Beiträge von Gaius Caecilius Crassus

    Crassus hatte ja damit gerechnet, dass er so eine Anmerkung - ob nun so negativ oder doch eher positiv - in einem der Berichte wiedergefunden hätte. Nun gut, mündliche sollte es ihm auch recht sein. Hauptsache er erhielt eine Einschätzung der Männer, die schon länger vor Ort waren.


    Davon werde ich mir selbstverständlich selber ein Bild machen müssen, doch deine Anmerkung ist zur Kenntnis genommen. Ich nehme allerdings an, dass du diese Meinung ihm gegenüber nicht vorgebracht hast!? Desweiteren ist es hoffentlich unnötig zu erwähnen, dass du diesen Eindruck bis auf weiteres niemandem mitteilst...

    Na wunderbar, so musste es sein. Die Berichte waren bei Ankunft schon fertig ausformuliert. Aber natürlich hatte er auch nichts anderes erwartet. Da die Wache noch einige Schwierigkeiten zu haben schien, hatte Crassus offenbar noch die Zeit sich die persönliche Bemerkung des Miles anzuhören.


    Sprich. Aber fass dich wieder kurz.

    Aufmerksam hörte Crassus sich den Bericht des Miles an. Ab und an nickte er, wie es schien hatte sich in den letzten Tagen und Wochen nicht viel geändert und er war noch so ziemlich auf dem neuesten Stand:


    Wie alt sind deine Berichte oder sind sie das aktuellste was man in Erfahrung bringen kann? Hast du auch schriftlich ausformulierte Berichte? Wenn ja, geb sie meinem Sekretär.

    Crassus schreckte etwas aus seinen Gedanken auf, als ihn einer seiner Begleiter darauf hinwies, dass gerade der Begleiter von dem Sohn des Proconsul eingetroffen sei und ihn sprechen wollte. Crassus nickte, und der Soldat überbrachte Maximianus die positive Antwort.

    In Begleitung einer halben Centurie kam Crassus nach einem kurzen Marsch endlich bei der Regia an. Unterwegs waren ihm natürlich die vielen neugierigen Blicke aufgefallen, die sein Auftritt auf sich zog. Wahrscheinlich wussten die meisten Menschen gar nicht, dass da der Praefectus Praetorio durch die Stadt zog. Sie hielten ihn wahrscheinlich nur für einen anderen hohen prätorianischen Offizier - was aber natürlich auch so schon merkwürdig genug war. Doch auch er ließ auf dem Weg hierher seinen Blick oft neugierig durch die Gegend streifen, immer auf der Suche nach alten Tavernen oder anderen Gebäuden, die er öfters als Soldat der Legio IX besucht hatte. Bei der Regiawache angekommen, gab er seinem Verwandten einem Zeichen, damit er sie vorstellen würde.

    Da Seneca gerade etwas abwesend schien, wandte sich Crassus an den nächsten Tribun, der ihm über den Weg lief. Dieser nickte und bestätigte den Befehl und verscahffte sich sogleich einen Überblick. Crassus unterdess ging zu dem Platz, wo sich die Prätorianer schon sammelten. Nach einigen Momenten des Umehrblickens, erkannte er die Centurie von Decius. Mit einem kurzen Befehl orderte er Decius Centurio zu sich, wechselte mit ihm einige Worte, bis der Centurio sich wieder umdrehte und zu seinen Männern zurückeilte. Dort befahl er der Hälfte seiner Männer mit Decius zum Praefectus Praetorio zu gehen und ihn zu begleiten.

    Gespannt folgte Crassus dem Anlegemanöver. Respekt, das hätte nicht einmal er besser hinbekommen ;)


    Naja, wir werdens schon hinbekommen. Während die letzten Männer noch entladen werden, können die ersten ja schon das erste Lager aufbauen. Das werden wir schon schaukeln. Ich danke dir mal soweit für die schnelle Übersetzung im Namen des Kaisers und im Namen der Cohortes für deine Glückwünsche. Wir haben schon einmal Spanien befriedet, dann werden wir es dieses mal auch wieder schaffen.


    Crassus reichte Florus die Hand, verbaschiedete sich noch einmal von ihm und stapfte dann Richtung Steg, um das Schiff zu verlassen. Irgendwo traf er dann auf den Tribunen Seneca:


    Tribun! Überwache du die Ausladearbeit und schaue, dass uns niemand verloren geht und alles seine Ordnung hat. Ich werde derweil den Proconsul aufsuchen und mit ihm einen Lagerplatz und alles weitere besprechen. Fragen?

    Und natürlich kam Crassus dieser Bitte sofort nach. Es war ja auch in seinem Interesse, wenn er jetzt hier nicht baden gehen würde.


    Sorg' dafür, dass die Männer unter Deck gehen, dort aber auch niemandem im Weg stehen. Sie sollen sich am besten unsichtbar mchen.


    befahl er einem Centurio, der ihm gerade über den Weg lief. Dieser wartete natürlich nicht lange und führte den Befehl aus.
    Crassus dagegen ging an seine alt gewohnte Stelle. Er hatte nicht den Eindruck, dass er dort groß im Weg stehen würde.

    Wunderbar, wie es scheint haben wir tatsächlich den Beistand der Götter. Mögen wir hoffen, dass sie uns weiterhin beistehen werden.


    Crassus ließ seinen Blick zu der Küste gleiten. Eine Küste, die eine für ihn ungewisse Zukunft barg, dabei allerdings ebenfalls seine frühste Vergangenheit in sich trug. Paradox, wie er fand.
    Doch er hängte diesen Gedanken nicht mehr lange hinterher, schließlich gab es jetzt wichtigeres zu tun, vorallem, da es nicht mehr lange dauernd konnte, bis sie endlich landen würden.

    Deine Worte in der Götter Ohren...


    Erleichterung machte sich in Crassus Gesicht breit. Bisher war die Reise ja echt gut verlaufen und prinzipiell hätte er sich auch gar nicht beschweren können, nur sollte man ja bekanntermaßen den Tag nicht vor dem Abend loben. Und schon alleine die Befürchtung Crassus', dass es Stürmen und Winden würde, während sie dabei nur auf diesen paar Brettern unter ihnen stehen könnten, verdarb ihm die ganze Freude an der eigentlich ruhigen Überfahrt.


    Gab es bei einem der anderen Schiffe bisher irgendwelche bekannte Probleme? Oder lief bei ihnen auch alles so glatt wie bei uns?

    Noch sorgenfrei lehnte sich Crassus an der erhöhten Position, an der er auch schon gestern gestanden hatte, an die Reling und ließ seinen Blick gelangweilt mal über das Meer, mal über das Deck gleiten. Die Gespräche die er ab und an mit seinen Offizieren oder mit denen der Classis führte begannen ihn langsam zu langweilen. Nach so vielen Stunden gab es einfach nicht mehr viel zu erzählen.
    Als auf dem Schiff die Kunde die Runde machte, dass man Spanien erreicht hatte, zeichnete sich ein kleines Lächeln auf Crassus Lippen ab. Er wartete bis Florus zufällig seinen Blick streifte und erhob dann seine Stimme:


    Florus, ich hörte wir seien schon in Spanien? Wie lange werden wir dann noch brauchen, wenn uns Neptun weiterhin so hold sein wird?

    Crassus lachte bei Florus Frage. Ja, er musste - zum Glück - schon eine ganze Weile nicht mehr mit einem Schiff reisen.


    Ich habe es gemieden, wann immer nur möglich. Ich brauch' die See absolut nicht zu meinem Glück und hätte auch dieses mal den Landweg gewählt, wenn die Reisegeschwindigkeit über das Meer nicht so erheblich kürzer wäre.


    Langsam ließ Crassus den Blick über die noch recht ruhige See schweifen:


    Wie schwer ist dir der Wechsel Land-Wasser gefallen? Schließlich hast du ja auch auf dem Trockenen deine ersten Schritte im Militär gemacht...

    An einem lauen Wintertag - der dieses Jahr irgendwie noch nie richtig Lust gehabt hatte, frieren zu lassen - erhielt Crassus mit der übrigen Post, heute auch einen Brief, den er eigentlich schon viel früher erwartet hatte. Als er erkannte, wer der Absender war, faltete er ihn mit leicht zittrigen Fingern auseinander. Erst als er den Brief schon einige Minuten lang in den Händen gehalten hatte, traute er sich die ersten Zeilen zu lesen...


    Gruß, Heil und die gebührende Achtung eines treuen Patriziers, o Praefectus Praetorio!


    Seit deinem altruistischen Angebot meine Familie betreffend ist einige Zeit verstrichen, welche ich auf die umfassende Prüfung und die Reflektion eben jenes verwandte. Dennoch kann ich die dir bereits bekannte Entscheidung nur noch einmal bekräftigen, dass eine solche Verbindung weder adäquat noch zweckmäßig wäre. Da dies einen entgültigen Entschluss darstellt, ersuche ich dich darum, jenen zu akzeptieren. Weitere Anfragen sind zwecklos.


    Vale,
    Marcus Flavius Aristides


    Stultissimus! - Blödmann!


    in einer schnellen Handbewegung knüllte Crassus den Brief zusammen und warf ihn quer durch den Raum gegen eine Wand. Danach stand er auf, ging an einen kleinen Tisch in der Ecke seines Officiums und nahm einen großen Schluck aus der Kanne selber, auch wenn ein Becher direkt daneben stand. Nach einigen weiteren Schlucken ging Crassus zu seinem Tisch zurück und setzte sich hinter ihn. Langsam und bedächtig zog er ein leeres Pergament aus einem Stapel heraus und begann wenig später zu schreiben:



    Cohortes Praetoriae - Secretus



    An die Cohors I., Officium der Speculatores



    Höchste Priorität

    Der Stab der Cohortes Praetoriae erteilt der Cohors I. folgenden Befehl:

    Observationsauftrag


    Zielperson: Marcus Flavius Aristides
    Centurio, Legio Prima

    Begründung


    Involvierung in Aufstände in Spanien - sowohl Sertorius als auch Strabo (Verdacht)
    diverse hochverräterische Planungen (Verdacht)

    Höchste Diskretion:



    Sämtliche Informationen sind in diesem Fall an den Princeps Praetorii weiterzuleiten. Abbruch der Aktion, wie bei direkten Stabsbefehlen üblich, nur auf direkten Befehl des Praefectus Praetorio oder höher erlaubt.


    Crassus las noch einmal das Schreiben durch, ehe er es zu den anderen legte, die heute noch die Casa in Richtung Castra Praetoria verlassen würden. Dann zog er ein neues Pergament hervor und begann dieses auch zu beschreiben:



    An
    Marcus Decimus Livianus
    Legatus Legionis
    Legio Prima, Italia


    STRENG GEHEIM


    Nur und ausschließlich durch Marcus Decimus Livianus weiter zu öffnen und zu lesen! Zuwiderhandlung steht auf Todesstrafe durch Steinigung!
    - der Praefectus Praetorio



    Dein dir stets ergebene Klient und alter Freund lässt dich grüßen!


    Wahrscheinlich viel zu lange habe ich nichts mehr von mir hören lassen, alter Freund, wofür ich mich auch in aller Form Entschuldigen möchte. Doch du kennst es ja selber, du kennst ja Rom und du kennst die Arbeit in einem Kastell in Rom. Da findet man kaum Zeit, sich um sich selber zu kümmern - wie dann um seine Freunde und Verwandte und alle die einem Lieb sind?


    Und genau so ist es auch heute. Ich schreibe dir leider nicht, weil ich endlich Zeit dazu gefunden habe, sondern weil die Arbeit es von mir verlangt. Wobei, eigentlich verlangt es ja nicht die Arbeit von mir, sondern meine teuerste Freundschaft zu dir. Meine Arbeit hat da leider eine recht gegenteilige Position, wenn es nach ihr ging würdest du den Brief nie erhalten...


    Aber nun um was es geht:
    Wir haben bei den Untersuchungen in Spanien sowohl bei dem Sertorius-Aufstand als auch in dem Strabo-Aufstand Spuren gefunden, die eindeutig Richtung Rom weisen. Das ist nicht verwunderlich, man ging ja schon immer davon aus, dass auch in Rom Mitverschwörer der beiden Aufstände waren. Aber in letzter Zeit haben sich die Hinweise verdichtet. Sie sind aber noch nicht dicht genug, um eindeutig eine Aussage treffen zu können, ob die ermittelten Personen nun wirklich die sind, die sie zu sein scheinen.
    Aber ich möchte dich nicht mit langen Erzählungen und Möglichkeiten quälen.


    Wie es scheint, ist einer deiner Centurionen ein Hochverräter. Wir haben noch lange nicht genug Beweise um ihm etwas nachweisen zu können. Du weißt und wirst dich gerade sicherlich fragen, seit wann wir auf hundert prozentige Beweise warten, bis wir die Person "verhören". Nun, tun wir normalerweise immer noch nicht, aber zum Einen sind die Indizien bisher wirklich recht vage und zum Anderen ist er ein Patrizer. Sein Name ist Marcus Flavius Aristides.


    Du weißt welche Wellen es schlagen würde, wenn herauskommen würde, dass ich dir diese Information schon jetzt gegeben habe. Deshalb bitte ich dich, den Brief nach dem du ihn gelesen hast zu vernichten - vollständig und keine Abschriften davon aufzubewahren.
    Nur durch meine langjährige Freundschaft zu dir habe ich mich dazu genötigt gefühlt, dir diese noch absolut geheimen Information zu schicken. Gehe mit ihnen auch so um.


    Werfe zu deinem und zu Roms Schutz ein Auge auf ihn. Nichts wäre verheerender als ein erdolchter Legatus Legionis und ein wildgewordener Hochverräter an der Spitze einer Legion direkt im Herzen des römischen Imperiums - vor den Toren Roms. Und als ob das noch nicht Unglück wäre, sind dazu auch noch die Cohortes Praetoriae nur unvollständig in Rom und zum Teil auf der Reise nach Spanien.


    Diese Situation erfordert alle Aufmerksamkeit die wir zu bieten haben. Aufmerksamkeit und Entschlossenheit strikt zu handeln, wenn wir etwas bemerken. Wir können uns beide keinen Fehler erlauben, nicht in dieser Lage. Deshalb der Brief.


    Rom zählt genau wie ich auf dich.



    dein dich liebender Kamerad
    Gaius

    Noch eine ganze Weile stand Crassus ohne jegliche Bewegung in die Ferne starrend an der Reling. Es schien fast so, als ob er gar nicht mitbekommen würde - oder wollte -, dass die letzten Vorbereitungen abgeschlossen wurden und sie gerade ausliefen. Erst als die ersten Ruder die Wasseroberfläche durchschlugen, rührte sich Crassus wieder. In einer schnellen Bewegung drehte er sich herum und ging dann im krassen Gegenteil zu der Drehung mit gemäßigtem Schritt auf den Kommandoposten in dem Heckbereich des Schiffes zu, wo er Florus und die anderen Offiziere des Schiffes erwartete.
    Er ließ sich bei dieser Strecke, welche er mehr schlenderte als marschierte, sehr viel Zeit, sodass große Teile der Flotte sogar schon den Hafen verlassen hatten, ehe er endlich die erhöhte Kommandoplattform bestiegen hatte. Dort nickte er allen Anwesenden und ließ dann mit gelangweilter Miene seinen Blick über das Deck gleiten.

    Werde ich nicht.


    Crassus sah der Sänfte, in welche Minervina gestiegen war, noch eine ganze Weile nach, ehe er sich rührte und in eben die andere Richtung ging. Nur wenige Meter später stießen dann seine Begleiter wieder zu ihm und begleiteten ihn Richtung Casa Caecilia. Auf dem Weg dorthin - es war eine recht ordentliche Strecke - kreisten seine Gedanken um Minervina und seinen Gefühlen, oder eben nicht-Gefühlen, zu ihr.

    Nun schien die Reise also endgültig begonnen zu haben und ein Zurück war ausgeschlossen. Recht so, denn nach Crassus Empfinden, hatte man die Planung dann ausgiebig genug durchdacht und verfeinert gehabt, sodass die Durchführung kommen konnte.
    Nachdem er sein neues Quartier gründlich inspiziert hatte, ging er wieder hoch an Deck - gerade als die Schiffe alles zum Ablegen vorbereitet hatten. Mit einem zufriedenen Grummeln verschränkte er die Arme vor der Brust und stellte sich an die Reling. Dass er dabei einigen Matrosen im Weg stehen musste, war ihm entweder egal, oder fiel ihm nicht auf - zumindest deutete seine gelassene und ignorierende Miene nichts anderes an.

    Zum Glück, sonst hätten wir uns heute sicher nicht getroffen.


    Inzwischen hatte Crassus seinen Blick wieder gesenkt und sah ihr in die Augen. Jetzt, während er sie so beobachte, kam er sich selber etwas komisch vor. Er hatte bisher immer mit einer Frau geschlafen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergeben hatte und sie ihm sympathisch vorkam. Nur heute nicht. Da hatte er es ihr sogar ausreden müssen.. ob es wohl daran lag, dass sie eine Patrizerin war? Crassus konnte es nicht mit Sicherheit sagen.


    Pass auf dich auf...


    er drückte sie noch einmal fest an sich, bevor er sich von ihr löste und einige Schritte von ihr Abstand nahm. Es sah fast so aus, als ob er anders der Versuchung nicht widerstehen könnte.

    Crassus wusste nach ihrer Antwort nicht, ob er sich freuen sollte oder eher nicht. Nicht, dass er nicht auf diese Antwort gehofft hatte, doch irgendwie konnte er sich diese Hoffnung, diesen Wunsch nicht erklären. Denn schließlich würde er dadurch wahrscheinlich nur noch einige Probleme mehr haben.


    Mach dir darüber keine Sorgen. Wenn du erst einmal in Spanien bist, wirst du Rom aus dem Kopf haben.


    er sprach langsam und blickte dabei in den dunklen Nachthimmel:


    Ich weiß nur noch nicht, wie wir uns dort finden können. Schließlich muss ich dort einen Aufstand niederschlagen und mein Aufenthaltsort wird sich stetig ändern. Gut, herauszufinden wo ich mich dann immer befinde dürfte relativ leicht sein, ich habe ja zwei tausend Männer bei mir. Aber dort wo ich bin, wird es gefährlich sein...