Beiträge von APPIUS CORNELIUS PALMA

    Langsam begann Cornelius Palma, sich für die vorgeschlagenen Änderung zu erwärmen. Immerhin bedeutete sie nicht nur, dass man Geld für die Academia Militaris sparen konnte, sondern auch, dass der Kaiserhof noch mehr Einfluss auf die Ernennung von Offizieren erhielt und sogar partiell mitbestimmen konnte, wer bei welchem Kommandeur seine Lehren erhielt. Blieb nur die Frage, wie man die nötigen Experten am Kaiserhof unterbrachte.


    "Und du meinst, dass sich die von dir genannten erfahrenen Beamten am Kaiserhof irgendwie unterbringen lassen? Wenn sie selber ehemalige Offiziere sind, werden sie sich ja nicht so ohne Weiteres als untergeordnete Mitarbeiter des Procurators einstellen lassen."

    Ganz überraschend kam es für Cornelius Palma nicht, dass die Ostgrenze ein Thema war, zumal er die Provinzen dort ja aus eigener Anschauung kannte. Nicht zuletzt hatten die Truppen dort ihn maßgeblich unterstützt, so dass sich Syria auch jetzt seiner Aufmerksamkeit sicher sein konnte.


    "Haben die Probleme der Parther zu einer personellen Veränderung an deren Spitze oder in ihrem Umfeld geführt, oder sind unsere bisherigen Ansprechpartner und Orte noch immer die aktuellen? Sowohl die Sicherung unseres Einflusses auf Armenien als auch ein stabiler Frieden mit den Parthern ist jedenfalls zweifellos in unserem Interesse."


    An einen neuerlichen Feldzug gegen die Parther war in den Augen von Cornelius Palma nicht zu denken und der Weg der Verhandlung erschien ihm wesentlich vielversprechender.

    "Da die öffentliche Ordnung nicht in Gefahr ist und das öffentliche Leben inzwischen seinen gewohnten Gang geht, kannst du dich wohl einfach am Bedarf orientieren. Ich sehe derzeit zumindest keine Schwerpunkte, die unserer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen."


    Tatsächlich hatte Cornelius Palma diese Übergabe hier zu dritt gemacht, dass besondere Schwerpunkte hier angesprochen werden konnten. Und wenn sich nichts ergab, dann war es sicher auch nett, keine brennenden Baustellen zu haben.

    "Nun gut, historische Arbeiten helfen einem Offizier tatsächlich wenig, wenn er vor den Soldaten steht."


    Das Argument schien Cornelius Palma durchaus schlüssig. Trotzdem erschien ihm die Sache doch nach wie vor etwas zu einfach und offensichtlich, als dass nicht schon früher jemand auf die Idee einer Auflösung der Academia hätte kommen können.


    "Du gehst also davon aus, dass es völlig ausreichend wäre, wenn erfahrene Beamte am Kaiserhof über die Qualifikation entscheiden, während die faktische Ausbildung vor Ort bei der Truppe wiederum durch erfahrene Kommandeure erfolgt?"

    Die kurze Namensliste lies sich Cornelius Palma kurz durch den Kopf gehen und nickte dann. Die Namen sagten ihm alles etwas, mal mehr und mal weniger.


    "Nicht nötig, seine Einschätzung reicht mir. Senator Canutius wurde mir von anderer Seite ohnehin für eine Statthalterschaft empfohlen und steht daher wohl für Rom nicht zur Verfügung. Die Ernennung des Curators kann also wie vom Praefectus Urbi vorgeschlagen stattfinden."

    Die Ausführungen des Kommandeurs erschienen Cornelius Palma zwar nicht falsch, aber auch nicht vollends überzeugend. Grübelnd lehnte er sich zurück und dachte einen Moment über das Gesagte nach. Bisher hatte er die Academia Militaris nie infrage gestellt und von daher stellten sich für ihn doch Gegenfragen.


    "Und was ist mit den höheren Examina? Die richten sich doch auch jetzt schon auch an Männer, die bereits Erfahrung bei der Truppe haben und zurückkehren um weiteres zu lernen, bevor sie ein Kommando übernehmen. Werden dort nicht auch Erfahrungen vermittelt, die im Feld nur schwer zu gewinnen sind?"

    "Gut, wenn nichts dagegen spricht, dann behandeln wir sie so wie jede andere Erhebung auch. Und überhören möchte ich derartige Stimmen sicher nicht."


    Cornelius Palma fällte diese Entscheidung recht spontan, aber trotzdem mit Überzeugung. Und dabei kam ihm etwas in den Sinn, was er ohnehin schon fragen wollte.


    "Apropos Frauen. Die letzte Nachricht meiner Gattin ist schon etwas älter. Ihre Ankunft in Rom müsste doch kurz bevor stehen, oder?"

    "Danke. Das hört sich ruhig an. Decimus Livianus, gibt es Fragen zu dieser Lage, die wir hier zu dritt klären sollen, oder möchtest du dich erst genauer einarbeiten und mit den verschiedenen Curatoren und sonstigen Spitzen vertraut machen?"


    Cornelius Palma bedachte zuerst Flaminius Cilo mit einem dankenden Blick und dann Decimus Livianus mit einem fragenden.

    Da Cornelius Palma bisher nie tiefgreifend über die Academia Militaris nachgedacht hatte, hätten ihn wohl jede nicht triviale Aussage über sie überraschen können. Dass ausgerechnet der Kommandeur nun so offen ihren Nutzen in Frage stellte, fiel daher nicht sonderlich markant auf. Aber Fragen provozierte es trotzdem.


    "Eine überraschende Ansicht. Wie kommst du zu dieser Einschätzung? Welche Auswirkungen haben die rückläufigen Zahlen auf unsere Armee? Welche Auswirkungen sollte eine Änderung haben und wie könnte eine Änderung aussehen?"

    Eine nachdenklich zusammengezogenen Stirn zeigte an, dass die Ausführungen und die abschließende Frage Cornelius Palma zum Nachdenken gebracht hatten.


    "Eine nicht unbedeutende Frage, in der Tat. Mir sind die politischen Auswirkungen des Kultes durchaus bewusst, auch wenn ich sie bisher nur in geringem Maße aktiv zu nutzen gesucht habe, in allen meinen Ämtern. Ich habe meistens versucht, meine Ideen mit Argumenten voranzubringen oder mit direkten Taten. Nicht mit indirekten Zeichen über andere Handlungen. Ich fürchte, die Umtriebigkeit mancher meiner Vorgänger mit ihren religiösen Bauprogrammen werde ich nicht erreichen."


    Damit war bisher nur das bestätigt, was der Pontifex mit seinen Erklärungen ohnehin schon angedeutet oder impliziert hatte. Die gestellte Frage stand dagegen noch immer im Raum.


    "In meiner jetzigen Position kann ich mir das aber wohl nicht mehr leisten. Wie wir eben schon feststellten, kann ich nicht mehr einfach so einen Freund besuchen gehen und ebensowenig kann ich wohl einfach den Göttern opfern, wie es mir gerade geraten scheint. Nun denn, dann werden wir wohl eine Ausrichtung und ein religiöses Programm entwerfen müssen, dass den richtigen Eindruck widergibt."


    Und Cornelius Palma hatte im Augenblick keine brauchbaren Ideen, wie man so etwas überhaupt anging.

    Cornelius Palma folgte den vorgelegten Ernennungsvorschlägen schweigend und nickte meist wortlos in stummer ZUstimmung. Wenn er mit den vorgetragenen Namen mehr als nur eine vage Erinnerung an ein Gesicht verband, huschte auch einmal ein Lächeln über sein Gesicht. Nur bei der letzten Bemerkung stutzte er.


    "Mal wieder eine Frau? Besteht in der Öffentlichkeit oder bestimmten Kreise eine Erwartungshaltung daran, wie häufig Frauen in den Ritterstand erhoben werden sollten?"


    Die Bemerkung ließ in seinen Augen zumindest darauf schließen, aber gänzlich sicher war er sich nicht.

    Das Datum erschien Cornelius Palma genauso gut oder schlecht wie jedes andere, zumal ja eher die Kanzlei als er selber Herr über seinen Terminkalender war. Andererseits würde man ohnehin Zeit schaffen, wenn er sagte, dass er Zeit für die Contio und ein Gespräch mit dem Pontifex im Anschluss brauchte. Also nickte er.


    "Gut, dann nehmen wir diesen Termin."


    Sim-Off:

    Passt.

    Schon bei der Einsetzung des Praefectus Urbi war Cornelius Palma bewusst gewesen, dass Decimus Livianus nicht gerade der diplomatischste Vertreter seines Standes war und er fühlte sich nun in dieser Einschätzung bestätigt. Auch wenn er mit dem Ergebnis zufrieden sein konnte, ließ die Wortwahl seines Gegenübers ihn trotzdem weiter grübeln. Wenn es wirklich ein Test gewesen war, wo die Grenzen lagen, war es in Palmas Augen ein sehr plumper Versuch gewesen. Wenn es dagegen nun nur ein Ausweg gewesen war, es als Ausloten der Grenzen darzustellen, dann erschien das Cornelius Palma für die zukünftige Zusammenarbeit auch nicht unbedingt vielversprechender. Über diese Gedanken grübelnd schwieg Cornelius Palma noch einen Moment weiter und nickte dann.


    "Gut. Dann ist das hoffentlich geklärt und steht uns nicht weiter im Weg. Ich erwarte deine Empfehlungen und freue mich darauf, deine Vorschläge mit dir zu erörtern. Aber machen wir weiter mit der Übergabe. Cilo, wie steht es um die weiteren städtischen Geschäfte abseits der Ernennungen?"

    "Sehr schön. Für den Curator Rei Publicae dann wie gesagt eine solche Liste. Die Besetzung des Praefectus Praetorio ist in der Tat noch ein weitaus schwierigeres Problem, dem ich mich noch gesondert widmen muss. Wenn du Empfehlungen hörst, verliere sich nicht aus den Augen."


    Damit war das Thema für den Moment vertagt, denn für eine schnelle Klärung im Rahmen der täglichen Besprechung eignete es sich kaum. Stattdessen wartete Cornelius Palma auf weitere Punkte für die heutige Besprechung.


    "Was steht sonst noch auf der heutigen Agenda?"

    Cornelius Palma blickte von seiner Lektüre auf, als sich die Türen öffneten und nahm die Anmeldung des Gastes entgegen.


    "Salve, Consular Purgitius. Es freut mich, dich kennenzulernen. Nimm Platz. Procurator, danke."


    Er gab dem Procurator ein Zeichen, dass er bei diesem Gespräch nicht dringend als Zuhörer gebraucht wurde. Dann wandte er sich gleich wieder an den Senator.


    "Senator, man sagte mir, du hättest gleich mehrere Anliegen. Beginnen wir mit jenem, dass die Academia Militaris betrifft?"

    Cornelius Palma stimmte dem Einwand seines Klienten mit einem Nicken zu und machte dem Notarius deutlich, dass dessen Meinung in diesem Fall auch seine Meinung war.


    "Du hörst es. Der Ausrichter der Spiele wünscht, dass bei der Verteilung der Name des Tiberius Durus geehrt wird und seine Verdienste um Rom. Sorge dafür, dass dies umgesetzt wird. Danke."


    Mit einer Geste bedeutete er dem Mann, dass er sich umgehend an die Umsetzung seines Auftrags machen sollte.

    "Dass eine gewisse Empfehlung vorliegt, setze ich voraus. Es kann nicht die Aufgabe der Kanzlei sein, regelmäßig alle Männer Roms darauf zu prüfen, ob sie für ein Amt geeignet sind. Aber ich möchte gerne vermeiden, dass ein Mann einen Posten nur deshalb erhält, weil sein Name im richtigen Augenblick im Palast genannt wird, während ein anderen nicht berücksichtigt wird, weil er erst einen Tag später oder gegenüber einem anderen Beamten empfohlen wird."


    Cornelius Palma hoffte, dass er seine Sichtweise zu solchen Ernennungen damit ein bisschen besser verständlich machen konnte. Mit einem Blick versuchte er zu prüfen, ob sein Procurator dies auch so verstnanden hatte, oder ob es noch weitere Fragen dazu gab, bevor er zum nächsten Thema überging.

    "Ein Gesetz zur Straßenreinigung? Nun, warum nicht, wenn es daran Bedarf gibt. Wenn man nach den Sternen greift, sollte man trotzdem nicht über den Dreck auf den Straßen stolpern."


    Cornelius Palma konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn Straßenreinigung war nun wirklich nicht das, womit man einen Kaiser als erstes in Verbindung brachte. Andererseits hatte er Amtsvorgänger, die für kreative Steuererhöhungen bekannt waren, was auch nicht unbedingt besser war.


    "Ich werde mir eine Abschrift deiner Res Gestae bringen lassen und sie studieren. Falls du den Vorschlag später als mein Quaestor einbringst, werden sie ihm sicher etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. Aber wie gesagt, eins nach dem anderen. Kümmere dich zuerst um die Außenbeziehungen."

    Während der Ausführungen legte Cornelius Palma die Stirn in Falten und wirkte nachdenklich bis irritiert. Nachdem der Praefectus Urbi geendet hatte, lag einen AUgenblick Schweigen im Raum, bevor Cornelius Palma zu einer Antwort ansetzte.


    "Ich stelle fest, dass wir recht unterschiedliche Auffassungen, sowohl von der Rolle der Curatoren als auch von der Amtsführung eines Praefectus Urbi haben. Zweifellos muss ich dich nicht darüber aufklären, dass der vergöttlichte Augustus einst höchstpersönlich das Amt eines Curator Viarum bekleidete. Das tat er wohl kaum, um dort ein Verwaltungsamt ohne jegliche Führungfunktion auszuüben und sich als einfaches Mitglied des Mitarbeiterstabes des Praefectus Urbi zu sehen. Und wenn der vergöttlichte Claudius eingeführt hat, dass sämtliche Ernennungen sämtlicher Centurionen überall im Reich erst von Rom aus genehmigt werden müssen, dann ist es sicher nicht abwegig, dass ich diejenigen Senatoren kennenlernen möchte, die Rom als Curator dienen, nicht wahr? Oder muss ich dich so verstehen, dass du dich nicht in der Lage siehst, deine Entscheidungen gegenüber anderen Personen zu vertreten? Es gehört schließlich zu den guten Traditionen Roms, dass wichtige Posten kollegial besetzt werden, eben damit jeder seine Entscheidungen mit einem Kollegen diskutieren kann, um so zum bestmöglichen Ergebnis für Rom zu kommen."


    Cornelius Palma versuchte sich an einem festen Blick, aber die Fragezeichen in seinen Augen wollten nicht ganz verschwinden.