwischt ihr einen Reiter, um so besser! Zielt genau! Haltet eure Stellung!“ brüllte ich meine Befehle. Mit Ernüchterung musste ich feststellen, dass nicht ein Pferd strauchelte oder sich aufbäumte, es schien keins überhaupt etwas abzubekommen. Wobei Pferde auf Stiche sehr empfindlich reagierten. Eine Biene, Hornisse oder Wespe schafft es eher ein Pferd zu irritieren, als ein Pfeil im Hals oder in der Flanke. Der Pfeilhagel aus der hinteren Reihe schien sich in der Luft regelrecht zu zerstreuen. Nichts traf. Kein Reiter ohne Pferd, kein Pferd ohne Reiter und mir starben die Sagittarii in der ersten Reihe nur so weg. Eine Lederrüstung konnten sie mit ihren Pfeilen durch schlagen, Pferde und Eques waren imun dagegen. Auf dem Wasser war eben alles anders. Nach der Schlacht, schwor ich mir, die Bogenschützen nicht so davon kommen zu lassen. Sie sollten Sondertraining bekommen, bis sie ihren Bogen richtig beherrschten. Die 320, jetzt vielleicht noch 290 Bogenschützen, waren nicht in der Lage dazu, der Reiterei auch nur ein Haar zu krümmen. Und warf ich die 2 Centurien, die die Flanke der Fußtruppe mit abdeckten, an der wir zu Beginn des Kampfes standen, dazu. Es würde sich nicht viel daran ändern. Ich würde am liebsten in die Horde Reiter hinein sprengen und sie mit dem Gladius von ihren Pferden holen, aber ich hatte ein Kommando zu führen und musste ohnmächtig mit ansehen, wie ein Sagittari nach dem anderen von Schwerthieben zu Boden gestreckt wurde. Da half kein Ausweichen und neu formieren. Die Reiter waren schon da, eh die Sagittarii ihr, im Laufen aufgelegten Pfeile schicken konnten. Vielleicht waren auch nur die Bögen zu schwer, die Sehnen zu schwach oder die Pfeilspitzen zu stumpf, Mars und Neptun konnten sich drum streiten. Ich suchte fieberhaft nach einer Lösung, der gegnerischen Reiterei ein paar Pferde und Reiter zu nehmen. Die Zeiten Caesar’s waren vorbei, in der die classis Legionen stellen konnte, die was taugten, so kam es mir jedenfalls vor. Eine ausgeruhte Legion, gegen einen Feind in Unterzahl, der im Eilmarsch von Reghium nach Misenum marschiert war, nur einen Bruchteil von gut ausgebildeter Legionsreiterei bei sich hatte. Es sollte halt nicht sein. Mir wurde bei diesem Gedanken einfach nur schlecht. Eine ehrenvolle Niederlage wäre zu verschmerzen gewesen. Für Caesar, Seeräuber und Wüstensöhne waren wir gut genug. Hier führte man uns vor und zeigte uns wie unvermögend wir waren. Mars hatte alles Kampfgeschick von uns genommen. Strafte uns mit Blindheit, Lahmheit und Schwäche.

  • Dragonum fluchte, die Sagittarii waren keine Gegner für die Reiterei des Feindes, überhaupt schien garnichts ein Gegner zu sein für diesen Feind ... es war als hätten die Götter selbst sich den Reihen des Feindes angeschlossen ... Dragonum konnte nicht verstehen wie es nur so schlecht für sie aussehen konnte, soweit er wusste hatten sie all die klassischen Vorteile auf ihrer Seite. Sie waren in Überzahl hatten das Schlachtfeld in weniger als einem Tagesmarsch erreicht und hatten dabei niechteinmal zu besonderer Eile treiben müssen, die Männer waren also auch ausgeruht genug für eine Schlacht. Außerdem verteidigten die Männer der Classis hier alle ihre Heimat und waren damit eigentlich auch im moralischen Vorteil dennoch schien die gegnerische Armee wie von Zauberhand in allen Fällen unschlagbar zu sein und das nachdem sie für Wochen in Marsch gewesen waren von Rhegium bis hier her. In einem Land das die meisten von ihnen noch nie gesehen hatten und das direkt nachdem sie vor einer anderen Streitmacht geflohen waren und hastig hatten übersetzen müssen ... höchstwahrscheinlich auch nicht mit dafür ausgelegten Booten da die Classis Ravenna ja eigentlich eine Blockade hätte errichten müssen ...


    Dragonum rieb sich ärgerlich die Stirn, als er den Tiro von vor einigen Minuten erneut mit seiner kleinen Truppe den Hügel hinaufkommen sah ... diese jungen Männer gaben alles für ein Imperium das sie ihre Heimat nannten, wenngleich sie vielleicht Familien entstammten die unter dem neuen Kaiser mehr gelitten hatten als unter den vorherigen dennoch schien jeder bereit sein bestes zu geben ...


    Die keuchende Stimme des Tiro der Meldung machte und dann gen Norden deutete nahm Dragonum erst garnicht wahr, er hatte die Staubwolke bereits entdeckt und gab bereits Befehle an die Kohorten weiter ... die siebte und achte Kohorte die bisher als Reserve zurückgehalten worden waren wurden nun zu der Flanke geschickt auf der gerade der neue "Spielkamerad" aufgetaucht war, Dragonum konnte keine Feldzeichen erkennen, das es aber nicht nach einer Legion aussah mussten es wohl Verbündete Palmas sein ... Dragonum konnte ohne seine Hände benutzen zu müssen ausrechnen das er gegen zwei Heere keine Chance hatte, wenn ein eigentlich klar unterlegenes Heer sich schon als so unbesiegbar herausstellte. Dennoch konnte er unmöglich einen Rückzug antreten ... denn wohin wäre er in einem solchen Fall gegangen und was hätte sich dadurch noch groß verändern lassen ausser der Zahl der Toten ...


    Die Signalgeber signalisierten den Centurionen die Schlachtlinien zu trennen, ein Abstand von zehn Fuß in defensiver Stellung, den agressiven Kampf einstellen, nur noch Verteidigung gegen andauernde Angriffe. Die erste Kohorte machte kehrt, noch bevor sie die feindlichen Linien hatte erreichen können, immerhin standen sie im Moment noch recht allein gegen die neu aufgetauchten Reiter. In wenigen Minuten hatten die Kohorten sich vom Feind getrennt und die Geräuschkulisse wurde ruhiger wo der Kampf eingestellt wurde und die Männer lediglich die Verletzten versorgten. Hoffentlich würde dies nicht zu einem noch schlimmeren Massaker führen ...


    Das Gute daran wenn man gegen andere Römer in die Schlacht zog war das man sich problemlos miteinander verständigen konnte ... so signalisierte man nun dem Feind direkt und auch den neu eintreffenden Truppen den eigenen Gesprächswillen ...


    "Tiro Titus Flavus, bring die Formation und Kondition deiner Männer in Ordnung, vielleicht brauche ich sie gleich!"

  • [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/Centurio4.jpg]
    Kaeso Plaguleius Ligur



    Gerade als man eine sichtbare Schneise in die ersten Reihen des Gegners geschlagen hatte, kam der Befehl in Defensivformation zu gehen.


    Ligur , blutbeschmutzt, wendete das Pferd unter stetiger Obacht vor feindlichen Geschossen. Er schaute zum Hügel hinauf, konnte ersteinmal nichts erkennen, weshalb man sich auf einmal zurückzog. Man war dem Gegner doch Anzahlmässig überlegen.


    Zehn Fuss Rückwärts, nur noch Verteidigen ,brüllte er dann und lies die Losung an die ersten Reihen weitergeben. Wenn Sie angreifen schlagt mit aller Härte zurück
    So begaben sich die tapferen Cohortes zurück über Verwundete , Tote, abgetrennnte Gliedmassen, bis sie einen Abstand von ca. 10 Fuss erreicht hatten.


    Der Höllenlärm aufeinanderklirrender Gladi wurde merklich leiser.

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    DECURIO - MISENUM

    Klient - Lucius Aelius Quarto

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